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Tarzan ist wieder da!

Die Begegnung mit Korak nach den langen Jahren der Trennung, in denen sie ihn beinahe schon für tot gehalten hatte, war Meriem so überraschend gekommen, daß sie kaum einen klaren Gedanken fassen konnte und sich willenlos von Baynes hinter den Zelten entlang nach dem Palisadenzaun führen ließ. Koraks Rat war sicher gut und richtig; Meriem hatte sogleich wieder das alte Vertrauen zu dem, was ihr einstiger Kamerad sagte. Man erreichte auch ohne Zwischenfall den Holzwall am Dorfrand. Der Engländer warf die Schlinge oben um einen der hohen Pfähle und zog sich – allerdings nur unter Aufbietung aller Kräfte – hinauf. Dort wandte er sich um und reichte Meriem die Hand, um sie sofort nachzuziehen.

Komm! flüsterte er. Wir müssen uns beeilen!

Meriem schien mit einem Male wie aus tiefem Schlafe zu erwachen. Sie griff sich an den Kopf. Korak? Er war allein, kämpfte. Vielleicht um sein Leben? Sie hatte ihren Korak verlassen. Nein ... sie wollte nicht fort, solange er noch da drüben war. Sie mußte mit ihm und für ihn kämpfen. Gehen Sie immer! rief sie zu Baynes hinauf. Sehen Sie zu, daß Bwana uns zu Hilfe kommt! Ich habe die Pflicht, hier zu bleiben. Sie können ohnehin bei Ihrem Zustand nicht mehr lange kämpfen. Aber holen Sie Bwana, das ist entschieden das Beste!

Mr. Morison Baynes glitt lautlos wieder zu Meriem hinab. Miß Meriem, bedenken Sie, bitte: nur um Ihretwillen bin ich vorhin mit Ihnen hierher geflohen! begann er mit gedämpfter Stimme. Ich wußte, daß er Ihre Feinde länger abwehren kann, als ich es vermocht hätte. Und es handelte sich doch darum, daß Sie erst einmal sicher aus diesem schrecklichen Nest herauskamen. Wenn ich es mir jetzt richtig überlege: Ich hätte trotzdem zurückbleiben sollen. Ich hörte, wie Sie ihn bei Namen riefen, weiß auch jetzt, wer er ist. Ihr alter guter Freund, von dem Sie ... Bitte, seien Sie so gut und unterbrechen Sie mich nicht! Ich habe Ihnen etwas zu beichten, ich will Ihnen sagen, was für ein Schuft ich beinahe geworden wäre. Miß Meriem, ich wollte Sie mit mir nach London nehmen, nicht wahr? Aber ich dachte nicht daran, Sie zu meiner Frau zu machen. Ja, glauben Sie es mir, verachten Sie mich! Ich verdiene Ihre bösen Blicke, verdiene, daß Sie sich von Ekel erfüllt von mir abwenden, denn ich war leichtfertig und wußte nicht, was für ein heilig Ding die große Liebe zweier Menschen ist. Aber ich habe es in Qualen und Nöten lernen müssen und seitdem weiß ich, was für ein gefühlloser und feiger Mensch ich mein Leben lang gewesen bin. Ich habe mich stets für besser und tausendmal wertvoller als alle die gehalten, denen das Schicksal einen gleich günstigen Platz an der Sonne versagte, wie ich ihn unverdient seit meiner Jugend innehatte. Ich hielt Sie nicht für gut, für fein genug, um meinen Namen mit mir vor aller Augen zu teilen. Seit Hanson mich betrog und Sie entführte, verzehrte mich das Höllenfeuer meiner Gewissensängste. Und das ... hat einen Mann aus mir gemacht, wenn auch vielleicht zu spät. Ich wage daher jetzt, Ihnen meine aufrichtige Liebe zu versichern, meine unverbrüchliche Liebe, und frage in Bescheidenheit: Wollen Sie, können Sie noch ganz und für immer mein sein?

Meriem schwieg, tief in Gedanken versunken.

Wie sind Sie gerade hierher in dieses Dorf gekommen? fragte sie dann ganz unvermittelt.

Baynes erzählte ihr in Eile alles, was er durchgemacht hatte, seit der Träger Hansons ihm die bösen Pläne seines Herrn hinterbrachte.

Da sagen Sie noch, daß Sie ein Feigling wären! warf Meriem plötzlich ein. Sie nennen sich feige, nachdem Sie all das Furchtbare ausgestanden haben, um mich vor dem Schlimmsten zu bewahren? Nein, Mr. Baynes, da gehört wahrhaftig Mut dazu, mir anzuvertrauen, wie Sie um Ihre eigene Rechtfertigung, um Ihr besseres Ich gerungen haben. Sie haben sich selbst besiegt und für mich gelitten. Ich rechne Ihnen diesen doppelten Beweis Ihrer männlichen Gesinnung hoch an. Und Mister Baynes: Einem Feigling könnte ich auch nie mein Herz schenken!

So lieben Sie mich also doch? Ein tiefer Seufzer entrang sich seiner Brust. Er trat einen Schritt näher, um die Geliebte in seine Arme zu schließen, doch Meriem wehrte ihm mit einer leichten Handbewegung ab, als wolle sie damit sagen: Noch nicht! Sie wußte im Grunde jedoch selbst nicht, warum sie seine so aufrichtige Werbung jetzt nicht mit freudigem Ja belohnte, denn sie hatte ihn tatsächlich gern. In dieser Herzensneigung zu dem jungen Engländer sah sie keinerlei Untreue gegen ihren Korak; denn Korak war und blieb ihr doch trotzdem der alte, liebe Geführte ihrer Dschungeljahre, der starke Bruderarm, der sie einst wie eine jüngere Schwester sicher und voller Rücksicht durch alle Fährnisse geleitet hatte. –

Der Lärm im Dorfe ließ mit einem Male merklich nach.

Man hat ihn getötet! flüsterte Meriem und zuckte zusammen. Baynes fuhr aus seinen Gedanken auf. Es kam ihm mit einem Male wieder zu Bewußtsein, warum man vorhin eigentlich die so glücklich gelungene Flucht unterbrochen hatte.

Warten Sie bitte hier! sagte er mit fester Stimme. Ich werde mich nach ihm umsehen. Ist er wirklich tot, können wir natürlich nichts mehr für ihn tun. Lebt er aber noch, will ich alles daransetzen, um ihn zu befreien.

Nein, wir gehen zusammen! Kommen Sie!

Und sie schlichen zurück zum Dorf. Oft mußten sie sich im Schatten eines Zeltes oder einer Hütte zu Boden werfen und dicht an die Rückwand pressen, denn überall war man auf den Beinen. Ein fortwährendes Kommen und Gehen. Das ganze Dorf stand gleichsam Kopf.

