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Tief unter der Erde

Affentarzan ward vom königlichen Kuppelbau aus nach den Steinbrüchen von Veltopis gebracht, die etwa einen halben Kilometer von der Stadt entfernt liegen. Ein neuer Kuppelbau wurde eben errichtet, und zu ihm zog eine lange Reihe von schwer beladenen Sklaven, die am Eingang der Steinbrüche ihren Anfang nahm. An diesen Eingang führten sie Tarzan und lieferten ihn beim Offizier der Steinbruchwache ab, dem sie des Königs besondere Anweisungen betreffs seiner Person mitteilten.

Dein Name? fragte der Offizier, der ein großes, vor seinem Sitze liegendes Buch aufschlug.

Er ist so dumm wie ein Kolol, erklärte der Führer der kleinen Schar, die Tarzan gebracht hatte. Daher kann er keinen Namen angeben.

Nun, dann wollen wir ihn den »Riesen« nennen, sagte der Offizier, denn unter diesem Namen ist er seit seiner Gefangennahme bekannt. Damit schrieb er in sein Buch: »Zuanthrol, Eigner Zoanthro, Herkunft Stadt Trohana.« Sich zu einem der auf den Bänken herumlungernden Soldaten wendend, rief er: Bring ihn zum Zimmertrupp in die Verlängerung von Tunnel dreizehn auf der sechsunddreißigsten Sohle und sage dem Vental von der Aufsicht, er solle ihm leichte Arbeit geben und ja Sorge tragen, daß ihm kein Leid geschieht, der Befehl des Thagosto lautet so – fort! Aber halt, hier ist seine Nummer, stecke sie ihm an die Schulter.

Der Soldat nahm das kreisrunde Stück Zeug mit den hieroglyphenartigen schwarzen Zeichen und befestigte es mit einer Metallspange an der linken Schulter von Tarzans grüner Tunika; dann bedeutete er ihm, mitzukommen, und schritt voran.

Tarzan fand sich in einem kurzen dunklen Flur, der bald in einen breiteren, heller erleuchteten mündete, in dem unzählige Sklaven ohne Lasten sich in der gleichen Richtung bewegten, in der ihn sein Bewachungsmann führte. Er fand, daß der Korridor dauernd abwärts führte und nach rechts drehte, so daß er eine große, in die Erde hinabführende Spirale bildete. Wände und Decke waren mit Holz verzimmert, der Boden mit flachen Steinen gepflastert, die von den vielen Millionen der darübergegangenen Sandalentritte ganz glattgeschliffen waren. In genügend kurzen Abständen brannten links an der Wand in Nischen Kerzen, und von Zeit zu Zeit mündeten auf der gleichen Seite andere Flure ein. Über jedem der Eingänge fanden sich die eigenartigen Schriftzeichen der Minunier. Tarzan erfuhr später, daß diese Zeichen die Nummer der Sohle angaben, zu der die jeweils einmündenden Stollen rund um den Spiralweg führten. Luftschächte und Notausgänge, die von der Oberfläche bis zur untersten Sohle hinabführten, durchschnitten an verschiedenen Stellen diese Stollen.

Fast an jeder Sohle schwenkten einige Sklaven in diese gleichfalls erleuchteten Querstollen ab. Tarzan, der von Jugend auf daran gewöhnt war, alles zu beobachten, merkte sich genau die Anzahl der Stolleneingänge, an denen er vorüberkam. Aber welche Tiefe er erreichte, ließ sich nur annähernd schätzen. Er nahm den Höhenunterschied der einzelnen Stollen auf fünf Meter an, aber ehe sie die sechsunddreißigste Sohle erreicht hatten, war Tarzan überzeugt, daß seine Rechnung nicht stimmte, denn es war unmöglich, hundertachtzig Meter unter der Erde offenes Licht zu brennen und ohne Wetterführung auszukommen.

Der waagerechte Stollen, den sie nunmehr betraten, bog erst scharf nach rechts und dann nach links. Bald überquerte er einen großen kreisrunden Gang, in dem sich beladene und unbeladene Sklaven bewegten; die mit Steinblöcken gingen den Weg zurück, den Tarzan gekommen war, während die anderen mit Grubenholz beladen in der gleichen Richtung wie er zogen. In beiden Richtungen bewegten sich aber auch Reihen unbeladener Sklaven.

