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Zweites Kapitel.
Dhundias Geheimnisse.

Die Nacht sank rasch herab, denn in jenen warmen Länderstrichen dauert die Dämmerung nur wenige Sekunden.

Störche mit ihren langen Beinen und Schnäbeln, und Raben flogen scharenweise auf die Bäume, um sich dort einen Ruheplatz zu suchen, während große »Flying-fox«, die unseren Fledermäusen ähnlich sehen und eine fuchsartige Schnauze haben, ihre Verstecke verließen und lautlos in der Finsternis huschten.

Die tausend Geräusche des Urwaldes verstummten nach und nach. Kein Geschrei der Affen mehr, kein Kreischen von Vögeln, kein Schlangenzischen. Tiefes Schweigen trat seine Herrschaft an; jedoch nur wenige Stunden, denn Tiger und Panther, die auch in der Hochebene von Pannah sehr zahlreich sind, mußten bald ihre Streifzüge beginnen.

Nach jenem menschlichen Schrei war kein andres Geräusch im Walde zwischen dem riesigen Gestrüpp mehr laut geworden.

Sogar Bangawady hatte sein Trompeten eingestellt und lauschte, indem er die gewaltigen Ohren spitzte, als ob er auch das kleinste Geräusch auffangen wollte, um zu wissen, was zwischen den »Kalam« vorging.

»Ob der zweite Panther irgend einen armen Hirten zerrissen hat?« fragte sich endlich Indri mit einer gewissen Erregung. »Was meinst du, Dhundia?«

»Daß wir hier nicht untätig bleiben können,« antwortete der Gefragte, der äußerst unruhig schien.

»Was würdest du tun?«

»Ich würde die ›Kalam‹ durchstöbern.«

»Die Nacht sinkt herab und es ist nicht klug, sich mitten in jenes Gebüsch zu wagen.«

»Der Elefant weigert sich, weiter vorzudringen, Herr,« sagte der »Kornak«. »Er riecht den zweiten Panther und wagt nicht, ihn bei dieser Dunkelheit anzugreifen.«

»Dhundia, fürchtest du nicht, mir zu folgen?« fragte Indri.

»Was willst du beginnen?«

»In die ›Kalam‹ eindringen.«

Dhundia verzog das Gesicht und antwortete nicht.

»Und doch stehen die Scheiks im Rufe, tapfer zu sein,« antwortete Indri ironisch.

»Ich folge dir,« versetzte Dhundia verletzt. »Ich weiß zwar nicht, ob wir auch mit dem zweiten Panther Glück haben und den ›Kalam‹ lebend entrinnen werden.«

»Mein Karabiner ist unfehlbar.«

»Ich weiß, trotzdem – – –«

»Genug, wenn du wirklich ein Scheik bist, so folge mir. Zünde eine Wachsfackel an, dann brechen wir auf.«

Der mutige Indier lud sein Gewehr, steckte Munition zu sich, befahl dem »Kornak«, die Strickleiter fallen zu lassen und stieg, ohne sich lange zu besinnen, zu Boden.

Dhundia war ihm mit einer großen, rötlichen Wachsfackel und seinem Karabiner gefolgt.

»Soll ich dich hier erwarten, Herr?« fragte der »Kornak«.

»Du wirst diesen Platz nicht verlassen,« antwortete Indri. »Nimm meinen Ersatzkarabiner und wenn du den Panther siehst, gib Feuer.«

»Ja, Herr.«

»Gib acht, daß sich der Elefant nicht hinlegt.«

»Bangawady wird sich bereit halten.«

Indri umging den Panther, der von den gewaltigen Füßen des Dickhäuters zertreten worden war, warf einen Blick auf ihn, lud seinen Karabiner und schlich sich, zur Erde gebückt, entschlossen an die »Kalam«.

»Soll ich die Fackel anzünden?« fragte Dhundia mit unsicherer Stimme.

»Noch nicht,« antwortete Indri. »Wenn der Panther das Licht sieht, könnte er fliehen und sein Opfer mit sich schleppen, während mir viel daran liegt, jenen Menschen zu sehen.«

»Welches Interesse kann ein armer Hirt für dich haben?« fragte Dhundia lebhaft.

»Mir ist ein Verdacht gekommen, doch – – – jetzt ist nicht der geeignete Moment, lange Erläuterungen zu geben. Denken wir jetzt an den Panther.«

»Wo kam das Gebrüll her? Von rechts, von jener gewaltigen Platanengruppe herüber, nicht wahr?«

»Ja,« antwortete Dhundia.