So kam es, daß sie für den Rückweg nach Ali ben Kadins Zelt viel länger brauchten, als zu ihrer Flucht nach dem Palisadenzaun. Im Zelt schien alles still. Vorsichtig zwängten sie sich durch die von Korak aufgeschlitzte Rückwand nach dem Frauengemach, Meriem voran und Baynes dicht hinter ihr, nachdem er erst noch festgestellt hatte, daß sie von niemandem beobachtet worden sein konnten. Auf den Fußspitzen tasteten sie sich zu den Teppichvorhängen, die das Zelt in zwei Teile schieden. Meriem spähte durch einen schmalen Spalt hinüber: Auch dort war alles leer. Ein Sprung, und sie stand am eigentlichen Zelteingang. Doch da ... Sie unterdrückte mit Mühe einen Aufschrei. Baynes, der hinter ihr lehnte, beugte sich vorwärts, um selbst zu sehen, warum Meriem mit einem Male so zusammenschrak. Eine furchtbare Verwünschung kam über seine Lippen, er drängte Meriem leicht beiseite und stürzte wie ein Rasender aus dem Zelt.

Korak am Marterpfahl gebunden, der Holzstoß ringsum geschichtet, und schon züngelten überall die Flammen empor? Ohne zu bedenken, daß er gegen diese Übermacht nichts, gar nichts ausrichten konnte, stürmte er los. Koste es, was es wolle, er mußte den Todgeweihten zu retten suchen.

In demselben Augenblick wälzte sich Tantor vom Palisadenzaun heran. Die Zuschauermenge auf dem Richtplatz stob in wilder Flucht davon und riß mit sich fort, was in den Weg kam. Auch Baynes. Alles das Werk weniger Sekunden. Der Engländer sah nur noch, wie der Elefant mit seiner kostbaren Last drüben wieder verschwand. Kein Mensch schien sich um ihn zu kümmern. Es war, als seien alle Teufel losgelassen. Männer, Frauen und Kinder suchten Hals über Kopf das Weite, Hunde sprangen kläffend und heulend nach, Pferde, Kamele, Esel – alles war außer Rand und Band, als der gewaltige Dickhäuter mit markerschütterndem Trompeten durch das Dorf raste. Viele Tiere hatten sich losgerissen, jagten in wildem Galopp bald hierhin, bald dahin und steigerten so die Panik unter den Arabern und Schwarzen ins Ungeheuerliche.

Baynes erkannte sofort, welchen Vorteil diese heillose Verwirrung bot. Er wandte sich, um Meriem aus dem Zelt zu holen. Doch da war sie ja schon! Das unerschrockene Mädchen mußte nicht von ihm gewichen sein.

Die Pferde sind los, sehen Sie? schrie er. Wir brauchen zwei Pferde, Miß Meriem!

Das Mädchen begriff und führte ihn nach dem anderen Dorfrande.

Hier, machen Sie die beiden los! bestimmte sie rasch, schon halb im Weggehen. Und warten Sie mit ihnen dicht hinter diesen Hütten. Ich hole Sättel und Zaumzeug. Und ehe er sie zurückhalten konnte, war sie verschwunden.

Baynes koppelte die beiden Pferde los. Es war keine Kleinigkeit. Den Tieren saß der Schrecken noch in allen Gliedern. Dann zog er die störrischen Vollblüter hinaus. Und wartete. Eine Ewigkeit schien es ihm, bis Meriem endlich wiederkam, wiewohl kaum zehn Minuten vergangen sein konnten. Das tapfere Mädchen brachte wahrhaftig zwei Sättel!

Unverzüglich wurden die Pferde gesattelt. Drüben loderten noch immer die Flammen des Marterbrandes hellauf zum Nachthimmel. Man konnte deutlich sehen, wie die Araber und Schwarzen sich langsam wieder einfanden. Einige hatten sogar schon Tiere wieder eingefangen und nahten mit den Ausreißern, um sie wieder in den Stallhütten festzubinden. Es hieß sich dazuhalten, wollte man nicht noch in letzter Minute von den Kerlen überrascht werden.

Meriem schwang sich hastig in den Sattel.

Los? Morison! Ehe es zu spät ist. Durch Tantors Bresche, verstanden?

Sie sah nur noch, wie Baynes mit dem linken Fuß im Steigbügel stand, dann ließ sie ihrem feurigen Renner die Zügel schießen. Das rassige Tier raste sofort im Galopp los. Es galt, den kürzesten Weg einzuschlagen. Es gab keine Wahl: Man mußte mitten durch das Dorf. Baynes sprengte dicht hinter ihr. Die Pferde gaben ihr Bestes.

Und das war die Rettung. Wie ein Sturmwind fegten die beiden Reiter durch das Dorf! Man hatte schon die halbe Strecke hinter sich, als die bestürzten Araber zur Besinnung kamen. Einer mußte die beiden schließlich erkannt haben. Ein wilder Aufschrei – er riß sein Gewehr an die Backe und gab Feuer. Das ganze Dorf war mit einem Schlage von neuem alarmiert. Aus allen Ecken krachten Schüsse. Doch schon jagten die schweißtriefenden Rosse durch Tantors Bresche und trugen ihre Reiter in ununterbrochenem Galopp auf der glatten Karawanenstraße gen Norden. Noch lange hallte fernes Gewehrgeknatter durch die Nacht. –

Und Korak?

Tantor eilte mit dem geretteten Freund bis weit in die Tiefen der Dschungel. Er rastete nicht eher, als bis sein überscharfes Gehör ihm bestätigte, daß das Dorf mit seinen lärmenden Bewohnern meilenweit hinter ihm liegen mußte. Dann erst legte er seine Last vorsichtig ins weiche Dschungelgras nieder.

Korak suchte sich sofort unter Anspannung aller Kräfte aus seinen Fesseln zu befreien. Doch die Stränge wollten und wollten nicht nachgeben, geschweige denn reißen. Er ruhte einige Zeit, begann von neuem das qualvolle Ringen und ruhte wieder. Vergeblich! Nur gut, daß Tantor nicht die Geduld verlor! Der Riese harrte getreulich bei ihm aus, und wehe der Dschungelbestie, die dem Dickhäuter in die Quere gekommen wäre!

Langsam kroch die Morgendämmerung im Osten herauf. Korak war nicht einen Finger breit weiter gekommen. Er war sich klar, daß Durst und Hunger ihn zu Tode martern mußten, wenn er seine Fesseln nicht bald sprengen konnte. Ringsum Früchte und Fleisch in Hülle und Fülle – und doch verschmachten und verhungern? Es half nichts, er hatte sich mit dem Gedanken vertraut zu machen, denn Tantor konnte nun und nimmer die bösen Knoten lösen.

*

Baynes und Meriem ritten den ganzen Rest der Nacht in schnellstem Tempo am Strome entlang nach Norden. Das Mädchen hatte Baynes wiederholt versichert, daß Korak von Tantor in der Dschungel sicher geborgen worden wäre. Sie bedachte allerdings nicht, daß der Affenmensch dabei doch noch immer am Pfahl gefesselt bleiben mußte.

Mr. Morison Baynes war zuletzt noch von einer Kugel getroffen worden. Meriem wünschte ihm Schonung und wollte ihn auf alle Fälle sofort nach Bwanas Farm geleiten, wo er von My Dear mit aller Sorgfalt gepflegt werden konnte.

Du darfst die Wunde nicht so leicht nehmen, Morison! meinte sie schließlich. Wir machen es dann einfach so: Ich reite mit Bwana zurück und suche Korak. Er muß gefunden werden und dann auch zu uns kommen.

