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Zehntes Kapitel.

Wer weiß es, wenn er schläft und wenn er wacht?
Wir seh'n Erscheinungen bestimmt und deutlich,
Die dem der schlummert, Wirklichkeiten dünken;
Und wachend hatten Leute schon Gesichte,
Die dem Beweis der Sinne widersprechen,
Und fest sie überzeugten, daß sie träumten.

Ein Ungenannter.

Die Erscheinung Anna's von Geierstein ging an ihrem Liebhaber, an ihrem Bewunderer, müssen wir wenigstens sagen – schneller vorüber, als wir es erzählen können. Aber sie war deutlich, bestimmt und unzweifelhaft. In dem Augenblick, da der junge Engländer seine Kleinmüthigkeit abschüttelte und den Kopf erhob, um den Schauplatz seiner Wache zu übersehen, kam sie von dem näheren Ende der Brücke, schritt an der Schildwache vorbei, ohne einen Blick auf sie zu werfen, und ging mit eiligem, aber festem Schritte dem Saume des Waldes zu.

Obgleich Arthur keinen Befehl hatte, die Personen anzuhalten, die aus dem Schloß herausgingen, sondern blos die, welche sich demselben nähern würden, so wäre es doch natürlich gewesen, wenn er dessenungeachtet wenigstens der Höflichkeit wegen mit dem Mädchen ein kleines Gespräch angeknüpft hätte, als sie an seinem Posten vorüberkam. Aber das Plötzliche ihrer Erscheinung nahm ihm für den Augenblick Sprache und Bewegung. Es schien ihm, seine Einbildungskraft habe ein Lichtgebilde erzeugt, und dieses habe seinen äußeren Sinnen Gestalt und Züge dargeboten, die sein Geist dann vergrößert hätte; er schwieg zum Theil wenigstens, weil er sich vorstellte, was er gesehen, sei unkörperlich und nicht von dieser Welt.

Nicht weniger natürlich wäre es gewesen, wenn Anna von Geierstein sich auf irgend eine Art der Person zu erkennen gegeben hätte, welche einige Zeit mit ihr unter demselben Dache gelebt hatte, welche oft ihr Tänzer und ihr Begleiter auf dem Felde gewesen war; aber sie gab nicht das mindeste Zeichen der Anerkennung von sich, und blickte nicht einmal nach ihm, als sie vorüberging; ihr Auge hing an dem Wald, gegen welchen sie schnell und fest hinschritt, und die Aeste desselben hatten sie verborgen, ehe Arthur sich hinreichend gesammelt hatte, um zu entscheiden, was er thun solle.

Seine erste Empfindung war Aerger über sich selbst, daß er sie unbefragt hatte vorbeigehen lassen, da es ja leicht der Fall sein konnte, daß er sie auf einer Sendung, die sie zu so ungewöhnlicher Zeit aus einem so ungewöhnlichen Ort fortrief, hätte mit Beistand oder wenigstens mit Rath unterstützen können. Dieser Gedanke war kurze Zeit so vorherrschend, daß er gegen den Platz hinlief, wo er den Saum ihres Kleides hatte verschwinden sehen. Er rief ihren Namen so laut, als es die Furcht, das Schloß in Aufruhr zu bringen, zuließ, er beschwor sie, zurückzukehren und ihn nur ein paar kurze Augenblicke anzuhören. Aber es kam keine Antwort zurück; und als die Zweige der Bäume über seinem Kopfe zu dunkeln und das Mondlicht zu verdecken anfingen, erinnerte er sich, daß er seinen Posten verlassen und seine Reisegefährten, die seiner Wachsamkeit vertrauten, der Gefahr eines Ueberfalls ausgesetzt habe.

Er eilte also nach dem Schlosse zurück. Jetzt hatte er Stoff zu verworreneren Zweifeln, zu tieferer Besorgniß, als beim Anfang seiner Wache. Er fragte sich umsonst, in welcher Absicht das bescheidene Mädchen, deren Sitten frei, deren Betragen aber stets so zart und zurückhaltend gewesen waren, um Mitternacht in einem fremden Lande und in verdächtiger Nachbarschaft ausgehen könnte. Doch verwarf er, wie er vor einer Gotteslästerung zurückgebebt wäre, jede Auslegung davon, die einen Tadel auf Anna von Geierstein werfen konnte. Nein, sie war nicht im Stande, etwas zu thun, worüber ein Freund hätte erröthen müssen. Aber wenn er ihre frühere Erregung mit dem außerordentlichen Umstand zusammenhielt, daß sie allein und ohne Schutz zu solcher Stunde das Schloß verließ, so mußte Arthur nothwendig auf den Schluß kommen, sie müsse dringende und höchst wahrscheinlich unangenehme Ursachen dazu haben. – »Ich will ihre Rückkehr abwarten,« murmelte er in sich hinein, »und wenn sie mir Gelegenheit dazu gibt, will ich ihr die Versicherung geben, daß eine treue Brust in der Nähe ist, welche Ehre und Dankbarkeit verpflichten, jeden Blutstropfen für sie zu verspritzen, wenn sie dadurch vor der geringsten Unannehmlichkeit geschützt werden kann. – Das ist kein romantischer Einfall, denn wegen eines solchen könnte mich der gesunde Menschenverstand tadeln; es ist blos das, was ich zu thun schuldig bin, was ich thun muß, wenn ich nicht jedem Anspruch eines Mannes auf Ehre und Rechtschaffenheit entsagen will.«

Kaum glaubte aber der junge Mann sich in einem Entschlusse befestigt zu haben, gegen den keine Einwendung möglich schien, als er seine Gedanken abermals Wind und Wellen preisgegeben sehen mußte. Er bedachte, daß Anna vielleicht die benachbarte Stadt Basel zu besuchen gewünscht haben könnte, in welche man sie Tags zuvor eingeladen hatte, und wo ihr Oheim Freunde besaß. Es war freilich eine ungewohnte Stunde für diesen Zweck; aber Arthur wußte, daß die Schweizer Mädchen weder einsame Gänge noch späte Stunden fürchteten, und daß Anna in ihren eigenen Bergen bei Mondschein viel weiter gegangen sein würde, als die Entfernung von ihrem Lagerplatz bis Basel betrug, um eine kranke Freundin zu besuchen oder ein ähnliches Geschäft zu besorgen. Sich in ihr Vertrauen zu drängen, wäre unverschämt, unartig gewesen; und da sie an ihm vorbeigegangen war, ohne im Mindesten auf seine Gegenwart zu achten, so konnte man deutlich sehen, daß sie nicht Lust hatte, ihn in ihr Vertrauen zu ziehen. Wahrscheinlich war sie in keine Schwierigkeiten verwickelt, bei denen sein Beistand ihr von Nutzen sein konnte. In diesem Fall war es die Pflicht eines Mannes von Ehre, sie unbeachtet und unangehalten, wie sie weggegangen war, zurückkehren zu lassen, und ihr freizustellen, ob sie ihn anreden wolle oder nicht.

Auch ein anderer Gedanke, der dem Zeitalter angehörte, ging ihm durch den Kopf, doch ohne viel Eindruck auf ihn zu machen. Diese, Anna von Geierstein so vollkommen ähnliche Gestalt, konnte eine Täuschung der Augen oder eine von den seltsamen Erscheinungen sein, von welchen es in allen Ländern so viel Erzählungen gab, und von denen die Schweiz und Deutschland, wie Arthur wohl wußte, ihren vollen Antheil hatten. Die unerklärbaren Gefühle, welche ihn abhielten, das Mädchen anzureden, werden leicht durch die Vermuthung erklärt, daß sein sterblicher Körper vor einem Zusammentreffen mit einem Wesen von anderer Art zurückbebte. Der Beamte von Basel hatte auch einige Aeußerungen fallen lassen, die dahin deuteten, daß das Schloß Besuchen von Wesen aus einer andern Welt ausgesetzt sei. Obgleich aber der Engländer von dem allgemeinen Glauben an Geistererscheinungen nicht völlig frei geblieben war, so hatten ihn doch die Unterweisungen seines Vaters, eines Mannes von großer Unerschrockenheit und vorzüglichem Verstande, gelehrt, nur im äußersten Nothfall etwas auf übernatürliche Einmischung zurückzuführen, was auf gewöhnlichem Wege erklärt werden konnte. Er entschlug sich also ohne Mühe einiger Anwandlungen abergläubischer Furcht, die sich einen Augenblick mit seinem nächtlichen Abenteuer verbanden. Zuletzt beschloß er jede beunruhigende Muthmaßung über diesen Gegenstand zu unterdrücken und entschlossen, wenn nicht geduldig, die Rückkehr der schönen Erscheinung abzuwarten, weil dadurch allein möglicherweise Licht auf das ganze Geheimniß geworfen werden konnte, wenn es auch nicht vollständig erklärt wurde.

