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Artusfahrt.

– die (jedenfalls Eisenhosen) waren licht, von Rost frei. Darüber zwei Hurteniere von Horn. Weiters legte man mir zwei goldene Sporen an. Dann nahm ich einen festen, starken, lichten Halsberg, darüber eine gute Platte; mein Wappenrock war scharlachfarben mit gelbem Zendal gefüttert und prächtig geschnitten. Er langte bis auf die Erde. Zwölf Stücke Tuch waren auf ihn verwendet. Bis über die Knie war er ausgezackt und mit kostbaren Borten gegittert. Über dem Wappenrocke trug ich einen hellgrünen, mit Gold beschlagenen Gürtel, breit wie eine Hand. Die Brust schmückte eine breite, goldene Spange von prächtiger Arbeit. Dann führte man mein Kampfroß, in einer Decke von rotem Scharlach, die bis zu den Hufen reichte, gleich dem Wappenrocke gefüttert und gegittert und wohl gezadelt. Auf das Pferd sprang ich, band den Helm, der einen goldenen Schleier als Zimier trug, fest. Der Schleier war kunstvoll, reich gefaltet, so daß er auf dem Helme stand. Herum lief ein Kranz von scharlachrotem Tuche, der da und dort ausgezackt war. Die Zacken vor den Augenschlitzen aber waren aufgenommen. An jeder Zacke war eine Quaste von Pfauenfedern angebunden. Der Helm war hell wie ein Spiegel.

Den Schild hob ich zum Halse. Er war fest, gleich dem Wappenrocke scharlachrot, mit Borten gegittert und mit Schellen behangen, die laut klangen, wenn ich ihn im Tjoste führte. Dann reichte man mir einen Speer. Da kam gegen mich Herr Konrad von Stretwich, der nie ritterliche Tat beging. Denn er warb immer nur um Gut, und Frauenlob war ihm einerlei. Doch war sein Tjost gut. Er stach mir den Helm an das Kinn, daß es laut erklang. Die Speere brachen. – Dann kam einer gegen mich her, so schön gezimiert, daß weder Ferafis, der Antschewein, noch Arofel von Persia besser geschmückt gewesen sein können. Er war in rechter Weise milde und auch sparsam, traurig und froh, einfältig und klug und hieß Konrad von Saurau. Mit einem schön gefärbten Speere fuhr er eilends gegen mich heran. Die Speere in unseren Händen zerkrachten an unseren Helmen, die Kollierketten zerrissen. Nun stellte sich mir der junge Christian von Priks, und kam so jäh, daß mir kaum ein neuer Speer gereicht werden konnte. Der fehlte mich, ich aber stach ihm mein Eisen durch den Schild, daß der Speer zerbrach. Dann band ich meinen Helm ab, wollte nicht länger verweilen, ritt gegen Eppenstein, wo ich Herren Leutfried auf dem Anger halten sah. Ich halte ihn Kalocriant genannt. Der sprach: »Da kommt König Artus, der mich bestehen will. Reicht mir schnell einen Speer. So will ich ihn empfangen, daß die Späne fliegen. Er will an mir seiner Frowe dienen – und mein Wille ist, daß unser Tjost gut werde.«

Einen Speer nahm er in die Hand, und als ich ihn so sah, freute es mich, daß Herr Leutfried zu tjostieren begehrte. Ich band den Helm auf und wir verstachen in einem schönen Tjoste unsere Speere. Freudig schieden wir und ritten nach Krabat, wo auf einem weiten Felde unsere Herberge bereitet war.

Zwei Zelte und vier Hütten waren auf blumiger Wiese aufgeschlagen. Dort nächtigten wir. Des anderen Morgens aber zogen da und dort Ritter gezimiert, mit Speeren heran, die alle tjostieren wollten. Einer Messe hatten wir beigewohnt, ehe die Ritter gekommen waren. Dann wappnete ich mich, band den Helm auf und ritt, den Speer in der Hand, dorthin, wo gekämpft wurde, um hochgemut meiner Frowe zu dienen. Ich habe in diesem Buche schon so viel von Tjostieren erzählt, daß ich mich diesmal kurz fassen will. Nur so viel sei gesagt, daß da viele den Frauen dienten, und daß, als ich sieben Speere verstochen hatte, deren dreizehn auf mir gebrochen worden waren. Dann ritt ich davon und begann dieses ritterliche Lied zu dichten.

 

Ein Uzreise.

Ehren gehrende Ritter, laßt euch schauen
Unterm Helme, dienen werten Frauen.
Wollt ihr die Zeit vertreiben,
Rittergleich;
Ehrenreich
Werdet ihr von guten Weiben ...

Ihr sollt hochgemut sein unterm Schilde,
Wohl erzogen, kühne, freundlich, milde!
Treibt Ritterschaft mit Sinnen
Und seid froh
Minnet hoh.
So mögt ihr Lob gewinnen.

Denket an der werten Frauen Grüßen,
Wie sich das läßt guten Freunden süßen.
Wen Frauenmund wohl grüßet,
Dem ist gewährt,
Was er begehrt,
Sein Freud ist noch versüßet.

Wer mit Schild vor Schande sich will decken.
Muß den Leib in harter Arbeit strecken.
Des Schildes Amt gibt Ehre,
Ihm ist bereit
Würdigkeit:
Sie muß aber kosten sehre.

