Alexander Dumas
Königin Margot. Erster Band
Alexander Dumas

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Die vertraulichen Mitteilungen

»Vor allem anderen,« fragte Margarete, »wohin wollen wir? Doch nicht zur Brücke des Meuniers, hoffe ich? . . . Ich habe seit gestern genug von derartigen Hinrichtungen, meine arme Henriette!«

»Ich habe mir die Freiheit genommen, Eure Majestät zu führen . . .«

»Bevor wir weiter sprechen . . . meine Majestät bittet dich, Ihre Majestät zu vergessen! Du wolltest mich also führen?«

»Zum Palast Guise . . . wenn Sie nicht anders entscheiden!«

»Nein, nein, Henriette! Gehen wir nur in deine Wohnung. Der Herzog von Guise ist doch nicht dort? Dein Mann wohl auch nicht?«

»Nein!« rief die Herzogin aus, und helle Freude leuchtete in ihren schönen smaragdfarbenen Augen auf, »oh, nein, kein Schwager, kein Gatte, niemand! Ich bin frei, frei wie die Luft, der Vogel, die Wolke . . . frei, meine Königin, wohlverstanden! Sie verstehen, wie viel Süßigkeit in dem Worte frei liegt! . . . Ich komme, ich gehe, ich gebe meine Befehle . . . ach, arme Königin! Sie sind wohl nicht frei, Sie! Und Sie seufzen . . .«

»Du gehst, du kommst, du befiehlst! Ist das alles? Deine Freiheit dient dir zu nichts anderem? Du scheinst mir für eine bloße Freiheit zu lustig zu sein.«

»Eure Majestät haben mir vertrauliche Mitteilungen versprochen . . .«

»Noch einmal die Majestät! Wir werden uns darüber noch ärgern! Henriette, hast du unsere Vereinbarung schon vergessen?«

»Keineswegs! Ihre ehrerbietigste Dienerin vor der Welt . . . deine ganz närrische Vertraute unter vier Augen! Ist es nicht so, Madame? Ist es nicht so, Margarete?«

»Ja, ja!« sagte die Königin lächelnd.

»Keine Eifersüchteleien, keine Treulosigkeiten! Alles gut, alles schön, alles frei und offen, ein Bündnis zum Angriff und zur Verteidigung mit dem einzigen Zweck, das flüchtige Glück zu finden und es im Fluge zu fassen, wenn es uns über den Weg kommt!«

»Wohl, meine Herzogin, so ist es, und um unsern Bund zu erneuern . . . umarme mich!«

Die zwei reizenden Köpfe, der eine blaß und schwermütig, der andere rosig, blond und lachend, näherten sich anmutig einander und vereinigten ihre Lippen, wie sie schon früher ihre Gedanken vereinigt hatten.

»Also es gibt Neuigkeiten?« fragte die Herzogin und richtete ihre Blicke neugierig und gespannt auf Margarete.

»Ist nicht alles seit zwei Tagen eine Neuigkeit?«

»Oh, ich denke an Liebe und nicht an Politik! Wenn wir so alt sein werden wie Dame Katharina, deine Mutter, dann können wir ja Politik betreiben. Doch wir sind zwanzig Jahre alt, meine schöne Königin, darum reden wir von etwas anderem! Nun, wärest du zu guter Letzt jetzt verheiratet?«

»An wen?« fragte lachend Margarete.

»Ah, du beruhigst mich wahrhaftig!«

»Wohlan! Was dich beruhigt, Henriette, das quält mich. Herzogin, ich muß verheiratet sein!«

»Wann denn?«

»Morgen!«

»Ach was, wirklich? Arme Freundin, ist das so notwendig?«

»Unbedingt!«

»Verdammt! wie ein mir Bekannter zu sagen pflegt! – das ist recht traurig!«

»Du kennst einen, der ›verdammt‹ sagt?« fragte lachend Margarete.