Seine Absicht stand also fest; er ging auf seinem Posten auf und ab, die Augen auf den Theil des Waldes gerichtet, wo er die geliebte Gestalt hatte verschwinden sehen, und vergaß bis jetzt, daß seine Wache einen andern Zweck habe, als ihre Rückkehr zu beobachten. Ein entfernter Laut aus dem Walde, wie das Rasseln von Rüstungen, erweckte ihn aus dieser Abgezogenheit und brachte ihm seine Pflicht und ihre Wichtigkeit für seinen Vater und die Reisegefährten desselben in's Gedächtniß zurück. Arthur stellte sich auf die Nothbrücke, wo am besten Widerstand geleistet werden konnte, und wandte Auge und Ohr auf die nahende Gefahr. Das Geräusch von Waffen und Fußtritten kam näher, Speere und Helme rückten heran und blitzten im Mondschein. Aber die stattliche Gestalt Rudolph Donnerhügels, der vorausging, war leicht zu erkennen und kündigte unserer Schildwache die Rückkehr der Streifwache an. Als sie der Brücke näher kamen, fand das Anrufen, das Auswechseln von Zeichen und Gegenzeichen, welches bei solchen Gelegenheiten gewöhnlich ist, in hergebrachter Weise statt; und als Rudolphs Abtheilung, Einer hinter dem Andern, in's Schloß zog, befahl er ihnen, ihre Kameraden zu wecken. Mit ihnen wollte er die Runde erneuern und durch einen derselben Arthur Philipson ablösen lassen, dessen Wache auf der Brücke jetzt beendigt war. Solches bekräftigte der tiefe Glockenklang auf dem fernen Münster in Basel, der mit seinem düstern Ton über Felder und Wälder hin verkündete, daß Mitternacht vorüber sei.

»Und nun, Kamerad,« fuhr Rudolph gegen den Engländer fort, »hat dich die kalte Luft und die lange Wache bestimmt, zu Tisch und Bett zurückzugehen, oder hegst du noch die Absicht, unsere Runde mitzumachen?«

Eigentlich wäre Arthur am liebsten dageblieben, wo er war, um die Rückkehr Anna's von Geierstein von ihrem geheimnißvollen Ausflug abzuwarten. Es ließ sich indessen hiefür nicht leicht eine Ausrede finden, und er hatte keine Lust, dem übermüthigen Donnerhügel den geringsten Verdacht einzuflößen, als sei er weniger kräftig und abgehärtet gegen Anstrengungen, als einer von den Bergbewohnern, deren Genosse er für jetzt war. Er zauderte daher auch nicht einen Augenblick; während er aber die geborgte Partisane dem trägen Siegmund zurückgab, der gähnend und sich dehnend daher kam, wie einer, der gerade im tiefsten und süßesten Schlummer unwillkommener Weise unterbrochen wurde, erklärte er Rudolph, daß er noch immer entschlossen sei, sein Streifgeschäft mitzumachen. Sogleich vereinigten sich auch die übrigen von der Runde mit ihnen, und unter diesen Rüdiger, der älteste Sohn des Landammanns von Unterwalden. Als sie unter der Führung des Berner Kämpen den Saum des Waldes erreicht hatten, befahl Rudolph drei von ihnen Rüdiger Biedermann zu begleiten.

»Du wirst deine Runde auf der linken Seite machen,« sagte der Berner. »Ich will rechts hinziehen – sieh', daß du immer eine gehörige Aussicht behältst, und wir uns glücklich am bestimmten Ort treffen. Nehmt einen von den Hunden mit. Ich will den Wolffänger behalten, der auf einen Burgunder so gut anschlägt als auf einen Bären.«

Rüdiger setzte sich mit seiner Abtheilung der empfangenen Weisung gemäß nach links hin in Bewegung; Rudolph schickte einen seiner Leute voraus, einen andern ließ er hinten drein gehen und befahl dem dritten, ihm und Arthur Philipson zu folgen, der auf diese Art einen Theil der Haupttruppe der Runde ausmachte. Dem, der sie unmittelbar begleitete, ward angedeutet, er solle sich in einer Entfernung halten, die ihnen Freiheit der Unterhaltung gewähre, und dann wendete sich Rudolph an den Engländer mit der Vertraulichkeit, die ihre neue Freundschaft erzeugt hatte. – »Nun, König Arthur, was denkt die Majestät von England von der Schweizer Jugend? Meinst du, sie könnte einen Dank im Turnier gewinnen, edler Fürst? Oder würde sie ihre Stelle nur bei den feigen Rittern von Cornwallis finden Die Ritterschaft von Cornwall wird in den normännisch-französischen Romanzen meistens mit Geringschätzung behandelt. Die Ursache davon ist schwer herauszufinden. D. B.

»Beim Lanzenstechen und Turnier kann ich für nichts stehen,« sagte Arthur, »weil ich noch keinen von Euch zu Roß sitzen oder den Speer einlegen gesehen habe. Wenn aber starke Glieder und wackere Herzen in Betracht kommen, so möchte ich Euch Schweizer Kämpen mit denen jedes Landes in der Welt vergleichen, in welchem die Mannhaftigkeit in Hand und Herz etwas gilt.«

»Du sprichst günstig von uns; und wisse, junger Engländer,« versetzte Rudolph, »daß wir gerade so hoch von dir denken; ich will dir eben einen Beweis davon geben. Du hast von Pferden gesprochen. Ich weiß nur wenig von solchen; doch, meine ich, würdest du kein Roß kaufen, welches du nur mit der Schabracke bedeckt oder mit Sattel und Zaum beladen, und nicht in seinem natürlichen Freiheitszustand gesehen hättest?«

»Gewiß nicht,« entgegnete Arthur; »du hast davon gesprochen, als wärest du in der Grafschaft York geboren, die man den lustigsten Theil des lustigen Englands nennen kann.«

»Dann sage ich dir,« fuhr Rudolph fort, »daß du unsere Schweizer Jugend nur halb gesehen hast. Du hast sie bis jetzt nur in ihrer untergeordneten Stellung den Aeltesten ihrer Kantone gegenüber oder höchstens bei ihren Bergjagden beobachten können, welche zwar eines Mannes Körperstärke und Beweglichkeit zeigen, aber kein Licht auf den Geist und die Anlagen werfen, durch welche diese Stärke und Thätigkeit geleitet und auf hohe Unternehmungen gelenkt werden muß.«

Der Schweizer wollte durch diese Bemerkungen wahrscheinlich die Neugier des Fremden erregen. Aber dem Engländer stand das Bild, der Blick und die Gestalt Anna's von Geierstein, wie sie in den stillen Stunden seiner Wache an ihm vorbeiging, so beständig vor den Augen, daß er nicht gerne auf ein Gespräch eingehen konnte, welches dem Gegenstand, der ihn beschäftigte, völlig fremd war. Er zwang sich indessen zu der höflichen Erwiderung, er zweifle nicht daran, daß seine Achtung für die Schweizer, sowohl alte als junge, immer zunehmen werde, je mehr er die Nation kennen lerne.

Dann schwieg er; und Donnerhügel, den es vielleicht verdroß, daß es ihm nicht gelungen war, seine Neugier anzuregen, ging ebenfalls schweigend neben ihm her. Unterdessen überlegte Arthur bei sich selbst, ob er seinem Begleiter den Umstand mittheilen solle, der seinen eigenen Geist in Anspruch nahm, und ob er hoffen dürfe, der Vetter Anna's von Geierstein, der alte Freund ihres Hauses, werde einige Aufklärung darüber geben können. Aber er fühlte in sich eine unüberwindliche Abneigung, mit dem Schweizer über etwas zu reden, was Anna betraf. Daß Rudolph sich um ihre Gunst bewarb, konnte nicht wohl bezweifelt werden; und ob Arthur gleich, wenn man ihm die Frage vorgelegt hätte, im allgemeinen allen Ansprüchen in dieser Beziehung hätte entsagen müssen, so konnte er doch den Gedanken an die Möglichkeit eines glücklichen Erfolgs für seinen Nebenbuhler nicht ertragen, und hätte ihn nicht einmal gerne ihren Namen aussprechen gehört.

Aus dieser geheimen Reizbarkeit war es vielleicht herzuleiten, daß Arthur, ob er sich gleich alle Mühe gab, die Empfindung zu verbergen und zu besiegen, doch eine versteckte Abneigung gegen Rudolph Donnerhügel fühlte, dessen offene, aber etwas rohe Vertraulichkeit einiges von dem Betragen eines Gönners und Beschützers an sich trug, zu dem nach des Engländers Ansicht keine Veranlassung vorhanden war. Er gab zwar die Aufrichtigkeit des Berners mit gleicher Freimüthigkeit zurück, war aber doch immer versucht, den Ton der Ueberlegenheit, welchen jener einhielt, abzulehnen oder zurückzuweisen. Die Umstände bei ihrem Zweikampfe hatten dem Schweizer keinen Grund zu einem Triumph gegeben, auch war sich Arthur bewußt, daß er nicht in das Verzeichniß der Schweizer Jünglinge eingeschrieben war, über welche Rudolph mit allgemeiner Zustimmung die Herrschaft ausübte. Philipson fand so wenig Geschmack an dieser angemaßten Gewalt, daß ihn der unbedeutende Spaß, in welchem Rudolph ihn König Arthur genannt hatte, und der ihn ganz gleichgültig ließ, wenn sich solchen einer von Biedermanns Söhnen erlaubte, ihm als eine Beleidigung erschien, sobald Rudolph sich dieselbe Freiheit nahm. Er befand sich oft in der verlegenen Stellung eines Menschen, der aufgebracht ist, dem es aber an einer schicklichen äußeren Veranlassung fehlt, solches zu zeigen. Die Wurzel dieser verschwiegenen Abneigung gegen den jungen Berner war ohne Frage ein Gefühl davon, daß dieser sein Nebenbuhler sei, aber Arthur wagte kaum, sich dasselbe einzugestehen. Uebrigens war er stark genug, um den leisesten Wunsch in sich zu unterdrücken, demzufolge er gerne mit Rudolph über den ihm wichtigsten Vorfall der Nacht gesprochen hätte, und als der Gegenstand des Gesprächs, den sein Gesellschafter auf die Bahn gebracht, fallen gelassen worden war, gingen sie schweigend neben einander her. »Den Bart auf der Schulter,« wie die Spanier sagen, sahen sie sich nach allen Richtungen um, und verrichteten so das Geschäft einer sorgfältigen Wache.

