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Drittes Kapitel.
Graf Fersen.

Zur Zeit sollte wirklich das Königtum mit seinen Vorbereitungen zur Flucht weit genug gediehen sein. Unglücklicherweise bedarf es vieler Vorbereitungen. Könnte ein erblicher Repräsentant in lederner vache davon getragen werden, wie leicht wäre es! Aber das ist nicht der Fall.

Man bedarf neuer Kleider, wie es gewöhnlich ist bei allen epischen Vorgängen, und spielten sie in den grimmigsten eisernen Zeitaltern; man denke an »Königin Krimhilde mit ihren sechzig Näherinnen« im eisernen Nibelungenliede. Ohne neue Kleider kann keine Königin sich rühren. Daher springt jetzt Dame Campan eifrig von einem Damenkleidermacher zum anderen, und da giebt's ein Zuschneiden von Röcken und Gewändern, von Oberkleidern und Unterkleidern, großen und kleinen, solch ein Zuschneiden und Nähen, wie man sich's wohl hätte ersparen können. Außerdem kann Ihre Majestät nicht einen Schritt irgendwohin gehen ohne ihr Necessaire, ihr liebes Necessaire aus eingelegtem Elfenbein und Rosenholz, das so geschickt eingerichtet ist und Parfümerien, Toilettegeräte, unzählige kleine für eine Königin passende, für das irdische Leben notwendige Dinge enthält. Nicht ohne einen Aufwand von etwa fünfhundert Louisdor, viel kostbarer Zeit und schwierigen Heimlichkeiten, die doch nicht heimlich bleiben, kann diese genannte Lebensnotwendigkeit durch flandrische Fuhrleute befördert werden, – um nie zu Händen zu kommen. Campan, II, 18. All dies, sollte man meinen, ist kein 10 gutes Omen für das Gelingen der Flucht. Aber den Launen von Weibern und Königinnen muß willfahrt werden.

Bouillé seinerseits errichtet in Montmédy ein befestigtes Lager, sammelt dort das Regiment Royal-Allemand und alle möglichen anderen deutschen und noch treuen französischen Truppen, »um die Österreicher zu bewachen.« Seine Majestät will nicht über die Grenze gehen, außer wenn dazu gezwungen. Noch will man die Emigranten, verhaßt wie sie sind beim Volke, viel in Anspruch nehmen. Bouillé, Mémoires, II. Ebenso soll der alte Kriegsgott Broglie keine Hand im Spiele haben dürfen, sondern einzig unser wackere Bouillé, dem am Tage der Zusammenkunft ein Marschallstab von einem befreiten Könige unter dem Jubel aller Truppen überreicht werden soll. Wäre es inzwischen nicht vielleicht gut, da Paris so argwöhnisch ist, man schriebe seinen auswärtigen Gesandten zum Schein einen konstitutionellen Brief, worin man alle Könige und Menschen bittet zu beachten, daß König Ludwig die Konstitution liebt, daß er freiwillig geschworen hat und wieder schwört, die Konstitution halten zu wollen, und daß er alle die zu seinen Feinden zählt, die etwas anderes behaupten wollen? Solch ein konstitutionelles Zirkular wird durch Kuriere abgeschickt, der Versammlung vertraulich mitgeteilt und in allen Zeitungen abgedruckt, mit dem schönsten Erfolge. Moniteur, séance du 23. Avril 1791. Schein und Verstellung mischen sich in ausgedehntem Maße in menschliche Dinge!

Indessen bemerken wir, daß Graf Fersen oft Gebrauch macht von seiner Einlaßkarte, wozu er sicherlich vollkommen berechtigt ist. Ein wackerer Soldat und Schwede, unserer schönen Königin ergeben, – wie es ja auch der höchste Schwede eben ist. Hat nicht König Gustav, der berühmte feurige Chevalier du nord, nach altritterlichem Brauch sich zu ihrem Ritter geschworen? Er wird auf den Feuerschwingen schwedischer Musketen kommen und sie von diesen häßlichen Drachen befreien, – wenn, ach, nicht des Mörders Pistole dazwischen tritt!

