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Die Schlacht an der Leitha

Nach all diesen Liedern kam ein Tag, den ich immer hassen werde, wegen dem ich noch heute trauere. Denn es kam die Sommerzeit des Jahres 1246, zu der Herzog Friedrich jämmerlich erschlagen ward. Er war mein rechter Herr und ich sein rechter Dienstmann. Ich kann ihn nicht genug beklagen. Denn er ehrte die Tapferen und Guten, teilte seine Habe mit ihnen, war ein wahrer Fürst und Herr.

Weh' mir, daß ich nun erzählen muß, wie er den Tod fand! Es geschah am Tage des Heiligen Veit. Der Fürst lag mit seinem schönen Heere, seinem Lande zur Wehre gegen den König von Ungarn. Am St. Veitstage zog der König mit hellen Haufen gegen uns heran an die Leitha. Da ordnete auch der Herzog seine Scharen. Ich schilderte euch gerne den Kampf, wie Schar gegen Schar bestand, wie man über die Leitha kam, wie der und jener fiel.

Doch hat schon ein anderer ein Lied darüber gedichtet, so daß ich euch nichts Neues sagen würde. Deshalb will ich kurz sein. Die Russen (Ruthenen) begannen den Kampf. Gegen sie rückte rechtzeitig, das Banner in der Hand, Herr Heinrich von Liechtenstein mit seinen Leuten vor. Zwischen die beiden Haufen sprengte der Herzog, ermahnte die Seinen, ritterlich zu streiten. Er rief: »Kämpfet heute wohl! Ich will euch alle reich machen. Was einer begehrt, das will ich ihm gewähren!«

Währenddem übersah er, daß sich die Russen näherten, so daß sie ihn von rückwärts überrannten. Im selben Augenblicke prallten auch schon die Reihen zusammen, so daß niemand wußte, daß der Führer des einen Teiles am Boden lag. Ja, gerade dort der Kampf stand, so daß der Herzog den Tod fand. Über ihn hinweg ging es vorwärts und rückwärts – der Sieg aber blieb schließlich dem Liechtensteiner. Viele Leute lagen um ihn erschlagen. Schließlich mußten die Russen weichen und begannen zu fliehen. Da erblickte der Schreiber, Herr Heinrich, den reichen Fürsten jämmerlich tot liegen. Er war beraubt, trug nichts am Leibe, als das Spaldenier, einen Schuh und sein leinenes Untergewand. Er hatte bloß eine Wunde an der Wange und ein Bein war von einem Huftritte blutunterlaufen. Sonst war er unversehrt. Unglück hat mitgespielt, daß ein so vollkommener Mann auf diese Weise aus dem Leben mußte. So fand ihn der Schreiber, legte ihn auf ein Pferd, auf dem der Tote querüber, wie ein Sack lag. Darüber warf er einen Mantel, und brachte ihn so in die Stadt, in der weder Mann noch Frau den Leib des Fürsten erkannte. In eines Bürgers Haus wurde der Herzog, schlicht gekleidet, gelegt, heimlich trug man ihn zur Kirche, in der er, auch einfach genug, aufgebahrt ward. Und während er so lag, wurde draußen auf dem Felde in seinem Dienste noch mancher Schlag geschlagen, den die Ungarn zu beklagen hatten.

Ritterlich wurde gerungen. Viele Ungarn wurden niedergeritten, daß die anderen fliehen mußten. Während der Verfolgung kam die böse Nachricht, daß der Fürst erschlagen sei. Weinen und Klagen begann. Wer davon erfuhr, dachte nicht mehr an die Verfolgung, so daß manche Ungarn entkamen, die sonst gefallen wären. Ihr könnt mir glauben – mancher Ritter weinte, raufte sich die Haare, als er den toten Fürsten sah.

Der wurde bekleidet, nach Heiligen Kreuz gebracht und dort fürstlich bestattet. Gott wolle seiner Seele gnädig sein.

Nach dem hob sich große Not in Steiermark und Österreich. Manche wurden arm, die früher reich waren – und man raubte in den Ländern Tag und Nacht, so daß viele Dörfer wüste lagen. Die Reichen nahmen den Armen ihr Gut. Das war ein schmähliches Tun. Denn die verloren um Gut ihre Ehre. Wenn der reiche Edelmann zum Raubgesellen wird, verliert er Gottes und der Frauen Gunst. Es ist eine böse Kunst, sich der Armen so anzunehmen, daß man daran den Galgen verdient. Wenn ein Edler das begeht, was dem Unedlen zur Schmach gereicht, da ist der Adel ganz verloren. Wenn sich die hochgeborene Art vor Hauptschande nicht bewahrt, so soll man ihr den tugendhaften Mann weit vorziehen, auch wenn er aus unedlem Blute stammt.

