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Heldensage.

Wielantslied.

Völundarquiđa.

Zum Ganzen. Die Sage von Wielant, dem germanischen Hephästos und Dädalos, hat auch in ihren nordischen Fassungen noch Spuren bewahrt, welche beweisen, daß sie aus Deutschland nach Skandinavien und Island überliefert wurde. Nur in ihr Heimatrecht wird sie wieder eingesetzt durch Rücktausch der deutschen Namen, soweit dieselben noch findbar oder doch vermutbar sind für die skandinavisch assimilierten, z. B. Wielant für Völundr, Nidung für Niđuđr, Lodwig für Hlaudver oder Laudveß, Schwaben für Schweden, Allwiß für Alvitr, Schwarzwald für Myrkvid usw.

Durch andere, teils alt- und mitteldänische, teils deutsche Lieder, Prosamärchen und Sagen, wie namentlich die sogenannte Wilkina-, richtiger Ditrichsage, deren Herkunft aus Deutschland ebenfalls unfraglich ist, ist sie uns ziemlich vollständig erhalten geblieben.

Unser Eddalied hat namentlich in den ersten Strophen durch Hör- und Schreibfehler Entstellungen erlitten (wie z. B. 2,₄ unfraglich aus der Anführung Schlagfidrs als des von Schwanweiß erwählten Buhlen die Korruption Svanfiađrar drô entstanden sein muß), auch im folgenden Text Verstümmelungen durch Ausfall von Worten und Halbversen. Mit Hilfe der genannten Quellen aber lassen sich diese Mängel mit ziemlicher Sicherheit berichtigen und ergänzen, wie das schon von den Brüdern Grimm geschehen ist.

Nicht notwendig dagegen ist die Annahme, daß in diesem bei aller Knappheit recht anschaulichen und, genau betrachtet, auch wohl abgeschlossenen Liede nur dürftige Bruchstücke einer bei weitem umfangreicheren Dichtung vorliegen.

Allerdings vermissen wir die anderwärts anmutend ausgeführte Erzählung, wie sich die drei Brüder der abgelegten Schwanenhemden bemächtigen und sich dadurch erst den Besitz der Wunschmädchen sichern. Vollends unentbehrlich dünkt uns die gleichwohl fehlende Schilderung, wie sich der gelähmte Wielant entweder aus den Federn der von seinem Bruder Egil geschossenen Vögel oder, nach anderer Überlieferung, aus fein geschmiedetem Golde und Stahl Flügel anfertigt. Aber wir dürfen nicht vergessen, daß dieser Mangel für uns keiner war für die Hörer des alten Sängers. Einem der Thulr, d. i. etwa Lehrsänger, zuzuhören, war die begehrteste Unterhaltung, und nicht nur bei Festen, sondern beinahe täglich. Diese Vorträge der nur von Gedächtnis zu Gedächtnis überlieferten Lieder und Mären bildeten zugleich den einzigen Unterricht, waren das einzige Surrogat der noch nicht vorhandenen Schule. Den Hauptinhalt der Sagen durften die Sänger als jeglichem geläufig voraussetzen. Daß sie das getan, daß sie sich fast immer damit begnügten, den Verlauf der Erzählung zu behandeln wie eine allbekannte Melodie, von der man nur einige Noten anzuschlagen braucht, um sie im Hörer vollständig mitklingen zu lassen, das bezeugt uns weitaus die Mehrzahl der Eddalieder. Voreilig daher wäre es, immer Textverlust vorauszusetzen, wo zum Verständnis für uns Wichtiges fehlt. Von den ältesten Liedern wenigstens hat jedes sein scharf bestimmtes, ja despotisch allein herrschendes Grundmotiv, sein Endziel, dem es zustürmt wie mit Scheuledern, die nur geradeaus zu schauen gestatten. So werden denn die vorbereitenden Handlungen teils ganz verschwiegen, teils in wenigen Worten erwähnt mit karger, selbst verstümmelnder Kürze. Man überschreibe unser Lied »Wielants Rache«, dann wird man ihm sowohl strenge Geschlossenheit als volles Gelingen der beabsichtigten, erschütternden Wirkung zuerkennen.