Die ganze Nacht über war man im Sattel und auch am Morgen gönnte man sich keine Rast. Es mochte gegen acht Uhr sein, als man plötzlich einem stark bewaffneten Trupp, der anscheinend nach Süden vordrang, begegnete. Meriem atmete auf: Es war Bwana selbst mit seinen flinksten und tüchtigsten Askaris. Als er Baynes erkannte, verfinsterte sich sein Gesicht. Doch er schien erst noch hören zu wollen, was Meriem zu berichten hatte, ehe sich sein lang verhaltener Grimm über den einstigen Gast wie ein Unwetter entladen sollte. Doch es kam anders. Als Meriem geendet hatte, schien Baynes ihm mit einem Male Luft zu sein. Er hatte offenbar Wichtigeres im Kopfe als diese leidige Liebestragödie.

Du sagtest eben, du hättest Korak gefunden? fragte Bwana. Ist das wirklich so? Hast du ihn gesehen?

Natürlich! gab Meriem zurück. So wie ich dich hier sehe. Und nun komm bitte mit, Bwana, und hilf mir, ihn wiederzufinden.

Haben Sie ihn auch gesehen? forschte Bwana weiter und blickte Baynes scharf in die Augen.

Ja, ganz deutlich. In allernächster Nähe! antwortete der Gefragte.

Wie sieht er ungefähr aus? Ich meine, welchem Typus kommt er am nächsten? fuhr Bwana fort. Und wie alt mag er schätzungsweise sein?

Ich würde ihn für einen Engländer halten. Alter? Ungefähr wie ich ... halt ... vielleicht doch schon etwas älter, meinte Baynes. Er ist außerordentlich kräftig gebaut. Muskeln hat dieser Mensch, nein, das ist fabelhaft. Und nicht zu vergessen, wie prächtig gebräunt die Haut ist.

Können Sie sich an Augen und Haar erinnern? Bwana sprach rascher und sichtlich erregt.

Korak hat schwarzes Haar und graue Augen, warf Meriem sofort ein.

Bwana wandte sich ruckartig zu dem Führer seines Askaritrupps:

Du bringst mir Miß Meriem und Mr. Baynes sofort nach der Farm. Ich streife allein weiter.

Nimm mich mit, Bwana! bettelte Meriem. Du suchst Korak, ich weiß es. Laß mich dabei sein!

Bwana winkte bestimmt ab.

Du gehörst zu dem Mann, den du liebst, mein Kind!

Mehr sagte er nicht. Er bedeutete dem Askariführer mit einer Handbewegung, daß ohne Verzug abzumarschieren sei. Für Baynes, der seit ein paar Stunden schon unter heftigen Fieberschauern litt, wurde im Nu eine Tragbahre aus Zweigen hergerichtet. Meriem schwang sich noch halb unschlüssig auf den Rücken des müden Vollblüters, der sie so sicher in stundenlangem Gewaltritt bis hierher getragen hatte, und langsam schlängelte sich der kleine Zug mit dem Verwundeten in der Mitte am Strome entlang nach Süden davon.

Bwana wartete, bis sie seinen Blicken entschwunden waren. Nicht ein einziges Mal hatte Meriem sich umgedreht, sie war böse auf Bwana und ritt traurig mit gesenktem Haupt davon. Bwana seufzte. Er liebte das hübsche Araberkind, wie er eine eigene Tochter geliebt hätte, und da Baynes anscheinend sein großes Unrecht wieder gutgemacht hatte, wollte er nun nichts gegen eine etwaige Vermählung der beiden einwenden, wenn Meriem sich tatsächlich aus vollem Herzen zu diesem Schritt entschließen konnte. Er selbst vermochte sich jedoch trotz allem des Eindrucks nicht zu erwehren, daß die kleine Meriem für Mr. Morison Baynes zu schade war.

Er schwang sich alsdann an einem tief herabhängenden Ast hinauf in die Zweige eines nahen Baumriesen. Wie eine Katze kletterte Bwana! Oben entledigte er sich seiner gesamten Bekleidung, zog aus der Jagdtasche ein langes Stück Wildleder, ein feingewickeltes Wurfseil und ein vielverheißendes Jagdmesser und machte sich aus dem Leder einen Lendenschurz, hing das Seil über eine Schulter und steckte das Messer in seinen Leibgurt.

Hoch aufgerichtet stand er dann ein paar Sekunden auf schwankendem Ast, den Kopf stolz zurückgeworfen, seine Brust geschwellt im Bewußtsein seiner unversiegten Kraft. In tiefen Atemzügen sog er die Dschungelluft ein, daß die Nasenflügel bebten, seine stahlgrauen Augen ahnten von neuem die Lust vergangener Jahre. Und dann kroch und sprang und schwang er sich durch den unermeßlichen Blätterwald nach Südosten. Immer mehr und mehr entfernte er sich damit vom großen Strom, aber er schien zu wissen, warum. Wie ein Pfeil schoß er dahin, und wenn er einmal kurze Zeit verweilte, drang ein wildgewaltiger schriller Schrei aus seiner Kehle in die weiten Gründe. Er horchte auf, und dann begann die stürmische Jagd durch die Baumwipfel von neuem.

Er mochte schon einige Stunden unterwegs sein, da vernahm er plötzlich halblinks vorwärts eine schwache Antwort auf seinen weithin schallenden Lockruf. Ein Riesenaffe mußte das sein! Bwanas Augen leuchteten auf, seine Pulse flogen. Noch einmal ein lauter wildgewaltiger Aufschrei, und er eilte in der neuen Richtung auf der Baumstraße dahin.

*

Korak sah schließlich ein, daß er sich unmöglich selbst aus seinen Fesseln lösen konnte. Auf Hilfe warten, war verlorene Zeit, bedeutete sicheren Tod. Er wandte sich also in der Dschungelsprache, die auch die Elefanten verstehen konnten, an Tantor und bat, er solle ihn wieder in seinen »Arm« nehmen und dann nach Nordosten weitertrotten. Korak war in dieser Richtung vor einiger Zeit wiederholt Weißen und auch Schwarzen begegnet. Lief man zufällig einem Schwarzen in den Weg, würde er Tantor einfach befehlen, ihn einzufangen; für das übrige würde er schon sorgen. Jedenfalls mußte man den Versuch wagen, denn ein rasches Ende war schließlich immer noch besser als langsamer Hungertod. Und Tantor würde ohnedies einen Schwarzen wenigstens solange im Zaume halten, bis er die Fesseln Koraks zerschnitten hatte.

Tantor tat, was sein Freund wünschte, und trug ihn getreulich und ohne zu rasten gen Nordosten durch die Wälder. Ab und zu rief Korak laut nach allen Seiten. Er hoffte, daß Akuts Menschenaffen vielleicht gerade wieder einmal diese Reviere durchstreiften. Begegnete er gar Akut selber, so wäre er sicher binnen kurzem frei. Schon einmal vor langen Jahren hatte er ihm ja die Knoten geöffnet, damals, als der Anschlag des Russen Pawlowitsch so kläglich mißlungen war.

Und Akut hörte tatsächlich die bekannte Stimme. Ganz schwach zwar nur, denn er war noch weit südlich von Korak, aber er folgte dem Ruf. Und ein anderer vernahm beide ...

*

Nachdem Bwana allein zurückgeblieben war, allein auf die Suche nach Korak gehen wollte, war Meriem ein Stück Weges tief in Gedanken versunken in der Kolonne mit weitergeritten. Plötzlich hob sie den Kopf. Sie schien verändert, zu irgend etwas Besonderem entschlossen und winkte dem Truppführer.

