Sagen aus der Hanse
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Die sieben Faulen

Als Bremen noch nicht gebaut war, befanden sich in jener Gegend nur Kohlhöfe und Ackerland. Aber die Ländereien waren nur von mittelmäßigem Ertrage; denn ein großer Teil bestand aus Sandboden, und die niedrig gelegenen Striche waren der Überschwemmung durch die Weser ausgesetzt.

Da hielt sich denn, wenn auch der Fluß schon längst in seine Ufer zurückgetreten war, das Wasser in den Niederungen bis tief in den Sommer hinein, und giftige Dünste, ausgebrütet von den heißen Sonnenstrahlen, verpesteten die Luft. Darum wurde die ganze Gegend sehr wenig bewohnt, und nur die ärmeren Bürger, für die eine Wohnung in der eigentlichen Stadt zu teuer war, hatten sich hier angesiedelt.

Vor vielen, vielen Jahren nun wohnte daselbst ein Mann, welcher, nach der Größe seines Grundbesitzes zu rechnen, sehr reich hätte sein müssen, der aber dennoch der ärmste unter allen seinen Nachbarn war. Denn seine Kohlstücke waren die dürrsten und sandigsten und sein Grasland fast das ganze Jahr hindurch Sumpf, so daß er nur in sehr trockenen Jahren auf eine kleine ,Heuernte rechnen durfte. Deswegen hielt er auch keine Kuh, sondern begnügte sich mit einer Ziege, obgleich ihre Milch für seinen Hausstand bei weitem nicht ausreichte.

Es war freilich bei ihm von Gesinde keine Rede, aber sein Hausstand war nichtsdestoweniger bedeutend zu nennen. Denn er hatte sieben Söhne, einen größer und stärker als den andern. Die schlenderten den ganzen Tag umher, schauten ins Wasser und sahen nach Wind und Wetter, und wenn sie am Mittage zu Hause ankamen, hatten sie Hunger wie die Wölfe; denn nichts in der Welt schärft so sehr die Eßlust wie der Aufenthalt in freier Luft und am fließenden Wasser.

 


 


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