Laurence Sterne
Tristram Shandy
Laurence Sterne

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78. Kapitel.

Es ist ein besonderer Segen, daß die Natur das Gemüth des Menschen mit derselben glücklichen Abgeneigtheit und Widerspenstigkeit gegen Ueberzeugung ausgestattet, wie man an alten Hunden bemerkt, – daß sie keine neue Kunststücke mehr lernen wollen.

In welch' einen Federball würde der größte Philosoph, der jemals gelebt, sofort verwandelt, wenn er nur solche Bücher lesen, solche Thatsachen beobachten und solche Gedanken denken würde, die ihn beharrlich veranlassen, seinen Standpunkt zu wechseln!

Nun verachtete mein Vater dies Alles, wie ich Ihnen schon im vorigen Jahre erzählte; – er hob eine Ansicht auf, wie ein Mensch im Naturzustand einen Apfel aufhebt – er wird sein Eigenthum; – und wenn er ein Mann von Geist ist, würde er eher sein Leben verlieren, als daß er ihn aufgäbe.

Ich kann mir denken, daß Didius der große Civilrechtslehrer diesen Satz bestreitet und mir entgegenhält: – Woher der Mensch ein Recht an den Apfel habe? Ex confesso, wird er sagen, – die Dinge befanden sich in einem Zustande der Natur; – der Apfel gehört ebensogut dem Heinz wie dem Kunz. –

Bitte, Herr Shandy, welchen Rechtstitel kann er dafür aufweisen? und wie begann er sein Eigenthum zu werden? geschah es als er ihm wohlgefiel? oder als er ihn ergriff? oder als er ihn kaute? oder als er ihn briet? oder da er ihn schälte? oder da er ihn verzehrte? oder da er ihn verdaute? – oder da er ihn endlich –? Denn es ist klar, mein Herr, daß wenn nicht das Aufheben des Apfels ihn zu seinem Eigenthum machte, – es auch keine der folgenden Handlungen thun konnte.

Bruder Didius, wird Tribonius antworten – (da der Bart des Civil- und Kirchenrechtslehrers Tribonius 3½ Zoll lang, somit um 3/8 länger ist als der Bart des Didius – so ist es mir sehr lieb, daß er die Waffe für mich ergriffen hat; ich brauche mich daher nicht mehr wegen der Antwort zu beunruhigen. – Bruder Didius, wird Tribonius sagen, es ist eine ausgemachte Sache, wie Ihr es in den Codexfragmenten von Gregorius und Hermogenes finden könnt, wie auch in allen Gesetzbüchern von Justinian bis Louis und Des Eaux – daß der Schweiß an der Stirne eines Mannes und die Ausschwitzungen seines Gehirns ebenso sehr das Eigenthum eines Mannes sind wie die Hosen die er an hat; – welche besagte Ausschwitzungen, während der Anstrengung, womit er den Apfel suchte und aufhob, auf diesen fielen; und da sie so durch den Aufheber mit dem aufgehobenen, heimgetragenen, gebratenen, geschälten, gegessenen, verdauten u. s. w. Ding unauflöslich verbunden und daran verbraucht worden sind, – so ist klar, daß der Apfelaufheber durch diese Handlung etwas was sein eigen war, mit dem Apfel der nicht sein eigen war, vermischt hat, wodurch er ein Eigentumsrecht auf den letzteren erworben hat; – mit anderen Worten, der Apfel gehört dem Kunz.

Ganz derselben Art gelehrter Schlußfolgerung bediente sich mein Vater bei seinen Ansichten; er hatte es sich keine Mühe verdrießen lassen, sie aufzulesen und je mehr sie außerhalb der gewöhnlichen Fahrstraße lagen, desto größer war sein Eigentumsrecht daran. – Kein Sterblicher machte einen Anspruch darauf; sie hatten ihn überdies wie beim obigen Fall soviel Anstrengung beim Kochen und Verarbeiten gekostet, daß er sie mit Fug und Recht für sein Hab und Gut ausgeben konnte. – Deshalb hielt er auch mit Zähnen und Händen daran fest – griff nach Allem, was er unter die Hände bekommen konnte – und verschanzte und befestigte sie mit soviel Umwallungen und Brustwehren, wie es mein Onkel Toby mit einer Citadelle gemacht haben würde.

