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In eigner Sache

Ich habe dich und dein Auge gesehn,
Des Auges Blitz – und da war's geschehn:
Er hat mir das Herz versengt und verbrannt,
Er hat mich für immer an dich gebannt.

(In Karl Mays Stammbuch 1910.)

Die seltsamen Verhältnisse, die durch das Gebaren »freier unabhängiger Forschung« gezeitigt wurden, brachten es mit sich, daß der lebende Verleger mit dem toten Dichter fast in eins verschmolzen wurde, und daß sich die »Wissenschaft« mit meiner bescheidenen Person mehr beschäftigte, als jener zuträglich und mir willkommen war. Dadurch gerate ich in eine Art unerwünschter Berühmtheit, und es scheint mir nötig, dieser Abwehrschrift auch in eigner Sache einiges beizufügen.

Ich stamme aus einer bayerischen Familie, die dem Staat viele Beamte und Offiziere gestellt hat. In dieser Familie wurden schon seit drei Generationen die Schriften Mays (aber nicht etwa nur diese!) mit Begeisterung gelesen, und als ich sieben Jahre alt war, lernte ich die ersten seiner Bücher kennen und lieben. Meine Mutter las sie uns vor; so erwuchs in mir frühzeitig die Neigung zur Lektüre, und Defoe, Cooper und May waren die ersten Dichter, die ich selbst lesen durfte. Genützt haben sie mir viel, und auch mein Schulbesuch litt nicht darunter, denn ich habe mit achtzehn Jahren das Reifezeugnis für die Hochschule erworben. Mein Wunsch, Nervenarzt zu werden, wurde mir versagt, und ich mußte die juristische Laufbahn ergreifen. Am Ende meiner Universitätszeit warf mich ein schweres Augenleiden aufs Krankenlager, und mehr als fünf Monate lag ich im Dunkeln und rang mit der Erblindung. Auch damals haben mir Mays Schriften viel Gutes erwiesen und mir über bittere Stunden hinweggeholfen. Es ist nicht leicht zu entscheiden, ob die Dankbarkeit und die Liebe, die ich ihm und seiner Schöpfung entgegenbringe, mehr aus meiner Knabenzeit oder aus jener Leidenszeit stammt. Wieder gesundet, widmete ich mich der Journalistik und hatte dabei manchmal Gelegenheit, für den umstrittenen Karl May eine Lanze zu brechen. Wer aber meine früheren Aufsätze über ihn kennt, wird mir Überschwenglichkeit und blinde Schwärmerei nicht nachsagen können.

Auch als in den weiteren Jahren die Anstürme gegen den greisen Dichter sich mehr und mehr häuften und schließlich zu der allbekannten Karl-May-Hetze ausarteten, bin ich ihm zur Seite gestanden. Wo ich konnte, habe ich ihn zu verteidigen gesucht, ohne etwa zu ahnen, daß ich später selbst einmal Verleger seiner Werke werden würde, denn die Aufforderung hierzu trat an mich erst geraume Zeit nach seinem Ableben heran. Ich habe den alten Karl May auch persönlich kennen gelernt und weilte einmal zwei Wochen hier in Radebeul zu Besuch. Es war dies im August 1910, und gerade damals schrieb May unter bittersten Seelenqualen seine Selbstbiographie, während, wie er sich darin ausdrückt, »eine Menge ihm aufgezwungener Prozesse wie drohende Revolver auf ihn gerichtet waren«. Das unendliche Leid, das den Greis damals, anderthalb Jahr vor seinem Tod, beugte, habe ich somit in nächster Nähe miterlebt. Ich habe den greisen Karl May weinen sehen, als in der Pressefehde schließlich sogar das Andenken seines unbescholtenen Vaters angetastet wurde und als man seine ebenfalls längst verstorbene Mutter herabzuwürdigen suchte, weil sie eine – Hebamme war.

