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Ahnen und Enkel

Nun muß ich oft in tiefer Nacht das Ohr
leis zu der dunklen deutschen Erde neigen
und lauschen, lauschen in das ew'ge Schweigen,
in das sich tausendjähr'ger Lärm verlor.
Mir ist, ich hör' der Toten Herzen schlagen,
die halberweckt von unsern großen Tagen
die Auferstehung deutschen Volkes wittern
und von dem Hauch der Ewigkeit erzittern,
als habe Gott der Herr ins deutsche Land
den eh'rnen Engel des Gerichts gesandt.

Es drängt herauf und schwillt wie Glockenton
aus toten Städten in versunknen Tiefen,
als regten sich die Toten rings und riefen:
Sei Wach! Die Ewigkeit ist angebrochen,
die Gott der Herr dem deutschen Volk versprochen.
Nun wach und bete! Nimm in beide Hände
den heil'gen Stahl und steh der Schicksalswende!
Sei wach! Heut braucht der Herr des ew'gen Lichts
das deutsche Volk zum Engel des Gerichts!

Ich hör die Toten rings und leg' die Hand
zu stummem Schwure auf die dunkle Erde.
Wohl, wir sind wach, nun Gott sein großes »Werde!«
gerufen über unser Vaterland.
Gebet und Tat sind heil'ges Vätererbe.
Wohlan, ich schwör's: Und ob ich darum sterbe,
ich will die deutsche Ewigkeit bereiten.
Hört uns, ihr Toten! Wir sind wach und schreiten
zum Ziel, an das ihr einst wie wir geglaubt,
und das kein Teufel unserm Volke raubt.

*


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