Die Sache hatte nur einen unangenehmen Haken: es gab blutwenig Material, um die Sache im Fall eines tüchtigen Angriffs einigermaßen ordentlich zu vertheidigen; da nur wenige Männer von großem Genie ihre Darstellungsgabe an Büchern über große Nasen ersucht hatten. Beim Trab meines dürren Gaules! Das Ding ist unglaublich, und ich komme ganz außer mir, wenn ich bedenke, welch' ein Schatz kostbarer Zeit und Talente zusammen an viel schlechtere Dinge vergeudet worden ist – und wie viele Millionen von Büchern in allen Sprachen, in allen möglichen Druckweisen und Einbänden über Dinge fabrizirt worden sind, die nicht halbsoviel zur Einträchtigkeit und Friedlichkeit auf der Welt beitragen! – Was jedoch hierüber zu haben war, brachte er in um so größerer Menge bei; und wenn sich mein Vater zuweilen über meines Onkels Toby Bibliothek lustig machte – die allerdings ziemlich lächerlich zusammengesetzt war – so sammelte er doch gleichzeitig selbst alle Bücher und Abhandlungen, welche systematisch von Nasen handelten, ebenso sorgfältig wie es mein ehrlicher Onkel Toby mit den Büchern über Militärbaukunst that. – Allerdings hätte man für jene einen weit kleineren Tisch gebraucht; – aber daran warst du nicht Schuld, mein lieber Onkel.

Hier – doch warum hier eher als an einem anderen Punkt meiner Geschichte? – Das vermag ich nicht zu sagen – es ist nun einmal hier – mein Herz treibt mich an, dir, mein lieber Onkel Toby, ein für alle Mal den Tribut abzustatten, den ich deiner Herzensgüte schulde. – Hier laß mich meinen Stuhl bei Seite schieben und niederknien, während ich das wärmste Gefühl der Liebe für dich, und der Verehrung für deinen vortrefflichen Charakter ausströme, das Tugend und Natur je im Busen eines Neffen entflammten. – Friede und Ruhe sei für immer über deinem Haupte. – Du hast Niemand um sein behagliches Leben beneidet, – Niemand in seinen Ansichten verletzt, – keines Menschen Charakter angeschwärzt, Niemand sein Brod weggegessen! Mit deinem getreuen Trim hinter dir wandeltest du freundlich um den kleinen Kreis deiner Vergnügungen, stiegest Niemand bei Seite, der dir in den Weg kam: für Jedermanns Kummer hattest du eine Thräne; – für Jedermanns Noth einen Schilling.

Solange ich Jemand bezahlen kann, der das Unkraut beseitigt, soll der Fußweg von deiner Thüre nach deinem Rasen nicht überwachsen. Solange die Familie Shandy noch anderthalb Ruthen Land besitzt, sollen deine Schanzen, mein lieber Onkel Toby, nicht zerstört werden.

79. Kapitel.

Die Sammlung meines Vaters war nicht groß; dagegen aber merkwürdig; er bedurfte deshalb auch längere Zeit um sie anzulegen; hatte jedoch das große Glück dadurch einen guten Anfang zu machen, daß er Bruscambille's Prolog über lange Nasen fast für nichts erhielt; – denn er gab nur drei halbe Kronen dafür; deren war nur der Umstand Schuld, daß der Mann in der Bude bemerkte, welche ungewöhnliche Begierde mein Vater nach dem Buch zeigte, sobald er es in die Hand bekommen hatte. – Es gibt nicht drei Bruscambille in der Christenheit, sagte der Antiquar, die ausgenommen, die in den Bibliotheken der Liebhaber unauflöslich fest sitzen. Mein Vater warf das Geld blitzschnell hin – steckte den Bruscambille in seinen Busen; – und eilte damit so hastig von Piccadilly nach Colemanstreet, als ob er einen Schatz heimtrüge; den ganzen Weg über ließ er seine Hand nicht von dem Bruscambille.

Diejenigen welche noch nicht wissen, ob Bruscambille männlichen oder weiblichen Geschlechts ist – insofern eine Abhandlung über lange Nasen ebensogut von dem einen wie von dem andern Geschlecht geschrieben werden kann, – werden nichts gegen das Gleichniß einzuwenden haben, wenn ich sage, daß als mein Vater zu Hause angelangt war, er sich mit Bruscambille in derselben Weise erlustigte, wie zehen gegen eines zu wetten ist, daß der geneigte Leser mit seiner ersten Geliebten that: – nämlich von Morgens bis Abends; was zwar für den Verliebten äußerst ergötzlich sein mag – für die Umgebung jedoch wenig oder gar nicht unterhaltend ist. – Bemerken Sie wohl, ich verfolge das Gleichniß nicht weiter; – das Auge meines Vaters war größer als sein Appetit, – sein Eifer größer als sein Können, – er kühlte sich ab – seine Neigungen wurden getheilt; – er verschaffte sich Prignitz, kaufte Scroderus, Andrea Paraeus, Bouchets' Abendunterhaltungen; und vor Allen den großen und gelehrten Hafen Slawkenbergius; über den ich künftig noch viel zu sagen haben werde, – weshalb ich jetzt nichts von ihm sage.

