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[Reisen in den Jupiter]

*

Erste Reise in den Jupiter.

Den 29. November machte sie ihre erste Reise in den Jupiter, sie gab an, daß sie solche in 8 Minuten zurücklege, was ganz richtig eingetroffen ist. Als sie daselbst angekommen war, so sagte sie, daß noch eine Minute erforderlich sey, bis sie in die Stadt komme, als sie bei derselben anlangte, so konnte sie wieder die Schönheit und die Höhe des Thores nicht genug bewundern, noch viel weniger beschreiben, sie bemerkte, daß der Eingang in dieselbe ziemlich breit, die Straße selbst durch die Stadt schmäler, aber sehr schön, ja wunderschön sey: die Stadt heiße Nerr, sie übertreffe alle, welche ihr in den zuvor bereisten Sternen gezeigt worden sind, an Größe und Schönheit

Hatte sie schon bisher zur Buße und Sinnesänderung Alle, die um sie waren aufgefordert: so that sie es diesesmal mit einem solchen Ernst und Eifer, daß ihr selbst der beste Redner nicht gleichgekommen wäre. Sie erinnerte ein jedes sehr nachdrücklich, daß es ja seine Knie im Gebete zu Gott nicht sparen solle, und fuhr also fort:

»Die widerspenstigen Knie unserer gottlosen Zeit, werden sich schon noch beugen, und die Zungen der Spötter werden noch bekennen müssen: »daß er der Herr ist, zu richten die Lebendigen und die Todten.« Derjenige Mensch, welcher vor der Welt wie tadellos erscheint, sündigt täglich sehr viel; der groben, freventlichen und muthwilligen Sünder will ich gar nicht gedenken. Derjenige, welcher die Seligkeit erlangt, wird zwar um des Verdienstes Jesu Christi willen, aus lauter Gnade und Barmherzigkeit selig, demungeachtet ist aber doch die Seligkeit gewissermaßen als Belohnung eines lebendigen Glaubens und der Gottseligkeit zu betrachten. Denn ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen, und wer zu Gott kommen will, der muß glauben, daß er es sey, und denen, die ihn suchen, ein Belohner sein werde; die Menschheit ist aber so tief gesunken, daß sie Gott Bedingungen machen will, unter welchen sie die angebotene Seligkeit annehmen wolle. – Mein Führer sagt: eine jede in den Augen der Menschen gering geachtete Sünde sey groß genug, um die Seligkeit zu verscherzen; es bedürfe nicht grober, und zu sehr in die Augen fallenden Sünden; zum selig werden ist ein beständiges Ringen und ernstliches Trachten erforderlich. Damit will ich aber nicht sagen, daß man seine Berufsgeschäfte versäumen und hintansezen solle. Ein jedes kann bei seinen Berufsgeschäften, wenn es solche treu und redlich verrichtet, stets im Gebete seyn und mit edlen Gedanken umgehen.«

Nachdem sie diese Rede vollendet hatte, so sagte sie:

»Ich werde wieder in ein Gebäude, das außer der Stadt liegt, geführt, in welchem ein großer Saal ist, dieser ist wieder mehr als herrlich und schön; wenn ich mehrere tausend Zungen hätte, so wäre ich nicht vermögend, die Schönheiten desselben anzugeben. Die Zahl der Seligen, welche da sind, ist nicht gar groß; sie zeichnen sich vor jenen, welche ich im Merkur und der Venus getroffen habe, dadurch aus, daß sie Kronen auf ihren Häuptern haben, die aber nicht sehr groß sind; die Kronen der Lehrer aber sind größer. Gegenwärtig werden sie unterrichtet, um deßwillen höre ich auch weder Musik noch Gesang. – Nun werde ich in einen Garten geführt, über dessen Schönheit ich ganz erstaunt bin, und den Wohlgeruch, der darinnen verbreitet ist, nicht genug rühmen kann; es sind hier eine Menge Wege, aber alle sind auch wieder schmal. Selige sehe ich hier nicht wandern, ich befinde mich mit meinem Führer einzig und allein hier. Neben den herrlichen Blumen und Bäumen, die da sind, gibt es auch Kräuter, welche, wie mir mein Führer sagt, zur Gesundheit der Menschen bei einigen Krankheiten sehr dienlich sind.«

Auf dieses sagte sie zu ihrem Bruder, mit welchem sie in Rapport stund:

»Gehe in das Küchengärtchen vor dem Hause, da wirft du ein Kräutchen finden, an welchem ein weißes Papierchen liegt, pflücke es; und gerade unter dem Küchenfenster stehet wieder eines, das gezackt ist, dieses hole mir auch.«

Nachdem er solche gebracht hatte, so legte er sie ihr auf den Magen, und nach einer kleinen Pause sagte sie:

»Das sind die rechten« – und fuhr sodann fort: »oben im Garten – sie bezeichnete die Stelle genau – stehet noch eins, dieses hole mir auch.«

Es wurde ihr solches wieder auf den Magen gelegt, und nach einer kurzen Pause begann sie:

»Auch dieses ist das rechte, davon sammelt so viel ihr könnet, wenn ich den Uranus und Saturnus bereise, dann werde ich sagen, bei welchen Krankheiten diese Kräuter anwendbar sind.«

Hierauf wurde sie stille, und aus besonderes Verlangen, nach einem vor gar nicht langer Zeit verstorbenen Lehrer gefragt; sie antwortete:

»Dieser ist in der Ceres als Lehrer. Aber belästiget mich jezt mit keinen Fragen mehr, denn ich fühle mich sehr schwach, ich bin durch die außerordentlichen Schönheiten, die mir gezeigt worden sind – denn sie waren mir beinahe unerträglich – viel geschwächt worden. Morgen Mittag bis 1 Uhr mache ich meine zweite Reise in den Jupiter.«

Damit hatte diese Reise ein Ende.

*

Zweite Reise in den Jupiter.

Den 30. November Nachmittags 1 Uhr verfiel sie wieder in somnambulen Schlaf. Als sich ihr Führer bei ihr eingestellt hatte, sagte sie:

»Diesesmal ist mir bange, es sind unter den Anwesenden 2 Personen, die für jezt gar nicht würdig sind, da zu seyn, was mir auch meine Reise um eine Minute verzögert; anstatt acht gebrauche ich neun Minuten. Dieses ist auf die Secunde hin eingetroffen. Ich könnte diese Unwürdige, ob sie gleich erst, nachdem ich schon im Schlafe war, erschienen sind, namentlich angeben, allein mein Führer sagt, sie gehen mit einem bessern Sinne fort, als sie gekommen sind, nur ist zu bedauern, daß es nicht Wurzel faßt, und ihnen am Ende zum Gerichte gereicht.«

Nach vollendeter Reise sagte sie:

»Nun werde ich in eine Stadt geführet, die heißet Raguel, sie ist wieder schöner als die vorige. – Ich komme außerhalb der Stadt wieder in ein großes Gebäude, und habe in demselben ebenfalls wieder eine Stiege mit zwanzig Treppen zu besteigen, bevor ich in den Versammlungs-Saal komme. – Indem ich in denselben eingeführt werde, singen sie ein Lied, es hat die Melodie:

»O Jerusalem, du schöne, ach, wie herrlich glänzest du etc.« Die Zahl der hier anwesenden Seligen ist nicht groß, sie sitzen weit auseinander; ihre Kleidung, so wie auch die der Lehrer, deren ich 6 zähle, ist ganz jener gleich, welche ich in meiner vorigen Reise beschrieben habe.«

Man fragte sie nun nach einigen gelehrten Männern, ob sie von diesen keinen auffinde? Darauf sagte sie:

»Nein, ob sie gleich auf unserer Welt für hochbegabte MännerDie Verstorbenen, nach welchen gefragt wurde, waren der Stadtpfarrer Renz von Weilheim, Pfarrer Friedrich von Kornthal, und Pfarrer Hosch von Aithlingen; alle drei waren große Kinderfreunde. gehalten wurden, was sie auch waren, so haben sie doch vor jezt nur noch Kinder in der Sonne zu lehren und zu unterrichten, denn in der Sonne ist auch das Kinderreich.«Das Nähere darüber wird bei ihrer Reise dahin gesagt werden.

»Ich muß Euch abermal sagen, daß es etwas Großes um die Seligkeit ist; wenn sich ein jeder meiner Blutstropfen in tausend Zungen verwandelte, so wäre ich doch nicht vermögend, die Ruhe, das Vergnügen und das unaussprechliche Wohlseyn der Seligen auszusprechen; um der ganzen Welt Herrlichkeit, würde ein Seliger solche nicht eine Minute missen.«

»Meine zwei Brüder, Carl Gotthilf, 18 Jahre alt, und Friedrich Fürchtegott, 14 Jahr alt, welche beide neue Laufbahnen beginnen, bringet her zu mir, und zwar jeden einzeln, daß ich ihnen sage, wie sie sich zu verhalten haben.

Denn mein Führer sagt mir: sie sind meine Brüder, wie deine Brüder, auch mir ist es um ihr ewiges Wohl ernstlich zu thun, ob ich gleich meiner Seligkeit halber, wenn sie auch verloren gingen, nichts verliere, die Worte, die ich dir in den Mund lege, sage ihnen an, mit dem Bemerken: daß sie ein jedes Wort ja recht tief in ihre Seelen eingraben sollen.«

Darauf hielt sie abwechselnd solche kraftvolle Ermahnungen an sie, daß nicht nur die Brüder, sondern auch alle Anwesende in laute Thränen ausbrachen; zum Beschlusse gab sie denselben auf, das Lied zu lernen, welches in dem Württembergischen Gesangbuche Nr. 290 vorkommt: Schwing zu deinem Gott dich auf, schwermuthsvolle Seele! etc. indem sie hinzusezte:

»Fasset es aber recht, es wird Euch in manchen Leiden, die Eurer noch warten, Trost geben und Muth einflößen.«

Nach diesem ermahnte sie ihre Eltern dringend und ernstlich, ihre Kinder zuerst mit Liebe, und wo es nöthig sey, mit Strenge zu erziehen; dann fuhr sie fort:

»Mein Führer sagt mir, daß die Zahl der Eltern, die ihre Kinder schlecht erzogen haben, ihnen böse Beispiele gegeben und sie sogar zu Sünden und bösen Handlungen verleiteten und Mittheilhaber waren, wodurch beide Theile in die Verdammniß gerathen sind, unzählige seye; denn Kinder seyen eine Gabe Gottes, und wenn Eltern zu ihrer Verdammniß beigetragen haben, so wird ihr Blut von ihrer Hand gefordert. Kinder sind den Eltern auf ihre Seele gebunden, anstatt daß sie die Zahl der Seligen vermehren sollten, so vermindern sie dieselbe. Es ist nicht nur, daß es bei einem Theile bliebe, sondern Kinder, die eine schlechte und üble Erziehung genossen haben, erziehen gemeiniglich wieder schlechte Kinder. Ach, theure Eltern, denket Euch die Verdammniß, welche Eltern auf sich laden können; die Anklage bleibt nicht allein bei den Kindern stehen, sondern sie gehet oft, wie mein Führer sagt, bis in das fünfte und sechste Glied und noch weiter hinaus, wo immer Eines auf das Andere die Schuld wirft. O wie sehr wünschte ich so redlich und herzlich, daß es ein jedes der Eltern recht bedächte, was sie wegen der Erziehung ihrer Kinder zu thun und zu beobachten haben, denn dieses ist sehr viel. – So wie sich bei einem Kinde nur ein Funke von Fassungskraft zeigt, so muß der Anfang zu dem, was edel und gut ist, gemacht werden, wenn gleich nicht Alles bleibt, so bleibt doch etwas, und gute Beispiele der Eltern lassen einen bleibenden Eindruck zurück.«

Nach diesem schien sie etwas matt zu seyn, weßhalb auch keine weitere Fragen an sie gerichtet worden sind. Nach einigen Minuten fing sie aber von selbst wieder an zu sprechen wie folgt:

»Der Somnambulismus ist dreierlei, diejenige, welche Führer haben, sind wichtiger als die andern; jene werden auch mehr oder minder in die Regionen der Seligen eingeführt, die andern aber nicht.«

.