Unterm Schilde findt man mannlich Herzen:
Feigheit flieh' davon mit Schmerzen.
Gegen Frauen falsch der handelt,
Wer sie hat
An der Statt
Wo man mit Schilden wandelt.

Her den Schild! Man soll mich heute schauen
Dienen meiner herzenlieben Frauen.
Ich muß ihre Lieb erwerben
Und ihren Gruß –
Oder ich muß
In ihrem Dienste sterben.

Ich will mit Dienst sie bringen dahinne.
Daß ich sie mehr als mich selber minne,
Auf mir muß der Speer zerkrachen,
Nun reich her
Speera-Speer!
Dazu zwingt mich ihr Lachen.

Dies Lied gar viel gesungen ward, auf mancher ritterlichen Fahrt. Nach seiner Weis' ward oft geritten der Tjost, nach ritterlichen Sitten. Das Lied man gar gerne sang, wenn Feuer aus den Helmen sprang. Es dünkte manchem Ritter gut, denn es riet ritterlichen Mut.

Singend und froh zogen wir gegen Bruck. Mit mir ritt mancher guter Ritter, der mit mir die Nacht in Bruck verbrachte. Des Morgens aber wappnete ich mich wieder. Da kamen gezimiert gegen mich her, Herr Herrman von Krotendorf und Herr Dietmar von der Mauer. Die beiden verstachen vier Speere, ich aber deren fünf. Außerdem waren acht da, die mich schön bestanden. Noch schied ich ohne Gesellen, denn noch niemand hatte das Recht gewonnen, an der Tafelrunde teilzunehmen, da niemand drei Speere ohne zu fehlen auf mir verstochen hatte.

Gewappnet ritt ich von dort gegen Kapfenberg, wo Herr Lanzilot von Spiegelberg, der in Wirklichkeit Heinrich hieß, mit aufgerichtetem Speere wartete. Zu Ehren der Frauen begehrte er einen Tjost. Ich band also den Helm auf, nahm einen Speer in die Hand und wir ritten den Tjost so, daß die Stangen auf den Helmen brachen. Rasch reichte man uns andere Speere. Auch die barsten. Beim drittenmale traf ich wieder seinen Helm, er aber fehlte. Während er unmutig seinen Helm abband, nahm ich den vierten Speer, den ich auf Herren Ortolf von Kapfenberg verstach. Beim nächstenmale fehlten wir beide. Da ließ ich mich entwappnen, ritterlich kleiden und ritt nach Krieglach, wo ich gute Herberge hatte. Den nächsten Tag las ein Priester eine Messe. Nach ihr ritt ich gegen Hohenwang, wo mich Herr Iwan (richtig Herr Erchenger) von Landeser bestand. Sechs Speere verstachen wir da ohne ein einziges Mal zu fehlen. Da ich keine Gegner mehr fand, ritten ich, Herr Erchenger und viele gute Ritter weiter über den Semmering nach Gloggnitz, wo wir die Nacht blieben. Den nächsten Morgen zog in aller Frühe Herr Segramors (mit dem wahren Namen Herr Alber) von Arnstein herbei, der ritterlich gesinnt und ein kluger Mann war. Ich empfing ihn, wie man einen Freund empfängt, und seine Bitte, an mir drei Speere verstechen zu dürfen, gewählte ich ihm gerne. Wir wappneten uns und zogen auf das Feld. Wir nahmen zwei starke Speere, langen Anlauf. Nach dem Tjoste riefen wir beide: »Speer her! Speer her! Die zwei sind hin! Gebt neue her.« Nun trafen wir beide das Kollier, daß es zerschnitten ward und die Hälse Male davontrugen. Beim drittenmale ritten wir so, daß sich das Zusammenprallen kaum vermeiden ließ. Auch diese Stangen wurden zu Holz – und so verstachen wir sechs Speere ohne zu fehlen. So hatte er das Recht, der Tafelrunde anzugehören errungen, wovon allerorts sein Ruhm und sein Lob hohe stiegen. Dann kam Herr Heinrich von Buseck. Den bestand auf meine Bitte hin Herr Lanzilot von Spiegelberg. Die verstachen drei Speere. Eine Weile wurde noch gestochen – dann zogen wir gegen Neuenkirchen, wo mich viele Ritter erwarteten, um zu stechen. Von denen wurden wir gar ritterlich empfangen. Ein schönes Ritterspiel nahm seinen Anfang und fleißig wurde tjostiert. Das währte bis gegen Abend. Erst als die Nacht herankam, räumten wir das Feld, ich aber schlief in meinem Zelt, vernahm den nächsten Tag, es war Sonntag, eine Messe. Dann band ich drei Banner mit den Farben meines Schildes auf. Ich wollte hier nicht länger verweilen und da führte man zuerst das eine der Banner. Dann kamen unsere Packpferde mit Sumberschlag und Pfeifenton. Dann kam wieder ein Banner – dem folgten unsere Streithengste. Viel Knechte, nach Knappenweise gekleidet, ritten mit den Rossen und führten eine Menge starker Speere. Nach den Knechten kam das dritte Banner. Ich war froh, daß so viele Ritter ihm das Geleit gaben. Mehr als hundert ritten in schönen Mänteln, auf schönen Pferden, mit guten Sätteln, den Hut aus Pfauenfedern auf dem Haupte. Paarweise zogen sie einher. Laut klangen die Zäume – keiner drängte den anderen. Dann ritt ich, begleitet von Herren Nikolaus von Lebenberg, den ich Herr Tristram genannt hatte. Viel Fiedler ritten da mit uns, deren Finger wenig Ruhe hatten. Ich bat, langsam zu reiten. So zogen wir gegen Neustadt über das Steinfeld. Da kam ein Bote uns entgegengesprengt. Der sprach: »Viellieber Herre mein, es heißet euch willkommen sein der werte Fürst von Österreich und lasset sagen euch zugleich, daß er ist eurer Ankunft froh. Er danket auch auf alle Weis', daß ihr aus dem Paradeis geritten kommet in sein Land. Deswegen ist er euch zu Dienst bereit und euch besonders wohlgesinnt. Er hieß euch sagen, daß er gerne drei Speere mit euch verstäche, denn es ist sein Wunsch, in die Tafelrunde aufgenommen zu werden und zu eurem Gesinde zu stoßen.« Ich sprach: »Nun sage dem Herren dein, wenn er mein Gesinde wird, so kann er von mir verlangen, was er will. Ich verleihe ihm Burgen, Leute, Land – in Mengen oder wenig, wie er will. Ich geb' ihm, was er will auf sein Lebtag zu Lehen, denn ich bin so reich, daß ich, wenn ich ihn auch noch so begäbe, doch um nichts weniger habe.«

