Friedrich Schiller
Wallenstein
Friedrich Schiller

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Dritter Aufzug.

Ein Zimmer.

Erster Auftritt.

Illo und Terzky.

Terzky.
Nun sagt mir, wie gedenkt Ihr's diesen Abend
Beim Gastmahl mit den Obristen zu machen

Illo.
Gebt Acht! Wir setzen eine Formel auf,
Worin wir uns dem Herzog insgesammt
Verschreiben, sein zu sein mit Leib und Leben,
Nicht unser letztes Blut für ihn zu sparen;
Jedoch der Eidespflichten und beschadet,
Die wir dem Kaiser schuldig sind. Merkt wohl!
Die nehmen wir in einer eignen Klausel
Ausdrücklich aus und retten das Gewissen.
Nun hört! Die also abgefaßte Schrift
Wird ihnen vorgelegt vor Tische, Keiner
Wird daran Anstoß nehmen – Hört nun weiter!
Nach Tafel, wenn der trübe Geist des Weins
Das Herz nun öffnet und die Augen schließt,
Läßt man ein unterschobnes Blatt, worin
Die Klausel fehlt, zur Unterschrift herumgehn.

Terzky.
Wie? Denkt Ihr, daß sie sich durch einen Eid
Gebunden glauben werden, den wir ihnen
Durch Gaukelkunst betrüglich abgelistet?

Illo.
Gefangen haben wir sie immer – Laßt sie
Dann über Arglist schrein, so viel sie mögen.
Am Hofe glaubt man ihrer Unterschrift
Doch mehr, als ihrem heilisten Betheuern.
Verräther sind sie einmal, müssen's sein;
So machen sie aus der Noth wohl eine Tugend

Terzky.
Nun, mir ist Alles, lieb, geschieht nur was,
Und rücken wir nur einmal von der Stelle.

Illo.
Und dann – liegt auch so viel nicht dran, wie weit
Wir damit langen bei den Generalen;
Genug, wenn wir's dem Herrn nur überreden,
Sie seien sein – denn handelt er nur erst
Mit seinem Ernst, als ob er sie schon hätte,
So hat er sie und reißt sie mit sich fort.

Terzky.
Ich kann mich manchmal gar nicht in ihn finden.
Er leiht dem Feind sein Ohr, läßt mich dem Thurn,
Dem Arnheim schreiben, gegen den Sesina
Geht er mit kühnen Worten frei heraus,
Spricht stundenlang mit uns von seinen Planen,
Und mein' ich nun, ich hab' ihn – weg auf einmal
Entschlüpft er, und es scheint, als wär' es ihm
Um nichts zu thun, als nur, am Platz zu bleiben.

Illo.
Er seine alten Plane aufgegeben!
Ich sag' Euch, daß er wachend, schlafend mit
Nichts Andrem umgeht, daß er Tag für Tag
Deßwegen die Planeten fragt –

Terzky.                                             Ja, wißt Ihr,
Daß er sich in der Nacht, die jetzo kommt,
Im astrologischen Thurme mit dem Doctor
Einschließen wird und mit ihm observieren?
Denn es soll eine wicht'ge Nacht sein, hör' ich,
Und etwas Großes, Langerwartetes
Am Himmel vorgehn.

Illo.                                     Wenn's hier unten nur geschieht.
Die Generale sind voll Eifer jetzt
Und werden sich zu Allem bringen lassen,
Nur um den Chef nicht zu verlieren. Seht!
So haben wir den Anlaß vor der Hand
Zu einem engen Bündniß wider'n Hof.
Unschuldig ist der Name zwar, es heißt:
Man will ihn beim Kommando bloß erhalten.
Doch wißt Ihr, in der Hitze des Verfolgens
Verliert man bald den Anfang aus den Augen.
Ich denk' es schon zu karten, daß der Fürst
Sie willig findet – willig glauben soll
Zu jedem Wagstück. Die Gelegenheit
Soll ihn verführen. Ist der große Schritt
Nur erst gethan, den sie zu Wien ihm nicht verzeihn,
So wird der Nothzwang der Begebenheiten
Ihn weiter schon und weiter führen; nur
Die Wahl ist's, was ihm schwer wird; drängt die Noth,
Dann kommt ihm seine Stärke, seine Klarheit.

Terzky.
Das ist es auch, worauf der Feind nur wartet,
Das Heer uns zuzuführen.

Illo.                                           Kommt! Wir müssen
Das Werk in diesen nächsten Tagen weiter fördern,
Als es in Jahren nicht gedieh – Und steht's
Nur erst hier unten glücklich, gebet Acht,
So werden auch die rechten Sterne scheinen!
Kommt zu den Obersten! Das Eisen muß
Geschmiedet werden, weil es glüht.

Terzky.                                                     Geht Ihr hin, Illo.
Ich muß die Gräfin Terzky hier erwarten.
Wißt, daß wir auch nicht müßig sind – wenn ein
Strick reißt, ist schon ein andrer in Bereitschaft.