Vormittags schrieb der Dichter an seinen Selbstbekenntnissen (die ich übrigens nicht im Manuskript, sondern erst im späteren Druck zu Gesicht bekam); nachmittags und abends besprachen wir uns, und ich bemühte mich, ihm durch Rat und Tat zu helfen. Ich habe ihm empfohlen, frei das zu bekennen, was zu bekennen war, und denke oft daran, wie er mir eines Tages die beiden Hände auf die Schulter legte und mit bewegter Stimme sagte: »Junger Mann, haben Sie eine Ahnung davon, wie weh es mir altem Mann tut, wenn ich von meinen – Vorstrafen sprechen muß!«

Tatsächlich hat May in der Selbstbiographie seine jugendlichen Verfehlungen und deren Sühne bekannt. Daß diese Bekenntnisse subjektiv gefärbt sind, haben sie mit allen autobiographischen Mitteilungen gemein, und keinem Psychologen kann dies unklar und unverständlich sein. Was es für den aus den tiefsten Niederungen menschlichen Erdenwallens bis zur Anerkennung und Berühmtheit emporgestiegenen Dichter bedeutete, in seinem 69. Lebensjahr nochmals all das in einer Beichte vor der neugierigen und sensationslüsternen Öffentlichkeit innerlich neu zu erleben, was er mehr als vierzig Jahre vorher gefehlt und gebüßt hatte, dessen sind sich die May-Gegner wohl niemals bewußt geworden. Sonst könnte Bettelheim nicht behaupten, ich hätte diese wehen und wunden Selbstbekenntnisse »zur Verherrlichung Mays der Nachwelt vorgelegt«. Er, der es für richtig und erlaubt hält, Mays Leben und Streben in einer »vielseitigen« Schmähschrift an allen Ecken und Enden zu verdächtigen und zu beschimpfen, verübelt es mir, dem Verleger Karl Mays, die Selbstbiographie des in den Tod gehetzten Mannes herausgegeben zu haben. Max Geißler hat dieses Buch »mit seinen Verkettungen von Schuld und Schicksal eines der erschütterndsten Dramen der deutschen Literatur« genannt. Wenn es aber nach Bettelheim & Co. ginge, so müßten Mays Mitteilungen über sich selbst verboten werden, weil man nach den Angriffen der »Kunstwart-Leute« es für überflüssig hält, auch das zu hören, was der Tote zu sagen hatte.

Viel habe ich während meines damaligen Radebeuler Aufenthalts beobachtet, und tiefe, wehmütige Erinnerung blieb in mir zurück. Ich bin ein lebendiger Zeuge dafür geworden, daß Mays Frömmigkeit und Gottesfurcht wahr und echt waren. Gerade weil meine eigene Weltanschauung sich nicht in allen Punkten mit der seinigen deckt, vermag ich dies unbefangen zu beurteilen. Selbst während jener fürchterlichsten Seelenkämpfe konnten Mays Gedanken nicht lange bei den Sorgen des Alltags verweilen, sondern immer wieder flüchtete er sich in seine Traumwelt, in seine neuen dichterischen Pläne und vor allem in sein Gottesreich. Andere seiner Freunde, wie die Künstler-Professoren Sascha Schneider, Selmar Werner und Wilhelm Kreis, werden mir übrigens bestätigen, daß diese Flucht zu den Ewigkeitswerten sich nicht erst in den letzten Jahren seines Lebens zeigte, sondern daß auch schon früher fast alle Gespräche Mays schließlich in Erörterungen über Gott und das Jenseits ausklangen. Ich habe 1910 manchmal versucht, mit ihm bei der Not des Tages zu bleiben, allein es war nicht möglich, ihn allzu lange Zeit von seiner ureigensten Gedankenwelt abzulenken. Damit man sieht, welcher Art seine religiösen Erörterungen waren, versuche ich, aus meiner Erinnerung in kurzer Zusammenfassung die Richtlinien einer dieser Unterhaltungen wiederzugeben.

Wir gingen nachmittags von der Villa Shatterhand weg in den prachtvollen, hier gelegenen Lößnitzgrund und kamen dabei an der Radebeuler Kirche vorüber, die unweit von Mays Wohnhaus steht. Er machte mich auf die schöne, harmonische Form dieses Gotteshauses aufmerksam und sagte, noch lieber sei ihm das wohlabgestimmte Glockenspiel des Kirchleins. Und dann fuhr er folgendermaßen fort:

