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Der Bettler in der Fürstengruft

Vor der Schankwirtschaft zu den Sieben Sternen, in Sadlers Wells, machte sich die Stadtwache – lauter ehrliche Handwerker des Kirchspiels – in auffallender Weise zu schaffen. Die »Sieben Sterne« erfreuten sich bei der Obrigkeit keines guten Leumundes. Mancherlei übles Geschehen, das sich in letzter Zeit erschreckend mehrte, wurde mit der Schankwirtschaft in Sadlers Wells in Verbindung gebracht.

Vor wenigen Tagen erst hatte es sich ereignet, daß vermummte Gesellen den Wagen des Lord Talbot Killegrew an der Barriere von Oxfordstreet überfallen und den Lord in Gegenwart der Lady Castlemaine, die sich mit ihm auf seinen Landsitz bei Dutfort begeben wollte, ausgepeitscht hatten.

Lord Killegrew führte ein ausschweifendes Leben, das ihn zuweilen auf höchst geheimnisvolle Art für mehrere Tage vom Hofe verschwinden ließ; aber er war ein Freund der Lady Castlemaine, die, niederer Geburt, doch berühmt durch ihre Schönheit wie durch ihre Laster, sich die blinde Neigung des Königs Karl II. gewonnen hatte, mit dem zugleich, nach zwei Jahrzehnten finsterer Strenge, eine noch ungewohnte Freiheit der Sitten in London eingezogen war.

Lady Castlemaine selbst also mußte sich durch den Schimpf, der einem ihrer Günstlinge angetan worden war, schwer verletzt fühlen; ihr Zorn galt dem unbekannten Auftraggeber.

In der Tat war nämlich ein vermummter Reiter, ein wenig abseits, bemerkt worden, dessen schlanker Wuchs und gemessene Haltung die vornehme Herkunft verrieten. Er mengte sich nicht in den Handel, sondern saß still auf seinem Pferde, wie ein Zuschauer bei einem bestellten Spektakel, der weiß, daß sein Platz bezahlt ist.

Einem von den Leuten des Lord Killegrew war es gelungen, seine Pistole auf den Fremden abzufeuern. Der schien auch in die Brust getroffen, verharrte aber weiter in seiner lässigen Stellung, so, als hätten die Kugeln keine Macht über ihn gehabt, und sprengte erst mit den anderen Vermummten davon, als Lord Killegrew, grün vor Zorn und erschöpft von den erduldeten Schlägen, wieder in seiner Kalesche saß.

Auf dem Wege fand man Blutspuren, doch alle weiteren Nachforschungen blieben vergeblich. So hatte die biedere Stadtwache von Sadlers Wells, die gleich den Konstablern anderer Kirchspiele zur Ausforschung des Übeltäters aufgerufen worden war, heute Abrede getroffen, das Wirtshaus zu den »Sieben Sternen« wohl im Auge zu behalten, weil es vielleicht durch geschickte Fahndung gelingen mochte, sich hier einigen Ruhm sowie die versprochene Belohnung zu gewinnen.

Besitzerin dieses verrufenen Hauses war die krumme Dinah, ein altes Weib, das, selbst von den Geschäften zurückgezogen, die Verwaltung der Schankwirtschaft unter höchst drückenden Bedingungen dem Bierzapfer Percy Roß übertragen hatte, der zu trichtern und zu zapfen verstand, wie kein anderer auf zehn Meilen in der Runde.

Dieser Percy Roß war der ärmste Teufel von der Welt, aber er hatte bessere Zeiten gesehen; man behauptete sogar, ehedem lateinische Schulen besucht. Da jedoch kein abgegriffener Dreier je in seiner Tasche seßhaft bleiben wollte, führte ihn ein widriges Geschick durch allerhand verfehlte Berufe bis in die Schankwirtschaft zu den »Sieben Sternen«.

Percy Roß war die eigentliche Seele dieses Unternehmens; sein Ruhm drang weit über Sadlers Wells hinaus, man nannte ihn den »Bettler in der Fürstengruft«, weil er jedem, der es gerne hören wollte, eine umständliche Geschichte von einer Zigeunerin erzählte, die ihm vor Jahr und Tag geweissagt hatte, er werde dereinst in der Westminsterabtei seine letzte Ruhe finden.

Und so wenig die Kläglichkeit der äußeren Umstände, in die er allgemach geraten war, die seltsame Prophezeiung zu rechtfertigen schien, so hartnäckig hielt er an ihr fest, leitete auch von ihr, halb im Scherze, halb jedoch ernsthaft, die kühnsten Rechte ab, trug sich, wenngleich in fremden Kleidern, als Kavalier und verstand es, des Sonntags im Hydepark, zum Erstaunen der Petitmaiters aus Gewölben und Schreibstuben, ein edles Roß zu tummeln, wie nur irgendein Offizier der neuen königlichen Garde, mochte das feurige Tier auch ein gestohlenes sein.