Reise in den Mond.

Nun gab sie einen Wink, von einer bald bevorstehenden wichtigen Weltbegebenheit, gab aber die Zeit nicht an, sondern sagte nur:

»Wachet und betet!«

Sie brachte darauf die unaussprechlichen Strafen der Unseligen und Verdammten wieder in eine lebhafte Anregung, und erinnerte wiederholt zur ernstlichsten Buße und Bekehrung. Sie klagte mit einem tiefen Seufzer über eine große Bangigkeit mit dem Zusatze:

»In fünf Minuten habe ich meine Rückreise vollendet.«

Nachdem sie ihr Führer verlassen hatte, so wurde gefragt, wie er sich diesesmal beabschiedet habe? Darauf antwortete sie, er sagte:

»Liebe Schwester: die heilige Dreieinigkeit sey mit dir und bei dir!«
»Sing', bet' und geh' auf Gottes Wegen,
»Verricht das deine nur getreu,
»Und trau des Himmels reichen Segen,
»So wird er bei dir werden neu.
»Denn welcher seine Zuversicht
»Auf Gott sezt, den verläßt er nicht.«

Damit hatte dieser Schlaf ein Ende.

*

Vorgänge nach der zweiten Reise in den Jupiter.

An dem nämlichen Tage, (30. November) von Nachmittags 3 Uhr an verfiel sie wieder öfters in Schlaf, was sie in ihrem vorherigen Schlafe schon ankündigte, sie nannte aber diese mehrmalige Wiederholung des Schlafes nur Schwächen; dieselben waren von längerer und kürzerer Dauer, in mehreren derselben redete sie gar nichts, und erwachte auch jedesmal von selbst wieder. Als es schon Nacht war, da verfiel sie in einen Schlaf, in welchem sie gesprochen hat, sie bemerkte aber gleich Anfangs, daß ihr Führer nicht anwesend sey, jedoch könne sie in solchen Fällen über mehrere weltliche Gegenstände und Angelegenheiten Auskunft geben; weil sich aber, neben bedeutenden Hellen, welche sie habe, auch Dunkelheiten zeigen, so wolle sie, daß das, was sie in diesem Zustande angebe, nicht als unfehlbare Aussagen von ihr aufgenommen werden solle, indem Eines und das Andere irrig seyn könnte.

Nachts gegen 8 Uhr aber wurde sie so helle, daß sie verlangte, es sollen ihr Gesänge auf den Magen gelegt werden, sie wolle selbe lesen. Weil sie Alles, was um sie herum vorging, so genau beurtheilte und dennoch in einem festen Schlafe lag, so wurde auch ihren Wünschen entsprochen. Es wurde ihr erstlich das Lied Nro. 419 aus dem Württemb. Gesangbuche: »Ich soll zum Leben dringen, für welches Gott mich schuf etc.« und nach diesem, aus eben demselben Buche, Nro. 436: »Auf Gott, und nicht auf meinen Rath, will ich mein Glück stets bauen etc.« auf den Magen gelegt; sie selbst gab nicht an, daß ihr diese Lieder aufgelegt werden sollen, und hatte auch dieselben früher nie in ihr Gedächtniß aufgenommen; beide hat sie mit einem solchen Ernste und Nachdruck gelesen, daß es zu bewundern war. Darauf wurde ihr wieder eine ganz unbekannte Schrift auf den Magen gelegt, welche sie ebenfalls ganz ernsthaft und fertig gelesen hat, und das bei keinem Licht, sondern in der Dunkelheit; was dabei besonders zu bewundern war, ist dieses, daß sie das Buch immer nach demjenigen Flecke des Magens richtete, durch welchen sie sahe.

Sodann ging sie im Schlafe aus dem Bette, sezte sich an eine dunkle Stelle, und begehrte, man möchte ihr eine Taschenuhr auf den Magen legen, sie wolle bestimmt angeben, wie der Stunden- und der Minuten- Zeiger stehe; beides war auf das Haar hin richtig.

Obgleich diese Vorgänge auffallend waren, so war noch weit auffallender, daß sie wußte, was gerade während dieses Zustandes in einem andern Hause von ihr gesprochen wurde; eben so erkannte sie ein Jedes, welches sich zur Nachtzeit dem Hause näherte, und konnte die Person, noch ehe dieselbe in das Zimmer trat, namentlich angeben.

Zum Beschlusse sagte sie Einem wie dem Andern seine Gedanken auf das bestimmteste; darauf erwachte sie bald, war aber so schwach, daß sie in das Bette getragen werden mußte, und wußte von Allem, was sie geleistet hatte, nicht das Mindeste.

Am 1. Dezember Nachmittags 2 Uhr sagte sie, daß sie jezt in das Bette müsse, es werde ihr ganz schwach. Nach einer kleinen Weile kam sie in Schlaf, welchen Jedes für einen natürlichen Schlaf hielt, weil sie für diesen Tag keine Reise angegeben hatte. Nach Verlauf einer halben Stunde versuchte man sie zu wecken, es war aber nicht möglich, sie aus dem Schlafe zu bringen. Nun wurde ihr Bruder gerufen, mit welchem sie in Rapport stand, demselben gab sie auf die erste Anrede Antwort, und man erfuhr nun, daß ihr Führer bei diesem Schlafe nicht anwesend sey.

Während dem trat eine Person in das Zimmer, von welcher sie sogleich ihre lezte Verrichtung, welche sie vorgenommen hatte, ehe sie ihre Wohnung verließ, bestimmt angab, und sodann derselben zu ihrer Beruhigung das Lied anprieß:

»Wer nur den lieben Gott läßt walten etc.« besonders aber den zweiten Vers desselben, der also lautet:

»Was helfen uns die schweren Sorgen,
»Was hilft uns unser Weh' und Ach,
»Was hilft es, daß wir alle Morgen
»Beseufzen unser Ungemach?
»Wir machen unser Kreuz und Leid,
»Nur größer durch die Traurigkeit.« Diese Person hatte ein Familienleiden, welches sich zu ihrer Zufriedenheit auflöste, was ihr die Somnambüle vorher gesagt hatte.

Unterdessen wurde ihr von einer Freundin eine stärkende Speise zugeschickt, von welcher sie während des Schlafes nur ein wenig genossen hatte, in kurzer Zeit aber sagte, daß sie das Genossene am Hellsehen hindere, weil sie mit dieser Speise zwei Kirschensteine verschluckt habe.

Nach 7 Uhr ging sie von selbst im Schlaf aus dem Bette und sezte sich auf einen Stuhl; sie hatte die Augen ganz offen, dieselben waren in die Höhe gerichtet, sahen aber ganz starr und erstorben aus, die Augenlider blieben ohne alle Bewegung. Man fragte sie: wie lange sie in diesem Zustande bleibe? Darauf sagte sie:

»Präcise bis 10 Uhr werde ich wach.«

Sie machte nun bei mehreren auswärtigen Verwandten und Bekannten in der Umgegend Besuche, und erzählte von dem einen und dem andern die häuslichen Verrichtungen. Es wurden deshalb genaue Nachfragen angestellt. Einige konnten sich des Angegebenen genau erinnern und bestätigten dasselbe, Andere wußten es nur noch theilweise, weil es zu lange angestanden hatte.

Die Glocke 10 Uhr schlagen und sie erwachen, war eins; so wie sie erwacht war, sagte sie:

»Ich bin sehr müde, bringet mich in's Bette.«

Sie mußte von 3 Personen in das Bett getragen werden.

Die Nacht über hatte sie einen ziemlich ruhigen Schlaf.

*

Dritte Reise in den Jupiter.

Den 2. Dezember machte sie ihre dritte Reise in den Jupiter; bei der zweiten Reise dahin gab sie an, daß sie sich präcise dreiviertel auf 1 Uhr niederlegen werde, was auf die Minute hin eingetroffen ist. Nachdem sie ihren Führer empfangen hatte, erklärte sie, daß sie diesesmal die Hinreise in nur 8 Minuten vollenden werde. Als sie sich der Stadt näherte, welche sie diesesmal bereiste, begann sie zu sprechen:

»Je weiter, desto schöner! Der Name dieser Stadt ist Gidon, das Tor, das in dieselbe führt, ist wieder mehr als schön. Wie sehr wünschte ich, daß nur Eines der Anwesenden einige Blicke auf dasselbe und in die Stadt werfen könnte, aber ich weiß, daß es für das Auge eines Sterblichen ganz unerträglich wäre; ich vermag es kaum, deren Glanz und Klarheit zu ertragen. Das Pflaster ist mit großen hellrothen Steinen belegt, die ganz in einander gefügt sind, in den andern Städten war es theils mit weißen, theils mit gelblichen Steinen besezt. In dieser Stadt werde ich wieder keine Bewohner gewahr; mein Führer sagt mir: aus dem Unterrichte dürfe Keines weg bleiben, und thue es auch nicht, darum finde ich die Städte so leer, sobald dieser beendigt sey, so kehren sie in ihre Wohnungen zurück: es habe Alles seine gemessenen Zeiten, obwohl mein Führer beisezt: in den Ewigkeiten haben alle Zeitrechnungen aufgehört. Ich habe auch in allen Städten, welche ich noch durchwandert bin, keine Uhr und Glocke wahrgenommen, es bedarf ihrer aber auch nicht, denn es ist hier Alles ganz anders, weil es bei den Seligen niemals Nacht wird, ein Schlaf wandelt auch Keinen an, Alles, was menschliche Schwachheit heißt, hat hier aufgehört.«

»Nun habe ich bereits die Stadt durchwandert; jezt werde ich wieder außerhalb derselben in ein Gebäude geführt, das der Versammlungs-Saal genannt wird, auch die vorigen haben den gleichen Namen; das Gebäude selbst ist mehr als wunderschön, ich habe von innen 25 Treppen zu besteigen, ehe ich in den Versammlungs-Saal komme. – Ich werde in den Saal eingeführt, derselbe ist wieder schöner als die vorigen, er ist sehr hoch und je 20 Schritte von einander, hangen von oben wie Kronleuchter, es sind aber doch keine, weil sie keiner Lichter benöthigt sind, sie werfen aber demungeachtet einen starken Glanz und Helle von sich. Auch hier sind 6 Lehrer angestellt, diese haben alle gleich schöne Kronen auf, ihre Angesichter und Kleider werfen Strahlen von Klarheit von sich; auch die lernenden Seligen haben Kronen auf, nur daß sie um ein merkliches kleiner sind, als jene der Lehrer. Auch ist die Zahl derer, die da sind, nicht gar groß, sie sitzen gar nicht dicht bei einander.«

