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Fünftes Kapitel.

Ich liebte einst
Den baumbekränzten Bach und brüllend Vieh,
Und grobe Tracht, der armen Bauern Loos,
Das gab mir mehr Vergnügen, als die Hallen,
Wo Schwelger schmausen, bis sie fiebern. Glaube,
Noch nie ward Gift gemischt in Ahornschalen.

Ein Ungenannter.

Der Landammann von Unterwalden und der ältere Philipson überließen die jungen Leute ihrem Spiel, gingen mit einander davon, und unterhielten sich hauptsächlich von den politischen Beziehungen zwischen Frankreich, England und Burgund, bis das Gespräch bei ihrem Eintritt in das Thor des alten Schloßhofs von Geierstein eine andere Wendung nahm. Hier erhob sich der einsame und geschleifte Gefängnißthurm, umgeben von den Trümmern anderer Gebäude.

»Das war ein stolzer und starker Sitz zu seiner Zeit,« sagte Philipson.

»Es war ein stolzes und mächtiges Geschlecht, dem er gehörte,« versetzte der Landammann. »Die Geschichte der Grafen von Geierstein geht bis in die Zeiten der alten Helvetier zurück, und es wird berichtet, ihre Thaten seien dem Alter ihres Geschlechts gleichgekommen. Aber alle irdische Größe hat ihr Ende, freie Männer betreten jetzt die Ruine ihres Lehnsherrenschlosses, und ehedem mußten die Leibeigenen bei dem entferntesten Anblick seiner Thürme ihre Mützen abnehmen, wenn sie der Züchtigung widerspenstiger Aufrührer entgehen wollten.«

»Was ich,« sagte der Kaufmann, »auf einem Stein an jenem Thurm eingegraben sehe, ist wohl das Wappen der letzten Familie, ein Geier, der auf einem Felsen sitzt, ohne Zweifel die sinnbildliche Bezeichnung des Worts Geierstein.«

»Das ist das alte Wahrzeichen der Familie,« erwiderte Arnold Biedermann, »und bedeutet, wie Ihr sagt, den Namen des Schlosses, und den trugen auch die Ritter, welche es so lange inne hatten.«

»Ich bemerkte auch in Eurem Saale,« fuhr der Kaufmann fort, »einen Helm, der dasselbe Wappen oder Wahrzeichen trug. Das ist, denk' ich, ein Zeichen von dem Sieg der Schweizer Bauern über die Edeln von Geierstein, wie der englische Bogen zum Andenken an die Schlacht von Buttisholz aufbewahrt wird?«

»Ihr betrachtet,« entgegnete der Landammann, »wie ich merke, werther Herr, in Folge der Vorurtheile Eurer Erziehung, den einen Sieg mit so unangenehmen Gefühlen als den andern. Sonderbar, daß die Ehrfurcht vor dem Rang selbst in denen festgewurzelt ist, welche keine Ansprüche darauf haben. Aber glättet Eure zusammengezogenen Brauen, mein würdiger Gast, und seid versichert, wenn gleich manch' stolzes Baronenschloß durch die gerechte Rache eines entrüsteten Volkes geplündert und zerstört worden ist, als die Schweiz die Bande der Lehnssklaverei abschüttelte, so ist das doch nicht das Schicksal von Geierstein gewesen. Das Blut der alten Herren dieser Thürme fließt noch in den Adern des Besitzers dieser Ländereien.«

»Wie muß ich das verstehen, Herr Landammann?« fragte Philipson. »Seid Ihr nicht selbst der Besitzer dieses Platzes?«

»Ihr denkt wahrscheinlich,« antwortete Arnold, »ich könne nicht aus altadeligem Geschlecht entsprossen sein, weil ich lebe wie die andern Hirten, weil ich hausgemachte, graue Kleider trage und den Pflug mit eigener Hand führe? Dieses Land enthält viele solche adelige Bauern, Herr Kaufmann, und es gibt keinen ältern Adel als den, dessen Ueberreste in meinem Geburtsland angetroffen werden. Aber sie haben freiwillig dem drückenden Theil ihrer lehnsherrlichen Gewalt entsagt, und werden nicht länger als Wölfe unter der Heerde betrachtet, sondern als kluge Hunde, die in Friedenszeiten die Schafe begleiten und zu ihrer Vertheidigung bereit stehen, wenn Kriege unseren Staat bedrohen.«

»Aber,« fing der Kaufmann wieder an, der sich noch immer nicht mit der Vorstellung befreunden konnte, daß sein schlichter und bäuerisch aussehender Wirth ein Mann von ausgezeichneter Geburt sei, »Ihr tragt nicht den Namen Eurer Väter, würdiger Herr. Sie waren, sagt Ihr, die Grafen von Geierstein, und Ihr seid – –«

