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Über dem großen Stiftswald, der im Nordwesten von Kasdorf viele Meilen weit das wellige Hochland bedeckt, schwebte das erste unbestimmte Morgengrauen. Wie ein unermeßlich großer Kohlenmeiler erschien der im Nebel dampfende Hochwald. Schon war der Himmel im Osten fahl und durchscheinend geworden und seine Sternenaugen begannen zu erlöschen; am Fuß der alten Tannen und Fichten aber lag noch dick und träge die Finsternis.
An einem der ältesten Baumriesen lehnte regungslos, wie ein aus dem Stamm herausgeschnitztes Bild, der Wachtmeister.
Das war die zehnte Nacht, die er im Walde zubrachte, nachdem er, vom Förster aufs genaueste unterwiesen, alle Dickungen 96 durchkrochen, alle Wechsel ausgespäht, alle die vielen schmalen, oft nur zwei Fuß hohen Rehpässe ausgekundschaftet.
Jetzt hatte er endlich die Witterung.
Es gab viel Wild dieses Jahr, und die Klagen der Bauern wegen Wildschadens waren lauter als je. Und so mehrten sich denn auch die Schlingen aus Draht und Pferdehaar, die sorgsam im Bettstroh versteckten zerlegbaren Stutzen, die im Dickicht des Hochwalds die Tiere am Leben bedrohten.
Vielleicht hätte es beim Wachtmeister der genauen Belehrung durch den alten Förster, den der Dienst schon ein wenig hart ankam, nicht einmal so sehr bedurft.
Wie er da stand, an den mächtigen Stamm gelehnt, in dem lautlos und heimlich die Säfte des Lebens auf und nieder stiegen, da stiegen auch in seinem Blut Erinnerungen an ferne Kindertage empor, als er noch der Pummerfranzl hieß und bei seiner Mutter in dem kleinen Häuschen am Waldrand wohnte. Da war 97 einmal eine Nacht wie die heutige, mit ziehenden Frühherbstnebeln und schneidend kalter Luft, und er stand fröstelnd mit einem Schrotgewehr im Arm am Feldrain – und dann pfefferte er in die Hasen hinein, die den armen Teufeln ihre Gärten und Felder verwüsteten, Nacht für Nacht, trotz aller Klagen und Proteste, daß es einfach nimmer zu ertragen war. Schwarzenbergscher Wald war's, und die Schwarzenbergs sind eine sehr, sehr mächtige und einflußreiche Herrschaft, und man nennt sie insgeheim die Könige von Böhmen. Da kann eine arme Feldwebelswitwe nicht heran. Aber die Hasen kamen seit jener Nacht nicht mehr, und der Franzl lachte sich heimlich den Buckel voll, als alle Nachforschungen des Forstpersonals erfolglos blieben. Du mein Gott: was kann dem Fürsten Schwarzenberg an ein paar erschossenen Hasen liegen!
Und zwanzig Jahre später lauerte Franz Pummer als Vertreter der gesetzlichen Ordnung selbst einem Wilderer auf. Sonderbar genug geht es zu auf dieser runden Welt. 98
Der Wachtmeister war ein Mann der Tat und machte sich keine Gedanken über diesen Umschwung. Das wäre auch vollkommen unnütz gewesen. Jetzt galt es den Dieb zu erwischen, und sein ganzes Sinnen und Trachten spitzte sich wie eine Stichflamme in diesen einzigen, heißen Wunsch.
Unweit der Stelle, wo er auf der Lauer stand, grenzte an den Wald eine große Wiese mit einem Heustadel. Seine schwarze Masse hob sich gespenstisch aus den ziehenden Nebeln. Von unten herauf klang das dumpfe Brausen des Flusses. Große Felsblöcke ragten aus der Flut; zornig brachen sich die braunen Wellen an ihnen und zersplitterten vergebens ihre Kraft. Das Rauschen wurde stärker und heller – – nein. Das kam nicht von unten. Es raschelte etwas durchs Gebüsch. Ein dunkler Knäuel ballte sich dort zusammen. Äste knackten.