Aber wirklich scheint Graf Fersen ein gefälliger junger Soldat von gewandtem, entschlossenem Wesen zu sein; er ist überall, gesehen und ungesehen, und hat allerlei Geschäfte an der Hand. Ebenso der Oberst Herzog von Choiseul, der Neffe Choiseuls des Großen, des jetzt verstorbenen Choiseul; 11 er und der Ingenieur Goguelat reisen zwischen Metz und den Tuilerien hin und her, und Briefe in Chiffren werden gewechselt, – darunter einer und zwar ein höchst wichtiger, der schwer zu entziffern ist, da Fersen ihn in Eile geschrieben hat. Choiseul, Relation du départ de Louis XVI (Paris 1822). Was den Herzog von Villequier betrifft, so ist der schon seit dem Tage der Dolche weg, aber seine Wohnung leistet Ihrer Majestät gute Dienste.

Andrerseits sieht der arme Kommandant Gouvion, der als Zweiter im Nationalkommando über die Tuilerien wacht, verschiedene schwer erklärliche Dinge. Es ist derselbe Gouvion, der vor langen Monaten im Stadthause saß und regungslos dem Weiberaufstande zusah wie das brave im brennenden Stalle angebundene Roß, bis der Ratsdiener Maillard seine Trommel ergriff. Einen aufrichtigeren Patrioten giebt es keinen, doch manchen klügeren. Er macht einer falschen Kammerjungfer im Palaste, wenn man dem Geschwätze der Dame Campan Glauben schenken darf, scheinbar den Hof, die ihm vieles verrät! das Necessaire, die Kleider, das Einpacken der Juwelen; Campan, II, 141. – könnte er das Verraten nur verstehen! Aber der hilflose Gouvion schaut nur mit seinen aufrichtigen gläsernen Augen zu, ermahnt seine Schildwachen zur Wachsamkeit, geht rastlos hin und her und hofft das Beste.

Zu all dem bemerkt man in der zweiten Woche des Juni, daß Oberst de Choiseul privatim in Paris ist; wie es heißt, »um seine Kinder zu besuchen.« Ferner, daß Fersen eine merkwürdige neue Kutsche von der Berline genannten Art von den ersten Künstlern nach einem Modell hat bauen lassen; sie wird ihm gebracht, als eben Choiseul bei ihm ist, und die zwei Freunde machen in nachdenklicher Stimmung eine Probefahrt durch die Straßen und senden die Berline dann nach dem Hause der »Madame Sullivan in der Rue de Clichy,« weit im Norden der Stadt, wo die Kutsche bleiben soll, bis man ihrer bedarf. Wie es scheint, will eine gewisse russische Baronin von Korff mit Kammerfrau, Kammerdiener und zwei Kindern mit standesgemäßem Aufwande heimreisen, woran diese jungen Offiziere ein Interesse nehmen. Sie haben ihr einen Paß verschafft und allen möglichen Beistand geleistet bei den Verhandlungen mit dem Wagenbauer und anderen solchen Leuten; so höflich und gefällig sind junge Offiziere. Fersen hat auch eine Chaise für zwei Personen 12 gekauft, für zwei Kammerjungfern wenigstens, ferner die nötigen Pferde; man wäre beinahe versucht anzunehmen, er selber wolle Frankreich verlassen, und zwar ohne die Kosten zu scheuen. Wir bemerken endlich, daß, so Gott will, Ihre Majestäten, um diese gesegnete Sommer-Sonnwendzeit, am Fronleichnamstage, zur Freude der ganzen Welt, am Gottesdienst in der Assumptionskirche hier in Paris teilnehmen wollen, auf welchen selben Tag überdies der wackere Bouillé in Metz eine Gesellschaft von Freunden zum Diner eingeladen hat, wie wir hören; inzwischen ist er aber nach Montmédy abgereist.

Dies sind so Phänomene oder sichtbare Erscheinungen dieser vielbeschäftigten irdischen Welt, die wahrscheinlich ganz phänomenal ist, was man gespenstisch nennt, und niemals ruht, man weiß nie warum.