Sie gingen ein gutes Stück in diesem Gange entlang, bis sie endlich zum Arbeitstrupp gelangten, wo Tarzan dem Vental übergeben wurde, einem Soldaten, der in der Heereseinteilung der Minunier zehn Mann befehligte.

So, das ist der Riese! rief der Vental. Und wir sollen ihn nicht zu hart arbeiten lassen! Sein Ton war höhnisch und widerwärtig: Das ist mir ein schöner Riese. Der ist ja nicht größer als ich, und man hat auch noch Sorge, daß er zuviel arbeiten muß? Merkt euch, hier muß er arbeiten oder er bekommt die Peitsche. Bei Kaloban gibt's keine Faulenzer. Damit schlug er sich prahlerisch an die Brust.

Der Mann, der Tarzan hergeführt hatte, schien empört: Höre, Kaloban, sagte er, ehe er seines Weges ging: Du tätest besser, dem Befehl des Königs zu gehorchen. Ich möchte nicht in deinem Harnisch stecken, wenn diesem stummen Sklaven etwas zustieße. Seinetwegen sind alle Zungen von Veltopis in Bewegung, und Moelhago ist so eifersüchtig auf Zoanthro geworden, daß er ihm am liebsten einen Dolch zwischen die Rippen stieße; nur könnte er dann diesem großen Zauberer nicht länger seinen Ruhm stehlen.

Kaloban scheut sich vor keinem König, prahlte der Vental: Am wenigsten vor diesem traurigen Vertreter, der jetzt den Thron verunziert. Der kann höchstens sich selber zum Narren haben. Wir wissen alle, daß Zoanthro sein Hirn und Gefasto sein Schwert ist.

Gleichwohl, gib gut auf Zuanthrol acht, warnte der andere nochmals, ehe er ging.

Der Vental Kaloban setzte den neuen Sklaven beim Ausbau der Zimmerung des Stollens an, der durch die große Steinmoräne führt, die den Steinbruch bildete. Die Arbeit fiel dem Affenmenschen leicht genug, obgleich er immer noch an den Folgen seiner Wunden litt. Er fand dabei dauernd Gelegenheit, die Vorgänge in der Umgebung zu beobachten und neue Erfahrungen über das Volk zu sammeln, in dessen Gewalt er geraten war. In Kaloban erkannte er bald einen feigen Prahlhans, vor dem man während des Tageswerks keine Furcht zu haben brauchte; aber man mußte sich vor ihm in acht nehmen, wenn er Gelegenheit suchte, vor einem Vorgesetzten sein Ansehen oder seine Tüchtigkeit zu zeigen.

Die Sklaven um ihn arbeiteten gleichmäßig, schienen aber nicht überanstrengt, während die Wachen, ein Soldat auf fünfzig Sklaven, sich wenigstens, soweit sie Tarzan beobachten konnte, keiner Grausamkeit schuldig machten.

Was Tarzan am meisten in Erstaunen setzte, war immer noch die Körpergröße dieser Leute. Sie waren keine Zwerge mehr, sondern ebenso groß wie Durchschnittseuropäer. Zwar erreichte keiner Tarzans Größe, aber viele waren kaum einen Fingerbreit kleiner als er. Er wußte, daß sie die Leute von Veltopis waren, die gleichen, mit denen er das Heer von Trohana hatte kämpfen sehen; sie sprachen davon, wie sie ihn gefangengenommen hatten und nannten ihn Zuanthrol, den Riesen. Aber dabei waren sie so groß wie er, und als sie ihn vom Königspalast nach den Steinbrüchen führten, hatte er doch ihre ungeheuren Domhäuser volle hundertfünfzig Meter hoch über seinen Kopf emporragen sehen. All das schien unwahr und unmöglich, und doch bezeugten ihm seine Sinne, daß es wahr sein müßte. Weiteres Nachdenken machte ihn nur noch verwirrter, darum gab er alle Versuche auf, dieses Geheimnis zu ergründen und suchte lieber soviel als möglich über seine Häscher und sein Gefängnis zu erkunden für den Tag, der ihm Gelegenheit zum Entkommen bieten würde.

Überall in Veltopis hörte er aus den Reden heraus, daß das Volk mit dem König und seiner Regierung unzufrieden war. Er wußte, daß bei der Unzufriedenheit im Volke die Arbeit lasch gehandhabt wurde und die Ordnung soweit untergraben war, daß er bei sorgfältiger Aufmerksamkeit eines Tages durch die Nachlässigkeit seiner Wächter die gesuchte Gelegenheit bekommen mußte. Zwar konnte er diesen günstigen Augenblick nicht schon auf heute oder morgen erhoffen, aber jetzt war die Zeit, um jene Beobachtungen anzustellen und Erfahrungen zu sammeln, die vielleicht den Weg zur Flucht wiesen.