Kennen Sie den Vergleich, daß jede Kirche eine aus der Erde ragende Faust bildet, als deren Zeigefinger der Turm zum Himmel weist? Es liegt eine tiefe Symbolik im Bau der Kirchen, und die Staaten tun gut daran, wenn sie dafür sorgen, daß jede Gemeinde ihr eigenes Gotteshaus besitzt. Denn das Volk braucht Religion, und wenn sie ihm diese nehmen, dann nehmen sie ihm das letzte, beste, dann nehmen sie ihm alles. Ich habe gar manchen Freund in meinem Leben kennengelernt, der anderer Meinung war, und auch viele, die Gott völlig leugneten. Aber selbst wenn man mir meinen Gottesglauben, der mir über all mein Leid hinweggeholfen hat, wegbeweisen könnte, so würde ich dies gar nicht wünschen. Und so wünsche ich auch, daß dem Volk seine Religion erhalten bleibe. Ich weiß gar wohl, daß ich in meinen Büchern zuweilen zu sehr in Religionsgespräche gerate und mich viele Seiten hindurch nicht davon zu trennen vermag. Allein wenn ich hinterher das Geschriebene nochmals durchblättere, dann kann ich mich nicht dazu verstehen, einschneidende Streichungen anzubringen; denn ich sage mir, es ist doch gut, wenn du der Menge, die ebenso wie du ihr großes und kleines Leid zu tragen hat, nicht nur ablenkende Romantik gibst, sondern auch immer wieder ihren Blick nach oben lenkst!

Stets habe ich dem Glaubensbekenntnis Mays hohe Achtung entgegengebracht, muß aber gestehen, daß ich die tiefe Wirkung des in seinen Büchern zutage tretenden Gottvertrauens erst dann voll zu erkennen vermochte, als ich die Verwaltung seines literarischen Nachlasses übernahm. Wenn die May-Gegner, sofern sie es wirklich gut mit dem Volk meinen, sich einmal die kleine Mühe geben möchten, die hier täglich in Scharen einlaufenden Briefe aus allen Schichten unseres Volkes, vom einfachsten Arbeiter bis zum höchsten Würdenträger, durchzublättern, dann würde vielleicht doch gar mancher stutzig werden und Achtung vor der Schöpfung und dem Lebenswerk des Toten gewinnen. Ihr lacht, daß ein »Verbrecher« zum »Erzieher« werden konnte? Ja, liegt denn die Lösung nicht sehr nahe? Glaubt man wirklich, daß derjenige, der von seiner Geburt an in Samt und Seide wandelte und dessen Fuß nie an einen Stein stieß (weil keiner im Wege lag!), denen wahrhaft helfen kann, die im Finstern wandeln und mühselig und beladen sind?

Unterm 20. Juli 1917 erhielt der Karl-May-Verlag von einem ihm unbekannten Fräulein Sophie B. in Frankfurt a. M. eine Postscheckzahlung für vorher gelieferte May-Werke, und auf dem Postabschnitt steht wörtlich dieses:

Ihre Bücher haben meinem verstorbenen Vater die letzten Tage und Stunden seines Lebens verschönert.

Ende 1914 rief uns telephonisch die Schwester Helene G. im Auftrag des Oberarztes vom Dresdner Reservelazarett II an und bat uns, einige May-Bände an die Anstalt zu schenken. Es läge dort ein lungenkranker Soldat, der nur noch etwa eine Woche zu leben habe und gar zu gern nochmals Karl May lesen möchte. Wir sandten einige Bücher und erhielten kurze Zeit darauf von der gleichen Schwester die Mitteilung, daß der Kranke bis zum letzten Tag seines Lebens in den May-Bänden gelesen habe und dadurch vollständig über die Schwere seines hoffnungslosen Zustandes hinweggekommen sei.

Oder meint man etwa, daß diese Fälle vereinzelt sind? Ich muß mit der Aufzählung solcher Beispiele zurückhalten; denn selbst solch erschütternde Zeugnisse dürften von den Widersachern als »Reklame« gedeutet werden. Ein Trick der verbündeten May-Gegner besteht nämlich darin, die Verbreitung seiner Schriften auch in den höchsten und in den geringsten Kreisen, an die sie selbst niemals herankommen, als eine Folge unserer »marktschreierischen Reklame« hinzustellen. Deshalb wird man ja überall in den Angriffen den Geldstandpunkt, die Kapitalkraft oder, wie Bettelheim sich ausdrückt, die »schnöde Gewinnsucht« auftanzen sehen. Als Leiter eines Unternehmens, das, wie alle Verlagsanstalten, auf kaufmännischer Unterlage aufgebaut ist, habe ich nicht nur das unleugbare Recht, sondern auch die Pflicht, meine Verlagswerke öffentlich anzubieten, und wenn ich dies tue, so bewege ich mich durchaus in gleichen Bahnen wie die May-Gegner selbst. Da nun aber die May-Bände sich unter ihren Lesern von Mund zu Mund weiterempfehlen, ist gerade bei uns die Propaganda von viel geringerer Bedeutung als anderwärts. Schon seit mehreren Jahren übertrifft die Nachfrage nach Mays Büchern die in der Zeit des Papiermangels stark eingedämmte Herstellungsmöglichkeit um ein Vielfaches. Ich bringe hier zum Beweis eine Karte, die wir am 8. August 1917 auf ein Anzeigengesuch für das »Hochland« an die Jos. Köselsche Buchhandlung, München, richteten und wie wir sie mit ähnlichem Wortlaut auch vor- und nachher häufig als Erwiderung derartiger Zuschriften hinausgehen ließen:

