Laurence Sterne
Tristram Shandy
Laurence Sterne

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178. Kapitel.

Die alten Gothen Deutschlands, die (wie der gelehrte Cluverius bestimmt behauptet) zuerst in dem Gebiet zwischen der Weichsel und Oder ansässig waren, und später die Heruler, Bugier und einige andere vandalische Stämme in sich aufnahmen, – hatten die weise Sitte jede wichtige Staatsangelegenheit zwei Mal zu erörtern, nämlich einmal in betrunkenem und einmal in nüchternem Zustande, – betrunken, damit es ihren Beschlüssen nicht an Energie, – und nüchtern, damit es ihnen nicht an Klugheit fehlen möchte.

Da nun mein Vater ein vollständiger Wassertrinker war, so war er lange Zeit in der tödtlichsten Verlegenheit, wie er diese Sitte ebenso verwenden könnte, wie er es mit fast Allem machte, was die Alten thaten oder sagten; und erst im siebenten Jahre seiner Verheirathung kam er nach tausend fruchtlosen Versuchen auf ein Auskunftsmittel, das seinem Zweck entsprach. Dies bestand darin, daß er, wenn immer ein schwieriger und wichtiger Punkt in der Familie festzustellen war, zu dessen Beschlußfassung es großer Nüchternheit und zugleich großen Muthes bedurfte, – die erste Sonntagnacht im Monat und die unmittelbar vorhergehende Samstagnacht bestimmte, um die Sache mit meiner Mutter im Bett zu erörtern: Wenn Sie dies in näheren Betracht ziehen, mein geehrter Leser, so werden Sie einsehen, daß in Folge dieser Einrichtung *   *   *   *   *   *   *   *   *   *   *   *   *   *

Dies nannte mein Vater humoristischer Weise seine Lits de justice; – denn aus den zwei verschiedenen Beschlüssen, die in diesen zwei verschiedenen Stimmungen gefaßt wurden, ließ sich in der Regel ein mittlerer herausfinden, der den Weisheitspunkt ebenso richtig traf, als wenn er hundert Mal betrunken und nüchtern erwogen worden wäre.

Es soll vor der Welt kein Geheimniß bleiben, daß dieses Mittel ebensogut für literarische Erörterungen, wie für militärische oder eheliche paßt; aber nicht jeder Schriftsteller kann den Versuch in der Art machen, wie es die Gothen und Vandalen thaten; – oder, wenn er es kann, möge es immer zum Heil seines Körpers sein; that man es aber wie mein Vater, – so bin ich überzeugt, war es zu seinem Seelenheil.

Ich mache es so:

Bei allen schwierigen und kitzlichen Erörterungen – (und der Himmel weiß, es gibt deren nur zu viele in meinem Buche) – wo ich finde, daß ich keinen Schritt thun kann, ohne den verehrten oder hochwürdigen Leser auf den Hals zu bekommen, – schreibe ich die eine Hälfte mit sattem Leib, die andere im Zustande des Fastens; – oder ich schreibe Alles im satten – und corrigire im fastenden Zustand; – oder schreibe fastend und corrigire satt; denn das kommt Alles auf Eines heraus. Auf diese Art fühle ich mich, mit einer geringeren Abweichung vom Plane meines Vaters, als dieser von dem der Gothen abwich, – ganz auf seiner Höhe in seinem ersten Lit de justice, – und nicht geringer als er in seinem zweiten. – Diese verschiedenen und fast unversöhnlichen Wirkungen entfließen sämmtlich dem weisen und wunderbaren Mechanismus der Natur; wofür ihr die Ehre gebührt. Alles was wir thun können, ist, daß wir diese Maschinerie zur Vervollkommnung und Verbesserung der Künste und Wissenschaften anwenden.

Wenn ich nun aber in sattem Zustande schreibe, – so schreibe ich so als ob ich in meinem ganzen Leben nicht wieder im Zustande des Fastens schreiben würde; – das heißt ich schreibe frei von den Sorgen und Aengsten dieser Welt. – Ich zähle meine Narben nicht, – noch dringt meine Phantasie in dunkle Hausgänge und Winkel, um die Stiche, die mich dort erwarten, voraus zu datiren. – Mit einem Wort meine Feder nimmt ihren Lauf; und ich schreibe zu, ebensogut aus vollem Herzen wie aus vollem Magen.

Aber, meine verehrtesten Leser, wenn ich im Zustande des Fastens schreibe, ist es eine ganz andere Geschichte. – Dann widme ich der Welt alle mögliche Aufmerksamkeit und Hochachtung, – und besitze (solang es dauert) eine ebenso große Portion von jener Dienstmannstugend der Bescheidenheit als der beste von Ihnen, meine Herren. – Somit schreibe ich zwischen beiden ein sorglos gemachtes, artiges, unsinnvolles, gutgelauntes Shandy'sches Buch, das allen Ihren Herzen gut thun wird.

– Und auch allen Ihren Köpfen, – vorausgesetzt Sie verstehen es.