Der Wachtmeister hielt den Atem an und fühlte sein Herz wie einen Hammer gegen die Brustwand schlagen. 99
Endlich – endlich – endlich!
Da – in einer Entfernung von kaum dreißig Schritten wälzt sich etwas heran. Und er starrt mit brennenden Augen in Nebel und Finsternis hinein, lauernd, bis es nahe kommt und ihm nicht mehr entrinnen kann . . .
Er faßt den Stutzen fester. Und die Finger spannen sich um das kalte Eisen, das eine seltsame Beruhigung in die aufgeregten Nerven ausströmt. Denn es ist eine Waffe. Eine tödliche, furchtbare Waffe. Und der Mann dort im Dunkel hat vielleicht schon eine gleiche gegen seine Brust gerichtet.
Du oder ich – vielleicht wir beide!
Soll er ihn anrufen?
Die Entfernung ist zu groß. Ein Sprung ins Dickicht, ein paar wilde Sätze durch die Finsternis in das Flußtal hinunter, und die kostbare Beute ist entwischt für immer.
Warten heißt es – warten. Es muß ja bald der Tag kommen. Schon gehen die ersten eisigen Morgenschauer durch den Wald. 100
Aber was ist das? Die schattenhafte Masse dort drüben rührt sich nicht vorwärts und nicht rückwärts. Der Wachtmeister beginnt zu zweifeln. Vielleicht ist das gar nicht der erwartete Wilddieb. Vielleicht hat ein Rehbock sein nächtliches Lager verlassen, um auf der Wiese zu äsen, und steht nun still, weil er seinen furchtbaren Feind, den Menschen, in der Nähe wittert.
Wieder vergehen Minuten. Und der Nebel wird dichter und dichter. Er dampft aus dem Moosboden empor, er windet sich um die grauen Stämme wie ein Reigen von Elfen mit ziehenden, flutenden Gewändern, er sinkt aus den Wolken herunter wie ein Schleiervorhang. Aber auch auf der Wiese beginnt ein sonderbares Weben; es knistert und flüstert im Holzwerk des großen Heustadels, es steigt auf und nieder wie Rauch und nimmt Gestalt an und zerfließt wieder ins dämmergraue Nichts.
Der Wachtmeister atmet schwer. Mit einem Male fallen ihm die Märchen seiner längst vergangenen Kindheit ein, die von tückischen 101 Waldzwergen und arglistigen Gesellen erzählen, denen der Mensch in der Wildnis der einsamen Natur rettungslos verfallen ist. Und eine Ahnung sagt ihm, daß sich irgend etwas Böses, Feindliches in seiner Nähe befindet, daß es nach ihm greift mit grauen, unkörperlichen Nebelarmen, die seinen klaren Verstand verwirren, sein eisernes Herz umklammern wollen –
Da plötzlich färbt sich der Nebel rot. Rosenrot zuerst – dann immer dunkler, bis er die Farbe des Blutes erreicht. Und das Flüstern und Knistern von der Wiese her wird lauter und lauter.
Wie merkwürdig trüb heute die Sonne aufgeht! Aber – Herrgott, der rote Schein kommt ja gar nicht von Osten – das ist ja Feuer!
»Feuer!«
Der Wachtmeister ruft es laut in den schweigenden Wald hinein und stürzt auf den Stadel zu, aus dessen Dach wahrhaftig schon die roten Flammen schlagen. Eine dicke, wirbelnde Rauchsäule zwängt sich aus dem herzförmigen Dachfenster, das in die Vorderwand eingeschnitten 102 ist. Und drinnen ist ein Brodeln, Krachen und Rollen wie in einem ungeheuren Kochkessel.
Den Stutzen in der Hand, rennt er um das Gebäude herum. Die dumpfe Angstempfindung von vorhin löst sich in einem derben Soldatenfluch. Und wenn der ganze Wald verhext ist – ein paar blaue Bohnen werden die Hexen und Zauberer schon zum Teufel schicken, woher sie gekommen sind . . .
