Julius Stinde
Wilhelmine Buchholz' Memoiren
Julius Stinde

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Strafgelder.

Vom Kaffeekreis der Bergfeldten – Warum die Krausen losgeht und wer Herr Butsch ist – Von der Eier-Meiern und dem zweiten Treffen – Der Student mit dem goldenen Gemüth und das nächtliche Gepolter – Warum Erika sich die Hände wäscht und König Attalos der Athene opfert – Warum die Krausen gelb werden soll und Wilhelmine da Capo ruft – Warum die Bergfeldten häkelt und Fräulein Pohlenz kichert – Vom bunten Wassersport

Ich war wie im Himmel.

Das neue Mädchen war eine Erlösung, anstellig und ruhig, daß ich sagte: »Weißt Du, Karl, die Tage schweben mir wie auf Engelsfittigen dahin. Und propper, daß ich scherzte: »ich muß mir eigens noch für die Küche eine blaue Schutzbrille zulegen, so blank hält sie das Messinggeschirr.« Und bescheiden, wie mir noch keine vorgekommen ist, obgleich ich schon ein Regiment in den elementaren Hausstand einweihte. Ich fragte: »Dorette, Sie haben doch keinen Schatz? Ich dulde keinen Besuch in der Küche.« – Da antwortete sie: »Ich habe ihm verboten zu kommen, weil er sich erlaubte, über die Frau zu sprechen.« – »So? das that er? Und was sagte er denn?« – »Er sagte, er jlaubte nicht, daß die Frau schon Großmutter wäre, denn hätte die Frau wohl vor ihrer Jeburt jeheirathet. Wenn Einer so despektirlich über meine Herrschaft spricht, das leide ich nicht, lieber schaff' ich ihn janz ab.«

»Das sollten Sie nicht, Dorette, man muß nie im Leben schroff sein, man muß mit Menschen ebenso vorsichtig umgehen wie mit dem feinen Porzellan. Hat die Liebe erste einen Spliß, giebt es dafür keine Kitt- und Brennanstalt. Und wer möchte mit einem genieteten Herzen herumlaufen?« – Die Dorette lachte. Dorette ist ein ganz hübscher Name. – »Jenietetes Herz ist sehr jut,« sagte sie heiter. »Die hat doch immer den richtigen Pli. Denn will ich mich lieber nicht mit ihm trennen, wenn die Frau es wünscht.« – »Nein, Dorette, das ist nicht im Geringsten meine Invention, durchaus nicht, und wenn er ein anständiger Mensch ist, kann er Sie gern abholen kommen an Ihrem Ausgehsonntag. Es ist doch zu einsam für ein ordentliches Mädchen, wenn es weiter keinen Begleiter hat als den Regenschirm. Und wenn er nicht raucht, kann er ja auch mal des Abends vorsprechen, denn das sehen Sie doch selbst ein, Dorette, Zigarrenqualm in der Küche, das geht nicht.« – »Dem wollte ich die zehn Gebote schon beibringen, wenn er sich unterstände,« sagte Dorette. »Ich finde überhaupt, Tabak ist bei den Männern man blos jeduldete Liedrigkeit. Man müßte sie viel strenger nehmen.« – »Man giebt doch immer wieder nach, Dorette; wir haben am Ende auch unsere kleinen Schwächen.« – »Das ist mir bis dato nich nicht bemerkbar jeworden,« sagte sie, und ging feste an ihre Arbeit.

Ich bin im Allgemeinen nicht für Conversationsabende mit den Mädchen, aber wenn Eine wirklich mehr Bildung äußert als die durchschnittlichen Miethskontor-Rekruten, vergiebt eine Frau sich nichts mit herablassendem Wortwechsel, dem sie einige nützliche Maßregeln beimengt, zur gefälligen Darnachachtung.

Die Vorhergehende war mit stiller Musik abgezogen. Um einen Krach wegen des Dienstbuches in der Wurzel zu knicken, hatte ich das Zeugniß so überlegt auf's Wort gestellt, daß sie es ohne Weigerung einstecken mußte. Hob die ethisch-elektrische Professorin nur die guten Seiten hervor: ich sagte offen und ehrlich, wenn auch in gewähltem Schriftdeutsch die Wahrheit. Außerdem befiehlt der Katechismus: du sollst nicht falsch Zeugniß reden! Und wozu hat man denn seine Religion?

Mein Karl fand mich auch bedeutend umgänglicher und verjüngter als die ganze Zeit vorher und er hatte recht, denn ich war unternehmungslustig wie nie. Deshalb kam es mir sehr gelegen, als die Bergfeldten schrieb, ob ich Vergnügen daran fände, einen Damenabend bei Renz mitzumachen. Die Strafgelder von ihrem Kaffeekränzchen sollten verthan werden, die Kasse bezahle die Hälfte von dem Billet und in der Pause ein Glas Echtes. Sie lüde mich hiermit feierlichst ein.