Illo.
Ja, Eure Hausfrau lächelte so listig.
Was habt Ihr?

Terzky.                 Ein Geheimniß! Still! Sie kommt!

(Illo geht ab.)

Zweiter Auftritt.

Graf und Gräfin Terzky, die aus einem Kabinet heraustritt, hernach ein Bedienter, darauf Illo.

Terzky.
Kommt sie? Ich halt' ihn länger nicht zurück.

Gräfin.
Gleich wird sie da sein. Schick' ihn nur.

Terzky.
Zwar weiß ich nicht, ob wir uns Dank damit
Beim Herrn verdienen werden. Ueber diesen Punkt,
Du weißt's, hat er sich nie herausgelassen.
Du hast mich überredet und mußt wissen,
Wie weit du gehen kannst.

Gräfin.                                       Ich nehm's auf mich.     (Für sich.)
Es braucht hier keiner Vollmacht – Ohne Worte, Schwager,
Verstehn wir uns – Errath' ich etwa nicht,
Warum die Tochter hergefordert worden,
Warum just er gewählt, sie abzuholen?
Denn dieses vorgespiegelte Verlöbniß
Mit einem Bräutigam, den Niemand kennt,
Mag Andre blenden! Ich durchschaue dich –
Doch dir geziemt es nicht, in solchem Spiel
Die Hand zu haben. Nicht doch! Meiner Feinheit
Bleibt Alles überlassen. Wohl! – Du sollst
Dich in der Schwester nicht betrogen haben.

Bedienter (kommt).
Die Generale! (Ab.)

Terzky (zur Gräfin).   Sorg' nur, daß du ihm
Den Kopf recht warm machst, was zu denken gibst –
Wenn er zu Tisch kommt, daß er sich nicht lange
Bedenke bei der Unterschrift.

Gräfin.
Sorg' du für deine Gäste! Geh und schick' ihn.

Terzky.
Denn Alles liegt dran, daß er unterschreibt.

Gräfin.
Zu deinen Gästen. Geh!

Illo (kommt zurück).                   Wo bleibt Ihr, Terzky?
Das Haus ist voll, und Alles wartet Euer.

Terzky.
Gleich, gleich! (Zur Gräfin.)
                        Und daß er nicht zu lang verweilt –
Es möchte bei dem Alten sonst Verdacht –

Gräfin.
Unnöth'ge Sorgfalt!

(Terzky und Illo gehen.)

Dritter Auftritt.

Gräfin Terzky. Max Piccolomini.

Max (blickt schüchtern herein). Base Terzky! Darf ich?
    (Tritt bis in die Mitte des Zimmers, wo er sich unruhig umsieht.)
Sie ist nicht da! Wo ist sie?

Gräfin.                                         Sehen Sie nur recht
In jene Ecke, ob sie hinterm Schirm
Vielleicht versteckt –

Max.                                   Da liegen ihre Handschuh!
    (Will hastig darnach greifen, Gräfin nimmt sie zu sich.)
Ungüt'ge Tante! Sie verleugnen mir –
Sie haben Ihre Lust dran, mich zu quälen.

Gräfin.
Der Dank für meine Müh'!

Max.                                             O, fühlten Sie,
Wie mir zu Muthe ist! – Seitdem wir hier sind –
So an mich halten, Wort' und Blicke wägen!
Das bin ich nicht gewohnt!

Gräfin.                                         Sie werden sich
An Manches noch gewöhnen, schöner Freund!
Auf dieser Probe Ihrer Folgsamkeit
Muß ich durchaus bestehn, nur unter der Bedingung
Kann ich mich überall damit befassen.

Max.
Wo aber ist sie? Warum kommt sie nicht?

Gräfin.
Sie müssen's ganz in meine Hände legen.
Wer kann es besser auch mit Ihnen meinen!
Kein Mensch darf wissen, auch Ihr Vater nicht,
Der gar nicht!

Max.                       Damit hat's nicht Noth. Es ist
Hier kein Gesicht, an das ich's richten möchte,
Was die entzückte Seele mir bewegt.
– O Tante Terzky! Ist denn Alles hier
Verändert, oder bin nur ich's! Ich sehe mich
Wie unter fremden Menschen. Keine Spur
Von meinen vor'gen Wünschen mehr und Freuden.
Wo ist Das alles hin? Ich war doch sonst
In eben dieser Welt nicht unzufrieden.
Wie schal ist Alles nun und wie gemein!
Die Kameraden sind mir unerträglich,
Der Vater selbst, ich weiß ihm nichts zu sagen,
Der Dienst, die Waffen sind mir eitler Tand.
So müßt' es einem sel'gen Geiste sein,
Der aus den Wohnungen der ew'gen Freude
Zu seinen Kinderspielen und Geschäften,
Zu seinen Neigungen und Brüderschaften,
Zur ganzen armen Menschheit wiederkehrte.

