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Nachwort.

Die Kadaver-Exegeten unterscheiden sich von anderen Leuten nicht nur durch ihr blutdürstiges Messer, sondern auch dadurch, daß es sie geniert, nicht zu wissen, was der Mensch mit seiner Zirbeldrüse anfangen soll.

Wir übrigen urteilen sehr kühl über den Fall. Jeder gebildete Mensch weiß, daß der andere eine Zirbeldrüse hat. Der geschäftige Eifer (– hoffentlich vergreift sich der Setzer nicht und druckt: der geschäftliche Geifer –) beruhigt sich über das rätselhafte Organ, sobald ihm glaubwürdig versichert wird, daß der Nebenmensch damit nicht schaden kann.

Anders die Exegeten. Wenn sie in dem Kadaver lesen, quält sie das Bestreben, sich bei jeder Stelle etwas zu denken. Habeant! Aus dem Denken entsteht manchmal das Wissen. Das ist objektiv. Männlich. – Manchmal das Behaupten. Das ist subjektiv. Weiblich. Es gibt auch ein Neutrum! Was man nicht demonstrieren kann – – – –! Das ist das Vermuten!

Sie wissen, daß jeder eine Zirbeldrüse hat. Sie behaupten, daß niemand sie benutzt. Als was auch! Ein Organ, außen eine Kapsel, fein mit Sand ausgelegt; innen Gelee. Und sie vermuten, sie sei ein untergegangenes drittes Auge. Ein unpaares! – weil sie unpaar nennen, was nur vereinzelt auftritt. Wie der Silberling beim Stromer, der Prediger in der Wüste, das Gefühl im Geldschrank.

Das Vorhandensein dieses unpaaren Auges – so dozieren sie – deute auf eine Zeit hin, in der der schamhafte Zweibeiner mit drei Augen durch dieses Leben geleidwandelt sei. Das dritte Auge mitten auf dem Scheitel.

Es ist ein alter Satz: das Organ dient der Funktion; aber die Funktion schafft die Form und Stärke des Organs, schärft oder erschlafft es; je nach der Art und dem Grade der Beanspruchung.

Geht nicht mehr – und ihr werdet steife Knie und Gelenke bekommen; verstopft euch ein Jahrlang die Ohren, und euer Hörnerv hat sich pensionieren lassen; kriecht ein Jahrlang in einen finsteren Keller, und ihr werdet der Erblindung nahe sein; treibt ein Jahrlang Wucher, und ihr werdet die dreiprozentigen preußischen Konsols vergessen haben.

Kein Tier hat einen Hut auf dem Kopfe. Ein erhabener Unterschied zwischen uns und allem, was uns an Schlauheit und Größe, Kraft und Zähigkeit überlegen ist!

Aber mit dem Hute sperrten wir das dritte Auge in den Keller. Die Männer in einen nachtschwarzen, die Frauen in einen stark abgeblendeten. So erblindete es, verkroch sich und wurde zur Zirbeldrüse.

Die Vermutung der Exegeten erfährt eine absonderliche Verdichtung: bei Frauen ist die Zirbeldrüse noch nicht so zurückgebildet; sie ist noch größer als bei Männern. Das Verdienst des Federhutes mit seinem Lichtschimmer gegen den kompakten Filz.

In der Allgemeinheit haben wir uns das dritte Auge abgewöhnt. Auch in heimlichen spekulativen Stunden. Und wenn der eine oder die andere verschwiegene Sehnsucht darnach hat, so ist mit ihr der gefühlvolle Wunsch des Alleinbesitzes verbunden.

Die Jungfrau, die an eine Mannesbrust sinkt, könnte dann auf dem Gesichte des Bewerbers sehen, welches Gefühl sich Sieger glaubt, das via Herz oder das via Metall; der Prediger, der betend auf der Kanzel kniet und sein Antlitz verbirgt, könnte sein Interesse daran sättigen, wie sich der eine oder der andere aus seiner Gemeinde in diesem unbeobachteten Momente benimmt; lediglich lästig wäre es für den letzten Moment vor dem Gehängtwerden.

Aber das ist individuell. – Nicht generell!