Die Sache schien mir, da ich das Abonnement auf ihren Kaffeekreis ein für allemal abgeschlagen habe; ich mag ihre Chambregarnisten nicht inkommodiren, und da ich sie eine halbe Ewigkeit nicht gesehen hatte, war ich um so gespannter, zu welchen Thorheiten sie die freie Zeit benutzt hätte, denn die Bergfeldten ohne Lenkung ist wie ein aufgedrehter Leitungshahn mit zu Bette gegangener Köchin: am andern Morgen kladdern die Decken ab. Und daß sie etwas im Sinn hat, ist klar, das merkte ich an Augustens kleinlautem Wesen, als ich sie letztens nach ihrer Mutter fragte. Es handelt sich, nach den Auseinandersetzungen der Kritiker in den Kunstbesprechungen, nur um das ›Was‹, um das ›Wie‹ ist mir nicht bange, das fällt Bergfeldtsch aus. –

Sie kam mich abholen. Ich freute mich doch recht, als sie antrat. Man ist eben alt bekannt miteinander und sie ist auch nicht so unübel in Vergleich zu gewissen Persönlichkeiten, die sich einbilden mehr zu sein, weil sie niemals grade herauserfahren, was sie eigentlich sind. Hier hätte meiner Meinung nach die Aufklärung scharf einzuschreiten.

»Bergfeldten,« rief ich ihr beim ersten Anblick entgegen, »ganz abgesehen davon, daß es sehr nett von Ihnen ist, mir das Geleite zu geben... was haben Sie für 'nen Hur auf?« – »Nicht wahr?« lachte sie. »Modernste Richtung.« – »Da ist ja die ganze Aegintha drauf.« – Blos drei kleine Piepmätzeken.« – »Die spielen wohl Huckezeck?« – »Buchholzen, sind Sie bei Wege; heut wird's lustig.« – »Wer ist denn alles mit?« – »Die Mehrsten kennen Sie: die Schülern, die Beckmann, die Krausen....« – »So,... die auch?«– »Nu natürlich, die hat so was Intimes, die wird man nie wieder los.«– »Man muß sehr bedenken, wenn man Bekanntschaften schließt: wie groß wird der Skandal, wen man sie wieder abwiegelt?« – »Buchholzen, das ist ein selten wahres Wort von Ihnen. Bei der geringsten Kleinigkeit ist sie immer gleich wüthend geworden. Die Markwarten sagte neulich noch: beim Skat lieber glatt herauskommen und nichts gewinnen, als daß die Krausen einen Sechser verliert. Um zehn Pfennige geht sie schon los wie sonne Trommel in der Schießbude; nicht zu halten.«

Ich fügte nichts hinzu; wo Einsicht von selber keimt, ist es gesünder nicht daran zu rühren, und zumal bei der Bergfeldten, die so wie so zwei verkehrte Kehlen hat. »Was ist die Markwarten für eine?« fragte ich daher.

»Sie hat was auf der Sparkasse, ihr erster Mann war Porzellankeller und ihr zweiter Seife und Licht. die hat sie miteinander vereinigt und steht sich breit. Und wer weiß, ob sie nicht noch den dritten beglückt? Talent hat sie dazu!« – »Wieso?« – »Sie ist knappe zwei Jähreken jünger als ich, und ich denke, in meinem neuen Hut ist der Unterschied nicht im geringsten zu merken, im Kontrolleur, es fragt sich, wer zuerst das Standesamt unsicher macht?«

»Aber Bergfeldten,« rief ich, »Sie wollen doch nicht?«

»Es ist so mein Rathschluß. Was die Markwarten prästirt, dazu hab ich ebenso gut die Traute. Das sagt die Burschen auch.« – »Wer ist denn das?« – »Herr Butsch seine Schwägerin.« – »Also Butsch heißt er. Und was ist er denn?« – »Er hat eine Weißbierstube, ein großartiges Geschäft, wenn's erst besser in'n Gang kommt.«

»Bergfeldten, bedenken Sie, was Sie thun. Wird er Sie immer gut behandeln? Die vielen Weißen hitzen am Ende nicht an, aber die vielen Strippen. Und werden Sie ihn immer gut behandeln? Ihr Seliger hatte sehr verschiedene Tage bei Ihnen.«

»Ich bin böse mit ihm gewesen, ich bin gut mit ihm gewesen, zuletzt hab' ich ihm ganz seinen Willen gelassen. Wohin hat das geführt? Er starb und ließ mich sitzen. Und leben Sie mal vom Vermiethen. Nee, lieber den Mann mit den vier unmündigen Kindern.«

»Auch das noch? Bergfeldten, selbst vierzehn machen nicht glücklich. Ueberlegen Sie sich's doch gründlich.« – »Mir heirathert nun einmal. Das kommt justement gerade von dem ewigen Ueberlegen her.« – »Und Auguste, was sagt die dazu?« – »Sie zieht die Nase hoch. Aber kann man's den Kindern jemals recht machen? Sagt man Nee, wenn sie Ja wollen, ist's verkehrt, und will man selbst Ja, ist's auch verkehrt und sie sagen Nee. Außerdem ist es Fügung, das laß ich mir nicht abstreiten.«