Aber zum Schießen gehört ein Ziel. Und weit und breit ist nichts zu sehen als der einsame Wald, dessen Stämme alle zu glühen scheinen, dessen Moosboden ein feuriger, wallender Teppich ist, auf dem die Schatten der Bäume und des Unterholzes im Lichterspiel der Flammen einen wilden Tanz aufführen. Kein Rehbock, kein Wilderer ist zur Stelle, nur dickes Wacholdergebüsch hockt da, gleich ungeheuren schwarzen Kröten.
Am Ende ist er doch entwischt, der Hund! Wütend zerstampft der Wachtmeister den Moosboden. Aber das rasende Element spottet seines 103 ohnmächtigen Zornes und frißt weiter und weiter. Zu retten gibt's da nichts; man muß das schöne Heu ruhig verbrennen lassen. Jammerschad ist's drum!
Zum Glück ist die Luft so still, daß die beängstigend nahen Stämme kein Feuer fangen. Nur eine prachtvolle, majestätische Flamme steigt wie eine Pyramide hoch über die Baumwipfel empor; dann bricht unter Donnern und Krachen der Dachstuhl zusammen, und Millionen Funken fliegen in die Luft wie riesige Schwärme feuriger Bienen.
Pummer schüttelt den Kopf. Der scharfe Rauch des brennenden Holzes beißt ihm in die Augen, daß sie tränen. Neue Rätsel drängen sich ihm auf, obwohl die alten noch lange nicht gelöst sind. Hat sich das Heu von selbst entzündet? Das kommt ja vor, sehr selten freilich, aber doch . . . Oder ist der Brand gelegt? Aber wer könnte ein Interesse daran haben, ein paar Ballen Heu anzuzünden, hier am Rand des Hochwalds? Oder – sein Blick wurde plötzlich starr – oder 104 sollte irgendein Zusammenhang zwischen dem Feuer und dem Wilderer bestehen, der hier sein Wesen trieb?
Zunächst mußte man erfahren, wem der Heustadel gehörte. Natürlich hieß es auch die Umgebung nach Fußspuren untersuchen. Sherlock Holmes konnte aus den Tritten eines Menschen erkennen, aus welchem Stadtteil von London er kam. Ja, aber Sherlock Holmes hatte es leichter als der Wachtmeister. Trittspuren im weichen Waldmoos zu verfolgen ist fast unmöglich, weil sich die Gräser gleich wieder aufrichten. So einfach lag die Sache hier nicht . . .
Das Feuer war zu einem Gluthaufen zusammengesunken, der mächtige Wellen von Wärme ausstrahlte. Fahl und grau breitete sich die Morgendämmerung über die Brandstätte.
An einem glimmenden Balken zündete Pummer seine Morgenzigarre an und hielt so lange Wacht, bis jede Gefahr für den Wald vorüber war. Dann machte er kehrt und schritt hinaus in die weißbetauten Wiesen, der Sonne 105 entgegen, die sich jetzt am Rand des Horizontes zwischen blutroten Wolkenfetzen hervordrängte.
Er wollte nach Kasdorf zum Bürgermeister, um den Vorfall zu melden und nach dem Besitzer des zerstörten Objekts zu forschen.
Nach einem strammen Marsch betrat er von hinten, durch das weitgeöffnete Scheunentor, den Hof des alten Lux. Der stand in Hemdärmeln vor der Stalltür und half den Knechten eine mächtige Fuhre Mist auf den Wagen laden.
»Schon so zeitlich im Dienst, Herr Pummer?« fragte er und lachte über das braune, glattrasierte Bauerngesicht.
»Na und ob – ich war die ganze Nacht im Dienst. Hat der Herr Bürgermeister bissel Zeit – wichtige Meldung?«
Der Alte warf seine Mistgabel einem Knecht hin und wusch sich beim Brunnen die Hände. Hoffentlich dauerte die Amtshandlung nicht gar zu lange. Oft schon hatte ihn die pedantische Gründlichkeit des Wachtmeisters zu gelinder Verzweiflung gebracht. 106
Sie gingen in die Kanzlei.