Was sich zurückgebildet hat, kann sich wieder vorwärtsbilden. Nicht: wir benutzen das dritte Auge nicht, weil wir es nicht haben! – sondern wir haben es nicht, weil wir es nicht brauchen.

Es kann für die gesamte Menschheit der Fall eintreten, daß ihr das vertikale Sehen wünschenswert und, in der Steigerung der Übergangs-Jahrtausende, notwendig wird. Das wird dann sein, wenn der Mensch von oben grüßt und ruft, von oben bittet und droht: wenn das lenkbare Luftschiff erfunden ist, das zweidimensionale Reich dreidimensional wird.

Die schaffende und entwickelnde Macht haßt unästhetische Linien. Sie wird lieber das dritte Auge durch Trans- und Regenerierung wieder zur Wirksamkeit bringen, ehe sie der gesamten Menschheit einen Kropf an den zurückgebeugten Hals hängt.

Und das lenkbare Luftschiff wird kommen.

Ars technica triumphatrix! – Die Chirurgen werden einen Prozentsatz Lorbeerblätter für sich abreißen.

Suche mir jemanden, der den Unterschied zwischen möglich und unmöglich in einwandsfreien Thesen festlegen kann! Tritt heran an jeden, den du nach peinlichster Auswahl für fähig hältst –: Wer darauf verzichtet, mit Worten zu spielen, wie mit glitzernden Glaskugeln und wer, was immer er darüber sagt, nur sagt auf Grund der Summe aller Erfahrungen und in der daraus entspringenden ehrlichen Angst vor dem Behaupten, – er wird zurückschrecken.

Verständiger Rückblick zwingt uns, das Etikett »Unmöglich« mit Diskretion anzukleben.

Etwas Unmögliches! – Ja! – Zum Beispiel, daß ein Lebewesen an zwei Orten zugleich sein kann, – oder: daß das Anorganische ohne äußeren Einfluß seinen Aufenthalt wechselt! – Etwas Unmögliches, – aber nicht das Unmögliche! –

Und in diesem zweiten Falle spielt auch noch unsere Klassifikation und Namensgebung eine irreführende Rolle. Wir nennen anorganisch, was keinen Lebensquell in sich trägt, und würde ein Stein wandern, würden wir ihn, – um das Recht aus das Schema zu behalten – den Organismen zurechnen müssen. Aber: daß in einem Steine Leben erweckt werden kann, gehört das zu dem Unmöglichen? – Oder – haltet Ihr es für möglich? – Ja? – Wollt Ihr das zugeben? – Nein?

Der Indianer glaubt an Zauberei, wenn er den durch das Fernglas nahe gerückten Büffel scheinbar mit der Hand greifen kann. Goethe, das ragende Genie, hätte gelächelt, wenn ihm jemand von dem Fernsprecher prophezeit hätte. In Nachsicht hätte er ihn vielleicht eine liebliche Phantasie genannt; eine Phantasie, deren Verwirklichung nicht einmal wünschenswert wäre, weil in so vielen Fällen des Verkehrs von Mensch zu Menschen der Blick ins Auge ausgeschaltet würde. Und wenn ihm dann erwidert worden wäre, daß über jedem Fernmunde das Gesicht, die Augen des andern erscheinen würden, – etwas, das für die heutige Welt schon in absehbarer Ferne schimmert –, dann würde er es wohl abgelehnt haben, diesem auch als amüsanten Scherz zu weit getriebenen Bilde zu folgen.

Noch haben wir niemanden, der das, was wir Elektrizität nennen, erklären kann; der von sich sagen darf, er sei in den Vorgang eingeweiht. Wir wissen, wie sie entsteht, wie wir sie hervorrufen können, wie sie sich äußert, wie sie wirkt. Das ist viel; aber immer noch kein Licht, das in das eigentliche Dunkel hineinleuchtet.

Was in dem anorganischen Metalldrahte vor sich geht, wie die Milliarden Atome miteinander verkehren, – und daß hier der Nachbar mit dem Nachbar verkehrt, wird keiner zurückweisen wollen –, wir wissen nichts davon.

