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12.

Jonny war, als sie sich in der Nähe von Baron Hasselwert verabschiedet hatte, die Treppe hinaufgeeilt. Schnell legte sie in ihrem Zimmer ihre Ueberkleider ab, strich sich ordnend über das Haar und ging hinüber zur Gräfin Thea.

Im Vorzimmer saß Grill. An ihr waren die Jahre fast spurlos vorübergegangen. Das Haar war noch ein bißchen grauer, die Haut etwas faltiger und die Brille saß öfter und länger auf der Nase. Aber sonst war sie noch flink und rüstig. Bei Jonnys Eintritt wandte sie sich mit vergnügtem Gesicht um.

»Da sind Sie ja, Fräulein Jonnychen, lieber Gott, so hübsche rote Bäckchen und so klare Augen. War's schön auf der Eisbahn?«

»Herrlich. Aber sage, Grillchen – ist Großmama schon ungeduldig?«

»Ach – wo wird sie denn.«

»Gräfin Susanne war so böse, daß ich zu lange ausgeblieben bin. Sie sagte, Großmama hätte schon nach mir gefragt.«

Grill machte ein ärgerliches Gesicht. »Ach, Kindchen – Gräfin Susanne machen Sie es nun einmal nie recht. Daran sollten Sie sich gar nicht kehren. Ich war nur unten und habe den Hausmeister gefragt, ob Sie schon wieder zurück sind. Das wird sie gehört haben. Unsere gnädige Gräfin freut sich doch, daß Sie ein wenig Vergnügen auf dem See haben. Sie sorgt sich immer, daß es Ihnen zu einsam ist hier oben zwischen uns alten Frauen.«

Jonny drückte mit beiden Händen die Schultern der alten Frau zusammen, als müsse sie ihrem Gefühl Ausdruck geben.

»Ach, Grillchen – Großmama ist so himmlisch gut. Dafür haben wir sie aber auch herzlich lieb, gelt?«

»Das will ich meinen. Aber nun gehen Sie nur schnell hinein – ein bißchen Sehnsucht hat die Frau Gräfin schon nach ihrem Sonnenschein. Es ist auch ein Brief da vom jungen Herrn Grafen.«

»Von Lothar!« rief Jonny freudig. Ihre Wangen färbten sich höher und sie ging eilends, Grill freundlich zunickend, in das Wohnzimmer Gräfin Theas.

Die alte Dame lag in einem bequemen Sessel am Kamine. Die rote Glut des Feuers warf warme Lichter auf ihr Gesicht und das schöne, weiße Haar. Neben ihr stand ein Tischchen, auf dem Bücher, Zeitschriften und eine Brille lagen. Sie trug noch immer schwarze Kleider.

Jonny umschlang liebevoll ihre Schultern. »Da bin ich endlich zurück, liebe, liebe Großmama. Nun schilt mich tüchtig aus, daß ich so lange ausblieb.«

»Das will ich lieber sein lassen, mein Herzenskind. Du kommst noch immer zeitig genug in mein Altfrauenheim.«

Jonny ließ sich zu ihren Füßen nieder auf einen niedrigen Sessel.

»Ich wollte immer aufhören – aber es war zu schön, so dahinzufliegen. Immer noch eine Runde – und noch eine – und dann war's plötzlich so spät.«

Gräfin Thea sah wohlgefällig in das blühende Mädchengesicht.

»Dafür bringst du die ganze helle Winterfreude der Jugend mit herein, Goldköpfchen. Also schön war's? Und da soll ich schelten? O nein – du steckst ohnedies zu viel im Zimmer bei mir alten Frau.«

»Aber ich bin doch so gerne bei dir. Nirgends ist es so traut. Und es tut mir immer sehr leid, daß ich dich nicht auch mit ins Freie nehmen kann, so oft ich hinausgehe.«

Gräfin Thea streichelte lächelnd ihre Wange. »Aufs Eis kann ich freilich nicht mehr mit. Und sonst bist du auch nur fortzubringen, wenn ich mein Mittagsschläfchen halte. Wer nun sieh mal, was ich hier habe.«

Sie reichte ihr einen Brief, der zwischen den Zeitungen auf dem Tischchen lag.