Dort stand in einer Wolke von Moderduft. wie sie alte Möbel ausströmen, ein wahres Ungeheuer von Sekretär, mit Tabernakeln, Fächern, Regalen und geschnitzten Galerien, mit eingelegten Elfenbeinfiguren und Messingrosetten. Jäger mit Federhut und Stulpenstiefeln bliesen das Hifthorn, eine Alabasteruhr in einem Glasgehäuse zirpte mit dünnem Glockenschlag vom Gesimse des Ungetüms, das wie eine Ritterburg aussah, die Stunde herab. Es war ein Erbstück vom Großvater des alten Lux, der hier vor hundert Jahren so was wie ein Dorfschulze gewesen war.
In den Fächern, Kammern und geheimen Verliesen dieser hölzernen Burg lagerten und steckten im verstaubten Durcheinander die Gemeindeakten von Kasdorf und Umgebung.
Der Alte ließ sich in seinem ledernen Armstuhl mit den großen Ohrenklappen nieder und fragte mit einem Blick nach der Alabasteruhr:
»Also dann, was gibt's, lieber Herr Wachtmeister?« 107
Pummer berichtete, und der Alte hörte mit steigendem Interesse zu. Bei der Schilderung des Brandes sprang er auf:
»Wie – was – der große Heustabel beim Klosterwald? Wo die Wacholderbäum' stehn? Kruzitürken, der g'hört ja mein! Teufi, Teufi, da is schad drum. Das schöne Heu! Mein schönes, schönes Heu!«
Er ging mit hastigen Schritten die Stube auf und nieder, vom Herrgottswinkel zur Ritterburg und wieder zurück, heftige Wolken aus seiner Pfeife paffend. Der Wachtmeister schwieg teilnahmsvoll.
»Na – der Herr Bürgermeister wird ja das Objekt versichert haben, wie?« sagte er nach einer Pause.
Der alte Lux kratzte sich hinterm Ohr und schnitt ein pfiffiges Gesicht:
»Freili hab' ich's versichert, und hoch auch noch dazu – höher als der ganze Krempl wert is . . .«
Der Wachtmeister horchte auf. »Hoch versichert, sagen Sie?« 108
»Aber es is mir net um das. Der Stadel war so schön nah bei meinen Wiesen vorm Klosterwald. Dort hab' ich's Heu bequem einlagern können. Und jetzt muß ich's bis nach Kasdorf herführen, zwei Stund weit. Was das Zeit kost' und Arbeit, und wie die Pferd da strapaziert werden. Wegen dem is mir die Sach zwider.«
Der Wachtmeister nickte.
»Sagen Sie, Herr Bürgermeister,« fuhr er mit gedämpfter Stimme fort, »haben Sie vielleicht auf jemanden hier im Ort einen Verdacht, daß er den Brand gelegt haben könnte?«
Der Alte zuckte die Achseln.
»Verdacht – du lieber Gott, ein paar liederliche Kampeln gibt's schon in der Gemeinde, denen man so was zutraun kunnt . . . Da is der Totengräberlippl, der so viel sauft . . . und der Kern Hansl – und noch a paar solche Früchteln . . .«
Man ging die Liste der Verdächtigen durch, und der Wachtmeister machte sich eifrig Notizen in sein Taschenbuch. 109
»Philipp Zehetgruber, Totengräbersohn, vierundzwanzig Jahre, vorbestraft wegen unbefugten Tragens von Waffen – oha!«
Plötzlich hob der Pummer den Kopf. Von der Türe her, die plötzlich mit starkem Griff geöffnet wurde, kam ein beißender Geruch wie von schwelendem Holz.
»Ferdl,« rief der Alte, »schau dazu, daß die Knecht mit dem Mist weiterkommen!«
Der junge Lux erschien in der Türöffnung, die Hände in den Hosentaschen. Er maß den Wachtmeister mit einem halb erstaunten, halb spöttischen Blick.