Der Edelmann soll dem Armen geben. Das ist so Recht. Wer aber Zwanzigeren nimmt und Einem gibt, dessen Gabe verbrieft zu jeder Zeit Fluchen und Sünde. Solche Gabe wird Einer loben – Tausende aber fluchen ihm sein Leben lang.

Der Junker soll sich an Adel, Gut, Jugend freuen, soll guten Frauen dienen, ihretwegen hochgemut sein. Tut er dies nicht, so ist er ein trauriger Geselle.

Mich hat eine holde Frau vor Trauern behütet – ihr zu Ehren sang ich das folgende Lied.

Nieder mit den gar Unguten,
Die nur selten werden froh!
Die heiß' ich die Ungemuten.
Dieser Nam' mit Recht ist so.
Nieder mit ihnen immer mehr,
Sie verlieren mit ihrem Trauern Glück und Ehr.

Wenn ein Weib nicht froh kann machen,
Ihren herzenslieben Mann
Durch ihr Schmeicheln, durch ihr Lachen,
Den wohl nichts mehr freuen kann.
Freut ihn nicht ihr süßes Kosen,
So machen ihn auch nimmer froh des Maien Rosen.

Ich bin froh durch eine Rosen,
Die kann sprechen süße Wort'.
Ihr gar lieblich gütlich Kosen,
Gibt mir hoher Freuden Hort.
Mit ihrem kleinen roten Mund,
Vertreibt sie die Trauer aus meines Herzens Grund.

Schauet, wie die Bien die Süße
Aus ben Blumen ziehen kann.
Also ziehen mir ihre Grüße
Trauer aus dem Herze dann.
Ihren Abschied und auch ihr Grüßen
Kann sie mir mit süßen Worten wohl versüßen.

Sie hat hohen Mutes Krone
Durch die Güte mir gegeben.
Die hab ich von ihr zum Lohne:
Davon muß mein Mut hoh schweben.
Heil ihr, daß sie mich so krönt,
Mit so vielen Tugenden ihre Frauheit verschönt.

Nach diesem Liede sann ich über Jene, die wegen einer begangenen Sünde trauern. Diese Trauer aber macht froh. Ein anderes Trauern aber bringt keine Ehre.

Mir hat meine Frowe die Trauer verjagt. Denn sie ist voller Tugend, Zucht und Schönheit. Ihr braunes Haar, ihre braunen Brauen, ihr weißer Leib, ihr roter Mund machen mich froh. Sie ist ein Engel – und da sang ich dies Lied.

 

Dieses Lied das heißet Frauetanz

Das darf jener bloß mir singen, der ist froh.
Wer mit Züchten trägt der Freuden Kranz,
Und dem sein Mut steht von den Frauen höh.
Dem erlaub ich es zu singen wohl:
Züchtiglichen man es tanzen soll.

Trauern ist fürwahr gar niemand gut
Außer jenem, der sein Sünd beklaget.
Hohes Lob erwirbt leicht hoher Mut,
Guten Frauen Frohmut wohl behaget:
Daher will ich immer mehre sein
Frohgemut durch die gute Frowe mein.

Freude gibt mir dein süß beredter Mund,
Hohen Mut die reine, sanfte Sitt':
Freude taut mir aus des Herzens Grund,
Kommt von dir in jedes meiner Glied.
Gott hat seinen Fleiß an dich gelegt,
Davon dein Leib die Ehrenkrone trägt.

Lichte Augen, drüber braune Brauen
Hast du, und zwei rote Wängelein,
Schöne bist du überall zu schauen.
Braun, rot, weiß, der dreier Farben Schein
Trägt dein hoch geborner schöner Leib.
Tugenden hast du viel, du fraulich Weib.

Daß du also viele Tugenden hast.
Dadurch bin ich jeder Trauer frei,
Wenn du also schöne vor mir gehst,
So ist mir, als ob ich in dem Himmel sei:
Gott so schönen Engel nie gewann,
Den ich für dich könnte sehen an.


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