Ja, er pflegte, wo immer es anging, mit dem Hinweis auf die gewaltige Standeserhöhung, die ihm nach dem Tode bestimmt sei, einiges Geld zu borgen – wie ein andrer auf eine erhoffte Erbschaft borgt –, was sich die Leute von Sadlers Wells gerne gefallen ließen, weil im übrigen Percy Roß bei allen schwierigen Händeln der klügste und hilfreichste Berater war und niemals zögerte, wenn es galt, durch irgendeine verblüffende Unternehmung einem Freunde aus der Klemme zu helfen oder den dummen Braunröcken unendlich herablassend eine Nase zu drehen.

Seit einigen Tagen nun war Percy Roß erkrankt, und so hatte er sein niedriges Rollbett, wie man sich deren für Lakaien bediente, um es tagsüber unter dem hohen Bett der Herrschaft zu verbergen, in die mittlere Gaststube schieben lassen, dicht neben die Holztreppe, die in den Keller führte.

Nicht ein Krug konnte ausgegeben werden, ohne daß es der kranke Zapfer merkte. In dieser Gaststube hielt sich Percy Roß seit jeher am liebsten auf. Sie war nach dem Planeten Venus benannt, rechts und links gab es noch mehrere winzige Kammern, die von minder reizvollen Gestirnen ihre Bezeichnung herleiteten. Im »Merkur« hatten die fremden Kaufleute, die sich dann und wann nach Sadlers Wells verirrten, um dort ordentlich gerupft zu werden, ihre Zusammenkünfte; im »Mars« schnupften Matrosen und Soldaten ihren Tabak. In der »Venus« aber wurden nur bevorzugte Gäste empfangen.

Den eigentlichen Schankdienst an jenem Abend versah indessen ein junges Mädchen namens Gladys, kaum siebzehnjährig und von so ausgezeichneter Schönheit, wie man solche nicht leicht wieder finden mochte, weder in Sadlers Wells, noch überhaupt im ganzen neu erstandenen Königreiche. Sie war zugleich Percys Pflegerin, sie allein kannte die Art seines Leidens. Denn er vermied es, sich darüber auszusprechen, und er zog auch keinen Arzt zu Rate. Der bloße Anblick solch eines Quacksalbers, erklärte er, könne ihm den Tod geben, und für seine Gruft in Westminster sei noch nicht der richtige Platz gefunden.

Aber es war doch kein Geheimnis geblieben, daß Gladys den kranken Bierzapfer allabendlich über Brust und Rücken einen kunstreichen Verband anlegte, und einzelne wollten sogar an seinem geckenhaft gefältelten Hemde verdächtige Blutspritzer wahrgenommen haben.

Die bevorzugten Gäste des Venuszimmers waren es gewohnt, an der Seite des Bierzapfers eine Frauensperson über den »Sieben Sternen« walten zu sehen. Da er selbst zumeist in wichtige Beratungen verstrickt war, bedurfte er nützlicher Hilfe, und die Frauenzimmer flogen ihm nur so zu, daß es seine Art hatte. Willig führten sie das jammervolle Dasein, das er ihnen zu bieten hatte, und zogen weinend von dannen, wenn es ihm eines Tages einfiel, für Ersatz zu sorgen.

Über die Treue hatte Percy seine eigenen Anschauungen. Er hielt es nicht für nötig, eine Frau mit der andern zu entehren; man könne doch reinen Tisch halten und jeder einzelnen den Laufpaß geben, wann immer man ihrer überdrüssig geworden sei.

Nun also war die Reihe an Gladys. Ihre Aussprache hatte einen seltsamen fremden Klang, der ganz leicht über ihre Worte gebreitet lag, wie Reif auf den Pfirsichen, und wenn man Percy Roß nach ihrer Herkunft befragte, erzählte er, sie sei im Gefolge der neuen Königin von Portugal her übers Meer gekommen und habe die ohnmächtige Herrin in ihren Armen aufgefangen, als der König ihr schamlos seine Metze, die Lady Castlemaine, zuführte.

Er gefiel sich auch noch in anderen geheimnisvollen Andeutungen, halb im Scherz und halb im Ernst, wie dies nun einmal seinem Wesen entsprach, so, als werde sich dies alles schon zu gelegener Zeit aufhellen und hänge mit seinem eigenen dunklen Schicksale zusammen, das, wie ja bekannt, in der Westminsterabtei seinen Abschluß zu finden bestimmt sei.

Die Schönheit der jungen Gladys lockte nicht wenig Gäste in die Schankwirtschaft zu den »Sieben Sternen«, die sich sonst kaum hätten in Sadlers Wells blicken lassen, obzwar Gladys an keinen von ihnen auch nur ein Lächeln wandte, und Percy Roß dafür Sorge trug, daß ihr niemand zu nahe kam.