Zuletzt und nachdem sie fast eine halbe Stunde durch Wald und Feld in einem solchen Umweg um die Ruinen von Grafslust herumgegangen waren, daß kein Raum zu einem Versteck zwischen ihnen und dem Schlosse übrig blieb, stand der alte Jagdhund, den die vordere Wache führte, still, und ließ ein leises Brummen hören.

»Was gibt's, Wolfsfänger?« sagte Rudolph und ging vorwärts. »Was, alter Kerl! Kennst du die Freunde nicht mehr von Feinden? Komm, was sagst, oder besser denkst du? Du mußt deine Geschicklichkeit im Alter nicht verlieren; probir's noch einmal!«

Der Hund hob den Kopf in die Höhe, schnüffelte in der Luft herum, als ob er verstände, was sein Herr gesagt hatte, und schüttelte dann Kopf und Schweif, als ob er ihm Antwort gäbe.

»Da siehst du,« sagte Donnerhügel, und streichelte dem Thiere den zottigen Rücken; »zweimal überlegen ist Gold werth; du siehst, es ist am Ende ein Freund.«

Der Hund wedelte abermals mit dem Schwanze und ging mit der nämlichen Gleichgültigkeit wieder, wie zuvor. Rudolph nahm seine Stelle wieder ein und sein Begleiter sagte zu ihm:

»Wir werden nächstens auf Rüdiger und unsere Gefährten stoßen, denk' ich, und der Hund hörte ihre Tritte, obgleich das uns nicht möglich ist.«

»Es kann doch kaum Rüdiger sein,« sagte der Berner: »sein Weg um das Schloß ist weiter als der unsere. Es kommt Jemand näher, denn der Wolfsfänger ist schon wieder unzufrieden. – Seht euch scharf um!«

Als Rudolph seinen Genossen auftrug, wachsam zu sein, erreichten sie einen freien Platz, auf welchem in bedeutender Entfernung von einander ein paar alte Fichten von riesenmäßiger Höhe zerstreut standen; sie erschienen noch größer und schwärzer als gewöhnlich, wegen ihrer rauhen, schwarzen Spitzen und der zerstreuten Aeste, die sich bei dem klaren weißen Mondlicht ausbreiteten.

»Hier werden wir,« sagte der Schweizer, »wenigstens den Vortheil haben, daß wir deutlich sehen, was sich nähert. Aber ich glaube,« sagte er, nachdem er sich eine Minute umgesehen, »es ist blos ein Wolf oder Hirsch, der unsern Weg gekreuzt hat und der Geruch davon verwirrt den Hund. – Halt – steh' – ja, so wird's sein; er geht weiter.«

Der Hund ging also weiter, nachdem er einige Zeichen von Zweifel, Ungewißheit und sogar Angst von sich gegeben. Er hatte sich aber, wie es schien, in das gefunden, was ihn gestört, und lief in gewohnter Weise fort.

»Das ist sonderbar!« sagte Arthur Philipson, »und meiner Meinung nach habe ich dicht bei jenem Stück Dickicht etwas gesehen, wo, so viel ich errathen kann, ein paar Dorn- und Haselbüsche um vier oder fünf große Bäume herumstehen.«

»Meine Augen waren die letzten fünf Minuten gerade auf dieses Dickicht gerichtet und ich habe nichts bemerkt,« sagte Rudolph.

»Ja, ich habe aber,« antwortete der Engländer, »etwas gesehen, was es nun auch sein mochte, während Ihr mit dem Hund beschäftigt waret. Und mit Eurer Erlaubnis will ich hin und die Stelle untersuchen.«

»Wäret Ihr, streng genommen, unter meinem Befehle,« sagte Donnerhügel, »so würde ich Euch befehlen, an Eurem Platze zu bleiben. Wenn es Feinde sind, so ist es nöthig, daß wir beisammen bleiben. Aber Ihr seid ein Freiwilliger auf unserer Wache und möget von Eurer Freiheit Gebrauch machen.«

»Ich danke Euch,« erwiderte Arthur und lief eilig vorwärts.

Er fühlte zwar im Augenblick, daß er als Einzelner nicht höflich handelte und vielleicht auch nicht ganz wie ein Soldat: sondern daß er für jetzt dem Hauptmann der Abtheilung hätte Gehorsam leisten sollen, bei welcher er sich selbst eingezeichnet hatte. Aber auf der andern Seite schien der Gegenstand, den er, obgleich aus der Entfernung und nur unvollständig gesehen, Aehnlichkeit mit der weggehenden Gestalt Anna's von Geierstein zu haben, wie sie eine oder zwei Stunden früher vor seinen Augen unter dem Schutze des Waldes entschwand; und seine unbezähmbare Begierde sich zu vergewissern, ob es das Mädchen selbst sei, verstattete ihm nicht, auf andere Rücksichten zu achten.

Ehe Rudolph seine kurze Einwendung ausgesprochen, war Arthur schon auf dem halben Wege nach dem Dickicht. Es war, wie es aus der Entfernung geschienen, von geringem Umfang und nicht geeignet, Jemand zu verstecken, wenn man sich nicht geradezu in dem niedrigen Gebüsch und Unterholz niederwarf. Etwas Weißes überdies, von menschlicher Größe und Gestalt, hätte man, wie er dachte, unter den dunkelrothen Stämmen und schwärzlichen Büschen, die vor ihm standen, sehen müssen. Diese Wahrnehmungen mischten sich mit andern Gedanken. Wenn es Anna von Geierstein war, so mußte sie den freieren Weg verlassen haben, wahrscheinlich weil sie wünschte, nicht bemerkt zu werden, und welch' Recht hatte er, die Aufmerksamkeit der Patrouille auf sie zu lenken? Er hatte, wie er meinte, gesehen, daß das Mädchen im Allgemeinen die Aufmerksamkeiten Rudolph Donnerhügels eher zurückwies, denn ermuthigte; oder daß sie sich dieselben gefallen ließ, ohne dazu aufzumuntern, wo es unhöflich gewesen wäre, sie völlig abzulehnen. Schickte das sich also für ihn, sich auf ihren geheimen Gang zu drängen, der freilich nach Zeit und Ort sonderbar war, den sie aber gerade aus diesem Grunde noch mehr vor einem geheim zu halten wünschen mußte, der ihr unangenehm war? Und wenn Rudolph Kenntniß von etwas besaß, dessen Verheimlichung das Mädchen wünschte, war es dann nicht möglich, daß er hieraus für Anträge Vortheil ziehen konnte, die sonst nicht angenommen worden wären?

Als diese Gedanken sich ihm aufdrängten, stand Arthur stille und richtete seine Augen auf das Dickicht, von dem er jetzt kaum dreißig Ellen entfernt war; und ob er es gleich mit all' der strengen Genauigkeit durchforschte, welche seine Ungewißheit und Aengstlichkeit verlangte, trieb es ihn doch gewaltig an, den klügsten Ausweg zu ergreifen, zu seinen Gefährten zurückzugehen und Rudolph zu berichten, daß ihn seine Augen getäuscht hätten.

Während er aber noch unentschieden war, ob er vor- oder rückwärts gehen sollte, wurde der Gegenstand, den er gesehen, abermals am Rande des Dickichts sichtbar und trat gerade auf ihn zu. Er trug, wie bei einer früheren Gelegenheit, genau die Kleidung und Gestalt Anna's von Geierstein. Diese Erscheinung – denn die Zeit, der Ort und das Plötzliche derselben machten sie eher zu etwas Scheinbarem als Wirklichem – erregte in Arthur eine Ueberraschung, die bis zum Entsetzen stieg. Die Gestalt ging innerhalb einer Speereslänge an ihm vorüber, ohne daß er sie anrief und ohne daß sie das leiseste Erkennungszeichen gab. Sie wendete sich rechts von Rudolph und seinen zwei oder drei Begleitern hin und verlor sich abermals zwischen dem ungebrochenen Boden und Buschwerk.

Noch einmal befand sich der junge Mann in einem Zustand unentwirrbaren Zweifels, und er erwachte auch nicht aus der Erstarrung, die sich auf ihm gelagert, bis ihm die Stimme des Berners in die Ohren tönte. – »Was ist denn das, König Arthur, bist du eingeschlafen oder verwundet?«

»Keines von beiden,« sagte Philipson, sich sammelnd, »blos sehr überrascht.«

»Ueberrascht? Und von was, königliche – –«

»Laß die Narrheiten weg!« versetzte Arthur etwas ernsthaft, »und antworte mir wie ein Mann. – Ist sie dir nicht begegnet? – Hast du sie nicht gesehen?«

»Gesehen? wen?« rief Donnerhügel. »Ich bemerkte Niemand. Und ich wollte schwören, Ihr habt auch Niemand gesehen; denn ich behielt Euch im Auge so lange Ihr weg waret, bis auf zwei oder drei Augenblicke. Wenn Ihr etwas gesehen, warum habt Ihr keinen Lärm gemacht?«

»Weil es blos ein Weib war,« antwortete Arthur matt.

