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Die drei Brunnen vor Gottes Tür

Die Menschenseele kam im Sterbekleid
vor ihres Schöpfers Tor,
die schimmerten aus dunkler Ewigkeit
drei lichte Brunnen vor.

Die Seele neigte zu dem ersten sich
und sah ihr menschlich Bild;
der Brunnen sang: »So siehst du selber dich!
Mein Spiegel malt zu mild.«

Zum zweiten beugte sich die Seele bang,
drin schwamm ein Bild, das glich
dem andern kaum wie Spott. Der Brunnen klang:
»So sieht dein Schöpfer dich!«

Und leise aus dem dritten Brunnen hob
ein Bild sich, klar und rein,
in dessen Zügen Glanz des Ew'gen wob
wie inn'rer Glorienschein.

Ein Zürnen schwoll aus tiefem Brunnenschacht:
»Sieh, Menschenseele, sieh!
Des bist du selbst, so wie dich Gott gedacht,
als er dir Leben lieh.

Zu diesem Bild gab er dir Stoff und Kraft
und gab dir Schöpfermacht.
Du hast aus dir ein Stümperwerk geschafft,
das Gottes Plan verlacht.«

Der Brunnen überquoll den goldnen Rand,
so wallt ein Herz in Zorn –
der Weg zum Vaterhaus in Fluten schwand,
es klang der Born:

»Zurück, du Tor! Im Werden daure aus,
bis einst dies eine Bild
aus den drei Brunnen vor des Schöpfers Haus
dir rein entgegenschwillt!«

*