Ich reite zu Bwana zurück. Nur damit du es weißt! stieß sie bestimmt hervor.

Der Schwarze schüttelte den Kopf.

Auf keinen Fall, Miß Meriem! Bwana gab mir Befehl, Sie heimzugeleiten. Und dabei muß es bleiben?

Du willst mich nicht gehen lassen? fragte das Mädchen überlegen.

Der Schwarze nickte bloß und ritt an den Schluß der Kolonne, um ein etwaiges Zurückbleiben des ihm anvertrauten jungen Mädchens auf alle Fälle unterbinden zu können. Meriem lächelte. Man ritt oft unter Bäumen dahin, die ihre Äste weit herabreckten. Mit einem Male war das Mädchen verschwunden. Der Führer wußte nicht recht, wie. Er sah bloß den leeren Sattel. Weiter nichts. Er rief. Erst kam überhaupt keine Antwort, dann hörte er ziemlich weit rechts abseits vom Wege ein seltsames Kichern. Sofort wurden seine Askari nach allen Seiten ausgeschickt, um das Mädchen wieder einzuholen. Doch die armen Kerle kamen ganz niedergeschlagen zurück: Miß Meriem war nirgends im Umkreis zu finden gewesen. Man wartete noch eine Weile. Dann nahm man den Marsch nach der Farm wieder auf, da Baynes' Zustand immer bedenklicher wurde. Das Fieber mußte rasend in die Höhe gegangen sein. Er phantasierte das wirrste Zeug, schlug mit den Armen um sich und stöhnte, daß es kaum mehr anzuhören war.

*

Meriem eilte geradenwegs durch die Bäume in der Richtung davon, in der sie Tantor vermutete. Sie wußte noch genau die Stelle, weit östlich vom Dorfe des Scheichs, wo sich die Elefanten oft und gern aufhielten. Lautlos und in denkbar schnellstem Tempo glitt sie durch die Wipfel. Nur das eine schwebte ihr jetzt vor Augen und verscheuchte alle anderen Gedanken: Sie mußte Korak finden und ihn mit nach der Farm bringen. Das war einfach ihre Pflicht, meinte sie.

Dann brachen mit der Zeit auch schlimme Befürchtungen und Ängste über sie herein. Vielleicht brauchte Korak sie gar nicht, wollte gar nicht in ihrer Nähe sein? Sie machte sich bittere Vorwürfe, den schwerverwundeten Morison im Stich gelassen zu haben, wo er doch vielleicht ihrer lindernden Hand und ihres Zuspruches bedurfte.

Einige Stunden war sie so im Widerstreit ihrer Gefühle immer unermüdlich weitergeeilt, als ihr plötzlich der altbekannte Lockruf eines Menschenaffen entgegenhallte. Sie gab keine Antwort, schlug aber sofort ein noch schärferes Tempo an. Es war, als flöge sie nur so durch die Zweige.

Bald kam ihr der ausgezeichnete Geruchssinn, den Korak früher so oft bewundert hatte, zu Hilfe. Tantor konnte nicht mehr weit sein, wie sie mit Befriedigung feststellte. Sie war also auf der rechten Fährte. Korak selber würde bei Tantor sein. Sie wußte, daß er sich nicht so leicht von seinem alten Dschungelfreund trennte. O, sie wollte ihn schön überraschen!

Noch zweihundert Meter – und ihre Augen bestätigten die freudige Erwartung. Da trottete ja Tantor, und auf seinem Kopfe schaukelte ... Sonderbar, wie Korak heute da oben lag. Der Pfahl? Und Tantor hielt ihn ja anscheinend immer noch mit seinem biegsamen Rüssel da oben fest wie gestern ...? Korak! rief Meriem von ihrem hohen Ausguck im Blätterversteck hinab.

Wie auf einen Ruck drehte sich der Elefantenkoloß um, legte seine Last ins dichte Dschungelgras und rüstete sich unter wütendem Trompeten zur Verteidigung seines Kameraden.

Meriem! hallte die matte Antwort des Affenmenschen zurück, der die vertraute Stimme sofort erkannt hatte. Das Mädchen hier? Er war bestürzt und beglückt zugleich. Ein sonderbares Gefühl schnürte ihm fast die Kehle zu.

Das Mädchen schwang sich blitzschnell hinab. Halb außer Atem rannte sie auf Korak zu. Schrecklich, daß er noch immer in dieser qualvollen Lage war. Sie mußte ihn auf der Stelle losbinden. Doch Tantor schien anderer Meinung. Dräuend senkte er sein Riesenhaupt und stieß einen unheimlichen Warnungslaut hervor.

Zurück! Zurück! schrie Korak. Er tötet dich, er zermalmt dich! Meriem blieb stehen.

Tantor! rief sie mit sicherer Stimme dem grimmen Riesen entgegen. Kennst du mich denn auf einmal nicht mehr? Ich bin doch die kleine Meriem. Weißt du nicht mehr, wie oft ich mich auf deinem breiten Rücken tummelte?

Doch der Riese ließ sich nicht beirren. Abermals donnerte seine Warnung aus dem Riesenrachen. Er schüttelte seine langen Fangzähne, als wollte er sagen: Du lügst und mach daß du fortkommst, oder ...

Nun versuchte Korak, den alten guten Tantor umzustimmen. Erst mit freundlichen Worten, dann mit dem Befehl, dem der Freund nie den Gehorsam versagte, wenn er fühlte, daß Korak im Rechte war.

Geh' jetzt einmal, Tantor! Wir rufen dich wieder! meinte Korak zuletzt noch besänftigend. Er wollte ja Meriem nur Gelegenheit geben, die Fesseln zu lösen, ohne daß sie in Gefahr kam.

Allein Tantor wich nicht von der Stelle. Alle Menschen außer Korak waren seine Feinde. Wer wußte, ob das Mädchen nicht Böses gegen seinen Freund im Schilde führte? Nein, er würde es nicht darauf ankommen lassen, solange er noch auf festen Füßen stand!

Eine volle Stunde verstrich, ohne daß die verschiedensten Bemühungen Erfolg gehabt hätten. Der starrsinnige Riese war einfach nicht davon zu überzeugen, daß seine Beschützerrolle in diesem Falle einmal nicht angebracht war. Er blieb dabei: Niemand sollte es wagen, Korak näher zu kommen, wenn er nicht zu Brei werden wollte.

Endlich schien Korak einen Ausweg gefunden zu haben.

Meriem! rief er hinüber, tu so, als gingest du ganz fort. Du mußt aber nachher zusehen, daß du den Wind ins Gesicht bekommst. Und dann folgst du uns wieder. Er darf dich nicht wittern! Ich werde ihn bald soweit haben, daß er mich wieder ins Gras legt, und ihn dann unter irgendeinem Vorwand wegschicken. Du springst uns, wie gesagt, nach, und schleichst dich zu mir, wenn er mir den Rücken gekehrt hat. Hast du ein Messer?

Ja, natürlich. Gut denn, ich gehe jetzt. Vielleicht gelingt uns der Streich nun endlich. Aber nimm dich bitte trotzdem in acht, Korak! Tantor hat seine Mucken. Er ist ein Schlaumeier.

