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14.

Im Residenzschlosse zu Büsingen flammten die Wachskerzen, die noch nach alter Sitte bei besonders feierlichen Gelegenheiten die Festräume erhellten.

Im großen Spiegelsaale mit den hohen, goldenen Kandelabern und den purpurroten Sammetpolstern wogte eine bunte Gesellschaft durcheinander, die plötzlich lautlos verstummte, als der Stab des Oberhofmarschalls dreimal dumpf hallend auf den Boden stieß, zum Zeichen, daß die höchsten Herrschaften nahten.

Ein Hochzeitszug war's, der sich durch den Spiegelsaal hindurch zur Kapelle bewegte.

Der Fürst führte die Braut, die schöne, graziöse Hofdame und Freundin der Fürstin, Witta von Wuthenow. Fürst Dolf Dietram zur vollen Höhe aufgereckt, die Augen kalt und hart ins Leere gerichtet, ohne einen Blick für die zitternde Frauengestalt, die an seinem Arm hing, und deren sonst so blühendes Antlitz farblos war, wie weißer Marmor.

Die Fürstin in starrer, weißer, silbergestickter Seide und köstlichem Hermelin folgte am Arme des Bräutigams, des Ministers von Borghammer.

Daran schloß sich die verwitwete Erbprinzessin von Büsingen mit einigen anderen Mitgliedern des Hauses Büsingen und Pleß, und den Herren und Damen vom Dienst.

Ein Familienfest sollte es sein, so hatte es die Fürstin gewünscht, wenn ihre geliebte Freundin an den Traualtar schritt, um dem verdienstvollen Minister des fürstlichen Hauses die Hand zum Ehebunde zu reichen. Die strenge Etikette, das steife Hof-Zeremoniell sollte verbannt sein. Wie treue Freunde wollten der Fürst und sie das Brautpaar zum Traualtar geleiten.

Und nun legte der Fürst die Hand der Braut in die Seiner Exzellenz, des großen, stattlichen Mannes, der mit stolzem Blick und ernstem, unbewegtem Antlitz die Hand der Braut aus der des Fürsten entgegennahm.

Die Orgel erbrauste. Die Schloßkapelle füllte sich mit der glänzenden Hochzeitsgesellschaft, die gekommen war, den letzten Ehrentag der schönen Wuthenow mitzufeiern.

War es nicht wie Hohn, daß jetzt vom Chore herab das herrliche Brautlied erklang, von tiefem Orgelton feierlich begleitet? Das Lied, das junge Bräute beim ersten Schritt ins Leben geleitet, wenn sie, wie es im Liede heißt:

»Aus der Eltern Macht und Haus«

züchtig heraustreten, »an des Lebens Scheide,« um zu lieben und zu leiden?

Die Fürstin hatte das Lied für ihren Liebling befohlen, und als es jetzt so liebemächtig vom Chore herniederschwebte, da stand hier und da auf den Lippen der Höflinge und der Damenwelt ein leises Lächeln.

Die Fürstin sah es nicht. Ihr strahlender Blick ruhte auf dem schönen, stolzen Paare, das jetzt vor den Altar trat.

Mit stillem Lächeln lauschte die fürstliche Frau auf den Hochzeitsgesang:

Freigesprochen, unterjocht,
Wie der junge Busen pocht,
Im Gewand von Seide –
Geh' und lieb' und leide!

Der Bräutigam hatte jetzt eine tiefe Falte zwischen den dunklen Brauen, und sein von einem spitzgeschnittenen braunen Vollbart umrahmtes, scharfgeschnittenes Gesicht zeigte einen leisen Zug der Unruhe und des Verdrusses.

Frommer Augen helle Lust
Ueberstrahlt an voller Brust
Blitzendes Geschmeide, –
Geh' und lieb' und leide!

hallte es vom Chor hernieder.

Auch aus dem Antlitz des Fürsten sprach jetzt unverkennbar unwilliges Befremden, und der Blick, der seine Gemahlin streifte, die ganz verzückt lauschte, war nichts weniger als freundlich.

Merke dir's, du blondes Haar,
Schmerz und Lust Geschwisterpaar,
Unzertrennlich beide –
Geh' und lieb' und leide!

verklang es in der Höhe. Mächtig setzte die Orgel ein, und dann stand der Priester vor dem Paare und sprach von der Liebe, die nie aufhört, und von Treue. Er sprach auch von dem treuesten Diener seines Fürsten, des ersten Beraters, dessen milde, gerechte Hand Tausenden zum Wohle und niemandem zum Leide, für das Fürstentum Büsingen zum Segen geworden, und dem man nun ein köstliches Kleinod anvertraute, die langjährige, bewährte Freundin der Herrscherin des Landes. Er sprach von der Selbstlosigkeit und der Aufopferungsfähigkeit der Braut, und die Fürstin zerdrückte eine Träne der Rührung in ihren blassen Augen.