»Arnold Biedermann, Euch zu dienen,« antwortete der Beamte. »Aber wißt, – wenn die Kenntniß davon dazu beiträgt, daß Ihr mit einem stärkeren Gefühl von Würde oder Behaglichkeit zu Nacht esset, ich brauche nur jenen alten Helm aufzusetzen, oder, wenn mir das zu umständlich wäre, nur eine Falkenfeder an meine Mütze zu stecken und mich Arnold, Graf von Geierstein zu nennen. Kein Mensch könnte mir dabei widersprechen, obgleich zuvor etwas Bestimmtes über die Frage festgesetzt werden sollte, ob es sich für den Herrn Grafen gezieme, seine Ochsen auf die Weide zu treiben, oder ob seine Excellenz, der Hoch- und Wohlgeborne, ohne Herabwürdigung ein Feld besäen oder schneiden kann. Ich sehe, Ihr seid erstaunt, mein verehrter Gast, über meine Entartung, aber meine Familienverhältnisse sind bald auseinandergesetzt.

»Meine erlauchten Ahnen beherrschten dieses nämliche Gebiet von Geierstein; und es geschah zu ihrer Zeit in sehr ausgedehnter Weise, fast nach Art der Lehnsbarone, d. h. sie waren manchmal die Schützer und Schirmherren, noch häufiger aber die Unterdrücker ihrer Unterthanen. Als aber mein Großvater, Heinrich von Geierstein, blühete, vereinigte er sich nicht nur mit den Eidgenossen, um Ingelram von Couci und seine Räuberbanden zurückzutreiben, wie ich Euch bereits gesagt, sondern er schlug sich, als die Kriege mit Oesterreich wieder anfingen und Mancher seines Standes sich mit den Heeren des Kaisers Leopold vereinigte, auf die entgegengesetzte Seite, focht in den Reihen der Eidgenossen, und trug durch seine Geschicklichkeit und Tapferkeit zu dem entscheidenden Sieg bei Sempach bei, in welchem Leopold sein Leben verlor und die Blüthe der österreichischen Ritterschaft um ihn fiel. Mein Vater, Graf Willibald, ging denselben Weg sowohl aus Neigung, als aus Klugheit. Er schloß sich eng an den Stand Unterwalden an, wurde eidgenössischer Bürger und zeichnete sich so sehr aus, daß er zum Staatslandammann gewählt wurde. Er besaß zwei Söhne, mich und einen jüngeren Bruder, Albert, und besaß, wie er selbst fühlte, eine Art von doppeltem Charakter. Er wünschte, vielleicht unweise genug (wenn es mir erlaubt ist, die Absichten meines verstorbenen Vaters zu tadeln), daß einer seiner Söhne ihm in seiner Herrschaft Geierstein nachfolge, und der andere den weniger prunkenden, aber nach meiner Ansicht nicht minder ehrenhaften Stand eines freien Bürgers von Unterwalden beibehalte, und im Besitz des Einflusses unter seinen Kantons-Mitbürgern bleibe, den sich die Verdienste des Vaters und Sohnes verschaffen würden. Als Albert zwölf Jahre alt war, nahm uns unser Vater auf einer kurzen Fahrt nach Deutschland mit. Die Pracht und Herrlichkeit, die wir da erblickten, machte auf das Gemüth meines Bruders und mein eigenes einen ganz verschiedenen Eindruck. Was Albert als die Vollendung irdischen Glanzes erschien, dünkte mir eine lästige Schaustellung von langweiligem und nutzlosem Gepränge. Unser Vater erklärte seine Absicht näher und bot mir, als seinem ältesten Sohn, die großen zu Geierstein gehörigen Güter. Meinem Bruder behielt er ein Stück des fruchtbarsten Bodens vor, das diesen in einer Gegend, wo der Wohlstand für Reichthum galt, zu einem der reichsten Bürger gemacht haben würde. Thränen stürzten aus Alberts Augen. ›Soll mein Bruder,‹ sagte er, ›ein edler Graf werden, geehrt und begleitet von Vasallen und Dienern, und ich ein bloßer Bauer unter den graubärtigen Hirten von Unterwalden? Nein, Vater, ich achte Euern Willen, aber meine eigenen Rechte will ich nicht opfern. Geierstein ist ein Reichslehen, und die Gesetze berechtigen mich zu gleichen Ansprüchen auf die Hälfte der Güter. Soll mein Bruder der Graf von Geierstein werden, so bin ich eben so gut der Graf Albert von Geierstein. Ich werde die Entscheidung des Kaisers anrufen, ehe mir die Willkür eines meiner Vorfahren, und wäre es mein eigener Vater, den Rang und die Rechte vernichten soll, die mir von hundert Ahnen zugefallen sind.‹ Mein Vater war sehr entrüstet. ›Geh',‹ sagte er, ›stolzer Knabe, gib den Feinden deines Vaterlandes einen Vorwand, sich in seine Angelegenheiten zu mischen, lege von dem Gutdünken deines Vaters Berufung ein an den Willen eines fremden Fürsten. Geh', aber komm mir nie wieder vor's Gesicht und fürchte meinen ewigen Fluch!‹ Albert wollte eben eine heftige Antwort geben, als ich ihn bat zu schweigen und mich anzuhören. ›Ich habe,‹ sagte ich, ›mein Leben lang die Berge mehr geliebt, als die Ebenen, und mehr Gefallen am Gehen als am Reiten gefunden. Ich war stolzer darauf, mit Schäfern bei ihren Spielen, als mit Edeln in den Schranken zu kämpfen; ich war glücklicher bei den ländlichen Tänzen als bei den Festen des deutschen Adels. Laßt mich daher,‹ sprach ich, ›ein Bürger von Unterwalden sein, Ihr befreit mich dadurch von tausend Sorgen, laßt meinen Bruder Albert die Grafenkrone tragen und die mit Geierstein verbundenen Würden in Besitz nehmen.‹ Nach einigen weiteren Auseinandersetzungen gab sich mein Vater zuletzt mit meinem Vorschlag zufrieden, um den Zweck zu erreichen, der ihm so sehr am Herzen lag. Albert wurde zum Erben des Schlosses und Ranges eingesetzt, und trug den Titel eines Grafen Albert von Geierstein; ich aber trat in den Besitz dieser Felder und fruchtbaren Wiesen, in deren Mitte mein Haus liegt, und meine Nachbarn nennen mich Arnold Biedermann.«

