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Siebenzehntes Kapitel.

Seht dort erglänzt Aurora's Purpurmantel,
Sie naht – und wandernde Gespenster
Flieh'n eilend zu des Grabes Ruh'!

Sommernachts-Traum.

Mit der Morgenluft und der Morgenröthe verschwanden alle beängstigenden Gedanken, welche in der verflossenen Nacht den Obersten Everard beunruhigt hatten, und nur das Erstaunen, wie man das, was er gesehen, bewerkstelligen konnte, blieb zurück. Er untersuchte die ganze Stube, prüfte den Fußboden, die Decke und die Wände mit seinen Händen und mit seinem Stöckchen, aber er konnte keinen geheimen Ausgang finden; auch die Thüre, mit Schloß und Riegel verwahrt, befand sich noch in demselben Zustand, wie er sie gestern Abend verschlossen hatte. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit auf die Erscheinung, welche dem Victor Lee glich. Schon lange erzählte man sich sonderbare Geschichten von einer dem Bilde ähnlichen Gestalt, welche zur Nachtzeit in den weitläufigen Gängen und Hallen des alten Palastes herumwandelte, und Markham Everard erinnerte sich ihrer noch von seiner Kindheit her. Ihn ärgerte sein Mangel an Muth und die Furcht, die sich seiner in der verflossenen Nacht bemächtigt hatte, als ohne Zweifel durch Beihülfe anderer Personen eine solche Gestalt vor seinen Augen erschien.

»Doch kann ich bei aller kindischen Furcht unmöglich das Ziel verfehlt haben – wahrscheinlich wurde die Kugel heimlicher Weise aus der Pistole genommen.«

Er untersuchte die zweite, welche er nicht losgeschossen hatte – die Kugel war darin. Er untersuchte die Stelle, wohin er geschossen hatte und zwischen dem Bette und der Stelle, wo die Erscheinung stand, war eine Pistolenkugel erst kürzlich in die Wand gedrungen. Er konnte also nicht zweifeln, daß er auf die rechte Stelle gezielt hatte und die Kugel mußte, um dahin zu gelangen, wo sie war, nothwendig erst die Gestalt durchbohren. Das war geheimnißvoll, und verleitete ihn zu dem Zweifel, ob nicht Zauber oder Geisterbeschwörung von den kühnen Verschworenen zu Hülfe genommen würde, welche, obgleich sie sterblich waren, doch dem allgemeinen Glauben der damaligen Zeit nach, von den Bewohnern einer andern Welt Hülfe verlangt und erhalten haben konnten.

Seine nächste Untersuchung betraf das Bildniß des Victor Lee selbst. Er untersuchte es auf's pünktlichste, und verglich die bleichen, dunkeln Contouren, die verblichenen Farben, die ernste Ruhe des Auges und die Todten-ähnliche Blässe der Gesichtsfarbe mit dem Anblick der Gestalt in der verflossenen Nacht, als sie von der Feuerkugel erleuchtet ward, deren ganzes Licht auf sie fiel, und die übrigen Theile der Stube vergleichungsweise in Dunkelheit ließ. Die Züge schienen in der verflossenen Nacht einen übernatürlichen Glanz zu haben, und das Fallen und Steigen der Flamme im Kamine bewirkte die Täuschung der scheinbaren Bewegung des Kopfes und der Glieder. Nun, bei Tag betrachtet, war es ein bloßes Gemälde aus der harten, alten Schule Holbeins; früher, schien es für den Augenblick etwas mehr zu sein. Um der Sache auf den Grund zu kommen, hoffte Everard, indem er sich auf Tisch und Stuhl stellte, vielleicht eine geheime Feder zu finden vermittelst welcher man das Gemälde wegnehmen konnte, und so – wie in vielen alten Gebäuden – einen Ein- und Ausgang hatte, der nur dem Hausherrn bekannt wäre. Aber er fand, daß es unmöglich zu diesem Zwecke gedient haben konnte, da es fest in der Wand eingemauert war.

Dann weckte er seinen getreuen Schildknappen Wildrake, den »der Segen des Schlafes« noch kaum von den Wirkungen des Abendtrunkes erlöst hatte.

Nachdem Wildrake seine Mäßigkeit beim Trunk gelobt hatte, schlug er vor, die Commissäre zu besuchen. »Wir wollen doch einmal sehen, wie die Nacht, die wir so sonderbar zubrachten, den Anderen verflossen ist,« sagte er. »Ich hoffe, sie werden alle von Herzen gern bereit sein, Woodstock zu verlassen, wenn sie nicht besser und ungestörter geschlafen haben, als wir.«

»In diesem Falle werde ich dich in Jocelinens Hütte schicken, um über den Wiedereinzug des Sir Henry Lee und seiner Familie in ihrem alten Palast zu unterhandeln; wo sie wohl vermittelst meiner Verbindungen mit dem General und des zweideutigen Rufes des Platzes selbst, wahrscheinlich weder von diesem noch vom neuen Commissäre beunruhigt würden.«