179. Kapitel.

Wir sollten jetzt darauf denken, sagte mein Vater, indem er sich in seinem Bette halb herumdrehte, und sein Kissen etwas mehr gegen das meiner Mutter hinschob, als er die Erörterung begann, – wir sollten jetzt darauf denken, Frau Shandy, den Buben in Hosen zu stecken.

Ja, das sollten wir, sagte meine Mutter. – Wir haben es bis jetzt schändlicher Weise unterlassen, meine Liebe, bemerkte mein Vater.

Ja, das haben wir, Herr Shandy, erwiderte meine Mutter.

Nicht als ob das Kind in seinem Röckchen nicht vortrefflich aussähe, fuhr mein Vater fort.

O es sieht sehr gut darin aus, versetzte meine Mutter.

Und deshalb wäre es fast Schade, es ihm zu nehmen, setzte mein Vater hinzu.

Ja, das wäre es, sagte meine Mutter. – Aber er wird wirklich ein recht großer Junge, begann mein Vater wieder.

Ja, für sein Alter ist er wirklich sehr groß, sagte meine Mutter.

Ich kann mir nicht (mit Nachdruck auf »nicht«) denken, wem er nachschlägt, sagte mein Vater.

Ja, das kann ich mir auch nicht recht denken, erwiderte meine Mutter.

Hm! – machte mein Vater.

Die Unterhaltung stockte eine Weile.

Ich selbst bin sehr klein, sagte mein Vater ernst.

Sie sind sehr klein, Herr Shandy, bemerkte meine Mutter.

Hm! machte mein Vater abermals und rückte sein Kissen etwas von meiner Mutter weg; – dann drehte er sich zur Seite und die Unterhaltung stockte von Neuem 3½ Minuten lang.

Wenn er diese Hosen bekommt, rief mein Vater in einer höheren Tonart, wird er ganz viehmäßig darin aussehen.

Ja, er wird anfangs sehr linkisch darin aussehen, erwiderte meine Mutter.

Und es wird noch gut gehen, wenn dies das Schlimmste dabei ist, setzte mein Vater hinzu.

Ja, da muß es gut gehen, sagte meine Mutter.

Eigentlich, versetzte mein Vater, – indem er anfangs eine Pause machte, – eigentlich wird er gerade so aussehen wie anderer Leute Kinder.

Gerade so, sagte meine Mutter.

Was mir übrigens leid thun würde, bemerkte mein Vater; und hier gab es wieder eine Stockung in der Unterhaltung.

Man sollte ihm lederne machen lassen, sagte mein Vater, und drehte sich wieder herum.

Sie wären am dauerhaftesten, sagte meine Mutter.

Aber man könnte sie nicht füttern, entgegnete mein Vater.

Nein, das könnte man nicht, sagte meine Mutter.

Barchenthosen wären deshalb besser, bemerkte mein Vater.

Ja, das sind die allerbesten, erwiderte meine Mutter.

Mit Ausnahme von zitzenen, sagte mein Vater. – Ja, die sind noch besser, versetzte meine Mutter.

Man darf ihn jedoch nicht damit umbringen, grollte mein Vater.

Ja nicht, sagte meine Mutter; – und abermals stand die Unterhaltung still.

Ich bin übrigens fest entschlossen, brach mein Vater zum vierten Mal das Stillschweigen, daß er keine Taschen bekommen soll.

Das wäre ganz unnöthig, sagte meine Mutter.

Ich meine in Jacke und Weste, rief mein Vater.

Das mein' ich auch, versetzte meine Mutter.

Wenn er indessen einen Kreisel oder Brummtopf bekommt – die armen Bürschchen! es ist gleichsam wie Krone und Scepter für sie – so sollte er sie irgendwo hinstecken können.

Bestellen Sie das, wie es Ihnen gut dünkt, Herr Shandy, entgegnete meine Mutter.

Aber halten Sie es für praktisch? setzte mein Vater eindringlich hinzu.

Gewiß, sagte meine Mutter, wenn es Ihnen recht ist, Herr Shandy.

Da haben wir's! rief mein Vater, der jetzt die Geduld verlor. Wenn es mir recht ist! – Sie werden den Unterschied zwischen dem was angenehm und dem was passend ist, niemals begreifen, Frau Shandy, nie werde ich im Stande sein, Ihnen das beizubringen. – Dies geschah Sonntag Nachts; – und weiter sagt dies Kapitel nichts.

180. Kapitel.

Nachdem mein Vater die Hosenfrage mit meiner Mutter erörtert hatte, – zog er Albertus Rubenius hierüber zu Rathe, und Albertus Rubenius ging hiebei (womöglich) zehn Mal ärger mit meinem Vater um, als dieser mit meiner Mutter umgegangen war; denn da Rubenius einen Quartband eigens De Re Vestiaria Veterum geschrieben hatte, – so wäre es seine Sache gewesen, meinem Vater hierüber einige Aufklärung zu geben. – Statt dessen hätte mein Vater ebensogut die sieben Cardinaltugenden aus einem langen Bart herausziehen können – als ein einziges Wort hierüber aus Rubenius.

