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Sie sanken in Schlaf. Aber sauer entgalt Der Abendruh Einer, wie es öfter geschehen war, Seit den Gabensaal Grendel heimgesucht, Unthaten übend bis ihm sein Ende nahte, |
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5 | Der Tod nach den Sünden. Doch ersichtlich ward nun, Den Recken weithin ruchbar, daß ein Rächer noch Den Leidigen überlebte nicht unlange Zeit Nach dem grimmen Kampfe, da nun Grendels Mutter, Die üble Unholdin, ihres Elends gedachte, |
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10 | Sie, die den Waßergraus bewohnen muste, Die kalten Ströme, seit Kains Zeit, Der den einzigen Bruder umbrachte, Seines Vaters Sohn. Er floh mit Blut befleckt, Als Mörder gebrandmarkt, der Menschen Jubel |
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15 | Und wohnte in der Wüste. Ihm entwuchsen viel Unselge Geister: deren war Grendel Einer Der häßliche Heerwolf. In Heorot fand er Einen wachsamen Kämpen seines Kampfes warten. Als ihn der Unhold anzugreifen kam. |
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20 | Stäts gedachte der Starke seiner Machtgestrenge, Der großen und grimmen, die Gott ihm verliehen; Auf ihn hatt er allein als Anwalt vertraut, Als Schützer und Schirmer: so besiegt' er den Feind, Und neigte den Höllengeist: gehöhnt must er weichen |
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25 | Theillos der Lust in die leide Todesstatt, Der Menschenfeind. Seine Mutter sollte |
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30 | Sie kam nach Heorot, wo die Hringdänen Im Saale schliefen. Da geschah alsbald Der Edlinge Aufruhr, als herein jetzt brach Grendels Mutter. Der Graus war nicht kleiner, Nicht minder mächtig, als ein Mädchenheer |
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35 | Weibisch erschrickt unter bewaffneten Männern,19, 33. Nach anderer Deutung wäre der Graus durch Grendels Mutter geringer gewesen, als der durch Grendel selbst und zwar um ebenso viel als Mädchenkraft geringer sei als die bewaffneter Männer. Hierbei steht ihnen allerdings der überlieferte Wortlaut zur Seite. Ich bin aber Ettmüllers Vermuthung gefolgt, der statt gryre lässa liest näs se gryre lässa: »die Dänen fürchteten sich vor Grendels Mutter ebenso sehr als sich Mädchen fürchten unter kämpfenden Männern.« Mit jenem Satze hätte sich der Dichter nur selber im Lichte gestanden: er würde den Eindruck der nächtlichen Erscheinung der Riesin damit sehr geschwächt haben. Auch zeigt sich später bei dem Kampfe, den Beowulf in der Meerhalle mit ihr zu bestehen hatte, ihre Kraft eher größer als die ihres Sohnes Grendel, denn was dieser nicht vermocht hatte, Beowulf zu Falle zu bringen, das gelingt der furchtbaren Seewölfin, die zuletzt nur durch das alte Riesenschwert bezwungen wird, während gegen Grendel Beowulf alle Waffen verschmäht hatte. Es wäre bei jener Deutung unserer Stelle schon schwer begreiflich, warum Beowulf gegen Grendels Mutter Hunferds Schwert Hrunting zu gebrauchen sich entschloß, nachdem er Grendeln bloß mit der Kraft seines Arms bezwungen hatte. Wenn mit drohender Schärfe das doppelschneidige Hammergehärtete, herzbluttriefende Schwert die Schweinbilder der Helme schartig macht. Hastig in der Halle wurden die hartgewetzten |
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40 | Schwerter geschwungen und tiefer Schilde viel Hoch erhoben, und des Helms nicht gedacht, Noch der blanken Brünne: so brach der Schreck herein! Auch Ihr ward Angst; hinaus wollte sie Ihr Leben zu retten, die sich verrathen sah. |
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45 | Aber Einen schon hatte sie der Edlinge Fest erfaßt, eh sie floh in ihr Moor. Dem Hrodgar war es der Helden liebster Seines Gesindes zwischen den Seen beiden, Der rasche Randkämpe, den sie der Rast entriß, |
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50 | Der biedere Held.
Nicht war Beowulf dort: Braus war in Heorot. Sie hatte die blutige |
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55 | Bekannte Hand entführt. Der Kummer war erneut In der weiten Wohnung. Der Wechsel war nicht gut, Den sie nach zweien Seiten bezahlen sollten Mit der Freunde Leben. Der erfahrne König, Der haargraue Held härmte sich übel, |
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60 | Als er den erlauchten Helden des Lebens beraubt, Seiner Tapfern theuersten getödtet sah. Alsbald zu dem Burgsaal ward Beowulf berufen, |
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65 | Der Kämpe dahin, wo der König harrte, Ob ihm der Allwaltende noch einmal wolle Nach dem Wehgeschick Wonne verleihen. Ueber die Flur gieng da der Vielversuchte |
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70 | Den weisen Herscher mit Worten zu erforschen. Da fragt' er der Ingwine Fürsten, ob die Nacht Ihm nicht nach Wunsche wohl bekommen sei. |