»Aber wie sollen sie sich gegen die Feinde vertheidigen, mein galanter Herr Obrist?« sagte Wildrake. »Wenn ich, mein Freund, einigen Einfluß auf jenes schöne Mädchen hätte, wie du dich dessen rühmst, so würde ich sie wahrlich nicht so leicht dem Schrecken aussetzen, dem sie in Woodstock unterworfen ist, wo die Teufel – ich bitte sie tausendmal um Verzeihung, denn ich denke mir, sie hören wohl was ich spreche – wo die fröhlichen Elfen – von der Dämmerung bis zum Morgen so lustige Gesellschafter sind.«

»Mein lieber Wildrake,« sagte der Obrist, »ich glaube eben so gut wie du, daß unsere Unterredung belauscht werden mag; aber ich kümmere mich nicht darum, sondern ich will dir geradezu sagen, was ich davon denke. Ich glaube mit Bestimmtheit, daß weder Sir Henry Lee noch Alexis in dem schmutzigen Complott verwickelt sind; ich kann es weder von dem Stolze des Einen, noch von der Bescheidenheit der Anderen, noch von beider Verstand erwarten, daß sie sich in eine so sonderbare Verschwörung einlassen sollten. Aber die Feinde, Freund Wildrake, theilen alle deine politischen Ansichten, sind lauter Ächt-blaue Cavaliere; und ich bin fest überzeugt, daß, wenn auch Sir Henry und Alexis Lee nicht mit ihnen in Verbindung stehen, sie sich doch nicht im Geringsten vor den Ränken der Gespenster zu fürchten brauchen. Ueberdieß müssen Sir Henry und Joceline jeden Winkel des Schlosses kennen, und es wird bedeutend schwieriger sein ihnen Geistererscheinungen vorzuspiegeln, als Fremden. Aber komm zur Toilette, und wenn wir uns gewaschen und gehörig geordnet haben, dann wollen wir sehen, was zu thun ist.«

»Nein, mein elendes Puritaner-Kleid ist kaum das Ausbürsten werth,« sagte Wildrake, »und mit dem centnerschweren rostigen Eisen, das du mir gegeben hast, sehe ich eher einem bankerotten Quäcker ähnlich, als einem Cavalier. Aber dich will ich so zierlich herausputzen, wie nur je ein psalmsingender Schurke von deiner Partei gekleidet war.«

Sprach's, und brummte das bekannte Royalisten-Lied:

»Seh'n wir auch heute noch zu Whitehall,
Wie Spinnen umweben den alten Wall;
So ändert sich's doch wenn die Zeit verfließt
Und der König das Seinige wieder genießt!«

»Du vergissest wer draußen ist,« sagte Obrist Everard.

»Nein – ich denke daran, wer drinnen ist,« sagte sein Freund. »Ich singe nur meinen lustigen Gespenstern ein Liedchen vor. Schweig, Freund, die Teufel sind meine lustigen Gesellschafter, und wenn ich einmal die Ehre haben werde, sie zu sehen, so sind es bestimmt so brüllende Bursche, wie sie mir vorkamen, als ich noch unter Lumford und Goring diente, Kerls mit langen Nägeln, denen nichts entschlüpft, bodenlose Magen, die nicht zu füllen sind – toll im Rauben, Trinken, Fechten u. s. w. – Bursche, die auf harten Zweigen schlafen, und im Steigbügel den Geist aufgeben. Ach, die fröhlichen Tage sind dahin! Auch recht; jetzt ist es selbst unter Cavalieren Mode, ein ernstes Gesicht zu machen, besonders die Geistlichen, die ihre Pfründen verloren haben; aber ich bin für das Leben und Treiben der damaligen Zeit geboren, und kann und werde mir nie fröhlichere Tage wünschen, als während der barbarischen, blutigen und unnatürlichen Rebellion.«

»Du warst immer ein wilder Seevogel, Roger, wie dein Name es besagt; liebst Sturm mehr als Ruhe, den schäumenden Ocean mehr als den ruhigen Landsee, und dein heftiges, wildes Segeln gegen den Wind mehr als tägliche Nahrung, Behaglichkeit und Ruhe.«

»O schäme dich mit deinem ruhigen Landsee und deinem alten Weibe, um mich mit Gerstenkörnern zu füttern, die den armen Entrich Ein Wortspiel im Englischen, Drake heißt ein Entrich, oder vielmehr ein Meerhuhn. zwingt, einher zu watscheln, wenn sie ruft. Everard, ich freue mich, wenn sich der Sturm an meinem Busen bricht, – bald untertauchen, bald auf der Welle schwimmen, bald im Ocean, bald in den Wolken – das ist des Meerhuhns Freude, das ist meine Wonne! So ging's uns im Bürgerkriege – in einer Grafschaft zu Boden, herrschend in der anderen, heute geschlagen, morgen als Sieger – bald verdurstend auf dürrer Haide, bald schwelgend von presbyterianischem Gute – Keller und Küche, der alte reiche Schmuck, und die junge schöne Magd – alles zu unserem Befehl!«