80. Kapitel.

Unter all den Abhandlungen, die sich mein Vater zur Unterstützung seiner Hypothese mit Mühe zu verschaffen wußte und studirte, gab es nicht eine, die ihm anfangs eine grausamere Enttäuschung bereitet hätte, als der berühmte Dialog zwischen Pamphagus und Cocles über die vermiedenen Verwendungen und zeitgemäßen Anwendungen langer Nasen, welcher Dialog aus der keuschen Feder des großen und ehrwürdigen Erasmus stammt. – Nun, mein theures Mädchen, gestatten Sie ja nicht, daß sich Satan in diesem Kapitel irgend eines hochgelegenen Punktes bemächtige, um von da aus Ihre Phantasie zu besteigen; oder wenn es seiner Flinkheit gelingt doch hinaufzukommen, so bitte ich Sie inständig, springen Sie, spritzen Sie, hüpfen Sie, steigen Sie, bocken Sie wie ein ungesatteltes Füllen – und schlagen Sie aus in langem oder kurzem Ansatz, bis Sie wie Kitzelmaiers Roß einen Bügel oder einen Gurt zerreißen und Seine Herrlichkeit in den Koth werfen. – Umzubringen brauchen Sie ihn nicht.

Aber bitte, wie war es denn mit Kitzelmaiers Roß? – Dies mein Herr, ist eine so schmähliche und ungebildete Frage, als ob Sie gefragt hätten, in welchem Jahre (ab urb. cond.) der zweite punische Krieg ausgebrochen sei? – Was es mit Kitzelmaiers Roß war? – Lesen Sie, lesen Sie, lesen Sie, mein ungelehrter Leser! – lesen Sie! – oder bei der Gelehrsamkeit des großen Saint Paraleipomenon – ich sage Ihnen zum Voraus, Sie thäten besser daran, Sie legten das Buch gleich bei Seite; denn ohne viel Lesen, worunter ich wie Sie wissen, viel Gelehrsamkeit verstehe, werden Sie die Moral eines marmorirten Blattes (das scheckige Sinnbild meines Werkes!) ebenso wenig verstehen als die Welt mit all ihrem Scharfsinn im Stande war, die vielen Ansichten, Abhandlungen und Wahrheiten zu enthüllen, welche noch unter dem dunkeln Schleier eines schwarzen Blattes mystisch verborgen liegen.

81. Kapitel.

Nihil me poenit hujus nasi, sagte Pamphagus, – zu deutsch: – Meine Nase hat mein Glück gemacht. – Nec est cur poeniteat, erwiderte Cocles; das heißt: Wie könnte es einer solchen Nase nicht glücken!

Der Lehrsatz wurde wie Sie sehen von Erasmus mit der größten Offenheit ausgesprochen, wie es auch mein Vater wünschte; die Enttäuschung meines Vaters aber bestand darin, daß er bei einer so gewandten Feder nichts mehr fand als die einfache Thatsache ohne irgend eine jener speculativen Feinheiten oder Doppelzüngigkeiten der Beweisführung, die der Himmel dem Menschen verliehen hat, um die Wahrheit zu erforschen und nach allen Seiten zu verfechten. – Mein Vater schimpfte und schmähte anfangs schrecklich darüber. – Es ist aber immer gut, wenn man einen angesehenen Namen hat. Da der Dialog von Erasmus war, so kam mein Vater bald wieder zu sich selbst, las ihn zu wiederholten Malen mit aller Aufmerksamkeit durch und studirte jedes Wort, ja jede Sylbe desselben durch und durch nach deren strengsten, wörtlichen Bedeutung. – Doch konnte er auch so nichts daraus machen. Vielleicht, sagte mein Vater, ist damit mehr gemeint als wirklich ausgesprochen ist. – Gelehrte Männer, Bruder Toby, schreiben nicht Dialoge über Nasen für nichts und wieder nichts. – Ich muß den mystischen und allegorischen Sinn der Sache herausstudiren. – Hier ist Raum genug, um das eigene Ich des Menschen hineinzulegen.

Mein Vater las weiter. –

Nun muß ich dem geneigten Leser mittheilen, daß außer den vielen von Erasmus aufgezählten nautischen Verwendungen der langen Nasen, der Dialog behauptet, eine lange Nase habe auch ihre häuslichen Vortheile; denn im Nothfall – und wenn es an einem Blasebalg fehle, sei sie auch sehr gut ad excitandum focum um das Feuer damit anzublasen.

Die Natur war in Verleihung ihrer Gaben an meinen Vater höchst verschwenderisch und hatte namentlich auch die Saat der Wortkritik so tief in ihn gesät wie die jeder anderen Kenntniß; – er hatte also sein Federmesser zur Hand genommen und experimentirte an obigen drei Wörtern; er wollte sehen ob er nicht einen besseren Sinn hineinradiren könnte. – Ich habe jetzt den mystischen Sinn des Erasmus bis auf einen Buchstaben herausgebracht, Onkel Toby, rief mein Vater. – Dann bist du nahe genug daran, Bruder, erwiderte mein Onkel alles Ernstes. – Ach was! rief mein Vater, indem er weiter radirte. Ich möchte ebensogut sieben Meilen weit davon sein. – Jetzt bin ich fertig, sagte mein Vater, und schnappte mit den Fingern. Sieh', mein lieber Bruder Toby, wie ich den Sinn verbessert habe. – Aber du hast ein Wort verstümmelt, erwiderte mein Onkel Toby. – Mein Vater setzte seine Brille auf, – biß sich in die Lippen, – und riß das Blatt im Zorn heraus.