Korak nickte freundlich. Das Mädchen hatte recht. Sie wußte doch noch alles genau, was die Dschungel von dem fordern mußte, der nicht zu Grunde gehen wollte.

Im Nu war sie verschwunden. Der Elefant horchte auf. Sie ging? Schon gut, aber die Witterung wollte er sich doch lieber merken. Er hob prüfend seinen Rüssel und schien tief zu atmen.

Korak befahl ihm, sogleich den Marsch nach Nordwesten wieder aufzunehmen. Tantor zögerte erst ein paar Sekunden, doch dann folgte er sichtlich gern dem Wunsche seines Freundes. Man war kaum ein paar hundert Meter wieder unterwegs, als Korak aus der Ferne den Ruf eines Menschenaffen zu hören glaubte.

Sollte das Akut sein? Ihm wäre es nur recht, dachte Korak. Tantor kannte Akut gut, er würde den befreundeten Affen sicher ohne weiteres herankommen lassen. Und Koraks Antwort hallte laut durch die Wälder.

Er hielt es indessen trotz dieser neuen hoffnungsvollen Entdeckung für ratsam, den mit Meriem vereinbarten Plan nicht einfach aufzugeben, und trieb Tantor zur Eile an. Bald erreichte man eine Lichtung. Korak spürte deutlich, daß Wasser in der Nähe war. Das paßte. Er würde so leicht eine Ausrede haben, um sich Tantor für einige Zeit vom Halse zu schaffen. Tantor sollte nur gehen und ihm endlich einmal in seinem Rüssel Wasser für die trockene Kehle holen.

Der Riese gehorchte und bettete Korak mitten auf der Lichtung ins weiche Gras. Dann blieb er jedoch noch ein paar Minuten dicht neben dem Freunde. Er nahm es genau mit seiner Pflicht, der gute Tantor, spreizte seine Ohren und schwenkte den Rüssel schnuppernd nach allen Seiten in der Luft herum. Erst als er davon überzeugt schien, daß zunächst nichts für seinen Schützling zu befürchten war, trottete er nach dem kleinen Bach zu davon. Korak entsann sich. Es mußten etwa zweihundert bis dreihundert Meter bis dahin sein. Ach, Tantor! dachte er im stillen, jetzt haben wir dich doch an der Nase herumgeführt. Und er hätte am liebsten laut aufgelacht.

Allein, so gut der Affenmensch auch sonst seinen Dschungelfreund kennen mochte, er ahnte nicht, wie argwöhnisch der kluge Tantor sein konnte. Der Riese verschwand alsbald drüben hinter dem Waldrand in der Richtung nach der Tränke; doch kaum fühlte er sich durch dichtes Laubwerk den Blicken Koraks entzogen, da machte er flugs kehrt und zwängte sich unter dem schützenden Blätterdach bis zum Dschungelsaum an der Lichtung zurück. So, jetzt konnte er erst noch einmal die Lage da drüben überschauen, ohne daß man ihn gewahrte.

Tantor ist nämlich von Natur aus sehr, sehr mißtrauisch. Und so fürchtete er jetzt immer, daß dieses Tarmanganiweib, das seinen Korak hatte angreifen wollen, doch noch nachkommen könnte. Er hatte nicht Lust, sich narren zu lassen, und ehe er nicht ganz sicher war, daß seinem Freunde nichts passieren konnte, würde er einfach nicht zum Wasser gehen.

Aha! Er hatte also doch wieder einmal nicht danebengeraten! Er sah, wie das Tarmanganiweib aus den Bäumen drüben herabglitt und über die Lichtung zu dem Affenmenschen rannte. Tantor beschloß, noch abzuwarten, bis sie fast bei Korak war. Aber dann wollte er endlich Ernst machen. Diesmal durfte sie ihm nicht wieder entschlüpfen! Seine kleinen Augen sprühten vor Wut, sein Schweif reckte sich zornig nach oben, er war drauf und dran, seiner Erbitterung in wilden Trompetenstößen Luft zu machen ... Aber es galt, sich zu beherrschen. Nur der Angriff im rechten Augenblick verbürgte den vollen Erfolg. Tantor hatte seine Erfahrungen.

Da! Das Tarmanganiweib war schon dicht bei Korak. Ein Messer blitzte in ihrer Rechten ... Tantor, der Riese, brach mit erschütterndem Kampfgebrüll und tiefgesenktem Haupt vom Dschungelsaum zum Angriff auf das winzige Menschlein vor.

Korak übersah im Bruchteil einer Sekunde, welche Gefahr der Geliebten drohte, als Tantor heranstürmte. Nein, diesmal wurde es bitter ernst. Wohl suchte er dem aufs äußerste gereizten Freunde mit scharfem Befehl Halt zu gebieten, doch Tantor hörte nicht. Meriem rannte, so schnell ihre Beine sie tragen konnten, nach der anderen Seite der Lichtung zurück, um sich im hohen Geäst zu retten. Was half's, der Riese ließ nicht nach. Wie ein Expreßzug dröhnte er heran. Der Affenmensch verzweifelte fast. Kalter Schweiß perlte ihm auf der Stirn, sein Herzschlag stockte. Die schreckliche Tragödie ging ihren Lauf. Hier gab es keine Rettung mehr. Ja, vielleicht erreichte Meriem noch kurz vor Tantor den Dschungelsaum. Doch ehe sie sich dann hinauf in die Zweige geschwungen haben konnte, mußte Tantors Rüssel sie gepackt haben. Mochte sie noch so behend und tausendmal schneller als sonst nach oben klimmen, der Riese würde sie im letzten Augenblick noch erraffen, herunterschleudern und zertrampeln. Deutlich stand Korak das Bild des gerichteten Schweden vor Augen.

Furchtbar – jetzt hatte der Koloß sein Opfer fast in Reichweite! Korak wollte die Augen zusammenpressen, doch es ging nicht. Seine Kehle war wie verdorrt. Er röchelte. Noch nie, solange er die wilde Dschungel kannte, hatte solch ein wahnsinniges Erleben und Erbeben seine Sinne aufgewühlt, nie noch hatte er auch nur im entferntesten geahnt, wie Schrecken und Ängste ein Menschenherz foltern können. Ein Dutzend Schritte noch – und der zur Furie gewandelte Tantor mußte Meriem umschlingen und ...

Doch, was war das? Korak traten die Augen fast aus den Höhlen. Ein Unbekannter war in jähem Sprung aus dem Baum herabgeglitten, dessen untere Äste das Mädchen eben umklammerte. Ein nackter weißer Hüne? Um seine Schulter wand sich ein Wurfseil, im Leibgurt blitzte ein Jagdmesser, und sonst trug er keine Waffen. Wie er vorstürzte! Was? Der wollte Tantor mit bloßen Händen begegnen. Armer, verblendeter Tarmangani! Du kennst Tantor schlecht!

Ein messerscharfes Kommando ...

Der Fremde hob die Rechte, und Tantor, der Riese, stand. Noch schwankend und zitternd, aber er stand. Und Meriem schwang sich hinauf in das Reich der Sicherheit.

Korak atmete auf, als habe er sich selber dem Todesrachen entwunden. Wer sollte dies Wunder verstehen? Seine Blicke bohrten sich gleichsam in das Antlitz des kühnen Erretters seiner Meriem – und aus den Tiefen seines Bewußtseins dämmerte mit einem Male ein Erkennen herauf, das alles Menschenmögliche zu übersteigen schien.