Die Stammgäste, stellten sich an jenem denkwürdigen Abend zur gewohnten Stunde ein, ohne sich durch das auffällige Treiben der Wache beirren zu lassen.

Die meisten unter ihnen hatten mit den Braunröcken schon des öfteren zu schaffen gehabt: »Ei, Freundchen,« so hieß es, »habt ihr euch von eurem Gevatter einen Schilling ausbedungen, daß ihr an seiner Statt die Mohrenpike traget? Er wird euch den Lohn schuldig bleiben.«

Aber die Wachen ließen sich nicht, wie sonst, in Streit und Widerrede verwickeln, sondern blickten schweigend, grimmig vor sich hin.

Bald war in der »Venus« kaum noch ein Platz zu finden. Alle Arten der besonderen Gewerbe, die in Sadlers Wells ihren Sitz hatten, waren vertreten. In Gruppen traten sie an das Lager des kranken Bierzapfers, wechselten mit ihm Gruß und Handschlag, während er, mühsam sich aufrichtend, seine Spaße hervorstieß:

»Holla, Gladys!« rief er, als ein hagerer Alter mit säuerlicher Miene eintrat, »traktiere doch die arme Seele mit Bamburykäse! Siehst du denn nicht, daß er geradenwegs aus Oxfordshire kommt, wo sie den dünnen Käse lieben und die geblähten Glaubensartikel.«

Und einen breitschultrigen Gesellen begrüßte er: »Der Himmel mit Euch, Freund Sackerson, oder sind meine Augen trübe geworden vom Fieber und Ihr seid nicht Sackerson, der Bär, den sie im Parisgarten dreimal gehetzt haben, und er beutelte die Hunde von sich ab, wie Robin Hood seine Häscher.«

»Ei, so wollte ich, die Braunröcke wären mir auf den Fersen,« klagte der Breitschultrige, »aber mit Eurer Herrlichkeit Vergunst, es gibt kein übleres Gepäck auf dieser Welt als ein gutes Gewissen. Seit drei Wochen bin ich nun ohne Arbeit und muß anhören, wie die Braunröcke von den ehrenwerten Gesellen schwatzen, die vorlängst den Lord Killegrew verprügelt haben. Ich war natürlich nicht dabei, ich nicht,« und er warf einen vorwurfsvollen Blick nach allen Seiten.

»Auf meine Ehre, wie solltest du dabei gewesen sein,« spottete der hagere Waliser, »da doch weder Gold noch Juwelen abhanden kamen.«

»Ach was,« knurrte der Breitschultrige, »hat es nicht Handgeld gegeben? Sechs Batzen Handgeld!« und er schlug mit den Armen um sich.

Indessen wandte sich Percy Roß schon wieder zwei Dirnen zu, die eben trällernd eingetreten waren, und rief zur Begrüßung: »Seht nur die frommen Gänschen, meiner krummen Dinah Ebenbild, wie sie leibte und lebte, da sie noch jung war. Der Bischof von Winchester soll euch eine Lizenz verschreiben! Hier findet ihr Anwert. Bei Cupido, dem Bogenschützen!«

Plötzlich aber hielt er inne, denn im Türrahmen war eine Gestalt aufgetaucht, der alle mit einigem Respekt Raum gaben. Auch das Lärmen und Klappern der Becher hielt einen Augenblick inne, und die beiden Dirnen schritten blöde und verlegen dem neuen Gaste entgegen, so, als habe die Ermunterung des Bierzapfers ihm gegolten.

Es war ein kurioser Kauz, der sich hier in den geschlossenen Kreis des Venuszimmers drängte. Eines Abends war er in einer herrschaftlichen Kalesche, die er an einer fernen Straßenecke halten ließ, nach Sadlers Wells gekommen.

Einzelne behaupteten, er stehe in naher Beziehung zum Hofe, andre wollten sogar von einem Briefe der Lady Castlemaine wissen, der dem Fremden einmal aus der Rocktasche entglitten sei und den Percy Roß sogleich in heimliche Verwahrung genommen habe. Der Fremde selbst legte offenbar Wert darauf, nicht erkannt zu sein, ließ sich auch nur in schlechten Kleidern blicken und trug ein gemeines und dabei künstliches Wesen zur Schau, das höchst abstoßend wirkte.

Gleichwohl verhielt man sich mit ihm, weil er es an Bewirtungen nicht fehlen ließ und zu allerlei gewagten Unternehmungen, wie sie in Sadlers Wells üblich waren, ohne viel Umstände Geld lieh.