82. Kapitel.

O Slawkenbergius! Du getreuer Zergliederer meiner Disgrazias – du trauriger Vorhersager so mancher Hiebe und Verkürzungen, die mir in der einen oder anderen Epoche meines Lebens wegen der Kürze meiner Nase und soviel ich mir bewußt bin aus keinem anderen Grunde zu Theil wurden – sage mir, Slawkenbergius! welcher geheime Antrieb war es? welcher Ton der Stimme? woher kam er? wie fiel er in dein Ohr? – Bist du überzeugt, daß du ihn gehört? – was zuerst dir zurief: – Geh – ach, Slawkenbergius! widme diesem Zank die Arbeit deines Lebens, – vernachlässige deinen Zeitvertreib – versammle alle Kräfte und Fähigkeiten deiner Natur – kreuzige dich selbst im Dienst der Menschheit, und schreibe einen großen Folioband für sie, und zwar über ihre Nasen.

Wie diese Sache dem Empfindungssitze der Nerven des Slawkenbergius mitgetheilt wurde – so daß Slawkenbergius wußte wessen Finger die Tasten berührte – und wessen Hand den Blasebalg trieb – darüber können wir, da Hafen Slawkenbergius über 90 Jahre her todt ist und in seinem Grabe ruht – nur Vermuthungen aufstellen.

Man hat sein Spiel mit Slawkenbergius getrieben, soviel ich weiß, wie mit einem Schüler von Whitefield; – daß heißt mit einem so bestimmten Verständniß davon, welcher der beiden Meister auf seinem Instrument gespielt – daß es ganz nutzlos ist, weiter hierüber zu verhandeln.

Denn in dem Bericht, in welchem Slawkenbergius der Welt die Gründe und Veranlassungen mittheilt, warum er schrieb und soviele Jahre seines Lebens auf dieses eine Werk verwendete – gegen das Ende seiner Einleitung die eigentlich vorn hätte kommen sollen, von dem Buchbinder aber höchst unverständig zwischen den analytischen Inhalt des Buchs und das Buch selbst versetzt wurde, – benachrichtigt er seine Leser, daß seit er in das Alter der Unterscheidungskraft gelangt und im Stande sei, mit kaltem Blute niederzusitzen und bei sich selbst den wahren Zustand und die Beschaffenheit des Menschen in Betracht zu ziehen und den Hauptzweck und die Absicht seines Seins zu ergründen; – oder – um meine Uebersetzung abzukürzen, denn das Buch des Slawkenbergius ist lateinisch geschrieben und an dieser Stelle nicht wenig weitschweifig; – seit der Zeit, sagt Slawkenbergius, da ich etwas begriff, – oder vielmehr wußte, wo Barthel den Most holt, – und bemerken konnte, daß das Thema der langen Nasen von allen meinen Vorgängern zu oberflächlich behandelt worden sei, – habe ich, Slawkenbergius, einen starken inneren Trieb, einen mächtigen, unwiderstehlichen Beruf in mir gefühlt, mich selbst zu diesem Unternehmen zu rüsten.

Und man muß Slawkenbergius die Gerechtigkeit widerfahren lassen, daß er mit einer stärkeren Lanze in die Kampfbahn getreten ist und eine weit größere Strecke in ihr zurückgelegt hat, als irgend Einer, der sie vor ihm betrat; so daß er in der That in mancher Beziehung als ein Muster für alle Schriftsteller, wenigstens für alle Verfasser von dickleibigen Werken, aufgestellt werden darf, um ihre Bücher dem seinigen nachzubilden; – denn er hat den Gegenstand vollständig umfaßt, – jeden einzelnen Theil desselben dialectisch geprüft, – und ihn dann in das vollste Licht gestellt; ja ihn mit all der Lichthelle übergossen, die dem Zusammenstoß seiner natürlichen Gaben entfloß – oder die ihn die tiefste Kenntniß der Wissenschaften auszustreuen in den Stand setzte; indem er im weiteren Verlauf Alles was hierüber in den Schulen und Hörsälen der Gelehrten geschrieben oder erstritten worden, verglich, sammelte und verarbeitete, erbettelte, entlehnte und stahl; so daß Slawkenbergius' Buch nicht nur als ein Muster, – sondern als die Pandekten der Nase, als regelrechte Nasenlehre betrachtet werden kann, die Alles enthält, was über sie zu wissen nöthig ist oder werden kann.

