Gustav Falke
Der Mann im Nebel
Gustav Falke

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22.

Randers an Gerdsen.

Lieber Freund!

Nun ist wieder alles aus. Alle Gespenster wachen wieder auf.

Mir ist es, wie die Witterung eines Verhängnisses. Und hier, wo ich gesunden wollte!

Ja, ich liebe sie, das ist ohne Zweifel! Aber gerade darum. Keine Ehe! Kein Mord dieser Liebe.

Sie müssen sie kennen lernen.

Dieses wunderbare Weib, ganz Weib! Und doch von einer Grösse, einer Strenge. Rühr mich nicht an! Geist und Verstand. Güte. Schönheitsbedürfnis. Einsame Natur, also Stolz und Menschenverachtung.

Sie hat wunderbar schöne Hände, gross und voll, aber weich, und hat einen so warmen festen Druck. Hände zum Festhalten: Du bist mein!

Ihre Altstimme. Sie spricht ruhig, still hin, überlegt, aber es zittert immer so ein tiefer Seelenton mit. Sie spricht, wie sie blickt; diese klaren, klugen Augen, in denen aber auch etwas Verhaltenes, Tiefes zittert.

Sie teilt sans gêne mein Blockhaus, als guter Kamerad. Alle meine Träume haben sich erfüllt.

O, diese Stunden am Strand, in den Dünen. Und zu Hause, wenn wir lesen. Sie liest, na, eben als Künstlerin, geborene Ibsendolmetscherin. Hedda Gabler, Rebekka West, Nora. Sie würde keine unwahre Ehe ertragen. Einfach davongehen, wie sie dem Assessor davonging, den man ihr aufzwingen wollte.

Und eine Ehe mit diesem Weibe! Raten Sie mir!

Ich habe ein Klavier aus Hamburg bestellt. Sie müssen sie Grieg singen hören. Jeder Ton Leidenschaft.

Ihr Randers.


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