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6. Kapitel.
Musette wird Spionin.

Musette de Lanory wartete im Empfangssalon des preußischen Botschafters, Freiherrn von Werther.

In den Vorgärten der stillen, vornehmen Straße, in der Nähe der Champs Elysées lag der weiße Schnee.

Im Zimmer herrschte eine gemütliche Wärme; dicke Buchenscheite prasselten im offenen Kamin.

Musette sah sich im Zimmer um. Der quadratische Raum mit seiner stuckatierten, weißen Decke enthielt einen schweren, weichen Teppich, ein kleines, zierliches Marmortischchen, eine damastbezogene Bank und dazu passende Stühle. In einer Vitrine standen Tassen, Gläser und feine Porzellannippes.

Der auffallendste und vielleicht auch wirkungsvollste Zimmerschmuck aber war ein fast lebensgroßes Ölbild des Königs von Preußen, des greisen Siegers von Königgrätz.

Plötzlich zuckte Musette zusammen.

Der Baron von Werther, ein schlanker, älterer Herr mit weißen Bartkotelletts, die denen des Königs Wilhelm auf dem Gemälde ähnelten, war leise eingetreten.

» Madame de Lanory?« fragte er.

Musette erhob sich.

»Bitte, Madame,« fuhr der Botschafter des Norddeutschen Bundes fort »behalten Sie doch bitte Platz. Ich habe Ihren Brief erhalten, und Sie absichtlich heute, am Sonntagmorgen, in meine Privatwohnung gebeten.«

»Ich danke Ihnen für Ihre Liebenswürdigkeit, Herr Baron, denn wie ich bereits andeutete, führt mich keine offizielle oder – wie sagt man wohl – keine amtliche Angelegenheit zu Ihnen, Herr Baron. Ich bringe die letzten Grüße eines Toten.

Diesen Brief habe ich von Südamerika mitgebracht; ich habe ihn wie meinen Augapfel gehütet. Darf ich Ihnen das Schreiben übergeben?«

»Bitte – gnädige Frau!«

Baron von Werther nahm Musette gegenüber Platz und erbrach die Siegel.

»Gestatten Sie, Madame?« fragte er.

Der Botschafter entfaltete die eng beschriebenen Bogen und vertiefte sich in ihren Inhalt.

Musette studierte inzwischen diskret das Gesicht des alten Diplomaten. Dieser legte nach der Lektüre die Bogen in ihre Falten zurück und sah Musette an.

»Mein armer Lopez!« sagte er. »Sie haben ihn lange gekannt, Madame – und geliebt! Die Zeitungen verherrlichten Ihre Treue! – – Man nannte Sie, wenn ich nicht irre, den ›Engel von Humaita‹.«

Musette lächelte.

»Die Zeitungen übertrieben. Ich habe Francisco Solano Lopez gegenüber nur meine Pflicht getan, Herr Baron, nicht mehr und nicht weniger. – – Er sprach häufig von Ihnen in Ausdrücken höchster Achtung und Freundschaft und bat mich, sofort nach meiner Ankunft in Paris, diesen Brief, den er im Feldlager von Humaita geschrieben hatte, in Ihre Hände zu legen. Diese Mission, die letzte, die ich für ihn übernehmen konnte, ist erfüllt – –!«

»Kennen Sie den Inhalt des Briefes, gnädige Frau?!«

»Nein, Herr Baron!«

Baron von Werther lächelte. »Er enthält weder ein Geheimnis, noch viel Neues.

Ich bin mit dem Präsidenten Lopez in Koblenz näher bekannt geworden, sprach ihn auch einmal in Wien, wo er zu kurzem Besuch weilte. Mein Sohn trat ihm persönlich näher. Wir alle haben sein trauriges Ende mit tiefem Schmerz zur Kenntnis genommen.