»Nun ja!«

»Und wer ist dieser eine?«

»Du fragst immer, wenn die Reihe an dir ist, zu antworten! Beendige deine Rede, dann will ich beginnen!«

»Mit zwei Worten ist alles gesagt: der König von Navarra ist verliebt und kümmert sich nicht um mich. Ich bin nicht verliebt, mache mir aber trotzdem auch nichts aus ihm. Immerhin wäre es nötig, daß wir unsere Ansichten ändern oder daß es wenigstens so aussieht, als hätten wir sie von heute auf morgen geändert.«

»Gut, ändere dich und du kannst sicher sein, daß er sich auch sofort ändern wird!«

»Und gerade das wird mir unmöglich. Denn ich bin augenblicklich weniger denn je dazu aufgelegt.«

»In Anbetracht deines Mannes, so hoffe ich wenigstens!«

»Henriette, mich plagt ein Bedenken!«

»Was für ein Bedenken?«

»Ein Zweifel, der die Religion betrifft. Machst du Unterschiede zwischen Hugenotten und Katholiken?«

»In politischer Hinsicht?«

»Ja!«

»Ganz ohne Zweifel.«

»Aber in Liebesangelegenheiten?«

»Meine liebe Freundin, wir Frauen sind derart heidnisch, daß, wenn man neue Sekten bildet, wir sie alle ruhig gelten lassen, daß, wenn man Götter erfindet, wir gleich mehrere auf einmal anerkennen . . .«

»Und doch immer wieder nur einen, nicht wahr?«

»Ja,« sagte die Herzogin mit einem Blick, der einer Heidin Ehre gemacht hätte, »ja, den, der sich Eros, Kupido und Amor nennt, den, der Köcher, Band und Flügel trägt . . . verdammt! Es lebe die Frömmigkeit!«

»Immerhin ist die Art deiner Frömmigkeit eine außergewöhnliche . . . du wirfst den Hugenotten Steine auf die Köpfe?«

»Tun wir Gutes und kümmern wir uns nicht um das Gerede der andern . . . ah, Margarete! Wie werden doch die besten Gedanken, wie werden doch die schönsten Handlungen verunglimpft, wenn sie durch das Sprachrohr niedriger Dekungsart in die Öffentlichkeit gelangen!«

»Niedriger Denkungsart? . . . Aber es war ja mein Bruder Karl, der dich beglückwünschte, wie mir scheint?« »Dein Bruder Karl, Margarete, ist ein großer Jäger vor dem Herrn und stößt den ganzen lieben Tag in sein Jagdhorn, aus welchem Grund er übrigens auch so abmagert . . . ich lehne also sogar seine Höflichkeiten ab. Auch habe ich ihm ja geantwortet, deinem Bruder Karl . . . hast du meine Antwort nicht gehört?«

»Nein, du sprachst ja so leise.«

»Umso besser, ich hätte sonst keine Neuigkeit für dich. Doch wo bleibt das Ende deines vertraulichen Berichtes, Margarete?«

»Wenn . . . wenn . . .«

»Nun?«

»Wenn der Stein, von dem mein Bruder Karl sprach,« so erklärte die Königin lachend, »zu den Tatsachen gehört, dann werde ich mich wohl hüten weiter zu erzählen.«

»Da haben wir es!« rief Henriette. »Du hast dir einen Hugenotten erwählt. Doch, sei nur unbesorgt! Um dein Gewissen zu erleichtern, verspreche ich dir, daß ich mir bei der ersten besten Gelegenheit gleichfalls einen Hugenotten aussuchen werde!«

»Ah, diesmal hast du dir aber scheinbar einen Katholiken genommen.«

»Verdammt!« wiederholte die Herzogin.

»Schon gut, ich verstehe!«

»Na, und wie sieht denn unser Hugenotte eigentlich aus?«

»Ich habe mir ihn nicht ausgesucht. Der junge Mann bedeutet mir nichts und wird mir wahrscheinlich auch nie etwas bedeuten!«

»Aber schließlich, wie ist der junge Mann? Das kannst du mir doch sagen, denn du weißt ja, wie neugierig ich bin.«

»Ein armer Jüngling, schön wie der Nisus des Benvenuto Cellini . . . er flüchtete sich in meine Gemächer.«

»Oh, oh! . . . Und du hattest ihn gar nicht ein bißchen herbeigerufen?«

»Armer Junge! Lache doch nicht so, Henriette, denn er schwebt gegenwärtig noch in Lebensgefahr.«

