Karl Simrock
Gedichte
Karl Simrock

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Der große Kurfürst
auf der langen Brücke zu Berlin

18. Juni 1826.
        Seht, wie hier der Große Kurfürst
Steht so mark- und lebensvoll,
Weil ihm täglich in Gefahren
Seine kühne Seele schwoll.

Und ein Kindlein trägt der Kurfürst
Väterlich auf seinem Schoß:
In der Schlacht hat er's gerettet,
Und er pflegt's und zieht es groß.

Und es wird ein rascher Jüngling,
Und es wird ein starker Mann,
Der mit seinem Riesenleibe
Eine Welt erschüttern kann.

Und das Kindlein, das ich meine,
Das ist Preußen, euer Staat,
Den der alte Held gegründet,
Den der Fritz erweitert hat.

Der auch unter Friedrich Wilhelm (III.)
Seines Wachstums nicht vergaß
Und schon seine Glieder breitet
Von dem Niemen bis zur Maas.

18. Juni 1866.
Wenn es endlich ausgewachsen
Steht der vollen Kraft bewußt,
Sinken Schwaben, Bayern, Sachsen,
Liebend an des Starken Brust.

Fehrbellin, da ward gerettet
Jenes Kind im Waffentanz,
Um sein Leben dann gewettet
Siegreich bei der Belle-Allianz.

Nie vergessen Preußenherzen
Belle-Allianz und Fehrbellin:
An demselben Tag im Juni
Ward uns großer Sieg verliehn.

18. Juni 1871.
Wieder an demselben Tage
Feiern wir das Siegesfest,
Das da endet alle Klage,
Allen Harm verstummen läßt.

Danket, Preußen, dem Geschicke,
Nun sich alles hat erfüllt,
Was des Dichters frohem Blicke
Früh Begeisterung enthüllt.

Dir auch, Deutschland, wurde wieder,
Was dir röm'sche List geraubt:
Schöne Eintracht deiner Glieder
Und ein würdig Oberhaupt.

Laß mich nun in Frieden fahren,
Gott, der auch in Liedern spricht,
Da du nach so vielen Jahren
Selbst vollendest mein Gedicht.

 


 


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