Es wurde gefragt, woher dieses komme? Darauf sagte sie:

»Je höher die Seligkeit, desto geringer und weniger die Zahl der Seligen.«

Man fragte nun, was denn wirklich die Beschäftigung der Seligen sey? Darauf gab sie zur Antwort:

»Sie stimmen wirklich das Lied an, das der edle Stark gedichtet hat, und welches in der ältern Ausgabe Seite 487 und in der spätern Seite 459 vorkommt.«

Die Seiten gab sie zu aller Verwunderung unaufgefordert ganz bestimmt an. Es kann mit aller Wahrheit versichert werden, daß die Somnambüle weder Gesang noch Seite kannte und wußte. – Nach der hergesagten Strophe sagte sie:

»Wenn ich Verse aus einem Lied anführe, so dürft ihr ganz gewiß annehmen, daß diese bestimmt von seligen Geistern sind. Die Dichtungen sind nicht von ihnen, sondern durch den Geist Gottes geschehen, darum werden sie auch von den Seligen noch gesungen und auf Harfen gespielt.«

»Hier ist gut seyn, also sagen
Dorten in der Himmelsfreud',
Die da Kron' und Palmen tragen,
Angethan mit Herrlichkeit.
O, wie ist uns hier so wohl!
Wir sind alles Trostes voll,
Wir sind aller Angst entbunden,
Alles Leiden ist entschwunden etc.«

Nach diesem fuhr sie fort:

»Die Harfenschläger stehen erhöht und haben Kronen auf, wie die Lernenden. Ich bin schon früher gefragt worden, wie viel Saiten auf einer Harfe seyen, ich zähle deren 15; sie sind aber zu schön; Gesang und Musik übersteigt alle menschlichen Begriffe.«

»So eben habe ich meinen Führer gefragt: wie es denn komme, daß ich so, wie ich auf der Welt herumgehe, und auf meinem Bette liege, erscheine, und mein Geist doch hier wandle; darauf erhalte ich folgende Antwort: weil du noch im Leibe und auf der irdischen Welt wandelst, so kann es nicht anders seyn; alle Seligen sind nach den Graden ihrer Seligkeit gekleidet, der Abstufungen sind unendlich viele; so wirst auch du gekleidet, wenn du deinen Wandel darnach einrichtest, handelst und thust. So wie ich dich höher führe, so ist auch meine Erscheinung, wenn ich mich dir im Anfang gezeigt hätte wie jezt, so würdest du es nicht haben ertragen können, weil du damals noch nicht empfänglich dafür gewesen wärest. Vergleiche Seite 15. Wenn ich Millionen Zungen hätte, so wäre ich nicht vermögend, die Herrlichkeiten, die mir gezeigt worden sind, auszusprechen. – Mein Führer sagt mir: zur Anschauung Gottes komme ich nicht, es sey sehr viel, daß ich in die Stadt Gottes, in das neue Jerusalem geführt werde, und einige der Diener Gottes sehen dürfe. Er selbst sey noch nicht zur Anschauung Gottes gelangt, es seye schon etwas sehr Großes, wenn man nur die Stadt bereisen und mit den Dienern Gottes in Rapport kommen könne. Dieses soll ich aber ja nicht so verstehen, daß Gott nicht die Liebe im höchsten Sinne sey; von seinem Heiligthum gehen alle Befehle aus, auch der Niederste und Verachtetste, nicht nur unter den Menschen, sondern sogar die von den Menschen gar nicht beachtete Würmer und Insekten, die das menschliche Auge nicht ohne ein Vergrößerungs-Glas sehen kann, sind Gott nicht unbekannt, wie viel weniger der Mensch. Von der Größe Gottes sagt mir mein Führer, können sich die seligsten Geister in ewige Ewigkeiten nichts weniger als einen vollen Begriff machen, wie wollen sich die kurzsichtigen Erdenbewohner in das was göttlich ist, einlassen. Warum lernt der Mensch nicht bedenken, wie so gar kurzsichtig er ist. Alle Welt-Regierungen werden, wenn sie noch so ungeräumt seyen, von ihm zugelassen, und führen am Schlusse zu einem herrlichen Ziele. Es mache für Gelehrte und Ungelehrte in der Ewigkeit sehr viel aus, wenn ihnen einmal die grausam scheinenden Rathschlüsse offenbar werden, wo sie erst Licht von der weisen Regierung Gottes erhalten. Ach, sezte mein Führer dazu, ich kann mich mit dir nicht weiter einlassen, es ist nun genug. – Ich habe meinen Führer gebeten, er möchte mich doch bald heimholen, allein er sagt mir: ich sey noch nicht reif, es sey noch keine Wiedergeburt mit mir vorgegangen; er verweißt mich auf das Evangelium, weißt du nicht, wie es heißt: »Es sei denn, daß Jemand von neuem geboren werde, sonsten kann er nicht in das Reich Gottes kommen.«

Sie wandte sich nun an ihren Bruder, mit welchen sie in Rapport stand, in folgenden Worten:

»Nehme dieses ja recht tief zu Herzen, was du von mir hörest, denn du übernimmst eine doppelte Verantwortung.«

Darauf fuhr sie wieder fort zu sprechen:

»Mein Führer sagt mir: Gott wolle jeden Menschen im ganzen Ernst selig haben und wissen, bei einem jeden aber müsse vorher eine wahrhaftige Buße, Bekehrung und Wiedergeburt vor sich gehen, ohne daß dieses zuvor mit einem Menschen vorgegangen ist, sey jenes unmöglich. Diese Mahnungen kann ich nie genug in Erinnerungen bringen, denn es handelt sich hier um die Seligkeiten der Menschen. Der Menschen, die verloren gehen, mögen so viel sein als sie immer wollen, jeder gehet durch eigene Schuld verloren.

Es ist kein Mensch besonders unter denen, welchen das Wort Gottes geoffenbaret ist, an den nicht oft und vielmals ein Gnaden-Ruf ergehet, auf allerlei Art und Weise, wer solche aber von sich wirft, und denselben kein Gehör gibt, hat es auf seiner Rechnung. Glaubet nur, daß auch diese den Menschen nach ihrem Tode wie lebendig unter die Augen gestellt werden, wodurch sie ihre eigene Ankläger werden. – Diejenige, die jezt so spöttisch und verächtlich von mir urtheilen, werden es erfahren, daß ich Wahrheit gesprochen habe. Nicht diese sind jenseits meine Richter, sondern Gott ist Richter meiner Sache. Gott ist zwar ein barmherziger Gott, aber seine Gerechtigkeit stehet gewissermaßen mit seiner Barmherzigkeit im Gleichgewicht. Nur durch eine ernste und unerschütterliche Ergreifung eines lebendigen Glaubens an den Sohn Gottes, den Welt-Erlöser, mit einer redlichen Buße, Bekehrung und darauf folgender Wiedergeburt verbunden, kann die Seligkeit erlangt werden. Der Sohn Gottes ist der einige und einzige Mittler und Fürsprecher zwischen Gott und den Menschen.«

Nun wurde sie gefragt: ob ober der Sonne auch noch Sterne seyen? Darauf erwiederte sie:

»Ja wohl, unzählig viele, gerade in einem Fixsterne, weit über der Sonne, ist das neue Jerusalem, allwo Gott eigentlich seine Wohnung hat; die Größe Gottes ist ganz unfaßlich und unbegreiflich, denn ein jeder Stern hat seine Bewohner, und ist eine Welt. Wenn die Menschheit sich die Größe Gottes nur in etwas begreiflich machte, oder machen wollte, sie würde vor Demuth zerschmelzen, aus Ehrfurcht über die Größe Gottes; unsere Erde ist gegen die ganze Schöpfung Gottes für nichts zu achten, und dem allen ungeachtet, hat doch Gott uns Menschen lieb. – Es können, wie ich schon einmal sagte, viele Millionen Menschen selig sterben, sie kommen aber nicht zur Anschauung Gottes; bei allem diesem aber ist ihnen ewig wohl, denn sie haben schon an seiner Gnade satt, daß sie das sind, was sie sind, und die Gnade, die ihnen wird, gehet niemals aus, sie erneuert sich immer und immer, und zwar je mehr und mehr in einem höhern Grade.«

»Erst an dem großen Gerichtstage zeigt sich der Jehova, der ist, der war und der kommt, denen, die zur ewigen Verdammniß verurteilt sind, eben sowohl als den Seligen; jenen freilich als ein strenger und gerechter Richter, denn ihre Pein erhält dadurch in so ferne einen Zuwachs, wenn sie bedenken, daß sie eben sowohl als diejenige, die wirklich selig sind, auch selig seyn könnten, denn dieser Gedanke quält sie in ewige Ewigkeiten fort, und es werden unsäglich Viele von denjenigen angeklagt, die zu ihrer Verdammniß beigetragen haben.«

Nun wurde sie gefragt: ob jetzt nicht auch schon Leiber von hochselig Verstorbenen auferstanden wären? Nach einer kleinen Pause antwortete sie:

»Mein Führer sagt: zu der Zeit, wo der Gottmensch sein Leben für die Sündenwelt in den Tod dahin gegeben habe, seyen zwar mehrere Leiber der Heiligen aus ihren Gräbern hervorgegangen, aber von da an sey ihm nichts bekannt, er müsse jedoch sagen, daß Gott unendlich viel thue, das nicht jedem Seligen gleich offen, oder auch gar nicht kund werde; er habe mir schon vieles auf meine Fragen geantwortet, worüber er, ehe er mir habe Antwort und Nachricht geben können, selbst habe Kunde einziehen müssen; es seye dies auch deßhalb geschehen, daß es für ihn selbst Lust und Seligkeit sey. – Mein Führer sagt mir: sage deinen Erdenbewohnern, die Auferstehung der menschlichen Leiber, auf welche Art und Weise sie ihr Leben auch dahin gegeben und aufgeben haben müssen, sey bis auf den der Welt noch bevorstehenden großen Gerichtstag, wo Gott seine bestimmt Alles aufweckende Posaune erschallen lasse, und der Sohn Gottes, mit einer seiner Größe und Herrlichkeit zukommenden Heerschaar anrücke, verschoben. – Mein Führer sagt auch: diejenige Menschen, die auf unserer Welt körperliche Gebrechen an sich gehabt haben, z. B. blind, bucklicht, lahm, krumm etc., die sind das, (aber nur wenn sie selig werden), in der andern Welt nicht mehr, weil allda alle Unvollkommenheit aufhöre.«

Sie wurde nun stille, und auf Verlangen einer ganz gut gesinnten Person die Frage an sie gestellt: ob jeder Mensch seinen Schutzengel habe? Nach einer kleinen Weile sagte sie:

»Mein Führer sagt, Gott lasse seine Sonne aufgehen über Gute und Böse, so hat auch sein allsehendes Auge Alle in seiner Ob- und Aufsicht; ihr dürft es aber nicht so verstehen, sagt mein Führer, daß, wenn dieses so wäre, kein Unglücksfall vor sich gehen oder geschehen könnte. Es geschehen Unglücksfälle, oder sie werden von den Menschen dafür gehalten: sie sind von Gott angeordnet; diese führen zu einem herrlichen Ziele, wenn es auch wirkliche Strafgerichte sind, sie geschehen nun im Großen oder im Kleinen. Dann gibt es wieder Unglücksfälle, wobei nur ein zugelassener Wille Gottes vorwaltet, denn der Mensch hat in vielen Dingen seinen freien Willen; und sodann wieder solche, wodurch sich die Menschen wie gewaltsamer Weise in das Unglück stürzen, weil sie den ihnen von Gott gegebenen Verstand gar nicht in Anwendung bringen.«