»Er ist also krank?«

»Er ist schwerverwundet.«

»Das ist aber wohl sehr lästig. Ein verwundeter Hugenotte und gar jetzt in unserer Zeit! Und was machst du mit diesem verwundeten Hugenotten, der dir nichts bedeutet und dir nie etwas bedeuten wird?«

»Er befindet sich in meinem kleinen Zimmer, ich will ihn retten.«

»Er ist also schön, er ist jung, er ist verwundet! Du verbirgst ihn in deinem Zimmer, du willst ihn retten . . . der Hugenotte müßte sehr undankbar sein, um sich nicht überaus erkenntlich zu zeigen.«

»Das ist er schon, davor habe ich ja Angst . . . er ist es mehr, als ich es mir wünschen würde.«

»Und er erweckt deine Teilnahme, dieser junge Mann?«

»Das Menschlichkeitsgefühl gebietet sie.«

»Ach, die Menschenfreundlichkeit, meine arme Königin! Immer ist es diese Tugend, die uns zu Fall bringt, uns Frauen!«

»Ja, und darum verstehst du: weil in jedem Augenblick der König, der Herzog von Alençon, meine Mutter, ja selbst mein Gemahl . . . in mein Zimmer kommen können . . .«

»Willst du mich bitten, dir deinen kleinen Hugenotten aufzubewahren, nicht wahr? Natürlich solange er krank ist, mit der Bedingung, ihn dir zurückzustellen, sobald er genesen sein wird?«

»Spötterin!« sagte Margarete. »Nein, ich schwöre dir, daß ich nicht so weit denke. Ich möchte nur, daß du eine Möglichkeit ausfindig machst, den armen Jungen zu verbergen. Du sollst ihm das Leben erhalten, das ich ihm gerettet. Und ich gestehe es, daß ich dir in diesem Falle aufrichtig dankbar sein würde. Du bist in deinem Palast Guise frei und ungestört, du hast keinen Schwager, du hast keinen Gatten, der dich ausforscht und Gewalt über dich hat. Aber du hast hinter deinen Wohnräumen, wo niemand zu deinem Glück das Recht hat, einzutreten, liebe Henriette, ein Nebenzimmer von gleicher Größe, wie das meinige. Stelle es mir zur Verfügung für meinen Hugenotten. Wenn er genesen sein wird, wirst du ihm einfach den Käfig öffnen und der Vogel wird davonfliegen.«

»Das hat nur eine Schwierigkeit, liebe Königin, und die ist, daß dieses Zimmer bereits besetzt ist.«

»Wie? Du hast also auch einen gerettet, du?«

»Das ist gerade das, was ich deinem Bruder berichtete.«

»Ah, ich begreife! Darum hast du also so leise gesprochen, daß ich nichts verstehen konnte.«

»Höre, Margarete, die Geschichte ist wundervoll und nicht weniger schön und nicht weniger poetisch als die deinige. Nachdem ich dir sechs Gardesoldaten zurückgelassen hatte, bin ich mit den anderen sechs in den Palast Guise zurückgekehrt. Plötzlich sah ich, wie man ein Haus, das von dem Palast gerade nur durch die Straße Quatre-Fils getrennt ist, ausraubte und in Brand steckte. Auch hörte ich ein Geschrei von Frauen und ein Fluchen von Männern. Ich begab mich auf meinen Balkon und gewahrte zunächst einen blitzenden Degen, für den allein das Feuer die ganze Umgebung zu beleuchten schien. Ich bewunderte diese prächtig drohende Klinge, ich liebe einmal schöne Anblicke! . . . Dann versuchte ich natürlich den Arm zu unterscheiden, der die Klinge führte, und den Körper, zu welchem wieder dieser Arm gehörte. Während gefochten und gebrüllt wurde, erkannte ich plötzlich die Gestalt, unterschied den Mann und ich sah . . . einen Helden Ajax, den Sohn des Telamon! Ich hörte eine Stimme, die Stimme des Stentor! Ich begeisterte mich, ich blieb mit klopfendem Herzen stehen, zitterte bei jedem Hieb, der ihn bedrohte, ängstigte mich bei jedem Ausfall. Diese Aufregung dauerte eine Viertelstunde lang, doch, liebe Königin, eine gleiche Gemütsbewegung habe ich nie erlebt, noch dachte ich, daß sie überhaupt jemals möglich wäre. Und so wartete ich seufzend, bangend und stumm, bis endlich mit einemmal mein Held verschwunden war.«

