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Vierzehntes Kapitel

Im Dunkel der Nacht. – Ein Päckchen an Heiner Reinhardt. – Etwas Wunderbares aus anderer Gegend. – Im Zigeunerlager und von einer, der man gehorchen muß. – Von viel braunen Kindern, und warum die Bosche grollt und keine Melonen mag.

 

Zinna war damals mit ihrem Begleiter im Dunkel der Nacht verschwunden, und lange Zeit, jahrelang blieb sie für die, die das Zigeunermädchen lieb hatten und die ihr Glück gewollt, verschwunden. Immer wieder, wenn irgendwo eine Zigeunerhorde auftauchte, sandte die Fürstin Boten aus, um etwas über die Verlorene zu erfahren, aber meist war es vergeblich. Einmal – es mochten sechs Jahre nach Zinnas Fortgehen sein – erzählte ein brauner Geselle, der dem Wirt unten im Dorf ein Pferd verkaufte, und den man auch nach Zinna befragte, sie sei damals zurückgekehrt, und sie alle hätten gesagt: Wer unter den Herrenleuten gewesen sei, der taugt nicht mehr zu den Genossen. Aber das Mädel habe sich sofort wieder in das alte Leben eingewöhnt, sie habe den Joseph, der wegen seiner kranken Füße immer habe liegen müssen, besser gepflegt als die Bosche es gemacht habe, wenigstens seien seine Schmerzen bald erträglicher geworden, obgleich das Mädel nur frisches Wasser anwandte und die Umschläge von Mausfett und Dachsschmalz weggelassen habe. Neue Sitten habe sie freilich in des Josephs Wagen mit unnötigem Aufgeräume und Putzen eingeführt, und mit der Bosche und den andern Frauen habe sie sich am Anfang nicht zum besten gestellt, weil sie erklärte, nicht mehr wahrsagen und tschorawa zu wollen, was die Zigeuner »sich aneignen«, aber übertrieben ehrliche Leute »stehlen« heißen. Er selber sei seit vier Jahren der Bande, zu der er damals gehört habe, nicht mehr begegnet, soviel er wisse, sei ihr Zug mehr und mehr dem Sonnenuntergange zu gegangen, und was seither geschehen sei, könne er nicht sagen ...

Manchmal wollten die fürstlichen Damen, wenn sie von dem Zigeunermädchen sprachen, das eine Zeitlang eine solche Rolle im Hause gespielt, und das Winifred so sehr am Herzen gelegen hatte, bitter werden über dieses gänzliche Stillschweigen und über die scheinbare Undankbarkeit. Der Fürst aber meinte, »undankbar« sei vielleicht das richtige Wort nicht, und er glaube viel eher, daß das Mädchen deshalb schweige, weil es sich selber nicht traue und fürchte, wieder Gelüste nach dem andern Leben zu bekommen.

War der Versuch mit Zinna auch scheinbar mißlungen, so erlebte die Fürstin mehr und mehr Freude an ihrem andern Zigeunerkinde, ihrem Patchen. Heiners Heimat und Lehrstätte war noch immer das Blindenasyl, wo er mehr und mehr Fortschritte in allem, was man dort lernen konnte, machte. Er vermochte nun nicht nur Geschichtenbücher, sondern auch allerlei Belehrendes zu lesen. Er spielte nett und geläufig auf seiner kleinen Geige, wenn auch lange nicht so talentvoll wie der Tetia, und formte und schnitzte noch immer. Und das sollte für die Zukunft sein Broterwerb werden.

Der Heiner hatte wohl sein schwarzes Zigeunergesicht mit dem krausen Haar beibehalten, aber im Denken und Wesen war er ein Deutscher, und der Inspektor meinte manchmal: »Wenn uns alle so viel Freude machen würden wie unser Zigeunerle, dem wir, als er ankam, gar nichts Gutes zutrauten, so wäre es recht.«

Auch Heiner hatte seither keinerlei Nachricht von Zinna erhalten, aber sie war ihm deshalb nicht aus dem Sinn gekommen. Schwester Martha ermahnte ihn auch täglich, er solle niemals diejenige, die ihn einst so lieb gehabten seinen Gebeten vergessen, denn »weißt, Büble, die braucht's, für die sorgt man da draußen in der Welt nicht so wie für dich hier«.

