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Sechstes Kapitel

Des Heinerles Grauen vor dem Bad. – Eine schwere Nacht, und wozu die Zweige eines Birnbaums dienen können. – »Heiner, mein Heiner!« – Warum die mit der weißen Haube sagt: »Das ist ein leichtfertig Volk!« – »Bist du immer so lieb?« – Wie der Heiner glaubt Igelbraten zu essen.

 

Dieser Brief war angekommen, und nach vielem Jammern, Reden und Gegenreden und viel lebhaften Gebärden, Geschrei und Weinen in der Zigeunersippe war das Büblein in die Blindenanstalt gebracht worden. Der Dade hatte schließlich den Ausschlag gegeben, wenn es ihm selber auch gräßlich war. Ein Zigeunerkind aus dem Verbande wegzugeben, war noch nicht oft dagewesen, aber dieses blinde Geschöpf täglich ansehen zu müssen und nicht helfen zu können, war noch schlimmer.

Zinna hatte sich anfänglich mit allen Kräften dagegen gewehrt, und es gab die größte Szene zwischen ihr und den andern, besonders da sie die alte Bosche auf ihrer Seite hatte. »Ich bring' mich um, wenn ihr mir meinen Heiner nehmt! Daja, leid' es doch nicht! Der Bub würde sich ja die armen Äuglein vollends ausweinen, wenn er unter lauter ganz fremde Leute kommt! Ich kenne ihn, und wer ihn von mir wegreißt, dem kratze ich die Augen aus.«

Als aber alles Schelten, Wüten, Toben und Weinen nichts nützte und der Dade das Machtwort gesprochen hatte, da war Zinna plötzlich merkwürdig still geworden. Sie zeigte auch keinerlei Freude darüber, als man ihr sagte, sie dürfe mit der Mutter den Kleinen in die Anstalt bringen. Woher sollte da auch Freude kommen? Immerhin aber blieb sie vernünftig beim tränen- und wortreichen Abschied der Stammesangehörigen, als sie mit dem Heiner fortgingen. Sie blieb auch zur Verwunderung von Mara ruhig, als sie nach einer kurzen Eisenbahnfahrt zur Stadt kamen und vor der Blindenanstalt standen. Nur zwischen den Augen grub sich immer tiefer eine Falte, die ihrem sonst so hübschen Gesicht einen finsteren Ausdruck verlieh. Die Ankommenden waren von Alten-Leien aus angekündigt und wurden freundlich von dem Inspektor der Anstalt empfangen.

Heinerle, der nach all dem Gewirr und der Unruhe der letzten Tage gar nicht recht wußte, was mit ihm geschah, und nur so viel herausfühlte, daß es etwas sei, was ihn von seiner Zinna trennen sollte, klammerte sich, als er so viele fremde Stimmen hörte, immer fester an ihren Hals. Eine Pflegerin wollte den Kleinen auf ihren Arm nehmen und sagte freundlich: »Komm nur, du kleiner, schwarzer Mann, du wirst's gut bei uns haben und wie die andern bald gern bei uns sein!« Aber da fing der Heinerle laut an zu schreien und sich zu wehren, und keine guten Worte und keine guten Sachen vermochten, seine Zinna loszulassen, auch nicht, als diese ihn nach einem guten Nachtessen, das aber das Kind und die beiden Frauen unberührt ließen, in sein künftiges schönes, reinliches Bettchen gelegt hatte.

»Mit dem Baden wollen wir warten bis morgen, wo das Kind hoffentlich ruhiger geworden ist«, sagte die Wärterin zu der Vorsteherin, die man auch zur Hilfe herbeigerufen hatte. Auch noch baden! dachte Zinna. Ganz mit dem Wasser in Berührung zu kommen, ist für den Zigeuner der Schrecken aller Schrecken.

Mara, die von ihrem Mann in einem Wirtshause erwartet wurde, mußte unter Tränenströmen nun fort, doch war sie so vernünftig, sich keinen lauten Ausbrüchen hinzugeben, damit ihr Bub nicht noch mehr aufgeregt würde. Sie mußte auch so heftig husten, daß sie kaum mehr mit den Kindern reden konnte.