Aber auch das ging vorüber. Der Segen wurde über das Brautpaar gesprochen. Die lange Schleppe der Braut, von duftigen, kostbaren Spitzen über schimmernder Seide, fegte achtlos über die weißleuchtenden Azaleen und Myrtenzweige hin, die den tieffarbigen Teppich schmückten, und der Hochzeitszug bewegte sich zurück durch den Spiegelsaal, dem goldenen Saale zu, wo das Festmahl der Gäste und des Hochzeitspaares harrte.

Der Fürst saß bleich, mit abgespanntem Gesicht an der Seite der Braut, deren Antlitz jetzt von strahlender Heiterkeit erglühte und wieder in blühender, sieghafter Schönheit strahlte. Das Auge des Ministers hing oft in flammender Leidenschaft an diesen fast kindlich reinen Zügen, die noch immer so fragend ins Leben schauten, als erwarteten sie nur Märchenwunder, während doch seine schöne Frau, das wußte er wohl, eine Wissende war. Der Gedanke an die Vergangenheit seiner holden Frau hatte hier und da schon das stolze Glück seiner Exzellenz verdunkelt, und heute – er wußte selbst nicht, wie es zuging – bedrängten ihn die dunklen Schatten mehr denn je und bohrten in seiner Seele, so daß er kaum hörte, was die Fürstin Geraldine zu ihm sprach, leutselig, huldvoll, mit einem leisen Klageton, daß sie Witta nun hergeben mußte.

War er mehr als 45 Jahre alt geworden, um Ansprüche zu stellen, wie ein törichter Knabe, der Welt und Menschen nicht kennt? Die Leidenschaft für Witta raubte ihm noch jedes vernünftige Denken und machte ihn zum Spielball unkontrollierbarer Stimmungen, so daß er ringsum Gefahren witterte. Wie oft schon hatte ihn die dunkle Wahnvorstellung gefoltert, daß man ihm den Becher von den Lippen reißen konnte, ehe er sich selbst satt getrunken, und jetzt, hier bei der Festtafel, wo soeben der Fürst mit seltsam heiserer Stimme auf das Wohl des Brautpaares geredet hatte, überkam ihn dasselbe Gefühl wieder.

Heiß preßte er plötzlich die Hand der Braut, ehe er sich erhob, um dem Fürsten zu danken, und sein Glas auf das Wohl des Fürstenpaares zu leeren.

Und während er sprach, da neigte sich Witta, den Kranz von blühenden Orangenblüten in dem braungelockten Haar, von dem der duftige Schleier lang niederwallte, zu dem Fürsten und flüsterte ihm zu:

»Ich muß Durchlaucht sprechen. Nachher, wenn der Tanz sich seinem Ende zuneigt, im Wintergarten.«

»Unmöglich,« gab Fürst Dolf Dietram zwischen den Zähnen zurück. »Sie kennen meinen Wunsch und Willen, Exzellenz.«

Witta zuckte bei der ungewohnten Anrede wie unter einem Peitschenhiebe zusammen.

»Ein letztes Mal,« flehte sie heiß, und es war, als funkelten Tränen in ihren Augen.

»Niemals!« gab der Fürst zurück. »Meine Gedanken und Empfindungen sind Ihnen geläufig, wozu also zwecklose Auseinandersetzungen? Wenn diese Farce hier, die kaum noch erträglich ist, zu Ende geht, dann hoffe ich, wieder freier aufatmen zu können, denn jetzt ersticke ich fast an dem grenzenlosen Ekel vor mir selbst.«

Die Märchenaugen der schönen Frau blitzten unheimlich drohend auf. Ein düsteres Feuer flackerte darin, als sie heiß zu ihm emporflüsterte:

»Hüten Sie sich, Fürst, das Seil könnte reißen, das Sie zu straff spannen.«

»Unser allergnädigster Landesherr Seine Durchlaucht Dolf Dietram von Büsingen und seine edle Gemahlin, sie leben hoch, Hurra, Hurra, Hurra!« tönte die eherne Stimme des Ministers dazwischen, und dann war ringsherum ein Jubel und Gläserklingen.

Auch Wittas Sektkelch klang hell an den des Fürsten.

»Ich werde das Schloß nicht verlassen,« flüsterte sie eindringlich, »bevor ich Durchlaucht nicht gesprochen habe.«

»Sie sind wahnsinnig, Baronin.«

»Möglich, aber wenn ich es bin, dann weiß ich auch, wer mich dahin gebracht hat,« und mit liebenswürdigem Lächeln, als wäre nichts geschehen, wandte sie sich der Fürstin zu, die ihr mit einem Schmeichelwort zärtlich zutrank.

Und dann war auch diese Qual für den Fürsten zu Ende. Der Strom der Festgäste ergoß sich in den Tanzsaal.

Der Fürst mit der jetzt strahlend glücklichen Braut eröffnete den Hochzeitsball.

