Karl Simrock
Gedichte
Karl Simrock

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Distichen

1. Niemand.
        Ob wir drüben noch lieben, wenn dort wir uns wieder begegnen?
Liebten wir nicht, o, wer wünschte noch droben zu sein?
 
2. Vergebliches Tun.
Unersättlich verlangte die Lippe zurück zu der Lippe;
Eins ja saugte den Durst nur von des anderen Mund.
 
3. Gebet eines Genies.
Viel schon gabt ihr mir, Götter, Genie, Anmut und Erfindung:
Gebt mir dazu auch ein Fünkchen von Menschenverstand.
 
4. Schluß.
Was doch spielen sie heut im Theater? Was Rechtes gewiß nicht,
Denn wie ich höre, so sind alle Billette verkauft.
 
5. Trugschluß.
Dürr wohl sind die Poeten, doch ärgerlich ist es, wenn deshalb
Jeglicher Schneider sogleich wähnet ein Dichter zu sein.
 
6. Antwort.
Ob die Natur dich zum Dichter bestimmt, so fragst du und zweifelst?
Schwerlich, denn hätte sie das, zweifeltest, fragtest du nicht.
 
7. Einwand.
Also bestünde Genie in der guten Idee von sich selber?
Ach dann hätten sie all', unsre Poeten, Genie.
 
8. Zum Trost.
Leben nur möchte dein Lied, bis es andre gerührt und gefallen?
Wenn es so lange noch lebt, wird es unsterblich gewiß.
 
9. Musenalmanach.
Musenalmanach nennt er das Buch? Den Almanach sehn wir;
Aber wir haben uns fast blind an den Musen gesucht.
 
10. Rechtfertigung.
Daß du kein Pulver gerochen, der Vorwurf trifft dich mit Unrecht,
Denn du rochest es wohl, drum ja ergriffst du die Flucht.

 


 


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