Schwester Martha war das Schicksal dieses Mädchens, das sie damals bei dem Besuch auf dem Schlosse wirklich liebgewonnen hatte, ein wahres Herzensanliegen, und sie sorgte sich mit den Damen dort um sie. Einmal, es mochte kurz nach Zinnas Entweichen aus dem Schlosse gewesen sein, kam der Pförtner der Anstalt und brachte für den Heiner Reinhardt ein Päckchen mit allerlei guten Sachen, wie man sie bei einem Feinbäcker findet. Eine absonderliche Frauensperson, die nach nicht viel Rechtem ausgesehen, habe es ihm in der Dämmerung übergeben, berichtete der Mann. Ein anderesmal – etwa zwei Jahre später – kam wieder solch ein Paket mit den Worten:

»Ich hab' Dich am Fenster gesehen, mein Heinerle, und weiß nun, daß Du gesund bist. Ich bin es auch, aber der Vater noch nicht. Das Leben ist schwer, aber Deine Zinna weiß jetzt, daß den, der im dunkeln Tale geht, eine Hand hält. Das hat mir eine gesagt, die zu frühe durchs Perlentor eingegangen ist.

Zinna.«

Der Heiner wußte nicht recht, was er aus diesem Briefe machen sollte, aber Schwester Martha erschien er wertvoll, und sie schickte ihn sofort den Damen auf Alten-Leien, wo große Freude und Rührung darüber herrschte.

»Warum, aber warum schreibt sie uns denn nie selber?« klagte die Fürstin immer wieder aufs neue.

 

Im Sommer darauf kamen Gäste nach Alten-Leien. Es waren gräfliche Verwandte aus dem Ungarlande, die mit Autos, Kindern und Hunden kamen und einen großen Umtrieb auf dem Schlosse verursachten. Wolf-Dieter ritt mit den Vettern und Basen aus, man machte Ausflüge in der Umgegend zu Pferd und zu Wagen und besuchte benachbarte Freunde auf ihren Schlössern. Nun war Regenwetter eingetreten, und die Herren saßen rauchend beisammen in der Bibliothek, die Jugend machte Spiele, und die Damen tranken bei der alten Gräfin, die jetzt beinahe gar nicht mehr ihr Zimmer verließ, ihren Tee. Da kam die Rede auch auf den blinden Heiner, und die Fürstin erzählte, welche Freude sie an diesem Buben erlebe, und wie er jetzt beinahe erwachsen sei und sie sich eifrigst überlege, auf welche Weise er nun wohl am besten sein Brot verdienen könne. Von Zinna sprach die Fürstin nicht, es war ihr noch immer so schwer, über das verschwundene Mädchen zu reden.

Da fing eine der Damen ganz von ungefähr an: »Ach, die Zigeuner! Da hab' ich, als wir vor einigen Wochen auf unserem Schloß in Galizien waren, etwas ganz Wunderbares erlebt. Meine Schwester und ich machten eine Fahrt an den Fluß. Da, wie es dort so manchmal geschieht, bei einer Biegung, ehe wir uns recht versahen, waren wir mitten in einem Zigeunerlager. Man mochte es fast ein Dorf heißen, so groß war es, und so viele Zelte standen hier beisammen. Es war auch einer der Plätze, wo die Zigeuner sich oft längere Zeit aufhalten. Sehr behaglich ist's einem gerade nicht, wenn man in so etwas hineingerät, denn in der Weltabgeschiedenheit dort kam es schon vor, daß Herrenleute, wie sie sagen, mit Roß und Wagen verschwunden sind. Nun waren wir aber drinnen, und es gab keinen andern Weg für uns als die Gasse, welche die Zelte bildeten, hinunterzufahren, denn wenden konnten wir nicht. Sofort waren wir, wie dies bei Zigeunern immer der Fall ist, umringt von Bettlern, kleinen und großen, halbbekleideten und gar nicht bekleideten. Auch recht unheimlich aussehende Kerle waren darunter, die, wenn sie auch nicht gerade den Pferden in die Zügel fielen, doch dieselben zwangen, langsamer zu fahren. Wir gaben beide alles her, was wir zufällig in unseren Börsen hatten.