»Still, Freund,« sagte Everard; »bedenke, daß ich diesem Glauben zugethan bin.«

»Desto schlimmer, Mark, desto schlimmer,« sagte Wildrake, »aber wie du zu sagen pflegst, es nützt nichts davon zu reden. Komm laß uns sehen, wie es deinem presbyterianischen Pastor Mr. Holdenough ging, und ob er den bösen Feind besser zu zähmen wußte, als du sein Schüler und sein Zuhörer.«

Sie verließen also das Zimmer, und wurden von den Schildwachen und von anderen mit Erzählungen von ungewöhnlichen, außerordentlichen Dingen überhäuft, die sie in der verflossenen Nacht gesehen oder gehört haben wollten. Es ist wohl unnöthig, die verschiedenen Berichte zu wiederholen, die ein jeder zu dem gemeinschaftlichen Capital um so eifriger beitrug, da es in solchen Fällen immer ein gewisses Gefühl der Geringschätzung nach sich zieht, wenn man weniger gesehen oder gelitten hat, als andere.

Die gemäßigtsten Erzähler sprachen nur von Tönen, gleich dem Miauen einer Katze, oder dem Bellen eines Hundes, auch war es ihnen vorgekommen, als hörten sie Nägel einschlagen und sägen, Kettengeklirr, Rauschen von seidenen Kleidern und Musik, kurz, verschiedene unzusammenhängende Töne. Andere schwuren, daß sie Bitumen oder Schwefel gerochen hätten, was die Nähe des Satans anzeige. Wieder andere wollten gerade nicht darauf schwören, aber sie versicherten, bewaffnete Männer, Pferde ohne Köpfe, gehörnte Esel und Kühe mit sechs Füßen gesehen zu haben, die schwarzen Gestalten gar nicht zu erwähnen, deren Pferdefüße genüglich anzeigten, zu welchem Reiche sie gehörten.

Aber der panische Schrecken, welcher sich der Schildwachen bemächtigte, war so allgemein, daß man keinem der am meisten bedrohten Punkte zu Hülfe kam, da die Wache auf ihrem Posten selbst zitterte; so daß ein gewandter Feind die ganze Garnison leicht hätte über die Klinge springen lassen können. Doch schien die ganze Sache nicht auf Gewaltthätigkeit abgesehen zu sein; denn die Gespenster hatten mehr geneckt als geschadet, einen armen Soldaten ausgenommen, der dem Harrison bereits während der Hälfte seiner militärischen Laufbahn diente, und während der Nacht in dem Gange Schildwache stand, wohin ihn Everard beordert hatte. Er fällte seinen Carabiner, als er hörte, daß sich ihm etwas plötzlich nahe; aber die Waffe wurde ihm aus der Hand gerissen, und er selbst mit dem Kolben zu Boden geschmettert. Sein zerschlagener Schädel und das nasse Bett des Desborough, auf den, während er schlief, ein Eimer mit schmutzigem Wasser geschüttet wurde, waren die einzigen wirklichen Zeichen der nächtlichen Unruhen. Der Bericht aus Harrison's Zimmer, den der ernste Meister Tomkins abstattete, lautete dahin, daß der General die Nacht ohne beunruhigt zu werden, zugebracht habe, und daß er noch im tiefen Schlafe läge, woraus Everard ersah, daß die Verschwornen wahrscheinlich glaubten, Harrison habe schon gestern Abend seinen Antheil an der Zeche völlig bezahlt.

Dann ging er in das Zimmer, das von dem andächtigen Desborough und dem philosophischen Bletson doppelt bemannt war. Beide waren schon auf und kleideten sich an, der Erstere noch erstarrt vor Furcht und Schrecken. Denn kaum war Everard eingetreten, als der plumpe Obrist sich bitter darüber beklagte, wie er die Nacht hätte zubringen müssen, und nicht wenig über seinen verehrten Verwandten murrte, der ihm einen Auftrag aufgebürdet hätte, der mit so vielen Beschwerlichkeiten verknüpft wäre.

»Konnte Se. Excellenz, mein Schwager Noll,« sagte er, »seinem armen Verwandten und Schwager keine andere Hülfsquelle eröffnen, als dieses Woodstock, das des Teufels Garküche zu sein scheint? Ich kann doch, wahrhaftig nicht mit dem Teufel zu Nacht speisen; dazu habe ich keine Lust – nein gewiß nicht. Hätte er mir nicht ein ruhiges Plätzchen verschaffen können, und diesen Gespensterpalast einem seiner Prediger und Beter schenken können, der die Bibel so gut wie die Armee-Liste kennt? Denn ich verstehe mich auf ein Pferd weit besser, als auf alle fünf Bücher Mosis. Aber ich will es ein für alle Mal aufgeben; Hoffnung auf irdischen Gewinn soll mich nie dazu verleiten, mich der Gefahr auszusetzen, mit Haut und Haaren vom Teufel geholt zu werden, und die halbe Nacht auf dem Kopfe zu stehen, und die andere mit schmutzigem Wasser eingeschüttet zu werden. – Nein, nein – dazu bin ich zu vernünftig.«