»Von Lothar!« rief Jonny froh.

»Ja, ja – nun lies nur – wirst dich freuen über die Botschaft. Ich habe meinen Brief schon gelesen.«

Jonny öffnete das Schreiben und las. Gräfin Thea beobachtete lächelnd ihr Gesicht, in dem sich alle Regungen der jungen, reinen Seele widerspiegelten.

Plötzlich sprang das junge Mädchen mit einem Jubellaut empor und umarmte die alte Dame stürmisch. »Er kommt – Großmama – er kommt zum Feste nach Hause!« rief sie aufjauchzend.

Gräfin Thea nickte aufatmend. »Ja – endlich wieder einmal. Aber nun lies nur weiter, der Brief enthält noch mehr Neuigkeiten.«

Jonny setzte sich wieder auf ihren Platz und las weiter.

Dabei wurde ihr Gesicht ernst und die Augen umflorten sich.

»Ach – nur wenige Wochen bleibt er daheim. Dann geht er nach Rom – zur Gesandtschaft – so weit fort – da werden wir ihn wieder lange Zeit nicht sehen.«

Gräfin Thea seufzte.

»Er will vorläufig nur auf ein Jahr dort bleiben!«

Jonny strich die losen, blonden Löckchen aus der Stirn.

»Nur ein Jahr – ach, Großmama – ein Jahr ist eine schrecklich lange Zeit.«

Die alte Dame lächelte wehmütig. »Dir scheint es lang – wenn man so alt ist wie ich, ist es eine kurze Spanne Zeit. Und doch – du hast recht – es ist lang genug, um viele tausend Menschenschicksale zu entscheiden. Aber damit wollen wir uns nicht die Freude auf das Wiedersehen trüben.«

Jonny faltete ihren Brief zusammen und steckte ihn zu sich. Sie pflegte Lothars Briefe so oft zu lesen, bis sie sich jedes Wort eingeprägt hatte. Ihr Gesicht strahlte schon wieder.

»Ach Gott, Großmama – wie ich mich freue, denke doch nur, ich habe ihn viel länger nicht gesehen als du. Drei Jahre lang nicht. Du hast ihn ja erst gesehen, als ich in der Pension war. Weißt du – damals war ich ganz furchtbar unglücklich, als ich wußte, Lothar war hier und ich konnte nicht heimkommen. Du – vier Wochen will er bleiben – das wird aber wunderbar schön werden. Ob er wohl noch größer geworden ist? Damals, als ich ihn zuletzt sah, da war er schon so groß, daß ich mich auf die Zehen stellen mußte, wenn ich ihn um den Hals fassen wollte. Weißt du – er hatte so einen flotten Schmiß über die Wange – überhaupt – schneidig sah er aus. Ich habe noch nie einen jungen Mann gesehen, der mir so gut gefällt, wie Lothar. Und wie gut er ist – wie gut! Ach, Großmama, mir klopft das Herz wie ein Hammer vor Freude. Wird das ein himmlisches Weihnachtsfest werden – noch schöner, wie vor drei Jahren. Ich weiß gar nicht, was ich anfangen soll vor Wonne. Du freust dich ebenso sehr, gelt? Wir haben uns doch lange genug nach ihm gesehnt.«

Gräfin Thea zog sie lächelnd an sich. »Nun komm nur erst zu Atem, kleine Plaudertasche. Freilich haben wir uns nach ihm gesehnt. Aber nun lies mir meinen Brief noch einmal vor. Meine Augen wollen nicht so, wie ich. Und wenn du mir mit deiner warmen, jungen Stimme seine Worte vorliest, dann ist mir zumute, als würden sie lebendig.«

Jonny tat, wie ihr geheißen worden. Als sie zu Ende war, plauderten die beiden Frauen freudig und angeregt von dem kommenden Weihnachtsfeste. Wie schön sollte es werden, wenn Lothar nach Hause kam.