Als aber nichts mehr vorhanden war, da wurde die Lage kritisch. Sie glaubten uns nicht, als wir die leeren Geldbeutel mit möglichstem Humor in die Höhe hoben, und plötzlich stiegen ein paar freche Kerle auf unseren Wagentritt, und einer von ihnen streckte die Hand nach den funkelnden Brillantohrringen meiner Schwester aus. Wir schrien beide unwillkürlich, und der Kutscher hieb fluchend auf die Pferde ein, die, sich bäumend, vergebens Bahn zu schaffen suchten. Da, im Augenblick wirklicher Not, drängte sich eine Frau durch die Menge. Es war auch eine Zigeunerin mit dem üblichen bunten Kopftuch, aber ihr Anzug war, wenn auch äußerst schlicht, so doch viel pünktlicher und reinlicher als der der anderen Frauen. Das fiel uns natürlich erst später auf, für den Augenblick hörten wir nur, wie sie gebieterisch rief: › Me ládschwá!‹ (schämt euch!), worauf die jungen Kerle sofort den Wagentritt verließen und sich wie gescholtene Hunde davonmachten. Die Frau trat nun an unseren Wagen, und zu unserer Verwunderung sagte sie in reinem, gutem Deutsch: ›Die Herrinnen wollen verzeihen, daß sie belästigt wurden; jek Sinto (ein Zigeuner) kann schwer Glänzendes sehen.‹ – Etwas wie Wehmut flog dabei über ihre Züge. – ›Wenn ich darf, will ich mitfahren durch das Tschipenn (Lager).‹ Damit machte die Frau Anstalt, sich zum Kutscher auf den Bock zu schwingen. Etwas in dem Wesen dieser Zigeunerin zog mich gewaltig an, und da ich mir schon lange gewünscht hatte, ein solch großes Lager zu sehen, und da ich fühlte, daß wir in dieser Frau eine Beschützerin haben würden, so faßte ich den Mut, ihr zu sagen, ob sie uns wohl gestatten würde, ein bißchen zu verweilen. Einen Augenblick besann sie sich, dann aber nickte sie und sagte mit einer hoheitsvollen Gebärde: ›Wenn die Herrinnen wollen, so bin ich bereit, ihnen meine Wohnstätte zu zeigen.‹ Sie stellte sich schlank und frei, mit der rechten Hand sich nur ein wenig haltend, auf unseren Wagentritt. Unsere Aufforderung, sich doch hereinzusetzen, lehnte sie kurz ab. Und dem nur widerwillig fahrenden Kutscher die Richtung angebend, fuhren wir die Gasse hinunter. Die Frau mußte eine große Macht auf die andern ausüben, denn wo sie abwehrend die Hand ausstreckte, da zogen sich solche, die zum Betteln bereit waren, sofort zurück.

Die Heimstätte der Frau war ein grün angestrichener Wagen, wie man sie bei uns in Ungarn und in Galizien zu Hunderten sieht. Von außen war er nichts Besonderes, aber als sie uns einlud, einzutreten, da waren wir aufs höchste erstaunt, welch peinliche Ordnung in dem Raum herrschte. Eine kleine Küche mit blitzblankem Geschirr, Tisch und Bank in einer Ecke, darüber etliche eingerahmte Bilder und, was mich am meisten wunderte, schräg dahinter ein geschnitzter Christus am Kreuz, etwas wirklich Hübsches.

›Wo haben Sie den her?‹ fragten wir unwillkürlich, worauf sie nur kurz erwiderte: ›Den hat mein Bruder geschnitzt, – er ist ein Künstler!‹« ...