Da lachte man herzlich dieser Rede – der Bote aber ritt nach Lichtenwörd, wo er den Fürsten fand, der ihm vor das Tor entgegenkam und ihn fragte: »Hast du den König Artus gesehen?« »Er läßt euch sagen, er sei bereit, euch reich zu belehnen. Denn er ist so reich, daß er, so viel ihr auch von ihm empfanget, doch nicht ärmer wird. Ritterlich, wohl mit tausend Speeren zieht er einher. Er und die Seinen sind köstlich gekleidet. Er sagt, er mache euch reich, wenn ihr zu seinem Gesinde gehöret.«

Da erwiderte der Fürst: »Beide können wir reich werden, wenn wir, er und ich, miteinander teilen. Wir können viel Gut erlangen, wenn wir uns ritterlich betragen.«

Während die so redeten, zogen wir freudig gegen Neustadt. Die Meinen bat ich hochgemut zu sein. So ging unser Zug froh weiter – und abermals kam uns manche Ritterschar entgegen, die uns herzlich grüßte. So auch der Schenk Heinrich von Habbesbach (Habbach bei Stein in Krain?) mit vierzig oder mehr Rittern. Mit ihm sein Bruder Ulrich. Als mich der Schenk erblickte, sprach er: »Gott willkommen König Artus. Ich sehe wohl, daß die Minne in eurer Brust wohnt und euch selten ruhen läßt. Deshalb müßt ihr Ziel für Speereisen sein. Als ich jüngstens von euch schied, da sänget ihr ein gut, neu Lied. Das sagte, daß euer Herz hoch springe und an eure Brust stoße. Das war aus Lust nach Ritterschaft. Das habe ich nun wohl verstanden.«

Der Rede lachte man viel.

Dann kamen zwei Ritter, die Herren Wernhart und Heinrich Pruzel. Wegen ihrer großen Tapferkeit hatte ihnen mein Herr, Herzog Friedrich, reiches Gut gegeben. Ritterlich grüßten sie uns, sprachen: »König Artus, Gott weiß, wie wir uns freuen, daß er euch in dieses Land gesendet hat. Das hat uns jede Trauer benommen.« Mit ihnen waren zwanzig oder mehr Ritter gekommen, die uns froh begrüßten. Dann begegnete uns Herr Heinrich von Liechtenstein, ein tapferer Degen mit elf Rittern, dem man nur nachreden konnte, daß er nicht freigebig war. Es ist eine wunderliche Sache, daß so oft tapfere Leute sparsam sind. Denn er müht umsonst seinen Leib. Mann und Weib spotten sein, wenn er, ein ruhmvoller Streiter, knickerig dahinlebt.

Dann ritt der von Meißau mit vierundzwanzig Rittern in köstlichen, meisterhaft geschnittenen Kleidern uns entgegen. Kaum hatten wir die begrüßt, so kam schon eine andere Schar einhergetrabt. Dieser hatte sich der Fürst von Österreich angenommen. Der eine war Herr Tröstelin, der andere Ulrich von Hutensdorf, der dritte Herr Ebran, der vierte der von Schwarzensee. Höfisch grüßten Ulrich von Sachsendorf, der Stier von Lachsendorf, Prunrich von Toblich, Weikhardt von Spitz, Ekkehardt Poschs, Schenk Dietrich von Dobrach, Friedrich von Witeginsdorf, Herr Leupold und Siegfried von Mödling, Druslieb und Leupold von Haimburg, Zlawat von Falkenstein, der Pfaff von Freistadt, der von Spaun, Sigfrit Rebestock, Dietmar von Schönkirchen, Leutold von Tobel, Potschmann von Potscha, Leidegast von Sachsen, dem es, so stark er war, an Zucht fehlte.