»Diese ›Kalam‹ werden uns viel zu schaffen machen, doch werden wir hindurchkommen. Bleib hinter mir und decke meine Schultern.«

Indri hatte nunmehr die »Kalam« erreicht, die an jenem Orte sechs Meter hoch und sehr dicht waren. Nachdem er einen Augenblick stehen geblieben war, um zu lauschen, stürzte er sich hinein, indem er jenes lange Schilf mit dem Karabinerlaufe beiseite schob.

Er drang vorsichtig vor, aber ohne zu zögern, ohne die geringste Besorgnis zu zeigen.

Jener Mensch mußte einen mehr als außergewöhnlichen Mut besitzen, um sich nachts in jenes dichte Gestrüpp zu wagen, wo ihn das grausamste und hinterlistigste aller Tiere erwartete.

Der Panther konnte ihn jeden Augenblick überraschen und mit einem furchtbaren Prankenschlage zu Boden reißen.

Sicher war ihm bekannt, daß jene Raubtiere den Hinterhalt einem offenen Angriffe vorziehen und daß sie eine gewaltige Sprungkraft besitzen, die ihnen erlaubt, auch aus einer Entfernung von mehreren Metern auf ihre Beute zu stürzen.

Trotzdem bewahrte der Indier seine Ruhe und schien sich nicht sonderlich um die ernste Gefahr zu bekümmern.

Dhundia hingegen war weit davon entfernt, dieselbe Ruhe zu zeigen, obwohl er der kriegslustigsten Rasse der hindostanischen Halbinsel angehörte.

Ein nervöses Zittern durchlief seine Glieder, und von Zeit zu Zeit schlugen seine Zähne knirschend zusammen. Er wußte wohl, daß Indri ein entschlossener, unerschrockener Mann war und hatte oft Beweise davon gehabt, aber allzu sicher fühlte er sich nicht.

Etwa vierhundert Schritte hatten sie schon zwischen jenem riesigen Gestrüpp zurückgelegt, als sie plötzlich im Schweigen der Nacht jenen kurzen, kreischenden, gurgelnden Schrei vernahmen, den man nicht wieder vergißt, wenn man ihn einmal gehört hat.

Es war der zweite Panther, der seine Gegenwart und die Gefahr verkündete, der sie sich aussetzten, wenn sie weiter vordrangen.

»Er ist uns nahe,« sagte Dhundia, indem er mit Mühe die Worte hervorbrachte.

»Wenn er glaubt, mir Furcht einzuflößen, so täuscht er sich,« antwortete Indri. Er war jedoch stehen geblieben. Jener drohende Schrei, der durch die Finsternis scholl, hatte für einen Moment auch auf den kühnen Jäger einen gewissen Eindruck gemacht.

»Siehst du die Platanen?« fragte er bald darauf.

»Ja,« sagte Dhundia. »Der Mond geht eben auf und erscheint hinter dem dichten Blätterwerk.

»Dann sind wir auf gutem Wege.«

»Oder auf schlechtem? Vertraue deiner Kühnheit nicht allzu sehr. Der Panther kann uns umgehen und im Rücken anfallen.«

»Das Gestrüpp würde ihn verraten. Siehst du es sich bewegen?«

»Nein,« antwortete Dhundia.

»Du schaust nach rechts, ich nach links.«

»Wir konnten den Morgen abwarten.«

»Ich sagte dir, daß ich den Mann sehen will, den der Panther gepackt hat.«

»Meinetwegen; gib jedoch acht, daß du es nicht bereust.«

Indri zuckte mit den Schultern und setzte sich wieder in Marsch. Er rückte mit größter Vorsicht vor, blieb aller drei Schritte stehen, um zu lauschen und die Luft zu prüfen, in der Hoffnung, jenen scharfen Wildgeruch wahrzunehmen, der stets die Gegenwart jener wilden Bestien verrät.

Die Platanengruppe war nicht mehr weit und das hohe Gestrüpp schien nicht bis an jene riesigen Bäume zu reichen. Wenn der Mensch dort überfallen wurde, mußte er sich noch da befinden, denn der Panther hatte sich nicht entfernt.