»Und schon so bald, Großmama – Mittwoch schon. Freilich, für meine Ungeduld ist es nun doch noch eine lange Zeit,« sagte Jonny seufzend.

In demselben Augenblicke öffnete sich die Tür und Gräfin Susanne trat ein. Sie begrüßte ihre Schwiegermutter in ihrer zurückhaltenden Art, ohne von Jonny Notiz zu nehmen.

»Ich sehe, du hast auch Nachricht von Lothar. Da brauche ich dir sein Kommen nicht erst zu melden,« sagte sie, auf Lothars Brief deutend.

»Du vermutest recht, Susanne. Bitte, nimm Platz; du hattest Besuch?«

»Ja, Baron Hasselwert läßt sich dir empfehlen,« erwiderte Susanne, und zu Jonny gewendet, fuhr sie fort: »Ich habe mit Gräfin Thea zu sprechen – wenn Sie gebraucht werden, lasse ich Sie rufen, Fräulein Warrens.«

Jonny, deren Gesicht bei Susannes Eintreten alle Fröhlichkeit verlor, hatte sich bereits erhoben und verließ mit einer stummen Verbeugung das Zimmer.

Ueber Gräfin Theas Antlitz flog ein leichter Schatten. Es tat ihr immer wieder weh, wenn Susanne Jonny gegenüber so schroff und unliebenswürdig war. Da sie aber schon oft vergeblich den Versuch gemacht hatte, ihre Schwiegertochter umzustimmen, so sagte sie nichts.

Bei einer frühern Gelegenheit hatte ihr Susanne auf einen sanften Vorwurf über ihr Benehmen gegen das junge Mädchen geantwortet: »Du hast es dir in den Kopf gesetzt, dieses Mädchen als deinesgleichen zu behandeln, du setzest sie in Szene, als wenn sie eine Tochter des Hauses wäre und sie kommt in deinem Herzen dicht hinter Lothar. Das muß ich mir gefallen lassen, trotzdem meiner Meinung nach Fräulein Warrens, die Enkelin des Rendanten Horst, auf eine ganz andere Stufe gehört. Ich habe es aufgegeben, deine Absicht zu bekämpfen – nun laß du mir auch die meine. Fräulein Warrens ist wahrlich schon anmaßend genug durch deine Güte. Es ist ihr sehr zuträglich, wenn sie durch mein Verhalten ab und zu daran erinnert wird, in welche Klasse sie eigentlich gehört.«

Seit jener Stunde hat Gräfin Thea nie mehr ein Wort zu Jonnys Gunsten gesagt. Sie wußte, daß es vergeblich war. –

Susanne ließ sich ihrer Schwiegermutter gegenüber in einen Sessel nieder.

»Baron Hasselwert gibt am Donnerstag ein Eisfest auf dem Hasselwerter See. Er wollte dir seine Aufwartung machen und dich zu dem Feste einladen. Ich habe ihm gesagt, daß solch ein Fest wohl zu anstrengend für dich ist, du würdest dich doch mindestens erkälten. Das war doch wohl in deinem Sinne?«

Gräfin Thea lächelte.

»Ueber die Jahre bin ich freilich hinaus. Am Eissport kann ich mich jedenfalls nicht mehr beteiligen. Ich sitze lieber hinter dem warmen Ofen.«

»Das dachte ich mir. Für Lothar und mich habe ich die Einladung angenommen.«

»Das ist recht, Susanne. Hoffentlich wird es recht hübsch.«

»O, Hasselwert versteht sich auf solche Feste. Aber das nur nebenbei. Es war noch etwas anderes, was ich dir mitteilen wollte, etwas, was mich namenlos erregt hat. Denke dir, der Baron scheint sich dermaßen in das hübsche Lärvchen Fräulein Warrens verliebt zu haben, daß er allen Ernstes mit dem Gedanken umgeht, sie zu heiraten!«

Gräfin Thea fuhr erschrocken auf. »Um Gotteswillen!« rief sie abwehrend.