Stirbt der Schlaf, erwacht der Mensch! – Das wissen wir. Wir kennen den Begriff! – Jeder! – aber keiner das Wesen.

Wir nennen das Sichbiegen und das Wiederzurückspringen des Stahls Elastizität. – Wie sich in diesem anorganischen Stahlstaate das Verhältnis des einen Moleküls zum andern während des Biegens gestaltet, wir wissen es nicht.

Wir sind zu grob organisiert.

Wenn wir das, was wir sehen, schon nicht erklären können – und dazu gehört auch immer noch Zodiakal- und Nord- und Südlicht – wer ist dann berechtigt, eine in der Ferne aufsteigende Zukunft in ihrer angesagten Form für unmöglich zu halten!

Das Wort »Unmöglich« sollte der Mensch nur für sich und seine Einzelkraft, nie für die Gesamtheit, für das All und seinen Schöpfer gebrauchen.

Nirgends ist der Beweis eines Schaffenden so eindringlich, als in jeglicher Entwickelung. Und wenn wir uns die Entwickelung als etwas Persönliches vorstellen können, so ist der Mensch zugleich ihr Organ, ihr Instrument, ihr Objekt.

Um für diese drei Begriffe das Unmögliche in fest umrissenen Thesen niederlegen zu können, muß man die Wand sichten, hinter der das Können uns unbekannter, uns lenkender Macht versagt.

Das wird an dem Tage geschehen, an dem die Lehre von Gott in dem Wissen von Gott versinkt.

Also niemals! –

D. V.

Urteile der Presse.

Schlesische Zeitung (Breslau):

… Ein Buch aber, das mit der hinreißenden Verve und dem technischen Geschick, wie Emil Sandts » Cavete !« geschrieben ist, kann schon seiner literarischen Qualitäten wegen eines über die Lust am Sensationellen hinausgehenden Erfolges sicher sein. Wenn kein Geringerer als Graf Zeppelin selbst ihm ein Begleitwort mitgegeben hat, um die Annahme, Emil Sandt sei sein eigener Deckname, zurückzuweisen, so ist dies ein weiterer Beweis dafür, daß wir es hier nicht lediglich mit einem tollen Phantasiegebilde zu tun haben, sondern mit dem Werke eines Schriftstellers, dem, wie der geniale Erfinder sagt, »die herrliche Gabe verliehen ist, die Wirkung des prophetisch Geschauten auf die gesamte Kulturwelt wie ein echter Dichter in packender Form darzustellen und dahinein die ernstesten Warnungen und Mahnungen zu verweben«. – In fieberhafter Spannung durcheilt der Leser die Seiten des Buches. Aber trotz der nervenerregenden Vorgänge, der ernsten Probleme und weiten Ausblicke kann er sich auch nicht den Wirkungen eines köstlichen Humors entziehen, in dessen Hauptträger der Verfasser eine Figur von unwiderstehlicher Komik geschaffen hat.

*

Hamburger Nachrichten:

Ein Roman kann in guter wie in böser Beziehung einen ungeheuren Einfluß ausüben. Vor etwa einem Jahre brachte das Buch »Seestern 1906« die ganze zivilisierte Welt in Aufregung. Dickens »Bleak House« trug mehr zur Reform der englischen Gerichtsbarkeit bei, als alle Gesetze des Ober- und Unterhauses. Daß Harriet Beecher-Stowe mit »Onkel Toms Hütte« den ersten Anstoß zur Antisklavereibewegung gegeben hat, ist allgemein bekannt. Phantasieschöpfungen können daneben auch in anderer Beziehung einen heilsamen Einfluß ausüben. Ein berühmter Arzt gab seinen Patienten den Rat, in einsamen Stunden Bücher zu lesen, und zwar Romane, da gerade diese unter Umständen eine ausgezeichnete Arznei der Seele seien. Hervorragende Männer, deren Leben Mühe und Arbeit war, haben – nach ihrer eigenen Erklärung – im Romanlesen Erholung gefunden. So pflegte Gladstone vor jeder Rede, die er im Parlament zu halten gedachte, ins Britische Museum zu gehen und sich zu sammeln, indem er dort einen flott geschriebenen Roman las.