Da man nicht wußte, wie der Fremde in Wirklichkeit heiße, nannte man ihn Junker Anthony, wie er sich selbst eingeführt hatte. Percy Roß trieb mit ihm seine grimmigsten Possen, denn er haßte ihn und hatte einmal sogar geschworen, dem Junker einen Trank zu versetzen, an den er lange denken solle, dies alles wegen Gladys, die der Junker mit verstohlenen Bitten und heimlichen Drohungen verfolgte, und die ihm doch nicht mehr Beachtung schenkte, als dem ganzen Treiben rings um sie, sondern eben jetzt, von der Arbeit verschnaufend, still, gewichtlos, auf einer Kante von Percys Rollbette saß, voller Sorge, ob ihm, dessen Atem merkwürdig flach klang, durch das viele Reden nicht Schaden erwachsen könne.

»Was der Tausend, Junker Anthony, seid Ihr's wirklich?« begrüßte Percy Roß den Ankömmling, »bei meiner zwiefachen Ehre und Treue, ich dachte schon, sie hätten Euren Leichnam mit dem Cromwells zugleich nach Tyburn geschleift, weil Ihr Euch solange nicht blicken ließet; oder haben Euch die Braunröcke geschreckt?«

»Geht mir doch,« wehrte Junker Anthony mit einer glasdünnen Stimme ab, »wer treu zum König steht und ein gutes Gewissen hat, braucht nicht himmlische noch irdische Gerechtigkeit zu fürchten.« Und er ließ sich an einem nahen Tische nieder, nicht, ohne Gladys einen heißen Blick zuzuwerfen.

»Ei, so will ich auf meine alten Tage das Graulen lernen,« gab Percy Roß zurück, »ich war königstreu, als sie das Bild Cromwells in Somersethouse auf einem Paradebett zur Schau stellten. Seit jeder Lümmel aber der Lady Castlemaine seine Reverenz erweist, finde ich es, die Wahrheit zu sagen, anständiger, republikanisch zu sein und in Tyburn am Galgen zu hängen.«

»Da mögt Ihr nur zusehen,« keifte Junker Anthony, »daß Euch nicht die Wachen zu fassen bekommen, ich hörte sie vorhin Euren Namen rufen, und fürwahr, nicht in der Absicht, Euch nach Westminster zu schaffen, obgleich Ihr Euch selbst in so vorteilhafter Weise aufgebahrt habt!« und er wies mit einer spöttischen Handbewegung nach dem schlechten Rollbette, auf dem Percy Roß lag.

Aber der Bierzapfer war nicht aus seiner guten Laune zu bringen. Keuchend und pustend gab er zurück: »Haben sie den Protektor aus Westminster nach Tyburn geholt, so mag der umgekehrte Weg auch nicht verboten sein. Und Ihr sollt mir das Geleite geben, Junker Anthony, das will ich ins Testament setzen. Was aber die Braunröcke betrifft, die vor der Türe so umständliche Beratung halten, so suchen sie nur einen gewissen, vermummten Reiter, und den werden sie in Sadlers Wells nicht aufspüren, so wahr ich Percy Roß heiße. Denn im Ernst, Junker Anthony, es sind von ihm keine weiteren Spuren zu finden, als auf Lord Killegrews Rücken.«

Nun wußte der Junker nichts mehr zu erwidern. Verdrießlich wandte er sich zur Seite und bestellte bei Gladys einen Krug Ale, nebst einen Bastard aus recht süßem Weine, vielen Rosinen, damit er das Fräulein traktieren könne. Die beiden Dirnen hatten neben dem Breitschultrigen Platz genommen, der von Percy Roß als Sackerson, der Bär, begrüßt worden war.

In einer andern Ecke kaute der hagere Waliser bedächtig seinen Käse und ließ zugleich mit der linken Hand die Würfel rollen. Er spielte »Novem« mit einem Buckligen. Die Würfel aber waren falsch; die beiden Partner suchten sich gegenseitig zu betrügen – es gab Streit.

Hinter dem roten, vergitterten Fenster wurde das spähende Antlitz eines Konstablers sichtbar. Einige von den Gästen zogen es nun doch vor, nach Hause zu gehen. Andre beugten sich über Percy Roß, der flüsternd mit ihnen verhandelte. Junker Anthony erlauschte, daß sie von einer heimlichen Falltüre sprachen, die in den Nachbarkeller und von da ins Freie führe. Aus dem »Mars« vernahm man den Gesang betrunkener Matrosen: ein Lied, das einem schönen Mädchen in Madras galt und ihre Küsse mit Natterbissen verglich.