Schon gewahrte Indri die gewaltigen Baumstämme, als er zur linken Hand ein leises Rauschen hörte, was von einem Körper herzurühren schien, der sich durch das Gestrüpp anschlich.

»Halt,« sagte er zu Dhundia. »Beweg' dich nicht.«

Das Geräusch dauerte noch einige Sekunden, dann verstummte es plötzlich.

»Ob der Panther im Hinterhalt liegt?« fragte sich Indri, indem er den Karabiner anlegte. »Vielleicht ist er schon auf Sprungweite heran und will sich auf uns stürzen.«

Kaum hatte er jene Worte gemurmelt, als eine schwärzliche Masse aus dem Gestrüpp hervorschnellte, wie ein Blitz über seinen Kopf fuhr und auf der anderen Seite zwischen den »Kalam« verschwand.

Das ging so schnell und so unverhofft, daß den beiden Jägern nicht einmal Zeit blieb, Feuer zu geben.

Im Gestrüpp hörte man noch den kurzen, gurgelnden Schrei der Bestie, dann störte kein Geräusch mehr das tiefe Schweigen der Hochebene.

»Er ist geflohen!« rief Indri etwas erregt.

»Und hat den Sprung gefehlt?« fragte Dhundia zähneklappernd, indem er sich den kalten Schweiß von der Stirn wischte. »Es wäre besser, wenn er ins Gebirge geflüchtet wäre.«

»Vielleicht,« antwortete Indri, der sich sofort erholt hatte. »Hörst du nichts?«

»Nein, und du?«

»Die ›Kalam‹ scheinen unbeweglich zu sein. Wir werden ihn morgen wiederfinden, wenn Bangawady zur Jagd aufgelegt sein wird. Es wäre mir schon recht, in Pannah mit zwei prächtigen Pantherfellen einzuziehen. Auf, gehen wir zu den Platanen.«

Da hörten sie ein schauerliches Jammern, was direkt von jener Baumgruppe herüberdrang.

»Hast du gehört?« fragte Indri.

»Ja,« versetzte Dhundia. »Der von der Bestie überfallene Mensch ist noch nicht tot.«

»Laufen wir hin!«

»Langsam; der Panther kann uns belauern und abermals angreifen.«

Indri war jedoch vorgesprungen und hatte die äußere Gestrüppgrenze erreicht. Jenseits zog sich eine kleine Ebene hin, die sich bis zur Platanengruppe ausdehnte.

Mitten auf der Grasfläche, die der Mond jetzt hell beschien, entdeckte er am Boden eine menschliche Gestalt.

Mit wenigen Sprüngen war Indri bei ihr.

Ein fast völlig nackter Indier, der nur einen kurzen Schurz um die Hüften trug, lag in einer Blutlache am Boden.

Es war ein Jüngling von etwa 20 Jahren, sehr mager, mit rasiertem Kopf; seine Glieder waren frisch mit Kokusnußöl eingerieben und auf der Brust hatte er eine Tätowierung, die jedenfalls eine Lotosblume darstellen sollte.

Ein furchtbarer Prankenschlag hatte ihm den Unterleib aufgerissen, sodaß die Eingeweide heraustraten, und ein Biß hatte ihm fast die ganze linke Schulter abgetrennt.

Indri hatte sich über den Unglücklichen gebeugt, indem er sagte:

»Mit diesem Menschen geht's zu Ende.«

Als der Indier jene Stimme hörte, hatte er die Augen geöffnet, und sie auf Indri gerichtet. Bei Dhundias Anblick zuckte er überrascht zusammen und öffnete die Lippen, indem er vergebens versuchte, einige Worte zu stammeln.

»Kennst du diesen Mann?« fragte Indri, verblüfft über jene Bewegung, die ihm nicht entging, obwohl sie fast unmerklich war.

»Nein,« antwortete Dhundia, der seine Blicke fest auf den Verwundeten richtete, ohne sie auch nur einen Augenblick abzuwenden.

»Seltsam! Man möchte meinen, daß ihr euch gegenseitig nicht unbekannt seid.«

»Ich wiederhole dir, daß ich diesen Menschen nie gesehen habe,« antwortete Dhundia energisch. »In welchem Verhältnisse sollte ich, ergebener Diener des ›Guicowar‹ von Baroda, zu jenem Dakoiten stehen?«

»Das ist ein Dakoit? Ein Giftmischer!« rief Indri.