Vor einigen Tagen spielte mir der Zufall ein eigenartiges Buch in die Hand. Ein Buch von einer faszinierenden, dämonischen Anziehungskraft, dabei heilsame Tendenzen verfolgend. Schon das seltsame buntfarbige Titelbild wirkte wie ein großes Fragezeichen: Die Sonne versinkt flammend in das Meer. Hoch oben am wolkenschweren, unheildrohenden Abendhimmel heben sich die geisterhaften Umrisse eines Luftschiffes ab. Dazu ein zerbrochenes Schwert und ein rätselhaftes » Cavete!« »Was wollte der Verfasser? Was hatte er da Wichtiges zu sagen? Vor was warnte er!?« – Ich begann am Abend zu lesen. Schon längst wähnte ich mich von dem Lesefieber der Fugend geheilt. Aber ich las und las, bis ich am Morgen bei verlöschender Lampe das Buch aus der Hand legte. Wer mochte der große Unbekannte sein, der so glänzend zu schildern verstand, der kühne Entdeckerphantasie mit zwingender, haarscharfer Logik paarte!? – Wenige Stunden später wußte ich's, daß Hamburg den deutschen Jules Verne in seinen Mauern birgt! – Jules Verne? – Jemand mit dem unvergeßlichen Großmeister phantastischer Darstellungskunst, mit dem weltberühmten Verfasser der preisgekrönten Mondromane in einem Atem nennen, bedeutet sicherlich ein großes Kompliment, erscheint fast wie ein allzu überschwengliches Lob. Und in der Tat, die Parallele stimmt nicht! Um es ohne weiteres zu sagen: Emil Sandt, der Verfasser von » Cavete!«, steht seiner ganzen Auffassung nach auf einer so hohen Warte, steckt sich das Ziel so viel weiter, daß ein Vergleich mit dem guten, lieben Papa Verne überhaupt deplaziert ist. Er hat nichts, als die ungeheure Kraft und Kühnheit der Phantasie mit dem sonst recht harmlosen Franzosen gemein. Sandt ist ein tiefer Denker, der weitaus schärfere Beobachter, der feinere Psychologe. Er ist eine Persönlichkeit, die aus sich selbst und aus dem Vollen schöpft, und gleich beim ersten Anlauf alles übertroffen hat, was ihm hätte als Vorbild dienen können. – – Das großzügige Sandtsche Buch – das man getrost als das Buch der Saison bezeichnen kann – hat die ungeheuren Konsequenzen zum Thema, die sich aus der Erfindung des lenkbaren Luftschiffes für die ganze Kulturwelt ergeben werden. Auf Grund einer einzigen Prämisse, Beherrschung der Luft durch den Menschen – die bei der unaufhaltsam vorwärts drängenden Technik, speziell den Fortschritten der Ballontechnik, und Aviatik, gar nicht mehr so phantastisch erscheint, – baut der Verfasser mit einem bewundernswerten Scharfsinn sein Werk auf. Man erstaunt über die ungeheuren Perspektiven, die sich dabei, wie von selbst, eröffnen, über die Umwälzungen, die unserm gesamten wirtschaftlichen Leben bevorstehen und vorhandene Werte zu vernichten drohen. Man stutzt, wenn man sich darüber klar wird, welch ein zerschmetterndes Übergewicht ganz besonders auch in politisch-militärischer Hinsicht nur ein einziges brauchbares Luftschiff derjenigen Macht verleihen wird, die zuerst in der Lage ist, die Erfindung sich nutzbar zu machen: Festungen und Panzerschiffe, Mörserbatterien, Infanteriebrigaden und Kavalleriegeschwader, alles erfährt eine Umwertung resp. Entwertung. Man sagt sich beim Lesen zwar immer wieder, das ist alles ja nur Zukunftsmusik, hat aber doch die Empfindung, als ob die Ouvertüre tatsächlich schon leise eingesetzt hat und von Tag zu Tag dem Ohr vernehmlicher anschwillt. Wie lange wird's dauern, und der aufhorchenden Welt wird eines Tages mit Drommetenschall verkündet werden: Das perfekte Luftschiff ist da!! Die Ausblicke des Verfassers haben nirgends Phantastisches an sich. Sie wirken klärend wie das grelle Licht eines Scheinwerfers auf die Dunkelheit gerichtet. Auch bei der Lösung des Problems vom lenkbaren Luftschiff verliert Emil Sandt nie den Boden der Wirklichkeit unter seinen Füßen. Der Held seines Buches, der Ingenieur Fritz Rusart (Hamburg, Ferdinandstraße 12), hat dieses Problem glänzend gelöst. Auf der Elbinsel Steinwärder hat er das Luftschiff erbaut. Rusart ist ein Mann der Tat, die verkörperte Energie. Dabei aber ein Schwärmer, ein Ideologe, der an die Möglichkeit des ewigen Friedens, an die Völkerverbrüderung aufrichtig glaubt und auch danach handeln will. Er ist eben ein Deutscher! Dieser Weltbeglücker will das Geheimnis seiner Erfindung erst dann preisgeben, wenn alle Kulturstaaten bereit sind, die Erfindung unter Bedingungen zu erwerben, die jeden vor der Brutalität des andern schützen. Er glaubt in seiner Erfindung das Universalmittel gefunden zu haben, um auch widerstrebenden Nationen Bertha Suttners ewigen Frieden aufzuzwingen. Die einzelnen Staaten – die kleinen bezeichnender Weise genau so wie die großen! – treten indessen unter der Hand mit den ungeheuerlichsten Angeboten an den Erfinder heran. Dazu kommen tausende von glänzenden privaten Offerten. Die besten Köpfe der Hochfinanz suchen ihn für ihre großartigen Projekte zu gewinnen. Kurz, es beginnt ein allgemeines Wettlaufen. Der Erfinder widersteht jedoch den Versuchungen und bleibt sich selber treu. Er wartet auf die Friedenskonferenz und demonstriert einstweilen die außerordentlichen Leistungen seines Luftschiffes »Pax«, indem er fortwährend von einem Ort zum andern fährt. In dem Augenblicke jedoch, als er in Hamburg ein armiertes Luftschiff baut, beschließt jede Macht, jeder anderen zuvorzukommen und sich mit List und Gewalt – koste es, was es wolle – in den Besitz der »Robur« zu setzen. Die Beleuchtung der sogenannten internationalen Solidarität, der allgemeinen Völkerverbrüderung und des Märchens vom ewigen Frieden – lauter »Gehirnquallen«, die bekanntlich nur in deutschen Köpfen ernsthaft spuken – durch Sandt ist ein Meisterstück seiner Art. Es ist ein beherzigenswerter Appell an den common sense der deutschen Nation, speziell an die Adresse aller derer, die sich durch Schlagworte und hohe Phrasen den klaren Blick haben trüben lassen und Utopien nachjagen. Diese Untertöne und die Frage der nationalen Verteidigung geben dem Buche den politischen Hintergrund. Die Anschläge der fremdländischen Emissäre, die den Erfinder auf Schritt und Tritt beobachten, haben. hochdramatische Verwicklungen im Gefolge … » Cavete!« ist das kraftvolle und reife Erstlingswerk eines Dichters, das auch die höchsten literarischen Anforderungen erfüllt. Von »Bizarrerien« ist wenig zu merken. Sein Weckruf aber wird nicht ungehört verhallen! Es ist ein prächtiges Geschenkbuch für jedermann und wird einen Siegeszug durch die deutschen Lande antreten …