Am Montag Abend, am 20. Juni 1791, um elf Uhr herum, rollen oder stehen noch viele Mietwagen und Fensterkutschen ( carosses de remise) auf den Straßen von Paris. Aber von allen Fensterkutschen empfehlen wir deiner Aufmerksamkeit, o Leser, die eine, die dort in der Rue de l'Échelle, dicht beim Karussellplatz und äußeren Tuilerienthore vorgefahren ist und auf Passagiere zu warten scheint; in der ehemaligen Rue de l'Échelle »gegenüber Ronsin des Sattlers Thüre.« Nicht lange wartet sie, so tritt eine verhüllte Dame mit zwei verhüllten Kindern aus Villequiers Thür, wo keine Schildwache steht, in den Prinzenhof der Tuilerien auf den Karussellplatz, in die Rue de l'Échelle, wo der Fensterkutschenlenker sie bereitwillig in den Wagen läßt und wieder wartet. Nicht lange. Eine andere ebenso verhüllte oder verschleierte Dame, auf einen Diener gestützt, kommt auf demselben Wege heraus, sagt dem Diener gute Nacht und wird in derselben Weise vom Fensterkutschenlenker mit Vergnügen in den Wagen gelassen. Wohin gehen so manche Damen? Es ist die Zeit von Seiner Majestät coucher, die Majestät ist soeben zu Bett gegangen, und alle Welt im Palaste zieht sich zurück. Aber die Fensterkutsche wartet noch immer, ersichtlich ist die Zahl ihrer Passagiere noch nicht voll.

Nach und nach sehen wir ein untersetztes Individuum in rundem Hut und Perücke, Arm in Arm mit einem Diener, so etwas wie einem Boten oder Kurier; auch er kommt aus Villequiers Thür, verliert eine Schuhschnalle, als er an einer der Schildwachen vorübergeht, bückt sich, um sie wieder zu befestigen, wird indessen vom Fensterkutschenlenker noch 13 vergnügter in den Wagen gelassen. Und jetzt, ist jetzt die Zahl seiner Passagiere voll? Noch nicht; noch immer wartet die Fensterkutsche. – Ach, und die falsche Kammerjungfer hat Gouvion gewarnt, ihm gesagt, sie denke, die königliche Familie wolle noch diese Nacht fliehen. Und Gouvion hat, seinen eigenen stieren Augen nicht trauend, einen Eilboten an Lafayette gesandt, und Lafayettes Wagen rollt gerade diesen Augenblick schimmernd von Lichtern durch den inneren Bogen des Karussells, – wo eine Dame, von breitem Zigeunerhut beschattet und auf den Arm eines Dieners, ebenfalls von Aussehen ein Bote oder Kurier, auf die Seite tritt, um den Wagen vorbeizulassen, und sogar der Laune folgt, mit ihrer badine, einem leichten Zauberstab, wie ihn die Schönen damals trugen, eine Radspeiche zu berühren. Der Schein von Lafayettes Wagenlichtern rollt vorüber. Im Prinzenhof wird alles ruhig gefunden, die Schildwachen auf ihren Posten, die Gemächer Ihrer Majestäten in stiller Ruhe geschlossen. Die falsche Kammerjungfer muß sich geirrt haben? Wache, Gouvion, mit Argusaugen, denn, in Wahrheit, Verrat ist in diesen Mauern.

Aber wo ist die Dame im Zigeunerhut, die zur Seite trat und die Radspeiche berührte mit ihrer badine? O Leser, jene Dame, die die Radspeiche berührte, war die Königin von Frankreich. Sie ist glücklich herausgelangt durch den inneren Thorweg, bis auf den Karussellplatz; aber nicht in die Rue de l'Échelle. Verwirrt vom Wagengerassel und der Begegnung, ging sie zur rechten, statt zur linken Seite; denn weder sie kennt Paris, noch ihr Kurier, der in Wirklichkeit kein Kurier ist, sondern ein ergebener einfältiger ci-devant Leibgardist, als Kurier verkleidet. Sie sind ganz auf falschem Wege über den Pont-Royal und den Fluß, irren verstört durch die Rue du Bac, weit entfernt vom Fensterkutschenlenker, der noch immer wartet. Wartet, ja, unter Herzklopfen und Gedanken, die er fest unter seinem Kittel verbergen muß.