Tantor grollte noch immer, wenn er auch nicht von der Stelle wich. Der weiße Riesenmensch trat jetzt dicht zu ihm heran und raunte ihm mit tiefer Stimme irgendetwas zu. Das Poltern und Murren des großen Dickhäuters verstummte, das wilde Aufflackern der Augen ließ merklich nach, und als der Fremde sich nun zu Korak wandte, folgte ihm Tantor beinahe lammfromm auf dem Fuße.

Meriem wartete zunächst ab, wie sich die Dinge weiter entwickelten. Sie war noch ganz sprachlos und vermochte einfach nicht zu fassen, wie dieser Fremdling den wütenden Tantor hatte zum Halten bringen können. Plötzlich drehte er sich um und blickte zu ihr hinauf, als sei ihm eben etwas wieder eingefallen, was er vergessen hatte.

Komm zu mir, Meriem! rief er – und mit einem Male wußte sie, daß Bwana sie gerettet hatte.

Bwana! Bwana! klang es freudig zurück. Sie kletterte behend wie ein Eichkätzchen herab und eilte ihm nach. Wohl schielte Tantor fragend und schon wieder halb unwillig zu seinem weißen Gebieter hinüber, doch ein Wort genügte, um ihm zu bedeuten, daß er Meriem zu dulden habe. Korak starrte den beiden Ankömmlingen mit leuchtenden Augen entgegen. Aus seinem Blick sprach mehr als bloße Dankbarkeit. Es war, als läge ein trauriger Schimmer darüber, als wollten seine Augen bitten: Vergib!

Jack! stieß der weiße Hüne mit zitternder Stimme hervor und sank neben dem Affenmenschen in die Knie.

Vater! kam es jubelnd über die Lippen des Töters. Gott sei Dank, daß du es warst. Niemand anders in der ganzen weiten Dschungel hätte Tantors Grimm in jenem entsetzlichen Augenblick bannen können!

Koraks Fesseln fielen unter Bwanas Messer, der Junge sprang auf und schlang die Arme um den Hals seines Vaters. Ich dächte – ich hätte dir gesagt, wandte Bwana sich dann in strengem Ton an Meriem, du solltest mit nach der Farm zurückreiten?

Korak schaute verwundert auf. Was hatten die beiden miteinander zu tun? Am liebsten hätte er doch jetzt das Mädchen geherzt und geküßt, aber ... da war ja auch sicher noch irgendwo der junge elegante Engländer. Wie sollte er als wilder, ungepflegter Affenmensch vor der Geliebten bestehen können?

Meriem begegnete Bwana mit einem bettelnden Blick, der eigentlich alles sagte.

Du meintest, Bwana, fügte sie kleinlaut und doch wieder mit einem seltsamen Unterton in ihrer weichen warmen Stimme hinzu, daß ich zu dem Manne gehöre, den ich liebe? Und ihre wundervollen Augen schweiften zu Korak, wie prächtige Sterne aus einer Zauberwelt, die zum ersten Male in vollem Glanze aufleuchten.

Der Töter wollte schon mit ausgestreckten Armen auf die Geliebte zustürzen, um sie lachend in seine Arme zu schließen, doch noch im letzten Moment schien er sich auf eine andere Huldigung zu besinnen. Er beugte ein Knie, nahm ihre Hand und führte sie langsam an seine Lippen. Fürwahr, eine Königin wäre von der Grazie dieser Begrüßung entzückt gewesen!

Mit einem Male wurde Tantor unruhig. Sofort war das dschungelerfahrene Kleeblatt wie umgewandelt. Der große Dickhäuter mußte irgend etwas Verdächtiges hinter ihnen drüben am Waldessaum bemerkt haben. Es sah aus, als wolle er im nächsten Augenblick hinübertrotten. Die drei spähten scharf nach rückwärts. Da! Kopf und Schultern eines Menschenaffen zwängten sich zögernd durch die dichte Blätterwand. Es schien, als sei das Tier sich nicht ganz im klaren, ob es seinen Augen wirklich trauen könne. Doch dann hallte jäh und gewaltig ein wilder Freudenschrei herüber. In einem Satz war der Riesenaffe unten im Grase und humpelte mit fuchtelnden Armen heran, dicht gefolgt von der Schar seiner zottigen Stammesgenossen. Und seiner Kehle entrang sich laut und deutlich in der Sprache der Menschenaffen sein dröhnender Gruß, der weithin in die Wälder fortschallte: Tarzan ist wieder da! Tarzan, der Herr der Dschungel!

Akut war es, der seinen alten Herrn und Gebieter das erste Willkommen entgegengejubelt hatte. Und alsbald tanzte und sprang er samt seinen Getreuen vom Affenstamm mit unbändigem Gebrüll und Brummen rings um die drei den wilden Reigen der Menschenaffen. Einer suchte den anderen in seinen tollen Luftsprüngen zu überbieten, immer unheimlicher schwoll das Stimmengewirr zu jener urgewaltigen Huldigung, die nur die Eingeweihten in ihrer vollen Größe zu würdigen vermochten. Fremde würden vor Angst vergangen sein, doch die drei wußten, daß der König der Affen nur seinen alten Freund und Gefährten ehrte, dem einst und jetzt noch die ganze Dschungel zu Füßen lag.

Korak legte seine Hand auf die Schulter des Vaters und blickte ihm voll stolzer Bewunderung in die Augen.

Es ist nur ein Tarzan auf der Welt! sagte er. Es wird nie einen zweiten geben!

*

Nach zwei Tagen hatte man den Waldrand drüben an der großen Ebene erreicht. Aus der Ferne grüßten Farm und Felder. Man sah deutlich, wie sich die Rauchfahnen aus den Kaminen der Wirtschaftsgebäude vom Horizont abhoben. Die Stunde der großen Überraschung für My Dear war gekommen.

Der Affen-Tarzan hatte sich unterwegs oben im Baumversteck wieder umgekleidet, nur Korak war noch ganz in seiner Dschungelgewandung. Er weigerte sich jetzt entschieden, vor seiner Mutter »in diesem Aufzuge«, wie er sagte, zu erscheinen. Meriem wollte wiederum ohne Korak nicht zur Farm mitgehen; sie machte gar keinen Hehl daraus, daß sie fürchtete, er könne in der Zwischenzeit anderen Sinnes werden und wieder in die Dschungel entfliehen. Und so entschloß sich sein Vater, zunächst allein zur Farm hinüberzuwandern und dann mit Pferden und Kleidungsstücken für Jack zurückzukehren.

My Dear kam ihrem Mann bis zum Tor entgegen. Tränen standen ihr in den Augen, denn sie hatte schon von weitem gesehen, daß er Meriem nicht mitbrachte.

Wo ist sie, du? forschte sie mit dunkler zitternder Stimme, als müsse sie im nächsten Augenblick unter der vollen Wahrheit zusammenbrechen. Muviri hat mir schon berichtet, daß sie deiner Weisung nicht folgte, daß sie bald, nachdem du dich von ihr und deinen Leuten trenntest, auf und davon gegangen ist. O, John, ich kann es nicht ertragen, wenn ich nun auch sie noch verloren haben soll!

