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Dämmerstunde im Felde

Fern, fern auf deutschen Gartenwegen
geht fromm dein lieber Frauenschritt.
Du hörst wie ich ein leises Regen
und weißt es wohl: ich wandre mit ...

Des Himmels Rosenwunder blühen
im See, von Wassern feucht umschäumt,
es brennt in tiefem, tiefem Glühen
die fernste Wolke lichtbesäumt.

Nun stehst du still im hellen Kleide;
dein Haupt lehnt kühl am dunklen Holz,
dein Herz ist schwer vom deutschen Leide,
dein Herz ist weit vom deutschen Stolz.

Ich steh' auf schattendunklem Grunde
im grauen Mantel hinter dir,
und leise durch die leise Stunde
geht Wort und Wort von dir zu mir.

Und heller schimmern deine Birken
bei jedem Wort, das fromm erwacht,
und immer tiefre Rosen wirken
des Herrgotts Engel in die Nacht.

Ich möchte deine Hand erfassen,
und auch die deine öffnet sich,
da wirft der Mondgott seine blassen
Grabrosen zwischen dich und mich ...

O Dämmerstunde, Rosenstunde,
wie bald dein Märchendurft zerschäumt!
In Welschland geh ich nächt'ge Runde,
und unser Traum ist ausgeträumt.

Ich schreite über Feindeserde
in meines Mantels fahlem Grau.
Und doch: Ich steh' vor deinem Herde
als Schildwacht, liebe deutsche Frau!

*


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