Er sprach kein Wort. Seine Lippen hatten sich fest aufeinander gepreßt, und die großen, spitzen, weißen Zähne bohrten sich scharf in die schmale Unterlippe.

»Werden Sie mir die letzte Unterredung gewähren. Durchlaucht? – Es muß sein! – Ich verspreche, daß unsere Wege sich dann nie mehr kreuzen sollen, sofern die Stellung meines Mannes es nicht unbedingt erfordert.«

Ein prüfender Blick flog aus den Augen des Fürsten zu der schönen Braut hernieder.

»Ich werde kommen,« sagte dann der Fürst, mit einem gemessenen Verneigen gegen seine Tänzerin, und seine Stimme hatte einen harten Klang, »aber hüten Sie sich, aus dieser Nachgiebigkeit meinerseits irgend welchen Folgerungen in Ihrem Sinne stattzugeben. Ich wünsche nichts weiter, als unliebsames Aufsehen zu vermeiden und Ihnen für immer Lebewohl zu sagen.«

Ein diabolisches Leuchten war in Wittas Augen, als sie, lächelnd, die roten Lippen halb geöffnet, jetzt ihrem Gatten entgegen trat, an seiner Hand zum Tanze zu schreiten.

»Welch ein prachtvolles, herrliches, wohlgelungenes Fest,« flüsterte sich die Hofgesellschaft untereinander zu. »Der Minister und seine Gattin sind zu beneiden um so viel fürstliche Huld und Gnade.« – –

»Darf ich um einen Freundschaftsdienst bitten, lieber Ludwig?« redete eine Stunde später der Fürst den Professor an.

»Durchlaucht haben nur zu befehlen.«

»Laß doch, bitte, die Durchlaucht beiseite,« rief der Fürst ungeduldig, und vorsichtig um sich spähend, ob kein Lauscher in der Nähe, fuhr er fort: »Es ist wirklich unerträglich, daß man kaum eine einzige Minute Herr seines Willens ist. Die Baronin Wuthenow, oder besser gesagt, die junge Exzellenz von Borghammer, hat mich um eine letzte Unterredung im Wintergarten gebeten.«

Schiemann hob erregt und unwillig den Kopf.

»Das ist ja offenbar Wahnsinn. Durchlaucht haben doch abgelehnt?«

»Leider ohne Erfolg. Die Baronin war so gereizt, daß ich bei ihrer bekannten Rücksichtslosigkeit bestimmt auf einen Skandal rechnen konnte. Ich weiß, daß es unglaublich leichtfertig ist, der schönen Frau ihren kapriziösen Wunsch zu erfüllen, aber ich selbst habe das Bedürfnis, ein für alle Mal aufzuräumen, und wenn auch Zeit und Stunde schlecht gewählt sind, so sehe ich doch keine andere Möglichkeit, von ihr loszukommen. Es ist nun mein Wunsch, daß du, lieber Freund, dieser Unterredung ungesehen beiwohnst.«

»Durchlaucht hegen Mißtrauen gegen die Frau, vor der zu warnen ich mir immer erlaubte?«

Ein zorniger Blick flammte unter den leichtgeschlossenen Augen des jungen Fürsten auf den kühnen Sprecher.

»Ich möchte einen Zeugen für die Unterredung und auch jemand, der mich warnt, wenn irgend welche Gefahr in der Nähe ist.«

»Ich stehe Durchlaucht immer zu Diensten.«

»Am Ende des Wintergartens,« bemerkte Fürst Dolf Dietram, »dort wo heute durch einen glücklichen Zufall die Beleuchtung etwas mangelhaft ist, findest du, hinter Blattwerk verborgen, eine Tür, die in meine Gemächer führt. Eine Glasscheibe in der oberen Hälfte ermöglicht einen Ueberblick über einen ausgedehnten Teil des Wintergartens und über den Gang, dessen große Glasfenster den Wintergarten seitwärts begrenzen. Ich wünsche nun, daß du, hinter der Tür verborgen, das mit anhörst, was ich der Baronin zu sagen habe, und zugleich Ausschau hältst, daß niemand unsere Unterredung stört. Willst du mir diesen Dienst erweisen, Ludwig?«

»Es ist mir eine Freude, Durchlaucht dienen zu können.«

»Nicht doch, Ludwig. Du glaubst nicht, wie mir das alles verhaßt ist. Wie ich mich nach einem ehrlichen, guten Wort aus aufrichtigem Freundesherzen sehne. Die Komödie, die hier gespielt wird, ist mir so zuwider, daß ich wirklich meine ganze Selbstbeherrschung aufbieten muß, um diesen entsetzlichen Tag nicht noch durch eine Katastrophe enden zu lassen, die für uns alle von unabsehbarer Tragweite sein würde.«

»Wenn ich Durchlaucht als Freund raten darf, so gewähren Sie der schönen Witta die verlangte Unterredung nicht.«

Der Fürst winkte abwehrend mit der schmalen, feingeformten Hand.