Diese Ritter hatte der Herzog von Österreich in sein Gesinde aufgenommen, prächtig gekleidet und mit schönen Rossen versehen. Nun machet Platz! Selbstzwölft kam Herr Otto von Haslau herangeritten, der hohen Ruhm errang, und begrüßte uns. Hinter ihm aber kam Herr Rapot von Falkenberg, der oft Gott in den Bettlern nicht erkannte, von dem man selten rühmlich sprach, der ein übler, jähzorniger Mann war, der viel raubte, seinem Herren, dem Herren von Österreich, wie jedem seiner Herren gram war. Ungetreu war sein Mut und daher sein Leben böse. Man brach seine Burgen nieder – er aber bedrückte die Armen so, daß oft seine Äcker nicht bebaut waren. Als der Mann uns grüßte, lachte mancher, während sein Mund kaum lächelte. Doch folgten ihm neun Ritter, die ihm um sein Gut dienten.

Dann stieß Herr Kol von Frohnhofen mit sechsundzwanzig, darnach der edle, treffliche Kadolt Weise mit neunzehn Rittern zu uns. Mit ihm ritt auch ein reizendes Mägdlein – das hatte die Frau Ehre als Botin in das Steirerland gesendet. Die Maid brachte hohe Botschaft, die uns alle freute. Frau Ehre habe sie gesendet, um uns zu Ritterschaft nach Krumau in Böhmen zu laden. Dem, der komme, werde es an seiner Ehre frommen; Kadolt Weise werde dort der Ehre und seiner Frowen zuliebe Ritterschaft pflegen. Die Magd erzählte: »In vierzehn Tagen soll dort ein Turnier sein. Speere sollen krachen, daß die Stücke fliegen, Herr Kadolt will sich in einen Wald legen und dem Ritter, der den Preis erjaget, will meine Frau sich selbst geben. Meine Fraue ist die Ehre. Wer sie erwerben will, muß tugendhaft, hochgemut, milde sein, der Frauen wegen oft Gut und Leben wagen. Sie ist, trotzdem sie schon sehr viele Männer gelohnt, eine reine Magd. Kadolt, dem sie oft Gruß gegeben hat, pflichtet meiner Rede bei. Von Herzen behagt er meiner Frau, hat oft in ihrem Dienste den Preis ritterlich erworben und darum singt sie sein Lob.« Kadolt aber erwiderte: »Fraue, ihr lobt mich so sehr, daß ich glauben muß, ihr spottet meiner. Laßt den Spott, schönes Kind – das Lob läßt mich rot werden.« Während man noch über die Rede lachte, fuhr die Maid fort: »Gern hätte ich gehört, wer alles nach Krumau kommen will. Wenn ich das wüßte, ginge es mir besser. Aber kein Ritter hat davon auch nur ein Wort gesagt. Und das bereitet mir Kummer«.

Der Schenk von Habbesbach: »Jungfrau – ich fahre hin! Denn wenn ihr der Ehre Botin seid – wie kann ich euch die Bitt' abschlagen?« Da gab's ein gewaltig Rufen. Denn alle Ritter riefen: »Jungfrau, wir wollen hin!« Die Magd dankte errötend, sprach: »So muß euch allen meine Fraue danken! Zum Lohne soll sie eure Würdigkeit weithin verkünden.«

Während man so redete, ritten wir freudig, wie ich es gebeten hatte, durch Neustadt nach Katzelsdorf. Dort waren mir acht Zelte und vier Hütten aufgeschlagen, zu denen wir ritten. Das waren der Tafelrunds Zelte.

Davor waren über meine Weisung vier Banner in den Boden gestoßen, so daß ein jedes etwa einen Roßlauf vom anderen entfernt war.

Rund herum aber war eine schöne, seidene, gelbblaue Schnur gezogen. Dann waren wohl zweihundert Speere, jeder mit einem Wimpel in meinen Farben, in den Boden gestoßen. In diesen Ring ließ man niemand, außer dort, wo die Tore angezeigt waren, ein. Zwei Tore führten in ihn. Doch durfte niemand in den Ring, der nicht zum Tjoste bereit war. Das hatte ich so bedacht, damit die Kämpfer nicht gedrängt würden. Dort ließen wir uns nieder und manche kamen, das Gezelte zu sehen. Doch ließ man nur jene Ritter dazu, die Speerbrecher waren. Das war den Schwachmütigen leid. Da nahmen die Ritter Abschied, ich aber sagte ihnen: »Fahrt hin mit Gottes Segen. Wer heute noch Ritterschaft will pflegen, der komme heute abend wieder. Wir wollen auch heute zu Ehren der Frauen reiten.«

So schieden sie – ich aber bat Gawan den Liechtensteiner, Iwan von Landeser, Lanzilot von Spiegelberg, sich rasch zu wappnen und den Ring gegen alle, die da kommen sollten, tapfer zu halten. Kaum waren die bereit – da kam auch schon Otto von Meißau mit vielleicht dreißig Speeren und manch tapferem Rittersmann. Er trug Schmuck, eines Kaisers würdig. Auf dem Helme trug er einen Kranz von großen, weißen Gansfedern. Sein Schild war rot von Gold, mit einem schwarzen Einhorn aus Zobel. Wappenrock und Pferdedecke waren aus Paltekin mit aufgestreuten schwarzen Einhörnern. Sein Banner glich seinem Schilde. Den nahm sich Gawan von Liechtenstein, der auf dem Helme einen in Spitzen gelegten goldenen Schleier trug, zum Gegner. Jede Spitze war mit Pfauenfedern umwunden; er war mein Bruder und führte denselben Schild wie ich. Der war weiß, mit zwei schwarzen Schrägbalken nach links. In der Mitte saß ein Buckel aus Gold. Wappenrock und Decke waren aus grasgrünem Samt, mit aufgestreuten Schilden. So sprengte er gegen den von Meißau. Beider Schäfte zersplitterten an den Hälsen, daß die Stücke hoch flogen.