»Nicht wahr – das erschreckt dich auch. Du siehst wohl nun ein, was dabei herauskommt, daß du das junge Mädchen so gewaltsam in unsere Kreise gedrängt hast. Dadurch haben sich bei den Herren die Begriffe verwirrt. Sie sehen in ihr nur deine sogenannte Pflegetochter.«

Die alte Dame sah ernst in ihr Gesicht. »Du hast mich mißverstanden, Susanne. Ich erschrak nicht darüber, daß Baron Hasselwert das bürgerliche Fräulein Warrens heiraten will, sondern, daß er mit seinen beinahe fünfzig Jahren daran denkt, um ein achtzehnjähriges Mädchen zu freien. Darin allein sehe ich das Mißverhältnis.«

Susanne starrte sie entsetzt an. »Aber Mama – du denkst doch nicht im Ernste daran, daß Fräulein Warrens in unsere Kreise hineinheiraten könnte?«

Gräfin Thea zuckte gleichmütig die Schultern.

»Warum nicht? Wenn sich ein Mann für sie fände, der sie lieb genug hat, um über solche Äußerlichkeiten hinwegsehen zu können. Nur müßte er im Alter besser zu ihr passen, wie Hasselwert. Jonny ist noch ein unbeschriebenes Blatt, ein unberührtes Geschöpf – aber trotzdem ein tiefinnerlicher Charakter, der sich noch herrlich entfalten wird. Und wenn sie zehnmal bürgerlich ist – für einen Baron Hasselwert ist sie mir viel zu schade.«

Gräfin Susanne biß sich auf die Lippen. Ihr Gesicht war bleich vor Empörung. Sie warf den Kopf zurück.

»Mama – ich kann nur tief bedauern, solche Worte von dir hören zu müssen.«

Die alte Dame lächelte fein mit einem gütigen, nachsichtigen Ausdruck. Sie legte die Hände auf die Armlehnen ihres Sessels und beugte sich vor.

»Liebes Kind – wir haben uns schon vor Jahren einmal über unsere Adelsbegriffe unterhalten – damals, als ich Jonny zu mir nahm. Ich bin inzwischen nur noch fester mit meiner Ansicht verwachsen, daß nicht der Zufall der Geburt unsern Wert bestimmt, sondern das, was wir sind in unserm Innenleben und der Welt gegenüber. Es kommt nur darauf an, was wir für Eigenschaften besitzen, nicht darauf, ob wir zufällig einen Adelstitel geerbt haben, an dem wir nicht das geringste Verdienst nachweisen können. Nur dann haben wir einen Anspruch auf Bevorzugung, wenn wir edler, besser, tüchtiger sind als alle andern Menschen. Adelsmensch im schönsten und wahrsten Sinne kann jeder sein, ohne Ansehen der Geburt.«

Susanne hatte sich erhoben und war zurückgetreten.

»Gottlob, daß du mit deiner Ansicht vereinzelt dastehst,« sagte sie, außer sich vor Erregung.

»Ach – glaube doch das nicht. Es empfinden viele unserer Standesgenossen wie ich selbst, wenn sie es auch nicht aussprechen – ich würde ja auch nicht jedem mein Glaubensbekenntnis offenbaren. Jeder Mensch ist Egoist, wir sind alle auf unsern Vorteil bedacht. Deshalb hüten wir uns, dieser Ansicht Ausdruck zu geben. Nicht aus Ueberzeugung, sondern um uns nicht einen Vorteil entgehen zu lassen, geben wir uns noch den Anschein, an die Vorrechte einer adligen Abstammung zu glauben.«

Susanne war einigemal erregt auf- und abgegangen.

Nun blieb sie stehen und sah mit zusammengezogener Stirn auf die alte Dame herab.

»Weißt du, worüber ich von Herzen froh bin?« fragte sie mit verhaltener Entrüstung.