»Wieso denn?«

»Verschwunden unter einem Stein, den ein altes Weib auf ihn geworfen. Da fand ich, wie Cyrus, meine Stimme wieder, ich schrie: zu Hilfe, zu Hilfe! Unsere Gardesoldaten kamen, hoben ihn auf und trugen ihn in das Zimmer, das du jetzt für deinen Schützling haben möchtest.«

»Leider, doch umso mehr verstehe ich die Geschichte, liebe Henriette,« sagte Margarete, »als sie ja fast auch die meinige ist.«

»Mit dem Unterschied, meine Königin, als ich, meinem König und meiner Religion treu, Herrn Hannibal von Coconas nicht wegzuschicken brauche.«

»Er heißt Hannibal von Coconas?« rief Margarete und brach in ein Gelächter aus.

»Das ist ein fürchterlicher Name, nicht wahr?« sagte Henriette. »Doch der, der ihn trägt, ist durchaus Hannibals würdig. Was für ein Meister im Fechten ist er! Verdammt, wie viel Blut der nur fließen ließ! Nimm deine Maske, liebe Königin, wir sind beim Palast angelangt.«

»Zu welchem Zweck soll ich die Maske nehmen?«

»Weil ich dir meinen Helden zeigen will!«

»Ist er hübsch?«

»Herrlich schien er mir während des Gefechtes. Freilich, es war Nacht und nur die Flammen des Brandes leuchteten. Am Morgen, bei Tageslicht, schien er mir, ich gestehe es offen, etwas von seiner Schönheit eingebüßt zu haben. Immerhin, ich glaube, du wirst zufrieden sein.«

»So wird also mein Schützling im Palast Guise abgewiesen! Das ist ärgerlich, denn gerade das wäre der Ort gewesen, wo man am allerwenigsten nach einem Hugenotten geforscht hätte.«

»Aber nicht im geringsten! Ich werde ihn heute abend hierherbringen lassen. Der eine wird im rechten Winkel des Zimmers, der andere im linken Winkel schlafen!«

»Wenn sie aber ihre verschiedenen Religionen erkannt haben werden, werden sie sich am Ende noch gegenseitig auffressen!«

»Das wird nicht so gefährlich werden. Herr von Coconas hat einen Schlag in das Gesicht bekommen, so daß er nicht deutlich sehen kann. Dein Hugenotte hat einen Stich in die Brust erhalten und kann sich kaum rühren . . . und dann wirst du ihm einfach anordnen, in Sachen der Religion den Mund zu halten, und die Geschichte wird sich klaglos abwickeln.«

»Gut, so sei es!«

»Treten wir ein, die Sache ist abgemacht!«

Margarete dankte und drückte der Freundin die Hand.

»Hier, Madame, werden Sie wieder Majestät,« sagte die Herzogin von Revers; »erlauben Sie mir demnach, daß ich Ihnen hier im Palast Guise jene Ehren erweise, wie sie der Königin von Navarra gebühren.«

Die Herzogin stieg aus der Sänfte und ließ sich fast auf ein Knie nieder, um der Königin aus der Sänfte zu helfen. Sodann deutete sie auf das Tor des Palastes hin, das von zwei Posten mit geschulterten Büchsen bewacht wurde. In erhabener Würde schritt Margarete voran, die Herzogin folgte ein paar Schritte hinterher und befleißigte sich, solange sie gesehen wurde, der ehrerbietigsten Haltung. In der Wohnung angekommen, verschloß die Herzogin sofort die Tür und rief ihre Kammerfrau, eine flinke und geschickte Sizilianerin.

»Mica,« fragte sie in italienischer Sprache, »wie geht es dem Herrn Grafen?«

»Immer besser und besser!«

»Was macht er?«

»Ich glaube, daß er augenblicklich etwas zu sich nimmt, Madame.«

»Gut,« sagte Margarete, »ein günstiges Zeichen, wenn der Appetit sich einstellt.«

»Freilich, das stimmt! Ich vergaß, daß Sie eine Schülerin von Ambrosius Paré sind. Gehen Sie, Mica!«

»Du schickst sie weg?«

»Ja, sie soll uns bewachen.«

Mica entfernte sich.