»Und wenn Biedermann,« sagte der Kaufmann, »so wie ich das Wort verstehe, einen Mann von Verdienst, Rechtschaffenheit und Edelmuth bedeutet, so wüßte ich Niemand, auf welchen die Bezeichnung mit so viel Recht angewendet werden könnte. Gestattet mir aber die Bemerkung, daß ich zwar Eurem Betragen meinen Beifall gebe, daß ich mich aber zu einem solchen in Euern Verhältnissen nicht bequemt haben würde. Ich bitte Euch, fahret fort in der Geschichte Eures Hauses, wenn Euch die Erzählung nicht unangenehm ist.«

»Ich habe wenig mehr zu sagen,« versetzte der Landammann. »Mein Vater starb bald, nachdem er über sein Vermögen die Bestimmungen getroffen, von welchen ich Euch gesprochen. Mein Bruder hatte noch andere Besitzungen in Schwaben und Westphalen, und besuchte nur selten sein väterliches Schloß. Es wurde meistens von einem Vogt bewohnt, der sich gegen die Dienstmannen der Familie so anstößig benahm, daß er ohne den Schutz, den ihm die Nähe meines Aufenthaltortes gewährte, und ohne seine Verwandtschaft mit seinem Herrn, aus des Geiers Nest herausgerissen und mit so wenig Umständen behandelt worden wäre, als der Geier selbst. Auch die gelegentlichen Besuche meines Bruders auf Geierstein brachten, – die Wahrheit zu sagen – seinen Lehensträgern wenig Erleichterung und machten ihn selbst keineswegs beliebt. Er hörte mit den Ohren und sah mit den Augen seines grausamen und eigennützigen Verwalters Eitel Schreckenwald, und wollte nicht einmal meine vermittelnden Ermahnungen anhören. Ich glaube in der That, und obgleich er selbst sich stets mit Güte gegen mich betrug, daß er mich für einen einfältigen und feigherzigen Bauer ansah, der sein edles Blut durch seine niedrigen Neigungen verunehrt habe. Bei jeder Gelegenheit legte er Verachtung gegen die Vorurtheile seiner Landsleute an den Tag, besonders dadurch, daß er öffentlich eine Pfauenfeder trug und seine Begleiter veranlaßte, das Gleiche zu thun, obgleich es das Wahrzeichen des Hauses Oesterreich und in diesem Lande so wenig beliebt war, daß Leute blos deßwegen todtgeschlagen wurden, weil sie es an ihren Mützen trugen. Ich hatte mich unterdessen mit meiner Bertha verehelicht, die jetzt eine Heilige im Himmel ist und mir sechs stattliche Söhne gegeben hat. Ihr habt fünf davon an meinem Tische gesehen. Auch Albert heirathete. Seine Frau war ein vornehmes Fräulein aus Westphalen, aber sein Hochzeitsbett war weniger fruchtbar; er bekam blos eine Tochter, Anna von Geierstein. Hierauf kamen die Kriege zwischen der Stadt Zürich und unsern Wald-Kantonen, in denen so viel Blut vergossen wurde, und in welchen unsere Brüder in Zürich so unklug waren, ein Bündniß mit Oesterreich einzugehen. Ihr Kaiser bot Alles auf, um aus der günstigen Gelegenheit, welche die Uneinigkeit der Schweizer darbot, Nutzen zu ziehen. Alle, auf die er Einfluß hatte, forderte er auf, seine Bemühungen zu unterstützen. Mit meinem Bruder gelang es ihm nur zu gut; denn Albert ergriff nicht allein die Waffen für des Kaisers Sache, sondern nahm in das starke, feste Geierstein einen Haufen österreichischer Söldner auf. Mit diesen verwüstete der gottlose Eitel Schreckenwald die ganze Gegend, mein kleines Erbtheil ausgenommen.«