»Blos ein Weib!« wiederholte Rudolph in verächtlichem Tone. »Bei meinem Ehrenwort, König Arthur, wenn ich nicht zuweilen recht hübsche Ausbrüche von Herzhaftigkeit an dir gesehen hätte, so wäre ich zu der Ansicht geneigt, du habest selber blos so viel Muth wie ein Weib. Sonderbar, daß ein Schatten bei Nacht oder ein Abgrund bei Tag einen so kühnen Geist bezwingen kann, wie du ihn schon gezeigt. –«

»Und wie ich ihn immer zeigen werde, wenn's die Gelegenheit mit sich bringt,« unterbrach ihn der Engländer, der seinen Muth wieder gefunden hatte. »Aber ich schwöre Euch, daß, wenn ich jetzt erschrocken bin, mein Geist nicht blos irdischer Furcht für einen Augenblick unterlegen ist.«

»Laßt uns unsern Gang fortsetzen,« sagte Rudolph, »wir dürfen die Sicherheit unserer Freunde nicht außer Augen lassen. Die Erscheinung, von der du sprichst, kann auch blos eine List sein, um unsere Obliegenheit zu unterbrechen.«

Sie schritten über die vom Mond erhellte Lichtung. Eine Minute Ueberlegung brachte den jungen Philipson völlig zu sich selber und damit zu dem schmerzlichen Bewußtsein, daß er eine lächerliche und unwürdige Rolle in Gegenwart einer Person gespielt habe, die er, wenigstens unter dem männlichen Geschlecht, zu allerletzt zum Zeugen seiner Schwäche gewählt haben würde.

Hastig durchlief er die Beziehungen, welche zwischen ihm selbst, Donnerhügel, dem Landammann, seiner Nichte und dem Rest der Familie bestanden, und gelangte, im Widerspruch mit der Meinung, die er bis vor Kurzem festgehalten, zu der Ueberzeugung, es sei seine Pflicht, dem Manne, unter dessen unmittelbare Führung er sich selbst gestellt, von der Erscheinung zu sprechen, die er im Laufe dieser Nacht zweimal beobachtet hatte. Es konnten Familienverhältnisse obwalten, – die Erfüllung eines Gelübdes vielleicht oder eine andere Ursache – die ihren Verwandten den Schlüssel zu dem Betragen der jungen Dame geben konnten. Ueberdies war er gegenwärtig ein Soldat im Dienst und diese Geheimnisse konnten Uebel mit sich führen, denen man zuvorkommen oder gegen die man auf der Hut sein mußte; in jedem Falle hatten seine Gefährten ein Recht, zu erfahren, was er gesehen hatte. Zu diesem Entschluß war Arthur vermuthlich gelangt, als das Bewußtsein der Pflicht und die Scham über die bewiesene Schwäche für den Augenblick seine persönlichen Gefühle gegen Anna von Geierstein zurückgedrängt hatte. Diese mußten auch durch die geheimnißvolle Ungewißheit etwas erkalten, welche die Ereignisse des vergangenen Abends gleich einem dichten Nebel über den Gegenstand derselben geworfen hatten.

Während die Gedanken des jungen Engländers diese Richtung nahmen, redete ihn sein Hauptmann oder Gefährte nach einem Schweigen von mehreren Minuten also an:

»Ich meine, werther Kamerad, daß ich als Euer dermaliger Offizier wohl einiges Recht habe, den Bericht über das zu verlangen, was Ihr so eben gesehen habt. Es muß etwas Wichtiges sein, was einen so entschlossenen Geist wie den Eurigen so heftig aufregen konnte. Wenn es sich aber nach Eurer eigenen Ansicht mit der allgemeinen Sicherheit verträgt, den Bericht von dem, was Euch zu Gesicht gekommen, bis zu unserer Rückkehr in's Schloß zu verschieben und ihn dann insgeheim in das Ohr des Landammanns niederzulegen, so braucht Ihr nur Eure Absicht zu erkennen zu geben. Ich bin weit entfernt, in Euch zu dringen, daß Ihr Euch mir anvertrauen sollt, obgleich ich hoffe, ich sei dessen nicht unwürdig, und will Euch ermächtigen, uns zu verlassen und alsbald in das Schloß zurückzukehren.«

Dieser Vorschlag traf den, an welchen er gerichtet war, gerade auf der rechten Stelle. Eine unumwundene Forderung seines Vertrauens wäre vielleicht abgelehnt worden; der Ton gemäßigter Bitte und Vermittlung traf jetzt mit des Engländers eigenen Gedanken zusammen.

»Ich weiß wohl,« sagte er, »Hauptmann, daß ich dessen gegen Euch erwähnen muß, was ich heute Nacht gesehen habe; aber das erste Mal war es nicht meine Pflicht, das zu thun, und jetzt, da ich die nämliche Erscheinung zum zweiten Male gehabt habe, bin ich ein paar Sekunden über dieselbe so überrascht gewesen, daß ich selbst jetzt kaum Worte finden kann, davon zu sprechen.«

»Da ich nicht errathen kann, was Ihr mir zu sagen haben könnt,« erwiderte der Berner, »so muß ich Euch bitten, deutlicher zu sprechen. Wir dickköpfigen Schweizer sind nur schlechte Räthsellöser.«

»Und doch ist es blos ein Räthsel, was ich Euch vorzulegen habe, Rudolph Donnerhügel,« antwortete der Engländer, »und zwar ein Räthsel, das ich selbst durchaus nicht zu deuten vermag.« Hierauf fuhr er, doch nicht ohne Zaudern, fort: »Während Ihr Eure erste Runde um die Ruinen machtet, ging eine Frauengestalt vom Schloß aus über die Brücke, schritt, ohne ein Wort zu sagen, an meinem Posten vorbei und verschwand unter den Schatten des Waldes.«

»Ha!« rief Donnerhügel, ohne weitere Antwort.

Arthur fuhr fort: »In den letzten fünf Minuten ging dieselbe Frauengestalt zum zweiten Male an mir vorbei, sie kam aus dem kleinen Dickicht bei den Fichten heraus und verschwand ohne eine Sylbe zu reden. Erfahret ferner, die Erscheinung hatte die Gestalt, das Gesicht, den Gang und die Kleidung Eurer Base, Anna von Geierstein.«

»Sonderbar genug,« sagte Rudolph in ungläubigem Tone. »Ich darf Eure Worte nicht bestreiten, Ihr würdet einen Zweifel daran als eine tödtliche Beleidigung aufnehmen – denn das ist so Euer nördliches Ritterthum. Doch laßt mich sagen, ich habe so gut Augen wie Ihr und glaube, sie haben Euch nicht eine Minute verlassen. Wir waren keine fünfzig Ellen von dem Platze, auf dem Ihr in Staunen versunken standet. Wie sollten wir also nicht ebenfalls bemerkt haben, was Ihr gesehen zu haben meinet?«

»Darauf kann ich keine Antwort geben,« sagte Arthur. »Vielleicht waren Eure Augen während der kurzen Zeit, in der ich die Gestalt bemerkte, nicht gerade auf mich gerichtet, vielleicht war sie, – wie es mit gespenstischen Erscheinungen manchmal sein soll – blos einer einzigen Person auf einmal sichtbar.«

»Ihr glaubet also, daß die Erscheinung eine blos eingebildete oder gespenstische war?« sagte der Berner.

»Kann ich's sagen?« erwiderte der Engländer. »Die Kirche versichert, es gebe solche Dinge; und gewiß ist es natürlicher anzunehmen, die Erscheinung sei eine Täuschung, als zu vermuthen, daß Anna von Geierstein, ein sanftes und wohlerzogenes Mädchen, die Wälder in dieser schrecklichen Stunde durchstreifte, wenn die Sicherheit und Schicklichkeit ihr so stark anempfiehlt, in ihrem Gemach zu bleiben.«

»Es liegt viel Wahres in dem, was Ihr sagt,« versetzte Rudolph; »und doch sind Geschichten im Umlauf, deren man nicht gerne erwähnt, und die zu beweisen scheinen, daß Anna von Geierstein nicht ganz ist wie andere Mädchen; ja, man hat sie mit Leib und Seele an Orten angetroffen, wohin sie kaum durch eigene Anstrengung und ohne Beihülfe hätte kommen können.«

»Ha!« rief Arthur; »so jung, so schön und schon im Bunde mit dem Verderber der Menschen! Es ist unmöglich!«

»Ich habe das nicht gesagt,« erwiderte der Berner; »und habe auch jetzt keine Zeit, meine Meinung deutlicher auszusprechen. Wenn wir in dem Schloß Grafslust zurück sind, so wird sich Gelegenheit finden, Euch mehr zu sagen. Aber ich habe Euch zu dieser Runde hauptsächlich veranlaßt, um Euch mit einigen Freunden zusammenzubringen, deren Bekanntschaft Euch angenehm sein wird und welche die Eurige zu machen wünschen. Hier erwarte ich sie zu treffen.«

Indem er dies sagte, wandte er sich um die vorspringende Ecke eines Felsens und ein ganz unerwarteter Anblick bot sich dem jungen Engländer dar.

In einem Versteck, das der Vorsprung des Felsens verdeckte, brannte ein großes Holzfeuer und um dasselbe her saßen oder lagen zwölf bis fünfzehn junge Leute in Schweizer Tracht, aber mit Schmucksachen und Stickereien verziert, die das Licht des Feuers zurückwarfen. Silberne Weinbecher gingen mit Flaschen von Hand zu Hand. Arthur bemerkte auch die Ueberreste eines Schmauses, dem vor Kurzem die gehörige Ehre erwiesen worden zu sein schien.