Meister Bletson hatte eine andere Rolle zu spielen. Er beklagte sich über keine persönliche Thatsache; »er würde,« wie er sagte, »in seinem ganzen Leben nicht besser geschlafen haben, wenn nur nicht so viel Lärm um ihn her gewesen wäre, da die Schildwachen sich zugerufen hätten, wenn nur eine Katze bei ihrem Posten vorbeischlich. Lieber wolle er unter den Hexen schlafen, wenn sie ihren höllischen Sabbath feierten, wenn es nämlich solche Wesen gäbe.«

»Also glauben Sie, es gäbe keine Geistererscheinungen, Herr Bletson?« sagte Everard. »Auch ich zweifelte daran; aber wahrlich, heute Nacht habe ich selbst eine höchst seltsame gesehen.«

»Träume, Träume, mein lieber Obrist,« sagte Bletson, obgleich sein bleiches Gesicht und seine zitternden Lippen den verstellten Muth Lügen strafte, mit dem er sprach. »Der alte Chaucer hat uns die Moral vom Stück gelehrt. Er besuchte häufig den Park von Woodstock, hier« –

»Chaser?« sagte Desborough; »dem Namen nach wahrscheinlich ein Jäger. – Spukt er vielleicht herum, wie Hearne zu Windsor?«

»Chaucer,« sagte Bletson, »mein theuerster Desborough, ist einer von jenen wunderbaren Menschen, welche, wie Obrist Everard weiß, noch hundert Jahre nach ihrem Tode leben, und deren Worte uns noch erfreuen, wenn ihre Gebeine schon lange vermodert sind.«

»So, so! – ich bin's zufrieden, aber seine Gesellschaft verbitte ich mir – gewiß ist es einer von Euren Geisterbeschwörern. Nun, was sagt er denn dazu?«

»Nur eine kleine Zauberformel, welche ich so frei sein will, dem Obristen Everarden zu wiederholen,« sagte Bletson; »aber die dir, Desborough, reines Griechisch sein wird. Der alte Geoffrey wirft den ganzen Tadel unserer nächtlichen Störungen auf den Ueberfluß an Säften, welcher Schuld daran ist:

Daß manches Mal ein Traum erscheint,
Im Höllenstaat der böse Feind,
So wie der Mensch, vom Blut bewegt,
Im Schlaf laut auf zu schreien pflegt,
Aus Furcht vor Bären und vor Doggen
Und weil ihn schwarze Teufel locken.«

Während er so deklamirte, bemerkte Everard ein Buch, das unter dem Kopfkissen des Bettes lag, worauf das ehrenwerthe Parlamentsmitglied heute Nacht geruht hatte.

»Ist das Chaucer?« sagte er, indem er den Band ergreifen wollte, – »ich möchte doch gern die Stelle nachschlagen,« –

»Chaucer,« sagte Bletson, der schnell vorgriff; »nein, es ist Lucretius, mein Liebling Lucretius. Aber ich kann ihn Ihnen nicht zeigen, – ich habe einige Randglossen dazu gemacht.«

Unterdessen hatte Everard das Buch in die Hand genommen. »Lucretius,« sagte er, »nein, Herr Bletson, das ist der Lucretius nicht, sondern ein passenderer Gefährte in Noth und Gefahr – aber warum schämen Sie sich darüber? Bletson, wenn Sie statt auf Ihrer Meinung zu bestehen, nur das Ankerthau Ihres Herzens auf dieses Buch fallen ließen, so würde es Ihnen nützlicher sein, als Lucretius oder Chaucer.«

»Was ist denn das für ein Buch,« sagte Bletson, dessen bleiche Wangen vor Schaam errötheten, daß er entdeckt wurde. »Ach die Bibel!« rief er aus, indem er sie verächtlich wegwarf – »das Buch gehört gewiß meinem Diener Gibeon – diese Juden sind doch immer so abergläubisch gewesen. – Schon seit Juvenals Zeiten erinnern sie sich des Verses:

Qualiacunque voles Judaei somnia vendunt.

Er ließ mir gewiß das Buch als einen Zauber zurück, denn er ist ein gutartiger Thor.«

»Der würde doch wohl kaum das neue Testament sammt dem alten zurückgelassen haben,« sagte Everard. »Kommen Sie, mein theuerer Bletson, schämen Sie sich nicht über das Vernünftigste, das Sie je thaten, vorausgesetzt, daß Sie die Bibel in der Stunde der Gefahr mit der Absicht ergriffen, von dem Inhalt Nutzen zu ziehen.«

Bletson's Eitelkeit war so sehr gereizt, daß sie seine natürliche Feigheit übermannte. Seine kleinen dünnen Finger zitterten vor Wuth, sein Hals und seine Wangen wurden roth wie Scharlach, seine Rede heftig wie – kurz als wäre er kein Philosoph.