Was Zinna anbelangte, so bat sie die Vorsteherin, noch dazubleiben, bis der Kleine eingeschlafen sei, dann aber solle sie sich leise entfernen. Morgen werde man dann schon mit dem Kinde fertig werden. Es habe manches bei der Aufnahme schon bitterlich geweint, und nach ein paar Tagen habe es nicht mehr zu den Seinen zurück wollen.

Zinna hatte bei diesen gutgemeinten Worten nur ein verächtliches Lächeln. Sie glaubte ihren Heiner zu genau zu kennen, als daß der sich so bald bei fremden Leuten eingewöhnen würde, und sie wußte auch genau, was sie dann wollte. Zinnas Hand in seiner kleinen, braunen fest haltend, hatte das arme Kerlchen verschiedene Male gefragt: »Wo bist du denn? Was tut man denn? Wo liege ich nur?« Er tastete an den Gitterchen seiner Bettlade herum und strich immer wieder über die weiche Federdecke. »Bin ich denn in einem Wagen? Wohin fahren wir, Zinna? Komm, leg dich neben mich zum Schlafen!«

Mit zusammengepreßtem Munde saß diese neben ihrem Liebling, und als dieser gar keine Ruhe finden wollte, sagte die Wärterin, die immer wieder mütterlich nachgesehen hatte: »Vielleicht bleibst du doch diese Nacht besser noch bei ihm, wenn's dir nichts ausmacht, und morgen in aller Frühe kannst du dich ja dann still entfernen.«

Leise wurde das Nachtlicht herabgeschraubt, still wurde es im ganzen Hause, und noch immer hielt die kleine braune Hand die der Schwester fest. Aber nach und nach senkte sich doch der Schlaf über das aufgeregte Kind, und auch Zinnas Augen fielen schließlich zu. Sie war so müde, ach, so schrecklich müde, wie noch nie in ihrem ganzen Leben. Gegen Morgen aber schreckte sie plötzlich in die Höhe, und mit einem Ruck war sie sich bewußt, wo sie sich befand, und was dieser Tag bringen werde. Da fiel die ganze Last wieder auf ihre Seele, und trostlos blickte sie auf den kleinen Schläfer. Dann aber stand sie plötzlich leise auf, zog die Schuhe von ihren Füßen und besah sich beim Dämmerlicht das Zimmer. Ein großes, unbenütztes Bett stand noch darin. Da schlief später, wenn der Kleine ruhiger geworden, die Wärterin, und vielleicht, hatte sie gesagt, kämen später noch ein paar andere Kinder hier herein. Dann untersuchte Zinna das Fenster, das in den Garten hinaus ging. Breite Zweige eines Birnbaums reichten zu ihm hin, und vorsichtig den Riegel öffnend, schaute sie hinaus. Das Zimmer lag im ersten Stock, und befriedigt schloß sie das Fenster wieder zu. Dann ging sie zur Türe, und nachdem sie diese leise geöffnet hatte, sah sie in den matt beleuchteten Gang hinaus, der auf die Treppe mündete, welche ins Freie führte. Dort waren sie heraufgekommen, da war nichts Neues zu sehen.

Wieder setzte sie sich an das Bettlein und sah unverwandt auf das noch ruhig schlummernde Kind. Ganz außer sich kam sie aber, als – die Sonne lugte schon durch die Blätter der Bäume – ein schriller Glockenton durch das Haus erschallte und gleich darauf die Wärterin hereintrat.

»Jetzt ist's Morgen, und wir müssen daran denken, unsere Kindlein zu besorgen«, sagte sie sehr freundlich. »Du wirst wenig geschlafen haben, – du tust mir leid! Und nun, in Gottes Namen, mußt du halt gehen, am besten ohne Abschied, so ist's für euch beide und uns leichter«, fügte sie herzlich hinzu.