»Um nun die gestellte Frage zu beantworten, so muß ich sagen, daß für das erste die Kinder ohne Ausnahme ihre Schutzengel und Wächter haben, auch erwachsene und alte Personen haben sie; diejenige hingegen, welche einen Gott verläugnen und also auch die Unsterblichkeit der Seele nicht anerkennen, haben keine besondern Schutzengel mehr, sie werden derselben nicht mehr für würdig geachtet und gehalten.«

Nach einer kurzen Pause sagte sie:

»Es siehet mich in dem Saal eine Person so besonders freundlich an, ich kann mit ihr nicht reden, und kenne sie auch nicht recht, ich will meinen Führer fragen, wer sie ist; mein Führer sagt mir: es sey Barbara Baurin aus Weilheim, welche in ihrem siebenzehnten Lebensjahre an einer langen angehaltenen Auszehrung gestorben ist, und in dem Tiegel des Elends geläutert wurde.«

»Nun werde ich aus dem Saal geführt und meine Rückreise beginnt; ich wurde diesesmal durch Fragen und Antwortgeben viel unterbrochen. Nach dem Gesang, welchen ich angegeben habe, wurde ich von den Lehrern und Lernenden immer nur angesehen, erstere haben sich viel mit meinem Führer unterhalten, was auch früher geschehen ist, nur bedaure ich, daß ich das, was sie sprachen, nicht verstehe. Es ist eine Seltenheit, daß Geister meiner Art hier erscheinen, alle aber sahen mich mit gleicher Liebe und Anmuth an und hatten ein Vergnügen an mir.«

»Ich werde auf meinem Heimwege wieder durch einen Garten geführt, welcher abermals an Schönheit die vorigen in Allem übertrifft: was Blumen, Bäume und Wege heißt, so sind sie den vorigen meistens gleich. Es wird mir wieder ein Kräutlein gezeigt, es wächst auch in unserm Garten, aber nur die Blätter davon können als eine Kur gebraucht werden; mein Führer ist für Alles, was irdisch heißt, gar nicht, ich muß es Alles nur erbetteln.«

Sie gab den Ort, wo es stehe, mit aller Genauigkeit an, die Angabe des Nutzens aber behielt sie sich auf das weitere bevor. – Nach diesem wurde gefragt: ob es wahr seye, was Naturkundige angeben, daß besonders unserm Deutschlande wieder Ueberschwemmungen bevorstehen? Nach einer kleinen Pause sagte sie:

»Ja, kleinere werden sich bald ereignen, und dann im Sommer in einigen Gegenden ein starker Sturm, das Nähere will ich in meiner nächsten Reise angeben, in welcher ich auf einen Berg geführt werde.«

Darauf sagte sie zu ihrem Bruder, mit welchem sie in Rapport stand:

»Thue dein Ohr an meinen Mund hin, – und sprach sodann weiter – Morgen um halb 1 Uhr komme ich wieder in Schlaf, lasse es aber nur wenigen Personen wissen; nach dem heutigen werden mich zwanzigmal Schwächen anwandeln, in welchen ich hier und da reden, und mich wie ermannen werde, nach diesem aber werde ich sehr schwach werden.«

Gleich darauf hatte dieser Schlaf ein Ende.

*

Vorgänge nach dieser Reise.

Wie sie es angegeben hatte, so geschahe es auch; kaum hatte sie nach ihrem Erwachen eine ganz leichte Suppe zu sich genommen, so trat eine Schwäche nach der andern ein, in welchen sie aber meistentheils die Augen ganz unbeweglich offen stehen hatte, sie bewegte sie weder rück- noch vorwärts und die Augenlieder waren ganz steif. In diesem Zustande kannte sie nicht nur ein Jedes, das sich ihr nahte, sondern sie sagte auch einem Jeden, was er wirke und thue, und gab auch von mehreren ihre Gedanken auf das genaueste an.

Auf einmal sagte sie:

»Es ist eine Person in dieser Gesellschaft, die einen starken Durst hat, welches die Speise, die sie diesen Mittag genossen, verursacht.«

Darauf ging sie ganz erstarkt aus ihrem Bette, zog sich ihre Schuhe selbst an, ohne sich um Jemanden zu bekümmern, nahm aus dem Gläserkasten einen Krug in ihre linke Hand und den Kellerschlüssel in die rechte, und ging mit schnellen Schritten dem Keller zu, sie öffnete solchen mit der besten Fertigkeit, und füllte ihren Krug mit Obstmost, sie stellte auch den Hahnen des Fasses fest und sicher, machte das Schloß am Keller ganz geordnet zu, nahm den Schlüssel, und legte solchen nach ihrer Zurückkunft an seinen gehörigen Ort, erwärmte darauf das Getränke in einem warmen Wasser, nahm ein Schoppenglas und füllte es über die Hälfte mit dem Beisatze: »den Frauen schenkt man nicht so voll ein« und reichte es sodann der Person, die den Durst hatte, mit aller geziemenden Höflichkeit dar; in der nämlichen Minute legte sie sich selbst wieder in ihr Bette und erwachte bald darauf. Als sie bei Bewußtseyn war und man ihr sagte, was sie in ihrem Schlaf verrichtet habe, so wunderte sie sich sehr, da sie ja doch nicht vermögend sey, ohne fremde Hülfe nur in ihre Stube zu kommen.

Gleich nach dem sie ausgesprochen hatte, verfiel sie wieder in Schwächen und Schlaf. Es wurden nun neue Versuche gemacht; es nahm das Eine dieses, das Andere etwas anderes in die Hände, als: Geld, Schlüssel, Band etc., und zwar so: daß sie diejenige, welche dieses thaten, nicht bemerken konnte, indem es jedesmal außer dem Zimmer, in welchem sie lag, versteckt worden war; das sagte sie nicht nur Alles ganz bestimmt an, sondern bemerkte auch jedesmal genau, wem es zugehöre. Sie ließ sich wieder Uhren auf den Magen legen, von welchen sie die Stunden, Minuten und Sekunden angab; sie gab auch mehreren ihre Gedanken bestimmt an. So wie sie aber in Dunkelheiten verfiel, da sagte sie:

»Wirklich sehe ich nicht ganz helle, daher ich auch schweige.«

Während des Schlafes stund sie auch einigemale vom Bette auf, und sezte sich auf Stühle in der Stube; so wie sie aber erwachte, da war sie nicht vermögend in ihr Bette zurück zu kehren. Als aber die vier lezten Schwächen eintraten, da sagte sie jedesmal, daß sie immer schwächer werde, sie gab auch stets die Dauer derselben auf die Sekunde hin an; als die Lezte überstanden war, rief sie:

»Gottlob, nun sind sie vollendet!«

Alsdann nahm sie eine leichte Speise zu sich, war aber nicht vermögend, das Bette zu verlassen; die Nacht über hatte sie einen gesunden Schlaf und war am Morgen wieder so gestärkt, daß sie allein aus dem Bette gehen, und sich ohne fremde Hülfe ankleiden konnte, nur klagte sie über große Mattigkeit, sonst aber nichts.

*

Vierte Reise in den Jupiter.

Am 3. Dezember ging die vierte Reise in den Jupiter vor sich, die sie wieder in 8 Minuten vollendet hatte, und darauf zu sprechen anfing:

»Zuvörderst gehet mein Weg durch einen Wald, in welchem die Bäume ganz geordnet stehen; von oben breiten sie sich aus, und schließen sich sodann zusammen wie ein Schirm.«

Es wurde gefragt: ob auch Thiere da seyen? Darauf sagte sie:

»Nein, in der Ceres und im Uranus, sagt mein Führer, werde ich Thiere antreffen, aber keine solche, die von unserer Erde als selig verstorben, herüber gekommen wären. Mein Führer sagt mir: daß sich die Menschen auch an Thieren groß versündigen, besonders an solchen, welche zu ihrem Nutzen geschaffen sind, und dadurch schwere Verantwortung auf sich laden.«

»Ich habe sogleich den Wald durchgegangen, nun gehet es auf einer Ebene dem Berge zu, der mir nahe liegt. – Jezt habe ich ihn zu besteigen, er hat eine Höhe von 260 Treppen, an beiden Seiten derselben sind Geländer angebracht, weil der Berg steil und der Weg wieder ganz schmal ist. Treppen und Geländer sind aber zu schön. Rings um den Berg herum sind die allerschönsten Gärten.«

Nun wurde gefragt: wie der Berg heiße?

»Er heißt Athanael, – sagte sie, – seine Gestalt ist eiförmig, und ringsum hat er Bäume, die alle ganz geordnet stehen, nämlich Alleenmäßig, sie gehen oben wieder zusammen, und durch eine jede Allee gehet ein schmaler Weg; alle Wege sind glänzend grün, wie Edelsteine, es sind aber doch keine, man siehet wohl, daß es Wege sind.« –

Darauf wurde sie gefragt: ob sie keine seligen Geister um den Berg herumwandeln sehe? und gab die Antwort:

»Jezt nicht, aber mein Führer sagt, er werde öfters von denselbigen bestiegen und umwandelt, indem sie von mehreren Gegenden des Jupiters herkommen. – Ich habe seine Höhe erreicht, wenn ich nur immer hier bleiben dürfte; seine obere Fläche ist ungefähr ein halber Morgen. – Ich sehe von hier aus Städte und Waldungen in Menge, einen Berg aber sehe ich nicht.«

Man fragte nun: ob sich in diesem Stern keine Meere befinden? und darauf erwiederte sie:

»Nein, es hat kleine Seen, die aber stille stehen; in einer meiner Reisen dahin werde ich noch an einem solchen vorüber kommen. – Nun muß ich auf Befehl meines Führers den Berg verlassen; von da aus aber werde ich in einen Garten, der unten am Fuße des Berges liegt, geführt, in welchem mir wieder Kräutlein gezeigt werden, welche der A. an den Plätzen, die ich ihm angeben werde, zu sammeln hat.«

Sowohl den Platz, als das was sich um die Kräuter herum befinde und liege, beschrieb sie so genau, daß nicht nur diejenigen, welche sie hörten, sondern besonders auch die Personen, welche zum Aufsuchen mitgingen, sich höchlich verwunderten. Es mußten dieserhalb vier Gänge gemacht, und nach jedesmaliger Zurückkunft mußte das abgeholte Kraut auf ihren Magen gelegt werden, damit sie erkenne, ob es das rechte sey. Nachdem sie alle für die ächten erkannt hatte, sagte sie:

»Sammelt in Zeiten davon so viel als möglich ist und trocknet sie, jedes abgesondert, aber auf keinem Ofen, sie würden dadurch ein merkliches an ihrer Kraft verlieren; von einigen werden blos die Blätter als Thee gebraucht; wenn ich die längst angegebenen Sterne Saturnus und Uranus bereise, dann werde ich angeben, in wie ferne ein jedes nützlich und brauchbar ist. – Heute Nacht bekommen wir Sturm, auf welchen Regen und Schnee folgt.«