Die Zecher sprangen fröhlich auf, als sie Donnerhügel und seine Gefährten herankommen sahen und begrüßten ihn, den sie an seiner Gestalt leicht erkannten, warm und freudig mit dem Titel Hauptmann. Dabei wurde jedoch jeder laute Zuruf sorgfältig vermieden. Der Eifer zeigte, daß Rudolph sehr willkommen war – die Vorsicht, daß er insgeheim kam und auch so empfangen werden mußte.

Er antwortete auf die allgemeine Begrüßung, – »ich danke euch, meine braven Kameraden. Ist Rüdiger auf euch gestoßen?«

»Nein, wie Ihr seht,« antwortete einer aus der Gesellschaft; »wäre er gekommen, so hätten wir ihn bis zu Eurer Ankunft aufgehalten, tapferer Hauptmann.«

»Er hat auf seiner Runde gezögert,« sprach der Berner weiter. »Wir sind auch aufgehalten worden, und doch sind wir vor ihm da. Ich bringe, Kameraden, den wackern Engländer mit, dessen ich euch als eines wünschenswerthen Genossen bei unserem kühnen Plane erwähnt habe.«

»Er ist uns willkommen, höchst willkommen,« sagte ein junger Mann, dem seine reichgestickte, azurblaue Kleidung einen Schein von Würde verlieh; »sehr willkommen ist er, wenn er ein Herz und eine Hand mitbringt, unserem edlen Plane zu dienen.«

»Für Beides stehe ich,« sagte Rudolph. »Lasset den Becher kreisen auf das Gelingen unseres ruhmvollen Unternehmens und die Gesundheit unseres neuen Genossen!«

Während sie die Becher wieder mit einem Weine füllten, wie ihn Arthur in diesen Gegenden noch nicht genossen, hielt er, ehe er sich in den Handel einließe, für gut, den geheimen Zweck der Verbindung kennen zu lernen.

»Ehe ich meine geringen Dienste verpfände, ihr Herren,« sagte er, »erlaubet mir, nach dem Zweck und der Art der Unternehmung zu fragen, für welche sie verwendet werden sollen.«

»Solltest du ihn hieher gebracht haben,« redete der Blaue Rudolph an, »ohne dir und ihm in dieser Beziehung Genüge gethan zu haben?«

»Laß dich das nicht kümmern, Lorenz,« versetzte der Berner; »ich kenne meinen Mann. – Wisset denn, guter Freund,« redete er den Engländer an, »daß meine Kameraden und ich entschlossen sind, die Freiheit des schweizerischen Handels auszurufen und uns nöthigenfalls bis zum Tode allen ungesetzlichen Erpressungen von Seiten unserer Nachbarn zu widersetzen.«

»So viel ich gehört,« sagte der junge Engländer, »geht die gegenwärtige Gesandtschaft mit Vorstellungen in diesem Betreff zu dem Herzog von Burgund.«

»Hört mich an!« fuhr Rudolph fort. »Die Frage wird wahrscheinlich zu einer blutigen Entscheidung kommen, lange bevor wir das sehr erhabene und sehr huldreiche Antlitz des Herzogs von Burgund erblicken. Daß sein Einfluß benützt worden ist, uns von Basel, einer neutralen, dem Reiche zugehörigen Stadt auszuschließen, läßt uns die schlimmste Aufnahme erwarten, wenn wir sein eigenes Gebiet betreten. Wir haben sogar Ursache zu glauben, daß wir schon jetzt von seinem Haß zu leiden haben würden, wenn wir den Ort, den wir in Besitz genommen, nicht bewacht hätten. Berittene, die von La Ferrette herkamen, haben diese Nacht unsere Posten besichtigt; hätten sie uns nicht gerüstet gefunden, so wären wir ohne Frage in unseren Quartieren angegriffen worden. Aber da wir ihnen diese Nacht entwischt sind, müssen wir für morgen vorsichtig sein. Aus diesem Grunde ist eine Anzahl der wackersten Basler Jünglinge, die über die Feigherzigkeit ihrer Beamten entrüstet sind, entschlossen, sich mit uns zu vereinigen und die Schande abzuwaschen, welche die herzlose Ungastlichkeit ihres Raths über ihren Geburtsort gebracht hat.«

»Das wollen wir thun, ehe die Sonne, die in zwei Stunden aufgeht, am westlichen Himmel versinkt,« sagte der Blaue, und die um ihn her erklärten sich damit einverstanden.

»Werthe Herren,« versetzte Arthur, als einige Stille eingetreten war, »laßt mich euch erinnern, daß die Gesandtschaft, welche euch begleitet, eine friedliche ist, und daß die, welche ihre Bedeckung bilden, Alles zu vermeiden haben, was die Mißverständnisse vermehren kann, zu deren Ausgleichung sie kommen. Ihr könnt keine Beleidigung auf dem Gebiet des Herzogs erwarten, da die Vorrechte der Gesandten in allen gesitteten Ländern geachtet werden; und ihr werdet gewiß auch keine solche verüben wollen.«

»Wir können allerdings Beschimpfungen ausgesetzt sein,« erwiderte der Berner, »und das wegen Euch, Arthur Philipson, und Eures Vaters.«

»Ich verstehe Euch nicht,« antwortete Philipson.

»Euer Vater,« fuhr Donnerhügel fort, »ist ein Kaufmann und führt Waaren von geringem Umfang, aber großem Werthe bei sich.«

»Allerdings,« versetzte Arthur, »und was soll das?«

»Nun,« gab Rudolph zur Antwort, »daß, wenn nicht besser dafür gesorgt wird, der burgundische Fluchhund sich zum Erben eines guten Theils von Eurer Seide, Eurem Atlas und Euren Juwelen einsetzen wird.«

»Seide, Atlas und Juwelen!« rief ein anderer von den Zechern; »solche Waaren werden nicht zollfrei durchkommen, wo Archibald von Hagenbach etwas zu sagen hat.«

»Werthe Herren,« fing Arthur nach kurzem Bedenken wieder an. »Diese Waaren sind meines Vaters Eigenthum, nicht das meine, und an ihm, nicht an mir ist es zu erklären, wie viel davon er gutwillig als Zoll hergeben will, ehe er einen Streit veranlaßt, in welchem er seine Gefährten, die ihn in ihre Gesellschaft aufgenommen haben, sowohl als sich selbst Beleidigungen aussetzen würde. Ich kann blos sagen, daß er wichtige Geschäfte am burgundischen Hof hat, und daß ihm diese wünschenswerth machen, ihn im Frieden mit Jedermann zu erreichen; auch geht meine Ansicht dahin, daß er lieber alles Eigenthum, was er eben bei sich hat, aufopfern, als sich der Gefahr eines Zankes mit der Besatzung von La Ferrette aussetzen würde. Ich muß euch daher um Zeit bitten, meine Herren, um in dieser Angelegenheit meinen Vater zu Rathe zu ziehen; wenn er aber die Absicht hat, die Bezahlung der Abgaben an Burgund zu verweigern, so versichere ich euch, daß ihr in mir einen Mann finden werdet, der bis zum letzten Blutstropfen zu fechten fest entschlossen ist.«

»Gut, König Arthur,« sagte Rudolph, »du bist ein gewissenhafter Beobachter des vierten Gebots, und wirst lang leben im Lande. Halte uns nicht für nachlässig in dieser Pflicht, wenn wir uns auch für den Augenblick für verpflichtet halten, zuerst für das Wohl unseres Vaterlandes, der gemeinschaftlichen Mutter von uns und unsern Vätern, zu sorgen. Da Ihr aber unsere große Achtung vor dem Landammann kennt, braucht Ihr keine Furcht zu haben, daß wir ihn absichtlich beleidigen, und ihn unbesonnener Weise oder ohne triftigen Grund in Feindseligkeiten verwickeln werden. Ein Versuch, seine Gäste zu plündern, würde seinerseits auf Widerstand bis zum Tode stoßen. Ich hatte gehofft, Ihr, so gut als Euer Vater, würdet geneigt sein, eine so grobe Beleidigung zu rächen. Wenn übrigens Euer Vater sich von Archibald von Hagenbach das Fell scheeren lassen will, so wird er die Scheere desselben scharf genug finden, und es wäre unnöthig und unhöflich, ihn daran zu hindern. Indessen möget Ihr erfahren, daß noch mehr Leute bei der Hand sind, als Ihr erwartet, und daß sie im Stande und bereit sind, Euch schnellen Beistand zu leisten, falls der Gouverneur von La Ferrette Lust hätte, Euch das Fell mit sammt der Wolle abzustreifen.«

»Auf diese Bedingungen hin,« sagte der Engländer, »sage ich diesen Herren von Basel, oder aus welchem anderen Lande sie sein mögen, meinen Dank, und trinke in einem brüderlichen Becher auf unsere fernere und nähere Bekanntschaft.«

»Heil und Wohlergehen den vereinigten Kantonen und ihren Freunden!« antwortete der Blaue. »Tod und Verderben allen Anderen!«

Die Becher wurden wieder gefüllt, und die jungen Männer bezeugten, anstatt mit Beifallsrufen, ihre Ergebenheit und Entschlossenheit für ihre Sache dadurch, daß sie einander die Hände drückten und dann ihre Waffen mit wilder Geberde, aber ohne Geräusch, schwangen.