Mitternacht schlägt es von allen Türmen der Stadt. Eine kostbare Stunde ist so verloren. Die meisten Sterblichen schlafen. Der Fensterkutschenlenker wartet, und in welcher Stimmung? Ein Bruder Kutscher kommt dahergefahren, knüpft ein Gespräch an, erhält heiteren Bescheid im Kutscherdialekt; die Brüder von der Peitsche wechseln eine Prise Tabak, Weber, II, 340–342; Choiseul, p. 44-56. wollen keinen Trunk mehr zusammen nehmen und sagen sich 14 gute Nacht. Dem Himmel sei Dank, hier kommt endlich die königliche Dame im Zigeunerhut, glücklich nach überstandener Gefahr; sie hatte sich nach dem Wege erkundigen müssen. Auch sie wird in den Wagen gelassen, ihr Kurier springt auf, wie der andere, auch ein verkleideter Leibgardist, es bereits that; und jetzt, o Fensterkutschenlenker unter Tausenden, jetzt, Graf Fersen, denn der Leser sieht, daß du es bist, fahr zu!

Staub soll nicht an den Hufen von Fersens Rossen haften bleiben, ein übers andere Mal klatscht die Peitsche nieder, die Fensterkutsche rasselt dahin, und jede Brust atmet leichter. Aber ist Fersen auf dem rechten Wege? Nordostwärts nach der Barriere von Saint-Martin und der Straße nach Metz, dahin sollten wir, und seht, er fährt gerade gegen Norden! Das königliche Individuum im runden Hut und Perücke sitzt erstaunt da; aber ob nun auf rechtem oder unrechtem Wege, es läßt sich nicht ändern. Vorwärts unter Peitschenhieben geht's unaufhörlich durch die schlummernde Stadt. Selten wohl hat Paris, seitdem es sich aus dem Schlamme erhob, oder seitdem die langhaarigen Könige in Ochsenkarren durch die Stadt zogen, eine solche Fahrt gehabt. Sterbliche auf beiden Seiten liegen nahebei behaglich ausgestreckt im Schlaf, und wir sind wach und zittern. Vorwärts, vorwärts, durch die Rue de Grammont, über den Boulevard, hinaus die Rue de la Chaussée d'Antin, – diese Fenster da von Nummer zweiundvierzig, jetzt so stille, waren Mirabeaus Fenster. Gegen die Barriere nicht von Saint-Martin, sondern von Clichy im äußersten Norden von Paris? Geduld, ihr königlichen Menschen; Fersen weiß, was er thut.. Die Rue de Clichy hinauffahrend, hält er einen Augenblick an Madame Sullivans Hause: »Hat der Kutscher des Grafen Fersen die neue Berline der Baronin de Korff geholt?« »Seit anderthalb Stunden ist er mit ihr fort,« antwortet brummend der schläfrige Thürhüter. – » C'est bien!« Ja, es ist gut – doch besser wär's, man hätte nicht die anderthalb Stunden verloren. Weiter drum, o Fersen, schnell, durch die Barriere von Clichy, dann ostwärts längs dem äußeren Boulevard, was Peitsche und Pferde vermögen!

So fährt Fersen dahin durch die ambrosische Nacht. Das schlafende Paris liegt jetzt ganz zu seiner Rechten, stille bis auf ein leises schnarchendes Summen. Und nun ist er im Osten an der Barriere Saint-Martin und schaut ängstlich aus nach der Berline der Baronin von Korff. Diese himmlische Berline, er erspäht sie endlich, da steht sie mit ihren sechs 15 Pferden, und sein eigener deutscher Kutscher wartet auf dem Bock. Recht, du guter Deutscher, nun eile, du weißt wohin! – Und wir in der Fensterkutsche, eilen auch wir, o, eilen wir; viel Zeit ist schon verloren. Die hohen Fensterkutschenpassagiere, sechs Insassen, packen sich hastig in die neue Berline ein, die beiden Leibgarden-Kuriere hinten hinauf. Die Fensterkutsche selbst wird der Stadt zugekehrt und mag laufen, wohin sie will, – und am nächsten Morgen umgestürzt in einem Graben gefunden werden. Aber Fersen ist auf dem neuen, mit stattlichen neuen Decken behängten Kutscherbock, schwingt seine Peitsche und jagt weiter nach Bondy. Dort nämlich muß sicherlich ein dritter und letzter Leibgarden-Kurier mit Postpferden bereitstehen. Dort auch muß jene gekaufte Chaise mit den zwei Kammerjungfern und ihren Bandschachteln sein, ohne die auch Ihre Majestät nicht reisen konnte. Schnell, du behender Fersen, und möge der Himmel alles zum besten lenken!