Und Jane sank schluchzend in die Arme ihres Gatten und barg ihr Haupt an seiner breiten Brust, an der sie schon so oft in den großen Tragödien ihres bewegten Lebens Ruhe und Linderung gefunden.

Lord Greystoke strich ihr sanft über Haar und Wangen und blickte ihr mit mildem Lächeln in die trauerumschatteten Augen. Durfte sie noch hoffen?

Was soll das heißen, John? schrie sie laut auf. Du bringst gute Botschaft? Bitte, spanne mich nicht auf die Folter!

Jane, du weißt, ich bin nicht so grausam. Ich wollte nur erst die Gewißheit haben, daß du die allerschönste Überraschung, die wir je erlebt haben, jetzt überhaupt vertragen kannst!

Freude tötet nie. Nie, John! gab sie bebend zurück. Du ... fandest ... sie?

Es schien ihr unfaßlich, auch nur an die Möglichkeit zu glauben. Ihre Augen flackerten unstet zwischen schwacher Hoffnung und Verzweifeln.

Ja, Jane! stieß er hervor, und seine Stimme war heiser vor Erregung, als er fortfuhr: Ich fand sie, und auch ... ihn!

Ihn? Wen? John, was willst du damit sagen? Sprich bitte! Wo sind sie?

Draußen am Dschungelrand. Er wollte nicht halbnackt und nur mit seinem Leopardenfell dir unter die Augen treten ... er schickt mich. Ich soll ihm einen Anzug holen ...

Jane schlug die Hände über dem Kopf zusammen. In ihrem Herzen jubelte alles, Weinen war in seliges Lachen gewandelt.

Bleib' gleich da, John! rief sie ihm über die Schultern zurück und rannte die Treppen nach dem Wohnhaus hinauf. Ich hab' ja alle seine Sachen noch. Ich hab' sie gut aufgehoben. Warte nur, gleich bringe ich dir, was er braucht!

Tarzan lachte hell auf und meinte, sie solle nicht so eilen.

Jane, dein Junge ist mächtig herausgewachsen! fuhr er fort. Das einzige, was ihm vielleicht paßt, sind ... meine Sachen. Vielleicht! Ich möchte fast behaupten, auch die sind ihm noch zu klein. –

So ritt denn eine Stunde später Korak, der Töter, heim zu seiner Mutter, zur Mutter, deren Bild in seinem Jungenherzen hatte nie ganz verblassen können, auch als Freiheit, Freundschaft und Kampf der Dschungel ihn in ihren Bann schlugen. Und aus den Augen der Mutter leuchteten Liebe, Vergeben und Vergessen, als er sich ihr, Verzeihung erbittend, in die Arme warf.

Dann wandte sich die Mutter des Wiedergefundenen zu Meriem. In ihren Zügen spiegelten sich Kummer und Mitleid. Der heitere Glanz ihrer Augen war jäh einem wehmütigen Schimmer gewichen.

Meine liebe, kleine Meriem! begann sie schonend. Mitten in unserem so unerwarteten Glück tut es mir weh, dich betrüben zu müssen. Aber du wirst meine tapfere kleine Meriem sein, nicht wahr? ... Mr. Baynes ist seiner schweren Verwundung erlegen.

Tiefe Schatten senkten sich auf Meriems Antlitz, und wenn diese Schatten auch Meriems aufrichtige Empfindungen wiedergaben, so durchzuckte sie doch jetzt ein anderer Schmerz als der einer Geliebten an der Bahre des Herzensfreundes.

Er tut mir leid, sagte sie ganz schlicht und beherrscht. Beinahe hätte er mir bitter unrecht getan. Aber er hat reichlich wieder gut zu machen gesucht, ehe er starb. Das muß ich zu seiner Ehre versichern. Es war einmal eine Zeit, da meinte ich, mein Herz schlüge für ihn. Erst nahm mich seine ganze gewinnende Art gefangen, ich schwärmte für ihn, weil ein Mann, wie er, mit all seinen prächtigen Erinnerungen und Plänen mich blenden mußte. Ich staunte ihn an, weil ich so etwas noch nie gehört und gesehen hatte. Und hernach war es Achtung und Bewunderung für den starken Mannesmut seines geläuterten Ich, was mich zu ihm zog. Denn er hatte sich selbst bezwungen, hatte vor mir in Reue sein Unrecht bekannt und war bereit, zur Sühne dem Tode die Stirn zu bieten. Aber Staunen, Achtung und Bewunderung sind nicht so viel wie Liebe. Ich kannte im Grunde nicht eher, was Liebe im wahrsten Sinne bedeutet, als bis ich mit einem Male wieder wußte – – – daß Korak doch noch lebt! – Und sie blickte mit einem liebreizenden Lächeln zu Töter auf.

Jane forschte ernst in den Augen ihres Sohnes, ihres Jack, der eines Tages Lord Greystoke sein würde. Sie fand, das Mädchen und der Junge waren einander wert. Meriem! Ein König könnte stolz auf sie sein. O, wenn sie bloß wüßte, ob ihr Jack das kleine Arabermädchen wirklich liebte! Nein, Jacks Augen logen nicht, der seltsame Glanz und das freudige Leuchten zu Meriem hinüber sagten ihr genug. Und so zog Jane Greystoke die beiden Glücklichen in ihre Arme und küßte sie mit ihrem mütterlichen Segen.

John, ist das nicht herrlich? Nun habe ich auch noch auf einmal eine richtige große Tochter! rief sie zu Tarzan hinüber.

*

Ein langer anstrengender Ritt bis zur nächsten Missionsstation an der Küste stand nun als erstes auf dem Programm. Rasch wurden auf der Farm die Vorbereitungen für das große Ereignis und die anschließende längere Reise nach Europa getroffen, und schon nach wenigen Tagen, die zum Teil auch noch zur Erholung von den Strapazen der vergangenen Wochen ausgenutzt werden konnten, war man nach der Küste unterwegs. Es folgte die Trauung des jungen Paares, und mit dem nächsten Dampfer ging man nach England in See.

Für Meriem war diese Reise das Wundervollste, was sie bisher erlebt hatte. Sie war entzückt von all dem Komfort eines modernen Ozeanriesen, von der berauschenden Schönheit der wildbewegten See und all den unzähligen Eindrücken dieser Fahrt ins neue Glück. Nur als man dann im Lärmen und Tosen des Großstadtgetriebes untertauchte, wurde es ihr zunächst doch ein wenig beklommen zu Mute. Es war fast zu viel, was auf sie einstürmte. –

Man war etwa eine Woche wieder in der Londoner Villa, als Lord Greystoke unerwartet ein Lebenszeichen von einem alten guten Freund erhielt.

Ein General Armand Jacot ließ sich melden, und zwar kam er mit einem Empfehlungsschreiben des früheren Leutnants und jetzigen Admirals d'Arnot.

Lord Greystoke empfing den graubärtigen verdienten Militär mit der markanten Adlernase in seinem Bibliothekszimmer, und nach wenigen Worten schon entspann sich zwischen den beiden eine lebhafte Unterhaltung. Man hatte wohl gleich den Eindruck, sich ohne Formenzwang so geben zu können, wie es die gemeinsame Freundschaft mit d'Arnot erlaubte.