Nidung hieß ein König in Schwaben. Er hatte zwei Söhne und eine Tochter namens Bödwild. Drei Söhne des Finnenkönigs hießen: der eine Schlagfidr, der andere Egil, der dritte Wielant. Sie schritten auf Schneeschuhen und jagten Wild. Sie kamen nach Wolfstal und bauten sich daselbst Häuser. Dort gibt es einen See, Wolfssee genannt. Eines Morgens in der Frühe trafen sie am Seeufer drei Frauen, welche Lein spannen. Neben ihnen lagen ihre Schwanenhemde. Walküren waren's. Zwei waren Töchter des Königs Lodwig, Hladguth-Schwanweiß und Hervör-Allwiß; die dritte, Älrun, war die Tochter Kiars von Welschland. Diese führten jene sich heim, Egil die Älrun, Schlagfidr die Schwanweiß und Wielant die Allwiß. Sieben Winter wohnten sie miteinander. Dann flogen die Frauen fort, um Schlachten zu besuchen, und kamen nicht wieder. Egil ging aus, Älrun aufzuspüren; Schlagfidr suchte die Schwanweiß; Wielant aber blieb im Wolfstal. Er war, soviel man weiß aus alter Sage, der allerkunstreichste Mann. König Nidung ließ ihn handfest machen (einfangen), wie das hier erzählt wird. Hier hebt das Lied an:

1

Über den Schwarzwald schwebend kamen
Aus der Mittagsmark drei Mädchen geflogen,
Um ein auferlegtes Los zu erleben:
Älrun und die Schwestern Allwiß und Schwanweiß.
Sie ließen sich nieder zunächst einem Landsee;
Da spannen und weiften die Wunderjungfraun
Aus den südlichen Fluren kostbaren Flachs.

2

Eine von ihnen, die reizende Älrun,
Wand um Egil die weißen Arme;
Die andere Schwester, die holde Schwanweiß,
Hielt den Schlagfidr liebend umschlungen;
Die dritte endlich, Allwiß, drückte
An den weißen Busen den klugen Wielant.

3

So blieben sie seßhaft sieben Winter;
Schon den achten über unstät und traurig,
Schieden sie im neunten, vom Schicksal genötigt.
Da schwangen sich auf zurück nach dem Schwarzwald
Schwanweiß, Älrun, und Allwiß, die jüngste,
Folgsam erfüllend, was vorbestimmt war.

4

Vom Weidwerk kamen die wackeren Schützen
Egil und Schlagfidr heimgeschlendert.
Sie fanden ihr Haus völlig verödet;
Sie traten hinaus und traten hinein
Und sahen sich um und suchten – umsonst!
Ostwärts ging Egil, Älrun zu finden,
Südwärts Schlagfidr, Schwanweiß zu suchen.

5

Im Wolfstal wohnen blieb Wielant einzig.
Er schmiedete Rotgold; zu schmucken Ringen
Faßt' er Karfunkel und fädelte selbe
Auf Schnüre, gebildet vom Baste der Buche.
So tätig, harrt' er der teuern Gattin
Und wartete, ob sie nicht wiederkäme.

6

Der Niarenkönig Nidung vernahm es,
Daß Wielant einsam im Wolfstal wohnte
Es nahten bei Nacht in genieteten Panzern
Bewaffnete Männer. Die Sichel des Mondes
Warf ihren Schein auf die schimmernden Schilde.

7

Sie stiegen von den Gäulen am Giebelende,
Traten ins Haus und durchschritten die Halle.
Da sahen sie denn siebenhundert
Ringe gereiht auf die Buchenbastschnur.

8

Die zogen sie herunter und reihten sie zurück
Bis auf einen der Menge; den nahmen sie mit. –
Der wackere Weidmann Wielant kehrte
In die Wohnung heim von weiter Wandrung.

9

Bald faßten Feuer die Föhrenscheite,
Welche sich Wielant im Winde getrocknet.
Einen Schinkenschnitt vom geschossenen Bären
Legt' er zum Brand und ließ ihn braten.