»Nun?«

»Daß ich Lothar zeitig genug deinem Einfluß entzogen habe. Ich tat recht daran, ihn so viel wie möglich von zu Hause fern zu halten. Der Verkehr mit seinen Standesgenossen wird etwaige Einwirkungen von deiner und seines früheren Lehrers Seite ausgeglichen und schadlos gemacht haben.«

Gräfin Thea lächelte. Es war ein klares, schönes Lächeln, wie es Menschen haben, die des Lebens Höhe erreichten und einen freien Ausblick haben. Sie dachte an Lothars Briefe, an seine gesunden, wahren Ansichten vom rechten Menschenwert. Sie wußte, daß er noch heute mit seinem geliebten Lehrer in Verbindung stand, dem er vor allem den frischen, freien Ausblick ins Leben dankte. An ihrem Sohne würde Susanne den Zug der neuen Zeit erkennen.

»Lothar ist noch jung, Susanne. Warten wir ab, wie er sich auswächst. Ich erlebe es ja wohl nicht mehr – aber du – und ich wünsche dir, daß du dich darein findest, ihn seine eigenen Wege gehen zu lassen.«

Susanne warf den Kopf stolz zurück. »Ich hoffe, Lothar einst auf seinem Platze zu sehen, wo er sich mit Stolz bewußt ist, ein Graf Wildenfels zu sein – auf den Staffeln, die gottlob nur alten Geschlechtern zugängig sind.«

»Wir werden sehen, Kind,« antwortete die alte Dame ruhig.

Susanne nahm wieder Platz und zwang ihre Erregung nieder. Nach einer Weile fragte sie in ihrem alten kühlen Ton:

»Wie gedenkst du dich etwaigen Bewerbungen des Barons um Fräulein Warrens gegenüberzustellen?«

Ein feines, humorvolles Lächeln umspielte Gräfin Theas Mund.

»Ich stelle mich gar nicht dazu. In dieser Angelegenheit hat einzig und allein Jonny zu entscheiden. Aber wie die Entscheidung ausfällt, das kann ich dir ganz genau sagen – sie wird danken – höflich, aber entschieden.«

»Bist du so sicher, daß es sie nicht gelüstet, Baronin Hasselwert zu heißen?«

»Ich bin sicher, daß sie sich nicht verkaufen wird, nicht um Geld, nicht um einen Titel. Du kennst Jonny nicht. Trotz aller Weichheit und Güte, die in ihrem Wesen ausgeprägt ist, hat sie einen unbeugsamen festen, klaren Willen und ebenso einen geraden Sinn. Es ist kein Falsch an ihr. Wahr und klar geht sie ihren Weg. Ihr reines Herz kennt keine Berechnung, keine Koketterie. Solche Mädchen heiraten aus Liebe – oder gar nicht. Das ist meine Ueberzeugung.«

Susannes Mund zuckte verächtlich. »Du bist entschieden eine große Idealistin.«

Gräfin Thea lächelte.

»Merkst du das jetzt erst?« fragte sie mit leisem Spott.

»Ich glaube, du willst dich auch noch über mich lustig machen?« sagte Susanne gereizt, und ihre Abneigung gegen Jonny verstärkte sich noch durch diese Niederlage.

Die alte Dame schüttelte den Kopf. »Nein, wahrlich nicht. Dazu bist du garnicht geschaffen. Man kann deine schroffen Ansichten bekämpfen, aber nicht sich darüber lustig machen. Du kannst nur ernst genommen werden. Und so lange deine Ueberzeugung ehrlich ist und nicht durch kleinliche Gehässigkeit bestimmt, hast du so gut ein Recht darauf, als ich auf die meine. Laß uns in Frieden nebeneinander gehen, Susanne. Lange findest du mich wohl nicht mehr auf deinem Wege.«

Sie reichte Susanne mit gütigem Lächeln die Hand. Diese legte zögernd die ihre hinein. Was ihre Schwiegermutter von kleinlicher Gehässigkeit gesagt hatte, traf sie an einer verwundbaren Stelle. Aber ihr Groll gegen Jonny wuchs nur noch mehr. Dieses Mädchen war als Störenfried nach Wildenfels gekommen, das war ihre Ueberzeugung.

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