Ueber jeden anderen Theil der Kleidung der Alten gab Rubenius meinem Vater alle Aufklärung – so eine vollständige und befriedigende Schilderung

der Toga oder des losen Oberkleids,

der Chlamys,

der Ephode,

der Tunica oder Jacke,

der Synthesis,

der Paenula,

der Lacerna mit ihrem Cucullus,

des Paludamentum,

der Praetexta,

des Sagum oder Soldatenwamms,

der Trabea, deren es nach Suetonius drei Arten gab.

Aber was hilft mir das, sagte mein Vater, wenn ich etwas über Hosen haben möchte?

Rubenius legte ihm auch alle Arten von Schuhen auf den Tisch, die bei den Römern Mode gewesen waren:

den offenen Schuh,

den geschlossenen Schuh,

den Schlappschuh,

den Holzschuh,

den Soccus,

den Halbstiefel und

den Soldatenschuh mit Nägeln, den Juvenal anführt.

Ferner die Ueberschuhe,

die hölzernen Ueberschuhe,

die Pantoffeln,

die Riemenschuhe,

die Sandalen mit Nesteln.

Dann gab es noch

den Filzschuh,

den leinenen Schuh,

den gestickten Schuh,

den geflochtenen Schuh,

den calceus incisus und

den calceus rostratus.

Rubenius zeigte meinem Vater, wie gut sie alle saßen, – wie man sie band, und mit welchen Bändern, Strippen, Schnüren, Riemen, Schleifen, Nesteln und Haken.

Aber ich will etwas über Hosen hören, sagte mein Vater. Albertus Rubenius belehrte meinen Vater, daß die Römer verschiedenartige Stoffe fabricirten: – die einen schlicht, – die andern gestreift, – wieder andere, wo die Wolle mit Seide und Gold durchwirkt war: – daß leinene Stoffe erst gegen den Verfall des Reichs hin in allgemeinen Gebrauch kamen, als sich viele Aegypter in Italien niederließen und jene in Mode brachten:

Daß Personen von Stand und Vermögen sich durch die Feinheit und Weiße ihrer Kleider auszeichneten, welch' letztere Farbe (neben dem Purpur, der bei feierlichen Gelegenheiten getragen wurde) sie am meisten liebten und an Geburtstagen und bei Volksfesten trugen; – daß aus den besten Historikern jener Zeiten hervorgehe, daß die Römer ihre Kleider häufig zum Walker schickten, um sie reinigen und wieder weiß machen zu lassen; – daß aber geringere Leute, um sich diese Ausgabe zu sparen, im Allgemeinen braune Kleider von etwas gröberem Stoffe trugen, – bis sich zu Anfang der Regierung des Augustus der Sklave kleidete wie sein Herr, und fast jeder Kleiderunterschied aufhörte, mit Ausnahme des Latus Clavus.

Und was ist unter dem Latus Clavus zu verstehen? fragte mein Vater.

Rubenius sagte ihm, daß dies noch ein streitiger Punkt unter den Gelehrten sei: – daß Egnatius, Sigonius, Bossius, Ticinensis, Bayfius, Budäus, Salmasius, Lipsius, Lazius, Isaak Casaubon, und Joseph Scaliger, ein Jeder wieder eine andere Ansicht aufstellte, – und er selbst ebenfalls: – daß Einige einen Knopf darunter verstanden, – andere den Rock selbst, – wieder andere die Farbe; – daß der große Bayfius in seiner Garderobe der Alten (Kap. 12) aufrichtig sage, er wisse nicht was es sei, – ob eine Fibula, – oder ein Knopf, – ein Knopfloch, – ein Buckel – ob Schnallen oder Halter.

Mein Vater verlor das Pferd, aber nicht den Sattel. – Es sind Haften und Haken, sagte mein Vater, – und so befahl er, daß man mir Hosen mit Haften und Haken machen solle.

181. Kapitel.

Wir treten nun auf einen neuen Schauplatz.

Lassen wir also die Hosen in den Händen des Schneiders, bei dem mein Vater mit seinem Stocke stand und dem er, als er sich an die Arbeit machte, eine Vorlesung über den Latus Clavus hielt, wobei er genau bezeichnete, an welcher Stelle des Hosenbunds derselbe angebracht werden sollte.

Lassen wir meine Mutter – (die ächteste aller Pococurante's ihres Geschlechts) – in ihrer Sorglosigkeit deshalb, wie überhaupt bei allem was sie betraf; – das heißt gleichgiltig ob etwas so oder anders geschah – wenn es nur überhaupt geschah.

Lassen wir auch Dr. Slop meine Unehre vollständig ausnützen.

Lassen wir den armen Le Fever wieder gesund werden und von Marseille nach Hause kommen, so gut er kann; – und zuletzt – denn dies ist das Schwerste –

Lassen wir womöglich mich selbst liegen; – aber das ist unmöglich, – ich muß schon mit Ihnen bis an das Ende des Werkes gehen.

