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Ein Experiment

An die fünfzig Alaliweiber zogen in den Wald, um die widerspenstigen Männchen zu züchtigen. Sie trugen ihre wuchtigen Keulen und nahmen viele Wurfsteine mit, aber ihre gefährlichste Waffe war ihr schrecklicher Grimm. Nie, soweit sie zurückdenken konnten, hatte einer der Männer sich unterstanden, ihr Vorrecht, ihre Autorität anzutasten, nie hatte einer davon gewagt, etwas anderes als Furcht zu zeigen, und jetzt auf einmal, statt bei der Annäherung von Weibern davonzuschleichen, nahmen sich jene heraus, ihnen zu trotzen, ja sie anzugreifen und zu erschlagen? Aber solch eine Tatsache war zu unglaublich und unnatürlich, um sich damit abzufinden. Das durfte nicht so bleiben. Wenn diese Weiber die Gabe der Sprache besessen hätten, hätten sie sicher so und noch ähnlich gesprochen. Den Männern sollte es aber schlecht gehen, die Weiber waren gerade in der richtigen Stimmung dazu. Doch was konnte man schließlich anderes von ihnen erwarten, von Weibern, denen die Sprache fehlte?

In ihrem grimmigen Zorn stießen sie auf die Männer. Die Empörer hatten auf einer weiten Lichtung ein Feuer angezündet und brieten das Fleisch von ein paar Antilopen. Noch nie zuvor hatten die Weiber ihre Männer so gut in Form gesehen. Sonst waren sie immer dürr bis zur Auszehrung, denn früher war es ihnen nie so gut gegangen wie seit jenem Tage, da Affentarzan seinem Schützling Waffen gegeben hatte. Früher mußten sie ihr Leben in steter Furcht auf der Flucht vor dem schrecklichen Weibergeschlecht verbringen und hatten kaum Zeit, sich etwas Nahrung zu suchen; weder Ruhe noch Rast hatten sie gekannt. Aber jetzt verschafften ihnen ihre Waffen Fleisch, das sie sonst höchstens einmal im Jahre zu kosten bekamen. Von Raupen- und Käfermahlzeiten waren sie bis auf Antilopenfleisch als ständige Verpflegung gekommen.

Doch dem guten körperlichen Aussehen der Männer schenkten die Weiber wenig Beachtung. Sie hatten sie. Das war die Hauptsache. Schon krochen sie näher, als einer der Männer aufsah und sie erspähte, und so stark ist die Macht der Gewohnheit, daß er völlig seine neuerrungene Unabhängigkeit vergaß, aufsprang und nach dem nächsten Baum rannte. Die anderen ließen sich kaum Zeit, nach dem Grunde seiner Überstürzung zu forschen, so schnell folgten sie ihm auf dem Fuße. Die Weiber stürzten auf die Lichtung heraus, während die Männer auf der anderen Seite unter den Bäumen verschwanden. Die Weiber wußten aber genau, was die Männer danach tun würden. Einmal im Walde, würden sie hinter dem nächsten Baume haltmachen und sich umsehen, ob die Verfolgerinnen hinter ihnen herkamen. Diese törichte Angewohnheit war schuld, daß die Männchen so leicht den viel schwerfälligeren Weibern in die Hände fielen.