Der Brief enthält eine Art von politischem Testament oder, wenn man sagen will, eine gewisse Rechtfertigung seiner verfehlten, unglücklichen Maßnahmen. – Ich werde das Schreiben an den Fürsten Bismarck weiterleiten, denn einiges ist von weitergehendem Interesse. Lopez wollte sein Heer nach preußischem Muster einrichten.«

»Er hielt die preußischen militärischen Einrichtungen für die besten der Welt« warf Musette ein »und versuchte, den Preußen-Geist nach Südamerika zu verpflanzen. Dies, Herr Baron, konnte ihm aber nie restlos gelingen, weil – seine Offiziere – eben keine Preußen waren. Die Uniform, das Äußere, Herr Baron, macht den Menschen nicht aus.«

»Sind Sie Paraguayerin, Madame? – – Ihr ausgezeichnetes Französisch …«

»… ist in der Klosterschule von Montpellier erlernt,« erwiderte Musette lachend. »Ich bin Französin, Herr Baron! Aber, das hindert mich nicht, – – auch über andere Nationen ein sachliches Urteil zu fällen!«

Baron von Werther sah die ihm gegenüber sitzende, hübsche Frau prüfend an. Ihre Offenheit gefiel ihm.

»Ich danke Ihnen, meine Gnädige,« sagte er »für das liebenswürdige Urteil, das Sie über meine Landsleute fällen. Aber, um auf Lopez zurückzukommen, er schreibt seine Niederlage und sein Unglück seinem Dickkopf – seinem Eigensinn zu –!«

»Da ist er zum ersten Male ehrlich gegen sich selbst, Herr Baron!«

»Mit seiner glänzend disziplinierten Armee hätte er, wie er wörtlich schreibt, jeden Feind vernichtet, wenn er ihn einzeln angepackt hätte. ›Aber ich beging den Fehler,‹ steht hier auf der zweiten Seite – ›in reichlicher Überschätzung meiner Machtmittel gleich mit drei mächtigen Gegnern anzubinden – – und mußte daher unterliegen‹. Er zieht nun, Madame de Lanory, Vergleiche zwischen Preußen und Paraguay und empfiehlt uns einen Waffengang, wenn er einmal notwendig sei, anders aufzuziehen, als er es getan hat. Keine Koalition, keine lauen oder neidischen Bundesgenossen aber auch keinen Titanenkampf gegen zwei oder drei Gegner zur gleichen Zeit. – – –

Er – – er schien – – bei Niederschrift dieses Testaments ernstlich mit einem neuen Kriege zu rechnen, der Preußen bevorstehen könnte.«

»Ich glaube an keinen Krieg!« erwiderte Musette. »Sie kennen meine Landsleute so gut, wenn nicht vielleicht besser als ich.

Sie reden viel, schreien noch mehr, sind leicht entflammt und noch leichter begeistert; aber noch nie hat Frankreich unüberlegt gehandelt, Herr Baron; und ein Krieg mit Preußen kann gar nicht im Interesse Frankreichs liegen – im Gegenteil –.«

Der Botschafter antwortete nicht sofort. Er legte keinen Wert darauf, sich mit der ihm gegenüber sitzenden jungen Frau in eine politische Debatte einzulassen.

»Ich rechne auch mit keiner kriegerischen Verwicklung, Madame,« erwiderte er, vielleicht etwas kühler, als er beabsichtigte. »Bestimmt nicht mit einem Kriege gegen Ihre Landsleute! Unsere Beziehungen zu Ihrem Vaterlande sind im Augenblick besser als je. Noch vor einigen Tagen erklärte der Herzog von Gramont im Senat: ›Niemals schien der Friede gesicherter als im gegenwärtigen Augenblick.‹ Ich möchte ihm beistimmen.«

Bevor Musette antworten konnte, erschien der Diener unter der Tür.

»Der Marchese von Vipiteno bittet Herrn Baron, seine Aufwartung machen zu dürfen?!«

Musette erhob sich sofort.

Baron von Werther erwiderte: »Bitte, Madame, bleiben Sie doch – noch eine Minute. – – Der Marchese von Vipiteno mag sich noch kurze Zeit gedulden!«

Der Diener verschwand.