182. Kapitel.

Wenn der Leser nicht eine klare Vorstellung von den anderthalb Viertelsmorgen Landes hat, die am Ende des Küchengartens meines Onkels Toby lagen, und der Schauplatz so mancher seiner süßesten Stunden waren, – so bin wahrlich ich nicht daran Schuld, – sondern seine Phantasie, – denn ich habe ihm ja eine so genaue Beschreibung davon gegeben, daß ich mich fast schämte.

Als das Schicksal eines Abends in die großen Begebenheiten der Zukunft vorwärts schaute, – und sich zu Gemüthe führte, wozu dieser kleine Fleck durch ein in Eisen gegrabenes Decret bestimmt war, – winkte es der Natur: – dies genügte. Die Natur warf einen halben Spaten voll ihrer mildesten Erdmischung darauf, mit gerade so viel Lehm darin, daß die Formen der Winkel und Einschnitte gut hervortreten mußten, – und mit so wenig Lehm, daß er nicht am Spaten hängen blieb und so ruhmvolle Werke bei schlechter Witterung nicht kothig machte.

Mein Onkel Toby kam, wie wir dem Leser bereits mitgetheilt haben, mit Plänen von fast allen befestigten Städten in Italien und Flandern hierher. Der Herzog von Marlborough oder die Alliirten mochten sich vor einer Stadt lagern vor welcher sie wollten, mein Onkel Toby war stets darauf vorbereitet.

Sein Verfahren hiebei, das einfachste aus der Welt, war folgendes: Sobald eine Stadt blockirt wurde, – nahm er (doch schon vorher sobald nur die Absicht verlautete) den Plan derselben vor (es mochte eine Stadt sein, welche es wollte) und vergrößerte denselben im Maßstab seines Rasenplatzes; hierauf übertrug er mittelst einer großen Rolle von Packzwirn und einer Anzahl kleiner an den verschiedenen Winkeln in den Boden geschlagener Pfähle die Linien von seinem Papier auf den Boden; nahm dann die Profile, um die Tiefe und Böschungen der Graben, – die Abdachung des Glacis und die genaue Höhe der verschiedenen Bankets, Wälle u. s. w. zu bestimmen, worauf der Corporal die Ausführung begann, die trefflich von Statten ging. – Die Natur des Bodens, – die Natur der Beschäftigung selbst, – und vor Allem die Gutmüthigkeit meines Onkels Toby, der vom Morgen bis in die Nacht dasaß, und mit dem Corporal freundlich über vergangene Thaten sprach, – machte, daß die Arbeit nur dem Namen nach eine solche war.

War dann die Festung auf diese Art vollendet und in den gehörigen Vertheidigungsstand gesetzt, – so wurde sie berannt, – und mein Onkel Toby und der Corporal begannen ihre erste Parallele zu ziehen. – Ich bitte mich in meiner Geschichte nicht durch die Bemerkung zu unterbrechen, daß die erste Parallele wenigstens dreihundert Toisen von dem Kern der Festung entfernt sein sollte; – und daß ich nicht einen Zoll hiefür übrig gelassen habe; – denn mein Onkel Toby nahm sich die Freiheit seinen Küchengarten beizuziehen, um seine Werke auf dem Rasen desto größer machen zu können. So zog er seine erste und zweite Parallele in der Regel zwischen zwei Reihen seines Weißkohls und seines Blumenkohls; die Zuträglichkeit und Unzuträglichkeit dieser Maßregel wird ausführlich in der Geschichte von den Feldzügen meines Onkels Toby und des Corporals erörtert werden, von welcher das, was ich jetzt schreibe, nur eine Skizze ist, und diese letztere wird, wenn ich richtig rechne, auf drei Seiten beendigt sein (doch nichts Gewisses weiß man nicht). – Die Feldzüge selbst nehmen ebensoviel Bücher in Anspruch, und deshalb fürchte ich, wenn ich sie, wie ich einmal beabsichtigte, dem Kern des Werkes einverleiben wollte, so hieße dies ein zu großes Gewicht von einer einzigen Stoffgattung an eine so schwache Arbeit wie die vorliegende ist, hängen; – sie werden deshalb wol besser besonders gedruckt. – Doch wollen wir dies noch näher überlegen; – einstweilen empfangen Sie die nachfolgende Skizze derselben: –

183. Kapitel.

Wenn die Stadt mit ihren Werken fertig war, begann mein Onkel Toby und der Corporal die erste Parallele zu eröffnen, – nicht aufs Gerathewohl – sondern von denselben Punkten aus, und in denselben Entfernungen, wie die Alliirten die ihrige begonnen hatten; wobei sie ihre Laufgräben und Angriffsarbeiten nach den Nachrichten gestalteten, die mein Onkel Toby den Zeitungen entnahm, so daß sie die ganze Belagerung über gleichen Schritt mit den Alliirten hielten.