»Herr Everard,« sagte er, »Sie sind ein Mann des Schwertes Sir – und Sir – Sie glauben sich berechtigt einem Bürgerlichen alles zu sagen, was Ihnen gut dünkt Sir – aber ich erinnere Sie, Sir, daß die menschliche Geduld auch die Schranken überschreiten kann, daß es Scherze gibt, die kein Ehrenmann erdulden wird Sir – und darum verlange ich von Ihnen Obrist Everard, daß Sie Ihre Rede und Ihren ungeziemenden Scherz zurücknehmen Sir – oder Sie werden mich auf eine Weise sprechen hören, die Ihnen nicht gefallen wird.«

»Seht, Meister Bletson,« sagte Everard, der sich des Lachens nicht enthalten konnte; »ich bin freilich ein Soldat, aber Grausamkeit war nie mein Fehler, und ich möchte als Christ dem Reiche der Finsterniß nicht gerne einen neuen Vasallen vor seiner Zeit zuschicken. Wenn Ihnen der Himmel Zeit schenkt, Ihre Sünden mit Muße bereuen zu können, so wüßte ich nicht, warum meine Hand Sie derselben berauben sollte, was bei einem Zweikampf auf Schwert oder Pistolen ohne Zweifel Ihr Schicksal sein würde. Ich will also lieber Abbitte thun; und ich nehme den Desborough, wenn er seinen Verstand wieder erlangt hat, zum Zeugen, daß ich Sie um Verzeihung bitte, einen Augenblick den Verdacht gehegt zu haben, daß Sie, der Sie der Sclave Ihrer eigenen Eitelkeit sind, auch nur im Entferntesten etwas Vernünftiges oder Religiöses hätten thun wollen. Ich bereue ferner die Zeit, die ich verloren habe, einen Mohren weiß waschen zu wollen, oder mich mit einem egoistischen Atheisten in eine vernünftige Untersuchung eingelassen zu haben.«

Bletson, der sich gar sehr über die Wendung freute, welche die Sache genommen hatte, (denn kaum war die Herausforderung aus seinem Munde, als er schon vor den Folgen zitterte) antwortete sehr höflich und eifrig: »Ach, mein theuerster Obrist, sprechen Sie nichts mehr davon, unter Männern von Ehre bedarf es nur einer Ehrenerklärung; sie nimmt die Schande von dem, welcher sie fordert, und entehrt den nicht, welcher sie gibt.«

»Doch keine solche Erklärung, wie ich geleistet habe,« erwiederte der Oberst.

»Ach nein, nein, nicht im Geringsten! Eine Ehrenerklärung ist so gut, wie die andere, und Desborough ist Zeuge, daß Sie mir eine geleistet haben, und das ist Alles, was man verlangen kann.

»Herr Desborough und Sie werden wohl bemerkt haben, wie sich die Sache verhielt, und ich empfehle Ihnen nur, sie, wenn ihrer erwähnt wird, genau zu erzählen.«

»Ach nein, wir werden gar nichts davon erwähnen,« sagte Bletson, »wir wollen es von diesem Augenblick an vergessen. Nur halten Sie mich keiner abergläubischen Schwäche fähig. Wäre ich über eine anscheinende oder wirkliche Gefahr erschrocken – nun eine solche Furcht ist dem Menschen natürlich – so will ich nicht läugnen, daß es mir eben so gut wie jedem andern hätte widerfahren können. Aber mich fähig zu halten, meine Zuflucht zu Zauberformeln zu nehmen, oder Bücher unter mein Kopfkissen zu legen, um mich gegen Geister zu schützen, auf mein Wort, das könnte mich wohl mit meinem besten Freunde in Händel verwickeln. – Nun aber Obrist, was ist zu thun, und wie können wir uns auf diesem verfluchten Orte unserer Pflicht entledigen? Wenn ich wie Desborough durchnäßt würde, so stürbe ich am Catarrh, wenn es Ihm gleich nicht mehr schadet als ein Glas Wasser, das man über ein Postpferd schüttet. Sie sind, glaube ich, ein College in unserer Commission, was meinen Sie nun, was zu thun ist?«

»Nun da kömmt ja Harrison zur rechten Zeit,« sagte Everard, »und jetzt will ich meinen Auftrag vom Lord-General vorlegen, welcher, wie Sie, Oberst Desborough, sehen, Ihnen befiehlt, sich Ihres gegenwärtigen Auftrags zu begeben, und sich von diesem Orte zu entfernen.« Desborough nahm das Papier, und betrachtete die Unterschrift.