»Kann – ich – Madame – irgend etwas – – für Sie tun?«

Musette antwortete nicht sofort. Ihre Züge waren starr geworden; die Augenbrauen zogen sich zusammen.

Werther glaubte, die junge Frau mit seinem Angebot verletzt zu haben.

»Verzeihen Sie, Madame!« sagte er galant und suchte einen leichten Ton. »Ich huldige dem Grundsatz: Les amis des mes amis – sont mes amis!«

Erstaunt sah der Botschafter auf Musette, die ihm den Rücken wandte, und mit schnellen Schritten ans Fenster trat.

Er stand der Situation geradezu verständnislos gegenüber. – – Das Benehmen der jungen Frau frappierte ihn. Was mochte in ihr vorgehen?

»Verzeihen Sie, Madame de Lanory!« sagte er nochmals. »Ich verstehe wirtlich nicht – – – –?!«

Jetzt drehte sich Musette um.

»Herr Baron,« sagte sie ruhig »ich habe mich einen Moment von einer Erregung hinreißen lassen, die Sie nicht begreifen, nicht verstehen können. Ich bin Ihnen eine Erklärung schuldig.«

»Wollen Sie nicht erst wieder Platz nehmen, gnädige Frau?«

»Danke, Herr Baron! – – Der Diener hat soeben einen Besuch gemeldet! Kennen Sie den Marchese von Vipiteno, Herr Baron?«

»Natürlich, Madame! – Herr von Vipiteno ist Attaché bei der italienischen Botschaft.«

»Möglich – Herr Baron! – – Aber – wissen Sie vielleicht, – was er früher war – –?«

»Nein, Madame!«

Der Botschafter konnte ein unangenehmes Gefühl, das langsam in ihm aufstieg, nicht unterdrücken.

Musette sah den Botschafter jetzt voll und offen an.

»Ich habe soeben mit mir gekämpft, ob ich Sie aufklären soll, Herr Baron, aufklären darf. – Ich bin zu dem Entschluß gekommen, daß ich bei Ihnen, als Freund von Francisco Solano Lopez nicht nur soll und darf – sondern muß – –!«

Sie senkte unwillkürlich die Stimme.

»Der Mann, der draußen wartet und der sich Vipiteno nennt, vielleicht auch so heißt, ist der größte Schurke, der übelste Schuft und Verräter, den die Erde je getragen hat – – –!«

Baron von Werther fuhr erschrocken zurück.

»Um Gottes willen, Madame!!« stammelte er. »Was – sagen – – Sie – da. – Was wagen – Sie – –!«

»Herr Baron, ich wage noch viel mehr! – Der Mann, der draußen wartet und der sich Marchese von Vipiteno nennt, war bis vor kurzem, vor etwa zwei Jahren, General in der Armee von Paraguay. Damals nannte er sich Cimasoni. – Und wissen Sie – wer Cimasoni war – – Herr Baron??« Musettes Stimme schwoll an: »Er war der böse Dämon des armen Lopez; er hat ihn in den Krieg gehetzt und als alles verloren war, für lumpiges Geld verraten. – – Cimasoni oder heute Vipiteno ist niemand anders als der Verräter – – der Judas von Humaita! – – – Was ich sage, kann ich vertreten. Ich besitze die unanfechtbaren Beweise. Für seinen Verrat, für die Entwaffnung seines Jägerbataillons erhielt der Lump 25 000 Franken und eine Anstellung im diplomatischen Dienst Brasiliens.«

»Er kam von Südamerika nach Paris, Madame, das ist richtig; aber – –?!«

»Auch das andere stimmt! Cimasoni war Italiener; man munkelte, er sei früher einmal irgendein hohes Tier in Mailand oder Venedig gewesen, sei von den Österreichern in contumaciam zum Tode verurteilt worden. – Was daran wahr ist, weiß ich nicht! – Wenn Sie Details interessieren, kostet es Sie nur eine vertrauliche Anfrage bei der österreichischen Gesandtschaft. –«

Baron von Werther erhob sich. Kopfschüttelnd trat er auf die Zimmerwand zu und stand unter dem Bild seines Königs.