Gladys kam zurück, stellte Ale und Bastard auf den Tisch, wie es Junker Anthony befohlen hatte. »Gönnt Euch doch Ruhe, mein schönes Kind, und nehmt es zu Gnaden auf, wenn ich Euch bitte, bei mir niederzusitzen,« flötete er nun mit süßer Stimme, »ach, wenn Ihr wüßtet, wieviel ich gelitten habe!«

Da fuhr Percy Roß schon wieder drein: »Nun denn, auf meine Ehre, wenn es wahr ist, daß Seufzer als Wolken zum Himmel fahren, so werdet Ihr uns heute abend noch schändliches Regenwetter bescheren, Junker Anthony. Doch sprecht, was habt Ihr erduldet? Denn leidend seht Ihr aus. Bei der schaumgeborenen Göttin!«

Die Gesellen, die um Percys Lager standen, begannen ein schallendes Gelächter. »Laßt die Göttin,« wimmerte Junker Anthony, »und Euer Schaum ist falsch, Ihr tut Seife in Euren Witz wie ins Bier, damit es in die Höhe geht. Aber was mein Übelsein betrifft, so ist es in der Tat nicht erlogen. Ich war kläglich daran, liebe Freunde.«

»Zum Henker, seid Ihr gar im Pökelfaß gesessen,« rief Percy Roß unter dem Wiehern seiner Gefährten. »Mein Seel, der Scheitel wird Euch kahl von der schlechten Krankheit. Welch tückisches Frauenzimmer hat Euch die angehängt? Ihr solltet öfter eine Schwitzkur gebrauchen und des Morgens geschmorte Pflaumen zu Euch nehmen.«

»Der Himmel bewahre mich vor solch schalem Spaßmacher,« piepte Junker Anthony, während Percy Roß, von einem Hustenanfall geplagt, blutigen Schleim auswarf. »Meiner Treu, Ihr tätet besser, Euch um das eigene Weh zu bekümmern. Dachtet Ihr nicht letzthin daran, mit diesem verehrungswürdigen Kinde die Pavana zu tanzen, und müßt Euch nun von ihm betreuen lassen, wie eine Wöchnerin!«

»Nur gemach, Junker Anthony,« keuchte Percy Roß, »seht zu, daß Ihr selbst nicht zur Stunde einen schottischen Hopser lernet, der Euch schwindlig macht, Ihr solltet mir zum Morristänzer werden, über und über mit Glöckchen behangen, wie der Lieblingsnarr der Lady Castlemaine, wenn Ihr Euch nur überhaupt in die Gunst eines Frauenzimmers zu bringen verstündet. Aber mit Eurer Erlaubnis, trefflicher Junker Anthony, Ihr seid eben nicht von glücklicher, äußerer Bildung, und es ist nun einmal Euer Schicksal, einen Kranz aus Weidenzweigen zu tragen, wie er verschmähten Liebenden ziemt.«

»Ei, wollt Ihr mich zum Narren machen,« zischte Junker Anthony los, der bisher mit seiner Wut noch zurückgehalten hatte, »so zahlt mir doch vorerst die silbernen Schillinge zurück, die Ihr kürzlich von mir geliehen habt.«

»Seht mir doch das schmucke Herrchen an,« erboste sich nun auch Percy Roß, da man ihn an geborgtes Geld mahnte. »So wahr Nero in der Hölle als Geiger aufwarten muß und Trajan in der ewigen Verdammnis Würmer angelt, so sollt Ihr dereinst mit den Wucherern im herabtropfenden Feuerregen sitzen.«

»Der Junker hat Percy Roß beleidigt! Er hat Seine Gnaden, unsern ehrenwerten Bierzapfer Percy Roß verunglimpft!« schrien nun im Chor alle Gäste des Venuszimmers, die sich belustigt herzudrängten. Nur Gladys trippelte aufgeregt wie ein Vögelchen hin und her. Es war ihr nicht entgangen, daß die Fieberröte im Antlitze Percys zuweilen einer fahlen Blässe wich, und sie klammerte sich an seine Hand, bemüht, ihn durch stummen Zuspruch zu beschwichtigen.

Doch der Chor rief: »Auf die Knie mit dem gottlosen Schlingel, er soll Seine Gnaden um Vergebung bitten,« und sie drückten Junker Anthony vor dem Rollbette zur Erde nieder. Der Junker machte sich den Scherz zunutze, und da er nun Percy Roß ganz nahe gerückt war, flüsterte er ihm hastig ins Ohr: »Verzeiht mir, Percy, und von den Silberlingen soll nicht mehr die Rede sein. Ja, ich will Euch so reich machen, wie Ihr nur immer begehret – wenn Ihr mir für einen Abend die Entzückungen dieses holden Kindes gönnt,« und er wies auf Gladys, die ihn entgeistert anstarrte.

In Percy Roß war wieder Leben gekommen, laut lachte er auf: »Sagtet Ihr nicht: verzeiht mir – genau so sprach das Wunderpferd Marokko, als es in Rom vor dem Kruzifix niederkniete, und doch wurde es mitsamt seinem Herrn verbrannt. Ihr seid ein armseliger Hund, Junker Anthony, des Pfeifens nicht wert. Und es ist nun einmal Eure Rolle, den Tom Drum in der Posse zu spielen, der alle Schläge und Püffe erhält. Habt Ihr nicht letztlich Gladys an der Ecke aufgelauert und sie mit Eurem schändlichen Gelde zu beschwatzen versucht? Aber seht, sie hat es Euch vor die Füße geworfen und ist entschlossen lieber bei mir zu bleiben, der ich jetzt auf Stroh gebettet liege und keine drei Batzen mein eigen nenne, als mit einem so mißgestalteten Schelm, wie Ihr es seid, Abrede zu nehmen.«

Und wirklich, wenn man die beiden Widersacher miteinander verglich, den armen Bierzapfer, dessen ebenmäßige Gestalt, von Koller und Halskrause befreit, doppelt eindrucksvoll zur Geltung kam, und die lasterhafte Derbheit des Junkers, die sich in jeder seiner spitzen Bewegungen offenbarte, konnte die Entscheidung nicht schwer fallen.