»So,« rief Rudolph Donnerhügel, »kamen unsere glorreichen Vorfahren, die Väter der schweizerischen Unabhängigkeit, auf dem unsterblichen Rütli zwischen Uri und Unterwalden zusammen. So schwuren sie einander unter dem blauen Himmelsgewölbe zu, die Freiheit ihres unterdrückten Vaterlandes wieder herzustellen, und die Geschichte kann sagen, wie gut sie ihr Wort gelöst haben.«

»Und sie wird erzählen,« sagte der Blaue, »wie gut die jetzigen Schweizer die Freiheit zu bewahren wissen, welche ihre Väter errangen. – Geht weiter auf Eurer Rundreise, guter Rudolph, und seid versichert, daß die Soldaten beim ersten Zeichen ihres Hauptmanns nicht ferne sein werden; Alles bleibt im früheren Stand, außer Ihr hättet uns neue Befehle zu geben.«

»Hör' einmal, Lorenz,« sagte Rudolph zu dem Blauen, – und Arthur konnte ihn verstehen. – »Gib Acht, daß nicht zu viel Rheinwein getrunken wird; wenn zu viel Vorrath davon da ist, so laß die Flaschen zerschlagen; du weißt, ein Maulthier kann stolpern. Gebt dem Rüdiger nicht zu viel nach. Er ist ein Weinsäufer geworden, seitdem er bei uns ist, und wir müssen Herz und Hand zu dem morgenden Geschäft mitbringen.« Dann flüsterten sie so leise, daß Arthur nichts weiter verstehen konnte, und reichten sich beim Abschied die Hände, wie als feierliches Unterpfand einer erneuerten Verbindung.

Rudolph und seine Begleiter gingen jetzt weiter und waren kaum ihren neuen Verbündeten aus dem Gesicht, als die Vorwache das Lärmzeichen gab. Arthur sprang das Herz auf die Lippen – »das ist Anna von Geierstein!« sagte er bei sich.

»Die Hunde sind still,« sagte der Berner. »Es müssen die Wachtgenossen sein, die herankommen.«

Wirklich waren es auch Rüdiger und seine Leute. Sie machten beim Anblick ihrer Kameraden Halt und ein regelmäßiger Anruf wurde gewechselt. Solche Fortschritte in der Kriegszucht hatten die Schweizer bereits gemacht, während das Fußvolk in anderen Theilen Europa's nur wenig mehr, als die rohen Anfänge davon kannte. Arthur hörte, wie Rudolph seinen Freund Rüdiger darüber tadelte, daß er nicht auf dem bestimmten Platze mit ihm zusammengetroffen sei. »Jetzt kommt es bei Eurer Ankunft zu neuem Zechen,« sagte er, »und wir müssen morgen kalt und fest sein.«

»Kalt wie ein Eiszapfen, edler Hauptmann,« antwortete des Landammanns Sohn, »und fest wie der Fels, auf dem er hängt.«

Rudolph empfahl abermals Mäßigkeit, und der junge Biedermann sagte Gehorsam zu. Die beiden Abtheilungen gingen mit freundlichem, aber schweigendem Gruß an einander vorbei, und bald war ein beträchtlicher Raum zwischen ihnen.

Die Gegend war auf der Seite des Schlosses, um welche sie ihre Pflicht jetzt führte, offener als auf der, die dem Hauptthore gegenüber lag. Die freien Stellen waren groß, Bäume standen nur hier und da über Weideland zerstreut, und es gab da kein Dickicht, keine Schlucht oder andere Plätze für ein Versteck, so daß das Auge bei dem hellen Mondschein wohl die Gegend übersehen konnte.

»Hier,« sagte Rudolph, »dürfen wir uns für sicher genug halten zu einer Besprechung, und deßhalb, Arthur von England, möchte ich dich, da du uns jetzt mehr in der Nähe gesehen hast, fragen, was du von der Schweizer Jugend denkst? Durch dein verschlossenes Wesen, das sich unserem Vertrauen einigermaßen entzog, wirst du weniger erfahren haben, als ich gewünscht hätte.«

»Blos weil ich dasselbe nicht erwidern konnte, durfte ich es nicht annehmen,« sagte Arthur. »Das Urtheil, das ich mir zu bilden im Stande war, besteht kurz in Folgendem: Eure Absichten sind erhaben und groß wie Eure Berge; aber der Fremde aus dem flachen Lande ist nicht an die weitschweifigen Umwege gewöhnt, auf denen Ihr sie ersteiget. Mein Fuß ist immer gewöhnt gewesen, auf dem Rasen geradeaus zu gehen.«

»Ihr sprecht in Räthseln,« antwortete der Berner.

»Durchaus nicht,« entgegnete der Engländer. »Ich meine, Ihr hättet Euren Obern aufrichtig mittheilen sollen, daß Ihr einen Angriff in der Nähe von La Ferrette vorausseht und dabei von Einigen aus der Stadt Basel Hülfe erwartet.«

»Ja, freilich!« erwiderte Donnerhügel; »und dann hätte der Landammann seine Reise aufgeschoben, bis er einen Boten wegen sicheren Geleites an den Herzog von Burgund geschickt gehabt hätte, und wäre dieses zugestanden worden, so hätte es mit der Hoffnung auf Krieg ein Ende gehabt.«

»Wahr,« versetzte Arthur, »aber der Landammann würde dadurch seine eigene Hauptabsicht und den einzigen Zweck der Sendung, die Erhaltung des Friedens, erreicht haben.«

»Frieden, Frieden?« gab der Berner hastig zur Antwort. »Stände ich allein mit meinen Wünschen denen Arnold Biedermanns gegenüber, so kenne ich seine Ehrenhaftigkeit und Redlichkeit so gut, ich achte seine Tapferkeit und Vaterlandsliebe so hoch, daß ich auf sein Geheiß mein Schwert einstecken würde, und stände mein tödtlichster Feind vor mir. Aber meine Wünsche sind nicht blos die eines einzelnen Mannes, mein ganzer Kanton und ganz Solothurn sind zum Krieg entschlossen. Durch Krieg, durch edeln Krieg entkamen unsere Väter aus dem Hause ihrer Gefangenschaft, – durch glücklichen und ruhmreichen Krieg erhob sich ein Geschlecht, das man kaum so vieler Beachtung werth hielt, als die Ochsen, die es weidete, auf einmal zu Freiheit und Ansehen; es ward geehrt, weil man es fürchtete, wie es früher verachtet worden war, weil es keinen Widerstand leistete.«

»Das mag Alles wahr sein,« sagte der junge Engländer, »aber nach meiner Ansicht ist Eure Sendung durch Eure Tagsatzung oder Euer Unterhaus bestimmt worden. Sie hat beschlossen, Euch und Andere als Boten des Friedens abzuordnen; aber Ihr blaset insgeheim die Flammen des Krieges an; und während alle oder doch die meisten Eurer Amtsgenossen sich für morgen eine friedliche Reise versprechen, steht Ihr zum Kampf gerüstet und seht Euch nach Mitteln um, einen solchen zu veranlassen.«

»Und ist es nicht gut, daß ich so gerüstet bin?« antwortete Rudolph. »Wenn wir im burgundischen Gebiet friedlich aufgenommen werden, wie nach Eurer Aussage die übrigen Gesandten erwarten, so sind meine Vorkehrungen unnöthig; jedenfalls können sie aber nichts schaden. Kommt es anders, so wird durch mich ein großes Unglück von meinen Amtsgenossen, meinem Vetter Arnold Biedermann, meiner schönen Base Anna, von Eurem Vater, von Euch selbst, kurz von uns Allen abgewendet, die wir fröhlich mit einander reisen.«

Arthur schüttelte den Kopf. »Es ist etwas an all' dem,« sagte er, »was ich nicht verstehe und nicht zu verstehen suchen will. Ich bitte Euch blos, meines Vaters Angelegenheiten nicht einem Friedensbruch zu Grunde zu legen; es könnte, wie Ihr andeutet, den Landammann in einen Streit verwickeln, den man sonst hätte vermeiden können. Ich weiß gewiß, mein Vater würde das nie verzeihen.«

»Ich habe,« sagte Rudolph, »bereits mein Wort hiefür verpfändet. Sollte ihm aber der Brauch des Fluchhundes von Burgund weniger gefallen, als Ihr zu besorgen scheint, so ist es kein Schade, daß Ihr erfahret, er werde im Nothfall gut und thätig unterstützt werden.«

»Ich bin für diese Zusicherung sehr verbunden,« versetzte der Engländer.

»Und Ihr mögt Euch, mein Freund, zur Warnung dienen lassen,« fuhr Rudolph fort, »was Ihr gehört habt: die Männer gehen nicht in der Rüstung zur Hochzeit und im Seidenwamms nicht zum Kampf.«

»Ich werde mich so anziehen, daß ich auf's Schlimmste gefaßt bin,« sagte Arthur; »und eine leichte Halsberge von wohlgehärtetem Stahl anlegen, die weder Speer noch Pfeil durchdringt; ich danke Euch für den freundlichen Rath.«

»Bedankt Euch nicht,« sagte Rudolph, »ich würde keine Anführerstelle verdienen, wenn ich nicht meinen Begleitern, besonders einem so zuverlässigen Begleiter, wie Euch – bei Zeiten zu wissen thäte, daß sie die Rüstungen umschnallen und sich auf tüchtige Stöße gefaßt machen sollen.«

Hier stockte die Unterhaltung einige Augenblicke. Keiner der Sprecher war mit seinem Begleiter völlig zufrieden, obgleich Keiner auf eine weitere Bemerkung drang.

