Sagen aus der Hanse
Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Die Elbgeister

Vor mehreren hundert Jahren war die Stadt Hamburg nicht wie jetzt gegen die andringenden Fluten geschützt, sondern von den Häusern bis zum Flußbett zog sich eine breite Niederung hin. Diese wurde häufig überschwemmt, namentlich im Frühjahr oder im Herbst, wenn heftige Regengüsse eintraten und Nordweststürme die Fluten aus der Nordsee in die Elbe trieben. Durch den mitgeführten Sand wurden die Niederungen nach und nach unfruchtbar.

Von diesen Niederungen wird erzählt, daß sich die Elbgeister auf ihnen versammelten, um zu beraten, wie sie den Menschen Schaden zufügen könnten. Die Menschen waren den Elbgeistern verhaßt, weil sie durch die Schiffe in das Reich der Geister einzugreifen versuchten.

Die Überschwemmungen währten fort. Wenn sie auch nicht viel Schaden anrichten konnten, da das Land unbebaut war, das von ihnen betroffen wurde, so ging diese Strecke den Menschen doch verloren. Da kam ein kluger Mann auf den Gedanken, den Elbgeistern diese Niederungen abzuringen. Er schlug vor, sie durch Erdwälle vor den Fluten zu schützen. Sein Vorschlag fand Beifall, und bald sah man viele Menschen beschäftigt, die schützenden Deiche aufzuwerfen.

Die Elbgeister kamen jeden Abend und sahen sich das Beginnen der Menschen an. Sie konnten sich nicht erklären, wozu diese Arbeit dienen sollte, und spotteten darüber. Endlich waren die Deiche fertiggestellt, und getrost sahen die Bewohner einer Überschwemmung entgegen. Ein heftiger Weststurm trat ein und trieb die Wellen zu außerordentlicher Höhe.

Aber der Deich setzte ihnen kräftigen Widerstand entgegen, und die Niederungen blieben verschont. Als die Elbgeister dies bemerkten, sahen sie sich überlistet. Sie versuchten mit heftigen Stürmen und Hochfluten das Werk der Menschen zu zerstören, aber ihr Mühen war vergeblich. Nur an einer schwachen, dem Ansturm besonders ausgesetzten Stelle gelang es. Am nächsten Morgen aber sprang der Wind nach Osten um, das Wasser lief ab, und die Bewohner konnten ihren Deich nicht nur ausbessern, sondern bedeutend verstärken.

Von nun an begann ein fortgesetzter Kampf mit den Elbgeistern. Immer wieder versuchten diese, das Werk der Menschen zu zerstören. Verschiedene Male ist es ihnen gelungen, im Jahr 1825 und teilweise in den siebziger Jahren in Billwerder. Noch heute sollen sich die Elbgeister in Gestalt von Eulen auf dem Deich aufhalten, der heute Billwerder-Deich heißt, früher aber den Namen Eulendeich führte.

 


 


 << zurück weiter >>