»Sie glauben mir nicht, Herr Baron?« fuhr Musette fort. »Ich will Ihnen einen Vorschlag machen: Lassen Sie den Marchese von Vipiteno eintreten. Beobachten Sie ihn. Sie werden eine besondere Freude erleben, wenn er mich, ausgerechnet mich, hier antrifft –!«

»Um Gottes willen! Nein, Madame! Das – das wollen wir lieber unterlassen! – Ich muß sagen, Fräulein von Lanory, daß Ihre Mitteilungen mich geradezu erschüttert haben, aber schließlich geht es mich als den Vertreter Preußens nichts an, wen die Italiener in ihren diplomatischen Diensten beschäftigen – –!«

»Sehr wohl, Herr Baron; aber – – – es ist doch wohl Ihre Pflicht, die preußischen Interessen weitgehendst zu vertreten und darüber zu wachen, daß Preußen oder hochstehende preußische Staatsangehörige nicht zu Schaden kommen. – –«

Baron von Werther zwang sein entsetztes Gesicht zu einem verbindlichen Lächeln.

»Darin, Madame, dürften Sie allerdings das Richtige getroffen haben – –!«

»Gut! – Müßten Sie nicht vielleicht gewisse Maßnahmen ergreifen, Herr Baron von Werther, wenn Sie erfahren, daß eine so zweifelhafte Persönlichkeit wie der Marchese von Vipiteno, von dem hier niemand ahnt, wer er eigentlich ist oder besser gesagt war, – – müßten Sie da nicht Vorsichtsmaßregeln empfehlen, wenn Sie erfahren, daß dieser Herr Vipiteno sich an hochstehende preußische oder dem preußischen Hofe nahestehende Persönlichkeiten heranmacht, aus Gründen, die bei dem Charakter dieses Herrn nicht zweifelhaft sein können?!«

» Madame, – ich – ich verstehe – Sie nicht ganz! – Daß der Marchese mir seine Aufwartung zu machen wünscht, ist an sich nichts Außergewöhnliches. – – Das Gegenteil wäre der Fall – und dann – Madame – – ich stehe dem preußischen Hofe – nicht nahe –!«

Musette mußte lachen.

»Verzeihung, Herr Baron!« entschuldigte sie sich sofort. »Das stimmt – Sie nicht – aber der Erbprinz von Hohenzollern – –!«

Baron von Werther sah seinen Besuch starr an.

» Madame!« erwiderte er. »Ich muß Sie wirklich bitten, mir jetzt alles rückhaltlos zu sagen, was Sie hier nur andeuteten. – Der Marchese von Vipiteno und der Erbprinz von Hohenzollern? – – Undenkbar!«

Musette de Lanory zog die langen Lederhandschuhe durch ihre schlanken Finger.

»Gut, Herr Baron! – Der Herr von Vipiteno hat am Montag dieser Woche den Erbprinzen Leopold in Baden-Baden aufgesucht und eine Unterredung mit ihm herbeigeführt, die etwa eine halbe Stunde dauerte. Vom Englischen Hof aus ging der Marchese auf das Telegraphenamt und gab ein Telegramm auf. Das Telegramm ging nicht an seine Botschaft, nicht an einen Freund oder eine Freundin. – Der Empfänger, – Herr Baron, – – war – der Herzog von Gramont – –!!«

Baron von Werther fand nicht sofort eine Antwort. Was er in den letzten 15 Minuten erfahren hatte, schien ihm derart überraschend, undenkbar, sensationell, daß er, wie vor den Kopf geschlagen stand.

Seine Augen richteten sich mit einem sichtbaren, schwer zu unterdrückenden Mißtrauen auf die ruhig vor ihm sitzende, elegante Frau. Das Mißtrauen stieg von Sekunde zu Sekunde.

Wer war diese Frau eigentlich? – Er kannte sie kaum! Eine Abenteurerin, die Courtisane eines kleinen, exotischen Diktators; und die verdächtigte einen Ehrenmann, einen Diplomaten, der aus einem alten habsburgisch-italienischen Geschlechte stammte?