10

Auf dem Bärenfell sitzend, zählt' er die Baugen.
Eine vermißte der alfische Meister.
»Legte vielleicht die Lodwigstochter
Sich den einen Ring an? Kam Allwiß zurück?«

11

So saß er und sann, bis er sank in Schlummer.
Doch nicht zur Wonne sollt' er erwachen.
Die Knöchel umknoten ihm knebelnde Stricke,
Die Füße fühlt er in Fesseln geschlagen.

Wielant.

12

Wer sind die Knappen, die mich geknebelt,
Mit Bast gebunden den Baugenschmieder?

Da versetzte Nidung, der Niarenkönig:

Von welcher Stätte im Wolfstal stahlst du,
Verschmitzter Alfe, unseren Schmuckstoff?

Wielant.

13

Hier gräbt man kein Gold wie auf Granis Wege,
Dies Gebiet ist zu fern von den Bergen am Rhein.
Ach, Schöneres, schätz' ich, war uns beschieden,
Da beisammen wir saßen als eine Sippe
Und neidlos hier lebten mit unseren Lieben.

14

Zu 14. Die Brüder Grimm haben dieser Strophe gegen alle Handschriften ihre Stelle nach der dritten angewiesen. Dort indes, nach beschlossener Flucht der Mädchen, wäre Älruns Eintreten ins Haus ohne erwähnten Zweck unverständlich. Denn wozu tut sie's? Um »auf dem Estrich stehend« angeblich zu sagen: nun wird sich nicht freuen, wer aus dem Walde kommt. Erstens aber sagt sie nicht; denn stillti röddo, sie modelte die Rede, die Stimme, bedeutet entschieden: sie sang. Zweitens heißt era sâ nû hyrr keineswegs »freut sich nicht«, sondern »ist nicht angenehm, nicht erwünscht«. Wielant spricht die Strophe. Er hat die vorhergehende dreizehnte geschlossen mit dem Ausruf: »Weit Wertvolleres als Gold besaßen wir in unserem Familienglück.« Dies malt er nun aus. Töchter berühmter Könige, des Lodwig, des Kiar, hatten wir zu Frauen, sagt er stolz und nennt auch die beiden ersten nicht mit ihren Walküren-Zunamen, sondern mit ihren Taufnamen Hladgud und Hervör, was an jenem unrichtigen Platz der Strophe sehr unmotiviert hereingeschneit käme. Eine derselben, fügt er dann hinzu, erfreute uns mit ihrem Gesang. An den Gedanken endlich, daß ihnen die drei Hocherwünschten aus dem Walde her zugeflogen, knüpft der Gefesselte den Stoßseufzer: höchst Unerwünschte, mich nächtlicherweile überfallende Übeltäter sind mir diesmal aus dem Walde gekommen. Übrigens dürfte schon meine Nachbildung, die ich zu leichterem Verständnis wortreicher als der Urtext ausführte, genügen, die Umstellung der Brüder Grimm und ihre Auslegung als irrig, die meinige als richtig zu erweisen. Noch sei bemerkt, daß ich beim Vortrage des Liedes die Erfahrung machte, daß die Hörer die in der Prosaeinleitung erwähnten Namen Hladgud und Hervör inzwischen bereits vergessen hatten und hier durch dieselben irregeführt wurden. Ich habe sie deshalb ersetzt durch die schon aus dem Verstext vertrauten Schwanweis und Allwiß.

Das waren die Schwestern Schwanweiß und Allwiß,
Beide Kinder des Königs Lodwig,
Und Kiars Tochter, die kundige Älrun.
Zum erhöhten Estrich durchschritt sie die Halle
und sang da stehend mit sanfter Stimme.
Ach, wenig erwünscht sind die jetzt aus dem Walde
Insgeheim hierher in mein Haus Gekommnen!

