Gustav Falke
Der Mann im Nebel
Gustav Falke

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18.

Gerd Gerdsen an Randers.

Lassen Sie endlich von sich hören? Ihr Schweigen war mir rätselhaft.

Also wieder im Netz? Ich glaube, Sie leben ein wenig unserm Roman zuliebe und stürzen sich deswegen in Unkosten. Wie soll ich Ärmster das alles bewältigen! Kaum glaube ich, Sie gefasst zu haben, verwandeln Sie sich proteusartig; oder vielmehr lassen sich verwandeln von irgend einer Circe. Oder sind Sie konsequent in der Entwickelung? Ist es die Künstlerin, die Ihnen nach der Aristokratin noch fehlte? Nur dann würde ich mir weitere Materialien erbitten.

Ich hatte mir schon vorgenommen, Sie im November zu besuchen, »studienhalber«. Sie sollten mir wenigstens die Stelle zeigen, wo Sie Ihr Blockhaus bauen würden, und ich wollte wenigstens die aufgebrachten Wellen sehen, die zuletzt ihre Leiche dem erschütterten Leser vor die Füsse werfen sollen. Eine Blockhausgefährtin aus Fleisch und Bein zu sehen, darauf hatte ich schon Verzicht geleistet. Und nun ist sie doch Wirklichkeit geworden.

Lassen Sie mich jetzt aber auch mehr hören. Der Roman stockt. Ich brauche Dampf. Lassen Sie mich im Stich, muss ich's auf meine Weise deichseln. Und ob Sie dann zufrieden sein werden?

Kraus genug wird das Ding. Mehr Materialien zu einem Lebensbild als Roman. Aber Warum muss es denn gerade ein Roman sein? Es wird ein buntes Buch, und wir wollen zufrieden sein, wenn der Leser gestehen muss, dass er schon schlechtere Bücher gelesen hat. In Zukunft bin ich übrigens vorsichtiger in der Wahl meiner Modelle. Ihr Fall wäre etwas für das Genie eines Cervantes oder für die Psychologie eines Dostojewsky.

Mit Herz und Hirn Ihr

G. Gerdsen.


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