»Ja ganz richtig, es ist Nolls Unterschrift, ohne Zweifel – nur ist seit Kurzem der Oliver so groß geworden wie ein Riese, während ihm der Cromwell nachschleicht wie ein Zwerg, als sollte der Familienname bald ganz verschwinden. Aber ist denn Se. Excellenz unser Verwandter Noll Cromwell (da er doch bis jetzt noch den Familiennamen führt) so unvernünftig, daß er seine Verwandte und Freunde auf den Kopf stellen läßt, bis ihnen das Genick bricht; daß sie durchnäßt werden, als hätte man sie in eine Pferdeschwemme geworfen; läßt er sie Tag und Nacht von Teufeln und Hexen und Zaubereien in Schrecken setzen, und will nicht einmal einen Pfennig Entschädigung dafür geben? Alle Teufel! wenn das ist, so wäre ich besser zu Hause auf meiner Meierei geblieben, und hätte Schafe und Ochsen gehütet, als einem so undankbaren Menschen zu folgen, wenn ich schon seine Schwester geheirathet habe. Denn so hoch der Cromwell jetzt den Kopf trägt, so war sie doch so arm, wie eine Kirchenmaus, als ich sie nahm.«

»Es ist meine Absicht nicht,« sagte Bletson, »in dieser ehrenwerthen Gesellschaft zu streiten, und Niemand wird meine Anhänglichkeit gegen den edlen General in Zweifel ziehen, welchen der Lauf der Begebenheiten und seine eigenen unvergleichlichen Eigenschaften, sein Muth und seine Energie in diesen unglücklichen Tagen so hoch erhoben haben. Wenn ich ihn einen direkten unmittelbaren Ausfluß des Animus Mundi selbst nenne – einen Mann, den die Natur in ihren stolzesten Stunden hervorgebracht hat, während sie ihren Gesetzen gemäß damit beschäftigt war, für die Erhaltung der Geschöpfe, die sie hervorgebracht hat, zu sorgen, so überbiete ich damit die hohe Meinung noch nicht, die ich von ihm habe. Doch verwahre ich mich feierlich, daß ich keineswegs damit das mögliche Dasein dieser Ergießung oder dieses Ausflusses des Animus Mundi annähme, sondern daß ich ihn blos der Form der Rede willen anführte. Ich fordere Sie auf, Obrist Desborough, der Sie ein Verwandter Se. Excellenz sind, und Sie Oberst Everard, der Sie den höhern Titel seines Freundes führen, freimüthig zu sagen, ob ich meinen Eifer für den General als größer dargestellt habe, wie er wirklich ist.«

Everard machte eine Verbeugung, aber Desborough gab seine Einstimmung deutlicher zu verstehen. »Ja wahrhaftig, das kann ich bezeugen. Ich habe schon oft gesehen, daß Sie bereit waren, ihm die Schuhbändel zu binden, oder den Rock auszubürsten – und nun so undankbar behandelt zu werden – so der Gelegenheit beraubt, die sich Ihnen darbot.« –

»Ach nicht deßwegen,« sagte Bletson, und winkte freundlich mit der Hand. »Sie thun mir unrecht, Mr. Desborough – Sie thun mir wirklich unrecht, mein theuerster Herr, obgleich ich wohl weiß, daß Sie es nicht böse meinen. Nein Herr, keine Rücksicht auf Privat-Interesse bewog mich diesen Auftrag zu übernehmen. Er ward mir vom englischen Parlamente übergeben, in dessen Namen dieser Krieg begann, und von dem Staatsrath, welcher der Erhalter der Freiheit Englands ist. Nur der Wunsch und die freundliche Hoffnung, meinem Vaterlande dienen zu können, verleitete mich dazu, diese Stelle anzunehmen, um mit Euerem Beistand unserer gemeinschaftlichen theuern Mutter, der Republik von England nützlich sein zu können. Das war meine Hoffnung, mein Wunsch, mein Vertrauen. Und nun kommt Mylord Generals Befehl, und will die Macht aufheben vermöge deren wir zu handeln berechtigt sind. Gentlemen, ich frage diese ehrenwerthe Versammlung (mit aller Achtung vor Sr. Excellenz), ob seine Befehle die Aufträge der Behörde vernichten können, von der er selbst Befehle zu erhalten hat? Keiner wird das sagen. Ich frage: hat er den Sitz bestiegen, von dem der verstorbene Mann gestürzt wurde, oder besitzt er das große Siegel, oder glaubt er in einem solchen Falle eigenmächtig handeln zu dürfen? Ich finde keinen Grund um es zu glauben, und muß mich daher gegen solche Lehren verwahren. Ihr mögt nun thun was ihr wollt, tapfere, ehrenwerthe Collegen; aber was meine eigene schwache Meinung betrifft, so glaube ich mich unglücklicherweise genöthigt, pflichtgemäß in unserem Auftrag fortfahren zu müssen, als hätte die Unterbrechung gar nicht Statt gefunden; nur mit dem Unterschiede, daß die Sitzung der Sequestratoren bei Tag hier im Jägerhause zu Woodstock gehalten werde, aber daß wir uns gleich nach Sonnenuntergang in das Wirthshaus zum Ritter St. Georg in dem benachbarten Städtlein begeben, um sowohl unsere schwachen Brüder zu beruhigen, welche abergläubischen Gerichten Glauben schenken, als um den allenfallsigen Umtrieben der Uebelgesinnten zu entgehen.«