»Es ist nicht mehr zu ändern, Ludwig. Ich verspreche dir aber, daß es das letzte Mal sein soll, wo ich etwas tue, das nicht frei und offen vor aller Welt geschehen kann. Die Tage, da ich mich von meinen Leidenschaften, Liebhabereien und Wünschen treiben ließ, sollen vorüber sein. Ich habe eingesehen, wie nichtig das alles ist. Viel Törichtes und Schlimmes habe ich in gedankenlosem Egoismus angerichtet. Mir selber habe ich damit die köstlichsten Lebenswerte zerstört. Was täte ich nicht, könnte ich ungeschehen machen, was geschehen ist. Glaubst du mir das, Ludwig?«

Er hielt dem Freunde offenen Auges die Hand entgegen, und Schiemann umfing sie mit warmen Druck.

»So will ich diese Stunde segnen, Durchlaucht,« entgegnete der Künstler mit begeisterten Augen, und er trat mit tiefer Verbeugung zurück, um andern Gästen Platz zu machen, welche die Nähe des Fürsten suchten. Seine Blicke folgten der hohen Gestalt, die hier und da im Kreise der Festgäste aufragte und dann im Tanzsaale verschwand.

Schiemann stand noch immer leuchtenden Auges. Beide Fäuste preßte er an seine pochende Schläfe.

»Könnte ich ihm doch beweisen, wie ich ihn hochachte,« murmelte er vor sich hin. »Trotz aller Unbegreiflichkeiten ist doch ein edler Kern in ihm, ein großes, reiches Herz, das nur brach liegt in all dem Wust, der ihn umgibt, der ihn nicht freiläßt, damit seine Seele sich ungehemmt entfalten kann. Er hat mir vieles gegeben, ach, und viel genommen. Aber es ist nicht schmachvoll, einem Manne, wie ihm, alles hinzugeben, selbst das Liebste, Teuerste, Heiligste.«

Eine Weile noch stand er in Sinnen, dann wandte er sich dem Wintergarten zu. – –

* * *

Im kleinen Rokokozimmer mit den buntbemalten Porzellanbildchen, über welche der große Meißener Porzellan-Kronleuchter sein gleißendes Licht goß, lehnte die Fürstin Geraldine von Büsingen in dem kleinen, steiflehnigen, weißen Damastsofa und sann, die blondbewimperten Augen halb geschlossen, vor sich hin.

Sie hatte ihre neuernannte Hofdame, ein Fräulein von Werthern, die ihr garnicht gefiel, weggeschickt, um einige Minuten allein zu sein und sich ein wenig zu sammeln.

Der Abschied von Witta von Wuthenow ging der fürstlichen Frau doch näher, als sie gefürchtet.

Wie merkwürdig Witta heute zu ihr gewesen? Fast wie Feindseligkeit sah es aus. Und sie hatte ihr doch nur Liebes erwiesen.

Die Fürstin runzelte die Brauen. Ein plötzliches Erstickungsgefühl, das sie heute schon verschiedene Male heimgesucht, stieg wieder in ihr auf. Was war das nur?

Das machte wohl der Abschied? Sie konnte sich ein Leben ohne die schöne Hofdame, die für jeden Fehlschlag ein Lächeln der Hoffnung, für alles Unangenehme ein heiteres Scherzwort hatte, das die Schatten bannte, kaum denken.

Verwehte Walzerklänge drangen aus dem Tanzsaale herüber und trieben der blonden Fürstin die Tränen in die Augen.

Wie einsam sie doch war, wie grenzenlos einsam.

Eine dunkle Gestalt stand plötzlich auf der Schwelle.

Die Fürstin griff erschreckt nach ihrem Fächer.

»Türkheim,« fragte sie fast tonlos. »Suchen Sie mich?«

Der Kammerherr machte eine tadellose Verbeugung.

»Durchlaucht können versichert sein, daß nur eine außerordentliche Notwendigkeit mich zwingt, Euer Durchlaucht zu stören, aber Durchlaucht haben mich beauftragt, sofort Nachricht zu geben, wenn sich besondere Dinge im Leben seiner Hoheit, des Fürsten, abspielen, daß ich nicht wagen möchte, eines der wichtigsten Ereignisse zu verschweigen.«

Die Fürstin sprang erregt auf.