»Es war eine peinliche Lage für Euch, mein werther Wirth,« sagte der Kaufmann, »Euch gegen die Sache Eures Vaterlandes oder Bruders entscheiden zu müssen.«

»Ich schwankte nicht,« fuhr Arnold Biedermann fort. »Mein Bruder befand sich beim Heere des Kaisers und ich war also nicht genöthigt, gegen ihn in Person thätig zu sein, aber ich kündigte den Räubern und Dieben den Krieg an, mit welchen Eitel Schreckenwald meines Vaters Haus angefüllt hatte. Er ward mit wechselndem Glück geführt. Der Vogt brannte während meiner Abwesenheit mein Haus nieder und erschlug, ach! meinen jüngsten Sohn, der bei der Vertheidigung seines väterlichen Herdes fiel. Ich brauche kaum hinzuzufügen, daß meine Güter verwüstet und meine Heerden getödtet wurden. Auf der andern Seite gelang es mir mit dem Beistand einer Abtheilung Unterwaldener Bauern, das Schloß Geierstein zu erstürmen. Es wurde mir von den Eidgenossen angeboten, aber ich wollte die schöne Sache, für welche ich die Waffen ergriffen, nicht dadurch besudeln, daß ich mich auf Kosten meines Bruders bereicherte. Ueberdies wäre der Aufenthalt in diesem festen Platze für mich drückend gewesen, nachdem mein einziger Hausbeschützer in den letzten Jahren eine Klinke und ein Schäferhund gewesen. Die Festungswerke des Schlosses wurden also auf Befehl der Aeltesten des Kantons geschleift, und ich sehe in Betracht der Anwendung, die nur zu häufig davon gemacht wurde, mit mehr Vergnügen auf die verwirrten Ueberreste von Geierstein, als ich je daran gefunden, so lange es unverletzt und scheinbar unüberwindlich war.«

»Ich kann Eure Gefühle begreifen,« sagte der Engländer, »obgleich ich wiederholen muß, mein Pflichtgefühl wäre nicht stark genug gewesen, um mich über meine Familienneigungen wegzusetzen. Was sagte Euer Bruder zu Euren patriotischen Thaten?«

»Er war, wie ich erfuhr,« antwortete der Landammann, »furchtbar aufgebracht, weil man ihm wahrscheinlich beigebracht hatte, ich habe sein Schloß in der Absicht eigener Vergrößerung genommen. Er schwur sogar, er wolle sich der Verwandtschaft mit mir entschlagen, mich in der Schlacht aufsuchen und eigenhändig umbringen. Wir waren auch wirklich mit einander in der Schlacht bei Freienbach, aber mein Bruder wurde an der Ausführung seines Racheplans durch eine Pfeilwunde verhindert und in Folge davon aus dem Getümmel gebracht. Ich war hernach in der blutigen und traurigen Schlacht beim Berge Hirzel und bei dem Angriff auf die Kapelle von St. Jakob, welche unsere Brüder von Zürich zu Unterhandlungen vermochten und Oesterreich abermals in die Nothwendigkeit versetzten, Frieden mit uns zu schließen. Nach diesem dreizehnjährigen Kampf that die Tagsatzung den Spruch, welcher meinen Bruder auf Lebenslang verbannte und ihm seine Besitzungen gekostet hätte, wenn sie nicht durch das Andenken an das, was man für meine guten Dienste hielt, davon abgehalten worden wäre. Als das Urtheil dem Grafen von Geierstein angekündigt wurde, antwortete er mit Trotz; aber ein sonderbarer Umstand bewies uns nicht lang hernach, daß er noch immer die Anhänglichkeit an sein Heimathland bewahrte und in seinem Unwillen gegen mich, seinen Bruder, meiner unveränderlichen Liebe zu ihm Gerechtigkeit widerfahren ließ.«

»Ich wollte meinen Credit verwetten,« sagte der Kaufmann, »daß das Folgende auf Eure schöne Nichte Bezug hat.«