Als der lange Arbeitstag schließlich zu Ende ging, wurden die Sklaven nach ihrer Unterkunft geführt, die sich, wie Tarzan herausfand, stets auf einer Sohle in möglichster Nähe der Arbeitsplätze befand. Mit mehreren anderen Sklaven zusammen wurde er zur fünfunddreißigsten Sohle in einen Stollen gebracht, dessen Ende zu einem großen Raume erweitert war. Der schmale Eingang war durch Steinblöcke so weit verengt, daß die Sklaven auf allen vieren durchkriechen mußten. Wenn der letzte durch war, wurde die Öffnung mit einem schweren Tore verschlossen und blieb die ganze Nacht hindurch von zwei Kriegern bewacht.

Als Tarzan durchgekrochen war und wieder aufrecht stand, fand er sich in einer Höhle, die wohl mindestens fünftausend Sklaven beiderlei Geschlechts faßte. Die Frauen kochten an kleinen Feuern, deren Rauch durch Öffnungen in der Decke abzog. Trotz der großen Zahl von Feuerchen war bemerkenswert wenig vom Rauche zu spüren. Dies ließ sich zwar aus der Art der Brennstoffe, guter harter Holzkohle, erklären; aber die freiwerdenden Gase hätten eigentlich alle ersticken müssen; auch das schien dem Affenmenschen unbegreiflich, daß man in dieser Tiefe offenes Feuer brennen konnte und so reine Luft vorfand. Rund herum an den Wänden brannten Kerzen, und mindestens ein halbes Dutzend besonders großer stand auf dem Flur.

Sklaven in allen Altersstufen, vom kleinsten Kind bis zu mittleren Jahren, fanden sich vor, aber keiner von wirklich ehrwürdigem Alter. Die Hautfarbe der Frauen und Kinder war weißer, als Tarzan je gesehen hatte. Aber als er erfuhr, daß viele der Frauen und alle Kinder noch nie die Sonne gesehen hatten, wunderte er sich nicht länger darüber. Die hier in der Tiefe geborenen Kinder mußten eines Tages ans Sonnenlicht gelangen, sobald sie nämlich zur Erziehung für den Dienst ihres Herrn geholt wurden, aber die aus anderen Städten geraubten Frauen mußten in der Tiefe bleiben, bis sie der Tod erlöste, falls sie nicht ein Krieger von Veltopis zur Gattin nahm. Doch dieser Fall trat selten ein, da die Krieger sich fast immer eine von den Sklavinnen der weißen Tunika erwählten, mit denen sie droben in den Domhäusern täglich in Berührung kamen.

Die Gesichter der Frauen trugen einen Ausdruck der Schwermut, der dem wilden Affenmenschen ins Herz schnitt. Noch nie hatte er solch verzweifelte Hoffnungslosigkeit gesehen.

Als er quer durch den Raum ging, sah er alle Blicke auf sich gerichtet, denn seine gebräunte Hautfarbe wies ihn als Neuankömmling aus. Aber auch seine ganze übrige Erscheinung unterschied ihn von den andern, und es dauerte gar nicht lange, da ging ein Flüstern durch die Reihen, denn die Sklaven, die mit ihm in den Raum gekommen waren, hatten erklärt, wer er sei, und selbst hier unten tief in den Eingeweiden der Erde hatten alle von dem wunderbaren Riesen gehört, den Zoanthro während des Kampfes mit dem Heer von Trohana gefangengenommen hatte.

Plötzlich fing er den Blick eines jungen Mädchens auf, das vor einem Kohlenbecken kniend eine Fleischschnitte briet und ihn zu sich winkte. Beim Näherkommen sah er, daß sie sehr schön war und daß die Weiße ihrer Haut noch durch das tiefe Blauschwarz ihres Haares hervorgehoben wurde.

Bist du der Riese? fragte sie.

Ich bin Zuanthrol, erwiderte er.

Er hat mir von dir erzählt, sagte das Mädchen: Ich werde für dich auch kochen. Für ihn koche ich schon. Falls du nicht – fügte sie mit einiger Verlegenheit hinzu – lieber eine andere für dich kochen lassen willst.

