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Das eiserne »Werde!«

Das Erz im Schacht spricht:

Mein Traum ist schwer. Mein Schlaf ist dumpf.
Ich liege tief und dämmre stumpf.
Ich zittre, wenn die Erde dröhnt
vom Schritt des Lebens, der mich höhnt.

Das weißglühende Eisen spricht:

Wie loh und laut das Leben braust!
Wie heiß und harsch die Flamme saust!
Es strömt und schäumt wie brünst'ges Blut,
ich pulse schwer in weißer Glut.
Das Werden dröhnt und schweißt und schafft,
ich bin und werde wesenhaft,
ein Teil der Weltenzeugungskraft.
Erz lag versargt in Kluft und Gruft,
Stahl herrscht in Wasser, Erde, Luft,
Stahl atmet aller Schlachten Duft!

Die Schiene im Strang spricht:

Das Leben hat mich übermocht,
ich bin dem Leben unterjocht.
Ich bin kein Leid, ich bin ein Glied,
durchpulst von fremdem Lebenslied.
Ins Sein, wie einst ins Nichts gefügt,
weiß ich, wie sehr das Werden lügt.
Ich liege an der Erde Brust
wie einst im Schoß ihr sonder Lust,
des reichen Lebens unbewußt.
Der gleiche Rhythmus dröhnt und stöhnt,
ich bebe, wenn sein Schall mich höhnt.
Auf – ab, ab – auf, auf – ab, ab – auf,
das ist mein Teil am Weltenlauf.
In gleichen Pausen gleichen Stoß
zu dulden, ist mein Sklavenlos.
Das Sein braust über mich dahin,
ich weiß von ihm nicht Ziel und Sinn,
ich weiß, daß ich sein Sklave bin,
sein Knecht wie der, der mich geschweißt,
er heiße, wie er immer heißt.
Handauf – handab, handab – handauf,
das ist sein Teil am Weltenlauf.
Er ist wie ich gebundne Kraft,
des ganzen Lebens unteilhaft,
mit Recht trägt er mir Patenschaft.

*


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