»Ihr habt recht gerathen,« sagte der Landammann. »Eine Zeitlang hörten wir, aber blos unbestimmt (denn, wie Ihr wißt, haben wir nur wenig Verkehr mit fremden Ländern), daß mein Bruder in hoher Gunst am Hofe des Kaisers stehe, darnach aber erfuhren wir, daß er verdächtig geworden und in Folge einer der Umwälzungen, wie sie an fürstlichen Höfen gewöhnlich sind, in die Verbannung getrieben worden sei. Kurz nach diesen Nachrichten und, ich denke, vor mehr als sieben Jahren, kam ich von der Jagd auf der anderen Seite des Flusses heim; ich hatte wie gewöhnlich die schmale Brücke überschritten und ging durch den Hof, den wir eben verlassen,« (denn ihr Spaziergang ging jetzt heimwärts) »als eine Stimme in deutscher Sprache sagte: ›Oheim, habt Mitleid mit mir.‹ Als ich mich umsah, erblickte ich ein zehnjähriges Mädchen, das sich mir furchtsam aus den Ruinen her näherte und vor mir niederkniete. ›Oheim, schonet meines Lebens!‹ sagte sie und hielt ihre Händchen bittend in die Höhe, während Todesschrecken sich auf ihrem Gesicht malte. ›Bin ich dein Oheim, kleines Mädchen?‹ sagte ich, ›und wenn ich es bin, warum solltest du mich fürchten?‹ ›Weil Ihr das Haupt der bösen und schlechten Bauern seid, die eine Freude daran haben, edles Blut zu vergießen,‹ versetzte die Dirne mit einem Muth, der mich überraschte. ›Wie heißest du, mein kleines Mädchen‹ sagte ich, ›wer hat dir diese schlimme Meinung von deinem Vetter beigebracht und dich hierhergeführt, um zu sehen, ob ich dem Bilde gleiche, das man dir von mir entworfen?‹ ›Eitel Schreckenwald hat mich hierhergebracht,‹ sagte das Mädchen, die den Sinn meiner Frage nur halb verstand. ›Eitel Schreckenwald?‹ fragte ich wieder, unangenehm berührt durch den Namen eines Elenden, den ich so viele Ursache hatte zu hassen. Eine Stimme aus den Ruinen, wie das traurige Echo aus einem Grab, antwortete, Eitel Schreckenwald. Der Schurke trat aus seinem Versteck heraus und stand vor mir mit der auffallenden Gleichgültigkeit gegen Gefahr, welche er mit seinem abscheulichen Charakter verbindet. Ich hatte meinen eisenbeschlagenen Bergstock in der Hand. Was sollte ich thun, oder was würdet Ihr unter gleichen Umständen gethan haben?«

»Ich hätte ihn zu Boden geworfen und seinen Schädel wie einen Eiszapfen in Stücke zerschlagen,« sagte der Engländer heftig.

»Ich hätte es fast auch so gemacht,« erwiderte der Schweizer, »aber er war unbewaffnet, der Bote meines Bruders, und also kein Gegenstand für meine Rache. Sein eigenes keckes und unverzagtes Benehmen trug zu seiner Rettung bei. ›Laßt den Lehnsmann des edlen und hochgebornen Grafen von Geierstein die Worte seines Herrn vernehmen und zeigt ihm, daß sie befolgt werden,‹ sagte der unverschämte Mensch. ›Zieh' deine Mütze ab und horch'! Denn obgleich die Stimme die meinige ist, so rede ich doch Worte des edlen Grafen.‹ – ›Gott und Welt weiß,‹ erwiderte ich, ›ob ich meinem Bruder Achtung und Ehrerbietung schuldig bin; es ist viel, wenn ich aus Rücksicht auf ihn verschiebe, seinem Boten den Lohn zu geben, den ich ihm so reichlich schulde. Mach' weiter in deinem Vortrag und befreie mich von deiner verhaßten Gegenwart!‹ ›Albert, Graf von Geierstein, dein und mein Herr,‹ fuhr Schreckenwald fort, ›übergibt, da er eben Fehden und andere wichtige Geschäfte auf dem Halse hat, seine Tochter, die Gräfin Anna, deiner Sorge, und thut dir so viel Ehre an, dir ihre Obhut und Erziehung anzuvertrauen, bis es seinen Absichten gemäß ist, sie zurückzufordern. Er wünscht, daß du zu ihrem Unterhalt die Einkünfte der Güter verwendest, deren du dich mit Gewalt bemächtigt.‹ ›Eitel Schreckenwald,‹ erwiderte ich, ›ich will mich nicht bei der Frage aufhalten, ob diese Art mich anzureden den Vorschriften meines Bruders oder deinem eigenen unverschämten Gutdünken gemäß ist. Wenn, wie du sagst, die Umstände meine Nichte ihres natürlichen Beschützers beraubt haben, so will ich ihr Vater sein und sie soll an nichts Mangel leiden, was ich ihr geben kann. Die Güter von Geierstein sind dem Staat verfallen, das Schloß liegt in Trümmern, wie du siehst, und meines Vaters Haus ist hauptsächlich um deiner Verbrechen willen verödet. Aber wo ich wohne, soll Anna von Geierstein wohnen, sie soll leben wie meine eigenen Kinder, und von mir wie eine Tochter gehalten werden. Und nun hast du deine Botschaft. Geh' von dannen, wenn dir dein Leben lieb ist. Denn es ist gefährlich für dich, mit dem Vater zu sprechen, da deine Hände mit dem Blute des Sohnes befleckt sind.‹ Der Elende entfernte sich, während ich sprach, nahm aber in der ihm gewöhnlichen, entschlossenen und frechen Weise Abschied. ›Lebe wohl!‹ sagte er, ›Graf von Pflug und Harke, leb' wohl, edler Genosse schlechten Bürgerpacks.‹ Er verschwand und befreite mich von der heftigen Versuchung, die in mir arbeitete und mich drängte, mit seinem Blute den Platz zu beflecken, welcher Zeuge seiner Grausamkeiten und Verbrechen gewesen. Ich führte meine Nichte in mein Haus und überzeugte sie bald, daß ich ihr aufrichtiger Freund sei; ich gewöhnte sie, als wäre sie meine Tochter gewesen, an alle in unseren Bergen heimischen Uebungen. Während sie darin die Dirnen der Gegend übertrifft, entsprühen ihr solche Funken von Verstand, Muth und zartem Gefühl, wie sie – die Wahrheit zu gestehen – den einfachen Mädchen dieser wilden Berge keineswegs eigen sind, sondern die einen edleren Stamm und eine höhere Erziehung verrathen. Sie sind aber so glücklich mit Einfachheit und Artigkeit gemischt, daß Anna von Geierstein mit Recht als der Stolz der Gegend betrachtet wird; und ich zweifle nicht, daß der Staat ihr eine bedeutende Mitgift aus ihres Vaters Besitzungen anweisen wird, wenn sie einen würdigen Gatten wählen sollte. Denn es ist nicht unser Grundsatz, am Kinde die Fehler des Vaters zu strafen.«