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Die Hilfe (Berlin):

Sandt hat Zeppelin auf der großen Schweizerfahrt begleitet. Mit diesem Buch gab er dem Problem des lenkbaren Luftschiffes einen künstlerischen Niederschlag. Der Roman hat nichts von jener propagandistischen Sensationsmache, die wir zum Genügen aus früheren Zeitromanen kennen, d. h. von jener Klasse, die sich um den »Seestern« gliederte. Zu einer edlen Handlung ist hier der aktuellste Stoff gestaltet worden, und ich bekenne, daß ich dieses Buch unter einem selten starken Gefühl der Spannung in einem Zuge durchgelesen habe … Vorzüglich ausgebaut, zur großen Handlung gefügt, läßt das Buch nicht nur die Entwickelung des Luftschiffproblems und den geheimnisvollen Ausbau des Schiffes selbst vorüberziehen, sondern es stellt den Lesenden zum eigenen Miterleben sofort mitten in die Handlung. Es kann kein besseres Zeichen für die innere Kraft eines Buches geben … Große Ströme ziehen durch dieses Buch; die Frage der nationalen Verteidigung durch das lenkbare Luftschiff gibt einen politisch interessant belebten Hintergrund … Das Buch hat etwas, was die Pulse schneller schlagen läßt, was das Blut erwärmt …