Aber der Heinerle war bei dem Glockenton aufgewacht und in die Höhe gefahren. Er rief: »Zinna, wo bist du?« und tastete nach ihrer Hand. Da raffte sich das junge Mädchen zusammen und stand mit einem jähen Ruck auf. Gottlob, dachte die Wärterin, denn es war ihr doch recht bange, wie es wohl mit diesen jungen Wildlingen gehen werde. Aber alles verlief viel besser, als sie befürchtete. Zinna beugte sich über das Kind, und indem sie sein Händlein fest drückte und mit der andern Hand ihm über das wirre, schwarze Köpflein strich, sagte sie: »Heiner, mein Heiner! Die Zinna muß jetzt ein wenig zu der Daja gehen, und du bleibst da brav liegen!«

Als aber der Bub, nichts Gutes ahnend, angstvoll auch ihre andere Hand erfaßte und flehte: »Nicht fortgehen, o nicht fortgehen!« da beugte sich Zinna noch tiefer zu ihm herab, und den Kinderkopf fest in ihre Arme nehmend, flüsterte sie in hastiger Eile und in einer der bange harrenden Wärterin gänzlich unverständlichen Sprache dem Kleinen eine ganze Menge Sätze ins Ohr, sich mehr und mehr bei diesem Reden von ihm loslösend. Und merkwürdig, das Kind wurde nun auch ruhiger, und Zinna schritt, sich aufrichtend und ihr Bündel, das sie mitgebracht hatte, ergreifend, stolz zur Tür. In ganz leichtem Ton sagte sie: »Lebt wohl, ich gehe jetzt!« und damit war sie draußen.

's ist eben doch ein leichtfertig Volk, dachte die Schwester, und ein oberflächliches dazu! Zuerst dieses gräßliche Getue, und schließlich läuft man fort, als wäre so eine Trennung gar nichts, und sagt einem nicht einmal ein Wörtlein, wie es sonst die Angehörigen tun, die einem tausendmal ans Herz legen, wie es ihre Kinder gewöhnt sind. Na, Gott sei's gedankt, mit diesem Büblein hier hätten wir uns ja doch nicht nach den seitherigen Gewöhnungen richten können!

Freundlich und liebevoll, denn sie meinte es wirklich gut mit ihrem Pflegling, nahte sich die Schwester dem Kinderbett und sagte: »Nun, Büblein, sag mir jetzt auch einmal, wie du heißt!« worauf der Kleine ohne weiteres ganz frisch antwortete: »Heiner«.

»Wollen wir jetzt aufstehen, Heiner, damit du dann deine Milch trinken kannst?« fragte sie wieder freundlich.

Der Bub sprang sofort in die Höhe und wollte mit den Füßen heraus, in dem Glauben, er sei wie daheim gleich mit ihnen auf dem Boden, denn sein Lager war bisher ja nur auf einem alten Teppich auf dem Erdboden gewesen. Da hob ihn die Schwester heraus, wogegen er sich ein bißchen wehrte, aber es dann doch geschehen ließ.

Und als der schlanke, kleine Bursche stand, da wollte er auch gleich davonlaufen, aber die Schwester lachte und sagte: »Halt, halt, so geschwind geht's nicht, wir müssen uns doch zuerst waschen und anziehen lassen!« Sie führte ihn zu einem kleinen Tisch mit Waschgeschirr, wo sie ihm Gesicht, Augen und Hände mit Seife gründlich wusch, – das Bad sollte wegen etwaiger Aufregung erst abends vorgenommen werden. Aber schon das Waschen erschien dem Heinerle als etwas sehr Ungehöriges. Man tat's doch nur an den Festtagen und auch da nicht so gründlich. Aber der weiche Schwamm war nicht so unangenehm wie Mutters Strohwisch, und dann roch etwas so gut, daß das Büblein fragte: »Sind Blumen hier? Sind wir auf der Heide?«

Da lachte die Schwester und meinte: »Du wirst wohl die Seife meinen!«

Nun streifte sie ihm sein unsauberes Hemdchen herunter. Als sie aber sah, daß das nackte Körperchen nicht nur von der Zigeunerhaut ganz braun sei, sondern auch recht schmutzig, da vermochte sie nicht mit dem Bad zu warten. »So soll er halt ein bißchen schreien, wenn er's nicht gewöhnt ist, von den andern taten's am Anfang auch welche!« Und indem sie um das Kind ein Tuch schlang und es auf den Boden setzte, ging sie rasch in ein Nebenzimmer und machte einen Hahn auf, durch welchen das rauschende Wasser sehr bald eine kleine Badewanne füllte.