»Mein guter Mr. Bletson,« erwiederte der Oberst Everard, »es ist meine Sache nicht, Ihnen zu antworten; aber Sie werden wohl wissen, wo die Armee von England und ihr General ihre Autorität herleiten. Ich fürchte, der Befehl des Generals wird wohl von einem Regimente Cavallerie von Oxford mit gelehrten Randglossen versehen werden. Ich glaube, es sind Befehle deßhalb ausgefertigt; und Sie haben erst kürzlich die Erfahrung gemacht, daß der Soldat seinem General, sowohl im Kampfe gegen den König als gegen das Parlament Gehorsam leisten wird.«

»Der Gehorsam ist bedingt,« sagte Harrison, indem er sich stolz erhob. »Weißt du nicht, Markham Everard, daß ich diesem Manne Cromwell stets so nahe folgte, wie ein Bullenbeißer seinem Herrn? Und das will ich noch; aber ich bin kein Schoßhündchen, das man prügelt oder dem man eine vorgesetzte Speise wieder wegnimmt; auch kein elender Mops, dem man Peitschenhiebe zum Lohn seiner Dienste gibt, und die Erlaubniß sein eigenes Fell zu tragen. Ich meine, wir Dreie hätten ehrlich und rechtlich, und zum Besten der Republik drei, ja wohl gar fünftausend Pfund verdienen können. Bildet sich Cromwell ein, ich würde jetzt, so mir nichts, dir nichts, davon abstehen? Nein, so geht die Sache nicht! Wer dem Altar dient, muß vom Altar leben, und die Heiligen müssen Mittel haben, sich mit gutem Sattelzeug und frischen Pferden zu versehen, um der Oeffentlichkeit und dem Losbrechen entgehen zu können. Hält mich Cromwell für einen so zahmen Tiger, daß er mir nach Willkühr das erbärmliche Stück Fleisch wegreißen zu können glaubt, das er mir vorgeworfen hat? Ei gewiß werde ich widerstehen; denn die Leute, welche sich hier befinden, sind meistens von meinem eigenen Regimente. Männer, die mit Feuereifer, und das Schwert gegürtet um die Lenden, mir helfen werden, dieses Haus gegen jeden Sturm zu vertheid'gen, ja gegen Cromwell selbst, wenn er kommen sollte! Sela! Sela!«

»Und ich,« sagte Desborough, »will Truppen werben, um Euch zu entsetzen, denn für jetzt möchte ich mich nicht gern der Garnison anschließen.«

»Und ich,« sagte Bletson, »will meinerseits nach London eilen, und die Sache dem Parlamente vorlegen, wie es meine Pflicht erheischt.«

Everard ward von allen diesen Drohungen wenig bewegt. Die einzige, wirklich furchtbare, war die des Harrison, den sein Enthusiasmus, sein Muth und sein Eigensinn sowohl, als sein Einfluß auf die Schwärmer seiner Partei zu einem gefährlichen Feinde machte. Ehe er sich also mit dem widerstrebenden General-Major in Streit einließ, versuchte es Everard ihn zu besänftigen, und erwähnte im Vorbeigehen die Unruhen der verflossenen Nacht.

»Rede mir nicht von übernatürlichen Beunruhigungen, junger Mann – schwatze mir nicht von körperlichen oder unkörperlichen Feinden. Bin ich nicht der erwählte und bestellte Kämpfer um dem großen Drachen zu begegnen, um ihn zu überwinden und das Thier, das aus der See kömmt? Bin ich nicht bestimmt dazu, den linken Flügel und zwei Regimenter vom Centrum zu kommandiren, wenn die Heiligen mit den zahllosen Legionen des Gog und Magog zusammenstoßen? Ich sage dir, mein Name ist geschrieben auf dem Feuer- und Eismeer, daß ich diesen Platz Woodstock gegen alle sterbliche Menschen und gegen alle Teufel im Feld und in der Stube, im Wald und auf der Wiese behaupten will, bis daß die Heiligen in ihrer Glorie herrschen werden auf Erden.«

Jetzt sah Everard, daß es Zeit sei, einige Zeilen von Cromwells Hand vorzulegen, die er von dem General erhalten hatte nachdem Wildrake schon wieder zurückgekehrt war. Sie waren darauf berechnet, das Mißvergnügen der Commissäre zu beschwichtigen, und gaben als Grund an warum die Commission ihre Arbeiten zu Woodstock einstellen solle, daß Cromwell die Beihülfe des Generals Harrison, des Obrist Desborough und des Herrn Bletson in einer wichtigern Sache vom Parlamente verlangen würde, nämlich bei dem Einziehen und dem Verkauf der königlichen Güter zu Windsor. Kaum war das Wort ausgesprochen, als alle die Ohren spitzten, und ihre finsteren, rachsüchtigen Mienen einem freundlichen Lächeln und einem befriedigten Blicke wichen.