»Drei Weiber und eine Gans machen einen Markt,« zeterte wieder Junker Anthony, indem er aufsprang, »so hat mich das Märzhühnchen an Euch verkauft. Nun ja, Tugend hat ihre Tücken; so kann's ihr nicht fehlen.«

»Bei meiner Lebenspflicht,« gurgelte Percy, »seht Euch vor, ehe Ihr Gladys beleidigt, sonst wäre es am Ende noch an mir, Euch um Vergebung zu bitten, denn Ihr wißt, daß also die Henker tun, ehe sie solch gottlosem Schlingel den Garaus machen.«

»Der Zorn Euer Gnaden setzt mich in Erstaunen,« höhnte Junker Anthony, »wie kam es denn, mit Vergunst, daß Ihr jenen Beutel von mir liehet, so Euch doch bekannt war, wie es um mich und Gladys bestellt sei. Schlichet Ihr nicht hinter mir her, wie ein Bettler ums Almosen?« Triumphierend sah sich Junker Anthony nach allen Seiten um. »Ihr wißt doch, wie sie Euch nennen, Percy Boß – ›den Bettler in der Fürstengruft‹.«

Der Bierzapfer lachte grimmig. »Bei meiner Treu, Junker Anthony, es geschieht wohl zum ersten Male, daß Ihr die Wahrheit redet; ich nahm das Geld von Euch, ich bettelte darum, denn ich bedurfte seiner in einer höchst wichtigen Angelegenheit!«

»Ei, so nennt uns doch die Angelegenheit,« geiferte Junker Anthony, »war's nicht, um in der Gunst dieses artigen Kindes fester Wurzel zu schlagen.«

»Zum Henker!« donnerte Percy Roß und war mit einem Satze von seinem Lager aufgesprungen, ehe Gladys, die seinen Arm umklammerte, es verhindern konnte, »zum Henker mit Euren schändlichen Mutmaßungen. Es sollte ein Geheimnis bleiben, als Geschenk für Euch zu Neujahr bestimmt mit einer vergoldeten Muskatnuß ins Haus zu schicken, aber nun will ich's Euch doch ins Ohr flüstern, damit es die Braunröcke draußen nicht hören: Ich brauchte das Geld, um mir ein Pferd zu leihen, Ihr wißt, daß ich gerne zu Pferde sitze. Ich brauchte das Geld, um einen nichtsnutzigen Lümmel vor aller Welt auspeitschen zu lassen, damit er nicht länger umherschleicht, mit geborgten Masken, wie ein blasses Fräulein, das die Sommersprossen fürchtet – damit er sich nicht länger gemein machen kann und recht hündisch gegen arme Schelme betragen, denen er sich an allen inneren und äußeren Gaben nicht zu vergleichen vermag. Aber im Ernste,« fügte Percy Roß blitzenden Auges hinzu, »ich dachte nicht, daß Ihr noch ferner im Sinne haben würdet, den Bierzapfer zu spielen, und daß es weiter an mir sei, Euch feine Lebensart beizubringen – Lord Killegrew!«

Laute Erregung bemächtigte sich der Umstehenden, soweit sie nicht von Percy Roß ins Vertrauen gezogen waren. Auch aus den benachbarten Kammern drängten die Gäste herbei, um Junker Anthony zu sehen, den sie doch alle kannten und der sich nun mit einem Male als Lord Killegrew entpuppte, als der gefürchtete Günstling der Lady Castlemaine. Einige Getreue umringten Percy Roß, um ihn zu schützen. »Du bist wahnsinnig,« raunten sie ihm zu und: »rette dich, der Wagen steht bereit!«

Doch Lord Killegrew, der sich so unverhoffterweise erkannt und seinem Beleidiger gegenübergestellt sah, schien mit einem Male wie verwandelt, so, als habe Junker Anthony vorhin die Kammer verlassen, und er selbst sei eben jetzt zum ersten Male hier eingetreten. Mit der Fußspitze schob er einen umgestürzten Krug beiseite, der auf dem Boden lag, rümpfte die Nase und sprach mit hochmütig gedämpfter Stimme: »Gebt Euch zufrieden, Bierzapfer, alle Ausgänge sind verstellt, auch die geheimen. Junker Anthony ist vorhin den Wachen ein wenig an die Hand gegangen. Sie werden Euch in Tyburn das Schweigen lehren.«