König Nidung gab seiner Tochter Bödwild den Goldring, welchen er in Wielants Hause von der Bastschnur genommen hatte. Er selbst trug das Schwert, welches bisher Wielant geführt. Die Königin aber sagte:

15

Wenn das Schwert ihm gezeigt wird, fletscht er die Zähne, Und sieht er an Bödwilds Arme die Bauge, So funkelt sein Blick von feindlichem Feuer, So Schlimmes drohend wie Schlangenaugen. Lähmt ihm verkrüppelnd die Kraft der Sehnen Und setzt ihn auf Sävar in sichern Gewahrsam.

Das ward ausgeführt. Man durchschnitt ihm die Sehnen in den Kniekehlen und brachte ihn auf ein Eiland vor der Küste, welches Sävarstad hieß. Da schmiedete er dem König alle Arten von Kleinoden. Niemand außer dem König getraute sich, zu ihm zu fahren.

Wielant dachte:

16

Am Ledergurt Nidungs leuchtet die Klinge,
Die so schön und geschickt ich geschärft, als ich konnte,
Und so hart gestählt, als ich das verstand.
Nun ist mir gestohlen das stattliche Stahlschwert.
Ach, brächte man's wieder in Wielants Werkstatt!

17

Meiner Liebsten Geschmeide schmückt nun Bödwild!
Erreich' ich es niemals, Rache zu nehmen
Für die mir geraubten roten Ringe?

18

Er enthielt sich des Schlafes und hämmert' entschlossen
Ein Gerät, um sich rasch zu rächen am König. –
Nach Sävarstad eilten zwei Söhne Nidungs
Und guckten begierig in Wielants Werkstatt.

19

Sie traten an die Lade, verlangten die Schlüssel;
Doch der Arglistkasten ging auf schon vom Ansehn.
Drin erblickten die Knaben viel blanke Schätze
Von rotem Gold und reiches Geschmeide.

Wielant raunte:

20

Kommt morgen wieder, doch ohne Wärter;
Ich will euch schenken die goldenen Schätze.
Doch sagt's nicht den Fraun noch dem Saalgesinde
Und haltet's geheim, daß ihr hier gewesen.

21

Eiligst an rief einer den andern:
»Brüderchen, komm die Brautringe schauen!«
Sie traten an die Lade, verlangten die Schlüssel,
Doch der Arglistkasten ging auf schon vom Ansehn.

22

Zu 22. Nach der Wilkina S. verbirgt W. die Gebeine in einer tiefen Grube unter seinen Schmiedeblasbälgen.

Mit dem Deckel köpft' er die beiden Kinder.
Die Gebeine verbarg er im sumpfigen Boden;
Von den Schädeln schabt' er die Haare und schuf sie
Zu versilberten Schalen. Die schenkt' er dem Nidung.

23

In Onyxe bildet' er um die Augen
Und schickte sie Nidungs schändlicher Gattin.
Für Bödwild schmiedet' er Busengeschmeide
Mit Perlen verziert, – den Zähnen des Paars.

24

Bödwild pries ihr prächtiges Ringlein;
Doch sie selbst zerbrach und bracht' es dem Wielant.
»Dir nur klag' ich's, daß ich mein Kleinod
So schlecht gehütet. Niemand hör' es.«

Wielant.

25

Ich löte so gut des Goldrings Schaden,
Daß er schöner scheint als zuvor deinem Vater,
Noch mehr ein Meisterstück dünkt deiner Mutter
Und dir selbst, o Mädchen, nicht minder gefällt.

26

Einen Schlaftrunk gab ihr der schlaue Künstler;
Denn er war beschlagen in vielen Schlichen.
Sie sank in den Sitz – ihr vergingen die Sinne.

Wielant.

»Gerächt sind mit Missetat all meine Martern,
Bis auf das Weh, das im Wald Lies i viđ. ich erlitt.

27

Zurück nun, o Wunschkraft, gib du dem Wielant
Die Stärke der Sehnen, stehen zu können,
Die Nidungs Recken mir damals geraubt.«

Lustig lachend durchflog er die Lüfte. –
Betrübt ob der Flucht des treulosen Buhlen
Und zitternd von Furcht vor dem Zorn des Vaters,
Schlich da Bödwild schluchzend von dannen.