»Es muß Euch natürlich sehr am Herzen liegen, mein werther Gastfreund,« versetzte der Engländer, »Eurer Nichte, in deren Lob ich dankbar einzustimmen alle Ursache habe, eine so angemessene Partie zu verschaffen, als sie durch ihre Geburt, besonders aber durch ihre Vorzüge zu erwarten berechtigt ist.«

»Das hat, mein guter Gast, meine Gedanken schon oft beschäftigt,« sagte der Landammann. »Ich kann mir wegen der allzunahen Verwandtschaft keine Hoffnung auf eine Verbindung zwischen ihr und einem meiner Söhne machen, obgleich eine solche mein eifrigster Wunsch gewesen wäre. Der junge Rudolph Donnerhügel ist tapfer und hochgeachtet bei seinen Mitbürgern, aber zu ehrgeizig und zu begierig nach Auszeichnung, als daß ich ihn meiner Nichte zum Begleiter durch das Leben wünschen möchte. Er ist von heftiger Gemüthsart, wenn auch sein Herz, wie ich glaube, gut ist. Ich stehe aber im Begriff, unangenehmerweise von allen Sorgen in dieser Beziehung befreit zu werden, denn mein Bruder, der Anna sieben Jahre lang vergessen zu haben schien, verlangt in einem mir kürzlich zugekommenen Brief, daß ich sie ihm zurückgebe. Ihr könnt lesen, mein werther Herr, denn Euer Gewerbe macht das nöthig. Seht, hier ist der Brief; die Ausdrücke sind zwar kühl, aber weit weniger unfreundlich, als die unbrüderliche Botschaft durch Eitel Schreckenwald. – Leset laut, wenn ich bitten darf!«

Der Kaufmann las also:

 

»Bruder – ich danke dir für die Sorgfalt, die du meiner Tochter erwiesen; denn sie war bei dir in Sicherheit, während sie sonst in Gefahr gewesen wäre; sie wurde gütig behandelt, während sie sonst Bedrückungen ausgesetzt gewesen wäre. Jetzt bitte ich dich, sie mir zurückzusenden, und hege das Vertrauen, sie werde mit all' den Tugenden kommen, welche sich für ein Weib in jedem Stande geziemen, und sie werde geneigt sein, die Gewohnheiten einer Schweizer Bäuerin gegen den Anstand eines Mädchens von hoher Geburt fahren zu lassen. Leb' wohl! Ich danke dir nochmals für deine Sorgfalt, und wollte sie gern vergelten, wenn es mir möglich wäre. Aber du brauchst nichts, was ich dir geben kann, da du auf den Rang verzichtet, in welchem du geboren bist, und dein Nest auf einen Boden gemacht hast, wo der Sturm darüber hingeht. Ich verbleibe

dein Bruder
Geierstein.«

 

»Das Schreiben ist an den Grafen Arnold von Geierstein, genannt Arnold Biedermann, überschrieben, und eine Nachschrift fordert Euch auf, das Mädchen an den Hof des Herzogs von Burgund zu schicken. – Das scheint mir, guter Herr, die Sprache eines hochmüthigen Mannes zu sein, der zwischen der Erinnerung an alte Beleidigung und neue Verpflichtungen getheilt ist. Sein Bote sprach wie ein Lehnsmann, der seinem eigenen Groll unter dem Vorwand Luft macht, er richte einen Auftrag seines Herrn aus.«

»So nehme ich auch beide,« erwiderte Arnold Biedermann.

