Gustav Falke
Der Mann im Nebel
Gustav Falke

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20.

Das ganze Blockhaus duftete nach Veilchen. Randers hatte zu Helgas Geburtstag aus Hamburg Veilchen bestellt. Zwei grosse Körbe voll. Er hatte den einen auf ihr Zimmer gestellt, den Inhalt, des anderen unten in der Wohnstube verstreut, über alle Möbel, und über den Fussboden.

Helga teilte seit ein paar Tagen das Blockhaus mit ihm. Warum nicht? Der Leute wegen? der Rantumer?

»Wir wollen gute Kameraden sein.« Damit hatte sie seine Einladung angenommen.

Als sie zum Morgenkaffee herunterkam, auch hier Veilchen sah, zu ihren Füssen, nicht zutreten mochte und dann, als er sie erwartungsvoll ansah, mit einem glücklichen, gerührten Lächeln auf ihn zukam, der Veilchen nicht achtend – da sagte Randers zum erstenmal leise:

»Wie lieb habe ich Sie.«

Ein flammendes Rot überflog sie, verging aber schnell.

Sie lächelte.

»Wie gut Sie sind.«

»Weil ich Sie so liebe?«

Sie legte den Finger auf den Mund.

»Seien Sie nicht töricht,« sagte sie. »Wir wollen gute Kameraden sein.«

Er küsste ihr die Hand.

Nachher gingen sie auf die Dünen hinauf.

Es wehte stark. Helgas Kleid klatschte im Wind. Sie atmete tief und musste auf dem Dünenkamm einen Augenblick stehen bleiben. So wehte es.

Da gab er ihr seinen Arm.

Sie standen und sahen auf die unruhige See, die ganz stahlblau aussah.

Die Möwen pfeilten vorm Wind, kreisten furchtlos in ihrer Nähe.

»Da drüben liegt Schottland,« sagte Helga.

»Lassen Sie Schottland jetzt,« sagte er.

Sein Herz war voll. Er spürte den Veilchenduft, der von ihrem Gürtel aufstieg, von dem Sträusschen, das sie dort befestigt hatte.

Er hätte sie an sich reissen mögen.

Drüben liegt Schottland.

Er verstand sie wohl.

»Wir wollen gute Kameraden sein.«

Am Abend las er Helga seine Blockhausphantasie vor.

»Wie denken Sie über Jolanthe?« fragte er.

»Die Ärmste,« sagte Helga.

»Er kann sie doch nicht heiraten,« meinte Randers.

»Nein. Er ist ein Phantast. Er bleibt auch besser davon,« sagte sie leichthin.


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