Aber nicht alle Männer waren geflohen. Einer von ihnen war gleichfalls ein paar Schritte weit in der sinnlosen Panik mitgelaufen, doch er machte wieder halt, drehte sich um und sah den ankommenden Weibern entgegen. Es war Waras Sohn, dem Tarzan etwas mehr als den Gebrauch der Waffen beigebracht hatte. Er hatte vom Herrn der Dschungel, für den er eine hündische Verehrung hegte, auch die ersten Begriffe von Mut gelernt. Als seine schüchternen Genossen hinter den Bäumen wieder anhielten und zurückblickten, sahen sie ihn allein dem Grimm der fünfzig anstürmenden Weiber die Stirn bieten. Sie beobachteten, wie er einen Pfeil auf seinen Bogen legte – auch die Weiber sahen das, aber sie verstanden es nicht, wenigstens jetzt noch nicht – dann tönte die Bogensehne, und das vorderste Weib stürzte mit einem Pfeil im Herzen nieder. Gleichwohl hielten die übrigen nicht an, denn das erste Ereignis vollzog sich so schnell, daß sie seine Bedeutung in ihren dicken Köpfen gar nicht erfaßten. Tarzans Zögling legte einen neuen Pfeil auf seinen Bogen und schoß abermals. Ein zweites Weib stürzte und wälzte sich hin und her. Da begannen die anderen zu zögern, und damit war ihr Geschick besiegelt. Die entstehende kurze Pause gab den hinter den Bäumen hervorspähenden Männern den fehlenden Mut. Wenn einer von ihnen fünfzig Weibern standhalten und sie zum Stehen bringen konnte, wozu mußten dann erst elf imstande sein? Mit Speer und Bogen warfen sie sich in den Kampf, eben als die Weiber ihren Angriff wieder aufnahmen. Die gefiederten Wurfsteine flogen hageldicht und weit, aber weiter und besser gezielt flogen die gefiederten Pfeile der Männer. Die vordersten der Weiber stürzten sich mutig ins Handgemenge, wo sie von ihren schweren Keulen Gebrauch machen und die Männer mit ihren mächtigen Armen niederringen konnten; aber da mußten sie erfahren, daß Speere bessere Waffen sind als Keulen, und das Ergebnis war, daß sich der Rest von ihnen, der nicht tot oder verwundet zu Boden fiel, zur Flucht wandte.

In diesem Augenblick entwickelte der Sohn Waras jenen Funken von wirklicher Führergabe, der den Ausgang des Tages endgültig entschied und damit für alle Zeit die Entwicklung der Kolols in neue Bahnen lenkte. Statt sich mit dem Abschlagen des Angriffs zu begnügen, statt auf den ruhmreich errungenen Lorbeeren auszuruhen, warf er den Erbfeind völlig nieder und vollzog den Umsturz, indem er sich an die Verfolgung der geschlagenen Weiber machte. Er gab seinen Genossen das Zeichen, ihm zu folgen, und als diese erst die Weiber auf der Flucht sahen, waren sie über den Umschwung uralter Gepflogenheiten so begeistert, daß sie ihm unbedenklich folgten und flink die Verfolgung begannen.

Sie meinten erst, ihr Führer wolle den Feind bis auf das letzte Weib ausrotten, darum waren sie baß erstaunt, als sie sahen, wie er ein hübsches junges Weib, das er überholte, beim Haar packte und entwaffnete. So bemerkenswert schien es ihnen, daß einer aus ihrer Mitte ein in seine Gewalt geratenes Weib nicht tötete, daß sie bei ihm stehenblieben, sich um ihn scharten und in ihrer eigenartigen Zeichensprache sich nach dem Grunde erkundigten.

Warum hältst du sie fest? Warum tötest du sie nicht? Hast du nicht Furcht, daß sie dich töten wird? Das waren einige der vielen Fragen, die sie ihm stellten.

Ich will sie behalten, erwiderte der neue Held seines Volkes: Ich habe keine Lust mehr, selbst zu kochen. Sie soll jetzt für mich kochen. Wenn sie sich weigert, steche ich sie mit diesem da – er stieß dem jungen Weibe seinen Speerschaft in die Rippen, worauf sie zusammenschrak und voll Furcht auf ein Knie fiel.

Die Männer sprangen vor Freude, als sie den Vorteil seines Planes erkannten. Die augenscheinliche Angst dieses Weibes vor dem Manne leuchtete ihnen ein.

Wo sind die anderen Weiber geblieben? fragten sie einander in der Zeichensprache. Aber die waren bereits verschwunden.

Da brach einer in der Richtung nach den Flüchtenden auf. Ich gehe, gab er zu verstehen, und komme mit einem Weibe für mich wieder, die mein Essen kochen soll. Da folgten ihm die andern mit grimmigem Eifer und ließen ihren Führer mit seiner Beute allein. Er wandte sich ihr zu.

Wirst du für mich kochen? fragte er sie.