Wenn der Herzog von Marlborough ein Logement machte, – machte mein Onkel Toby ebenfalls eines: – und wenn die Face einer Bastion zusammengeschossen oder irgend ein Vertheidigungsmittel zerstört wurde, – nahm der Corporal seine Hacke und that dasselbe, – und so fort; – wobei sie allmählich Boden gewannen und sich eines Werkes nach dem andern bemächtigten, bis die Stadt in ihre Hände fiel.

Für Einen, der sich an der Glückseligkeit Anderer erfreut, gab es keinen herrlicheren Anblick auf der Welt, als wenn er an einem Posttag, wo der Herzog von Marlborough eine gangbare Bresche im Hauptwall der Festung hergestellt hatte, – hinter der Hagenbuchenhecke stand und zusah, wie angenehm erregt mein Onkel Toby, mit seinem Trim hinter sich, anrückte – der Erstere mit der Zeitung in der Hand, – der letztere mit einem Spaten auf der Schulter, um den Inhalt jener auszuführen. – Welch' ein ehrlicher Triumph lag in den Blicken meines Onkels Toby, wenn er dann auf den Wall stieg! welch' inniges Vergnügen schwamm in seinem Auge, wenn er oberhalb dem Corporal stand und diesem, während er arbeitete, den Zeitungsabschnitt zehn Mal vorlas, damit er die Bresche nicht zufällig um einen Zoll zu weit oder zu enge machte! – Wenn aber die Chamade geschlagen wurde, und der Corporal meinem Onkel die Bresche hinauf half und ihm mit der Fahne in der Hand folgte, um diese auf den Wall zu pflanzen – Himmel! Erde und Meer! – doch was helfen hier Ausrufungen! – mit allen euern nassen oder trockenen Elementen habt ihr niemals einen so berauschenden Trank gemischt.

In diesem glückseligen Fahrwasser bewegten sich mein Onkel Toby und Trim viele Jahre lang ohne Unterbrechung, ausgenommen der Wind wehte einmal acht oder zehn Tage lang anhaltend aus Westen, was die flandrische Post zurück hielt und jene solange auf die Folter spannte, – aber immerhin auf die Folter des Glücklichen! – in diesem Fahrwasser also bewegten sie sich lange, während jedes Jahr, bisweilen jeder Monat eine Erfindung des Einen oder Andern brachte, wodurch ihre Operationen eine neue Wendung oder Verbesserung gewannen, in deren Ausführung sich dann neue Quellen des Vergnügens eröffneten.

Der Feldzug des ersten Jahres wurde von Anfang bis zu Ende in der angeführten schlichten, einfachen Methode durchgeführt.

Im zweiten Jahre, wo mein Onkel Toby Lüttich und Roermonde eroberte, glaubte er sich die Ausgabe für vier schöne Zugbrücken erlauben zu dürfen. Von zweien derselben habe ich im ersten Theil meines Werkes eine genaue Beschreibung geliefert.

Gegen Ende desselben Jahres fügte er ein Paar Thore mit Fallgattern hinzu: – diese letzteren wurden später in sogenannte Orgeln als die besseren Thorgatter verwandelt. Im Winter des gleichen Jahres beschenkte sich mein Onkel Toby, statt mit einem neuen Anzug, den er sonst immer um Weihnachten anschaffte, mit einem schönen Schilderhaus, das er in der Ecke des Rasens aufstellte, zwischen welchem Punkte und dem Fuß des Glacis eine kleine Esplanade gelassen wurde, wo er und der Corporal miteinander Besprechungen und Kriegsrath abhalten konnten.

Das Schilderhaus sollte für Regentage dienen.

All diese Dinge wurden im nächsten Frühjahr drei Mal weiß angestrichen, so daß mein Onkel den Feldzug mit größerem Glanze eröffnen konnte.

Mein Vater pflegte oft zu Yorick zu sagen, wenn irgend ein Sterblicher außer seinem Bruder Toby so etwas angestellt hätte, so würde es von der ganzen Welt für eine der feinsten Satyren auf die parademäßige, prahlerische Art angesehen worden sein, wie Ludwig XIV. seit Anfang des Kriegs, besonders aber in gedachtem Jahre zu Felde gezogen war. – Aber es liegt nicht in der Natur meines Bruders Toby, dieser menschenfreundlichen Seele, irgend Jemand zu kränken, pflegte dann mein Vater hinzuzufügen.

Doch fahren wir fort.

184. Kapitel.

Ich muß bemerken, daß obschon im Feldzug des ersten Jahres das Wort »Stadt« öfters vorkommt, – sich doch damals noch keine Stadt in dem Polygon befand. Dieser Zusatz kam erst in dem Sommer, welcher auf den Frühling folgte, wo die Brücken und das Schilderhaus gemalt wurden, also im dritten Jahre der Feldzüge meines Onkels Toby. – Als nämlich um diese Zeit nacheinander Amberg, Bonn und Rheinsberg, Huy und Limburg erobert wurden, fuhr dem Corporal der Gedanke in den Kopf, daß es etwas sehr Unsinniges wäre von so vielen Städten zu sprechen, ohne daß man eine Stadt habe, die dafür gelten könne. Er schlug daher meinem Onkel Toby vor, eine kleine Musterstadt bauen zu lassen – die aus tannenen Latten aufgeschlagen und dann gemalt und in das innere Polygon gesetzt würde, wo sie dann für alle Fälle dienen könnte.