Grund meines Kommens – fuhr der General Jacot fort – ist eine liebenswürdige Mitteilung unseres verehrten Admirals. Er vertraute mir nämlich an, daß Sie wie niemand auf der Welt in ganz Zentralafrika zu Hause sind, wenn ich so sagen darf.

Und nun möchte ich Sie bitten, mir ein paar Minuten Gehör zu schenken. Es wird mir nicht leicht, aber ... Vor vielen Jahren ist mir mein Töchterchen geraubt worden. Wie ich vermute von Arabern, denn ich war damals als Hauptmann zur Fremdenlegion nach Algerien kommandiert. Wir haben natürlich alle Hebel in Bewegung gesetzt. Sie können sich denken: Nie dagewesene Belohnungen wurden ausgeworfen, von uns wie auch von der Regierung, um den Schurken auf die Spur zu kommen. Leider alles vergeblich.

Der General machte eine Pause und fuhr dann fort: Man hat das Bild meiner Kleinen auch alsbald in allen führenden Blättern der Welt veröffentlicht, aber noch nie hat sich jemand bei uns gemeldet, der unser Kind seit jenem Unglückstag, an dem es auf so geheimnisvolle Weise verschwand, auch nur flüchtig gesehen hätte.

Vor etwa einer Woche erschien nun plötzlich bei mir in Paris ein Araber, ein rechter echter Wüstensohn. Abdul Kamak – so nannte er sich wenigstens – versicherte mir, er habe meine Tochter gefunden und könne mich zu ihr führen. Ich ging mit ihm sofort zu Admiral d'Arnot, weil ich mich gut erinnerte, daß er früher viel in Zentralafrika herumgekommen war. D'Arnot glaubte nach der Beschreibung des jungen Arabers zunächst nur soviel vermuten zu können, daß das Dorf, in dem meine Tochter in der Gefangenschaft schmachten soll, nicht übermäßig weit von Ihren afrikanischen Besitzungen liegt. Er verwies mich also freundlichst an Sie, verehrter Lord, weil er meinte, daß Sie es zweifellos wüßten, wenn tatsächlich eine junge Europäerin irgendwo drüben in der Nähe Ihrer Farm allein oder wenigstens ohne Anschluß an andere Kolonisten lebte.

Konnte der Araber Ihnen einen einwandfreien Beweis dafür erbringen, daß es sich auch wirklich um Ihre Tochter handelt? forschte Lord Greystoke.

Nein, das ist es eben! gab der General zurück. Gerade deshalb wollte ich Sie erst gehört haben, ehe wir eine Expedition hinüberschicken. Der Bursche gab mir nur eine alte vergilbte Photographie von ihr. Auf der Rückseite findet sich ein Zeitungsausschnitt von damals. Ich sprach Ihnen ja schon von den Bemühungen der Presse, den Belohnungen usw. Wir befürchteten natürlich sofort, daß dem Araber das Bild irgendwo in die Hände gekommen ist, und daß er es bloß auf die wirklich fabelhafte Belohnung abgesehen hat, ohne mir in dem besagten weißen Mädchen meine Tochter wiederzuschenken. Vielleicht meint er, die vielen Jahre, die seit damals ins Land gegangen sind, könnten das sichere Wiedererkennen ohnehin nicht gewährleisten, und er wird dann vermutlich eine andere junge Weiße, die sich heimatlos da drüben herumtreibt, für die einst Geraubte ausgeben. Was halten Sie davon?

Haben Sie die Photographie zufällig da? fragte Lord Greystoke gewissenhaft weiter.

Der General zog einen Briefumschlag aus der Brusttasche und reichte dem Engländer die Photographie.

Tränen standen dem im Dienst und Kummer ergrauten Soldaten in den Augen, als sein Blick jetzt flüchtig über die halbverblichenen Züge des geliebten und so schmerzlich vermißten Kindes glitt.

Lord Greystoke musterte das Bild nur kurz. Wer ihn scharf angesehen hätte, würde den seltsamen Schimmer in seinen Augen entdeckt haben. Er drückte auf den Klingelknopf an der Wand dicht hinter seinem Klubsessel, und sofort erschien ein Diener.

Bitten Sie meine Schwiegertochter, sie möchte doch so gut sein, gleich einmal zu mir in die Bibliothek zu kommen, verfügte Greystoke.

Die beiden Herren sahen schweigend vor sich hin. General Jacot besaß Takt genug, sich seine begreifliche Verstimmung über die kühle, sachliche Art des Lords nicht anmerken zu lassen, mit der er anscheinend die ganze wahrlich nicht erquickliche Angelegenheit abzutun beliebte. Er hatte ja schließlich nur einen aufrichtigen Rat haben wollen, und das hätte er zum mindesten von einem Menschen erwarten dürfen, der noch ein Herz im Leibe hatte. Genug, er war jedenfalls jetzt entschlossen, sich alsbald nach der Vorstellung der jungen Lady zu verabschieden. Meriem trat ein. Lord Greystoke und General Jacot erhoben sich. Der Engländer stellte seine junge Schwiegertochter nicht vor, hielt sich vielmehr völlig abwartend zurück, jedoch so, daß er den General genau beobachten konnte; denn just vorhin in dem kurzen Moment, in dem seine Augen das Kindergesicht der kleinen Jeanne Jacot gestreift hatten, war ihm wie ein Geschenk des Himmels ein erleuchtender Gedanke gekommen, der ... Nun, es hieß, nicht dem Schicksal in die Arme greifen! General Jacot verneigte sich vor Meriem und grüßte sie mit verbindlichem Lächeln. Dann wandte er sich rasch und sonderbar erregt zu Lord Greystoke.

Wie lange wissen Sie das eigentlich schon? fragte er mit scharfer Betonung und fast ein wenig mokant.

Seit einer Minute. Sie zeigten mir eben erst diese Photographie, nicht wahr? gab der Engländer gelassen zurück.

Sie ist's, stieß Jacot mit zitternder Stimme hervor und er vermochte die Freude des erschütternden Augenblicks kaum mehr zu meistern. Aber sie erkennt mich nicht wieder ... Natürlich, wie sollte es auch sein!

Er drehte sich wieder um. Mein Kind, rief er, ich bin dein ... Ein lauter, jubelnder Aufschrei unterbrach ihn, und Meriem sank mit ausgebreiteten Armen an seine Brust.

Ich kenne dich, du! Ich kenne dich! jauchzte sie. Oh ... jetzt weiß ich auf einmal alles wieder! Und der greise Vater barg die Wiedergefundene in seinen Armen.

Jack und dessen Mutter wurden gerufen, und als man ihnen in aller Eile die unerhörte Überraschung eröffnete, war auch bei ihnen nur eitel Freude, weil Meriem wieder einen Vater und eine Mutter hatte.

Hörst du, Jack, meinte Meriem schließlich, nun hast du zu guter Letzt nicht bloß ein Arabermädel geheiratet! Ist das nicht wunderschön?

Du bist wunderschön, meine Meriem! gab der »Töter« lachend zurück. Ich habe meine kleine Meriem zur Frau genommen, und das ist für mich die Hauptsache. Und wenn sie eine Araberin wäre oder auch nur eine kleine Tarmangani! Nicht wahr, du?

*

 

 

Als weiterer Band dieser spannenden Wildnis-Geschichten wird erscheinen:
Tarzan und die Juwelen von Opar
Neue hochinteressante Erlebnisse!


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