Noch einmal, durch Gottes Segen, ist alles in Ordnung. Da ist der schlafende Weiler Bondy, die Chaise mit den Kammerfrauen, die Pferde alle bereit, und die Postillone in Koller und Stulpstiefeln, im tauigen Morgen ungeduldig wartend. Schnell ist umgespannt, die Postillone springen in den Sattel, schwingen ihre kleinen lauten Peitschen, Fersen unter seinem Kutscherkittel beugt sich in tiefer schweigender Ehrfurcht zum Abschiede, königliche Hände winken sprachlosen, unaussprechlichen Dank, die Berline der Baronin Korff mit Frankreichs Königtum eilt weiter von ihm weg – für immer, wie es sich ergab. Der flinke Fersen sprengt schräg nordwärts durchs Land gegen Bougret zu, erreicht Bougret, findet dort seinen deutschen Kutscher und sein Gefährte auf sich wartend, jagt davon und fährt unbemerkt ins unbekannte Weite. Ein flinker, thatkräftiger Mann, fürwahr; was er zu thun unternommen, das ist flink und erfolgreich gethan.

So ist denn das Königtum von Frankreich wirklich geflohen? Diese kostbare Nacht durch, die kürzeste des Jahres, flieht es und fährt davon! Baronin von Korff ist in Wahrheit niemand anders als Dame de Tourzel, Gouvernante der königlichen Kinder, dieselbe, die verhüllt mit den beiden verhüllten Kindern kam, dem kleinen Dauphin, der kleinen Madame royale, die lange nachher bekannt war als Herzogin von Angoulême. Kammerfrau der Baronin von Korff ist die Königin im Zigeunerhut. Das königliche Individuum in rundem Hut und Perücke ist für den Augenblick 16 Kammerdiener. Jene andere verhüllte Dame, die für die Reisebegleiterin ausgegeben wird, ist die gute Schwester Elisabeth; sie hat vor langem, beim Weiberaufstande, geschworen, daß nur der Tod sie von den anderen trennen solle. Und so fahren sie dort dahin, nicht zu ungestüm, durch den Wald von Bondy: – über einen Rubikon in ihrer eigenen und in Frankreichs Geschichte.

Bedeutend sind diese Stunden, obgleich die Zukunft ganz ungewiß ist. Ob wir wohl Bouillé erreichen? Wenn wir ihn nicht erreichen? O Ludwig! Und dies alles rund um dich ist die große, schlummernde Erde (und über dir der große wachende Himmel); der schlummernde Wald von Bondy – wo der langhaarige Childeric Thunichts vom Schwerte durchbohrt ward, Hénault, Abrégé chronologique, p. 36. nicht ohne guten Grund in einer Welt, wie die unsrige. Diese spitzen Steintürme dort sind Raincy, die Türme des gottlosen Orléans. Alles schlummert außer dem vielfachen Rasseln unserer neuen Berline. Die lose bekleidete Vogelscheuche von einem Gemüsehändler mit seinem Esel und frischen Grünzeug, mühsam daherziehend, scheint die einzige Kreatur zu sein, der wir begegnen. Aber gerade vor uns sendet der große Nordosten immer mehr seine grau gefleckte Morgendämmerung in die Höhe; aus taunassem Gezweige begrüßen hier und dort Vögel mit kurzem, tiefem Gezwitscher die kommende Sonne. Sterne erblassen und die Milchstraßen, die Straßenlampen der großen Stadt Gottes. Der Weltraum, o meine Brüder, öffnet weit seine Thore für das Lever des größten, höchsten Königs. Du, armer König Ludwig, fährst nichtsdestoweniger dem Morgenlande der Hoffnung zu, wie Sterbliche gerne thun; und die Tuilerien mit ihren Levers und Frankreich und die Erde selbst, sind nichts als eine größere Art Hundehütte, – deren Bewohner gelegentlich toll werden.

 


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