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Vorwort

Diese Schrift ist ein Notschrei von Millionen deutscher Frauen und Männer, sie ist mit Herzblut geschrieben, von einem Arzt, der aus dem glücklichsten Familienleben, aus fleißigster Berufsarbeit jäh herausgerissen wurde, um angeklagt, verurteilt zu werden und ins Gefängnis zu kommen. Beinahe 50 Jahre alt, hatte ich – in Krieg und Frieden – meinen Mitmenschen treu gedient und Zahlreiche vor Siechtum und Tod retten können. Ich wurde mit zwei befreundeten Aerzten zugleich verurteilt, obwohl wir auch alle unsere Unschuld beteuerten und unbescholten waren. Wir hatten aus ärztlichen Gründen Schwangerschaften unterbrochen, immer im festen Glauben, dazu berechtigt, ja verpflichtet zu sein. Nun bin ich im elften Monat in Haft, meine Körperkraft, meine Gesundheit ist dahin, ich bin an den Füßen gelähmt und herzkrank. Solange aber der Geist noch klar bleibt, will ich ihn nützen, damit mein bitteres Leid wenigstens anderen zum Segen werde! Ich will beweisen, wie überlebt und schädlich der § 218 unseres Strafgesetzbuches ist, wie grausam er unser armes Volk plagt, und wie wir Ärzte heute unseren Beruf in innerem Zwiespalt und steter Gefahr ausüben müssen.

Für mich selber arbeitete ich dabei gewiß nicht. Für irgendeine frauenärztliche Verrichtung komme ich nie wieder in Frage. Ich bitte die Leser nur, diese Schrift, in der ich mich an alle Deutschen wende, mit der Anteilnahme zu lesen, die ihr Stoff verdient.

Ich will niemand anklagen, sondern nur dazu beitragen, daß bessere Verhältnisse geschaffen werden.

Dr. med. Credé-Hörder, Celle i. H.

Geschrieben im Gerichtsgefängnis 1926.


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