»Da wäre ich doch neugierig.«

»Wir kommen zu spät, ich erzähl' es Ihnen unterwegens.«

»Nur keine Hasenjagd. Die ersten Nummern im Zirkus lassen die Vornehmen stets vorübergehen.«

»Was ich bezahlt habe, will ich auch sämmtlich genießen. So großpraatsch möchte ich gar nicht sein mögen, und von der Gans nur das Schmalz essen.«

»Wie ist das mit der Fügung?« fragte ich, als wir die Landsbergerstraße lang gingen.

»Sagen Sie selbst, Buchholzen. Damals, wie wir meinen Mann begruben, mir ist es noch wie gestern, da sagte der Todtengräber: ›Sie können sich jratuliren, Sie haben mit den besten Eckplatz auf den janzen Kirchhof!‹ – ›Ich finde, es weht hier ein Bisken‹, sagte ich, ›und mein Seliger hatte in der letzten Zeit so sehren Reißmatismus.‹ – ›Wer hier liegt, hat ausgelitten,‹ sagte er (und er mußte es ja auch wissen als Fachmann), ›ick meine bloß, der Platz ist jut für Ihnen. Hier müssen die janzen Gefolge vorüber und jetzt jrade biegen sie bei diese Ecke um nach die neuen Jrabstätten, und wenn eine fleißig ihren Ollen bejießen kommt, bemerkt sie der eine oder andere jebeugte Wittwer und sie jefällt ihm. Ich sage Ihnen, eine jarantirte Ecke.‹ Sehen Sie, Buchholzen, das war die Fügung. Ich habe meinen Seligen nicht vernachlässigt und es traf auch so ein, indem Herr Butsch mich gesehen hatte, als er damals seine Frau begrub, eine schöne Leiche, sag ich Ihnen, gelbpolirter Sarg mit unzählbaren Kränsen und ganzen breiten Schleifen; und später öfter wieder, weil er mehreren von seinen Stammgästen die letzte Ehre anthat...«

»Da sehen Sie, in was für ein ungesunders Geschäft Sie hineinheirathen wollen.«

»Es ist Fügung. Ich kann ja noch mal nach der Eier-Meiern gehen, aber mehr als das Richtige aus dem Schicksal lesen wird sie auch nicht.«

»Wer ist die Eier-Meiern?«

»Sie sagt wahr, aber sie will es nicht wahr haben von wegen der Polizeiverfolgung. Die Eier muß man selber mitbringen.« – »Ich dachte sie legte welche,« höhnte ich. – »Buchholzen, wollen wir zusammen hin?« – »Nein, hingegen Sie müssen in den ethischen Verein.« – »Was giebt's denn da?« – »Grade das, was Ihnen fehlt, die höhere Ansicht des Lebens.« – »Wenn Butsch mit macht, warum nicht? Wenn's uns zu hoch wird, klettern wir wieder run.«

Sie war schon so familiär mit ihm, daß sie ohne Verzierungen blos Butsch sagte. Der neue Hut und einfach Butsch... Abgemacht. Sela.

Ich dachte: wo Malz und Hopfen einmal verloren sind, nützt das klarste Wasser nichts. Wozu es ihr einschenken? Nahm mir aber vor, in kürzester Kürze Auguste zu besuchen und zu fragen, wie sehr sie sich auf den neuen Papa freute? Vielleicht redet die ein Wort zur Vernunft. –

Wir kamen reichlich früh. Da jede der Damen ihr Billet bereits an sich genommen hatte, fanden wir uns an den Plätzen zusammen, und zwar in der Weise, daß Viere auf der ersten Bank und ebensoviele auf der Bank dahinter saßen, damit man über das Gesehene auch ein Wort sprechen konnte. So bildeten wir denn in dem Menschenmeere eine sogenannte Sprachinsel. Da diese Anordnung von der Krausen ausging, wie sie ruhmbegierig verkündigte, hatte sie sich selbst an meine rechte Seite arrangirt, wofür ich ihr mein Lob jedoch vorenthielt, und an die andere die Bergfeldten, neben der dann die Butschen kam. Die Schülern und Beckmannen bildeten das zweite Treffen mit der Markwarten und Fräulein Pohlenz, die mir ebenso wie die Butschen als neu vorgestellt wurden.