Oberst Desborough sprach seinen sehr ehrenwerthen und vortrefflichen Verwandten von jeder Unfreundlichkeit frei; Meister Bletson machte die Entdeckung, daß der Staat bei der guten Verwaltung von Windsor weit mehr interessirt sei, als bei der von Woodstock. Harrison aber rief unverholen und ohne zu schwanken aus, »das Blinken der Reben zu Windsor wäre besser als die Weinlese zu Woodstock.« Indem er sprach drückte sein dunkles Auge so viel Triumph und Freude über den vorgeschlagenen irdischen Vortheil aus, als sollte dieser, seiner törichten Ueberzeugung nach, nicht sobald gegen seinen Antheil an der allgemeinen Regierung des tausendjährigen Reichs vertauscht werden. Kurz seine Wonne glich der Freude eines Adlers, der ohne Widerstreben des Abends ein Lamm losläßt, weil er hunderttausend Mann in Schlachtordnung bemerkt, die ihm mit Tagesanbruch ein unendliches Gastmahl von dem Herzens- und Lebensblute der Tapfern gewähren werden.

Obgleich nun Alle darin übereinstimmten, daß sie sich in dieser Sache den Wünschen des Generals fügen wollten, so schlug doch Bletson eine Vorsichtsmaßregel vor, in welche Alle einstimmten. Sie wollten nämlich für einige Zeit ihren Aufenthalt in der Stadt Woodstock nehmen, um ihren neuen Auftrag hinsichtlich Windsors zu erwarten, und zwar aus der vorsichtigen Betrachtung, daß es am besten sei, den einen Knoten nicht zu lösen, bis der andere erst geknüpft wäre.

Ein jeder Commissär schrieb daher besonders an Oliver, und stellte ihm auf seine eigene Weise die Tiefe und die Höhe, die Länge und die Breite seiner Zuneigung zu ihm dar. Ein jeder von ihnen war seinen Ausdrücken nach entschlossen, den Befehlen des Generals bis auf's Aeußerste nachzukommen; aber mit derselben zarten, gewissenhaften Ergebenheit gegen das Parlament wußte keiner von ihnen, wie er den Auftrag niederlegen sollte, den er von dieser Behörde erhalten hatte; sie fühlten sich also in ihrem Gewissen verbunden, vorerst ihren Aufenthalt in dem Flecken Woodstock zu nehmen, damit es nicht schiene, als verließen sie den ihnen aufgetragenen Posten, bis sie zur Verwaltung der wichtigeren Angelegenheiten von Windsor berufen würden, wozu sie ihre Bereitwilligkeit und ihren Eifer, Sr. Excellenz zu dienen, sehr höflich ausdrückten.

Dies war im Allgemeinen der Inhalt ihrer Briefe, dessen Styl nur die charakteristischen Spuren der Schreiber trug. Desborough zum Beispiel sagte etwas über die religiöse Pflicht, für seine eigene Haushaltung zu sorgen, und citirte dabei Verse aus dem alten und neuen Testamente. Bletson schrieb eine große und mächtige Abhandlung über die politische Verbindlichkeit, die einem jeden Mitgliede der bürgerlichen Gesellschaft und jedem Staatsbürger obliege, seine Zeit und seine Talente dem Dienste des Vaterlandes zu opfern; während Harrison von der Nichtigkeit der irdischen Geschäfte sprach, im Vergleich mit dem herannahenden furchtbaren Wechsel unter der Sonne. War aber schon die Staffirung der verschiedenen Episteln verschieden, so war doch das Resultat bei allen dasselbe, daß sie nämlich entschlossen wären, Woodstock im Auge zu behalten, bis sie eines besseren und einträglicheren Auftrags recht fest versichert seien.

Auch Everard schrieb dem Cromwell einen Brief in den dankbarsten Ausdrücken, der wahrscheinlich minder warm ausgefallen wäre, hätte sein Freund und Diener ihm die Erwartungen deutlicher dargestellt, welche der bereitwillige General an die Bewilligung seiner Bitte knüpfte. Er machte Se. Excellenz mit seinem Vorhaben bekannt, sich für einige Zeit zu Woodstock aufzuhalten, einestheils um die Bewegungen der drei Commissäre zu beobachten, und um darauf zu merken, ob sie nicht allenfalls ihren Auftrag von Neuem ergreifen würden, dem sie für jetzt entsagt hätten; und ferner um zu sehen, ob die außerordentlichen Umstände, welche in dem Jägerhaus vorgefallen waren, und welche ohne Zweifel im Publikum bekannt werden würden, nicht Unruhen oder Störungen der öffentlichen Sicherheit erregten. Er wüßte (wie er sich ausdrückte), daß Se. Excellenz so sehr der Freund der gesetzmäßigen Ordnung wäre, daß er Unruhen und Aufständen lieber zuvorkomme, als sie bestrafe; und er beschwur den General, ein gänzliches Vertrauen in seinen Eifer für das allgemeine Beste zu setzen, das er auf jegliche Weise, die nur in seiner Macht wäre, befördern wolle. Doch wußte Everard nicht, in welchem Sinne der General den allgemeinen Ausdruck auslegen würde.

Nachdem diese Briefe zusammen in ein Packet versiegelt wurden, sandte man sie durch einen eigens dazu bestimmten Soldaten nach Windsor.



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