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Mord der Niblunge

Drap Niflunga

Gunther und Hagen bemächtigten sich hierauf des gesamten Goldes aus Fafners Erbe. Infolgedessen entstand Feindschaft zwischen den Gibichsprossen und Atli; denn dieser zieh jene der Schuld am Tode Brunhilds. Der Streit wurde dahin ausgeglichen, daß sie ihm Gudrun zur Ehe geben sollten. Doch erst, nachdem man ihr einen Vergessenheitsmet gegeben, willigte sie ein, sich dem Atli zu vermählen. Atlis Söhne waren Erp und Eitil, Schwanhild aber die Tochter Sigfrids und der Gudrun. König Atli lud den Gunther und Hagen zu sich durch seinen Sendboten namens Vingi oder Knefröd. Gudrun merkte Arglist, schickte Warnwort mit in Runen, sie sollten nicht kommen, dazu dem Hagen als Wahrzeichen den Ring Antwaranaut mit eingeknüpftem Wolfshaar. Gunther hatte Atlis Schwester Oddrun zur Frau begehrt, aber nicht erhalten; worauf er sich mit Glaumwer, Hagen mit der Kostbera vermählt. Ihre Söhne waren Solar (der Sonnige), Snävar (der Schneeige) und Gibich. Als die Gibichsöhne bei Atli angekommen, forderte Gudrun ihre Söhne auf, Erhaltung des Lebens der Gäste zu erbitten; was dieselben aber verweigerten. Dem Hagen wurde das Herz ausgeschnitten, Gunther in den Schlangenkerker gesetzt. Er schlug die Harfe und schläferte damit die Schlangen ein; aber eine Natter bohrte sich ihm bis in die Leber.

Anmerkung zum Mord der Niblunge

Ob dies Prosastück ein verloren gegangenes Lied oder vielleicht gemeinsam Atlaquiđa und Atlamal einleitete, ist nicht zu entscheiden. Von Gunthers Harfenspiel, dessen im letzten Satz Erwähnung geschieht, scheint nach Olafs Tryggvason S. und Nornagest S. Cap.  II ein altes Lied gehandelt zu haben. Im Appendix der K.  E. steht ein solches. Sprache und Versbau sind von bemerkenswerter Gewandtheit, die Mehrzahl der Strophen allerdings teils mit Reminiszenzen aus der Edda, teils mit Schlangenbenennungen überfüllt, einige aber auch wirklich anmutend. Doch unterliegt es keinem Zweifel mehr, daß es erst im achtzehnten Jahrhundert erkünstelt worden ist und zwar von jenem 1785 gestorbenen Isländer Gunnar Paulson, dessen Textkritik in den Anmerkungen mehrmals befürwortet wurde. Die Überschrift Gunnars Slagr (Gunnars Harfenschlag) ist also insofern zutreffend, als es wirklich von einem Gunnar gedichtet wurde.


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