»Spannen Sie mich nicht auf die Folter. Was haben Sie mir zu melden?«

Der Kammerherr räusperte sich. In seinen listigen Augen zitterte es wie Triumph, als er in gedämpftem Tone erwiderte:

»Durchlaucht wollen die Gnade haben zu bemerken, daß ich, was ich mitzuteilen komme, nur im Interesse meines fürstlichen Herrn und Gebieters Euer Durchlaucht unterbreite. Ich habe ein Menschenalter hindurch meinem Fürstlichen Hause treu gedient.«

»Schon gut, Türkheim,« schnitt die Fürstin hochmütig die salbungsvolle Rede des Kammerherrn ab, indem sie hastig den Fuß in dem feinen, weißen Seidenschuh aufstampfte, »ich weiß schon alles, was Sie sagen wollen. Ihre Nachricht wird nicht blutig sein. Sie wissen, ich zahle jeden Preis, wenn sie wertvoll ist.«

Der Kammerherr krümmte sich wie ein Wurm unter dem vernichtenden Hohn der fürstlichen Frau. Er sah, wie sie sich, angewidert von ihm, zur Seite wandte, und eine teuflische Lust wandelte ihn an, der Hochmütigen dort, die sich so wenig beherrschen konnte, weh zu tun, bitter weh.

Er bückte sich noch tiefer vor der Fürstin und sagte, mit einem schmerzlichen Blick zu ihr aufsehend:

»Ich bin untröstlich, Durchlaucht, immer der Ueberbringer einer Unglücksbotschaft sein zu müssen, deren Unwillkommenheit Euer Durchlaucht gewiß einen treuen Diener nicht entgelten lassen werden. Ich habe Euer Durchlaucht zu melden, daß die junge Gattin Seiner Exzellenz v. Borghammer soeben eine heimliche Zusammenkunft mit Seiner Durchlaucht dem Fürsten im Wintergarten hat.«

Die Fürstin taumelte zurück. Mit irren Augen spähte sie dem Kammerherrn in das gelbliche, unbewegte Gesicht, in dem die großen, weißen Zähne zwischen den blutleeren Lippen grell hervorblitzten.

»Was soll das heißen?« fragte die fürstliche Frau herrisch, sich gewaltsam zur Ruhe zwingend.

In ihrem Hirn kreiste ein wilder Schwarm von Gedanken. Wollte der Kammerherr, dieser Teufel in Menschengestalt, dieses Werkzeug für alle Schlechtigkeiten, sie nur schrecken, wollte er sich an ihrer Qual weiden?

»Hoheit werden sich erinnern, daß schon einmal Gerüchte am Hofe gingen, welche die Baronin Wuthenow als die intime Freundin des Fürsten begeiferten.«

»Ich weiß, ich weiß,« wehrte die Fürstin hastig ab. »Die Verlobung der Baronin mit Borghammer hat wohl am besten gezeigt, daß kein wahres Wort an dem albernen Gerücht ist, denn der Minister ist wahrlich nicht der Mann, Frauengunst mit einem andern zu teilen.«

»So ist es, und weil ich das weiß, bin ich hier, Euer Durchlaucht pflichtschuldigst zu melden, daß das Verhältnis der Baronin mit dem Fürsten von Büsingen, das schon aus frühen Jugendtagen datiert, nicht aufgehört hat und noch besteht. Nach der soeben stattfindenden Zusammenkunft auch fortgesetzt wird, wovon sich ja Euer Durchlaucht selbst am besten durch den Augenschein überzeugen können.«

Mit einem einzigen Griff ihrer weißen Hand zerbrach die Fürstin die Stäbe ihres geschnitzten Elfenbeinfächers mit den funkelnden Brillantsternen. Weithin schleuderte sie den Fächer auf den Boden.

»Hüten Sie sich, Türkheim,« rief sie fast heiser, »auch mich zu betrügen, wie Sie Ihren fürstlichen Herrn betrügen. Ihre Tage hier bei uns werden gezählt sein.«

»Durchlaucht sehen mich tief unglücklich und gekränkt. Wodurch habe ich das Mißtrauen Euer Durchlaucht verdient?«

»Genug,« rief die Fürstin mit einer stolz abwehrenden Handbewegung. »Ich werde mich selbst überzeugen.«

»Darf ich Durchlaucht geleiten? Was wollen Durchlaucht tun?« fragte der Kammerherr unsicher, der zu seiner grenzenlosen Ueberraschung eine drohende Entschlossenheit in den Augen seiner hohen Gebieterin las, die ihm höchst verhängnisvoll werden konnte.

Wenn sie eine Unbedachtsamkeit beging, was bei ihrer exzentrischen Veranlagung nur zu gewiß war, wenn man sie gewähren ließ, dann konnte er die ganze Sache ausbaden. Den Hals konnte ihm die Geschichte kosten.

Er mußte es unbedingt verhindern.

»Sie werden dieses Zimmer nicht eher verlassen, Herr Kammerherr von Türkheim,« gebot die fürstliche Frau, das Haupt stolz erhebend und mit kalten Augen über ihn hinwegsehend, »bis ich zurückkehre. Haben Sie mich verstanden? Bei dem geringsten Versuch des Ungehorsams werde ich meinem Gemahl, dem Fürsten, die Augen über seinen treuesten Diener öffnen. Sie wissen, daß ich noch immer gehalten habe, was ich versprochen.«

Und das blonde Haupt zurückwerfend, rauschte die fürstliche Frau hinaus, den Kammerherrn in tiefster Zerknirschung und bebend vor Wut zurücklassend.