»Und habt Ihr,« fuhr der Kaufmann fort, »im Sinn, das schöne und reizende Geschöpf der Leitung ihres eigensinnigen Vaters zu übergeben, ohne daß Ihr wißt, in welchen Umständen er sich befindet, und ob es ihm möglich ist, sie zu beschützen?«

Der Landammann gab hastig zur Antwort: »Das Band, welches den Vater mit seinem Kinde vereinigt, ist das früheste und heiligste, welches das menschliche Geschlecht verknüpft. Die Schwierigkeit, eine sichere Reisegelegenheit zu finden, hat bisher alle Versuche verhindert, meines Bruders Anweisungen in Vollzug zu bringen. Aber da ich jetzt im Begriff bin, selbst an den Hof Karls zu gehen, so habe ich mich entschlossen, Anna mitzunehmen, und da ich dann selbst mit meinem Bruder reden kann, den ich in vielen Jahren nicht gesehen, so werde ich auch erfahren, was er für Absichten mit seiner Tochter hat. Vielleicht kann ich Albert bereden, daß er sie hier unter meiner Obhut läßt. – Ich habe, mein Herr, jetzt etwas weitläufiger über meine Familienangelegenheiten mit Euch gesprochen, als nöthig gewesen wäre, und muß mir von Euch, als einem verständigen Mann, noch Aufmerksamkeit für das erbitten, was ich Euch ferner zu sagen habe. Ihr kennt den Hang der Jünglinge und Mädchen, mit einander zu plaudern, zu scherzen und zu spielen. Aus dieser Gewohnheit entstehen oft ernsthafte Neigungen, die man Liebschaften nennt. Ich hege die Zuversicht, Ihr werdet bei unserer gemeinschaftlichen Reise Eurem Sohn zu verstehen geben, daß Anna von Geierstein passenderweise nicht der Gegenstand seiner Gedanken oder Aufmerksamkeiten werden kann.«

Der Kaufmann wurde roth vor Unmuth oder etwas derartigem. »Ich habe Euch nicht um Eure Gesellschaft gebeten, Herr Landammann, sondern Ihr habt die meinige gesucht,« sagte er, »und wenn mein Sohn und ich Euch in irgend einer Hinsicht verdächtig geworden sind, so werden wir am besten gesondert reisen.«

»Werdet nicht böse, werther Gast,« sagte der Landammann, »wir Schweizer unterhalten nicht leicht einen Argwohn, und um keinen solchen hegen zu dürfen, sprechen wir von den Umständen, aus welchen ein solcher erwachsen könnte, mit mehr Offenheit, als in mehr verfeinerten Ländern der Brauch ist. Als ich Euch vorschlug, mein Reisegenosse zu werden, betrachtete ich, um die Wahrheit zu sagen, und wäre sie auch mißfällig für eines Vaters Ohr – Euren Sohn als einen zarten Jüngling, der zu furchtsam und milchblutig sei, um die Gunst oder Beachtung der Mädchen auf sich zu ziehen. Aber wenig Stunden haben uns gezeigt, daß er gerade einen Charakter besitzt, der ihre Theilnahme erregen muß. Er hat das lange Zeit für unausführbar gehaltene Unternehmen mit dem Bogen vollbracht, mit welchem die Volkssage eine eitle Prophezeihung verknüpft. Er versteht Verse zu machen und weiß sich ohne Zweifel noch durch andere Talente zu empfehlen, welche junge Leute an einander knüpfen; wenn diese Talente auch von Männern nicht hoch angeschlagen werden, deren Bärte mit Grau gemischt sind, wie der Eure, Freund Kaufmann, und mein eigener. Nun müßt Ihr wissen, daß mein Bruder, da er mit mir gebrochen hat, blos weil ich die Freiheit eines Schweizerbürgers der mit Flittern geputzten Knechtschaft eines deutschen Höflings vorziehe, daß mein Bruder es keineswegs beifällig aufnehmen würde, wenn Einer die Blicke auf seine Tochter wirft, der nicht den Vorzug eines edlen Blutes besitzt, oder der sich, wie er es heißen würde, durch den Handel, durch die Bebauung des Landes, mit einem Worte, durch irgend ein nützliches Geschäft entehrt hat. Aus einer Liebe zu Anna von Geierstein würden für Euern Sohn nur Gefahren und Zurückweisungen erwachsen. – Jetzt wißt Ihr Alles, – und ich frage Euch, reisen wir zusammen oder einzeln?«