Keine hätte ich lieber zum Kochen als dich, antwortete Tarzan: Aber sage mir, wer bist du. Und wer ist er?

Ich heiße Talaskar, entgegnete sie. Aber von ihm weiß ich nur seine Nummer. Er sagt, solange er Sklave ist, hat er keinen Namen, sondern nur seine Nummer: 800³+19. Du bist 800³+21, wie ich sehe. Sie sah dabei auf das Abzeichen, das man Tarzan an die Schulter geheftet hatte. Hast du einen Namen?

Sie nennen mich hier Zuanthrol.

Oh, sagte sie, du bist zwar ein großer Mann, aber ich würde dich kaum einen Riesen nennen. Er ist auch von Trohana und wohl ebenso groß wie du. Ich hatte nie gehört, daß es in Minunien andere Riesen gebe als die Geschöpfe, die sie Kolols nennen.

Ich dachte, du wärest ein Kolol, sagte die Stimme eines Mannes in Tarzans Ohr.

Tarzan drehte sich um und sah einen der Sklaven vor sich stehen, der mit ihm gearbeitet hatte und ihn nun verschmitzt lächelnd ansah.

Ich bin ein Kolol nur für meine Herren, erwiderte er.

Der andere hob die Augenbrauen: Ich verstehe, vielleicht handelst du klug. Ich werde dich jedenfalls nicht verraten. Damit ging er weiter.

Was wollte er von dir? fragte das Mädchen.

Ich habe seit meiner Gefangennahme noch kein Wort gesprochen, erklärte Tarzan, deswegen glauben sie, ich sei stumm; obgleich ich sicher nicht wie ein Kolol aussehe, halten mich doch einige dafür.

Ich habe nie einen davon gesehen, meinte das Mädchen.

Dann sei froh, beschied sie Tarzan, sie sind weder gut anzusehen, noch ist die Begegnung mit ihnen angenehm.

Aber ich möchte sie gerne sehen, beharrte sie. Ich möchte gerne irgend etwas sehen, das anders ist als diese Sklaven hier, die ich Tag für Tag sehen muß.

Du brauchst die Hoffnung nicht aufzugeben, tröstete er sie: Vielleicht kommst du bald genug an die Oberfläche zurück.

Zurück? sagte sie. Ich bin noch nie dort gewesen.

Niemals an der Oberfläche gewesen? Du meinst wohl, seit du gefangengenommen wurdest?

Ich bin hier in diesem Räume geboren und noch nie hinausgekommen, erzählte sie ihm.

Aber warum bist du als Sklavin der zweiten Generation immer noch in den Steinbrüchen? Das verstehe ich nicht. In allen minunischen Städten gibt man doch den Sklaven der zweiten Generation die weiße Tunika und verhältnismäßig weitgehende Freiheit an der Erdoberfläche.

Das war nichts für mich. Meine Mutter ließ es nicht zu. Sie wollte lieber, ich solle sterben, als einen von Veltopis oder gar einen anderen Sklaven zum Manne nehmen, was ja doch mein Los wäre, sobald ich hinaufkäme.

Aber wie kannst du denn dem entgehen? Deine Herren überlassen doch sicher nicht die Entscheidung über solche Dinge ihren Sklaven.

Wo so viele sind, können eine oder zwei auf unberechenbare Zeit durchschlüpfen; besonders um häßliche Weiber kümmern sich unsere Herren nicht. Meine Geburt wurde niemals gemeldet, darum haben sie auch gar keine Kenntnis von mir. Meine Mutter nahm einer Sterbenden die Nummer für mich ab, und infolgedessen errege ich gar keine Aufmerksamkeit bei den wenigen Gelegenheiten, bei denen unsere Herren oder die Krieger unsern Raum betreten.

Aber du bist ja gar nicht häßlich; dein Gesicht muß trotz alledem die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, gab Tarzan zu bedenken.

Sie wandte ihm einen Augenblick den Rücken zu, machte mit den Händen an Haar und Gesicht herum, und als sie sich dem Affenmenschen wieder zuwandte, sah dieser eine häßliche, runzlige Hexe vor sich, deren verzerrte Gesichtszüge kein Mann gerne ein zweites Mal ansah.

O Gott! rief Tarzan.

Langsam ließ das Mädchen sein Gesicht wieder in den normalen Zustand zurückkehren und ordnete mit wenigen Griffen ihr verwirrtes Haar. Dabei schlich doch etwas wie ein Lächeln über ihre Züge.