Heiner horchte auf, – so tat's ja, wenn sie an der Donau oder am Lech nächtigten, wenn die Flüsse rauschten und die Bosche sagte: »Nehmt mir den Buben in acht, daß er nicht an das Wasser kommt!« Wie unbehaglich das war in diesem fremden Raum.

Als die Wärterin gleich darauf wieder hereinkam, ihn auf den Arm nahm und sagte: »So, jetzt kommt mein Brauner ins Wasser, aus dem er nachher ganz schön weiß herauskommt«, da zappelte und schrie der Bub, als wolle man ihm ans Leben, und er schlug, stieß und kratzte wie die ärgste Wildkatze. Als ihn aber die Schwester unbarmherzig in das laue Element setzte, als er fühlte, daß er von einer festen Hand gehalten wurde, und als dieses weiche Etwas mit dem Blumenduft so linde diesmal über sein ganzes Körperchen fuhr, da merkte er doch, daß man nichts Schlimmes mit ihm vorhatte. Und wie er nachher in einem frischen Hemdlein und bequemen Höschen und Kittel steckte und die Schwester ihm eine Flasche mit Milch in die Hand gab, da war's dem Büblein auf einmal ganz merkwürdig wohl zumute, und es ließ sich auch einen gestrichenen Butterwecken recht gut schmecken.

Dann, als gerade das Verlangen nach seiner Zinna wieder aufwachen wollte, nahm ihn die freundliche Frau mit der weißen Haube – Umrisse vermochte der Heiner ja noch zu sehen – auf ihren Arm und sagte: »So, mein Büble, jetzt gehen wir zusammen zu den andern Kindern hinüber, und paß nur auf, wie nett und lustig es dort ist.«

Die Stimme der Schwester Martha gefiel dem Heiner, und er sagte zu ihr: »Sprichst du immer so, auch wenn du schimpfst?«

Da lachte die Schwester: »Geschimpft wird bei uns nicht, sondern man ist immer ganz lieb und brav miteinander.«

»Aber wenn man sich haut, da schreit man doch«, fragte Heinerle wieder. Doch die Schwester beruhigte ihn auch hierüber, daß hier ganz gewiß nie und niemand gehauen werde.

Das flößte dem Kind offenbar Vertrauen ein, und es hielt der Schwester Hand fest, als es durch einen Gang ging und sie in ein Zimmer eintraten, aus dem lauter frohe Kinderstimmen erschollen.

»Sind wir im Lager? Wo ist die Daja, die Mame und meine Zinna?« rief der Kleine erregt, horchte aber hoch auf, als plötzlich die Töne eines Harmoniums erklangen und hierauf die vielen lauten Stimmlein verstummten. Gleich darauf erscholl ein vielfacher Kindergesang, und Heinerle sagte: »O, das ist schön – ist das schön! 's ist doch nicht die Geige vom Tetia oder die Harfe der Schellata? Was tut so?«

Als ihm nun die Schwester erklärte, das seien lauter Kinder, Buben und Mädchen, die gleich ihm nicht gut oder gar nichts sehen konnten, deren Stimmlein er aber hier höre, und wenn er Freude daran habe, so dürfe er auch singen lernen, da sagte der Bub aufs entschiedenste: »Nein, singen mag ich nicht, das tun sie nur, wenn sie aus dem Wirtshaus kommen und zu viel getrunken haben, und dann wacht man auf, und die Ohren tun einem weh.«

Bald aber merkte der Kleine, daß Singen und Singen zweierlei sei, und er blieb ganz still und horchend neben der Schwester sitzen. Nachher aber faßten ihn einige Kinderhände hüben und drüben, und er wollte schon wieder fragen: »Bin ich denn im Lager?« Aber diese Händlein waren so viel weicher als die seiner Spielgenossen, und sie zerrten ihn gar nicht so herum wie der Jano, der Wenzel und der Schandor, sondern sie führten ihn an einen Tisch und gaben ihm allerlei Spielzeug in die Hand.