Gräfin.
Doch muß ich bitten, ein'ge Blicke noch
Auf diese ganz gemeine Welt zu werfen,
Wo eben jetzt viel Wichtiges geschieht.

Max.
Es geht hier etwas vor um mich, ich seh's
An ungewöhnlich treibender Bewegung;
Wenn's fertig ist, kommt's wohl auch bis zu mir.
Wo denken Sie, daß ich gewesen, Tante?
Doch keinen Spott! Mich ängstigte des Lagers
Gewühl, die Fluth zudringlicher Bekannten,
Der fade Scherz, das nichtige Gespräch,
Es wurde mir zu eng, ich mußte fort,
Stillschweigen suchen diesem vollen Herzen
Und eine reine Stelle für mein Glück.
Kein Lächeln, Gräfin! In der Kirche war ich.
Es ist ein Kloster hier, zur Himmelspforte,
Da ging ich hin, da fand ich mich allein.
Ob dem Altar hing eine Mutter Gottes,
Ein schlecht Gemälde war's, doch war's der Freund,
Den ich in diesem Augenblicke sichte.
Wie oft hab' ich die Herrliche gesehn
In ihrem Glanz, die Inbrunst der Verehrer –
Es hat mich nicht gerührt, und jetzt auf einmal
Ward mir die Andacht klar, so wie die Liebe.

Gräfin.
Genießen Sie Ihr Glück. Vergessen Sie
Die Welt um sich herum. Es soll die Freundschaft
Indessen wachsam für Sie sorgen, handeln.
Nur sei'n Sie dann auch lenksam, wenn man Ihnen
Den Weg zu Ihrem Glücke zeigen wird.

Max.
Wo aber bleibt sie denn! – O goldne Zeit
Der Reise, wo uns jede neue Sonne
Vereinigte, die späte Nacht nur trennte!
Da rann kein Sand, und keine Glocke schlug.
Es schien die Zeit dem Ueberseligen
In ihrem ew'gen Laufe stillzustehen.
O! Der ist aus dem Himmel schon gefallen,
Der an der Stunden Wechsel denken muß!
Die Uhr schlägt keinem Glücklichen.

Gräfin.
Wie lang ist es, daß Sie Ihr Herz entdeckten?

Max.
Heut früh wagt' ich das erste Wort.

Gräfin.
Wie? Heute erst in diesen zwanzig Tagen?

Max.
Auf jenem Jagdschloß war es, zwischen hier
Und Nepomuk, wo Sie uns eingeholt,
Der letzten Station des ganzen Wegs.
In einem Erker standen wir, den Blick
Stumm in das öde Feld hinaus gerichtet,
Und vor uns ritten die Dragoner auf,
Die uns der Herzog zum Geleit gesendet.
Schwer lag auf mir des Scheidens Bangigkeit,
Und zitternd endlich wagt' ich dieses Wort:
Dies alles mahnt mich, Fräulein, daß ich heut
Von meinem Glücke scheiden muß. Sie werden
In wenig Stunden einen Vater finden,
Von neuen Freunden sich umgeben sehn;
Ich werde nun ein Fremde für Sie sein,
Verloren in der Menge – »Sprechen Sie
Mit meiner Base Terzky!« fiel sie schnell
Mir ein, die Stimme zitterte, ich sah
Ein glühend Roth die schönen Wangen färben,
Und von der Erde langsam sich erhebend
Trifft mich ihr Auge – ich beherrsche mich
Nicht länger –

(die Prinzessin erscheint an der Thüre und bleibt stehen,
von der Gräfin, aber nicht von Piccolomini bemerkt)

                    – fasse kühn sie in die Arme,
Mein Mund berührt den ihrigen – da rauscht' es
Im nahen Saal und trennte uns – Sie waren's.
Was nun geschehen, wissen Sie.

Gräfin (nach einer Pause mit einem verstohlenen Blick auf Thekla).
Und sind Sie so bescheiden oder haben
So wenig Neugier, daß Sie mich nicht auch
Um mein Geheimniß fragen?

Max                                                 Ihr Geheimniß?

Gräfin.
Nun ja! Wie ich unmittelbar nach Ihnen
Ins Zimmer trat, wie ich die Nichte fand,
Was sie in diesem ersten Augenblick
Des überraschten Herzens –

Max (lebhaft).                                   Nun?

Vierter Auftritt.

Vorige. Thekla, welche schnell hervortritt.

Thekla.                                                               Spart Euch die Mühe, Tante!
Das hört er besser von mir selbst.

Max (tritt zurück).                                       Mein Fräulein! –
Was ließen Sie mich sagen, Tante Terzky!

Thekla (zur Gräfin).                                               Ist er schon lange hier?

Gräfin.
Ja wohl, und seine Zeit ist bald vorüber.
Wo bleibt Ihr auch so lang?

Thekla.
Die Mutter weinte wieder so. Ich seh' sie leiden
– Und kann's nicht ändern, daß ich glücklich bin.