»Wer sich mit solchen exaltierten Weibern einläßt, ist eben verloren,« reflektierte er. »Ich hätte sie doch besser kennen sollen und wissen, daß sie ebenso leichtgläubig, unklug und rücksichtslos ist wie alle andern. Na, meinetwegen mag sie selber ausessen, was sie sich in ihrem Unverstand einbrockt.«

Er warf sich auf die weißen Damastpolster des Diwans, daß er in allen Fugen krachte, und kreuzte gelassen die Beine übereinander. Er konnte ja warten, lange warten.

In den Augen des Kammerherrn glomm aber ein Funke, der sah aus wie Furcht, wie bleiche, zitternde, trotz der zuversichtlichen Folgerungen, mit denen er sich zu beschwichtigen suchte, und mehr als einmal war es ihm, als müsse er ohnmächtig zusammenbrechen.

Da hatte er ja etwas Schönes angerichtet! – Teufel, die Folgen! Die Folgen!

Die hatte er nicht voraussehen können, da er mit einer solchen Entschlossenheit der Fürstin, ihren Gemahl in eigener Person zu überraschen, nicht gerechnet hatte.

Vom Ballsaale her quollen jetzt die weichen, schmeichelnden Klänge lockender Tanzweisen zu ihm herüber.

Er hörte sie nur wie ein dumpfes Brausen und dazwischen tauchte nur immer wieder der eine Gedanke auf:

»Ungnade, Allerhöchste Ungnade.«

* * *

»Wollen Sie mich ein wenig in den Wintergarten geleiten, Exzellenz?« fragte die Fürstin Geraldine, in den Tanzsaal tretend, den Minister, der sich soeben von seiner Tänzerin verabschiedete. »Die Hitze im Saale ist unerträglich.«

»Wie Durchlaucht befehlen,« stellte sich Exzellenz von Borghammer artig zur Verfügung, während das Auge des ernsten Mannes mit leiser Unruhe durch den Saal schweifte, in dem er Witta vergebens suchte.

Es war bald Zeit, sich zur Abreise zu rüsten, und nun kam noch die Fürstin und appellierte an seine Kavalierpflichten. Er zwang sich nur mit Mühe zu einer dienstbeflissenen Artigkeit, als er der fürstlichen Frau den Arm reichte, um sie aus dem Saale zu führen.

Wie seltsam die weiche Frauenhand, die auf seinem Arm lag, zitterte?

Aufmerksamer sah er der Fürstin in das erregte Gesicht, in dem zwei rote Flecken brannten. Unruhig flackerten die großen, etwas vorstehenden blauen Augen, so daß der Minister sich besorgt zu der Fürstin herniederbeugte.

»Durchlaucht fühlen sich nicht ganz wohl? Soll ich nicht doch lieber eine der Damen von Durchlaucht herbeirufen?«

»Nein, nein, lieber Borghammer! Ich bitte, lassen Sie nur. Ich wollte Ihnen etwas zeigen, etwas wirklich Hübsches. Es gibt nämlich Momente im menschlichen Leben,« lachte die Fürstin heiser und nervös auf, »wo zwei, die sich noch nie etwas angingen, plötzlich erkennen, daß sie ein geheimnisvolles Band verbindet. Das ist, wenn sie einsehen, daß sie beide zu den Betrogenen gehören.«

Der Minister sah die hohe Frau ganz verstört an. War die Fürstin nicht zurechnungsfähig? Redete sie nicht vollständig irre?

Sie war so eigentümlich erregt. – Ihr Lächeln war eher böse als freundlich. Und die Worte, die sie soeben gesprochen hatte, waren eher boshaft als gütig.

Wenn sie ihm etwas Hübsches zeigen wollte, so hatte das sicher einen eigenen Sinn und der Minister sah halb mißtrauisch und halb mitleidig zur Fürstin hin.

Jetzt schritten sie den breiten Gang mit den großen Glasfenstern entlang, der sich längs des Wintergartens hinzog.

Da lachte die fürstliche Frau gellend auf und deutete mit der Hand, ohne ein Wort zu sagen, in den hier nur matterleuchteten Wintergarten hinein.

Entsetzt, mit bleichem Angesicht, starrte der Minister durch die Scheiben. Da hing sein Weib, sein heißbegehrtes Weib, noch die blühenden Orangenblüten in dem brautschimmernden Haar, am Halse eines Mannes, und der weiße, lange Schleier hing ihr zerfetzt weit auf die Schleppe des weißen Brautkleides herab.

Seiner kaum selbst noch mächtig, stürzte der Minister vorwärts, der Fürstin nach, die soeben atemlos den Wintergarten betrat.