Darnach kamen in den Ring achtzehn Ritter. Gegen die traten nun auch Lanzilot von Spiegelberg und Iwan von Landeser. Die wehrten den Ring den ganzen Abend bis in die Nacht so gegen die Ritter, daß sie davon hohes Lob gewannen. Dann zogen wir uns in die Zelte zurück – die anderen aber ritten in die Stadt, nachdem ich sie gebeten hatte, morgen wieder zu kommen.

Herr Kadolt aber sprach heimlich mit mir und bat mich, des Morgens den ersten Speer mit ihm zu verstechen. Ich gewährte es ihm gerne und ersuchte ihn nur, recht frühe zu kommen. Des anderen Morgens sang man eine Messe. Dann sah man schon den Weisen mit manchem Speer heranziehen. Um seinen blitzenden Helm herum standen dreizehn Federn, von denen Silberblätter herabhingen. An jedem Kiele aber hing eine Quaste von Pfauenfedern. Sein Schild war schwarz von Zobel, auf den ein silberner Löwe geschlagen. Dessen Krone war von Gold, mit edlen Steinen besetzt. Aus kohlschwarzem Samte, auf den silberne Löwen gestreut waren, waren sein Wappenrock und Pferdedecke. An seinem Speere führte er ein Banner, das dem Schilde glich. Mit ihm ritt die schöne Botin der Frau Ehre. Die hatte ihm das Banner in die Hand gegeben. Sein Leben lang hat er den Frauen um der Minne Lohn gedient. Wohl siebzig Ritter mit ihm, denen man einen Wald von Lanzen nachführte.

Da war auch ich in den Ring gekommen – Herr Kadolt sprengte aus der Schar hervor und wir krachten zusammen, daß die Späne stoben. Ich stach ihm das Kollier vom Halse, während er meinen Helm traf. So nahe ritten wir aneinander, daß der Schildprall über das ganze Feld hallte. Rasch nahm ich einen anderen Speer – da ritt mir die schöne Maid entgegen und sagte, daß Herr Kadolt nicht mehr mittun könne, da er sich den Daumen verstaucht habe. Das tat mir leid. Und so ritt ich in den Ring, wo man gegen mich anstürmte, daß die Speere an mir zerbrachen. Ich kann sie gar nicht nennen, die da mit mir stachen. Doch ritten bald die Herren Parzival, Gawan, Iwan und Tristram zu mir heran und schalten mich, daß ich niemanden teilnehmen lasse. Warum sie denn gekommen seien? Ob ich allein alle Speere verstechen wolle? Dann nahmen sie mir den Schild weg, banden mir den Helm ab und sagten: »König, wenn es euch auch unlieb klingt – ihr verstecht heute den ganzen Tag lang keinen Speer mehr!«

»So bindet denn ihr die Helme auf,« sagte ich.

Krach! Krach! barsten die Speere, Hurta! Hurta! ging es über das Feld. Unermüdlich verstach Erec von Tulbingen Speere – wenigstens fünfzehn waren es, die er verbrauchte. Segramur von Arnstein stand ihm nicht nach und führte so starke Schäfte, daß man ihm lieber auswich. Lanzilot von Spiegelberg, Tristram von Lebenberg, gingen einen jeden und wenn es ein Riese war, kampflich an. Ither von Lindenitz stach Reimboten von Metters vom Pferde. Herr Parzival von Lienz aber verstach noch mehr Speere und legte den Herren Dietrich von Smidau so auf das Gras, daß der den ganzen Tag bis zum Abende bewußtlos lag. Oftmals wurden an diesem Tage die Sechse angerannt, doch hielten sie sich so, daß sie hohes Lob gewannen. Zerschnittene Harnischringe, Helme und Kolliers, geborstene Schilde, Speere, Handschützer und Bruchholz von Schäften lagen auf dem Anger. Denn mehr als siebzig Ritter maßen ihre Kraft mit den Sechsen, die wohl hundert Speere verbrauchten. Als ich sah, daß sie arg bedrängt wurden, ließ ich Gawan von Liechtenstein und Lanzilot von Landeser bitten, auch in den Ring zu kommen.

Daz spere krachen was dâ grôz.
holerfloyten, sumberdôz,
pusûnen und schalmyen schal
moht nieman dâ gehoeren wal.
der tyost man dâ gar wal vant.
swelch ritter dâ den helm abe bant,
des beitet man niht mit tyoste dâ,
als man tuot oft doch anderswâ.

Da randen zwên ofte einen an:
der dem di tyost dort an gewan;
ze diviers der sîn sper verstach;
sô was dem ûf di tyost sô gâch;
daz er zer winster dâ sîn sper
verstach; dem was dâ alze ger;
dô kom man dort den an gerannt
ê ie koem sper dâ in sîn hant.