Max (in ihren Anblick verloren).
Jetzt hab' ich wieder Muth, sie anzusehn.
Heut' konnt' ich's nicht. Der Glanz der Edelsteine,
Der Sie umgab, verbarg mir die Geliebte.

Thekla.
So sah mich nur Ihr Auge, nicht Ihr Herz.

Max.
O! diesen Morgen, als ich Sie im Kreise
Der Ihrigen, in Vaters Armen fand,
Mich einen Fremdlich sah in diesem Kreise –
Wie drängte mich's in diesem Augenblick,
Ihm um den Hals zu fallen, Vater ihn
Zu nennen! Doch sein strenges Auge hieß
Die heftig wallende Empfindung schweigen,
Und jene Diamanten schreckten mich,
Die, wie ein Kranz von Sternen, Sie umgaben.
Warum auch mußt er beim Empfange gleich
Den Bann um Sie verbreiten, gleich zum Opfer
Den Engel schmücken, auf das heitre Herz
Die traur'ge Bürde seines Standes werfen!
Wohl darf die Liebe werben um die Liebe,
Doch solchem Glanz darf nur ein König nahn.

Thekla.
O, still von dieser Mummerei! Sie sehn
Wie schnell die Bürde abgeworfen ward. (Zur Gräfin.)
Er ist nicht heiter. Warum ist er's nicht?
Ihr, Tante, habt ihn mir so schwer gemacht!
War er doch ein ganz Andrer auf der Reise!
So ruhig hell! so froh beredt! Und wünschte,
Sie immer so zu sehn und niemals anders.

Max.
Sie fanden sich, in Ihres Vaters Armen,
In einer neuen Welt, die Ihnen huldigt,
Wär's auch durch Neuheit nur, Ihr Auge reizt.

Thekla.
Ja! Vieles reizt mich hier, ich will's nicht leugnen,
Mich reizt die bunte, kriegerische Bühne,
Die vielfach mir ein liebes Bild erneuert,
Mir an das Leben, an die Wahrheit knüpft,
Was mir ein schöner Traum nur hat geschienen.

Max.
Mir machte sie mein wirklich Glück zum Traum.
Auf einer Insel in des Aethers Höhn
Hab' ich gelebt in diesen letzten Tagen;
Sie hat sich auf die Erd' herabgelassen,
Und diese Brücke, die zum alten Leben
Zurück mich bringt, trennt mich von meinem Himmel.

Thekla.
Das Spiel des Lebens sieht sich heiter an,
Wenn man den sichern Schatz im Herzen trägt,
Und froher kehr' ich, wenn ich es gemustert,
Zu meinem schönern Eigenthum zurück –
    (Abbrechend, und in einem scherzhaften Ton.)
Was hab' ich Neues nicht und Unerhörtes
In dieser kurzen Gegenwart gesehn!
Und doch muß alles Dies dem Wunder weichen,
Das dieses Schloß geheimnißvoll verwahrt.

Gräfin (nachsinnend).
Was wäre das? Ich bin doch auch bekannt
In allen dunkeln Ecken dieses Hauses.

Thekla (lächelnd).
Von Geistern wird der Weg dazu beschützt,
Zwei Greife halten Wache an der Pforte.

Gräfin (lacht).
Ach so! der astrologische Thurm! Wie hat sich
Dies Heiligthum, das sonst so streng verwahrt wird,
Gleich in den ersten Stunden Euch geöffnet?

Thekla.
Ein kleiner alter Mann mit weißen Haaren
Und freundlichem Gesicht, der seine Gunst
Mir gleich geschenkt, schloß mir die Pforte auf.

Max.
Das ist des Herzogs Astrolog, der Seni.

Thekla.
Er frage mich nach vielen Dingen, Wann ich
Geboren sei, in welchem Tag und Monat,
Ob eine Tages- oder Nachtgeburt –

Gräfin.
Weil er das Horoskop Euch stellen wollte.

Thekla.
Auch meine Hand besah er, schüttelte
Das Haupt bedenklich, und es schienen ihm
Die Linien nicht eben zu gefallen.

Gräfin.
Wie fandet Ihr es denn in diesem Saal?
Ich hab' mich stets nur flüchtig umgesehn.

Thekla.
Es ward mir wunderbar zu Muth, als ich
Aus vollem Tageslichte schnell hineintrat;
Denn eine düstre Nacht umgab mich plötzlich,
Von seltsamer Beleuchtung schwach erhellt.
In einem Halbkreis standen um mich her
Sechs oder sieben große Königsbilder,
Den Scepter in der Hand, und auf dem Haupt
Trug jedes einen Stern, und alles Licht
Im Thurm schien von den Sternen nur zu kommen.
Das wären die Planeten, sagte mir
Mein Führer, sie regierten das Geschick,
Drum seien sie als Könige gebildet.
Der äußerste, ein grämlich finstrer Greis
Mit dem trübgelben Stern, sei der Saturnus;
Der mit dem rothen Schein, grad' von ihm über,
In kriegerischer Rüstung, sei der Mars,
Und Beide bringen wenig Glück den Menschen.
Doch eine schöne Frau stand ihm zur Seite,
Sanft schimmerte der Stern auf ihrem Haupt,
Das sei die Venus, das Gestirn der Freude.
Zur linken Hand erschien Mercur geflügelt.
Ganz in der Mitte glänzte silberhell
Ein heitrer Mann, mit einer Königsstirn,
Das sei der Jupiter, des Vaters Stern,
Und Mond und Sonne standen ihm zur Seite.

