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Dichterglück.

W ie des Stromes ruhelose Welle
rasch sich drängt aus nie gesehner Quelle;
wie das Lüftchen, das die Blume neigt,
wunderbar dem Ätherschooß entsteigt;

wie die Liebe, ewig unergründet,
schnell den Geist mit reger Gluth entzündet:
naht auf Schwingen, frey und ewig jung,
sich dem Dichter die Begeisterung.

Und es faßt das Herz ein reges Feuer;
um die Erde wankt ein heil'ger Schleier,
und ein Chaos, voll von Schmerz und Lust,
Steigt empor in der bewegten Brust.

Harmonien wallen auf ihn nieder,
und die Urgestalten kehren wieder;
Sphärenton wird seiner Freude Klang,
und der Kummer wird Gesang.

Und des Lebens heil'ge Zwecke walten
ihm vorbey als heitre Lichtgestalten;
ihm, der selbst ein Schöpfer ist, enthüllt
sich des Daseyns räthselhaftes Bild.

Trauert er, fühlt alles seine Leiden;
die Natur weint selbst in seine Saiten,
und des Herzens ungestümer Drang
Stimmt sich zu der Wehmuth milderm Klang.

Doch wer schildert seine Seligkeiten,
Wenn die Liebe bebt durch seine Saiten?
Götter neiden dies zu hohe Glück,
rufen bald es zum Olymp zurück.

O beglückt! dem, freundlich aufgeschlossen,
Ätherblumen aus der Erde sprossen,
dem Natur, im Busen frey und groß,
der Begeistrung Götterfunken goß.

Mögen Schatten um die Menschheit wallen,
in Verwirrung Nationen fallen,
in ihm blüht voll ew'ger Harmonie
Ungestört das Reich der Phantasie.

Sinkt auch er, vom Raum gefesselt, wieder
in der Erde kalte Sphäre nieder,
jener göttlichen Momente Sinn
beut für Ewigkeiten ihm Gewinn.



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