Deshalb unterlasse ich es auch von so vielen sonst werthvollen Büchern und Abhandlungen – aus der Sammlung meines Vaters zu reden, die entweder geradezu über Nasen geschrieben sind, – oder sie nebenbei berühren; – wie zum Beispiel von Prignitz, der auf dem Tisch vor mir liegt, und der mit unendlicher Gelehrsamkeit und nach der gewissenhaftesten, pedantischen Prüfung von über 4000 verschiedenen Schädeln in mehr als 20 schlesischen Beinhäusern, die er zu dem Ende durchstöbert hatte, – uns belehrt, daß die Maßverhältnisse und Gestaltung der knöchernen oder beinigen Theile der menschlichen Nase in allen Ländern mit Ausnahme der Tataren in der Krim, wo die Nasen den Kindern mit dem Daumen eingedrückt werden, so daß über sie kein Urtheil gefällt werden kann, – einander weit ähnlicher seien als man denkt, – ja, daß der Unterschied ein so unbedeutender sei, daß es gar nicht der Rede verlohne; – daß aber die Größe und Schönheit jeder einzelnen Nase, vermöge welcher eine Nase höher rangirt als die andere und einen höheren Werth hat, lediglich von den knorpeligen und muskulösen Theilen derselben herrühre, in deren Kanäle und Höhlungen das Blut und die animalischen Geister durch die Wärme und Kraft der Phantasie getrieben werden, welche letztere nur einen Schritt davon entfernt liege (außer bei Blödsinnigen, die, wie Prignitz, der viele Jahre in der Türkei gelebt hatte, annimmt, unter der unmittelbaren Obhut des Himmels stehen) – daher kommt es, sagt Prignitz, und kann gar nicht anders sein, daß die Trefflichkeit der Nase in einem direkten arithmetischen Verhältniß zur Trefflichkeit der Phantasie ihres Inhabers steht.

Aus demselben Grunde – das heißt, weil doch Alles in Slawkenbergius schon enthalten ist – sage ich auch nichts von Scroderus (Andrea), der wie alle Welt weiß sich in heftige Opposition gegen Prignitz stellte; – und auf seine Art zuerst logisch und dann durch eine Reihe unerschütterlicher Thatsachen bewies, daß Prignitz mit seiner Behauptung: die Phantasie ziehe die Nase, weit von der Wahrheit entfernt sei, indem im Gegentheil die Phantasie aus der Nase erwachse.

Die Gelehrten hatten Scroderus im Verdacht, daß er sich hierin einen unanständigen Sophismus erlaube, – und Prignitz behauptete in dem darüber entstandenen Streite laut, Scroderus habe ihm jene Idee nur angedichtet; – allein Scroderus fuhr fort seinen Satz zu behaupten.

Mein Vater war gerade in der Schwebe, für welche der zwei Ansichten er sich entscheiden sollte, als Ambros Paräus in einem Nu die Sache entschied, die beiden Systeme von Prignitz und Scroderus über den Haufen warf und meinen Vater mit einem Schlag aus beiden Lagern vertrieb.

Man muß nämlich wissen –

Ich sage dem gelehrten Leser nichts Neues – wenn ich diese Mittheilung mache; – ich erwähne sie nur, um dem Gelehrten zu zeigen, daß ich die Sache selbst weiß –

Daß dieser Ambros Paräus der Leibarzt und Nasenflicker von Franz IX. von Frankreich war, und in hoher Achtung bei diesem sowie den zwei vorhergehenden oder nachfolgenden Königen (ich weiß nicht wie sie heißen) war – und daß er mit Ausnahme des Fehlgriffs, den er in seiner Geschichte von der Nase des Taliacotius und in seiner Art wie er diese ansetzte, beging – bei allen Aerzten jener Zeit als ein größerer Kenner in Sachen der Nase galt denn Irgendeiner, der eine Nase in die Hand genommen.

Dieser Ambros Paräus nun überzeugte meinen Vater, daß die wahre und wirkliche Ursache dessen, was so sehr die Aufmerksamkeit der Welt erregt, und woran Prignitz und Scroderus soviel Gelehrsamkeit und schöne Talente vergeudet hatten, – weder hierin noch darin zu suchen sei; – daß vielmehr die Länge und Güte der Nasen einfach von der Weichheit und Nachgiebigkeit der Brust der Amme herrühre; – wie die Stumpfheit und Kürze kleiner Nasen von der Festigkeit und Elasticität desselben Organs der Nahrung bei frischen und lebhaften Ammen herkomme; – welch' letzteres zwar angenehm für die Frau aber verderblich für das Kind sei, da seine Nase hierdurch so abgestumpft, verstoßen, verschlagen und verkühlt werde, daß sie niemals ad mensuram suam legitimam gelangen könne; – während falls die Brust der Amme oder Mutter mürbe und weich sei – die Nase, sagte Paräus, wie in Butter hineinsinke und dadurch gepflegt, genährt, aufgeschwellt, erfrischt, erquickt und zum Wachsthum angeregt werde.

Ich habe über Paräus nur noch zweierlei zu bemerken: erstens, daß er dies Alles mit der größten Züchtigkeit und Wohlanständigkeit im Ausdruck erklärt; – wofür seine Seele ewigen Frieden haben möge!

Und zweitens, daß Ambros Paräus mit seiner Hypothese nicht nur die Systeme von Prignitz und Scroderus gründlich über den Haufen warf – sondern auch zugleich das System des Friedens und der Harmonie in unserer Familie; und drei Tage lang nicht nur das Verhältniß zwischen meinem Vater und meiner Mutter zerrüttete, sondern auch im ganzen Hause Alles umkehrte, meinen Onkel Toby ausgenommen.