Wir können Ihrem diesjährigen Anzeigengesuch vom 2. ds. leider nicht nähertreten, denn gerade die Papierfrage, auf die Sie sich darin beziehen, ist für uns schon sehr brenzlich geworden. Wir erhalten nicht annähernd die Menge, die wir für die außerordentlich großen Bestellungen benötigen, sind schon längst in der größten Verlegenheit, vermögen zahlreiche Bände nicht zu liefern und müssen uns jeder ferneren Reklame während des Krieges notgedrungen enthalten.

Aber auch noch aus einem anderen Grund kann ich den Vorwurf, daß »schnöde Gewinnsucht« die Erfolge der May-Schriften zeitigt, abwehren. Man hat in Kleinbergs »Nekrolog« und in dem anschließenden Briefwechsel allerlei über die Karl-May-Stiftung gelesen, und wenngleich ich es stets vermeide, bei meinem Eintreten für Karl May auf diese hochherzige Hinterlassenschaft hinzuweisen, so dürfte ich doch vielleicht an dieser Stelle wenigstens etwas darüber sagen. In Band 34 der Gesammelten Werke findet man Mays Testament und die Satzung der Karl-May-Stiftung abgedruckt. Mays Witwe hat die Nutznießung an den sämtlichen Einkünften, die dem Erbe während der dreißigjährigen gesetzlichen Schutzfrist aus der Verbreitung der Schriften ihres Ehegatten zufließen; nach ihrem Tode geht der ganze Nachlaß an die mildtätige Karl-May-Stiftung über. Doch ist auch zu Lebzeiten der Witwe von Anfang an vorgesehen worden, die entbehrlichen Überschüsse ihrer Einkünfte, die mehr als 70 Prozent des Verlagseinkommens überhaupt betragen, an die Stiftung zu überweisen. In den fünf Jahren meiner hiesigen Tätigkeit gelang es, das Grundkapital von ursprünglich 1000 Mark auf nunmehr 90 000 Mark zu erhöhen, und im Jahre 1917 haben die ersten Spenden an bedürftige Schriftsteller eingesetzt, auf die übrigens weder die Witwe noch ich noch sonst jemand aus unserem Verlag irgendwelchen Einfluß hat und die lediglich vom ehrenamtlichen Stiftungsvorstand verteilt werden.

Ist das wirklich alles nur »schnöde Gewinnsucht«, alles nur Geschäft, alles nur Reklame, alles jedem Idealismus fremd? Und ist es eine Kulturtat, wenn Kleinberg sogar diese Stiftung dadurch verdächtigt, daß er in Form einer Suggestivfrage die Meinung zu erwecken sucht, als habe der verstorbene Karl May mit dieser Stiftung eine »grandiose Reklame« über seinen Tod hinaus beabsichtigt?

Meine frühere Hoffnung und mein wiederholtes Bestreben, wenigstens diejenigen May-Gegner, die ich in gutem Glauben wähnte, zu einer leidenschaftslosen Nachprüfung zu veranlassen, sehe ich – mit einigen Ausnahmen – getäuscht. Aber alle übrigen, die diese meine Abwehrschrift lesen, und die keine blinden Mitläufer sind, sondern sich ihr eigenes unbefangenes Urteil bilden, frage ich: Fällt Ihnen bei der planmäßigen neuen Hetze gegen Karl May, die doch wahrhaftig sogar mit groben Schimpfworten wie »lügenhaft« und »scheinheilig« arbeitet, gar nichts auf? Ist es nicht merkwürdig, daß man während der Zeit der Not, die sich an unser Vaterland von außen und von innen klammert, einen solchen Aufwand mit Haß und Hohn und einen solchen Aufwand mit Druckpapier treibt, um einen Mann aus den Herzen seiner Volksgenossen zu reißen, der vor mehr als sechs Jahren gestorben ist? Muß diesen Schriften, die Avenarius selbst als »stofflich nicht anstößig« erklärt, nicht eine ganz außergewöhnliche Kraft und infolgedessen ein außergewöhnliches Können innewohnen, wenn deren Gegner zu solchen Mitteln greifen, und wenn dennoch ihre Anschläge scheitern und gewichtige Stimmen dem Ansturm Einhalt gebieten?