»Nicht ehe Ihr mir selbst schwere Rechenschaft abgelegt habt,« heulte Percy Roß, der sich mühsam aufrechthielt und mit dem letzten Aufgebot der Kraft seine Freunde abwehrte. »Haspelt Euer Gebet herunter, Lord Killegrew, zu Amaimon, Barbason oder Luzifer. Wer mit dem Teufel essen will, muß einen langen Löffel haben.« Und er schwang einen Stuhl. Doch ehe er ihn auf das Haupt seines Widersachers niederfallen lassen konnte, stürzte er selbst der Länge nach schmetternd auf den Boden nieder. Ein Verband löste sich. Rotes Blut sprang aus einer halb verharschten Wunde.

Ungeheure Verwirrung entstand. Einzelne Besucher der Schankwirtschaft zu den »Sieben Sternen« turnten zu den Dachsparren empor, andere ließen sich in den Keller hinabgleiten. Es gab noch Schlupfwinkel, von denen sich die Braunröcke nichts träumen ließen.

Das Antlitz Lord Killegrews, der mitten in dieser allgemeinen Hast einen Augenblick lang zögernd Gladys betrachtet hatte, die verständnislos vor der Leiche ihres Freundes kniete, nahm jetzt einen überlegenen Ausdruck an. Er neigte sich zu Gladys und sprach in der vollendet sicheren Haltung des Höflings, etwa so, wie er der Lady Castlemaine den Arm angeboten hätte, um sie zu ihrem Wagen zu geleiten: »Ich verneige mich vor Eurem Schmerze, schönes Kind, und weiß, daß die silbernen Tropfen, die vom Mond ins Meer niederfallen, nicht kostbarer sind als Eure Tränen. Aber Ihr dürft keinen Augenblick länger säumen. Vertrauet Euch meinem Schutze an. Die Wachen ahnen nicht, wer ich bin, aber sie werden uns ziehen lassen; auch Ihr, mein artiges Fräulein, ahnt es kaum, ein Leben voller Freude erwartet Euch …«

Doch Lord Killegrew konnte nicht zu Ende sprechen. Er fühlte eine schwere Faust, die sich ihm auf die Schulter legte. Ein breitschultriger Mann stand vor ihm, der nämliche, den Percy Roß vorhin Sackerson, den Bären, genannt hatte: »Du bist mir ein gefährliches Stück von liederlicher Wirtschaft!« schrie er, »hätte man mich an die Barriere von Oxfordstreet mitgenommen, wäre gleich damals ganze Arbeit geschehen und Percy lebte noch. Aber hast Du Dir's nicht verkühlen lassen können, bis dieser unter der Erde liegt!« Und aus nächster Nähe feuerte er sein Terzerol gegen Lord Killegrew ab.

Auf diesen Schuß hin drangen die Wachen, die nun endlich vollzählig versammelt waren, in die Schankstube ein. Sie fanden das Venuszimmer leer, die Lichter verlöscht, die Kellertüre verriegelt und auf dem Estrich die Leichname zweier Männer, deren einen sie als Percy Roß, den Bierzapfer, erkannten, den andern als einen Gast, der ihnen vorhin verschiedentliche Konfidenzen aufgedrängt hatte, was gleich verdächtig erschienen war. So gerieten sie in nicht geringe Verlegenheit. Der Konstabler kraute sich den Kopf und fragte die erste Wache, ein altes, triefäugiges Männchen, seines Zeichens Pastetenbäcker:

»Was meint Ihr, Gevatter, was da wohl zu tun sei? Wie soll man die beiden Halunken in des Königs Namen stehen heißen, da sie doch tot sind?«

»Da sie doch tot sind,« entgegnete bedächtig der Pastetenbäcker, »kann man sie in des Königs Namen nicht stehen heißen, Gevatter. Es ist eine Besonderheit des Todes, von den weisesten Leuten beschrieben, die Latein verstehen, daß der Tod keine andere Haltung erlaubt, weder stehen noch sitzen, sondern nur liegen, und es wäre Vermessenheit, Gevatter, und höchst unchristliches Beginnen, die Toten vor dem Jüngsten Tage zum Stehen verhalten zu wollen, sei es auch in des Königs Namen.«

»Ei, so wollte ich,« klagte der Konstabel, »man hätte uns ein passendes Kommando ausgeteilt, da von allen Schelmen nur gerade die beiden zurückgeblieben sind, die man nicht stehen heißen kann.« In diesem Augenblicke fiel der matte Schimmer einer Laterne, die er in der Hand trug, auf Gladys, die ihr Antlitz auf den Estrich gepreßt hatte und deren jugendlich schlanker Körper von lautlosem Schluchzen geschüttelt wurde.