Ohne es vielleicht zu wollen, schüttelte er wie abwehrend den Kopf.

Musette fühlte das Mißtrauen, das bei dem alten, vornehmen Diplomaten gegen sie emporwuchs.

»Herr Baron!« sagte sie kurz. »Ich kann Sie nicht zwingen, mir zu glauben; ich hielt es aber für meine Pflicht, Sie aufzuklären. Mag daraus entstehen, was will. Ich selbst, Herr von Werther, habe am Montag gegen 10 Uhr morgens den Mann, der sich Marchese von Vipiteno nennt, und der identisch ist mit dem früheren paraguayischen General Cimasoni, im Hotel ›Englischer Hof‹ in Baden-Baden beobachtet, habe gehört, mit eigenen Ohren, wie er nach dem Erbprinzen Leopold von Hohenzollern, von dessen spanischer Thronkandidatur ja die Zeitungen der letzten Wochen voll waren, fragte, und sah, daß er von ihm empfangen wurde. Wenn Sie mir nicht glauben, Herr Baron, so kostet Sie die Sache nur ein Telegramm nach Baden-Baden. Eine Anfrage bei dem Prinzen Leopold.

Ich – Herr Baron – habe Ihnen nichts mehr zu sagen. – Ich bitte mich verabschieden zu dürfen!

Guten Morgen, Herr Baron – –!«

Karl Freiherr von Werther stand wie angewurzelt an der Wand des kleinen Salons. Jetzt trat er schnell auf die Frau zu, die ihren Réticule aus Samt und Perlen aufgenommen hatte und nach der Tür gehen wollte.

» Madame de Lanory!« sagte er fast flehend. »Sie sehen mich verwirrt und werden meine Gefühle vielleicht verstehen. – Ich wäre untröstlich, wenn Sie mich jetzt verlassen wollten. Gerade jetzt scheint mir eine Aussprache dringend nötig.

Ich schäme mich geradezu, Ihnen meine Hilfe vorhin angeboten zu haben.

Ich – – ich brauche Sie, Madame! Brauche Ihre Hilfe! Bitte versagen Sie mir Ihre Mitarbeit nicht! Helfen Sie mir, denken Sie an unseren gemeinsamen Freund Lopez! –«

Musette blieb unter der Tür stehen.

»Gut, Herr Baron!« erwiderte sie. »Darüber läßt sich reden! – Aber bitte, machen Sie mir im Augenblick keine präzisen Vorschläge. Überzeugen Sie sich erst, daß ich Ihnen die volle Wahrheit gesagt habe. Nochmals – bitte, keine weiteren Vorschläge! Ich kann mir etwa denken, worin diese bestehen könnten. – – Ich bin keine Spionin von Format! –«

»Mein Gott! Gleich dieses Wort, Madame?!«

»Es trifft den Nagel auf den Kopf. Ich wiederhole, Herr Baron: Musette de Lanory ist keine Abenteuerin. – Sie ist für Geld, auch für sehr viel Geld nicht zu haben. – – Lopez hat in geradezu generöser Weise meine Zukunft sichergestellt, und – – Politik – preußische – italienische – oder französische Politik geht mich nichts an.

Aber, wenn ich Ihnen helfen kann, einen Schurken wie Cimasoni zu entlarven, einem Lumpen, dessen Verbrechen auch der Tod nicht sühnen könnte, endlich und nachdrücklich das Handwerk zu legen, dann, Herr von Werther, können Sie auf mich zählen! – Dann bin ich die Ihre!«

Musette reichte dem Botschafter die kleine, weiße Hand, die nur ein einziger Ring mit einer großen Perle zierte.

Baron von Werther zog diese Hand an die Lippen.

Jetzt erst glaubte er, zu verstehen, warum diese kluge, prächtige Frau in eingeweihten Kreisen die ›Pompadour von Paraguay‹ genannt wurde.


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