Der Berner urtheilte nach den Gesinnungen, die er unter den Handelsleuten in seinem eigenen Vaterlande vorherrschend sah, und zweifelte kaum, daß der Engländer, wenn er sich kräftig unterstützt sähe, die Gelegenheit ergreifen und die übertriebenen Auflagen verweigern würde, von denen er in der nächsten Stadt bedroht wurde. Dies, dachte er, würde dann wahrscheinlich, und ohne Rudolphs Zuthun, Arnold Biedermann selbst zu einem Friedensbruch und zu einer augenblicklichen Kriegserklärung führen. Auf der anderen Seite konnte der junge Philipson das Betragen Donnerhügels weder begreifen noch billigen. Er war Mitglied einer friedlichen Gesandtschaft, und schien von der Absicht beseelt, jede Gelegenheit zur Entfachung eines Krieges zu benützen.

Mit diesen verschiedenen Gedanken beschäftigt, gingen sie einige Zeit neben einander her, ohne zu sprechen, bis Rudolph das Schweigen brach.

»Eure Neugierde ist also vorüber, Herr Engländer,« sagte er, »in Bezug auf die Erscheinung Anna's von Geierstein?«

»Weit entfernt,« versetzte Philipson; »aber ich mochte Euch nicht mit Fragen belästigen, so lange Ihr mit Eurer Runde zu thun habt.«

»Die kann als beendet angesehen werden,« sagte der Berner, »denn hier ist kein Gebüsch in der Nähe, um einen burgundischen Knappen zu verstecken, und ein Blick, den wir von Zeit zu Zeit um uns her werfen, ist Alles, was nöthig sein dürfte, um einem Ueberfall zuvorzukommen. Und so horcht denn, während ich eine Geschichte erzähle, die in der Halle oder Laube nie gesungen oder auf der Harfe gespielt worden ist. Und doch fange ich an zu glauben, sie verdiene wenigstens eben so viel Glauben, als die Erzählungen von der Tafelrunde, welche die alten Troubadours und Minnesänger uns als die ächten Chroniken Eures berühmten Namensvetters zum Besten geben.

»Von Anna's Vorfahren männlicher Seits,« fuhr Rudolph fort, »werdet Ihr wohl genug gehört haben, und Ihr wißt wahrscheinlich, daß sie in den alten Mauern von Geierstein neben dem Wasserfall wohnten, daß sie das eine Jahr ihre Lehnsleute quälten, das Eigenthum ihrer weniger mächtigen Nachbarn verschlangen und Reisende plünderten, welche ein widriges Geschick innerhalb den Gesichtskreis des Geierhorstes brachte; daß sie im nächsten Jahr am Altare bis zur Ermüdung um Vergebung ihrer Sünden bettelten und die Priester mit dem Reichthum erweichten, welchen sie über dieselben ergossen, daß sie endlich Gelübde thaten und bald als Pilger, bald als Kreuzfahrer nach Jerusalem selbst Wallfahrten machten, um die Ungerechtigkeiten gut zu machen, die sie ohne Bedenken oder Gewissensbisse begangen hatten.«

»Das war, wie ich erfahren, die Geschichte des Hauses Geierstein,« versetzte der junge Engländer, »bis Arnold oder seine unmittelbaren Vorfahren die Lanze mit dem Schäferstab vertauschten.«

»Aber man sagt,« entgegnete der Berner, »daß die mächtigen und reichen Freiherren von Arnheim in Schwaben, deren einziger weiblicher Sprosse die Frau des Grafen Albert von Geierstein und die Mutter der jungen Person wurde, welche die Schweizer einfach Anna und die Deutschen Gräfin Anna von Geierstein nennen, daß dies Edle von ganz anderem Schlage waren, daß ihr Leben sich nicht aus Sündigen und Bereuen, auf das Plündern harmloser Bauern und das Mästen fetter Pfaffen sich beschränkte; daß sie sich noch durch etwas mehr auszeichneten, als durch den Aufbau von Schlössern mit Thürmen und Folterkammern, und durch die Gründung von Klöstern.

»Die Barone von Arnheim strebten, die Grenzen der menschlichen Erkenntniß zu erweitern, und verwandelten ihr Schloß in eine Art von hoher Schule, wo mehr alte Bücher sich fanden, als die Mönche in der Bibliothek zu St. Gallen aufgeschichtet haben. Auch ging ihr Streben nicht auf Bücher allein. Begraben in ihren geheimen Arbeitszimmern entdeckten sie Geheimnisse, welche hernach in der Familie vom Vater auf den Sohn übergingen, und man glaubte, sie seien den tiefsten Verborgenheiten der Goldmacherei nahe gekommen. Oft wurde von ihrer Weisheit und ihrem Reichthum am Stuhle des Kaisers gesprochen, und in den häufigen Streitigkeiten, welche die Kaiser vor Alters mit den Päpsten unterhielten, hieß es, sie seien durch die Rathschläge der Barone von Arnheim dazu ermuthigt, wenn nicht aufgereizt, und durch ihre Schätze unterstützt worden. Vielleicht gab ein solches politisches Verfahren, in Verbindung mit den ungewöhnlichen und geheimnißvollen Studien, welche die Familie Arnheim so lange verfolgte, Veranlassung zu der allgemein angenommenen Meinung, daß sie bei ihren Forschungen durch übernatürliche Einflüsse unterstützt würden. Die Priester waren geschäftig, diesem Gerücht gegen Männer Vorschub zu leisten, die vielleicht keinen anderen Fehler hatten, als den, daß sie klüger waren, als sie selbst.

»Seht, sagten sie, was für Gäste im Schloß Arnheim aufgenommen werden. Laßt einen christlichen Ritter, der im Kriege mit den Sarazenen zum Krüppel geworden ist, sich an der Zugbrücke zeigen, so reicht man ihm eine Brodrinde und einen Becher Wein, und heißt ihn seines Weges gehen. Wenn ein Pilger mit dem Geruch der Heiligkeit, den er sich an den heiligsten Orten und durch die heiligen, seine Anstrengung beweisenden und belohnenden Reliquien erworben hat, an die unheiligen Mauern kommt, so spannt der Wächter seine Armbrust und der Pförtner schlägt das Thor zu, als brächte der wandernde Heilige die Pest aus dem gelobten Lande mit. Kommt aber ein graubärtiger, glattzüngiger Grieche mit seinen Pergamentrollen, von denen schon die Buchstaben christlichen Augen Mühe machen – kommt ein jüdischer Rabbiner mit Talmud und Kabbala – kommt ein schwarzer, sonnenverbrannter Mohr, der sich rühmen kann, die Sprache der Sterne in Chaldäa, der Wiege der Sterndeuterei, gelesen zu haben, – siehe da, der wandernde Betrüger oder Hexenmeister nimmt den obersten Platz an der Tafel des Freiherrn von Arnheim ein, theilt mit ihm die Arbeiten am Brennkolben und Schmelzofen, lernt von ihm geheime Künste, wie die, an welchen unsere ersten Eltern zum Untergang ihres Geschlechts Theil nahmen, und vergilt das mit schrecklicheren Lehren, als er empfängt, bis der ruchlose Wirth seinen Vorrath von unheimlicher Weisheit mit allem vermehrt hat, was der heidnische Besucher mittheilen kann. Und solche Sachen geschehen in Deutschland, welches man das heilige römische Reich nennt, und in welchem so manche Priester Fürsten sind! Das geschieht, und weder Bann noch Mahnung wird gegen ein Geschlecht von Zauberern erlassen, die von Menschenalter zu Menschenalter in der schwarzen Kunst weiter gehen!

»Solche Reden, die aus Abteien und Einsiedlerzellen widerhallten, schienen zwar wenig Eindruck auf den kaiserlichen Staatsrath zu machen, aber sie dienten dazu, den Eifer manches reichsfreien Grafen und Barons zu erwecken, und lehrten sie einen Krieg oder eine Fehde mit den Freiherren von Arnheim so ansehen, als wären diese von derselben Wichtigkeit, und als berechtigten sie zu denselben Vorrechten, wie ein Kreuzzug gegen die Feinde des Glaubens; sie brachten es dahin, daß ein Angriff auf diese gehaßten Machthaber als Mittel zur Tilgung der schweren Verpflichtungen gegen die christliche Kirche angesehen wurde. Aber die Herren von Arnheim waren, obgleich nicht händelsüchtig, doch keineswegs unkriegerisch oder abgeneigt, sich selbst zu vertheidigen. Einige Angehörige dieses verhaßten Geschlechts zeichneten sich sogar als tapfere Ritter und gute Kriegsleute aus; sie waren überdies reich, durch mächtige Verbindungen gesichert und stark, und in ausgezeichnetem Grade klug und vorsichtig. Dies erfuhren die Leute, welche sie angriffen, zu ihrem eigenen Schaden.

