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Jeder muss nun begreifen, warum im Reiche der Bureaukratie alles gar so langsam geht.
Der Staat zahlt seinen Beamten so wenig, dass sie eine doppelte Existenz führen müssen, zwei Herren dienen, ihre Kraft halb dem Amt, halb irgendeinem andern Geschäfte geben; darunter haben natürlich die Geschäfte zu leiden, es kann nur langsam gehen, wie es ja auch geht.
Man fragt sich, wie das Haus Rothschild, das ebenso weitverzweigte Angelegenheiten hat wie das Finanzministerium, das ebenso grosse Summen umsetzt, in dem nicht allein die Finanzverhältnisse Frankreichs, sondern auch die Englands, Spaniens, Belgiens, Österreichs, Neapels, des Papstes und des Gross-Türken genau gekannt werden müssen, das ebensoviel Zinsen auszahlt wie Frankreich, und das im Geschäftsverkehr mit allen Städten Europas steht, – man fragt also, wie dieses Haus es zuwegebringt, mit zwanzig Beamten auszukommen, wenn das Finanzministerium tausend braucht. Die zwanzig Angestellten der Rothschilds arbeiten zehnmal mehr, als die des Schatzamtes. Sie haben aber auch eine Zukunft, sie lernen, wie man Bankier wird, sie wollen herausbekommen, wie man Millionen verdient, vor ihnen steht ein Ziel, das im richtigen Verhältnis zu der aufgebotenen Energie steht. Die Staatsbeamten Frankreichs aber haben eine erbärmliche Zukunft; sie sind zwar sehr ehrenwerte Leute, aber es wartet ihrer nicht viel Ehre. Sie lernen nur, wie man ausgibt, nie, wie man einnimmt.
In frühern Zeiten fanden Anstrengung und Arbeit in den französischen Ministerien noch ihren Lohn: die kleinen Beamten Colbert, Letellier, de Lyonne zogen dann als Herren ins Ministerium ein. Heutzutage muss man Deputierter sein, um in der Verwaltung Karriere zu machen. Die Gehälter stehen in keinem Verhältnis zu den Anforderungen des Dienstes. Hundert Beamte mit einem Gehalt von zwölftausend Franken würden besser und pünktlicher arbeiten, als tausend mit zwölf hundert Franken. Aber die Maschine ist einmal so konstruiert; man müsste sie zerbrechen und neu aufbauen. Dazu hat aber keiner den Mut, weil wir so glücklich sind, eine Kammer zu haben, die törichte Interpellationsmanier der Opposition und die Puffkorruption in der Presse. Es besteht keine Solidarität zwischen Regierung und Verwaltung: der Minister will und will zugleich nicht; endlos sind die Wege, die zu einem Resultat führen. Der Raub eines Goldstückes ist verhindert, aber hart im Raume stossen sich die persönlichen Interessen. Es darf oft genug etwas Notwendiges erst nach geheimen Abmachungen, die schwer einer durchschauen kann, geschehen. Dazu hat jeder Beamte, vom untersten angefangen bis zum Bureauchef, seine eigene Ansicht; sie sind nicht die Hände eines Hirns, das heisst, sie handeln nicht alle im gleichen Sinne der Regierung, sie dürfen ja gegen sie Reden halten, gegen sie stimmen, gegen sie Recht sprechen.
Subordination existiert in der Verwaltung in Paris nicht. Jeder Beamte kann seinen Chef demütigen, wenn der zu Fuss durch die Champs Elysées geht, während der kleine Beamte im eleganten Wagen an der Seite einer schönen Frau fährt. Ein höherer Beamter – sagen wir ein Direktor – der Präfekten ernennt und absetzt, der über die wichtigsten Angelegenheiten des Staates zu entscheiden hat, – in Paris bedeutet er so gut wie nichts. Man hat viel aufgegeben, als man die Kostüme und Uniformen abschaffte, auf die Napoleon so grossen Wert legte.
Von den neun Stunden, die jeder Beamte dem Dienste schuldig ist, gehören viereinhalb der Konversation, dem Geschwätz, Disput, dem Federnschneiden und Intrigieren. So verliert der Staat fünfzig Prozent Arbeit. Er könnte für zehn Millionen dieselbe Leistung bekommen, die ihn zwanzig kostet.
Die bisher beschriebenen Varietäten von Beamten sind die Räder der Maschine. Nun kommen die treibenden Kräfte dran.