Endlich nahm der Tag ein Ende, was etliche nicht ungern sahen. Denn manche suchten ihre Herbergen völlig erschöpft auf. Vom Tjoste waren die Arme geschwollen, rot, blau und schwarz. Dem fehlte dies, dem jenes. Des anderen Morgens aber zogen sie wieder heraus, um den Frauen zu dienen. Auch diesen Tag ging es hitzig zu. Da und dort brach Eisen durch Schilde, und die von der Tafelrunde hielten sich wacker, woran ich, der ich auch mittat, meine Freude hatte. So ging es durch fünf Tage vom Morgen bis zum Abend.

Am Abend des fünften Tages kam ein Bote zu mir geritten und sprach: »König Artus, ich möchte euch im Auftrage meines Herren ohne Zeugen sprechen.«

Ich ritt also mit ihm abseits – da sprach er:

»Werter König! Mein Herr, der Herzog Friedrich, läßt euch sagen, daß er hier gerne drei Speere mit euch verstäche; das soll vor dem Turniere geschehen. Er sagt, es sei hier schon so viel tjostiert worden, daß er euch bitten läßt, es seinetwegen zu lassen und das Turnier zu teilen.«

Ich erwiderte: »Ich tue gerne, was er will. Nur bitt' ich euch, selbst die Ritter zu ersuchen, seinetwegen mit dem Tjostieren aufzuhören.« Da ritt der Bote in den Ring, wo er gar viele Ritter halten fand und sagte ihnen: »Ich will euch eine Botschaft von meinem Herren, dem Fürsten Friedrich sagen, der euch grüßen läßt. Er bittet euch, das Tjostieren sein zu lassen und zu turnieren, da er keine Zeit hat. Er muß von hier weg – und das würde das Turnier verderben. Das wäre ihm leid, denn er möchte das Turnier gerne sehen.«

Ihm antwortete der Schenk von Habbesbach: »Euer Herr hat es mit dem Turniere eilig. Will er aber vielleicht selbst dabei Wappenkleid tragen, so teilen wir es auf ihn und den König. Denn kämen beide in eine Schar, so hätten es die anderen ohnehin verspielt.«

Der Bot: »Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, daß er das Turnier sehen möchte. Das hörte ich selber ihn sagen. Aber, wenn ich euch damit dienen kann, so erfahr ich wohl, ob er selbst Wappenkleid tragen will und sag es euch.«

Da erwiderten die Ritter: »Wir kommen in der Früh zur Kirche und teilen dort das Turnier. Geschieht das bald, so ist das gut, damit das Turnier nicht auseinander gehe, wie es sonst oft geschieht.«

So schieden wir vergnügt und ritten in unsere Herbergen. Den nächsten Morgen aber kam der Bote des Fürsten eilig geritten, und sagte mir: »Mein Herr läßt euch neuerlich heimlich sagen, daß er hier selbst Wappen tragen und mit euch drei Speere verstechen will. Es will mein Herr hier unter dem Banner der Pruzel kämpfen und euch mit ihnen bestehen. Da müsset ihr gute Helfer haben oder er überwindet euch. Noch nie sah ich ihn so frohgestimmt. Das kommt von den edlen Frauen.«

Ich sprach: »Wenn Gott mir gnädig ist, kann es mir doch gut ergehen. Und ehe er mich hier überwindet, werden manchem Ritter die Knie vom Hurte schmerzen. Er findet an uns harte Gegner.« Dies Gespräch fand am Morgen statt. Darnach ritten wir in die Kirche. Nach der Messe aber suchten wir einen schönen Garten auf und teilten dort das Turnier.

Ich selbst war mit neun gekommen, doch hatte sich mein Gefolge um drei vermehrt. Zu meiner Schar fielen der Schenk von Habbesbach, Kadolt der Weise, Heinrich von Liechtenstein, Otto von Haslau. Als Gegner wurden mir bestimmt Herr Heinrich und Wernhard genannt die Pruzel, der Fürst von Österreich mit seinem Gesinde, Otto von Meißau, Kol von Frohnhofen und Rapot von Falkenberg.

So war denn das Turnier geteilt. Froh zog man auf das Feld, band die Helme auf und sammelte sich in vier Scharen. Das Gefolge des Herzogs stieß zu dem des Herren von Meißau. Die Rotten, die das Turnier eröffnen sollten, stapften gegen einander an, wie man es gegen Feinde tun soll. Denen folgten langsam in guter Ordnung die Scharen, in denen Kol von Frohnhofen und die Pruzel, sowie Rapot von Falkenberg stritten.

Zu den Meinen stieß Kadolt Weise. Hinter uns kamen der von Habbesbach, Herr Heinrich von Liechtenstein, Otto von Haslau. Mit diesen Scharen gingen wir aufeinander los. Nun hört, wie Herr Kadolt zwei Rosse gewann. Er sprengte in das Getümmel und nahm dort ritterlich Herren Pilgerin von Kapellen und Herren Reimbot von Newalin die Rosse ab.