»Ich vermuthe, es wird ein Genuß,« sagte die Beckmann. – »Herrjeh,« fragte ich, »wo ist denn die Stahlen? Für die ist wohl der leere Platz bei Frau Butsch?« – »Ach nee, die kommt nicht.« erwiderte die Beckmann. – »Renz ist ihr zu theuer.« – »Wenn die Hauswirthe schonst so stöhnen, was für ›Klagelieder Jeremiä‹ denn zum Besten geben?« warf die Markwarten ein. – »Ach wat, Sie stehen nischt aus« fuhr die Schülern sie an, »Seefe und Lichte jehen mit der menschlichen Cultur, die Seefe bei Dage und die Lichte beim Dunkelwerden. Aber die Stahlen hat die vierte Etage wieder jekündigt und es vermiethet sich sehr mies in den heutigen Zeiten?« – »Dann muß sie nicht so mit den Paragraphen asen,« warf die Beckmann ein. – »Sie will ebend in jeder Hinsicht als die Wirthin estimirt werden« entgegnete die Schülern, »und da braucht sie sich nächtliches Geschrei mit Tumult nicht jefallen zu jelassen.« – »Man träumt wohl mal,« entschuldigte sich die Bergfeldten, denn die hat ja die vierte Etage, woran ich anfangs nicht gleich dachte.

»Wie war das nur noch?« fragte die Krausen. »Ach, Sie wissen's ja,« antwortete die Bergfeldten etwas verlegen. – »Wir haben alle so gelacht,« sagte Fräulein Pohlenz, »erzählen Sie's man noch mal.« – »Ich bin wirklich neugierig,« reizte ich weiter. – »Sieh, sieh,« sagte die Krausen, »also doch. Sonst behaupteten Sie immer, Neugierde überließen Sie Ungebildeten.«

»Gewiß, meine Beste, das thu ich auch. Aber haben Sie schon bemorken, daß ich Sie um Ihre geehrten Geheimnisse ersucht hätte?«– »Ungemein scherzhaft,« sagte sie bissig. »Wer doch nur halb so witzig wäre.«

»Strengen Sie sich nicht an,« gab ich ihr wieder, »es sind schon Komiker gestorben. Also wie war es, Bergfeldten?«

»Eigentlich garnicht; es kam, mit Erlaubniß zu sagen, von dem Studenten her, der das kleine Zimmer hat, der wollte eine Ferienreise von verschiedenen Kilometern machen, nach dem Cremortatri oder da so.« – »Nach der Hohen Tatra, meinen Sie wohl,« brüstete die Krausen sich mit ihrer Schulbildung – ...»sage ich ja, Cremortatra,« blieb die Bergfeldten unentwegt bei, der es durchaus nicht darauf ankommt, wenn sie über ein Fremdwort stolpert und ihre Blößen zeigt – »aber da er von seinen Eltern nichts nicht mitgekiegt hat als das goldene Gemüth...« – »Ohne jeglichen Groschen auf die Welt gekommen,« fiel Fräulein Pohlenz bedauernd ein, »schon als Gymnasiast ging es ihm dreckrig« – »und bei mir erst recht,« sagte die Bergfeldten. – »Aber das muß man der Bergfeldten lassen,« plapperte Fräulein Pohlenz, »wenn er nichts nicht hatte und sich auch nichts, getheilt hat sie redlich mit ihm und nachher half er sich mit Stundengeben. Ich kenn' die Geschichte.«

»Nur weiter,« sagte ich, »wenn ich von meinen Mitmenschen Gutes erfahre, bin ich furchtbar neugierig.« Daran konnte die Krausen lecken.

»Na ja,« berichtete die Bergfeldten, »nun hatte er ein paar Märkelchen, aber weil die nicht für Blitzzüge mit Zuschlagsteuer langten, übte er sich Nachts das Schlafen in der dritten Klasse ein, um seine Sitzglieder für die lange Tour abzuhärten, indem er nur schwächlich ist...« – »Aber ein goldenes Gemüth,« fügte Fräulein Pohlenz hinzu, »ich kenn' die Geschichte ganz genau, und da hatte er sich die Stühle aufgebaut wie in der Eisenbahn, mit so gut wie gar kein Platz und hart und eng, und darauf schlief er in zusammengekrümmtem Zustande.« – »Und da war die Laube fertig,« bestätigte die Schülern. – »Und natürlich kriegt er das Uebergewicht,« nahm die Bergfeldten die Fortsetzung, »und bricht in aller Nacht, so um Uhrer dreie, damit nieder.« – »Nee, es war zwei Uhr,« verbesserte Fräulein Pohlenz, »ich kenn' die Geschichte; wir haben doch so gelacht.« – »Wo nicht gar, es war ziemlich nach Dreien,« vertheidigte sich die Bergfeldten, »ich war doch dabei.«

»Es kommt auf die Minute nicht an,« entschied ich, »es ist ja keine astronomische Sonnenfinsterniß, bei der handelt es sich um Bruchtheile einer Sekunde.« Ich drehte mich nicht, aber ich fühlte, wie die Krausen sich ärgerte, daß Kenntnisse ihre Gegenwart nicht scheuten, sich zu entfalten.