Mein Onkel Toby erkannte augenblicklich das Richtige dieses Vorschlags und genehmigte die Ausführung sogleich, fügte jedoch noch zwei eigene Verbesserungen bei, auf die er fast eben so stolz war, wie wenn er das Project selbst erfunden hätte.

Die eine bestand darin, daß die Stadt genau in dem Stile derjenigen erbaut werden sollte, die sie voraussichtlich vorzustellen haben würde; – also mit Gitterfenstern, die Giebel gegen die Straße gekehrt u. s. w. – wie in Gent, Brügge und den übrigen Städten in Brabant und Flandern.

Die andere ging dahin, daß die Häuser nicht in einem Stück aufgestellt werden sollten, wie der Corporal gemeint hatte, sondern jedes für sich, so daß sie dem Plane jeder einzelnen Stadt entsprechend, hingesetzt oder weggenommen werden konnten. – Die Sache wurde sogleich in Angriff genommen, und mein Onkel Toby und der Corporal tauschten zahlreiche Blicke gegenseitiger Beglückwünschung, als der Zimmermann ans Werk ging.

Die Vorkehrung entsprach im nächsten Sommer ihrem Zwecke auf eine wundervolle Art: – die Stadt war ein wahrer Proteus. – Sie stellte Landen und Trarbach, Santvliet, Drusen und Hagenau vor, – dann war sie wieder Ostende und Menin, Ath und Dendermonde.

Wahrlich seit Sodom und Gomorrah, hat niemals eine Stadt so viele Rollen gespielt, wie die Stadt meines Onkels Toby.

Im vierten Jahr meinte mein Onkel Toby eine Stadt sähe lächerlich aus ohne Kirche; er fügte daher eine sehr schöne mit einem Kirchthurm bei. Trim war für Glocken darin. – Aber mein Onkel Toby sagte, das Metall würde besser zum Guß von Kanonen verwendet.

Dies führte dazu, daß im nächsten Feldzug ein Halb Dutzend bronzene Feldgeschütze angeschafft wurden, die je zu drei auf jeder Seite des Schilderhauses aufgepflanzt wurden; – bald wurde der Artillerieterrain größer und größer – (wie dies immer in allen Steckenpferdgeschichten passirt) – und von Geschützen von ½ Zoll Kaliber kam es endlich bis zu meines Vaters Kanonenstiefeln.

Im nächsten Jahre, wo Lille belagert wurde und gegen dessen Schluß hin Gent und Brügge in unsere Hände fielen, – war mein Onkel Toby in großer Betrübniß wegen Mangels an einer geeigneten Munition – ich sage geeigneten Munition, – denn seine schwere Artillerie war nicht für Pulver eingerichtet, und es war gut für die Familie Shandy, daß dies so war: – denn die Zeitungen waren von Anfang der Belagerung bis zum Schlusse derselben so voll von dem unausgesetzten Feuer, das die Belagerer unterhielten, und die Einbildungskraft meines Onkels Toby war so erhitzt von diesen Berichten, daß er unfehlbar sein Hab und Gut verschossen haben würde.

Es war daher irgend ein Surrogat nöthig, besonders in einigen der heftigsten Momenten der Belagerung, um der Phantasie das Bild eines beständigen Feuerns zu gewähren; dieses Surrogat stellte der Corporal, dessen Hauptstärke auf dem Gebiete der Erfindung lag, durch ein ganz neues von ihm entdecktes System der Beschießung her, – ohne welches die militärischen Kritiker diesen Punkt bis ans Ende der Welt als eine der großen Lücken im Apparat meines Onkels Toby bezeichnet haben würden.

Dieser Umstand wird nicht schlechter erklärt werden, wenn ich, wie dies überhaupt meine Gewohnheit ist, etwas weiter aushole.

185. Kapitel.

Unter einigen an sich geringfügigen, aber merkwürdigen Sachen, die der arme Tom, der unglückliche Bruder des Corporals, diesem bei Anzeige seiner Verheirathung mit der Judenwittwe geschickt hatte, – befanden sich eine Monteromütze und zwei türkische Tabakspfeifen.

Die Monteromütze werde ich gelegentlich beschreiben. – Die türkischen Tabakspfeifen hatten nichts Besonderes; sie waren wie gewöhnlich mit biegsamen Röhren von Safian-Leder und Golddraht versehen und verziert; die eine hatte ein Mundstück von Elfenbein, – die andere von schwarzem, mit Silber beschlagenen Ebenholz.