Kein Mensch ahnete diesen Wechsel der Witterung; allein er traf richtig ein. Wegen der Ueberschwemmungen und großen Stürme, welche prophezeit sind, sagte sie:

»Sie kommen aber noch nicht so bald, erst in den Monaten Dezember 1833 und Januar 1834 werden die Stürme groß werden und an vielen Orten einen bedeutenden Schaden anrichten.«

Ohne alle Aufforderung fuhr sie fort zu sprechen:

»In den Gegenden der Seligen tritt nie ein Winter oder Sturm ein, da ist es in einer Gegend wie in der andern, immer gleich schön und herrlich. Der Unterschied zwischen den Wohnungen der Seligen und der schwärzlichen Erde, die wir bewohnen, ist freilich unermeßlich groß, da läßt sich gar keine Vergleichung anstellen.«

Man fragte sie: ob sie vom Jupiter aus auch in die Sonne sehen könne? Darauf erwiederte sie:

»Dieses ist mir von da aus unmöglich, weil ich für jezt deren Glanz nicht ertragen könnte; ich bereise sie ja auch, je weiter meine Reisen gehen, je herrlicher und schöner ist es.«

Nun wurde sie gefragt: ob auch Könige oder Regenten in den Sternen seyen, die gleichsam das Ganze regieren und anordnen? Nach einer kurzen Pause sagte sie:

»Ist das nicht eine erbärmliche Frage, es ist nur Einer, der Alles regiert und anordnet und das ist Gott, denn es ist den Seligen von unten an bis zu oberst hinauf in ihre Seelen geschrieben und sie hören es immerfort von ihren Lehrern, was der Wille Gottes an sie ist. Ich will ein irdisches Beispiel geben. Wenn ein Fürst oder König in seinem Lande gleich gut gesinnte Unterthanen hätte, und alle wären mit gleicher Liebe für denselben eingenommen, und keiner beleidigte den andern; was dünkt Euch, wie gut es in einem solchen Lande zu wohnen wäre? Das ist nur ein ganz kleines Bild von dem, wie es bei den Seligen ist. Denn da ist Alles ein Sinn und ein Geist, Anklagen und Beleidigungen können da unmöglich vorkommen, sonst wäre es ja keine Seligkeit. Auch die Lehrer dünken sich nicht höher als die Lernenden, es ist wohl eine Achtung gegen dieselbe da, aber keine knechtische, sondern eine kindliche, die ihnen ein wirkliches Vergnügen macht und gleichsam ihren Seligkeiten einen Aufschwung gibt. Was das wesentliche und alles erhaltende dieser Welt betrifft, so regiert Gott auch dieselbe, so wie die Sternen-Welten, diejenigen, welche alles den Zufällen der Natur zuschreiben, mögen es glauben oder nicht, Gott ist um deßwillen nicht um ein Haar breit kleiner. Denn Gott ist in seinen Eigenschaften, so sagt mein Führer, den erschaffenen Engeln eben sowohl, als wie den abgestorbenen in ganz hohem Grad seligen Geistern in ewige Ewigkeiten unbegreiflich und unerforschlich; wie sollte solches den elenden, kurzsichtigen Madensäcken dieser Welt möglich seyn, die kann man sammt und sonders nur bemitleiden, ja, nicht nur bemitleiden, sondern wegen ihren Frechheiten bejammern; die Gerichte, welche diese Menschen auf sich laden, sind mehr als groß, wie werden die einmal so blind und blos dastehen.«

»Bald beginnt meine Rückreise, ich habe meinen Führer gebeten, warum er diesesmal sich so beeile und nicht länger bei mir verweile, er sagt aber, bei einem längeren Verweilen würde mein Körper zu viel geschwächt werden, indem ich nach diesem Schlaf zehn bedeutende Schwächen zu bestehen habe.«

Unter diesem Gespräche näherte sich dem Hause eine Person, welche zwei Stunden von hier entfernt wohnt, und eine andere Person von der Gesellschaft öffnete das Haus; da sagte sie ungefragt:

»Der N. öffnet das Haus, und der N. kommt zu mir.«

Weil sie Alles so pünktlich angegeben hat, so wollten ein und andere Heilmittel von ihr wissen, sie verwieß aber zur Geduld, bis sie den Saturnus und Uranus bereise. Sie gab nun an, daß sie in 5 Minuten zurück seyn werde; zum Beschlusse fragte man sie: wie sich diesesmal ihr Führer verabschiedet habe? Darauf sagte sie:

»Er legte mir seine Hände auf, sprach den Segen über mich, und gab mir aus den Psalmen den Vers mit: »bleibe fromm und halte dich recht, denn solchen wird es zulezt wohl gehen.«

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Vorgänge nach dieser Reise.

Nach diesem Schlaf verfiel sie zehnmal in Schwäche, wovon jedoch nur folgendes Wenige hier aufgenommen werden kann. In einer derselben ging sie zweimal in den Garten hinter dem Hause und suchte Kräuter auf, die sie angegeben hatte. Bei dem zweiten Gange führte sie mehrere Personen auf einen Platz, woselbst Kräuter in Menge da waren, und befahl ihnen, solche abzuzupfen. In der lezten Schwäche gab sie verschiedenes an, was um sie herum vorging, das große Bewunderung erregte, gewisser Ursachen wegen aber hier nicht angegeben werden kann.

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Am 4. Dezember kam sie viermal in Schwäche; zwei derselben gingen am Vormittage vorüber, in welchen sie wenig und nichts von Bedeutung sprach: um halb ein Uhr wandelte sie die dritte Schwäche an, und sie verlangte, daß man sie in das Bett bringen möchte. Nachdem sie eine viertel Stunde gelegen hatte, so wurde sie gefragt, ob sie auch sprechen werde? Darauf sagte sie:

»Nun bin ich zu matt und müde, lasset mich gegen eine Stunde allein, denn mein Schlaf dauert bis 4 Uhr.«

Diesem zufolge ging Alles in das Wohnzimmer; das Zimmer, in welchem sie lag, war gut abgeschlossen, so daß sich ihr Niemand annähern konnte, und das Reden im Wohnzimmer geschahe ganz in aller Stille. Nach Verlauf einer starken Stunde bemerkte man an ihr ein starkes Athemholen und Seufzen, auf dieses hin wurde ihr Bruder, welcher mit ihr in Rapport stund, aufgefordert, sie zu fragen, was ihr dasselbe verursacht habe; sie antwortete etwas unwillig und hastig, und sagte von einem Jeden nicht nur was er gesprochen, sondern auch, was er in Gedanken zurückbehalten habe. Alle mußten eingestehen, daß, was sie sagte, vollkommen wahr sey; hierauf fuhr sie fort zu reden:

»Es hat nur dieses auf sich: daß mein Schlaf 4 Stunden länger dauert, und ich erst, wenn die Glocke 8 Uhr schlägt, erwache; im andern Falle wären die beiden Schwächen in 4 Stunden vorüber gewesen.«

Nun wurde sie stille, bis nach 7 Uhr; von dieser Zeit an forderte sie öfters eine Uhr, welche ihr auf den Magen gelegt werden mußte, damit sie sehen konnte, wie lange sie noch zu kämpfen habe, jedesmal gab sie die Minute genau und bestimmt an; um halb 8 Uhr sagte sie:

»Leget mir das Abendgebet für den heutigen Tag auf den Magen.«

Sie hat dasselbe wörtlich gelesen; das Blatt wendete sie mit der Sylbe um, und richtete das Buch stets nach dem Theile des Magens, aus welchem sie Licht hatte; nach diesem las sie auch noch das Lied: »Befiehl du deine Wege etc.«

Von 7 bis 8 Uhr sagte sie mehrere wichtige Wahrheiten, wovon bereits einige in Erfüllung gegangen sind, die aber hier nicht angegeben werden können und dürfen. Als sie mit dem Schlag 8 Uhr erwachte, da rief sie:

»Gottlob! nun ist's vorüber.«

Sie nahm für diesen Tag keine Speise mehr zu sich, und ging auch nicht mehr aus dem Bette; die Nacht über hatte sie einen ziemlich erquickenden Schlaf, stund auch des andern Tages gestärkt auf, nur klagte sie etwas über Mattigkeit.

*

Fünfte Reise in den Jupiter.

Am 5. Dezember machte die Somnambüle ihre fünfte Reise in den Jupiter, welche sie in 8 Minuten wieder zurück legte. So wie sie daselbst angekommen war, sagte sie:

»Diese Gegend ist ganz eben und schön, und bei meiner Rückreise werde ich an einen kleinen See geführt werden. Um die Stadt, welche ich heute bereise, sind sehr schöne Gärten, in welchen Bäume und die allerschönsten Blumen stehen, die Wege sind wieder schmal, sie glänzen aber so schön, als wenn sie mit Silberspänen bestreut wären. Diese Stadt heißet Juda, das Thor, durch welches ich eintrete, hat eine große Breite, eine ungeheure Höhe und 4 Thürme, welche wie Gold glänzen; die Straße durch die Stadt ist im Verhältniß des Einganges sehr beengt; die Gebäude sind alle gleich schön und haben eine bedeutende Höhe, Alles ist wiederum um ein merkliches schöner, als in der zulezt bereisten Stadt; das Thor, durch welches ich jezt hinausgehe, ist jenem, durch welches ich eingeführt worden bin, ganz gleich. – Ich werde heute wieder in einen Versammlungs- oder Lehr-Saal geführt; das Gebäude, in welchem sich solcher befindet, ist sehr groß, der Saal ist oberhalb; im innern des Gebäudes habe ich eine Stiege, aber nur von 20 Treppen zu besteigen; Stiege und Geländer sind wieder viel schöner als die vorigen, eben so auch der Saal, welcher sehr lang ist; es sind in demselben wie 8 Kronleuchter aufgehängt, es sind aber doch keine, sie gehören zur Zierde des Saales, sagt mir mein Führer. – Die Zahl derer, die in dem Saale sind, beträgt nicht viel, auch sehe ich hier nur vier Lehrer; wirklich singen sie, und machen Musik, beides ist nicht gar laut, aber äußerst wohlklingend, das Lied, das sie singen, so wie die Melodie davon kann ich aber nicht angeben. – Die Klarheit der Seligen hier, ist schon außerordentlich groß; wenn darunter Einer mir von unsrer Welt her bekannt wäre, so würde ich ihn nicht erkennen, wenn es mir mein Führer nicht sagen würde. – Die Krone, die mein Führer auf seinem Haupt hat, ist etwas größer als die der Seligen, die hier sind, aber wieder etwas kleiner, als jene der Lehrer.«

Hier wurde gefragt: wo denn das Kinderreich sey? Darauf sagte sie:

»Dieses ist in der Sonne, da werde ich auch die allergrößeste Schaar antreffen, denn das Kinderreich macht einen sehr großen Theil des Reiches Gottes aus, ja ungleich mehr als in den Sternen.«

Nach einem Stillschweigen von einigen Minuten, während welchen sie wie verklärt da lag, fing sie wieder an zu sprechen:

»Nun muß ich den Saal verlassen und werde an das Wasser geführt, wie ich schon angegeben habe. – Es gleicht einem See, stehet ganz stille und funkelt vor Helle und Klarheit, ich kann es mit keinem irdischen Wasser in Vergleichung bringen; über diesen See gehet eine Brücke, über welche ich geführt werde; auf jeder Säule zähle ich zwanzig Säulen, jede in der Dicke von ungefähr 4 Schuh, kein Alabasterstein ist so klar und hell als diese sind; sie stellen die allerschönsten Thore vor, es sind aber doch keine Thore, das Pflaster über dieselbe ist mehr als wunderschön. Der Weg über die Brücke hat eine Breite, daß 5 Personen neben einander wandeln können, sie ist sehr lang, in der Mitte aber etwas erhöht. Der See hat die schönste Rundung und ist mit einer Mauer umgeben, welche glänzt, gleich einem Edelstein; außerhalb der Mauer stehen rings herum Bäume, wie Pappelbäume, alle von ganz gleicher Höhe, eben so auch über die Brücke, nur nicht so ganz dicht wie um den See; die Stämme der Bäume und deren Aeste und Blätter sind mehr als schön und geben den herrlichsten Geruch von sich; der See selbst heißt: Bethsebada, mir scheint derselbe nicht sehr tief zu seyn, denn ich sehe, durch die Klarheit des Wassers, ganz auf den Grund.