»Nee, so war es nicht,« widersprach Fräulein Pohlenz ungehalten. »Sie erzählten die Geschichte ganz anders, als wir so darüber lachten, es war um vor Zweien und weil Sie doch aufwachten von dem Gepolter und meinten, es sind Einbrecher, und einer von den Räubern hält Sie am Hinterfuß, und können nicht raus aus dem Bett, als mit dem obersten Ende, wo Sie doch das Bein angebunden hatten, und schreien Mord, und die Stahlen munter geworden und hinauf und ballert an die Thüre, und Sie immerzu gezetert und das goldene Gemüth in zittriger Angst aufgemacht und die Stahlen haste nicht gesehn... Sie sagten selber, es war vor Zweien.« – »Ich sage, eher nach, als vor Dreien,« bestand die Bergfeldten auf ihrem Stück. – »Das stimmt nicht.« – »Warum streiten, meine Damen?« legte ich mich ins Mittel. – »Wir haben damals so gelacht,« betheuerte Fräulein Pohlen. – »Riesig,« stimmte die Beckmann bei. – »Wir kugelten uns,« sagte die Markwarten. – »Aber es war auch um Zweien, wie sie uns das erste Mal erzählte,« blieb Fräulein Pohlenz bei.

»Das mag wohl sein,« erlaubte ich mir ein Ende machen zu wollen, »sehr ergötzlich finde ich die Geschichte jedoch nicht.«

»Dann können Sie sie ja in Ihren Schriften verwenden,« wandte sich die Krausen an mich und lächelte süßt wie Streuzucker auf Syrup.

»Leider nein,« entgegnete ich ruhig, »da ich nämlich nicht mehr schreibe. Ich hatte neulich allerdings die Aufforderung zu meinen Memoiren, allein ich lehnte ab.«

»Da haben Sie recht gethan,« sagte sie so laut, daß die Umgebung vor, hinter und neben uns es verstehen mußte, »sehr recht. Es machen sich unendlich Viele ja blos über Sie lustig.«

»Dann haben die doch auch mal ein Vergnügen,« entgegnete ich und lachte ihr grade ins Gesicht. »Mehr als Menschen amüsiren kann man nicht.«

Mittlerweile waren die Herrschaften in der Trampelloge ungeduldig geworden, die Beleuchtung machte einen Satz ins Helle und die Musik legte los. Onkel Fritz sagt, wie es im Zirkus riecht, so klingt es auch; ich konnte dies mit meinen Sinnen nicht nachprüfen. Die Krausen hatte mir versetzt, was sie mir zugedacht. Deshalb die Platzvertheilung, deshalb die Strafkasse bei Renz verjuchheit, deshalb mich eingeladen und die Bergfeldten solche Drömlade, daß sie mich noch in ihr persönliches Schlepptau nimmt. Schließlich konnte mir es völlig gleichgültig vor denen sein, die mich kennen, aber die Markwarten, die Butschen und Fräulein Pohlenz, was mußten die von mir denken? Und warum die Wuth? Weil sie durch Erika in angeheiratheter Verwandtschaft mit uns steht und wir sie da liegen lassen, wohin sie gehört, nämlich links. Onkel Fritz kann sie nun einmal nicht besehen, weniger weil sie ihm unangenehm wäre als, wer weiß Wer und Welche, sondern weil Erika es nicht recht verträgt, wenn die Krausen ihr eine Visite mit überschwänglicher Zärtlichkeit macht und sie manchmal als liebe Kusine küssen will. Aber sie neigt sich so wenig wie eine weiße Lilie. Wenn die Krausen weg ist, wäscht sie sich die Hände, als hätte sie Widerliches berührt. Sie kann nicht anders, sonst greift es sie an.

Was die da unten ritten, war mir entfernt, wie durch ein umgekehrtes Opernglas, ich konnte nicht in den Beifall einstimmen, wenn Einer sich das Genick zu brechen versuchte, und es hielt doch noch, oder es sprang eine so lange auf dem Pferde herum, bis sie schließlich herunterfiel. Für mich war selbst die höchste Kunst, auf dem Drahtseil unter dem Dache, eine große nichtige Null.

Daß Leute über mich lachen, hatte mich nicht verletzt – lieber Gott, wie Viele lachen und haben keine Berechtigung dazu – aber daß die Krausen sich den Zirkus ausgedacht hatte, mir Schnödigkeiten beizubringen, die ich ihr nicht in die falschen Zähne zurückschleudern konnte ohne Aufsehen zu erregen, und sie weiß, daß man einen einmal bezahlten Platz nicht verläßt, das ergrimmte mich. Schlimmer betreiben Indianer es nicht, wenn sie ihre Gefangenen an den Marterpfahl binden und mit brennenden Zündhölzern pieken. Solche alte Rothhaut.