28

Auf die Mauerzinne, Nach der Wilkina S. auf dem höchsten Turm der Königsburg. ermüdet [vom Fliegen]
Setzte sich Wielant. [Ihn gewahrte]
Des Niarengebieters boshafte Gattin.
Die Halle durchschritt sie bis an den Hochsitz.

Königin.

29

Wachst du, Nidung, Niarenkönig?

Nidung.

Fortwährend wach' ich. Wehbelastet
Schleich' ich ins Bett, um des Schlafs zu entbehren,
Seit ich entseelt weiß meine zwei Söhne.

30

Zu 30. Kell, praes. von kala, schmerzen, aber besonders vor Kälte, z. B. kalinn á kné, froststarrend in den Knien Havamal 3, auch Eyrbyggia S. 40,3. Noch in späterem Dänisch sagte man mik kelr i nögl, im, unter dem Fingernagel fröstelt mich.

Es bohrt mir im Kopf, als berst' er vor Kälte;
Dein Frauenrat machte mein Herz gefrieren.
Nun möcht' ich Worte wechseln mit Wielant.
Sage mir, Wielant, gewitzter Alfe,
Was betraf meinen Trost, meine trauten Knaben?

Wielant.

31

Erst schwöre mir's zu bei des Schwertes Schneide,
Beim Schnabel des Schiffs, beim Rande des Schildes,
Bei des Leibpferds Bug, nicht büßen zu lassen
Die Buhle Wielants. Verbinde dich eidlich,
Nicht zu morden die Maid, die mir Minne gewährte,
Und wäre das Weib auch von eurer Verwandtschaft,
Ja, keimt' auch ein Kind mir im Königspalast.

Nidung beschwor es.

Wielant.

32

Du kennst ja den Kerker, den du dem Kunstschmied
Selbst ersanntest. Geh hin und suche.
Da findest du, gefärbt mit Blut, ihre Felle.
Ich kappte die Köpfe der beiden Kinder;
Die Gebeine verbarg ich im sumpfigen Boden.

33

Von den Schädeln schabt' ich die Haare und schuf sie
Zu silbernen Schalen, dir selbst zum Geschenk.
In Onyxe bildet' ich um die Augen
Und schickte sie Nidungs schändlicher Gattin.

34

Für Bödwild schmiedet' ich Busengeschmeide
Mit Perlen verziert, den Zähnen des Paars.
Hoffnung beherbergt unter dem Herzen
Das nun einzige Kind des Königspaares.

Nidung.

35

Zu 35. Nach der Wilkina S. zwingt der König den bei ihm weilenden Egil (den Ur-Tell in der nordischen Sage), der zuvor den Apfel vom Kopfe seines Kindes geschossen, nach dem fliegenden Bruder zu schießen. Das hat Wielant vorausgesehen und mit E. verabredet, daß er nach seiner Achselhöhle zielen solle; da werde er sich eine mit dem Blute der Königskinder gefüllte Blase vorbinden. Als Egils Pfeil dieselbe getroffen und das Blut herunterspritzt, glaubt Nidung den Tod Wielants gesichert und läßt ihn ferner unverfolgt von dannen fliegen.

So mit Schmerz und Schmach zerschmettert dein Wort mich,
Daß noch grausamer gern mein Grimm dir's vergölte;
Doch so rasch ist kein Roß, um dich zu erreichen,
So geschickt kein Schütz, dich herunterzuschießen.
Unverwundbar hoch aus den Wolken höhnst du.

36

Lachend verschwand in den Lüften Wielant,
Und der trostlose Nidung hatte das Nachsehn.

Nidung.

37

Erhebe dich, Dankrat, mein treuester Diener;
Die bogenbrauige Bödwild bitte,
In fürstlichem Schmuck zum Vater zu kommen.

38

Ist das Gerede richtig, Bödwild?
Bist du wirklich dort in der Werkstatt
Auf Sävar mit Wielant zusammengewesen?

Bödwild.

39

Wahre Nachricht, Nidung, vernahmst du.
Ich saß auf der Insel zusammen mit Wielant
Eine böse Stunde, – ach, besser niemals!
Machtlos war ich gegen den Meister,
Unwiderstehlich stark sein Zauber.


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