Honore de Balzac
Physiologie des Alltagslebens
Honore de Balzac

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XI. Der Stutzerdameret

Diese Varietät fängt an rar zu werden. Man erkennt sie an ihren Westen, die sie doppelt und dreifach und in grellen Farben trägt, an ihrem schmucken Äussern, dem koketten Spazierstöckchen, an gewissen Schmetterlingsallüren, einer Wespentaille, an den hohen Stiefeln und einer Busennadel, die ein enormes Medaillon aus Haararbeit ziert, in dem der Benvenuto Cellini der Perückenarbeiter seine blonden Erinnerungen verewigt hat. Das Kinn versinkt in einer prätentiösen Krawatte. Dieser Rentier, der Watte in den Ohren und an den Händen alte, geputzte Handschuhe trägt, nimmt gerne anakreontische Posen ein, kraut sich den Kopf mit einer anmutigen Bewegung, besucht öffentliche Lokale und möchte gerne eine gute Partie machen. Während der Messe in Saint-Roche inspiziert er die Reihen der Kirchenbesucherinnen, verbringt die Abende in den Konzerten von Valentino, folgt der Mode (in recht weitem Abstand), spricht mit süsser Flötenstimme und tanzt. Nach zehn dem Dienste Cytherens geweihten Jahren kompromittiert er sich mit einer Intrigantin von sechsunddreissig Jahren, die zwei leicht reizbare Brüder hat und beendet seine Karriere als glücklicher Gatte, der eine sehr distinguierte, reizende Frau hat, frühere Modistin, Baronin, der das Embonpoint »gut steht«. Und nun tritt er wieder in die Reihe des typischen Rentiers.


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