Das hat mich meine Mutter gelehrt, sagte sie. Wenn sie dann kamen und mich ansahen, wollten sie gleich nichts mehr von mir.

Aber wäre es für dich nicht besser, du heiratetest einen von ihnen und lebtest ein lebenswertes Dasein droben im Tageslicht, statt daß du ein schauerliches Leben hier in der Tiefe verbringst? fragte er. Die Kriegerkaste von Veltopis wird sich doch kaum von der deiner eigenen Heimat unterscheiden.

Sie schüttelte den Kopf. Für mich ist das ausgeschlossen, meinte sie: Mein Vater lebt im fernen Mandala. Meine Mutter wurde ihm wenige Monate vor meiner Geburt geraubt, und hier in dieser Schreckenskammer kam ich zur Welt, in der meine Mutter mir unaufhörlich von der freien Luft und dem Sonnenlicht erzählte.

Und was ist aus deiner Mutter geworden? fragte Tarzan. Ist sie hier?

Das Mädchen schüttelte betrübt den Kopf: Vor mehr als zwanzig Monden kamen sie und holten sie fort. Was aus ihr geworden ist, weiß ich nicht.

Aber verraten dich denn die andern nicht? forschte er. Niemals! Ein Sklave, der die andern verriete, würde von seinen Gefährten in Stücke gerissen. Doch komm, du mußt hungrig sein. Damit bot sie ihm von dem Fleisch an, das sie eben gebraten hatte.

Tarzan hätte sein Fleisch lieber roh verzehrt, aber um sie nicht zu verletzen, dankte er ihr und aß, was sie ihm anbot, während er ihr gegenüber am Kohlenfeuer hockte.

Es ist merkwürdig, daß Aoponato nicht kommt, bemerkte sie, wobei sie so den minunischen Begriff für 800³+19 ausdrückte. Noch nie ist er so lange ausgeblieben.

Ein dunkelfarbiger Sklave, der sich ihr von hinterrücks näherte, blieb stehen und sah mit finsterer Miene auf Tarzan.

Vielleicht ist es der, sagte Tarzan und deutete auf den Mann.

Talaskar drehte sich mit einem fast glücklichen Ausdruck in den Augen um, aber als sie sah, wer hinter ihr stand, erhob sie sich rasch und wich mit ärgerlichem Gesicht zurück.

Nein, sagte sie, das ist er nicht.

Kochst du etwa für den da? fragte der Kerl, auf Tarzan weisend: Für mich wolltest du ja nicht kochen.

Es sind genug da, die für dich kochen können, Caraftap, entgegnete Talaskar. Und ich tue es eben nicht. Gehe zu einer anderen. Solange noch nicht zuviel Männer hier sind, dürfen wir uns die Männer auswählen, für die wir kochen müssen. Für dich will ich aber nicht kochen.

Ich gebe dir den guten Rat, koche für mich, brummte der Mann: Du wirst mich auch zum Manne nehmen. Ich habe das erste Recht darauf, denn ich habe dich vielmals darum gebeten, ehe diese anderen kamen. Ehe ich dich ihnen lasse, gehe ich lieber morgen zum Vental und melde ihm die Wahrheit über dich. Dann holt er dich fort. Hast du den Kaloban schon einmal gesehen? Das Mädchen schauderte.

Nun, dann will ich dafür sorgen, daß er dich einmal sieht, fuhr Caraftap fort. Sie werden dich dann nicht mehr hier lassen.

Ich würde lieber noch Kaloban nehmen als dich, höhnte das Mädchen, aber ihr sollt mich alle beide nicht haben. Sei dessen nicht zu sicher, schrie er, tat einen Schritt vorwärts und packte sie am Arme, ehe sie ihm ausweichen konnte. Dann zog er sie an sich und wollte sie küssen. Aber dazu kam er nicht. Ein paar stählerne Hände ergriffen seine Schultern, er fühlte sich grob von seinem Opfer weggerissen und rücksichtslos ein Dutzend Schritte fortgeschleudert. Dort stolperte er und stürzte zu Boden. Zwischen ihm und dem Mädchen stand der grauäugige Fremde mit dem schwarzen Haarschopf.

Fast brüllend vor Wut raffte sich der Sklave auf und griff Tarzan an, mit gesenktem Kopfe und blutunterlaufenen Augen wie ein toller Bulle stürzte er sich auf ihn.

Dich mache ich kalt! kreischte er.


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