Und sie immer in der haberigsten Weise: »Nein, welche Leistung! Sehen Sie doch diese Technik! Eben wegen der ikarischen Spiele bin ich hauptsächlich hergegangen, die schon zu den Zeiten der Griechen großartig ausgebildet waren.« – »Solches Kobolzschießen war durchaus nicht alterthümlich,« sagte ich, indem ich mich zur Markwarten umwandte, »das wird Jeder sagen, der etwas vom Homer versteht.« – »Mein Mann liest ihn in der Ursprache,« rief die Krausen hochtrabend. – »Mancher Gelehrte ist in der Vergangenheit wie zu Hause,« redete ich furchtlos zur Markwart weiter, »aber seine Frau weiß nicht in der Friedrichstraße zurecht zu finden. Ich habe damals das echt griechische Fest gesehen, das die Berliner Künstler vor dem Pergamontempel auf dem Ausstellungsplatze feierten: wie die Priester in weißen Gewändern, gefolgt von Hunderten von Sängern, mit Rosenkränzen im Haar, dem Siegeszug entgegenschritten, und in dem Zug die Krieger und die Beute, die Königtochter gefesselt, so schön und so stolz mit ihren Gespielinnen und die Wittwe des Egypters, schmerzgebeugt über die Mumie ihres Gemahls auf dem Kameel, und die Sklaven und Sklavinnen. Und dann kamen die heiligen Stiere mit vergoldeten Hörnern, und die Priesterinnen der Athene mit dem goldenen Standbild voran, alle in dunkelrothem leichten Stoff, und dann Flötenspieler und Tänzerinnen in mattem Blau, die umgaben den Siegeswagen de Königs Attalos, gezogen von vier milchweißen Rossen, und der König in Gold und Purpur mit dem grünen Lorbeer in der Krone, machtvoll auf das Schwert gestützt, umjubelt von der Menge, begrüßt mit den feierlichen Hymnen der Priesterchöre. Sehen Sie, das war was. Und als oben vor dem Tempel die Priesterin dem König sagt: »Was das Schwert gewonnen, kann auch das Schwert vernichten, darum verehre sie, die Göttin der Künste, der Wissenschaft und des Fleißes, Athene, die Hüterin des Friedens« und wie nun Attalos Krone, Lorbeer und Schwert auf den Altar legt und als erste That nach der Siegesheimkehr die Gefangenen frei giebt, da brauste Freude durch alles Volk. Und wie den Gefangenen die Ketten abgenommen wurden und sie die Trappe hinaufstürmten, dem König die Hände zu küssen und den Saum seines Gewandes, und Tauben wie weiße Wölkchen als Friedensboten in den sonnenstrahlenden Abendhimmel aufflatterten, da konnte sich Keiner halten und Alles jubelte und jauchzte mit den Künstlern: »Heil dem König!« Das nenne ich griechisch und großartig, und nicht das Umherrenken von den Gliederaussetzbrüdern da unten vor uns. Ueberhaupt gefällt mir seitdem so leicht keine mimisch-plastische Darstellung.«

»Was die ollen Jriechen nich allens konnten,« sagte die Schülern.

»Man muß eben ein Auge dafür haben,« gab ich ihr recht.

Die Krausen zuckte mit den geschlossenen Lippen, als wenn sie eine Antwort zurecht mimmelte, aber sie kam nicht dazu, Sie von sich zu geben, weil eine blendende Dressurnummer unsere Theilnahme erforderte. Im Zirkus macht eben jeder Gebildete seinen Pferdeverstand bemerkbar, wenn nicht durch Reden, so doch durch hingebende Aufmerksamkeit für das Vollblut.

Ich war theilnehmender geworden. Die Erinnerung an das Pergamonfest hatte mir zugeredet. Es ist so viel Schönes in der Welt, so viel Gutes und Herrliches, warum auch noch Genuß am Sich-Aergern finden? Warum ihn den Leuten vom Brot kratzen, denen sonst nichts schmeckt? Nur nicht so happig, Wilhelmine. Laß sie gelb werden.

Nach der von zwanzig Rapphengsten ausgeführten ernsten Scene folgte nun eine lustige von drei Clowns, wie solche Menschen mit Hosen an, wie es garnicht giebt und ebensolchen Jacken, in der Kunstsprache heißen. Die sich denn nun geprügelt und in den Sand geworfen, und auf den Händen gelaufen und hingehauen, wo irgend nur der menschliche Körper knallt und dabei Witze gerissen, daß die Gallerie nur so brüllte. Die richtige Kunstbutter für's Volk. Wir lachten jedoch auch, weil Manches possirlich war und man nicht anders konnte. Blos die Krausen spielte die Feine und zog sogar ihren Schleier herab. Ich wollte schon sagen: »es sind keine Pferde zum Scheumachen da, bleiben Sie unbedeckt,« aber völlig so sieht sie doch nicht aus.