Sie beantwortete seine Zeichen mit einer wilden, mürrischen Grimasse. Ihr Besieger hob nun seinen Speer und schlug sie mit einem Hiebe über den Kopf zu Boden. Dann stellte er sich mit bösem Gesicht über sie und bedrohte sie mit weiteren Schlägen, während sie sich voll Furcht am Boden zusammenkauerte. Er versetzte ihr einen Stoß in die Seite.

Steh auf! befahl er ihr.

Langsam erhob sie sich auf die Knie, umfaßte die seinen und starrte ihm mit einem Ausdruck hündischer Anbetung und Ergebenheit ins Gesicht.

Wirst du für mich kochen? fragte er wieder.

Immer! erwiderte sie in der Zeichensprache ihres Volkes.

*

Tarzan blieb nur kurze Zeit in dem kleinen Nebenraum, in den ihn Zoanthro bei Moelhagos Eintritt verwiesen hatte, dann wurde er allein wiedergeholt. Sein Herr bedeutete ihm, vor den Tisch zu treten, hinter dem die beiden Männer saßen. Niemand sonst war im Räume; selbst die Krieger waren hinausgeschickt worden.

Weißt du ganz bestimmt, daß er nichts von unserer Sprache versteht? fragte der König.

Seit seiner Gefangenschaft hat er kein Wort gesprochen, entgegnete Zoanthro. Wir hatten ihn für eine bisher unbekannte Art von Kolol gehalten, bis sich herausstellte, daß er eine Sprache spricht, durch die er sich mit einem anderen Sklaven von Trohana verständigen kann. Du kannst ohne Gefahr vor ihm sprechen, o Allweiser.

Moelhago warf einen raschen, mißtrauischen Blick auf den andern. Es wäre ihm lieber gewesen, wenn ihn gerade dieser als Allruhmreicher angeredet hätte, das war weniger anzüglich. Der König konnte andere und schließlich wohl auch sich selbst über die eigene Weisheit täuschen, aber er wußte bestimmt, daß er nicht Zoanthro damit zum Narren halten konnte.

Wir haben eigentlich bisher noch nie richtig über die Einzelheiten dieses Experimentes gesprochen, sagte der König. Deswegen kam ich heute einmal in dein Laboratorium herauf. Jetzt, da wir dessen Gegenstand hier vor uns haben, wollen wir die Sache gründlich untersuchen und die weiteren Schritte besprechen.

Jawohl, Allweiser, erwiderte Zoanthro.

Nenne mich Thagosto, fuhr ihn Moelhago an.

Jawohl, Thagosto, sagte der Fürst und gebrauchte von nun an die minunische Bezeichnung für königlicher Herr oder König, wie Moelhago verlangte: Laß uns die Angelegenheit besprechen. Sie bietet deinem Throne Möglichkeiten von weittragendster Bedeutung. Der Zertol wußte genau, daß der König unter »besprechen« nur soviel verstand, daß er, Zoanthro, ihm eine genaue Erklärung dafür gab, wie er den Sklaven Zuanthrol auf ein Bruchteil seiner ursprünglichen Größe verkleinert hatte. Aber er wollte, wenn möglich, für seine Erklärungen eine Gegenleistung, denn er wußte gut genug, daß der König die Angaben für seinen eigenen Ruhm ausmünzen und ihm nicht die mindeste Anerkennung zukommen lassen würde.

Bevor wir in die Besprechung eintreten, o Thagosto, sagte er, bitte ich dich um Gewährung einer Gunst, nach der ich lange strebte, die du mir aber bisher verweigert hast, da ich die Anerkennung ja nicht verdiene, die ich für meine kärglichen Talente und geringwertigen Arbeiten im Dienste deiner erhabenen und durch Gerechtigkeit ausgezeichneten Regierung erbitte. Wonach begehrst du? fragte Moelhago abweisend. Im Innern fürchtete er diesen weisesten aller seiner Untertanen, und wie es bei einem Feigling wie ihm nicht anders zu erwarten war, zur Furcht gesellte sich Haß. Wenn er Zoanthro hätte verderben können, würde er es mit Vergnügen getan haben. Doch das durfte er sich nicht leisten, denn von diesem größten aller Walmaks stammte all das bißchen Wissen, das der König aufweisen konnte, und außerdem verdankte er ihm auch alle jene bemerkenswerten Einrichtungen, die der Sicherung seiner königlichen Person galten.