Max.
O, nimmer will ich seinen Glauben schelten
An der Gestirne, an der Geister Macht.
Nicht bloß der Stolz des Menschen füllt den Raum
Mit Geistern, mit geheimnißvollen Kräften,
Auch für ein liebend Herz ist die gemeine
Natur zu eng, und tiefere Bedeutung
Liegt in dem Märchen meiner Kinderjahre,
Als in der Wahrheit, die das Leben lehrt.
Die heitre Welt der Wunder ist's allein,
Die dem entzückten Herzen Antwort gibt,
Die ihre ew'gen Räume mir eröffnet,
Mir tausend Zweige reich entgegenstreckt,
Worauf der trunkne Geist sich selig wiegt.
Die Fabel ist der Liebe Heimathwelt,
Gern wohnt sie unter Feen, Talismanen,
Glaubt gern an Götter, weil sie göttlich ist.
Die alten Fabelwesen sind nicht mehr,
Das reizende Geschlecht ist ausgewandert;
Doch eine Sprache braucht das Herz; es bringt
Der alte Trieb die alten Namen wieder,
Und an dem Sternenhimmel gehn sie jetzt,
Die sonst im Leben freundlich mir gewandelt;
Dort winken sie dem Liebenden herab,
Und jedes Große bringt uns Jupiter,
Noch diesen Tag, und Venus jedes Schöne.

Thekla.
Wenn das die Sternenkunst ist, will ich froh
Zu diesem heitern Glauben mich bekennen.
Es ist ein holder, freundlicher Gedanke,
Daß über uns, in unermeßnen Höhn,
Der Liebe Kranz aus funkelnden Gestirnen,
Da wir erst wurden, schon geflochten ward.

Gräfin.
Nicht Rosen bloß, auch Dornen hat der Himmel.
Wohl dir, wenn sie den Kranz dir nicht verletzen!
Was Venus band, die Bringerin des Glücks,
Kann Mars, der Stern des Unglücks, schnell zerreißen.

Max.
Bald wird sein düstres Reich zu Ende sein!
Gesegnet sei des Fürsten ernster Eifer,
Er wird den Oelzweig in den Lorbeer flechten
Und der erfreuten Welt den Frieden schenken.
Dann hat sein großes Herz nichts mehr zu wünschen,
Er hat genug für seinen Ruhm gethan,
Kann jetzt sich selber leben und den Seinen.
Auf seine Güter wird er sich zurückziehn,
Er hat zu Gitschin einen schönen Sitz,
Auch Reichenberg, Schloß Friedland liegen heiter;
Bis an den Fuß der Riesenberge hin
Streckt sich das Jagdgehege seiner Wälder.
Dem großen Trieb, dem prächtig schaffenden,
Kann er dann ungebunden, frei willfahren.
Da kann er fürstlich jede Kunst ermuntern
Und alles würdig Herrliche beschützen –
Kann bauen, pflanzen, nach den Sternen sehn –
Ja, wenn die kühne Kraft nicht ruhen kann,
So mag er kämpfen mit dem Element,
Den Fluß ableiten und den Felsen sprengen
Und dem Gewerb die leichte Straße bahnen.
Aus unsern Kriegsgeschichten werden dann
Erzählungen in langen Winternächten –

Gräfin.
Ich will denn doch gerathen haben, Vetter,
Den Degen nicht zu frühe wegzulegen.
Denn eine Braut, wie die, ist es wohl werth,
Daß mit dem Schwert um sie geworben werde.

Max.
O! wäre sie mit Waffen zu gewinnen!

Gräfin.
Was war das? Hört ihr nichts – Mir war's, als hört ich
Im Tafelzimmer heft'gen Streit und Lärmen.
    (Sie geht hinaus.)

Fünfter Auftritt.

Thekla und Max Piccolomini.

Thekla (sobald die Gräfin sich entfernt hat, schnell und heimlich zu Piccolomini).
Trau' ihnen nicht, sie meinen's falsch.

Max.                                                             Sie könnten –

Thekla.
Trau' niemand hier, als mir. Ich sah es gleich,
Sie haben einen Zweck.

Max.                                       Zweck! aber welchen?
Was hätten sie davon, uns Hoffnungen –

Thekla.
Das weiß ich nicht. Doch glaub' mir, es ist nicht
Ihr Ernst, uns zu beglücken, zu verbinden.

Max.
Wozu auch diese Terzkys? Haben wir
Nicht deine Mutter? Ja, die Gütige
Verdient's, daß wir uns kindlich ihr vertrauen.