Da kam – es war noch sehr früh – der Bote des Fürsten von Österreich eilends herbei, drang zu den Pruzeln vor und sagte ihnen: »Ihr sollt das Turnieren lassen – dies gebietet euch der Herre mein. Er ist niedergeschlagen, hat seine Freude verloren; ja, ich hörte ihn laut klagen. Warum, darf ich niemanden sagen. Es ist eine so elende Sache, daß ich sie gar nicht zu erzählen wage.«

Die Pruzel: »Das ist uns leid! Habt ihr's auch den Rittern gesagt, die vor uns reiten? Nicht? So reitet zu ihnen, sagt ihnen, was euch der Herr aufgetragen hat und heißt sie die Helme abbinden. Das schickt sich für uns, wenn unser Herr niedergeschlagen ist.«

Da ritt der Bote zum Gefolge seines Herren, brachte ihm die Nachricht und hieß die Helme abbinden. Als ich die die Helme abbinden sah, sprach ich zu meinen Gefährten: »Die dort bei den Gegnern binden die Helme ab! Mich wundert, was da los ist. Wenn's euch recht ist, trachte ich, es zu erfahren.«

Da sendete ich einen Knappen. Als er sie ohne Helme fand, fragte der Junker: »Sagt, warum habt ihr die Helme abgebunden? Das solltet ihr uns, die gegen euch herankommen, auch wissen lassen.«

Da erwiderte der eine zornig: »Mein Herr, der Fürst von Osterreich, hat uns verboten, hier zu turnieren. Das ist uns herzlich leid. Aber Junker! – Wir müssen ihm in Tun und Lassen gehorchen.« Diese Märe brachte uns der Bote, die anderen aber zogen, was man sie auch anflehte und bat, was man sie auch verspottete, in die Stadt.

So endete das Turnier! Darüber trauerte ich sehr. Die Nacht blieben wir in der Stadt, den nächsten Tag zog der eine dahin, der andere dorthin. Ich selbst wollte nach Krumau.

Des Morgens ritt ich gegen Wien. Da kam mir auf der Straße ein Edelknappe entgegen, der mich ansprach: »Mein Herr, der Herzog, läßt euch bitten, zu ihm nach Himberg und nicht nach Wien zu reiten. Er möchte euch gerne sehen.«

Ich erwiderte: »Ich reite gleich mit euch!« So ritt ich in ritterlicher Kleidung nach Himberg, an meiner Seite Tristram von Lebenberg.

Zu Himberg empfing man mich gar wohl. Die Edlen grüßten mich und auch der Fürst selbst. Er sprach: »König Artus, seid gegrüßt in meinem Hause, in dem ich euch gerne sehe.« Er nahm mich bei der Hand, führte mich, nahm selbst in einem Vorbaue Platz und hieß auch mich sich setzen. Fragte: »Wollt ihr wirklich nach Böhmen reiten? Mir scheint das nicht gut. Ihr könnt mir glauben, der König von Böhmen haßt mich. Und führet ihr hin, ich könnt es nicht verhindern, wenn er aus Haß gegen mich euch gefangensetzte. Ihr sollt daher die Fahrt sein lassen – das gebiet ich euch bei meiner Gnade.«

»Herr, ich bin euch Untertan, muß tun oder lassen, was ihr wollt. Nur sehet zu, herzlieber Herr, daß ich, wenn ich nicht zu dem Turniere komme, meine Ehre bewahre. Darin muß eure Macht mich decken.«

Er erwiderte: »Das tue ich. – Ich lasse gar niemand aus meinen Landen hin. Das könnt ihr mir glauben. Ich will nicht, daß sich der König gegen mich mit Pfändern versorgt. Turniert lieber anderswo.«

So schied ich von meinem Herren und mußte das Turnier in Krumau lassen. Die Ritterschaft war dort gut. Herr Kadolt Weise kehrte von dort mit hohem Lobe zurück.

Der Sommer fröhlich Ende nahm – der kalte Winter aber kam. Da sah man trauern manchen Mann. Wer trauert in des Winters Zeit und mit dem Sommer sich erfreut, der lebt so wie die Vögelein, die sich erfreuen am Maienschein.

Wenn einem mit dem Sommer der Frohsinn vergeht, der heißt mit Recht Wettersorger, da seine Wonne am Sommer liegt und er seine Laune verliert, wenn das Wetter schlecht ist.

Ein Wettersorger bin ich nicht. Meine Freude liegt an einem Weibe. Das ist meiner Freuden Maienzeit. Und da mag es wettern wie es will – ich bin doch froh, wenn sie mir lacht.

Da dachte ich an einen neuen Sang. Ich dachte hin und her, erinnerte mich der Klage der Liebenden, wenn sie der Tag scheidet. Davon sang ich ein neues Lied. Ich überlegte: »Meine Meister haben einstens gesungen, daß der Wächter ihnen mit seinem Wecken Leid angetan habe, was ich doch nicht glauben kann. Denn ein hochgeborenes, kluges Weib wird nicht einen Diener in ihre Heimlichkeiten einweihen. Edelleute dienen nicht als Wächter und nur edle Art kann schweigen. Und wenn schon jemand von niederer Abkunft vom Geheimnisse wissen soll, so wird die Dienerin einer Frau immer noch eher zu schweigen verstehen, als ein Knecht. Das müßte eine arme Frau sein, die nicht eine Magd gewinnen könnte, die es verhindert, daß der Freund zu lange verweile; auch das Geheimnis wird besser gewahrt, als wenn es der Wächter singt. Und so sang ich eine Tagweise.