Die Beweise, wie Mays Schöpfungen nicht nur in Deutschland, sondern in der ganzen zivilisierten Welt und in fast allen Kultursprachen beliebt und verbreitet sind, gehen nicht etwa nur in Tausende oder Zehntausende. Ich begnüge mich, an dieser Stelle lediglich eine Auswahl aus denjenigen Freunden seines Schrifttums zu nennen, die Beiträge zu den beiden ersten Jahrgängen des Karl-May-Jahrbuchs beigesteuert haben, das, wie gesagt, nicht durch meinen Verlag veranlaßt wurde und nicht bei uns erscheint: Professor Dr. Ludwig Gurlitt, Max Geißler, Staatsanwalt Dr. Lorenz Krapp, Lehrer Fritz Prüfer, Lehrer Wilhelm Koch, Leopold Gheri, Hauptmann Hans-Erich Tzschirner-Bey, Wenzel Urban, Fortbildungsschuldirektor Michael Klieba, Kriegsberichterstatter E. Serman, Dr. Heinrich Lhotzky, Otto C. Artbauer, Dr. Charlotte Bühler, Geheimrat Universitätsprofessor Dr. Schling, Peter Rosegger, Dr. Hermann Dimmler, Hauptmann Dr. Reinhold Eichacker, Prof. Dr. Richard Ritter v. Kralik, Dr. Karl Hans Strobl.

Ich meine, schon unter dieser verhältnismäßig kleinen Zusammenstellung von Namen, die in neuerer Zeit für Karl May eingetreten sind, wird doch wohl der eine oder andere Leser meiner Broschüre den einen oder anderen Verfasser finden, den er schätzt und dessen Werturteil er nicht von vornherein ungelesen beiseite schiebt. Und so bitte ich:

Verdammt nicht Schriften, die ihr nicht kennt!
Urteilt über Karl May, aber lest wenigstens vorher etwas von seinen Büchern!
Und wenn ihr urteilt, bleibt sachlich!

Oft wird beim May-Verlag angefragt, welche Bände sich am besten zur Einführung in die Gedankenwelt des Dichters eignen. Ich verweise hierzu auf die Auswahl, die ich Dr. Buchenau zuerst für seinen Nekrolog übermittelte (oben Seite 39 und Seite 41). Im allgemeinen pflegt man mit Mays »Winnetou« zu beginnen. Ich aber meine, man sollte den allerersten Band der Sammlung (»Durch die Wüste«) wählen. Man braucht ihn ja nicht zu kaufen, denn er ist in fast jeder Leihbücherei zu haben. Lest 20 Seiten, 50 Seiten, 100 Seiten ohne Vorurteil, und ich glaube, ihr sprecht kein Verdammnisurteil, sondern lest fröhlich weiter!

Den verbissenen Neidern aber empfehle ich – mit einiger Vorsicht weiterzuschimpfen. Bettelheim hält es für »lustig«, daß Kleinbergs May-Nekrolog durch mein »Lärmschlagen« eine ungeahnt weite Verbreitung erfährt; ich meinerseits erachte dies zwar nicht gerade für lustig, aber doch für recht ungefährlich, denn durch die von mir erzielte Beseitigung der Schmähschrift aus dem angesehenen Biographischen Jahrbuch und durch Bettelheims eigenes Lärmschlagen sind ernste Literarhistoriker genügend aufmerksam geworden, daß diese Hetze gegen Karl May doch nicht völlig lauter war. Bettelheim und die Seinen mögen es mit allem Aufwand ihrer Ausdruckskultur immer wieder aufs neue, mit Sperrdruck und Fettdruck, hinausschreien, daß der Tote von Radebeul in jungen Jahren mit Zuchthaus bestraft war! Sie mögen weiterhin Worte wie »unausgesprochene Gemeinheit zwischen den Zeilen« und »gebildeter Pöbel« prägen! Sie mögen schmähen, soweit das unzulängliche Gesetz dies nicht verbietet, aber sie sollen nichts hinzudichten zu dem, was schwach und sündig war an dem toten Dichter Karl May!

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