In toller Flucht jagten sich seine Gedanken. Wer war der Mann, in dessen Arm er Witta, seine Witta gesehen? Das seltsame Gebahren der fürstlichen Frau ließ ihn fast vermuten, daß es der Fürst selber war, den er auch zu sehen glaubte. Flüchtig, wie ein Blitz, wie eine Vision, war die Erscheinung gewesen, die sein Herz erschauern machte, und doch eindringlich genug, um ihm zu zeigen, daß Witta treulos war.

Die dunklen Augen des Ministers glühten auf.

Wer es auch sein mochte, der ihm sein Weib gestohlen, er wollte ihn züchtigen. Sterben sollte er, der ihm sein alles nahm. Entschlossen folgte er hastig der Fürstin auf dem Fuße, die, ausschluchzend, soeben das Paar erreichte, das mit starren Augen ihr und dem Minister entgegensah.

* * *

Als Fürst Dolf Dietram vorhin den Wintergarten betreten, hatte die schöne Braut schon einige Minuten auf ihn in dem dämmrigen Gang, wo die Palmen schwer herniederrauschten, gewartet. Hier, wo der Wintergarten sich seinem Ende zuneigte, war er ganz einsam, und sie waren wohl vor unliebsamen Lauschern sicher. Aber der Fürst sah sich dennoch forschend, wie in geheimer Scheu, um, und sagte dann in Hast, finster auf die schlanke Frauengestalt herniedersehend, die den Schleier über die weißen Schultern zog, welche das dünne Spitzengewebe des Kleides verräterisch durchschimmern ließ:

»Machen Sie es kurz, Exzellenz, was Sie mir zu sagen haben, ich bitte darum.«

»Durchlaucht sind also entschlossen,« gab Witta mit gefalteten Brauen zurück, die Beziehungen, die uns seit langen Jahren aneinanderknüpfen, endgültig zu lösen?

Ich darf wohl Durchlaucht daran erinnern, daß Durchlaucht schon oft schüchterne Versuche machten, sich von mir zu trennen, um stets reumütig zu mir zurückzukehren.«

»Weil ich Ihren Verführungskünsten gegenüber willenlos und schwach war, weil ich mich betäuben wollte an Ihrer Glut, um mein Elend zu vergessen. Sie haben recht, Witta. Aber wenn ich Ihnen gegenüber schwach war, so nahm ich keinem anderen etwas, denn Sie waren frei. Jetzt aber haben Sie Ihre Hand in die eines Mannes gelegt, den ich achte und wert halte, dessen Ehre mir hoch und heilig steht, wie die eigene Ehre. Es wird in Zukunft ganz von Ihnen abhängen, ob ich den ersten Minister meines Landes in seiner verantwortungsreichen Stellung lassen kann oder nicht. Außer bei offiziellen Anlässen wünsche ich Ihnen nicht mehr zu begegnen, Exzellenz.«

Ein Flackern und Glühen war in den Augen Wittas. Ihre Lippen zuckten leidenschaftlich, und die feinen Nasenflügel bebten.

»Und ich soll Ihnen glauben,« lachte sie hohnvoll, »daß der Fürst des Landes, der nur zu gebieten braucht, dem ein Wink seines Auges die ganze Hofgesellschaft zu Füßen legt, aus purem Edelmut, um seinen Minister zu schonen, auf ein Weib verzichtet, das er liebt? Nein, Durchlaucht, ich kenne Fürst Dolf Dietram besser. Ich weiß, daß er ungerührt einst über Leichen ging, um das eigene Glück zu erjagen, nicht achtend, was darüber zugrunde ging. Nicht Borghammers Ehre, nicht die eigene Scham ist, was Sie jetzt von mir zwingen will, sondern etwas anderes, etwas, was immer dagewesen, die große, die lächerliche Liebe für jenes dumme, blonde Geschöpf, das schon in den Kindertagen mit seinem Madonnengesicht mir den einzigen Mann nehmen wollte, den ich geliebt. Leugnen Sie es doch, wenn Sie es können, daß nicht Ihre Ehre, sondern ein anderes Weib es ist, das Sie veranlaßt, sich plötzlich den Tugendmantel um die Schultern zu legen, über dessen Fadenscheinigkeit ich lachen muß, herzlich lachen.«

Der Fürst richtete sich stolz empor. In seinen Blicken lag eisige Abwehr. Aber er bemühte sich, gleichgiltige Worte zu sprechen, um der jungen Frau seines Ministers einen unpeinlichen Rückzug zu ermöglichen.

»Lachen Sie immerhin,« sagte er. »Und nun bitte ich, die Unterredung zu enden. Ich dächte, wir hätten einander nichts mehr zu sagen.«

Wie das Zischen einer Schlange kam es jetzt von Wittas Lippen. Wild warf sie die Arme empor und schlang sie, ehe der Fürst sich wehren konnte, leidenschaftlich um seinen Hals, ihm den Mund mit Küssen bedeckend.