Thekla.
Sie liebt dich, schätzt dich hoch vor allen Andern;
Doch nimmer hätte sie den Muth, ein solch
Geheimniß vor dem Vater zu bewahren.
Um ihrer Ruhe willen muß es hier
Verschwiegen bleiben.

Max.                                     Warum überall
Auch das Geheimniß? Weißt du, was ich thun will?
Ich werfe mich zu deines Vaters Füßen,
Er soll mein Glück entscheiden, er ist wahrhaft,
Ist unverstellt und haßt die krummen Wege,
Er ist so gut, so edel –

Thekla.                                 Das bist du!

Max.
Du kennst ihn erst seit heut. Ich aber lebe
Schon zehen Jahre unter seinen Augen.
Ist's denn das erste Mal, daß er das Seltne,
Das Ungehoffte thut? Es sieht ihm gleich,
Zu überraschen wie ein Gott; er muß
Entzücken stets und in Erstaunen setzen.
Wer weiß, ob er in diesem Augenblick
Nicht mein Geständniß, deines bloß erwartet,
Uns zu vereinigen – Du schweigst? Du siehst
Mich zweifelnd an? Was hast Du gegen deinen Vater?

Thekla.
Ich? Nichts – Nur zu beschäftigt find' ich ihn,
Als daß er Zeit und Mußt könnte haben,
An unser Glück zu denken. (Ihn zärtlich bei der Hand fassend.)
                                            Folge mir!
Laß nicht zu viel uns an die Menschen glauben.
Wir wollen diesen Terzkys dankbar sein
Für jede Gunst, doch ihnen auch nicht mehr
Vertrauen, als sie würdig sind, und uns
Im Uebrigen – auf unser Herz verlassen.

Max.
O, werden wir auch jemals glücklich werden?

Thekla.
Sind wir's denn nicht? Bist du nicht mein? Bin ich
Nicht dein? – In meiner Seele lebt
Ein hoher Muth, die Liebe gibt ihn mir –
Ich sollte minder offen sein, mein Herz
Dir mehr verbergen; also will's die Sitte.
Wo aber wäre Wahrheit hier für dich,
Wenn du sie nicht auf meinem Munde findest?
Wir haben uns gefunden, halten uns
Umschlungen, fest und ewig. Glaube mir,
Das ist um Vieles mehr, als sie gewollt.
Drum laß es uns wie einen heil'gen Raub
In unsers Herzens Innerstem bewahren.
Aus Himmels Höhen fiel es uns herab,
Und nur dem Himmel wollen wir's verdanken.
Er kann ein Wunder für uns thun.

Sechster Auftritt.

Gräfin Terzky zu den Vorigen.

Gräfin (pressiert).
Mein Mann schickt her. Es sei die höchste Zeit.
Er soll der Tafel – (Da Jene nicht darauf achten, tritt sie zwischen sie.)
                                Trennt euch!

Thekla.                                                 O, nicht doch!
Es ist ja kaum ein Augenblick.

Gräfin.
Die Zeit vergeht Euch schnell, Prinzessin Nichte.

Max.
Es eilt nicht, Base.

Gräfin.                           Fort, fort! Man vermißt Sie.
Der Vater hat sich zweimal schon erkundigt.

Thekla.
Ei nun! der Vater!

Gräfin.                           Das versteht Ihr, Nichte.

Thekla.
Was soll er überall bei der Gesellschaft?
Es ist sein Umgang nicht; es mögen würd'ge,
Verdiente Männer sein; er aber ist
Für sie zu jung, taugt nicht in die Gesellschaft.

Gräfin.
Ihr möchtet ihn wohl lieber ganz behalten?

Thekla (lebhaft).
Ihr habt's getroffen. Das ist meine Meinung.
Ja, laßt ihn ganz hier, laßt den Herren sagen –

Gräfin.
Habt Ihr den Kopf verloren, Nichte? – Graf!
Sie wissen die Bedingungen.

Max.
Ich muß gehorchen, Fräulein. Leben Sie wohl.
    (Da Thekla sich schnell von ihm wendet.)
Was sagen Sie?

Thekla (ohne ihn anzusehen). Nichts. Gehen Sie.

Max.                                                                 Kann ich's,
Wenn Sie mir zürnen –

(Er nähert sich ihr, ihre Augen begegnen sich; sie steht einen Augenblick
schweigend, dann wirft sie sich ihm an die Brust, er drückt sie fest an sich.)

Gräfin.                                   Weg! Wenn Jemand käme!
Ich höre Lärm – Fremde Stimmen nahen.

(Max reißt sich aus ihren Armen und geht, die Gräfin begleitet ihn.
Thekla folgt ihm anfangs mit den Augen, geht unruhig durch das Zimmer
und bleibt in Gedanken versenkt stehen. Eine Guitarre liegt auf dem Tische,
sie ergreift sie, und nachdem sie eine Weile schwermüthig präludiert hat,
fällt sie in den Gesang.)