Nun fragte man sie: ob sie keine Fische in demselben bemerke? Darauf erwiederte sie:

»Nein, weil die Seligen, die da sind, keiner Speise bedürfen.«

Sodann wurde gefragt: ob die Körper der Seligen durchsichtig seyen? Darauf antwortete sie:

»Nein, nur ist dieses, daß Gesicht und Kleider derselben, je nach dem Grade ihrer Seligkeit, mehr oder minder einen Glanz von sich geben.«

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Reise in den Merkur.

Nach diesem fragte man: in welcher Sprache ihr Führer mit ihr rede? Sie erwiederte:

»In deutscher Sprache.«

Nun stellte man die Frage: ob die Unseligen auch Reisen zu den Seligen, und wieder Selige zu den Unseligen machen können? darauf sagte sie:

»Nein – nach einer Pause sezte sie bei – wohl aber, sagt mein Führer, könnten die Verdammten Blicke in die Seligkeiten thun, die aber von ganz kurzer Dauer sind, was ihnen ihr Elend und ihren Jammer vergrößert, nicht aber vermindert; dieses ist so zu verstehen, daß ihnen die Erinnerung: daß sie eben das seyn könnten, was die Seligen sind, Vergrößerung ihrer Pein bringt.«

Darauf fragte man: ob die Reiche der Unseligen und Verdammten unter oder ober der Erde seyen? Sie antwortete:

»Diejenigen, die mir gezeigt wurden, sind ober der Erde, aber in keinen Sternen; Gott hat überall Bereiche und Räume, welche die Menschen gar nicht fassen können. – Nun werde ich noch durch ein herrliches Wäldchen geführt; so wie ich dieses durchwandert habe, so beginnt meine Rückreise, welche ich wieder in 5 Minuten zurücklege.«

Während ihrer Rückreise wurde sie gefragt: ob der Stern Jupiter, den sie jezt bereise, in der andern Welt auch diesen Namen habe? Zu bedauern ist, daß diese Nachfrage bei allen weitern unterblieben ist. Darauf sagte sie:

»Nein, sein Name ist hier Nathan – und fuhr sodann fort zu sprechen: – ich habe jezt noch 3 Reisen dahin zu machen, sodann zwölf in die Ceres, und das in jedem Tage eine, nach diesen werde ich nach kurzen Erholungen in einem Tage 2 und 3 Reisen machen, sonst würde die Zeit, als so lange ich noch in diesem Zustande bin, nicht auslangen.«

Sie nahm nun Abschied von ihrem Führer, bemerkte, daß sie nach diesem Schlaf heute noch achtmal in Schwäche verfallen werde, und sagte zu ihrem Bruder:

»Jezt wecke mich in Gottes Namen auf.« –

*

Vorgänge nach dieser Reise.

Sie verfiel nach dieser Reise achtmal in Schwäche, deren jede aber von nicht gar langer Dauer waren; sie gab über mehrere irdische Gegenstände Auskunft, welche sich ganz richtig, so, wie sie es sagte, verhalten haben.

Von ihren Reden kann nur folgende hier aufgenommen werden.

»Auch auf unserer Welt ist ein Geisterreich. Mörder, deren Thaten auf dieser Welt nicht gerächt und bestraft und nicht offenbar geworden sind; und wieder solche, welche ihres Nächsten Gränze verengert und Ziele auf den Feldern verrückt haben, die schweben hier und da, besonders an den Orten, allwo sie ihre Gräuelthaten ausgeübt haben, aber nicht immerwährend herum, sondern nur zu gewissen Zeiten; es geschieht ihnen dadurch keine Erleichterung ihrer Strafe, sondern es gereicht ihnen, der Herumwanderung wegen, jedesmal zu einer größern Pein. Auch solche wandern herum, welche irdische Schätze aus Mißgunst, Neid und Geiz verborgen haben; denn, »wo ihr Schatz ist, da ist auch ihr Herz;« doch ist für diese die Wanderung nicht so schmerzhaft und peinlich, als bei den zuvor angegebenen. – Dieses mag nun von den Menschen geläugnet und bestritten werden, so viel es immer nur will, es ist demungeachtet so.« »Aber in nichts täuschen sich alberne und abergläubische Menschen mehr, als wegen Geistererscheinungen; es ist hierinnen bei weitem nicht Alles für wahr anzunehmen. – Es ist aber dennoch eine große, große Weisheit Gottes, daß den Menschen ihre Augen so oft gehalten werden, daß sie bei weitem nicht Alles erblicken, was am hellesten Tage um sie herum vorgehet, sonst würde mancher den ganzen Tag über mit Furcht und Schrecken gehen und wandeln.« –

*

Sechste Reise in den Jupiter.

Am 6. Dezember Nachmittags halb 1 Uhr machte sie ihre sechste Reise in den Jupiter; nachdem sie ihren Führer empfangen hatte, sagte sie, daß sie auch diese wieder in 8 Minuten zurücklegen werde.

Zwei Tage vor diesem Schlafe fragten zwei gelehrte Personen, ob ihnen nicht gestattet werden möchte, in Gegenwart ihres Bruders, der mit ihr in Rapport stand, aber in Abwesenheit aller andern Personen, Fragen an sie stellen lassen zu dürfen; dieselben wurden während ihrer Hinreise an sie gerichtet, und davon kann folgende hier aufgenommen werden: wie es komme, daß auf hohen Gebirgen, sowohl in Europa als in Asien, so große und starke Knochenbeine, welche die Gelehrten Mammuthsknochen heißen, gefunden werden, und dennoch finden sich keine Gebeine von Menschen? Diese Frage beantwortete sie nach einer kleinen Pause folgendermaßen:

»Mein Führer sagt: Zur Zeit der Sündfluth waren Thiere auf dieser Welt, die jezt nicht mehr angetroffen werden, welche sich, um ihr Leben zu retten, auf die höchsten Gebirge geflüchtet, und weil sie auch daselbst ihren Tod gefunden haben, so sind ihre Körper liegen geblieben und allda unter dem Schutte begraben worden. Menschengebeine und Körper konnten nicht wohl liegen bleiben, weil sie zu leicht waren, diese sind weggespühlt und größtenteils im Meere begraben worden.«

Nachdem die Wißbegierde dieser Personen befriediget war, so wurde den übrigen Anwesenden der Zutritt wieder gestattet, und gleich darauf sagte sie:

»Ich komme so eben an eine Stadt, die wieder in jeder Hinsicht vorzüglicher ist, als die vorige, sie führt den Namen Laban. Mein Führer glänzt heute mehr als gestern, seine Stimme, klinget vor Reinheit. Von jezt an in 3 Minuten habe ich die Stadt durchwandert, und werde sodann außer der Stadt wieder in ein Gebäude und in demselben in einen Lehrsaal geführt; daselbst habe ich wieder eine Stiege von 20 Treppen zu ersteigen, ehe ich in den Saal komme. – Hier treffe ich wieder nichts anders als menschlich-selige Geister an, die wieder ihre Lehrer haben, nur bedaure ich, daß ihre Zahl immer weniger wird. Ich habe Euch die mir vorher gezeigten Seligkeiten mehr als herrlich und schön angegeben, – diese zu schildern gehen mir Kraft und Worte ab, um nur etwas davon zu sagen, denn die Schönheiten gehen über alle Begriffe hinaus. Musik und Gesang ist ganz göttlich, wenn ein Sterblicher nur einen Ton davon vernehmen könnte, so müßte er in eine tiefe Ohnmacht versinken; ach! was sage ich, sie wäre für einen solchen ganz unerträglich! Um hunderttausend Millionen Weltherrlichkeiten würde ich solche nicht um eine Stunde lang hingeben. Es sind zwar alle Seligkeiten voller Glanz, Klarheit, Ruhe und Zufriedenheit, nur ist immer eine höher und schöner, als die andere, wenn dieses nicht wäre, so wäre auch kein Wachsthum!

Auf ein dreimal wiederholtes »Ach!« rief sie voll Ernst des Geistes aus:

»Warum bestreben sich doch die Menschen nicht unabläßig um das Seligwerden! – Mein Führer sagt mir: die Seligkeiten in dem Stern Nathan (Jupiter) haben einen ziemlich hohen Grad, wie wirst du dich erst wundern, wenn du die Sonne und das neue Jerusalem bereisest!«

Nach dieser Frage wurde sie gefragt: ob ihr Führer es von sich selbst thun könne, daß sie an die angegebenen Orte geführt werde, oder ob er dazu Erlaubniß einzuholen habe?

»Mein Führer kann ganz und gar nichts für sich thun, er hat zu jeder Reise, die er mit mir gemacht hat, von Gott selbst aus, mittelst seiner Diener Erlaubniß einholen müssen. So eben sagt mir mein Führer: daß es noch keiner Somnambüle vergönnt worden wäre, nur einen Blick in das neue Jerusalem zu thun, ich sey die erste, welcher diese große Gnade zu Theil werde.«

Aus einer besonderen Veranlassung wurde gefragt: wo der erste christliche Märtyrer Stephanus sey?

»Dieser, erwiederte sie, ist im neuen Jerusalem und erwartet seine Mitknechte, wiewohl er auch um den Thron Gottes ist.«

Darnach wurde sie gefragt, ob es ihr recht wäre, wenn der Herr Dr. Justinus Körner aus Weinsberg sie besuchte: Darauf sagte sie:

»Das wäre mir ganz recht, denn er ist der Mann, welcher einen Zustand, wie der meinige ist, kennt und versteht. – Nun trete ich meine Rückreise an; bald nach meinem Erwachen werde ich wieder achtmal in Schwäche verfallen, in welchen aber mein Führer wieder nicht bei mir ist.«

So wie ihr Führer sich entfernt hatte, sagte sie zu ihrem Bruder:

»Jezt wecke mich auf.«

Als sie erwachte, war sie wieder voll Liebe und Freundlichkeit und klagte blos etwas Mattigkeit.

*

Vorgänge nach dieser Reise.