Gewiß fand zu keiner Zeit und in keinem Lande je eine lächerlichere Erzählung von einem Streite zwischen einem Manne und seiner Frau den Weg durch das Schlüsselloch einer Hausthüre.

Sie müssen nämlich wissen, daß meine Mutter – doch ich habe Ihnen erst noch 50 nöthigere Dinge mitzutheilen; – es liegen noch hundert Schwierigkeiten vor mir, die ich zu beseitigen versprochen habe, tausend Nöthen und häusliche Widrigkeiten wachsen eine aus dem Nacken der anderen über mich herein. Eine Kuh brach heute früh in die Schanze meines Onkels Toby, fraß 2½ Rationen Heu und riß die Rasen aus, womit das Hornwerk und der bedeckte Weg verkleidet war. – Trim besteht darauf, daß ein Kriegsrecht über sie abgehalten werde – die Kuh soll erschossen – Slop gekreuzigt – ich selbst getristramt und bei meiner Taufe zum Märtyrer gemacht werden. – Was sind wir Alle doch für unglückliche arme Teufel! – ich muß noch gewickelt werden – doch ich habe keine Zeit zu weiteren Ausrufungen. – Ich ließ meinen Vater auf seinem Bette liegen und meinen Onkel Toby auf dem alten befranzten Stuhl neben ihm sitzen, und versprach, ich würde in einer halben Stunde zu ihnen zurückkehren; und nun sind schon 35 Minuten vorüber. – Gewiß ist dies die größte Verlegenheit, in der man jemals einen sterblichen Schriftsteller gesehen hat; denn ich habe auch noch den Folioband des Hafen Slawkenbergius fertig zu machen; – ein Gespräch zwischen meinem Vater und meinem Onkel Toby über die Lösung von Prignitz, Scroderus, Ambros Paräus, Panocrates und Grangousier zu erzählen; – eine Geschichte aus Slawkenbergius zu übersetzen; und das Alles in keiner Zeit, weniger 5 Minuten! – Was braucht man da für einen Kopf dazu! – ich wollte, meine Feinde sähen nur, wie es in ihm aussieht.

83. Kapitel.

Es gab keine unterhaltendere Scene in unserer Familie – und um ihr in diesem Punkte Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, – und hier nehme ich meine Mütze ab und lege sie auf den Tisch neben mein Schreibzeug, um meine Erklärung vor der Welt in Betreff dieses Punktes um so feierlicher abzugeben, – ich glaube, so wahr ich lebe (falls mich nicht Eigenliebe und Parteilichkeit für meinen Verstand verblendet), die Hand des höchsten Schöpfers und ersten Erfinders aller Dinge hat niemals eine Familie gemacht oder zusammengestellt (wenigstens zu der Zeit, da ich mich niedergesetzt habe, um ihre Geschichte zu schreiben) – deren Charaktere mit einem so dramatischen Geschick entworfen oder einander gegenübergestellt wären als die unsrigen; oder wo das Talent so herrliche Scenen zu bieten, und die Kraft sie beständig von Morgens bis in die Nacht zu wechseln, so eingebürgert und mit einem so unbegrenzten Vertrauen begabt gewesen wären wie in der Familie Shandy.

Keine dieser Scenen, sage ich, war aber auf diesem unserem wunderlichen Theater unterhaltender – als diejenige, welche nicht selten aus diesem Kapitel der langen Nasen entfloß – besonders wenn die Einbildungskraft meines Vaters durch diese Untersuchung angefeuert war; und er hatte dann keine Ruhe, bis er auch die meines Onkels Toby erhitzt hatte.

Mein Onkel Toby pflegte dann meinem Vater bei dessen Versuch alle möglichen Einräumungen zu machen; saß mit unendlicher Geduld da und rauchte ganze Stunden lang seine Pfeife, während mein Vater an seinem Kopf arbeitete und alle möglichen Zugänge versuchte, um die Ansichten von Prignitz oder Scroderus hineinzutreiben.

Mochten diese nun über den Horizont meines Onkels gehen – oder ihm widerstreben – oder war sein Gehirn wie feuchtes Holz, daß kein Funke daran haftete; oder war es so voll Sappen, Minen, Blendirungen, Courtinen und andern militärischen Dingen, daß diese ihn außer Stand setzten, die Lehren von Prignitz und Scroderus in sich aufzunehmen – ich kann es nicht sagen; das mögen Schulmänner, – Küchenjungen, – Anatomen und Ingenieure miteinander ausfechten.