Mein Vater, der Alles von einem anderen Standpunkte aus ansah als die übrige Welt, pflegte zu dem Corporal zu sagen, er habe diese beiden Geschenke mehr als Zeichen von seines Bruders heikelem Wesen als von dessen Liebe zu betrachten. – Tom, pflegte er zu sagen, hatte offenbar keine Lust, Trim die Mütze eines Juden aufzusetzen oder dessen Tabakspfeife zu rauchen. – Aber Euer Gnaden, pflegte der Corporal zu sagen (und gab dabei einen drastischen Grund für das Gegentheil) – wie würde sich denn das reimen?

Die Monteromütze war scharlachroth, vom feinsten spanischen Tuch, und rund herum mit Pelz besetzt, bis etwa vier Zoll an der Vorderseite, die von hellblauem, einfachgesticktem Tuche war. Sie schien einem portugiesischen Quartiermeister nicht der Infanterie, sondern der Reiterei, wie das Wort Montero andeutet, angehört zu haben.

Der Corporal war nicht wenig stolz darauf, sowol der Mütze selbst wegen als wegen des Schenkers. Er setzte sie daher auch sehr selten und nur an Festtagen auf. Gleichwohl wurde vielleicht niemals eine Monteromütze zu so mancherlei Zwecken verwendet; denn bei allen militärischen oder culinarischen Streitfragen diente sie ihm, vorausgesetzt der Corporal war seiner Sache sicher, als Beschwörungsformel, – oder als Wettgegenstand – oder als Geschenkmittel.

Dies Mal spielte sie die Rolle des Geschenks.

Dem ersten besten Bettler, der vor unsere Thüre kommt, schenke ich meine Monteromütze, sagte der Corporal zu sich selbst, wenn ich diese Sache nicht zur Befriedigung Seiner Gnaden verrichte.

Schon am nächsten Morgen hatte er die Sache fertig; es war dies der Tag, da die Contreescarpe zwischen der unteren Deule und dem Thor von St. Andreas zur Rechten, – und zwischen dem St. Magdalenenthor und dem Flusse zur Linken erstürmt wurde.

Da dies der denkwürdigste Angriff im ganzen Kriege, – das tapferste und hartnäckigste Gefecht von beiden Seiten – und auch das blutigste war (denn es kostete die Alliirten an diesem Morgen über 1100 Mann), – so bereitete sich mein Onkel Toby mit einer mehr als gewöhnlichen Feierlichkeit darauf vor.

Als mein Onkel am Abend zuvor zu Bette ging, befahl er, man solle seine Rémailleperrücke, welche mit der inneren Seite nach außen viele Jahre lang in der Ecke eines alten Feldkoffers gelegen hatte, der neben seinem Bette stand, herausnehmen und für den nächsten Morgen bereit auf den Kofferdeckel legen. Das erste Ding, was mein Onkel Toby, nachdem er das Bette verlassen hatte, noch im Hemde that, war, daß er die rauhe Seite nach außen kehrte und sie aufsetzte. – Nachdem dies geschehen war, ging er an seine Hosen; kaum hatte er den Hosenbund zugeknöpft, so band er sein Degenkuppel um und hatte bereits den Degen halb hineingesteckt, – als ihm beifiel, daß er sich vorher rasiren sollte, und daß es sehr unpassend wäre, wenn er dies mit dem Degen an der Seite thäte, – er nahm ihn deshalb ab. – Als er nachher die Uniform und die Weste anziehen wollte, fand mein Onkel Toby das gleiche Hinderniß an der Perrücke, – so wurde auch diese abgenommen. – Auf diese Art wurde es, theils aus diesem theils aus jenem Grunde, wie dies immer geschieht, wenn man sehr pressirt, – zehn Uhr (somit eine halbe Stunde später als gewöhnlich), bis mein Onkel Toby ausrückte.

186. Kapitel.

Mein Onkel Toby war kaum um die Ecke der Eibenhecke herum, welche seinen Küchengarten von seinem Rasen trennte, als er sah, daß der Corporal den Angriff ohne ihn begonnen hatte.

Erlauben Sie mir, daß ich hier halte und Ihnen ein Bild von dem Apparat des Corporals und von dem Corporal selbst auf dem Höhepunkt seines Angriffs entwerfe, gerade so wie es meinem Onkel Toby in die Augen fiel, als er sich dem Schilderhause zuwendete, wo der Corporal an der Arbeit war, – denn die ganze Natur hat nichts dergleichen aufzuweisen, – und selbst eine Vereinigung alles dessen, was in ihren Werken grotesk und sonderbar ist, vermochte nichts Aehnliches zu Stande zu bringen.

Der Corporal –

Tretet leicht auf seinen Staub – ihr Männer des Genie's, – denn er war euer Anverwandter.