»Glaubst du denn, daß ich dich lasse? Niemals!« flüsterte sie heiß, ihn fast mit ihren Küssen erstickend. »Weißt du nicht, daß du mir gehörst, immer und ewig, daß uns die Sünde aneinander bindet, die Sünde?«

Der Fürst mühte sich umsonst, sich den ihn umklammernden Armen zu entwinden. Von Zorn und Ekel gepackt, gelang es ihm endlich, sich ein wenig frei zu machen. Da streiften seine Augen das Fenster, und entsetzt sah er den Minister und die Fürstin vorüberschreiten.

In demselben Augenblick fühlte er sich von einer kräftigen Männerfaust Wittas Armen entrissen. Halb betäubt wurde er vorwärts geschoben.

»Hier hinein und kein Wort, oder es ist alles verloren,« raunte ihm Schiemanns Stimme zu.

Dann fiel die Tür, die das grüne Blättergewirr fast verdeckte, hinter ihm ins Schloß. Der Fürst hörte nur in ohnmächtiger Wut, daß Schiemann den Riegel vorschob.

Schiemann aber hielt Witta, die jetzt halb ohnmächtig zusammenbrach, in seinen Armen.

* * *

Dann hörte Schiemann die Tür des Wintergartens geräuschvoll öffnen und sah, als er den Kopf wendete, die Fürstin eilends eintreten und den Minister mit erhobenen Fäusten herbeistürzen.

»Elender, gemeiner Verräter,« schrie ihn der Minister an, »zurück, oder ich vergesse mich hier in Gegenwart der hohen Frau, um einen Buben zu züchtigen, wie er es verdient.«

Schiemanns Antlitz war geisterbleich.

Er trat sofort von Witta, die jetzt wieder zu sich kam und verstört um sich blickte, zurück und sagte mit knapper Verbeugung:

»Ich stehe natürlich jederzeit Euer Exzellenz zu Diensten.«

»Genug,« wehrte der Minister mit einer verächtlichen Handbewegung ab. »Sie werden von mir hören.«

»Aber das ist ja alles Wahnsinn, Kurt,« schluchzte Witta auf, sich an den Arm des Ministers klammernd, »komm doch zu dir. Ich schwöre dir, daß ich heute noch keine Silbe mit dem Herrn Professor da gesprochen habe, und daß ich ebenso erstaunt bin wie du, ihn hier zu sehen.«

»Schweigen Sie,« flüsterte Schiemann heimlich der erregten Frau zu. »Wenn Sie nur durch eine Silbe verraten, wen Sie hier so wild, jeder Ueberlegung bar, an sich rissen, so sind Sie verloren. Ich kenne dann keine Rücksicht mehr, und ich zeige dann, was Sie wert sind.«

Zitternd bebte Witta zusammen. Dieser Mensch da war rabiat genug, alles aufzudecken und dann – dann hatte sie ausgespielt. Scheu sah sie jetzt zu der Fürstin hinüber, die bleich und verstört ihr Haupt gegen die dunkle Epheuwand gelehnt hatte und vergebens sich zu sammeln suchte.

Ein seltsames Chaos durchwogte die Seele der fürstlichen Frau.

Hatte sie denn ihre Leidenschaft für den Gatten blind und taub gemacht? Hatte sie wirklich den Mann dort für den Fürsten gehalten, der noch ihre Hofdame in den Armen hielt, als sie die Schwelle des Wintergartens betrat?

Und Türkheim? War es eine Niedertracht von ihm, sie so zu düpieren?

Was hatte sie nun in ihrem wilden Haß und Groll gegen Witta, von der sie sich betrogen wähnte, angerichtet?

Der Minister sah nicht aus, als ob er mit sich spaßen ließe. Es war ja auch ein Skandal, wie Witta sich benahm, diese Witta, der sie so sehr vertraut, auf deren Tugend und Unschuld sie gebaut. Und doch hätte sie die junge Exzellenz, die jetzt ratlos und wie gebrochen auf einen Stuhl gesunken war, zärtlich umarmen können, daß es ein anderer war, als ihr Gatte, mit dem Witta ihren soeben angetrauten Gemahl betrogen hatte.

Aber das schickte sich wohl nicht. Haltung verlangte man jetzt von ihr, Haltung.

Und ihr goldenes Lorgnon gegen die Augen haltend und prüfend in Schiemanns Gesicht sehend, sagte sie hochmütig:

»Ich glaube, mein Herr Professor, Sie haben hier nichts mehr zu suchen. Meinen hohen Gemahl werde ich von dem Vorgefallenen unterrichten.«

Schiemann neigte sich tief vor der fürstlichen Frau. Seine Lippen blieben streng geschlossen.

»Es ist ja wahnsinnig,« rief Witta noch einmal. »Laß ihn nicht fort, Kurt, ehe sich nicht alles aufgeklärt hat. Nur ein unglücklicher Zufall spricht gegen ihn und mich.«

Schiemann schritt schweigend und ungehindert hinaus.


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