Honore de Balzac
Physiologie des Alltagslebens
Honore de Balzac

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III. Der Verheiratete

Dieser Rentier teilt seine Rente weise in monatliche Raten. Er bemüht sich, von dieser Summe soviel wie möglich zu ersparen und sein Weibchen hilft ihm redlich dabei. Der Ehestand macht sich bei ihm durch das Schneeweiss seiner Wäsche kenntlich, durch seine nankingfarbigen Westen, seine plissierten Jabots und seidenen Handschuhe, die ein volles Jahr aushalten müssen. Er ist nicht sehr gesprächig, hört lieber zu und antwortet auf eine Frage lieber durch das stumme Anbieten einer Prise. Wegen seiner ausserordentlichen Sanftmütigkeit bemerkenswert, macht er, der Rentier, als Ehemann sich durch gelegentliche häusliche Verrichtungen nützlich. Er macht die Besorgungen für den Haushalt, führt den Hund seiner Frau aus, bringt Leckerbissen nach Hause; wenn ein Wagen vorbei will, bleibt er fünf Minuten vorher wartend stehen und sagt zu jedem Arbeiter »Mein Freund!« Dieser Anthropomorphe entrüstet sich und ruft die Leute zusammen, wenn ein Fuhrmann seine Pferde misshandelt. Er fragt, warum soviel auf einen Wagen geladen werden muss, und spricht von einem Tierschutzgesetz, das erlassen werden müsste, nach dem Muster Englands, dieser Wiege der konstitutionellen Regierung. Wenn der Fuhrmann gegen die Einsprache der Zuschauer rebelliert, dann besinnt der Verheiratete sich seiner Pflichten als Familienvater und verduftet. Er zeigt fast alle Charakterzüge des Rentiers schlechtweg. Sein Laster ist, hinter dem Rücken seiner Frau Lieferungswerke zu abonnieren. Einige von ihnen gehen ins Atheneum, andere schliessen sich obskuren Vereinen an, wo gesungen wird, diesen natürlichen Töchtern des Caveau, die »goguettes« genannt werden.

Daumier


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