Während wir uns vergnügten – die Schülern und die Beckmann sogar etwas zu lauthals und auch die Butschen schlug ihre Vorderseite mit den Händen, als könnte sie sich vor Gelächter nicht helfen – kuckt der eine Clown mit einem Male zu uns herauf, streckt den Finger auf mich aus und ruft: »Immer heran, meine Herrschaften, da sitzt die Buchholzen.«

Das Publikum zu uns hergesehen. Einige lachten. Von der Gallerie gröhlten sie: »Rin in die Manege – Det is ja de Eisrieke. – Hoch mit dem Schleier.« – Daraus ersah ich, daß die Meisten meinten, die Krausen wäre als wie ich. Und sie meinte es auch wohl, denn sie ruckste ungemüthlich in einem fort auf ihrem Sitz hin und her.

Wie ich mir nun den frechen Patron mit dem Opernglase näher heranhole, denke ich zuerst: Die Weltgeschichte irrt sich, und dann knuff ich die Bergfeldten: »Ich will mein ganzes Leben auf Brathuhn verzichten, obgleich ich es leidenschaftlich esse, wenn die rüdige Bolle nicht der Krausen ihr Eduard ist.« – »Wo doch? – Wer doch?« – – »Der da.« – »Ach der, den sie eben so vertobakt haben?« – »Jawohl, der mit dem härtesten Schädel.« – »Buchholzen, Sie könnten recht haben, in der Physiognomie liegt eine Art von Aehnlichkeit; er hat sich man so eingeschmurgelt.« – »Sehen Sie blos die Krausen; ihr ist was.« – »Nu natürlich, es ist ihr Junge.« –

Eben hatten die Clowns ihm ein paar Tachteln verabreicht, daß es mächtig schallte, und da sie Alle über einanderpurzelten, wurde ihnen ein allgemeines Hallo gespendet. Je verdrehter, um so größerer Beifall. Ich rief: »Bravo Eduard, bravo, da Capo,« denn so Einer kann nicht Senge genug kriegen.

»Wen meinen Sie mit Ihrem Eduardgerufe?« fuhr die Krausen mich an.

»Den Hanswurst da, der jetzt alle die Katzen-Köpfe nachholt, die ihm in der Jugend vorenthalten wurden, den Pojatz, dem sie das Fell ausklopfen vor allem öffentlichen Publikum, der Ihrem Eduard so ähnlich sieht wie ein Osterei dem andern.«

»Sie haben eine sehr rege Phantasie, meine Liebe. Ich habe von alle dem nichts gesehen.«

»Vielleicht haben Sie im Zug gestanden und der ist Ihnen auf die Pupillen geschlagen.«

»Meine Augen sind gottlob gesund; außerdem urtheile ich nie nach dem ersten Eindruck, dazu bin ich zu vorsichtig und zu gewissenhaft. Leiden Sie schon lange an Sinnestäuschungen? Sie sollten doch etwas dagegen thun. Sie haben es ja, Sie können sich einen gepolsterten Einzelsalon in der maison de santé Vorderhaus leisten.«

»Nee«, lachte ich, »so verrückt bin ich denn nun noch nicht. Es soll mich freuen, wenn Ihr Eduard es nicht ist. Denn es muß den Eltern doch sehr entgegengesetzt vorkommen, wenn er Griechisch und Latein gelernt hat, blos daß ihm der Kopf schwer genug ist, darauf zu stehen. Nich wahr, Bergfeldten?«

»Da ist er!« fuhr sie heraus und nickte nach dem Eingange zu. – »Wer denn?« – »Butsch.« – »Wo denn?« – »Sehen Sie blos das Vorhemd, er hält so sehr auf sich.« –

Nach einiger Augenanstrengung trafen meine Blicke das Ziel ihres Zugriemens. Er war, wie so Weißbierwirthe sind, ansehnlich und kräftig, und ziemlich angelitert. – »Die Haltung!« flüsterte sie mir zu. »Flügelmann beim ersten Garde. Wie bildschön ihn die Uniform gelassen haben muß, wo er schon so in Civil aussieht.« – »Er hat wohl seine Kirchhofskluft an?« fragte ich. – »Wenn er ausgeht, macht er sich immer staatsmännisch.«

Da nun die Pause eintrat, sollte das Glas Echte genehmigt werden; der Kellner wurde gewunken und das Geplauder mit Beiguß konnte beginnen.

Die Krausen fragte, ob Eine zu einem Gang durch den Stall Lust hätte, das wäre das eigentliche Wesen der Equestrik. Sie wurde einhellig abgelehnt und strömte mit vielen anderen Gaulkennern davon. Herr Butsch aber kam heran. »Meine Damen!« begrüßte er uns vertraulich »die ganze Proste-Mahlzeit beisammen? Freut mich sehr. Mein Name ist Butsch.« – Er nahm dem Kellner das Bier ab, reichte Jeder ihr Seidel und bezahlte es aus einer braunseidenen Börse. »Von zarter Hand« sagte er, worauf die Bergfeldten verschämt wegsah. Fängt die aus Liebe das Häkeln an; also nicht mehr zu retten.