»Die Verbindungen gegen die Herren von Arnheim wurden gebrochen, den Angriffen, welche ihre Feinde beabsichtigten, kamen sie zuvor und vereitelten sie; und die, welche Gewalt brauchten, wurden mit großem Verlust zurückgetrieben. Dieß bewirkte, daß es zuletzt in ihrer Nachbarschaft hieß, aus ihrer genauen Kunde von beabsichtigter Gewalt, ihrer außerordentlichen Kraft beim Widerstand und Sieg gehe hervor, daß die gehaßten Barone zu ihrer Vertheidigung Mittel angewendet hätten, welche blos menschliche Kraft nicht zu überwinden im Stande sei. Sie wurden eben so sehr gefürchtet als gehaßt, und in letzter Zeit in Ruhe gelassen: dies konnte um so eher der Fall sein, als die zahlreichen Lehensleute des großen Hauses mit ihren Lehensherren vollkommen zufrieden, immer zu ihrer Vertheidigung bereit und zu dem Glauben geneigt waren, daß – möchten nun ihre Herren Zauberer sein oder nicht – ihr eigener Zustand durch einen Wechsel des Regiments nicht gewinnen würde, ob sie nun unter die Herrschaft der Kreuzfahrer in diesem heiligen Krieg, oder unter die Gewalt der Pfaffen träten, welche denselben anstifteten. Das Geschlecht dieser Freiherren ging mit Hermann von Arnheim zu Ende, dem mütterlichen Großvater Anna's von Geierstein. Er wurde mit seinem Helm, Schwert und Schild begraben, wie es beim Tode des letzten männlichen Sprossen einer adeligen Familie in Deutschland Sitte ist. Er hinterließ aber eine einzige Tochter, Sibilla von Arnheim, als Erbin eines beträchtlichen Theils seiner Güter; und ich habe nie gehört, daß die arge Beschuldigung der Zauberei, die sich an ihr Haus knüpfte, viele Männer von der höchsten Auszeichnung im Reich verhindert hätte, bei dem Kaiser, ihrem gesetzlichen Vormund, um die Hand der reichen Erbin zu werben. Albert von Geierstein erhielt, obgleich ein Verbannter, den Vorzug. Er war tapfer und schön, und das empfahl ihn bei Sibilla; der Kaiser, welcher damals den Plan hatte, seine Gewalt in den Schweizergebirgen wieder zu gewinnen, wünschte, sich großmüthig gegen Albert zu zeigen, weil er der Meinung war, dieser habe aus seinem Vaterlande fliehen müssen, weil er des Kaisers Sache vertheidigt. Ihr seht daraus, hochedler König Arthur, daß Anna von Geierstein, das einzige Kind aus ihrer Ehe, von keinem gewöhnlichen Stamme herrührt, und daß Umstände, in welche sie verwickelt ist, nicht so leicht oder nach denselben Schlußgründen erklärt und beurtheilt werden können, als bei gewöhnlichen Leuten.«

»Bei meinem Ehrenwort, Herr Rudolph von Donnerhügel,« sagte Arthur, der eifrig bemüht war, seiner Gefühle Herr zu werden, »ich kann nichts in Eurer Erzählung sehen, und entnehme nichts aus ihr, als daß ihr, weil es in Deutschland wie in anderen Ländern Narren gegeben hat, die mit dem Besitz von Kenntnissen und Klugheit die Vorstellung von Hexerei und Zauberei verbanden; daß Ihr deshalb ein Mädchen, die von ihren Umgebungen immer geschätzt und geliebt worden ist, als eingeweiht in eben so ungewöhnliche als ungesetzliche Künste brandmarken wollt.«

Nach einer Weile entgegnete Rudolph: »Ich hätte gewünscht, daß Ihr mit den allgemeinen Angaben über die mütterliche Familie Anna's von Geierstein zufrieden gewesen wäret, da sie einige Umstände darbieten, welche sich auf das beziehen könnten, von was Ihr nach Eurem eigenen Bericht diese Nacht Augenzeuge gewesen seid, und ich gehe wirklich nicht gerne in weitere Einzelnheiten ein. Niemand kann der Ruf Anna's von Geierstein theurer sein, als mir. Ich bin nach der Familie ihres Oheims ihr nächster Verwandter, und wäre sie in der Schweiz geblieben oder sollte, wie höchst wahrscheinlich, nach dem gegenwärtigen Besuch bei ihrem Vater dahin zurückkehren, so dürfte vielleicht eine noch engere Verbindung zwischen uns geschlossen werden. Dies ist blos durch gewisse Vorurtheile verhindert worden, die ihr Oheim in Bezug auf ihres Vaters Gewalt und unsere nahe Verwandtschaft hegt. Die letztere ist jedoch von der Art, daß eine Heirathserlaubniß erlangt werden kann, und sie ist in vielen Fällen schon erlangt worden. Ich erwähne diese Sachen blos, um zu zeigen, wie viel zarter ich nothwendiger Weise den Ruf Anna's von Geierstein behandeln muß, als es Euch möglich ist, der Ihr ein Fremder, mit ihr nur kurze Zeit bekannt und im Begriff seid, Euch, so weit ich Eure Absicht kenne, für immer von ihr zu trennen.«

Diese Art von Entschuldigung machte Arthur so zornig, daß er alle Gründe, welche die Kaltblütigkeit anempfehlen, herbeirufen mußte, um mit scheinbarer Fassung zu erwidern:

»Ich kann keinen Grund haben, Herr Hauptmann, nach Eurer Ansicht von einer Dame zu fragen, mit welcher Ihr so nahe verbunden seid, als es in Bezug auf Anna von Geierstein der Fall zu sein scheint. Ich wundere mich blos, daß Ihr bei der Rücksicht, die Euch Eure Verwandtschaft auferlegt, gemeinen Volkssagen Glauben schenken möget, die Eurer Base nachtheilig sind, und das ist noch mehr zu verwundern, da Ihr, wie Ihr angedeutet habt, den Wunsch heget, eine noch innigere Verbindung mit ihr einzugehen. Bedenkt, Herr, daß die Beschuldigung der Hexerei die gottloseste ist, die gegen christliche Frauen oder Männer erhoben werden kann.«

»Und ich,« sagte Rudolph etwas heftig, »bin so weit entfernt von solch' einer Beschuldigung, daß sich, bei dem guten Schwert, das ich trage, Jeder, der einen solchen Gedanken über Anna von Geierstein zu äußern wagt, einer Herausforderung von mir aussetzt, und mir mein Leben nehmen oder das seinige lassen muß. Aber es ist nicht die Frage, ob das Mädchen selbst Hexerei treibt, und Jeder, der es behauptet, würde gut thun, gleich sein Grab zu bestellen und für sein Seelenheil zu sorgen; die Ungewißheit liegt darin, ob nicht elfen- und gespensterhafte Wesen die Macht haben könnten, ihre Gestalt nachzuahmen und sich unter dieser an Orten zu zeigen, wo sie nicht selbst gegenwärtig ist – endlich, ob es ihnen verstattet ist, auf Anna's Kosten Gespensterstreiche zu spielen, zu welchen sie über andere Menschen keine Gewalt haben, deren Voreltern stets nach den Regeln der Kirche gelebt haben und in ordentlicher Gemeinschaft mit ihr verstorben sind; es fragt sich, ob dies möglich ist, weil Anna von einer Familie abstammt, deren Verhältnis zu der unsichtbaren Welt so innig gewesen sein soll. Da ich aufrichtig wünsche, mir Eure Achtung zu bewahren, so will ich Euch noch mehr in's Einzelne gehende Umstände in Bezug auf ihr Geschlecht mittheilen, welche die Vorstellung, der ich eben Worte gegeben, noch deutlicher machen. Ihr begreift jedoch, daß ich sie Euch nur im tiefsten Vertrauen kund thue, und daß ich bei strenger persönlicher Ahndung Schweigen darüber von Euch erwarte.«

»Ich werde über Alles schweigen,« versetzte der Engländer, noch im Streit mit unterdrückter Gemüthsbewegung, »was den Charakter eines Mädchens betrifft, dem ich zu so hoher Achtung verpflichtet bin. Aber die Furcht vor dem Mißfallen eines Mannes kann nicht einer Feder Gewicht zu der Bürgschaft hinzufügen, die in meiner eigenen Ehre liegt.«

»Sei es so!« sagte Rudolph, »es ist nicht meine Absicht, Euren Zorn zu erregen, aber ich wünsche, sowohl um Eurer guten Meinung willen, die ich zu schätzen weiß, als auch, um deutlicher auseinander zu setzen, was ich dunkel angedeutet, Euch zu eröffnen, was ich sonst besser ungesagt gelassen hätte.«

»Eure eigene Ansicht von dem, was in der Sache nothwendig und passend ist, muß Euch zum Führer dienen,« antwortete Philipson; »aber erinnert Euch, daß ich nicht in Euch dringe, mir etwas mitzutheilen, was ein Geheimniß bleiben sollte, am wenigsten, wenn es die junge Dame betrifft.«

Rudolph gab nach kurzem Schweigen zur Antwort: – »Ihr habt zu viel gesehen und gehört, Arthur, um nicht Alles zu erfahren, oder wenigstens Alles, was ich weiß oder von dem geheimnißvollen Gegenstand verstehe. Die Umstände müssen Euch manchmal wieder in's Gedächtniß kommen, und ich wünsche, daß Ihr von Allem unterrichtet sein möchtet, was nöthig ist, sie so deutlich zu verstehen, als die Beschaffenheit der Sache erlaubt. Wir müssen uns links halten und noch den Sumpf besichtigen. Da haben wir noch eine halbe Stunde zu gehen, ehe unser Weg um das Schloß zu Ende ist, und das wird uns Muße genug für meine Erzählung geben.«

»Sprecht, – ich höre!« erwiderte der Engländer, getheilt zwischen dem Wunsch, alles Mögliche über Anna von Geierstein zu erfahren, und zwischen der Abneigung, ihren Namen von Donnerhügel, und mit den Ansprüchen nennen zu hören, die er auf sie machte. Zugleich erhoben sich seine früheren Vorurtheile gegen den riesenhaften Schweizer, dessen Betragen immer derb und beinahe roh war, jetzt aber eine angemaßte Ueberlegenheit und Einbildung zeigte. Indessen horchte er seiner schauerlichen Erzählung, und die Theilnahme an derselben überwältigte in ihm bald alle anderen Empfindungen.



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