Siebenter Auftritt.

Thekla (spielt und singt).

    Der Eichwald brauset, die Wolken ziehn,
        Das Mägdlein wandelt an Ufers Grün,
        Es bricht sich die Welle mit Macht, mit Macht,
        Und sie singt hinaus in die finstre Nacht,
        Das Auge von Weinen getrübet.
    Das Herz ist gestorben, die Welt ist leer,
        Und weiter gibt sie dem Wunsche nichts mehr.
        Du Heilige, rufe dein Kind zurück,
        Ich habe genossen das irdische Glück,
        Ich habe gelegt und geliebet.

Achter Auftritt.

Gräfin kommt zurück. Thekla.

Gräfin.
Was war das, Fräulein Nichte? Fi! Ihr werft Euch
Ihm an den Kopf. Ihr solltet Euch doch, dächt' ich,
Mit Eurer Person ein wenig theurer machen.

Thekla (indem sie aufsteht).
Was meint Ihr, Tante?

Gräfin.                                 Ihr sollt nicht vergessen,
Wer Ihr seid, und wer er ist. Ja, das ist Euch
Noch gar nicht eingefallen, glaub' ich.

Thekla.                                                         Was denn?

Gräfin.
Daß Ihr des Fürsten Friedland Tochter seid.

Thekla.
Nun? und was mehr?

Gräfin.                               Was? Eine schöne Frage!

Thekla.
Was wir geworden sind, ist er geboren.
Er ist von altlombardischem Geschlecht,
Ist einer Fürstin Sohn!

Gräfin.                                 Sprecht Ihr im Traum?
Fürwahr, man wird ihn höflich noch drum bitten,
Die reichste Erbin in Europa zu beglücken
Mit seiner Hand.

Thekla.                         Das wird nicht nöthig sein.

Gräfin.
Ja, man wird wohl thun, sich nicht auszusetzen.

Thekla.
Sein Vater liebt ihn; Graf Octavio
Wird nichts dagegen haben –

Gräfin.
Sein Vater! Seiner! Und der Eure, Nichte?

Thekla.
Nun ja! Ich denk', Ihr fürchtet seinen Vater,
Weil Ihr's vor Dem, vor seinem Vater, mein' ich,
So sehr verheimlicht.

Gräfin (sieht sie forschend an). Nichte, Ihr seid falsch.

Thekla.
Seid Ihr empfindlich, Tante? O, seid gut!

Gräfin.
Ihr haltet euer Spiel schon für gewonnen –
Jauchzt nicht zu frühe!

Thekla.                               Seid nur gut!

Gräfin.
Es ist noch nicht so weit.

Thekla.                                   Ich glaub' es wohl.

Gräfin.
Denkt Ihr, er habe sein bedeutend Leben
In kriegerischer Arbeit aufgewendet,
Jedwedem stillen Erdenglück entsagt,
Den Schlaf von seinem Lager weggebannt,
Sein edles Haupt der Sorge hingegeben,
Nur um ein glücklich Paar aus euch zu machen?
Um dich zuletzt aus deinem Stift zu ziehn,
Den Mann dir im Triumphe zuzuführen,
Der deinen Augen wohlgefällt? – Das hätt' er
Wohlfeiler haben können! Diese Saat
Ward nicht gepflanzt, daß du mit kind'scher Hand
Die Blume brächest und zur leiten Zier
An deinen Busen stecktest!

Thekla.
Was er mir nicht gepflanzt, das könnte doch
Freiwillig mir die schönen Früchte tragen.
Und wenn mein gütig freundliches Geschick
Aus seinem furchtbar ungeheuren Dasein
Des Lebens Freude mir bereiten will –

Gräfin.
Du siehst's wie ein verliebtes Mädchen an.
Blick um dich her. Besinn' dich, wo du bist –
Nicht in ein Freudenhaus bist du getreten,
Zu keiner Hochzeit findest du die Wände
Geschmückt, der Gäste Haupt bekränzt. Hier ist
Kein Glanz, als der von Waffen. Oder denkst du,
Man führte diese Tausende zusammen,
Beim Brautfest dir den Reihen aufzuführen?
Du siehst des Vaters Stirn gedankenvoll,
Der Mutter Aug' in Thränen, auf der Wage liegt
Das große Schicksal unsers Hauses!
Laß jetzt des Mädchens kindische Gefühle,
Die kleinen Wünsche hinter dir! Beweise,
Daß du des Außerordentlichen Tochter bist!
Das Weib soll sich nicht selber angehören,
An fremdes Schicksal ist sie fest gebunden.
Die aber ist die Beste, die sich Fremdes
Aneignen kann mit Wahl, an ihrem Herzen
Es trägt und pflegt mit Innigkeit und Liebe.

Thekla.
So wurde mir's im Kloster vorgesagt.
Ich hatte keine Wünsche, kannte mich
Als seine Tochter nur, des Mächtigen,
Und seines Lebens Schall, der auch zu mir drang,
Gab mir kein anderes Gefühl, als dies:
Ich sei bestimmt, mich leidend ihm zu opfern.