Es war allerdings bei dieser Sache einigermaßen ungeschickt, daß mein Vater jedes Wort erst übersetzen mußte, damit es mein Onkel Toby verstand; und da mein Vater kein großer Held im Latein war, so war auch seine Uebersetzung nicht immer am reinsten – und in der Regel an solchen Stellen am wenigsten, wo es am nothwendigsten gewesen wäre. Hierdurch wurde natürlich einem zweiten Mißgeschick Thür und Thor geöffnet, – daß nämlich, je wärmer er in seinem Eifer wurde meinem Onkel Toby die Augen zu öffnen, meines Vaters Ideen um ebenso viel rascher über die Uebersetzung hinausliefen, als die Uebersetzung über diejenigen meines Onkels Toby: – und so verhalfen weder diese noch jene der Vorlesung meines Vaters zu größerer Klarheit.

84. Kapitel.

Die Gabe des Folgerns und Schließens, – ich meine beim Menschen, denn in den höheren Klassen von Wesen wie bei Engeln und Geistern, wird dies Alles, wie man mir sagt, mittelst der Intuition abgemacht, – und Wesen niederer Art folgern wie der geneigte Leser weiß, vermöge ihrer Nasen; doch gibt es eine (aber nicht sehr bequem) im Meere schwimmende Insel, deren Bewohner, wenn mich mein Gedächtniß nicht täuscht, so wundervoll organisirt sind, daß sie gleichfalls nach letzterer Weise folgern, und oft recht gut dabei auskommen; – aber dies gehört nicht hierher.

Die Gabe des richtigen Folgerns bei uns oder der große und Hauptact des Vernunftschlusses beim Menschen besteht, wie die Männer der Logik uns sagen, darin, die Uebereinstimmung oder Nichtübereinstimmung zweier Ideen miteinander mit Beihilfe einer dritten (die medius terminus heißt) zu finden; gerade wie ein Mann, nach Locke, mittelst einer Ruthenstange feststellen kann, daß zwei Kegelbahnen gleichlang sind, die doch nicht zusammengebracht werden könnten, um ihre Gleichheit durch Juxtaposition zu messen.

Wenn der gleiche große Denker gesehen hätte, wie mein Vater sein Nasensystem illustrirte, und wenn er dabei das Benehmen meines Onkels Toby beobachtet hätte – welche Aufmerksamkeit er jedem Worte schenkte; – und wie er, so oft er die Pfeife aus dem Munde nahm, die Länge derselben mit so merkwürdigem Ernste betrachtete! – wie er sie zwischen Daumen und Zeigfinger hielt und dann auch in der Quere besah; – dann sie gerade vorwärts streckte, –dann nach dieser Seite und dann nach jener, kurz in allen möglichen Richtungen und Verkürzungen, – so würde er daraus geschlossen haben. mein Onkel Toby habe seinen medius terminus gefunden, und schließe und messe daran im Geist die Wahrheit jeder Hypothese über lange Nasen in der Reihenfolge, wie sie mein Vater vorbrachte. Dies wäre eigentlich mehr gewesen als mein Vater verlangte; – sein Ziel bei all den Mühen, die er sich mit diesen philosophischen Vorlesungen machte, – ging dahin, meinen Onkel Toby in den Stand zu setzen, nicht daß er mitstreite – sondern nur daß er verstehe; – daß er die Grane und Scrupel der Gelehrsamkeit in sich aufnehme, – nicht daß er sie wäge. – Mein Onkel Toby that freilich, wie der geneigte Leser aus dem nächsten Kapitel ersehen wird, weder das Eine noch das Andere.

85. Kapitel.

Es ist Schade, sagte mein Vater an einem Winterabend, nachdem er drei Stunden lang mühsam aus Slawkenbergius übersetzt hatte, – es ist Schade, sagte mein Vater, und legte dabei meiner Mutter Garnwickel als Zeichen in das Buch, – daß die Wahrheit, Bruder Toby, sich in solche uneinnehmbare Festungen einschließt und so hartnäckig ist, daß sie sich oft auch bei der engsten Belagerung nicht ergibt –

Nun geschah es, wie allerdings schon oft vorher geschehen war, daß die Phantasie meines Onkels Toby während mein Vater ihm den Prignitz auslegte, – da sie hier keinen Haltpunkt fand, – einen kleinen Ausflug nach dem Rasen gemacht hatte: – sein Körper wäre recht gern auch dahin gegangen; – so daß mein Onkel Toby, so sehr er ein Gesicht machte, als ob er tief mit dem medius terminus beschäftigt sei – in Wahrheit ebenso wenig von der ganzen Vorlesung und all ihren Für und Wider gehört hatte, als ob mein Vater den Hafen Slawkenbergius vom Lateinischen in das Cherokesische übersetzt hätte. Aber das von meinem Vater als Gleichniß benützte Wort »Belagerung« wehte mit der Kraft eines Talismans die Phantasie meines Onkels Toby so schnell wieder zurück, wie ein Ton der Berührung einer Saite folgt, – er spitzte die Ohren; – und als mein Vater bemerkte, daß er die Pfeife aus dem Munde nahm, und den Stuhl näher an den Tisch rückte, als wollte er von der Rede profitiren, – begann dieser mit großem Vergnügen seinen Satz von Neuem, – wobei er nur den Plan änderte und das Gleichniß mit der Belagerung fallen ließ, um etwaigen Gefahren, welche mein Vater von daher witterte, auszuweichen.