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Norddeutsche Allgemeine Zeitung:

Ein schier großartiges Gemälde der durch die Erfindung eines allen Stürmen trotzenden, absolut zuverlässigen Luftschiffes bewirkten Umwälzungen in der Welt entwirft Emil Sandt in seinem Cavete! Es ist eine Geschichte, über deren Bizarrerien man nicht ihre Drohungen vergessen soll. Mit Geist und glänzender Satire auf gar viele Anschauungen und Verhältnisse schildert der Verfasser die ungeheuren, in hochdramatischen Situationen sich äußernden Wirkungen der neuen Erfindung. Im Hintergrunde wird die große, auf das Internationale sich hinüberspielende Bedeutung effektvoll beleuchtet, und nach der Abwehr eines kühnen Überrumpelungsversuchs durch Engländer übergibt der Verfasser sein unter schwarz-weiß-rotem Wimpel schließlich segelndes Schiff dem Deutschen Kaiser das, was ihm selbst nicht Lebenswerk werden konnte. Cavete! hat mit politischen Sensationsbildern nichts gemein. Es ist ein Weltensensationsbild, dabei ein Roman mit glänzender Verve geschrieben, durch zwei großartige Frauen belebt, von glühender Phantasie durchflutet, durchwirkt mit kleinlichem, erbärmlichem Menschengelichter zur Seite einzelner großartiger Menschen mit weitem Blick. Glaubt man dem Buch, so wird man den Tag, da der Mensch die Luft beherrscht, da dieser unabhängig von der Scholle gemacht, da das Antlitz der Welt verändert wird, nicht herbeisehnen. Daher Cavete! Hochfesselnd ist die Lektüre, aufs allerwärmste jedem zu empfehlen, der Geistreiches liebt.

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Straßburger Post:

… Die eigentliche Bedeutung des Buches » Cavete!« liegt weniger in dem Umstand, daß es das Interesse des Lesers in regster Spannung haltende Ereignisse vorführt, als vielmehr darin, daß es ein gewichtiges und hochernstes Wort an die Ration richtet, bei der beginnenden Entwicklung der Motorluftschiffahrt mit den anderen Staaten zum mindesten gleichen Schritt zu halten, Rat und Tat dafür einzusetzen, vor allem zur Kräftigung der Machtmittel des Vaterlandes. Ich denke, der Inhalt des Buches hält, was sein Titel verspricht: den Weckruf Cavete!

Dr. A. Stolberg.

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Londoner General-Anzeiger:

Abermals ein Roman über den Zukunftskrieg, aber ein ganz eigenartiger. Das Buch liest sich so spannend, daß man es nur ungern aus der Hand legt, ehe man bis zur letzten Seite gelangt ist. Emil Sandt ist ein Jules Verne der Neuzeit, wenigstens erinnert er stark an den weltberühmten Verfasser jener phantastischen Schilderungen, ohne daß dieser Roman, wenn man die Fortschritte auf dem Gebiet der Erfindungen in Betracht zieht, lediglich als Phantasiegebilde eines Träumers bezeichnet werden könnte. Das Buch enthält eine ernste Warnung, die starken Widerhall finden muß, wo man es auch liest … Das Buch wird sicher bald zu den meistgelesenen Werken gehören. Und das verdient es. Es ist ein großartiger Roman, der uns hier beschert worden ist, dessen eigenartigem Zauber und tiefem Ernst man sich nicht entziehen kann.

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Pressestimmen vom Buchanfang ans Ende gesetzt. Re. für Gutenberg


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