Bis hierher kam die Dame in ihrer Erzählung, als sie sich plötzlich heftig am Arm erfaßt fühlte und die Fürstin laut ausrief: »Zinna! – Das kann niemand anderes gewesen sein als unsere Zinna!« Und mit kurzen, fliegenden Worten teilte sie den Verwandten die Geschichte ihres Zigeunermädchens mit.

Mit allgemeiner Spannung hörten die Anwesenden zu, und die Base, die erzählt hatte, ward nun von der Großmama und der Fürstin bestürmt, ihnen doch alles, alles zu sagen, was sie etwa noch von der Zigeunerin wisse, – jede Kleinigkeit interessiere sie aufs höchste. Darauf fuhr die Dame fort zu berichten, wie die Frau ihnen dann ordentlich und nett aufgetischt, Melonen, Brot und frisches Wasser, das sie vor ihren Augen aus einer ganz naheliegenden Quelle schöpfte, vorgesetzt habe. Dann seien sie unter ihrer Führung, nachdem zwei junge Zigeuner zum Schutze des Wagens und des Kutschers beordert worden waren, zu Fuß durch das Lager gegangen, und es sei ihnen aufgefallen, mit welcher Achtung man überall ihre Begleiterin empfangen habe. Besonders reizend sei es gewesen, wie aus allen Zelten und Wagen kleine und große Kinder bei ihrem Erscheinen sofort auf sie zusprangen, sie an den Händen faßten und ihre schwarzen Köpfe aus Scheu vor den Fremden in den Falten ihres Kleides verbargen. Ein paarmal wurde sie auch von Frauen und Männern angehalten, die offenbar geschwind etwas fragten, und sie entschuldigte sich dann bei uns, es gebe da und dort ein Krankes, und die Leute hätten Vertrauen zu ihr. In der Mitte des Lagers, auf einem etwas freien Platz, lag auf einem alten, bunten Teppich zusammengekauert ein altes Weib!« ...

»Die Bosche – ach, die Bosche!« fiel die Fürstin mit ganz gerührter Stimme hier ein.

»Ja, Bosche oder so etwas rief unsere Begleiterin diese alte, echte Zigeunerin an, die, eine Pfeife in dem eingefallenen, zahnlosen Mund, uns höchst mißtrauisch betrachtete. Ganz besonders freundlich redete die junge Frau mit der Alten, aber sie schien uns die einzige zu sein, die unsere Begleiterin nicht leiden mochte. Kurz und mürrisch waren ihre Antworten, die wir natürlich nicht verstanden, und mürrisch blieb auch ihr Gesicht, als ein großes Stück mitgebrachter Melone neben sie hingelegt wurde.

›Sie ist alt, unsere Mame (Großmutter)‹, sagte die junge Frau entschuldigend. ›Und weil ich nicht leide, daß sie ihre Zauberkunst treibt, so bin ich nicht in ihrer Gunst.‹

Wir kehrten nun wieder zurück, und als wir an dem grünen Wagen ankamen, hörten wir eine Stimme aus der inneren Abteilung – wohl dem Schlafraum – rufen, und wenn ich mich jetzt recht besinne, so glaube ich wirklich, es war der Name Zinna. Als die Zigeunerin nach einiger Zeit wieder zu uns trat, – wir hatten es uns wirklich in dem netten Eckplätzchen behaglich gemacht und uns erfrischt, da sagte sie: ›Ich habe einen Vater, der ist seit Jahren krank. Er hat sich im kalten Herbstwind, als er vor Jahren einem Wild nachjagte, die Füße erkältet und ist beinahe lahm.‹«

»Dieses Wild war sicher die saubere Lolischei, sein Weib, die ihn verließ«, erklärte die Fürstin.

»Es war nun Zeit«, fuhr die Dame fort, »daß wir uns wieder zur Heimfahrt anschickten. Bevor wir den Zigeunerwagen verließen, konnte ich mich nicht enthalten, dieses schöne, noch jugendliche Geschöpf zu fragen, woher sie so gut Deutsch könne und in manchem so auffallend von der Zigeunerart absteche.