Eine halbe Stunde nach diesem wirklich somnambülen Schlafe trat die erste Schwäche ein, deren Dauer sie angab, so auch nacheinander von den übrigen. – Der Vater und der mit ihr in Rapport gestandene Bruder waren gerade zu der Zeit bei einem Freund und Nachbar zu Besuch; sie gab deren Verrichtungen und Gespräche, welche sie daselbst gepflogen hatten, ganz genau wörtlich an und die Richtigkeit ihrer Angabe wurde von einem Augen- und Ohren-Zeugen ebenfalls wörtlich bestätiget; derselbe konnte die Möglichkeit davon nicht begreifen. Hierauf sagte sie:

»Ich komme wieder in eine dicke Finsterniß, worüber mich ein Erschrecken und Angst anwandelt. – O, es nähert sich mir eine Person, welche in der ersten Klasse der Unseligen ist, den ich auf unserer Welt, als er noch lebend unter uns wandelte, so gut kannte; er will absolute meine rechte Hand ergreifen. – Endlich muß ich sie ihm geben. – Ich bedaure ihn eben gar zu sehr.« –

Man fragte nun, wer diese Person sey? Darauf sagte sie:

»So etwas fraget mich nie, und habt auch keinen Sinn und Gedanken darauf; dieser oder jener ist es, denn um keinen Preis der Welt werde ich solche namentlich angeben. Der Unglückliche glaubt, wenn ich ihm nur meine Hand reiche, so werde ihm Hülfe verschafft, dieser kann mit mir reden, und will von mir, ich soll bei meinem Führer ein Vorwort einlegen, ob er nicht früher aus seinem unglücklichen Zustand gerettet werden könnte; ich kann ihm aber gar keinen Trost geben, weil die einmal bestimmte Zeit keine Abänderung erleidet. – Eben so kann ich auch Niemanden zusichern, daß das Gebet der Lebenden für Unselig Verstorbene von Nutzen und Wirkung sey.«

In den darauf erfolgten zweimaligen Schwächen gab sie zwei ähnliche Erscheinungen an, nur bemerkte sie dabei:

»Daß der Leztere, auf Hoffnung hin, um etwas getroster sey, als die andern.«

Die 5 lezten Schwächen waren von kürzerer Dauer, und es ereignete sich in denselben Nichts, was hier anzuführen sich verlohnte.

*

Siebente Reise in den Jupiter.

Am 7. Dezember Nachmittags halb 1 Uhr machte sie ihre siebente Reise in den Jupiter; nach dem Empfange ihres Führers gab sie an, daß auch diese wieder in 8 Minuten zurückgelegt sey. Als sie denselben erreicht hatte, sagte sie:

»Jezt komme ich bald an ein Thor, und von da wieder in eine Stadt, die heißet Bethel; diese ist wieder herrlicher und glänzender als die andern alle.«

Nun wurde gefragt: durch wen die ihr gezeigten Städte erbaut und angelegt worden seyen? Darauf sprach sie ganz ernsthaft:

»Ist das nicht eine schwache und elende Frage? Gott selbst ist aller Baumeister; denn, wenn er etwas spricht, so geschieht es, und wenn er etwas gebeut, so stehet es da. Menschen- und Engel-Verstand und Kräfte wären nicht vermögend, ein Gebäude derart aufzuführen; ein irdisches Bauwerk, wenn es auch noch so kunstreich ist, kann mit einem himmlischen niemals verglichen werden.« –

»Ich werde nun wieder außer der Stadt in einen Versammlungs- oder Lehrsaal geführt. Die Fenster des Gebäudes kann ich vor Glanz nicht ansehen; ich habe innerhalb wieder eine Stiege und zwar von 30 Treppen zu ersteigen, ehe ich in den Saal treten kann. – Dieser Saal ist wieder nicht voll, er könnte noch viele aufnehmen. Die Seligkeiten sind immer vollkommener; von diesen, die da sind, kenne ich wieder keines, ob es gleich lebende Menschen waren; ihre Bildungen sind auch ganz menschlich, aber das Verklärte in den Bildungen, macht jedes unkenntlich. – Wenn ich nur lange da bleiben dürfte, aber mein Führer beeilt sich immer viel zu viel, er sagt mir, er habe seinen Beruf in der Sonne auch zu erfüllen. So eben wird Unterricht von den 4 Lehrern gegeben, die Worte aber, die da ausgesprochen werden, kann ich unmöglich nachsagen. Das bemerke ich wohl, daß die Lernenden schon weit gekommen sind; es ist hier in der Ewigkeit, vom Kleinen bis zum Großen, Alles ganz anders als auf unserer Welt, ich weiß in Allem keine faßliche Vergleichung zu geben. – Nun ist der Unterricht beendiget und jezt fängt die Musik und der Gesang an; es ist wieder angenehmer und wohllautender als die vorige, das Lied hat die Melodie als wie das: »Es glänzet der Christen inwendiges Leben, etc.« O, wenn ich nur mehrere Tage da verweilen dürfte, ich wollte gerne aller Speise und Trankes entsagen.«

Darauf ermahnte sie wieder ein Jedes auf das Nachdrücklichste, sich der Liebe, Eintracht und Gottesfurcht ja recht ernstlich zu befleißigen, denn in den Reichen der Seligen könne keine Unliebe und was der Seligkeit im mindestens hinderlich sey, Statt finden.

Man wollte nun wieder einige Fragen an sie stellen, da sagte sie aber:

»Belästiget mich jezt nicht weiter, es thut mir wehe, wenn man mich in dem, wo ich wirklich bin, irreführen will; denn wenn ich das höchste Alter erreichte, so wäre ich doch nicht im Stande, diese Herrlichkeiten, die mir nur heute gezeigt worden sind, und die ich erblickte, nach ihrem Umfange und nach ihrer Größe zu beschreiben und anzugeben, die erläuternden Worte hiezu würden mir immer fehlen. Wie ist doch Gott ein so großer, unendlicher und liebevoller Gott! – Gehet diesesmal im wachenden Zustande besonders schonend mit mir um, indem ich es sonst nicht ertragen könnte. – Schon wieder muß ich den Saal verlassen, und werde sodann durch ein angenehmes Wäldchen geführt.«

Man fragte sie nun: ob sie in demselben nicht wohl auch Vögel und andere Thiere antreffe? Darauf sagte sie:

»Nein, in der Ceres werde ich Thiere antreffen, aber keine solche, die ihr voriges Daseyn auf dieser Welt hatten, sondern solche, die ihr Daseyn erst dorten erhalten haben. – Nun bin ich das Wäldchen durchwandert und meine Rückreise beginnt. – Ich verfalle heute wieder achtmal in Schwächen, diese dauern bis 5 Uhr, in einigen derselben werden sich wieder Geister aus dem Reiche der Finsterniß bei mir einstellen, in der Hoffnung, sie werden bälder daraus befreit werden, es ist aber nicht so.« –

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Vorgänge nach dieser Reise.

Was sie während ihrer Rückreise angegeben hatte, erfolgte bald nach ihrem Erwachen richtig. – Es zeigten sich ihr nämlich Geister, die theilweise auf dieser Welt schweben; über einen von diesen sagte sie in einer der Schwächen:

»Ich werde heute Nacht gegen 8 Uhr zu dem Kammerfenster hinaus einen sehen können, und dabei in Schlaf verfallen, was ich aber um des Auflaufes willen verschweigen muß. Von Euch selbst wird denselben keines sehen können, aber die Gänge, die er macht, will ich Euch bestimmt anzeigen. Dieser ist eine Mannsperson, der schon lange Zeit schwebt und zu bestimmten Zeiten noch lange zu schweben hat, denn er hat ein Kind, das er in rechtmäßiger Ehe erzeugte, ermordet. Fürs erste starb demselben sein Weib als Wöchnerin, nach der Beerdigung war ihm das zurückgebliebene Kind zur Last, und weil er gar keine Religion hatte, so tödtete er dasselbe, und gab vor, daß nun auch das Kind gestorben sey. Er kam zwar deshalb im Stillen in Verdacht, die Sache selbst aber kam zu keiner amtlichen Untersuchung, weshalb er auch auf dieser Welt nicht bestraft worden ist, was die Ursache seines Schwebens sey.«

Als sie den hier beschriebenen Nachts um halb 10 Uhr wieder zum Fenster hinaus erblickte, so wollte sie demselben zurufen, aber auf einmal wurde ihr die Sprache so genommen, daß sie keinen Laut mehr von sich geben konnte, sogleich gab sie ein Zeichen, daß sie schreiben wolle, es wurde ihr Papier, Dinte und Feder gegeben, sie gab zu verstehen, daß sie wirklich nicht helle sehe, demungeachtet schrieb sie doch ganz deutlich folgendes nieder:

»Mein Bruder soll ein Glas Wasser mit 7 Streifen magnetisiren, und drei Mund voll davon trinken, nach diesem will ich trinken, alsdann komme ich wieder zu meiner Sprache.«

Dieses erfolgte richtig, und gleich darauf sagte sie:

»Ehe mich mein Führer heute verlassen hat, so sagte er zu mir: Auch diese Erscheinungen haben ihr Gutes für mich, ich werde dadurch mehr geschwächt und zu einem höhern Sehen empfänglich gemacht.«

Als sie nahe am Erwachen war, so rief sie:

»Gottlob, nun ist auch dieses vorüber; nun bin ich aber sehr matt, bringet mich gleich in mein Bette,«

worauf sie in dasselbe getragen werden mußte.

*

Achte Reise in den Jupiter.

Den 8. Dezember machte sie ihre achte und lezte Reise in den Jupiter. Sogleich nach der Ankunft ihres Führers sagte sie: daß sie bitte, sie heute ja nicht mit vielen Fragen zu belästigen, sie wolle Alles, was ihr zu sagen erlaubt wäre, von selbst angeben; zugleich bemerkte sie dabei, daß sie nach diesem Schlafe zwanzigmal in Schwäche verfallen werde.