Gräfin.
Das ist dein Schicksal. Füge dich ihm willig.
Ich und die Mutter geben dir das Beispiel.

Thekla.
Das Schicksal hat mir Den gezeigt, dem ich
Mich opfern soll; ich will ihm freudig folgen.

Gräfin.
Dein Herz, mein liebes Kind, und nicht das Schicksal.

Thekla.
Der Zug des Herzens ist des Schicksals Stimme.
Ich bin die Seine. Sein Geschenk allein
Ist dieses neue Leben, das ich lebe.
Er hat ein Recht an sein Geschöpf. Was war ich,
Eh seine schöne Liebe mich beseelte?
Ich will auch von mir selbst nicht kleiner denken,
Als der Geliebte. Der kann nicht gering sein,
Der das Unschätzbare besitzt. Ich fühle
Die Kraft mit meinem Glücke mir verliehn.
Ernst liegt das Leben vor der ernsten Seele.
Daß ich mir selbst gehöre, weiß ich nun,
Den festen Willen hab' ich kennen lernen,
Den unbezwinglichen, in meiner Brust,
Und an das Höchste kann ich Alles setzen.

Gräfin.
Du wolltest dich dem Vater widersetzen,
Wenn er es anders nun mit dir beschlossen?
– Ihm denkst du's abzuzwingen? Wisse, Kind!
Sein Nam' ist Friedland.

Thekla.                                   Auch der meinige.
Er soll in mir die echte Tochter finden.

Gräfin.
Wie? Sein Monarch, sein Kaiser zwingt ihn nicht,
Und du, sein Mädchen, wolltest mit ihm kämpfen?

Thekla.
Was Niemand wagt, kann seine Tochter wagen.

Gräfin.
Nun wahrlich! darauf ist er nicht bereitet.
Er hätte jedes Hinderniß besiegt,
Und in dem eignen Willen seiner Tochter
Sollt' ihm der neue Streit entstehn? Kind, Kind!
Noch hast du nur das Lächeln deines Vaters,
Hast seines Zornes Auge nicht gesehen.
Wird sich die Stimme deines Widerspruchs,
Die zitternde, in seine Nähe wagen?
Wohl magst du dir, wenn du allein bist, große Dinge
Vorsetzen, schöne Rednerblumen flechten,
Mit Löwenmuth den Taubensinn bewaffnen.
Jedoch versuch's! Tritt vor sein Auge hin,
Das fest auf dich gespannt ist, und sag' Nein!
Vergehen wirst du vor ihm, wie das zarte Blatt
Der Blume vor dem Feuerblick der Sonne.
– Ich will dich nicht erschrecken, liebes Kind!
Zum Aeußersten soll's ja nicht kommen, hoff' ich –
Auch weiß ich seinen Willen nicht. Kann sein,
Daß seine Zwecke deinem Wunsch begegnen.
Doch das kann nimmermehr sein Wille sein,
Daß du, die stolze Tochter seines Glücks,
Wie ein verliebtes Mädchen dich geberdest,
Wegwerfest an den Mann, der, wenn ihm je
Der hohe Lohn bestimmt ist, mit dem höchsten Opfer,
Das Liebe bringet, dafür bezahlen soll! (Sie geht ab.)

Neunter Auftritt.

Thekla allein.

Dank dir für deinen Wink! Er macht
Mir meine böse Ahnung zur Gewißheit.
So ist's denn wahr? Wir haben keinen Freund
Und keine treue Seele hier – wir haben
Nichts als uns selbst. Uns drohen harte Kämpfe.
Du, Liebe, gibt uns Kraft, du göttliche!
O! sie sagt wahr! Nicht frohe Zeichen sind's,
Die diesem Bündniß unsrer Herzen leuchten.
Das ist kein Schauplatz, wo die Hoffnung wohnt.
Nur dumpfes Kriegsgetöse rasselt hier,
Und selbst die Liebe – wie in Stahl gerüstet,
Zum Todeskampf gegürtet, tritt sie auf.
    Es geht ein finstrer Geist durch unser Haus,
Und schleunig will das Schicksal mit uns enden.
Aus stiller Freistatt treibt es mich heraus,
Ein holder Zauber muß die Seele blenden.
Es lockt mich durch die himmlische Gestalt,
Ich seh sie nah und seh' sie näher schweben.
Es zieht mich fort, mit göttlicher Gewalt,
Dem Abgrund zu, ich kann nicht widerstreben.

(Man hört von ferne die Tafelmusik.)

O! wenn ein Haus im Feuer soll vergehn,
Dann treibt der Himmel sein Gewölk zusammen,
Es schießt der Blitz herab aus heitern Höhn,
Aus unterird'schen Schlünden fahren Flammen,
Blindwüthend schleudert selbst der Gott der Freude
Den Pechkranz in das brennende Gebäude.
    (Sie geht ab.)


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