»Ist das nicht Gladys, Gevatter, des Bierzapfers Buhlerin?« rief der Pastetenbäcker und stieß sie mit seiner Pike an. »Auf meine Ehre, sie ist's,« bestätigte der Konstabler, »und wenn sie nur einen Funken Lebens in sich trägt, so will ich sie stehen heißen, in des Königs Namen, so wahr mir Gott helfe!«

Gladys erhob sich, und da sie die Braunröcke sah und nicht anders meinte, als man führe gegen ihren Freund Übles im Schilde, noch über das Grab hinaus, löste sich mit einem Male ihre Stimme, die ihr den ganzen Abend in der Kehle wie zugeschnürt festgesessen hatte, und furchtlos die Wachen anblickend, sprach sie schnell vor sich hin:

»Ich weiß nicht, ihr Leute, wessen Percy beschuldigt ist, aber mein Seel, er war treu, solange er lebte, und keiner Schandtat fähig. Ich selbst bin fremd hierzulande. Aus Frankreich wurde ich in die Nähkammer der Lady Castlemaine gebracht, die es böse meinte. Einmal schlug sie mich auf offener Straße, weil ein Band an ihrem Kleide sich gelockert hatte. Percy, den ein Zufall zum Zeugen dieses Vorganges machte, kaufte mich für seine letzten Groschen der Kammerfrau ab, die über dem Gesinde stand. Seither ist er mir Vater und Mutter gewesen in einem, wenn es auch seine Freunde nicht erfahren durften, die gerne spotteten, wie er selber. Denn in Wahrheit, er hat mehr Schwänke in seinem Leben verrichtet, als profitable Arbeit.«

Der Konstabler stampfte ratlos hin und her. »Gevatter,« sprach er schließlich zum Pastetenbäcker, »es ist nun einmal so, daß wir zwei Erschlagene gefunden haben und kein lebendiges Wesen sonst, als dieses Weibsbild. Wir müssen sie als Malefikantin mit uns nehmen.«

So wanderte Gladys ins Gefängnis. Die beiden Leichname aber wurden ins Beinhaus geschafft, wo sie zunächst nackt und bloß ausgestellt blieben, wie es das Gesetz befahl.

Indessen verlangte am zweiten Tage Lady Castlemaine den Lord Killegrew zu sprechen, und da er nirgends zu finden war, weder in seinem Londoner Palaste noch auf seinem Landsitze in Dutfort, faßte man einige Beunruhigung, befragte die Dienerschaft und wurde so allgemach nach Sadlers Wells und von dort ins Beinhaus gewiesen. Es erging darum ein Befehl, den Leichnam in einem stattlichen Sarge des Nachts an die Barriere von Oxfordstreet zu bringen, so, als wäre Lord Killegrew unversehens auf einer Reise gestorben.

Der Diener, dem dieser Auftrag in aller Heimlichkeit zugeteilt wurde, hatte den Lord bei dessen Lebzeiten niemals leiden mögen, und er verargte es seinem Herrn, daß er ihm noch im Tode so üble Arbeit aufbürdete, wie des Nachts seinen Leichnam aus dem Beinhaus zu holen; strich also die Belohnung ein, die man ihm bot, und gab den Auftrag an einen Jäger weiter, der kurze Zeit erst im Dienste stand und, die Wahrheit zu sagen, den Lord niemals von Angesicht geschaut hatte.

Gleichwohl verfuhr er nach Geheiß, brachte den schriftlich ausgefertigten Befehl ins Beinhaus und schwankte nur ein Geringes, welchen unter den beiden Toten von Sadlers Wells er als seinen Herrn ansprechen sollte. Kurz entschlossen aber stießen die Wächter den Leichnam Lord Talbot Killegrews beiseite. »Der mißgestaltete Schelm kann seine Lordschaft nicht sein,« sagten sie, und beugten ihr Knie vor der entseelten Hülle des armen Bierzapfers, dessen edle Haltung im Tode ihnen Ehrfurcht gebot. Entblößten Hauptes taten sie die kostbaren Gewänder um seine Schultern und schlossen den schweren, metallenen Sargdeckel über seinem scharfgeschnittenen Antlitz, das zu lächeln schien.

So wurde Percy Roß, der Bierzapfer, in Westminster beigesetzt, wie es ihm stets als Verklärung seines geringen Daseins vorgeschwebt hatte. Der gesamte Hof gab ihm das letzte Geleite.

Gladys aber mußte, als sie das Gefängnis verließ, ihre Andacht vor einem armseligen Grabe an der Friedhofsmauer verrichten, in dem Lord Killegrew, Günstling der Lady Castlemaine, neben schlechten Leuten von Sadlers Wells verscharrt wurde. Da ihre Gedanken aber mit heißer und schmerzhafter Sehnsucht dem toten Freunde sich anheimgaben, so mögen doch wohl auch sie, in ihrer Demut, den Weg nach Westminster gefunden haben.


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