Als sie auf die angegebene Zeit in den Jupiter angekommen war, da sagte sie:

»Nun komme ich wieder an ein Thor, die Säulen desselben sind blau glänzend, die Stadt nennt sich Israel; die ausgezeichnete Wunderschönheit des Thores und der Stadt übertrifft wieder die vorigen. Bei meinen Reisen in den Mond und Merkur sind mir die zulezt gezeigten Städte wie etwas geringer vorgekommen, als die zuerst bereisten, nun ist es aber anders. – Die Steine, mit welchen die Straße belegt ist, sind so glatt als wie Glas und Purpurroth; die ganze Stadt funkelt zusammen, da ist es ganz göttlich. – Jezt komme ich gegen den Versammlungssaal der Seligen. – Es nähert sich mir ein Seliger, der mich an meiner linken Hand faßt. Sie hielt ihren Führer und jenen gleich fest. Jetzt gehet mein Gang so schnell und leicht, als ob ich Flügel hätte. – Ich habe nur noch 10 Treppen zu besteigen; in wenigen Augenblicken bin ich oben. Mit dem Engel, der mich begleitet, kann ich nicht reden, er ist aber sehr freundlich und liebevoll gegen mich. – Nun trete ich in den Saal und der Mitführer verläßt mich wieder, er ist ein Lehrer und stellt sich oben an; nun will ich doch meinen Führer fragen, wer dieser ist. – Es ist der verstorbene Heinrich Jung, Stilling, oder der graue Mann genannt, welchen ich schon in meiner vierten Reise in den Mercur, Siehe Seite 71 als Lehrer im Jupiter angegeben habe. Die Lehrer haben vor den Lernenden doch einen nicht geringen Vorzug, und sind Gott um Vieles näher – In der Mitte des Saales ist eine goldene Säule, auch hängen wie mehrere Kronleuchter, – es sind aber doch keine – in demselben herunter, sie sind blos zur Verschönerung des Saales da, nicht aber zu einer Beleuchtung, denn der Saal ist an sich selbsten voll Licht und Klarheit. Die Zahl derer, die da sind, ist in Vergleichung der Größe des Saales wieder geringe, und doch, sagt mir mein Führer, seyen von allen Nationen und Religionen Selige da – Es gibt so thörichte Menschen, die sagen können: wo Gott aber für die Menschen, die seit den Weltzeiten gelebt haben, Raum genug finden wolle; das sind recht alberne Fragen, denn da ist Raum über Raum, die Welt mag stehen, so lange sie immer will; Gott hört in seinen Wirkungen und immer neuen Schöpfungen gar nicht auf. – Den Lehrunterricht habe ich, der hohen Worte halber, wieder nicht fassen und begreifen können, sie sind für mich, die ich noch im Fleische wandle, ganz und gar nicht faßlich. – Für jezt hat der Lehrunterricht ein Ende, nun beginnt wieder Musik und Gesang, beides macht mich zweifach entzückt, sie singen das Lied, welches in dem alten Wiirtembergischen Gesangbuche Nr. 274 vorkommt, wovon die erste Strophe also lautet:

»Herr Gott dich loben wir;
»Herr Gott wir danken dir.
»Dich, Gott Vater in Ewigkeit,
»Ehret die Welt weit und breit.
»Alle Engel und Himmels-Heer
»Und was dienet deiner Ehr',
»Auch Cherubikum und Seraphim
»Singen immer mit hoher Stimm:
»Heilig ist unser Gott! Heilig ist unser Gott!
»Heilig ist unser Gott! Der Herr Zebaoth, etc.«

»Der Aufenthalt dahier vergehet mir zu schnell, wie einige Augenblicke ist er vorüber. – Ich freue mich allzusehr auf den Christtag, da will ich das richtige Jahr, Tag und Stunde angeben, wenn Christus geboren ist, dieses Fest wird bei uns nicht an dem richtigen Tage gefeiert. – Mein Führer sagt: da werde ich mich erst wundern, in welche Herrlichkeit ich alsdann geführt werde; bis dorthin aber werde ich noch schwächer werden, als ich es wirklich bin. – Am Schlusse dieser meiner lezten Reise hierher, darf ich auch auf unsere Erde heruntersehen. – Nun werde ich wieder durch einen wunderschönen Garten geführt, es begleiten mich wieder 2 Führer; Blumen und Bäume sind über alle Maßen schön, so auch deren Wohlgeruch mehr als erquickend; die Wege sind aber wieder ganz schmal.«

Während dieser Durchwanderung gab sie wieder ein Kräutchen an, welches ihr Bruder pflücken sollte, und bestimmte den Plaz ganz genau, wo es stehe, dabei bemerkte sie: daß Weinreben, klein geschnitten, abgesotten, und dieses Wasser als Fußwasser gebraucht, für die Glieder sehr stärkend sey. Darauf fuhr sie fort:

»Ich werde später auch noch in eine Apotheke Dieses geschah auch wirklich, es kann aber darüber keine weitere Mittheilung gemacht werden. geführt werden. – Wegen Hexereien und dergleichen fraget mich ja nicht, eine jede solche und andere unnütze Frage werde ich unbeantwortet lassen.«

Indem sie im Begriffe war, den Garten zu verlassen, so wurde sie noch gefragt, was derselbe für eine Benennung habe? Darauf sagte sie:

»Er heißt Sodommna. – Nun darf ich auf unsere Erde herunter sehen, es kommt mir vor, als wenn ich durch ein Fenster sähe, sie erscheint mir nicht größer, als ein kleiner Ball, womit die Kinder spielen, und siehet schwärzlich aus; ich würde sie gar nicht beobachten, wenn mich mein Führer nicht besonders darauf aufmerksam machte, sie gibt auch gar keinen Glanz von sich, wohl aber der Mond. Der Jupiter stehet von unsrer Erde aus gegen der Sonne wie im Mittelpunkt, er ist nämlich 11 Millionen Meilen von unserer Erde, und 10 Millionen Meilen von der Sonne entfernt. – Mein Führer sagt mir: von der Sonne aus werde mir unsere Erde nicht größer erscheinen, als ein starker Stecknadelkopf. – Ich bin schon sehr weit oben. – Nun nimmt mein Führer Abschied, und gibt mir, wegen meinem so hohen Vergnügtseyn, aus dem Liede Nr. 160 im alten Würtemb. Gesangbuche: »Befiehl du deine Wege etc.« den eilften Vers mit auf den Weg:

»Wohl dir, du Kind der Treue!
»Du hast und trägst davon
»Mit Ruhm und Dankgeschreie,
»Den Sieg und Ehrenkron.
»Gott gibt dir selbst die Palmen,
»In deine rechte Hand;
»Und du, (wenn du recht treu verbleibst), singst Freudenpsalmen,
»Dem, der (am Ende) dein Leid gewandt.«

Damit hatten ihre Reisen in den Jupiter ein Ende.

*

Vorgänge nach dieser Reise.

Die angekündigten Schwächen traten bald nach ihrem Erwachen ein, und waren aber anfänglich nur in der Dauer von 5 bis 6 Minuten, sie sprach in denselben sehr wenig, und nur von dem, was um sie herum vorging, dieses gab sie aber Alles richtig an; ehe die neunte Schwäche sich einstellte, so sagte sie, daß diese eine halbe Stunde daure, was bei den aufgelegten Uhren auf die Secunde hin eingetroffen ist. Sogleich mit Anfang derselben sagte sie:

»Nun will ich etwas mittheilen, was mir mein Führer in meiner lezten Hinreise eröffnete, das ich aber wohlweislich verschwiegen habe, welches auch mein Führer begünstigte, weil der Auflauf als zu stark geworden wäre, obwohl der Anwesenden doch eine Menge seyn werden. – Es erschien mir ein unbekannter Seliger, und dieser kann mit mir reden; ich frage denselben wer er sey? Er antwortet: ich bin ein naher Anverwandter von dir, und stamme eines Theils von einem Geschlecht her, von welchem auch du eines Theils deine Abstammung hast, denn mein Vater und deine Mutter sind leibliche Geschwister, ich bin der in seinem 19. Jahre verstorbene Georg Goelz. – O, vor Glanz und Klarheit hätte ich ihn gar nicht erkannt, wenn er sich nicht namentlich zu erkennen gegeben hätte; er sagt mir, in meinem nächsten Schlaf, der keine Schwäche sey, werde ich für meine künftige Reise eingesegnet, und das von Heinrich Jung Stilling, um deßwillen habe derselbe mich auch heute mit meinem Führer in den Saal, aus demselben und in den Garten begleitet; ich, sagte G. G., und dein Bruder Fritz erscheinen bei dieser Handlung als Zeugen, bald nach derselben aber wird Stilling in die Sonne versezt werden. – Nach diesem Schlaf werde ich eine viertel Stunde eine wachende Ruhe erhalten.«

Diese erfolgte, und so wie solche vorüber war, so verfiel sie richtig in die zehnte Schwäche, aber diese, so wie die vorhergehende waren wirklich somnambüler Schlaf. Bald darauf gerieth sie in eine außerordentliche Freude, wegen der großen Gnade und Barmherzigkeit, die ihr widerfahre.

»Ach! – rief sie – wenn ich nur Flügel hätte, um diesen dreien, die zu mir kommen, entgegen fliegen zu können!«

Nun brachte sie ihr Bettgewand ganz in Ordnung, verlangte einen Schurz, welchen sie sitzend im Bette umgebunden hatte, und so wie sie damit fertig war, so sprach sie:

»Nun machet mir Raum, ich muß aus dem Bette, die Handlung gehet nun vor sich.«

Darauf ging sie mit voller Kraft aus dem Bette, nahm einen Teppich, breitete solchen auf dem Boden aus, und fiel sodann auf ihre Knie nieder. Gleich darauf empfing sie mit einer bewunderungswürdigen Ehrfurcht Stilling, wie auch die beiden Zeugen, und reichte jedem mit aller Demuth die Hand. Als die Einsegnung ihren Anfang nahm, so warf sie sich aus wahrhaftiger Demuth auf ihr Angesicht nieder, richtete sich aber sogleich von selbst wieder auf und erhob ihre Hände gefaltet gen Himmel; nach diesem reichte sie ihre linke Hand den Zeugen, die zur rechten und linken Seite standen, die rechte reichte sie Stilling, der vor ihr stand; während dieser Handlung gab sie ein Zeichen, daß eine Handauflegung auf den Kopf bei ihr vorgehe. Als diese vorüber war, so nahm sie von jedem mit dem Zeichen der tiefgefühltesten Demuth Abschied; nachdem selbe abgegangen waren, so stund sie von selbst auf und legte sich auch ohne Hülfe zu Bette; darauf sagte sie:

»Die kraftvollen Worte, die Stilling bei meiner Einsegnung über mich ausgesprochen hat, vermag ich gar nicht auszudrücken. Diese Handlung war mehr als heilig, ich habe mich hiebei auf das heiligste verpflichtet, dem dreieinigen Gott auf ewig treu zu bleiben; Ihr werdet erfahren, daß ich gewiß eine wahre Christin werde; erwartet aber nicht, daß ich es heut schon bin, das erfordert eine längere Zeit. Stilling reichte mir einen goldenen Becher, aus welchem ich zweimal das Einsegnungswasser getrunken habe, Alle Anwesende haben ein wirkliches Schlucken sichtlich an ihr wahrgenommen. welches sehr kräftig und köstlich war, und einen tiefen, tiefen Eindruck in meiner Seele zurück gelassen hat; dieses und die Worte gingen mir durch Mark und Bein.«

Sie wurde nun gefragt: warum sie sich mit dem Angesicht auf die Erde geworfen habe? Da sagte sie:

»Meine Niedrigkeit und die große Gnade, die mir zu Theil geworden ist, brachte mich dazu, daß ich mich zu Stillings Füßen niederwarf, allein er hat es ganz und gar nicht geduldet, sondern mich selbsten sogleich aufgerichtet mit den Worten: ›Eine solche Erniederung ist nur bei Gott allein gültig und angemessen.‹ – Ich werde später, so wie ich einen andern Stern bereise, immer wieder auf das neue eingesegnet; meine Einsegnung von der Sonne aus in das neue Jerusalem, wird die feierlichste werden. – Stilling war auch etwas sommnambül, und konnte sich dessen, was ihm vorkam, stets erinnern. – Ich sehe eine Taube um mich herum fliegen.«

Sie machte mit ihrer linken Hand immer eine Bewegung, diese Taube aufzufangen, es war ihr aber nicht möglich. Gleich nachher erwachte sie und bald darauf erfolgten die weitern zehn Schwächen, jede derselben aber war von kurzer Dauer und ohne besondere Angaben, als alle vorüber waren, sagte sie:

»Nun bin ich sehr matt, lasset mich jezt in meiner Ruhe;«

und nahm auch für diesen Tag keine Speise mehr zu sich.

* * *


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