Ich möchte einen Sitz im Königlichen Rat haben, erklärte Zoanthro schlicht.

Der König wurde zappelig. Von allen Edlen von Veltopis war dieser der letzte, den er im Königlichen Rate haben wollte, dessen sämtliche Angehörige gerade mit besonderer Rücksicht auf ihre Beschränktheit ausgewählt waren.

Es sind keine Sitze mehr frei, wandte er schließlich ein. Der Beherrscher aller Menschen könnte leicht eine freie Stelle schaffen, deutete Zoanthro an, oder er könnte eine neue einführen, zum Beispiel »Stellvertretender Fürst der Fürsten«. Dann könnte ich in Gofolosos Abwesenheit ihn vertreten. Bei anderen Gelegenheiten brauchte ich aber gar nicht an den Sitzungen deines Rates teilzunehmen und könnte meine Zeit dem Ausbau unserer Entdeckungen und Erfindungen widmen.

Hier bot sich eine Gelegenheit zum Ausweg, die Moelhago sofort benützte. Gegen Zoanthros Ernennung zum Königlichen Rat hatte er nichts einzuwenden. Jener sparte damit seine Steuern, denn die Räte, die die Steuergesetze erlassen hatten, sahen wohl darauf, daß sie nicht selbst unter ihnen zu leiden hatten. Wahrscheinlich wünschte Zoanthro nur aus diesem Grunde Rat zu werden. Nein, der König hatte keineswegs etwas gegen diese Ernennung einzuwenden, vorausgesetzt, daß der neue Minister an keiner Sitzung teilnahm, denn selbst der rücksichtslose Moelhago hätte sich doch etwas geschämt, all die großen Entdeckungen Zoanthros in dessen Gegenwart als seine eigenen auszugeben.

Nun gut, sagte der König, du sollst heute noch deine Bestallung haben – wenn ich deiner bei der Sitzung bedarf, werde ich nach dir senden.

Zoanthro verbeugte sich. So laß uns denn, sagte er, an die Besprechung unserer Experimente gehen. Wir hoffen, eine Methode zu finden, die uns gestattet, den Wuchs unserer Krieger vor dem Auszug zum Kampfe zu vergrößern und ihn nach der Rückkehr wieder auf das Normalmaß zurückzubringen.

Ich hasse die bloße Erwähnung von Krieg, rief der König mit Schaudern.

Gleichwohl müssen wir darauf bedacht sein, einen uns aufgezwungenen Krieg zu gewinnen, meinte Zoanthro. Ich weiß es wohl, stimmte der König bei, aber wenn unser Verfahren einmal auf der Höhe ist, brauchen wir nur noch wenige Krieger. Der Rest kann sich friedlichen und nützlichen Beschäftigungen zuwenden. Doch fahre fort mit der Besprechung.