Es ist Schade, sagte mein Vater, daß sich die Wahrheit nur auf einer Seite befinden kann, Bruder Toby – wenn man in Betracht zieht, wie geistreich sich diese gelehrten Männer bei ihrer Lösung der Nasenfrage gezeigt haben. – Lassen sich denn Nasen auflösen? erwiderte mein Onkel Toby.

Mein Vater stieß seinen Stuhl zurück, – sprang auf, – setzte seinen Hut auf, – that vier große Schritte nach der Thüre, – riß sie auf, – streckte den Kopf halbwegs hinaus, – schloß sie wieder, – kehrte sich nichts an ihr Krächzen, – trat wieder an den Tisch, – zog meiner Mutter Garnwickel aus dem Slawkenbergius, – ging rasch nach seinem Schreibtisch, – kehrte langsam wieder zurück, – wickelte meiner Mutter Wickelpapier um seinen Daumen – knöpfte die Weste auf, schleuderte meiner Mutter Wickel ins Feuer, – biß ihr seidenes Nadelkissen auf, wobei er den Mund voll Kleie bekam, – fluchte darüber: – aber wohlgemerkt! – der Fluch galt eigentlich dem Kopf meines Onkels Toby – der eigentlich schon wirr genug war; – die Kleie war nur die Ladung für den Fluch – wie es das Pulver für die Kugel ist.

Es war nur gut, daß die Leidenschaften meines Vaters nicht lange dauerten; denn so lange sie dauerten, machten sie ihm viel zu schaffen; und es ist eines der unauflöslichsten Probleme, dem ich bei meinen Beobachtungen der menschlichen Natur begegnete, daß nichts meinen Vater so sehr in Hitze brachte, oder seine Leidenschaft wie Pulver aufflammen ließ, als wenn seine Wissenschaft von der eigenthümlichen Einfalt in den Fragen meines Onkels Toby einen Schlag ins Gesicht bekam. – Hätten ihn zehn Dutzend Hornisse alle zu gleicher Zeit an ebensoviel verschiedenen Stellen hinten gestochen, – er hätte nicht mehr mechanische Functionen in weniger Secunden ausführen, – oder auch nur halb so auffahren können, als er es bei dem einzigen Quaere dreier Worte that, die so unzeitig in seine steckenpferdlichen Sprünge hineinfuhren.

Mein Onkel Toby dachte dabei nichts Böses – er rauchte seine Pfeife in ungetrübter Ruhe weiter; – sein Herz dachte nicht daran seinen Bruder zu verletzen; – und da sein Kopf selten herausfand, wo denn eigentlich der Stachel lag, der jenen aufgebracht hatte, – so ließ er meinem Vater immer Zeit sich abzukühlen. – Dies Mal brauchte er fünf Minuten und fünf und dreißig Sekunden dazu.

Bei Allem was gut ist! sagte mein Vater, der sobald er zu sich kam zu schwören anfing und seine Betheurung den Fluch-Pandekten des Ernulphns entnahm – (dies war jedoch, um meinem Vater Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, ein Fehler, in den er, wie er Dr. Slop in der Sache mit Ernulphus sagte, so selten verfiel als irgend Jemand auf der Welt) – bei Allem was gut und groß ist, Bruder Toby, sagte mein Vater, käme Einem nicht die Philosophie so sehr zu Hilfe, – du könntest Einen ganz außer sich bringen. – Unter der Lösung der Nasen, von der ich dir sprach, verstand ich, wie du leicht hättest merken können, wenn du mir auch nur ein Gran Aufmerksamkeit geschenkt hättest, die verschiedenen Erklärungen, welche Gelehrte verschiedener Art der Welt über die Ursache der kurzen und langen Nasen gegeben haben. – Dafür gibt es nur eine Ursache, gab mein Onkel Toby zur Antwort, – wenn die Nase eines Menschen länger ist als die eines andern, so ist es, weil es Gott so gefallen hat. – Das ist die Lösung von Grangousier, sagte mein Vater. – Er ist es, fuhr mein Onkel Toby fort, indem er empor schaute und die Unterbrechung meines Vaters nicht beachtete, der uns Alle erschaffen, und uns solche Formen und Verhältnisse und zu solchen Zwecken gegeben hat, wie es seiner unendlichen Weisheit gefiel. – Das ist eine fromme Erklärung, aber keine philosophische, sagte mein Vater; – es ist mehr Religion darin als gesunde Wissenschaft. – Es war mit meines Onkels Toby Charakter nicht unvereinbar, daß er Gott fürchtete und die Religion hochachtete. – Sobald daher mein Vater seine Bemerkung schloß – begann mein Onkel Toby seinen Lillabullero eifriger (aber auch noch falscher) als gewöhnlich zu pfeifen.

Was ist aus dem Garnwickel meiner Frau geworden?


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