Eine schöne Magd
Sprach: »Vielliebe Fraue mein
Wach auf! Es tagt.
Schauet gegen das Fensterlein
Wie der Tag aufgeht. Der Wächter von der Zinnen
Ist gangen. Euer Freund soll von hinnen:
Ich furcht, er ist zu lange hier.«

Die Fraue gut.
Seufzt' und küßt' den lieben Mann.
Der hochgemut
Sprach: »Gut Fraue wohlgetan.
Der Tag ist schon da: Ich komme nicht von hinnen.
Kannst du mich verbergen irgendwo herinnen?
Das ist mein Rat und mein Begehr.«

»Und könnt ich dich
Bergen in den Augen mein
Freund, das tat ich.
Doch das kann leider nicht sein.
Willst du hier in dieser Kemenate bleiben,
Diesen Tag mit Freuden wohl vertreiben?
Hier herinnen ich dich leicht verberg.«

»Verberge mich,
Wie du willst, du schönes Weib!
Doch so, daß ich
Nicht ohne Wehr verliere den Leib.
Wird mein jemand inne, so sollst du mir's melden.
Kommt es zum Kämpfen, so muß sein Leib entgelten.
Der mich mit Streit nicht vermeidet.

So ward verborgen
Der liebe Mann hochgemut
Und wohl geborgen
Von der Reinen, Süßen, gut.
Wie pflegte sein den Tag die süße Minnigliche!
So daß er sah die Himmelreiche.
So kurzen Tag fand er noch nie.

So kam die Nacht
Und da begann der Minne Spiel:
Leise gelacht
Und gescherzt ward viel.
Ich glaub – nie ward Weib lieber mit liebem Mann,
Als sie. Oweh! Da mußt er schon von dannen:
Davon hob großer Jammer sich. Abschied genommen
Ward mit Küssen zu der Stund.
Bald wieder zu kommen
Bat ihn ihr süßer, roter Mund.
Er sprach: »Ich tu's: Du bist meiner Freuden Wonne,
Meines Herzens leuchtende Maiensonne,
Meine Freudenspende, meines Glückes Wehr.«

Dies Taglied mancher gerne sang. Ich erfand es in der Winterszeit, da Wald und Aue tot liegen und die Vöglein ihr Singen sein lassen müssen. Rasch verschwand der Winter, der Sommer kam und brachte viele schöne Tage. Da dachte ich meiner süßen Frowe, daß ich in ihrem Herzen Gesinde sein sollte. Da würde ich das Paradies nicht gegen ihr Herz eintauschen. Sie ist, wohin ich auch fahre, in meinem Herzen die gewaltige Herrin, ja eine Kaiserin. Mit solchen Gedanken spielte ich und sang darüber.

Dann dachte ich wieder an meine liebe, süße Frowe, die ich niemals vergessen kann und sang ihr das folgende Lied:

Frowe mein, Gott gebe dir guten Morgen,
Guten Tag, gar freudenreiche Nacht!
Gott behüte dich vor all den Sorgen,
Von denen du in Trauer könntest werden g'bracht!
Bist du froh, so bin ich hohen Mutes.
Mir ist für hohen Mut nichts so Gutes,
Als daß du seist von Herzen froh.

Du hast ein Lieb lieb vor allen Dingen:
Das ist mir ebenso lieb wie dir:
Nach seinen Hulden will ich immer ringen.
Noch nie ward so rechte Liebes mir
Als wie dein Leib: Des mache ich dich inne.
Frowe, meines Herzens Königinne,
Tut mir dein Leib wohl, bist du gut.

Liebe Frowe, liebstes aller Weibe,
Dein Leib ist mir in dem Herzen mein:
So ist dein reines Herz in meinem Leibe:
Welchem kann es wohl näher sein?
Das kann vor Liebe ich nicht entscheiden.
Es ist so nah uns allen beiden.
Daß seiner keines von uns je vergaß.

Lieb vor allem Liebe, so ist dir, Fraue
Dein viel süßer, minniglicher Leib.
An demselben Leib ich mein Lieb' erschaue:
Das bist du, du reines, sel'ges Weib.
Ich trag dein Herze, daß ich werd' belehret
Von Tugenden; davon seid ihr geehret.
Heil mir, daß ich euch dienen soll.

Hold Weib, als Ritter will ich dienen
Dir, auf den viel herzlieben Wahn,
Daß ich den Himmel seh' von innen
In den nie Mannes Leib war je getan.
Das ist dein Herz, wo deine Tugenden, Frau
Wachsen hervor aus der Güte Tau.
Laß mich herein: Ich tu dir Gutes da.

Nach diesen Liedern ward ich froh und dachte: »Es mag ein edles Weib sich einen Ritter zum Herren erwählen. Möchte doch auch ich meine Frowe erwerben. Da müßte ich von Herzen froh werden. Ich weiß, daß ein ritterlicher Mann sich seine Frowe erwerben mag, daß ihre Minne ihr Dank und sein Lohn ist.«

Und einst, als ich meiner Herrin in die Augen sah – da sprach ihr rosig er Mund zu mir ein Wort, das nun meine Seligkeit ist, das mir so wohl tat, daß ich davon jetzt noch voll Freude bin.


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