Gustav Falke
Gedichte
Gustav Falke

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Hans Haunerland

            Hans Haunerland, ja, das war ein Mann!
Der griff sein Leben fröhlich an.
Kehrte man bei Hans Haunerland ein,
Hans Haunerland schenkte den besten Wein.
Der reichste Bauer weit herum,
Hans Haunerland fand das Darben dumm.

Einst war er zur Fastelabendzeit
Zu Schöneberg. Das war ein paar Stunden weit.
Hans Haunerland dacht nicht an Hof und Haus,
Hans Haunerland schenkte ein und trank aus,
Da kam die große Flut des Jahrs
Und schluckt ihm Haus und Hof – weg wars.

Hans Haunerland lachte: Verschluckt ist verschluckt,
Da wird keine Kuh wieder ausgespuckt.
Eine Hufe sind und sieben Katen noch mein,
Wer rechnets mir um in roten Wein?
Jetzt bleib ich in Schöneberg und lach der Flut,
Weit davon lebt sichs noch einmal so gut.

Eine Hufe und sieben Katen noch.
Hans Haunerlands Hals war ein großes Loch.
Alle sieben hat er hinuntergespült
Und hat sie kaum einmal liegen gefühlt.
Schluckt die See, er schluckt auch,
Hans Haunerland, der fröhliche Schelm und Schlauch.

Und als die letzte Kate verfloß,
Hans Haunerland die fröhlichen Augen schloß.
Hat alles verschluckt, was sein eigen im Raum,
Bis auf einen mächtigen Walnußbaum.
Der war ihm zu groß, den, ließ er stehn,
Der wollte nicht durch die Kehle gehn.

Und immer, führt mich der Weg nach dem Ort,
Vor zwei Jahren war ich das letzte Mal dort,
Dann schlag ich mir ein paar Nüsse herab
Und setz mich vergnügt auf Hans Haunerlands Grab.
Und jedesmal, wenn eine Walnuß kracht,
Hör ich deutlich, wie unten Hans Haunerland lacht.

 


 


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