Macht sein Grab von Unkraut rein, ihr Männer der Herzensgüte, – denn er war euer Bruder. – O Corporal! wenn ich dich jetzt hätte, – jetzt, wo ich im Stande wäre dir ein Mittagessen und meinen Schutz zu gewähren, – wie wollte ich dir wohl thun! Du solltest deine Monteromütze jede Stunde des Tags und jeden Tag der Woche tragen; – und wenn sie abgenützt wäre, wollte ich dir ein Paar ganz gleicher Mützen machen lassen. – Aber ach! ach! ach! jetzt, da ich dies trotz der hochwürdigen Herren thun könnte, – ist die Gelegenheit dahin, – denn du selbst bist dahin; – dein Genius ist zu den Sternen hinaufgeflogen, von woher er kam; – und dein warmes Herz mit all seinen edeln und offenen Gefäßen ist in eine Scholle dieses Jammerthales zusammengeschrumpft!

Doch was – was ist dies gegen jenes künftige, von mir gefürchtete Blatt, wo ich auf das sammtene Leichentuch blicke, das geschmückt ist mit den militärischen Insignien deines Herrn, – des ersten, – des besten aller Erschaffenen; – wo ich dich, den treuesten Diener, sehe, wie du mit zitternder Hand seinen Degen und die Scheide kreuzweis über den Sarg legst, und dann aschgrau wieder zur Thüre gehst, um sein Trauerpferd am Zügel zu nehmen, und damit seinem Leichenwagen zu folgen, wie er dich angewiesen hat; – wo mein Vater trotz all seiner Systeme von seinem Schmerz vernichtet ist; wo ich ihn sehe, wie er trotz all seiner Philosophie beim Betrachten des lackirten Wappenschilds zwei Mal seine Brille von der Nase nimmt, um den Thau abzuwischen, den die Natur darauf gehaucht hat; wo ich sehe, wie er den Rosmarin mit einer trostlosen Miene hinabwirft, die mir ins Ohr schreit: – O Toby! in welchem Winkel der Welt finde ich deines Gleichen?

Ihr gütigen Mächte! die ihr einst die Lippen des Stummen in seiner Noth geöffnet und die Zunge des Stammelnden richtig sprechen gemacht habt – zeigt mir, wenn ich an jenes gefürchtete Blatt komme, keine karge Hand.

187. Kapitel.

Der Corporal, welcher am Abend vorher beschlossen hatte, das große Desideratum zu ersetzen und irgend etwas ausfindig zu machen, wodurch ein ununterbrochenes Feuer auf den Feind während der Hitze des Angriffs markirt werden könnte, – kam auf keine geringere Idee als aus einem der sechs Feldgeschütze meines Onkels Toby, die zu beiden Seiten des Schilderhauses aufgestellt waren, gegen die Stadt Tabaksrauch zu dampfen; und da ihm zugleich die Mittel und Wege einfielen, wie er dies bewirken könnte, so hatte er, trotz dem er seine Mütze gewettet hatte, keine Angst, daß er sie durch Mißlingen seines Projects verlieren könnte.

Indem er die Sache nämlich im Geiste hin und her überlegte, kam er bald daraus, daß er mittelst seiner zwei türkischen Tabakspfeifen, nebst drei kleineren Röhren von Waschleder die er an das untere Ende einer jeden befestigte und die durch die gleiche Zahl zinnerner Pfeifen mit den Zündlöchern verbunden und dort mit Lehm verkittet, an ihren einzelnen Einlässen in die Safianröhre aber mit gewichster Seide hermetisch verschlossen wurden, – die sechs Feldgeschütze zumal und so leicht wie ein einziges würde abfeuern können.

Wer wollte läugnen, daß nicht aus den geringsten, unbedeutendsten Dingen irgend ein Funken zu Erweiterung des menschlichen Wissens gewonnen werden könne! Wer, der meines Vaters erstes und zweites Lit de justice gelesen hat, möchte aufstehen und läugnen, daß aus dem Zusammenstoß irgend welcher Art von Körpern sich nicht ein Licht entwickeln könnte, welches geeignet wäre, Künste und Wissenschaften zur Vervollkommnung zu führen. – Du weißt es, o Himmel, wie ich die letztere liebe, – du kennst die Geheimnisse meines Herzens, du weißt, – daß ich augenblicklich mein Hemd hingäbe – du bist ein Esel, Shandy, sagte Eugenius, du hast ja nur ein Dutzend, – das würde ja deine Garnitur verderben.

Thut nichts, Eugenius! ich gäbe das Hemd vom Leibe und ließ es zu Zunder verbrennen, wäre es auch nur um einen eifrigen Forscher zu befriedigen, der gerne herausbrächte, wie viele Funken ein guter Feuerstein und Stahl auf einen guten Schlag in sein Hintertheil hineinjagen könnte. – Glauben Sie nicht, daß bei diesem Hineinjagen – zufällig auch etwas herausgejagt werden könnte? Gerade wie bei der Kanone.

Doch dieses Project will ich nur beiläufig berührt haben.

Der Corporal brachte den besten Theil der Nacht damit zu, das seinige zur Ausführung zu bringen; und nachdem er mit seiner Kanone eine genügende Probe gemacht und sie bis zur Mündung mit Tabak geladen hatte – legte er sich mit Befriedigung zu Bette.


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