Uebrigens gefiel Herr Butsch uns Allen recht gut, er wußte zu unterhalten und entwickelte treffende Ansichten über die enormen Kosten, die der Zirkus täglich verursacht, und wie viel die Gallerie allein einbringt und was die Schänke einnimmt. Das war außerordentlich belehrend. Herr Butsch tauschte den für ihn bestimmten Sitz mit seiner Schwägerin und setzte sich neben die Bergfeldten. Fräulein Pohlenz gab der Beckmann einen Rippenstoß und kicherte anzüglich. So ältere Jungfern denken sich doch immer mehr, als wirklich der Fall ist.

Auf der Krausen ihrem Platz stand das für sie fällige Glas Echte. Sie mußte Pferde besehen! Wers glaubte?

Mittlerweile hatten die Renzer die Reit-Sandtorte vermöge einer großen Gummischale in eine Badewanne umgebaut, weil als zweite Abtheilung die Wasserpantomime auf dem Zettel stand.

»Wo bleibt die Krausen?« fragte die Butschen, »sie verpaßt den Anfang und ihr Bier steht ab. Willst Du es nicht lieber trinken, Schwager?« – »Nich in de Tüte,« antwortete dieser. »Weiße und Weiber allemal frisch.« – Fräulein Pohlenz jeckte sich barbarisch darüber, aber uns andere schmerzte dieser Witz etwas, weil die Bergfeldten und wenn sie sich noch einen Kolibri aufnäht, die verrannte Jugend doch nicht wieder einholt. Hagebutten sind eben keine Rosenknospen.

Endlich kam die Krausen, und wie man ihr anmerkte von Ereignissen, jedoch gab sie ebensowenig was her wie ein verstopfter Automat. Ihr Bier aber trank sie in einem Ansatz aus; sie mochte wohl eine innerliche Löschung vorzunehmen haben.

Nun ging die Komödie los. In dem Gummi-Seebecken waren ein dicker Engländer und einige Stallmeister, als plötzlich das Wasser über eine Felsenbrücke herabgeschossen kam und mitten in den Zirkus pladderte. Das rauschte und schäumte und die Stallmeister und der dicke Engländer thaten wie die Unklugen. Immer mehr Wasser stürzte brausend daher und Enten ließen sie zufliegen, die parkend und flügelschlagend die angewärmten Wellen belebten. Auch kamen Kähne angegondelt, den Engländer zu retten, der purzelte aber immer wieder retour ins nasse Element und alle mit ihm die im Boot saßen, Herren und Damen. Je strampeliger er es machte, je seitenhaltender wir lachten, blos die Krausen ward saurer und saurer, denn je öfter der Dicke tauchte, um so reiner wuschen ihn die Fluthen, und um so erkennbarer ward er als ihr Eduard, zumal die Flachshaarperücke auch aus dem Leime ging und selbstständig davon schwamm. Der aufgeblasene Gummibauch kam als Maske nicht in Betracht. Er war es.

»Ihr Eduard spielt den Dusseligen über alle Erwartung gut,« sagte ich. Leugnen konnte sie nicht länger.

»Nur aus Gefälligkeit, weil Renz in Verlegenheit war,« antwortete sie. »Eduard ist so außerordentlich talentvoll. Er kann Alles, was er will.« – »Blos nicht regulär arbeiten,« wischte ich ihr aus.

»Meine Liebe, Sie scheinen doch zu wenig von der Welt und vom Fortschritt zu wissen. Eduard kann es als Künstler noch sehr weit bringen, er kann Direktor und Kommissionsrath werden. Ich wüßte bei der augenblicklichen schlechten Zeitlage keinen erfolgreicheren Beruf als Zirkus. Renz hat Millionen.« – »Das sagte Herr Butsch vorhin schon, also muß es wahr sein,« entgegnete ich. – Ebenso leicht wie die faßt man einen Aal mit Seifenhänden. Vortheilhafter widmete ich mich daher den badenden Damen, der Loreley und all dem bunten Wassersport im Zirkus, den eine Feuer und farbige Sterne speiende Fontaine beschloß.

Herr Butsch lud uns sämmtlich in seine Weißbierstube, aber während die übrigen Damen annahmen, dankte ich mit aller mir zu Gebote stehenden Verbindlichkeit. – Ich hatte genug.

Als ich wieder in der Stadtbahn saß, überblickte ich den Abend noch einmal von Innen aus. Die Krausen wollte mich ducken, nun aber war sie selbst hineingesegelt und hatte mit ihrem Hochmuth Schiffbruch gelitten. Ihr Eduard als festengagirter Fatzke! Das hatte die ewige Nemesis ihr sauber eingebrockt. Es war für mich ein Triumph, wenn auch kein schöner.

So bald sie mich jedoch wieder zu ihren Strafgeldern invitiren, sage ich mit Herrn Butsch: »Nich in de Tüte!«

 


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