»Willst du ihn jetzt besuchen,« fragte die Herzogin, »oder soll ich ihn herkommen lassen?«

»Weder das eine noch das andere. Ich möchte ihn sehen, ohne gesehen zu werden.«

»Was liegt denn daran, da du ja doch deine Maske trägst.«

»Er könnte mich an meinen Haaren erkennen, an meinen Händen, an irgend einem Schmuckstück.«

»Oh, wie sie vorsichtig ist, seit sie verheiratet ist, meine schöne Königin!«

Margarete lächelte.

»Nun gut, dann sehe ich aber nur eine Möglichkeit vor mir,« erklärte die Herzogin.

»Und die ist?«

»Durch das Schlüsselloch zu schauen.«

»Einverstanden, führe mich!«

Die Herzogin nahm Margarete bei der Hand und brachte sie an eine Tür, über welche ein Vorhang fiel. Hier kniete sie nieder und näherte ihr Auge der Öffnung, in der kein Schlüssel steckte.

»Er sitzt gerade bei Tisch und hat uns das Gesicht zugekehrt. Komm!«

Die Königin Margarete nahm den Platz der Herzogin ein und blickte jetzt ihrerseits durch das Schlüsselloch. Coconas saß, wie die Herzogin richtig bemerkt hatte, an einem wundervoll gedeckten Tisch; seine Verwundung hinderte ihn nicht, den Speisen alle Ehre anzutun.

»Ach, mein Gott!« rief Margarete und warf sich zurück.

»Was gibt es denn?« fragte die erstaunte Herzogin.

»Unmöglich, nein, und doch! . . . Ach, bei meiner Seele, er ist es!«

»Wer denn?«

»Still!« sagte Margarete, erhob sich und ergriff die Herzogin bei der Hand. »Das ist derselbe, der meinen Hugenotten töten wollte, der ihn bis in mein Zimmer verfolgte, der ihn in meinen Armen verwundete! Oh, Henriette, welches Glück, daß der mich nicht gesehen hat!«

»Da du ihn also bei der Arbeit gesehen hast . . . ist er nicht ein schöner Mann?«

»Ich weiß es nicht, da ich nur den im Auge hatte, den er verfolgte.«

»Und wie heißt der Verfolgte?«

»Wirst du nicht seinen Namen vor ihm erwähnen?«

»Nein, das verspreche ich dir.«

»Lerac von La Mole.«

»Also wie findest du ihn jetzt?«

»Herrn von La Mole?«

»Nein, Herrn von Coconas?«

»Meiner Treu,« antwortete Margarete, »ich muß zugeben, daß ich ihn . . .«

Sie hielt inne.

»Ich sehe schon,« meinte die Herzogin, »daß du ihm wegen der Verwundung deines Hugenotten nicht gnädig gesinnt bist.«

»Aber ich glaube,« entgegnete Margarete lachend, »daß ihm mein Hugenotte nichts schuldig geblieben ist, und die Schmarre, mit welcher er ihm das Auge unterstrichen hat . . .«

»Sie haben sich demnach ausgeglichen und wir können sie miteinander versöhnen. Schicke mir nur deinen Verwundeten!«

»Noch nicht, vielleicht später!«

»Wann?«

»Sobald du deinem Verwundeten ein anderes Zimmer geliehen haben wirst.«

»Welches denn?«

Margarete sah die Freundin an, einen Augenblick lang herrschte Stille im Zimmer, dann schlug auch die Herzogin die Augen auf und fing herzlich zu lachen an.

»Abgemacht,« rief sie, »also ein Bündnis, fester denn je!«

»Herzliche Freundschaft für immer!« antwortete die Königin.

»Und das Losungswort, das Erkennungszeichen, falls wir ein solches brauchen würden?«

»Der dreifache Name des dreifachen Gottes: Eros–Kupido–Amor!«

Die zwei Frauen trennten sich, nachdem sie sich zum zweitenmal umarmt, zum zwanzigstenmal die Hände gedrückt hatten.

 


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