Zoanthro unterdrückte ein Lächeln. Er erhob sich und trat auf die andere Seite des Tisches zu dem Affenmenschen. Einen Finger an Tarzans Schädelbasis legend, sagte er: Hier befindet sich, wie du weißt, ein kleiner rötlichgrauer Körper, der ein Serum enthält, das das Wachstum der Organe und Gewebe beeinflußt. Vor langer Zeit schon kam ich zu dem Schlusse, daß ein Ändern der normalen Funktion dieser Drüse das Wachstum oder den Wuchs seines Besitzers ändern könne. Ich machte Versuche mit kleinen Nagetieren und gelangte zu bemerkenswerten Ergebnissen; nur mein eigentliches Ziel, die Vergrößerung eines Menschen, konnte ich bisher noch nicht erreichen. Aber ich habe unzählige Methoden bereits angewendet und eines Tages wird mir auch das gelingen. Ich glaube, jetzt auf dem richtigen Wege zu sein, so daß das Weitere nur noch eine Frage von Versuchen ist. Wie du weißt, läßt sich durch das Streicheln des Gesichts mit einem glatten Steine eine angenehme Empfindung hervorrufen; drückt man aber stärker auf, dann erreicht man das Gegenteil. So bin ich auch der Lösung meiner Aufgabe nahe. Ich habe noch nicht ganz die genaue Lösung, oder besser gesagt deren richtige Anwendung. Ich kann Geschöpfe kleiner, aber nicht größer machen, und obgleich ich die Verkleinerung mit Leichtigkeit vollziehe, kann ich die Periode oder die Dauer des Verbleibens im neuen Zustand nicht angeben. In einigen Fällen erreichten meine Versuchstiere ihre normale Größe erst in neununddreißig Monden wieder, in anderen Fällen genügten dazu drei. Ich hatte auch Fälle, in denen die normale Größe in stetigem Wuchse in sieben Sonnen erreicht wurde, in einigen anderen aber wuchs sich das Objekt schon im Zeitraum von hundert Herzschlägen von der Verkleinerung mit einem Male wieder aus. Dieser letzte Fall war aber dann stets von Ohnmachtsanfall und Bewußtlosigkeit begleitet, wenn er während des Wachseins eintrat.

Ganz natürlich, bemerkte Moelhago. Laß uns einmal sehen. Ich glaube, die Sache ist einfacher als du denkst. Du sagst, um dieses Geschöpf kleiner zu machen, sei es nur nötig, ihn mit einem Steinbrocken an die Schädelbasis zu schlagen. Dann ist doch die einfachste und wissenschaftlich einleuchtendste Methode, um ihn größer werden zu lassen, wenn man ihm mit dem Steine einen ähnlichen Schlag auf die Stirn gibt. Hole doch einmal einen Stein her, und wir werden die Richtigkeit deiner Theorie erproben.

Zoanthro wußte im ersten Augenblick nicht, wie er am besten das törichte Vorhaben des Königs verhindern konnte, ohne dessen Stolz zu demütigen und damit Ärger zu erregen. Aber Moelhagos Höflinge waren daran gewöhnt, in solchen Notfällen rasch einen Ausweg zu finden, und Zoanthro wußte sich zu helfen.

Deine Weisheit ist der Stolz deines Volkes, o Thagosto, und der glanzvolle Schwung deiner Ausdrucksweise stellt deine Höflinge in den Schatten. In überaus treffender Weise zeigst du den Weg zum Gelingen. Durch Umkehrung des Verfahrens müßten wir eine Vergrößerung erreichen. Aber leider, leider ist mir ein Versuch dieser Art fehlgeschlagen. Doch halt, laß uns das Experiment genau in der Weise wiederholen, in der es ursprünglich angestellt wurde. Vielleicht sind wir dann beim Umkehren ins Gegenteil imstande festzustellen, worauf mein damaliger Mißerfolg zurückzuführen ist. Er schritt rasch durch den Raum zu einer Reihe von Wandschränkchen, öffnete eines davon und nahm einen Käfig mit einer Anzahl Nagetiere heraus. Er wählte eines von ihnen aus und brachte es mit an den Tisch, wo er es mit Holzpflöcken und Stücken Schnur fest auf ein flaches Brett band, so daß es alle viere ausbreitete und flach auf dem Bauche lag, während der Unterkiefer fest auf einer kleinen Metallplatte ruhte, die mit dem Rande des Brettes bündig angebracht war. Dann holte er einen Holzkasten mit einer großen Metallscheibe, die sich zwischen zwei senkrechten Stützen mit Hilfe einer Kurbel in rasche Drehung versetzen ließ. Auf der gleichen Achswelle wie die große saß eine kleinere feststehende Scheibe, die aus sieben Kreisausschnitten aus sieben verschiedenen Stoffen zusammengesetzt war. Jeder der Kreisausschnitte berührte mit einer Bürste oder einem Schleifkontakt leicht die umlaufende Scheibe.

