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Verschiedene Eindrücke des Frühlings.


Das Kind.

D uftende Blüthen aus freundlicher Höh'
säuseln hernieder wie glänzender Schnee;
sieh, wie die Schwalbe mit silberner Brust
fliegt an dem Teiche voll spielender Lust!

Schon sind am Wege die Büsche belaubt,
Vögelchen singen, es summt mir ums Haupt
freundlich der Käfer, und dort durch das Grün
rauschte die bunte Libelle dahin.

Welche Gerüche! woher? O, gewiß
find' ich Violen; sie düften so süß!
Sieh, wie sie blühen! Geschwind, o! geschwind
Kränze, bekränze das fröhliche Kind!


Der Unglückliche.

B lumen und Frühling und Duft, es quält nur die leidende Seele
   heimliche Unruh; sie treibt rastlos und bang mich umher.
Strahle nicht, freundliches Blau! die Menschen, die unter dir wandeln,
   fühlen das Göttliche nicht, sind deines Glanzes nicht werth.
Ich auch bin es nicht würdig, und eile, dein Antlitz zu fliehen,
   berge ins Dunkel mich gern; denn das verödete Herz,
von dem erzürnten Geschick auf ewig dem Schmerz übergeben,
   kann es sich selbst nicht befreyn, achtet sich endlich nicht mehr.
Höre den einzigen Wunsch, den letzten, du Alles Erschaffende,
   die einst mit hohem Genuß oft meine Seele gefüllt:
Laß mich, die du mich erzeugt, die meinem Herzen die Liebe,
   heiligen Wahnsinn mir gab, lass mich vergehen in dir!
Alles empfing ich von dir, die Sehnsucht, Entzücken und Träume;
Alles schwand mir dahin, gönne mir Trauernden Ruh.


Die Reisenden.

       W ie der Vogel zieht,
      wie die Wolke flieht!
      Lasst uns weiter ziehn,
      durch die Welt dahin!
Pflanzen wohl müssen am zeugenden Schooß
sterben; doch reißet der Freye sich los,
wandelt umher, es glühn in der Ferne
manchem des Glückes erfreuliche Sterne.

      Sieh des Stromes Bild!
      Sturm umarmt ihn wild;
      doch, er eilet hin,
      ungestört und kühn!
Laß dich umschlingen kein mächtiges Band,
drücke wohl freundlich doch eilend die Hand
allen den schönen, den trüben Gestalten,
die sich bestreben, dich fester zu halten.

      Einst bezwingt der Schmerz
      auch dein freyes Herz;
      möchtest weiter ziehn,
      ach! und kannst nicht fliehn!
Hoffe denn, Herzchen, gedulde dich nur!
irgendwo anders auf blühender Flur,
wo dir die Düfte Vergessenheit regnen,
wird dir die Freude wohl wieder begegnen!


Die Mutter.

W eht und säuselt, holde Frühlingslüfte,
sammelt rings umher die schönsten Düfte,
weckt die Bilder jugendlicher Lust
frisch und hell in meines Lieblings Brust.

Meine ganze Seele, all mein Sinnen,
fühl ich hier in meinem Wunsch zerrinnen;
Bienen gleich, die nach der Blüthe ziehn,
schwebt mein liebevolles Herz um ihn.

Laß aus deinen süßen blauen Augen
meines Lebens schönste Hoffnung saugen!
Wünsche, die die Phantasie erschuf,
werden hier zum edelsten Beruf.

Heil'ger Äther, und dir Frühling, weihe
ich dies süße Kind mit reiner Treue.
Ewig müsse zarter Hoffnung Grün
heiter um sein frisches Leben blühn!


Der Zufriedene.

H eiter, froh und sorgenlos
tanz' ich durch das Leben,
ruhe sanft auf weichem Moos
unter grünen Reben,
kränze meine heit're Stirn
mit dem Laubgewinde,
schwärme leicht, wie Vögelflug,
um die grüne Linde.

Über dem verjüngten Hain
wehen kühle Lüfte,
bringen von der Wiese mir
reine frische Düfte.
Rosig wallt das Abendroth
über blaue Flächen,
und der müde Landmann geht
heim mit Spat und Rechen.

Ach! was sollten Sorgen mir,
mir, dem Kind der Freude?
Ist doch auf dem Erdenrund
keiner, den ich neide.
Liegt im Weg' ein Anstoß mir,
wird der Himmel trüber:
rasches Leben, leichter Sinn,
hilft mir schnell hinüber,


Die Schwärmerin.

E in neues Leben dringt durch Halm und Eiche,
der Ruhe leise Flügel sind entflohn;
selbst Cynthia blickt sehnend durch die Zweige,
und sucht verlangend nach Endimion.



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