»Da, du! Wie heißt du denn?« Und als sie den Namen Heiner gehört hatten, da kam immer wieder ein anderes her und sagte: »Da, Heiner, fühl einmal, das ist ein Schaf – da, Heiner, nimm's einmal in die Hand, das ist ein Bär«, und der Heinerle, der doch noch ein bißchen sehen konnte, freute sich furchtbar, und er sagte, indem er schnell ein Kasperle, einen Bären und einen Hund in seine Arme drückte und damit davonlaufen wollte: »Das nehm' ich mit, und jetzt geh' ich wieder fort.«

Die Schwester, die einen neuen Ausbruch von Freiheitsdrang befürchtete, ließ ihm vorderhand die Dinge und sagte nur: »Ja, ja, wir gehen bald fort – hinunter in den Garten, und da kannst du mit den andern herumspringen und Spiele machen.«

In den Garten! Was hatte die Zinna ihm noch zugeflüstert heute in aller Frühe, ehe sie fortgegangen? Daß er, der Heiner, nur ganz stille sein solle, er brauche gar nimmer zu weinen, denn morgen schon werde sie wiederkommen und ihn holen. Aber davon dürfe er der Frau in der weißen Haube gewiß nichts sagen, das müsse er ihr auf Ehre und Seligkeit versprechen. Und sie hatte auch sein Händlein geschwind ergriffen und das Schweigezeichen darauf gemacht. So klein Heiner war, so wußte er doch schon, daß es einem sehr schlecht gehe, wenn man trotzdem das sage, was man nicht sagen soll.

Der Tag verging dem Buben wie im Fluge, und er kam eigentlich auch gar nicht so recht zu sich vor allem dem, was anders war, und vor allen den vielen fremden Stimmen, die er hörte, die aber alle lieb und freundlich und teils sehr lustig waren. Und was für gute Sachen gab es zu essen! Noch viel bessere, als die Daja und die Bosche-Mame kochten. Als er aber bei einem Stücklein Kalbsbraten ganz entzückt fragte: »Wo habt ihr denn die Igel gefangen? Sie schmecken fein«, da erscholl ein lautes Lachen an dem Tisch. Die Hausmutter aber erklärte den Kindern sofort, daß es ganz begreiflich sei, daß der Heinerle glaube, er esse Igelbraten, denn das sei da, von wo er komme, der größte Leckerbissen. Heinerle nickte, es kam ihm nur so komisch vor, daß man das überhaupt erklären mußte.

Nun war's Abend geworden, die Sonne sank, die Kinder wurden zu Bett gebracht, und die Hausmutter sagte leise zu Schwester Martha: »'s ist doch über Erwarten gut mit dem kleinen Neuen gegangen.«

Der aber sollte nun schlafen und hatte doch noch so vielerlei zu denken. Aber als die Schwester ihm seine beiden Händchen nahm und zusammenlegte und irgend etwas von einem Vater sagte, der irgendwo im Himmel droben sei, da waren ihm plötzlich wieder sein Dade, die Mutter und Zinna mit Macht eingefallen, und er wollte schon wieder aus dem Bett herausspringen und davonlaufen, als ihm plötzlich deren Mahnung einfiel: »Ganz still bleiben – nicht weinen, mein Buberl – die Zinna kommt ganz sicher und holt dich!« und damit legte sich der Kinderkopf mit dem schwarzen Kraushaar auf die Seite, und die dunklen Wimpern legten sich schlafschwer auf die müden Augen.


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