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Schluß.

Von ihrem ersten Führer erhielt sie noch mehrere Besuche, Reisen machte derselbe aber keine mehr mit ihr.

Bei seiner Anwesenheit, welche sich aber immer mehr abkürzte, gab sie hie und da noch Heilmittel an. Am 15. Januar fing sie selbst an, die von ihr für sie verordnete Heilmittel zu gebrauchen, welche die herrlichsten Wirkungen hervorbrachten; sie kam zwar noch öfters in kurzen Schlaf, aber mit jedem Tage wurde derselbe kürzer und schwächer; nur mit der Zunahme ihrer Nerven- und Körperstärke ging es langsam. In Schwächen verfiel sie zwar noch einigemale, sie waren aber nicht besonders heftig.

Die Abnahme des Hellsehens ging schneller vor sich als die Zunahme dieses Zustandes, was sie auch mehreremal angezeigt hatte. Als es sich damit ganz zu Ende neigte, gab sie an, daß sie nur noch zweimal in Schlaf verfallen werde, und zwar in drei und in sechs Monaten; auf den Tag und die Stunde, welche sie bestimmte, ist solches auch richtig eingetroffen. In ihrem lezten Schlafe gab sie noch ein Heilmittel für eine Person in Kaufbeuren an, welches nach eingegangenen Nachrichten die erwünschtesten Wirkungen hervorgebracht hat. Am Ende des lezten Schlafes sprach sie:

»Mein Führer sagt, er besuche mich zwar noch öfters, mache sich mir aber nicht mehr sichtbar. Als er Abschied nahm, hat er mich dreimal geküßt, und an alles das, was er mir gesagt und gezeigt hat, mit Nachdruck und auf das ernstlichste erinnert. Seine letzten Worte gingen mir durch Mark und Bein, davon kann ich nur diese angeben: ›Werde immer frömmer und gottesfürchtiger, fliehe jede Sünde gleich einer Pestluft, nichts ist ansteckender als die Sünde; man wird nicht auf einmal ein großer Sünder, aber das Wachsthum in derselben macht Riesenschritte. – Verliere die dir gezeigte Krone nicht und bestrebe dich nach allen deinen Seelen-Kräften, daß du einmal in unsere Gesellschaft kommest, denn da ist es einem so ewig, ewig wohl!‹ – Auf einmal hat er mich mit dem herzlich brüderlichsten Rückblicke verlassen.« –

Somit schließt sich die, freilich nur kurz gefaßte Geschichte eines der merkwürdigsten somnambülen Zustände. Der Herausgeber mußte aus erheblichen Gründen, Manches theilweise, Manches auch ganz weglassen, kann aber die heiligste Versicherung geben, daß in diesem Buche Alles getreulich, schmucklos und ohne jeden fremden Zusatz angegeben worden sey. Indem er diese Erklärung dem lieben Leser schuldig zu seyn glaubt, nimmt er von ihm den herzlichsten Abschied, mit dem aufrichtigen Wunsche, daß dieses Buch seinen Zweck erreichen, nämlich förderlich seyn möge zum wahren Glauben an die Verheißungen des heiligen Gotteswortes!

Offenb. Joh. 21, 7.

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