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Mundartliche Anmerkungen

zu der Rose der Sewi

Die Erzählung spricht in den vorkommenden Gesprächen ungefähr die Mundart der dortigen Gegend – ungefähr, denn eine genaue Wiedergabe derselben schien nicht rätlich; man hätte sonst i oder ih für ich, aa, ah, á oder à für auch, öß oder für ihr, gsagg oder auch xagg für gesagt setzen und noch vieles andre bringen müssen, was dem Leser, der zufällig nicht im Gebiete des bajuvarischen Stammes geboren ist, die Lesung nur erschwert und deren Annehmlichkeit nicht erhöht hätte. Darum ist die Mundart so gehalten worden, daß sie jedem Deutschen von der Etsch bis in die Königsau gleich verständlich sein wird, während jeder andere Landsmann seine heimischen Laute doch ohne Mühe hineinlesen kann.

Es sind daher nur wenige Wörter hervorzuheben, die einer Erklärung bedürfen (darunter auch einige, die nicht in den Gesprächen, sondern im erzählenden Texte vorkommen) – nämlich etwa folgende:

Der Name Hechenplaickner, besser Höhenblaikner, im Unterinntal nicht selten, erklärt sich aus hoch und Blaike, »Stelle eines Berghangs, an welcher sich die Dammerde losgerissen hat und gesunken ist, so daß an demselben der Sand oder das nackte Gestein zum Vorschein kommt«. Schmeller, I, 323.

Hinterbüchler = Hinterbühler. Der Bühel, der Hügel, jetzt nach der Aussprache in Ortsnamen gewöhnlich Bichel oder Pichel, woher dann die zahlreichen Bichler oder Pichler.

Mittersackschmöller, ein Name, den die Erzählung wohl nur aufgenommen hat, um ihm eine kleine Ehre zu erweisen, da er ein vorzügliches Exemplar jener germanisierten romanischen Namen ist, die in Tirol so häufig sind. Mitter- ist ohnedies gemeinverständlich, sackschmöll aber geht auf ein ehemaliges saxum malum zurück.

Herrisch, durchaus nicht imperiosus, sondern alles, was zum Herrenvolk gehört und sich städtisch kleidet.

Die ganze Freundschaft = die ganze Verwandtschaft.

Einen Streich hat derjenige, der nach Schmeller (2, 805) »einen Sparren zuviel im Kopfe hat«, aber auch der, der ungewöhnlichen, seltsamen Neigungen und Liebhabereien nachgeht. Wenn der Valentin damals der Rosi und dem Florian einen Streich zuschrieb, so meinte er wohl damit ihre Neigung zu den Büchern und den schönen Künsten.

Feiner Bursch; das tirolische fein fällt mit dem cisalpinischen nicht ganz zusammen. Einerseits fehlt ihm der Begriff der Finesse, der Listigkeit, anderseits bedeutet es das Höchste, was gute Anlage und gute Erziehung aus einem Menschen machen können. »Ein feiner Bursch« ist so viel als ein vollendeter Gentleman. Ein feines Mädchen wird zwar immer schön, ein schönes Mädchen muß aber nicht immer fein sein.

Verraten, nicht immer prodere, sondern auch oft, wie hier, anraten, empfehlen.

Leite, Abhang eines Hügels.

Steinmuhr, Bergbruch, Felsenablösung.

Der Türken, Mais, Welschkorn.

Ein Affe, ein Räuschlein.

Hochzeiter, Hochzeiterin, haben das alte Bräutigam und Braut fast ganz verdrängt.

Ihrzen, Gegensatz zu duzen, jemanden mit Ihr oder Sie anreden.

Wehtagen, spr. Wedam, Schmerz.

 

 


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