Alle sieben Scheibenteile der festen Scheibe trugen auf der Rückseite Drähte, die Zoanthro nunmehr mit sieben Kontaktstiften auf dem Deckel des Holzkastens verband. Ein einzelner Draht, der von einem Stift an der Seite des Kastens ausging, endete in ein kleines gebogenes Metallblech, das an der Innenseite eines Lederkragens saß, den Zoanthro jetzt dem Nagetier so um den Hals legte, daß die Metallplatte mit dem Fell über der Schädelbasis in Berührung kam und so nahe wie möglich an der Schwelldrüse saß.

Danach wandte er wieder dem Holzkasten seine Aufmerksamkeit zu. Auf dessen Deckel befand sich außer den sieben Kontakten noch ein rundes Instrument mit einem Zifferblatt, dessen Rand eine Reihe Hieroglyphen trug. Aus der Mitte standen sieben konzentrische Röhrchen mit je einem Zeiger heraus; unter dem Zifferblatt saßen sieben kleine Metallscheiben, die so eingelegt waren, daß sich jeder Zeiger auf jede Scheibe einstellen ließ. Die sieben Scheiben lagen im Kreise, so daß ein beweglicher Zeiger von der Mitte des Zifferblattes sie alle bestrich.

Als Zoanthro alle Verbindungen hergestellt hatte, drehte er den freien Zeiger langsam von einer Metallscheibe zur anderen, wobei er seine Aufmerksamkeit angespannt auf das Zifferblatt richtete, dessen sieben Zeiger sich beim Verschieben des Stellzeigers in ganz verschiedener Weise bewegten.

Moelhago spielte den aufmerksamen, wenn auch etwas begriffsstutzigen Beobachter, und der Sklave Zuanthrol rückte unvermerkt immer näher an den Tisch, um das Experiment besser beobachten zu können, das für ihn so große Bedeutung besaß.

Zoanthro stellte immer noch weiter an seinem Zeiger, und die anderen Zeiger rückten da hin und dort hin und hüpften von einem Zahlenzeichen zum andern, bis der Walmak schließlich befriedigt schien.

Es ist nicht immer ganz einfach, das Instrument auf die Schwingungszahl des zu behandelnden Organs abzustimmen, erklärte er. Alle Gegenstände, selbst so unkörperlich erscheinende Dinge wie Gedanken, entsenden Körperchen, die so unendlich klein sind, daß ich sie selbst mit meinen empfindlichsten Instrumenten kaum nachweisen kann. Diese Körperchen bilden aber die grundlegenden Bausteine von allem, seien es belebte oder unbelebte Dinge, körperlicher oder nichtkörperlicher Art. Frequenz, Quanten und Rhythmus der Entsendung bestimmen die Natur des Stoffes. Jetzt habe ich die Zeiger auf den Koeffizienten eingestellt, der der Drüse des Objekts hier entspricht. Will ich nun in die Tätigkeit dieses Organs so eingreifen, daß das Wachstum des Tieres nicht nur angehalten, sondern ins Gegenteil verkehrt wird, dann muß ich die Frequenz herabsetzen, aber die Quanten und den Rhythmus der Ausstrahlung verstärken. Machen wir einmal praktisch den Versuch damit.

Der Fürst drückte einige Schaltknöpfe an der Seite des Kastens, ergriff die Kurbel der beweglichen Metallscheibe und begann sie rasch zu drehen.

Die sofort bemerkbare Wirkung war geradezu traumhaft. Der König Moelhago und der Sklave Zuanthrol sahen mit eigenen Augen, wie das Nagetier rasch immer kleiner wurde, ohne daß sich dabei das Verhältnis der Körperteile zueinander geändert hätte. Tarzan, der sich jedes Wort des Walmak und jeden seiner Griffe gemerkt hatte, beugte sich weit vor, um genau die Anordnung zu betrachten. Moelhago sah auf und bemerkte sein Interesse.

Wir brauchen diesen Burschen doch jetzt nicht, sagte er zu Zoanthro. Schicke ihn fort.

Wohl, o Thagosto, erwiderte dieser. Dann rief er einen Krieger und befahl ihm, Tarzan mit Florensal in einen gesicherten Raum zu sperren, bis er sie wieder nötig hätte.


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