»Wie Ihr wollt, mein werther Wirth,« sagte Philipson in gleichgültigem Tone. »Ich kann Euch blos sagen, daß eine Neigung, wie die, von welcher Ihr sprecht, meinen Wünschen eben so zuwider wäre, als denen, die Euer Bruder oder Ihr selbst hegen möget. Arthur Philipson hat Pflichten zu erfüllen, die völlig unvereinbar damit sind, daß er gegen irgend ein Mädchen in der Schweiz oder in Deutschland den Zärtlichen spielt, wäre sie nun von hohem oder niedrigem Stande. Er ist überdieß ein gehorsamer Sohn, hat einem ernstlichen Befehl von mir immer gehorcht und ich werde ein Auge auf seine Schritte haben.«

»Genug, mein Freund,« sagte der Landammann, »wir reisen also zusammen und ich bleibe gern bei meinem ersten Vorsatz, da mir Eure Unterhaltung eben so wohl Vergnügen als Belehrung verschafft.«

Indem er nun den Gegenstand des Gesprächs wechselte, fragte er, ob sein Bekannter glaube, die Einigung zwischen dem König von England und dem Herzog von Burgund werde von Dauer sein? »Wir hören viel,« fuhr der Schweizer fort, »von einem ungeheuren Heere, mit welchem König Eduard die englischen Besitzungen in Frankreich wieder zu erobern vorhabe.«

»Ich weiß wohl,« sagte Philipson, »daß nichts in meinem Vaterlande so beliebt sein kann, als der Plan eines Einfalls in Frankreich, und der Versuch, die Normandie, Maine und Gascogne, die alten Besitzungen der englischen Krone, wieder zu gewinnen. Aber ich zweifle sehr, ob der wollüstige Thronräuber, der sich gegenwärtig König nennt, vom Himmel bei einem solchen Unternehmen begünstigt werden würde. Der vierte Eduard ist zwar tapfer und hat jede Schlacht gewonnen, in der er das Schwert zog, und deren ist eine große Anzahl. Aber seit er auf blutigem Wege zum Gipfel seines Ehrgeizes gelangt ist, hat er sich eher als einen Genußmenschen, als Schwelger gezeigt, denn als einen wackeren Ritter. Ich glaube fast, daß er keine Versuchung in sich fühlen wird, die weichen Betten von London mit ihren seidenen Tüchern und Flaumkissen, und die Musik einer schmachtenden, zur Ruhe einlullenden Laute gegen den Rasen von Frankreich und die Reveille einer Lärmtrompete zu vertauschen, auch wenn dadurch die schönen Besitzungen wieder gewonnen werden könnten, die in den von seinem ehrgeizigen Hause erregten, bürgerlichen Kriegen verloren gegangen sind.«

»Wenn's so ginge, wäre es für uns am besten,« sagte der Landammann; »denn hätten England und Burgund Frankreich zerstückelt, woran in unserer Väter Tagen nicht mehr viel fehlte, so würde der Herzog Karl Muße genug haben, seinen langgenährten Haß gegen unsere Eidgenossenschaft zu befriedigen.«

Während sie so redeten, erreichten sie abermals den Grasplatz vor Arnold Biedermanns Wohnung. Die Kämpfe der Jünglinge hatten einem Tanze Platze gemacht, der von den jungen Leuten beiderlei Geschlechts ausgeführt wurde. An der Spitze desselben standen Anna von Geierstein und der junge Fremde. Ungeachtet diese Anordnung als die natürlichste erscheinen mußte, da Letzterer ein Gast war und jene die Stelle der Herrin des Hauses vertrat, so gab sie doch dem Landammann Veranlassung, einen Blick mit dem älteren Philipson zu wechseln, als ob sie im Zusammenhang mit den Vermuthungen stände, die er vor kurzem ausgesprochen. Aber sobald ihr Oheim und sein älterer Gast erschienen, benutzte Anna von Geierstein den ersten Stillstand im Tanzen, um dasselbe ganz abzubrechen und ein Gespräch mit ihrem Vetter über die ihrer Sorge anvertrauten, häuslichen Angelegenheiten zu beginnen. Philipson bemerkte, daß sein Wirth aufmerksam auf die Mittheilungen seiner Nichte horchte, in seiner ungezwungenen Weise nickte, und dadurch zu verstehen gab, ihre Bitten werden in geneigte Berücksichtigung genommen werden.

Die Familie ward gleich darnach zum Abendessen zusammengerufen. Dieses bestand hauptsächlich aus vorzüglichen Fischen, wie sie die nahen Flüsse und Seen lieferten. Dann ging ein großer Becher mit dem, was man den Schlaftrunk nannte, im Kreise herum. Er wurde zuerst von dem Herrn des Hauses angetrunken, und dann kostete das Mädchen bescheidentlich davon, hierauf thaten die zwei Fremden Bescheid, und die übrige Gesellschaft leerte den Rest. Dieß waren die mäßigen Sitten der Schweizer in jenen Zeiten. Alsdann wurden die Gäste in ihr Schlafgemach geführt, wo Philipson und der junge Arthur dasselbe Lager einnahmen. Bald hernach waren alle Hausbewohner in tiefen Schlaf versunken.



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