Da hob sie stolz den Kopf und sagte: ›Sie täuschen sich! Zigeunerin bin ich und Zigeunerin bleib' ich, aber ich war eine Zeitlang bei guten Herrenleuten, – daher mag's wohl kommen, daß ich ein wenig anders bin als die Meinigen!‹ Ihr Blick streifte dabei die Lichtbilder an der Wand, die ich mir gar zu gern noch angesehen hätte, aber draußen wurden die Pferde unruhig, und dann war es doch auch an der Zeit, unser Abenteuer zu beenden!«

»Das waren unsere Bilder und die von Winifred«, sagte die Fürstin schmerzlich bewegt, und als die Dame, sich erinnernd, sagte: »Ja, nun verstehe ich auch, warum sie etwas von einer Komtesse und von einer Lichtgestalt, die zu den heiligen Engeln gegangen sei, murmelte. Ich mochte nicht weiter fragen, denn die Sonne war schon am Untergehen, und der Kutscher drängte zum Einsteigen. Diesmal ließ die Zigeunerin sich bewegen, auf dem Rücksitz Platz zu nehmen, und wir fuhren unbehelligt die Zeltgasse wieder zurück, nur gefolgt von schwarzen, durchbohrenden Blicken, einigen Hunden und viel braunen Kindern im Adamskostüm. Als wir bedauernd sagten, daß wir leider nichts mehr für sie hätten, da erwiderte unsere Begleiterin lächelnd: ›Daran denken sie jetzt auch nicht, – sie wollen nur nachher wieder den Weg mit mir zurück gehen!‹

›Sie lieben Kinder scheint's sehr?‹ fragten wir, worauf sie mit leuchtenden Augen sagte: ›Ja, sehr!‹ Und damit schieden wir voneinander, denn wir waren am Rande des Lagers angekommen. Unseren Dank wies sie kurz und stolz zurück mit den überraschenden Worten: ›Kommen Sie nicht wieder, – ich bin nicht immer da!‹«

Als die Erzählung zu Ende war, bestürmten die Fürstin und die, welche Zinna gekannt hatten, die Base, ihnen doch zu sagen, ob diese Bande sich wohl noch an demselben Orte aufhalte, und ob man dorthin schreiben könne. Die Dame aber sagte, daß schon ein paar Tage nachher das Lager abgebrochen worden sei, und daß ein junger Zigeuner von dort, der in den Schloßhof gekommen und dort wunderbar gegeigt habe, die Äußerung getan habe, sie zögen diesmal alle noch weiter fort, – wohin, das wisse er selber nicht.

Der Fürst und die Fürstin schrieben sich nun genau den Namen der Ortschaft auf, in deren Nähe das Lager gewesen war, und erkundigten sich beim Postamt, wie ein Brief etwa zu den damals dort lagernden Zigeunern gelangen könne. Aber da jetzt schon eine längere Zeit seit dem Abbruch des Lagers verflossen war, so konnte trotz allem Bemühen niemand und nichts mehr ermittelt werden. –

Die Gäste reisten wieder ab, auf dem Schlosse lebte man wieder im Alltagsgeleise, aber in den Herzen der beiden fürstlichen Frauen war nun doch durch das, was sie gehört hatten, wieder ein warmes Empfinden geweckt worden, und gar manchmal sagten sie zueinander: »Wir haben nun doch die Gewißheit, daß unsere Zinna nicht verkommen, daß unser Werk an ihr doch nicht ganz vergeblich gewesen ist!« Aber je mehr sie sich dieser Gewißheit freuten, desto mehr stieg der Wunsch in ihnen auf, diesem eigenartigen Wesen noch einmal im Leben wieder zu begegnen, wobei aber doch tief innen etwas wie ein leiser Groll sitzen blieb, daß Zinna, die doch so treu und anhänglich gewesen war, sich so gänzlich von denen fernhielt, die ihr Gutes getan hatten.


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