»Und der Hanni sagst, sie soll gschwind a Glas schwarzen Kaffee machen. Recht heiß. Der Herr Wachtmeister hat die ganze Nacht Dienst g'habt im Wald draußt.«
»Is scho recht, Vater.«
Und er verschwand im Hausflur, ging aber zunächst in sein Zimmer, wo er den Rock wechselte. Dann erst gab er der Hanni, die mit zerzaustem Kopf in der Küche herumfuhr, den 110 Befehl und wandte sich dem Hof zu, wo die Knechte inzwischen den Wagen vollgeladen hatten.
»Hüh – hott!«
Die Pferde zogen an. Rasselnd fuhr der Wagen mit seiner wertvollen Ladung über das holperige Pflaster.
Der Ferdl stand dabei und pfiff leise den Walzer vom Kirchtag. Seine Augen zwinkerten. Aber doch war eine Fahrigkeit und Unruhe in ihm, die er vergebens zu beherrschen strebte. Es litt ihn nicht lang im Hof. Kaum hatte sich das große Einfahrtstor hinter dem Mistwagen geschlossen, schlenderte er wieder in die Kanzlei zurück. Der Gast stand vor einem Gestell mit Pfeifen, deren der alte Lux eine ganze Sammlung besaß.
»A schöner Kopf,« sagte der Wachtmeister und betrachtete das kleine Stück Porzellan mit großem Interesse.
Es war etwas im Ausdruck des Blickes, das dem Ferdl nicht gefiel. Er griff nach der Pfeife und steckte sie in die Hosentasche: 111
»O, die g'hört ins Haus. A altes Stück – noch von mein Ahnl her.«
»So, so,« sagte der Wachtmeister gedehnt. Und dann kam der schwarze Kaffee in einem schönen geschliffenen Glas mit Goldrand, und die Hanni hatte noch ein Stück süßen Kuchen dazugelegt.
Pummer löffelte langsam, mit Bedacht und Verständnis und nachdenklichen Pausen. Dann sagte er sein Vergeltsgott, schlug die Hacken zusammen wie ein Offizier und empfahl sich. Seine Tritte dröhnten über die Bretter des Vorraums und weckten leisen Widerhall im Herzen der Hanni.
Aus dem kleinen, vergitterten Fenster der Kanzlei, zwischen grellroten Pelargonien hindurch, warf der alte Lux noch einen Blick auf die Straße.
Da stand der Wachtmeister und schien mit gerunzelter Stirn das Haus zu betrachten. Der Bürgermeister schüttelte den Kopf.
»Zu scharf is er, der Pummer, zuviel hantig. 112 Söll tut nöt gut. Wird sich noch amal fest ins Fleisch schneiden.«
Dann wandte er Hände und Gedanken wieder seinem Dünger zu.
Der Luxhof lag etwas außerhalb des Ortes, auf einen jener gewaltigen Granitblöcke gebaut, die gleichsam das Rückgrat der Gegend bilden; tiefe, schnurgerade Rinnen zogen sich im Viereck um die Grundmauern, das Sprichwort vom steten Tropfen bestätigend; der Regen, der seit Jahrhunderten von den Dächern floß, hatte sie in das harte Gestein gefressen. Der Backofen wölbte sich aus der Mauer heraus gleich einer runden Wange; wie kleine schwarze Augen, von den Wimpern grellbunter Bauernblumen gesäumt, guckten die Fenster aus dem runzligen Gesicht des alten Hauses – lustig im hellen Sonnenschein zwinkernd und dennoch voll hinterhältiger Schlauheit. Und das struppige Dach sprang vor wie ein gewaltiger Dickschädel.
Der Wachtmeister sah das alles und sah doch nichts davon. Neue Kombinationen von 113 unerhörter Kühnheit arbeiteten hinter seiner niedrigen Stirn.
So vernahm er auch nicht das Klirren und Klingen an der Rückseite des Hauses. Dort schlug der Lux Ferdl, mit einem bösen und zornroten Gesicht, eine schöne vergoldete Porzellanpfeife an dem gewaltigen granitenen Fundamentblock in lauter kleine Stücke. 114