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Als der Sohn unseres Kronprinzen,
gleich nach der Geburt, gestorben war

Mit den vielen andern, Groß und Kleinen,
    Klag' ich schmerzlich Deinen Tod;
Will bei Deinem Sarge satt mich weinen
    Und die Augen rot.

Nicht: daß Du Dich nicht, nach Herzensgnüge,
    An die holde Mutter schmiegst,
Und daß Du, statt freundlich in der Wiege,
    Tot im Sarge liegst; –

Hier ist Vorplatz nur, spät oder frühe
    Gehn wir alle weiter ein,
Und es lohnt sich wahrlich nicht der Mühe,
    Lange hier zu sein;

Nicht: daß Du des Vaters Glanz hienieden
    Und sein Königreich nicht sahst,
Und daß Du die Krone, Dir beschieden,
    Nicht getragen hast; –

Ach, die Kronen sind nicht ohne Bürden,
    Sind nicht ohn' Gefahren, Kind!
Und es gibt für Menschenkinder Würden,
    Die noch größer sind;

Sondern: daß wir hier ein Land bewohnen.
    Wo der Rost das Eisen frißt,
Wo durchhin, um Hütten wie um Thronen,
    Alles brechlich ist;

Wo wir hin aufs Ungewisse wandeln,
    Und in Nacht und Nebel gehn,
Nur nach Wahn und Schein und Täuschung handeln
    Und das Licht nicht sehn;

Wo im Dunkeln wir uns freun und weinen
    Und rund um uns, rund umher,
Alles, Alles, mag es noch so scheinen,
    Eitel ist und leer.

O du Land des Wesens und der Wahrheit,
    Unvergänglich für und für!
Mich verlangt nach dir und deiner Klarheit;
    Mich verlangt nach dir.


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