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Kalmückisch

Der Spiegel

Ich habe deinen schwarzen Hengst gesattelt,
Des Beine so erregt zu tänzeln wissen,
Und Schwert und Büchse hab ich dir geputzt.

Da es denn sein muß, reite in den Krieg,
Du süße Freude meiner Augen, aber
Vergiß mich nicht in all dem Kampfgebraus!

Versprich mir, daß mein Bild in deinem Herzen
Sich spiegeln wird, wie in dem kleinen Spiegel,
Den du mir einst vom Markte heimgebracht.

Eh du hinweggehst, gib mir das Versprechen,
Daß du in jeder Nacht zur elften Stunde
Den Mond betrachten wirst, der einem großen,

Silbernen Spiegel gleich, am Himmel steht;
Auch ich will jede Nacht zur elften Stunde
Deiner gedenkend in das Mondlicht sehn.

So wird uns beiden jeden Abend sein,
Als ob sich unsre Augen still begegnen
Im Licht des Mondes, der gleich einem großen,

Silbernen Spiegel in den Wolken steht.
Wer weiß, vielleicht wird gar der Mond, gerührt
Durch unsre Blicke, die sich sehnlich suchen,

An einem Abend sich in Wirklichkeit
In einen großen Silberspiegel wandeln,
Der nun vom Himmel zu uns niederstrahlt.

Dann werd ich dich wahrhaftig sehn, Geliebter,
Wie du auf deinem schwarzen Hengste reitest,
Ein stolzer Krieger, der Vernichtung sät.

Du aber wirst dich überzeugen können,
Daß ich erfülle, was ich dir gelobe:
Dir Treue zu bewahren bis zum Tod!

Volkslied

* * *


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