»Ruhe, er wird nicht allein sein. Lassen wir ihn hier und machen wir uns sofort davon.«

»Unser Leben ist vielleicht in Gefahr, außerdem geht's mit jenem Menschen zu Ende, er wird jeden Augenblick sterben.«

Das war richtig. Der Indier, nunmehr vollständig verblutet, löste sich rasch auf.

Seine düster lauernden Blicke wandten sich jedoch nicht von Dhundia ab und seine Lippen bewegten sich noch, als wenn sie versuchten, irgend etwas hervorzubringen.

Plötzlich fiel er zurück und schloß die Augen.

»Gehen wir,« wiederholte Dhundia.

»Ja, hier haben wir nichts mehr zu tun,« antwortete Indri.

Er hob den Karabiner auf und ging.

Auch Dhundia hatte sich gebückt, um seine Waffe aufzuheben, die er hatte fallen lassen. Kaum sah er aber, wie sein Gefährte den »Kalam« zulief, als er sich mit blitzartiger Bewegung dem Sterbenden näherte und seine Hand in die furchtbare Wunde legte, die ihm im Leibe klaffte.

Bei jener Berührung hatte der Unglückliche die Augen geöffnet, sein Körper zuckte krampfhaft zusammen.

Seine Lippen öffneten sich noch einmal und einige Worte kamen hervor:

»Sitama – – – – der Fakir – – –«

»Stirb in Frieden,« sagte Dhundia, indem er ihm mit einer Gebärde Lebewohl sagte. »Ich habe dich verstanden.«

Der Indier hatte die Augen wieder geschlossen, zuckte abermals zusammen und blieb unbeweglich liegen.

Er war tot.

Dhundia holte Indri sofort ein, der sich eben zwischen die »Kalam« begeben wollte.

»Er ist tot,« sagte er.

»Wenn ich gewußt hätte, daß es ein Dakoit war, wäre ich nicht bis hierher vorgedrungen,« antwortete Indri. »Ob jener Gauner uns erwartet hat, um irgend ein Verbrechen auszuüben?«

»Wahrscheinlich; er hat uns vielleicht von fern gesehen und sich hier versteckt, um uns im Schlafe zu überraschen und hinzumorden.«

»Ob er allein ist?«

»Wenn er Genossen gehabt hätte, so hätten diese uns nicht in Frieden gelassen.«

»Vielleicht war er der Spion irgend einer Bande.«

»Wir werden uns in acht nehmen,« sagte Dhundia, dem jenes Gespräch nicht zu behagen schien. »Beschäftigen wir uns jetzt mit dem Panther.«

»Ich glaube, der ist davon.«

»Hm! Verlaß dich nicht darauf.«

Indri hatte das Gestrüpp betreten und verfolgte denselben Weg, den er vordem gegangen war, den man an den niedergetretenen »Kalam« leicht wiedererkennen konnte.

Der Rückzug ging glücklich von statten, ohne daß sie dem Raubtiere begegneten.

Wahrscheinlich hatte die schlaue Bestie, überzeugt, ihre Beute später zu packen, ohne sich den Flintenschüssen der beiden Jäger auszusetzen, einen Bogen gemacht, um zu der Platanengruppe zurückzukehren.

Als Indri und sein Gefährte den Flecken der Hochebene wieder erreichten, fanden sie Bangawady aufrecht in Kampfstellung, mit zusammengerolltem Rüssel zwischen den Stoßzähnen, gegen eine Felswand angelehnt.

Der »Kornak« hatte seinen Platz nicht verlassen und hielt den Karabiner in der Hand.

»Hast du den zweiten Panther gesehen?« fragte ihn Indri.

»Ja, Herr,« antwortete der »Kornak«. »Zweihundert Meter von hier kam er vorbei und umschlich die ›Kalam‹.«

»Und keinen Menschen?«

»Nein, niemand.«

»Laß den Elefanten niederlegen und schlage ein Lager auf.«

Der »Kornak« ließ sich auf die Erde stellen, indem er sich fest am Rüssel des klugen Tieres anhielt und begab sich dann ins Gebüsch, um trockenes Holz zu sammeln.

Inzwischen war Dhundia in die »Hauda« gestiegen, um Proviant und eine große, wasserdichte Leinwand zu holen, die als Zelt dienen sollte.

Während er die Abendmahlzeit bereitete, war Indri zu den »Kalam« zurückgekehrt und lief langsam die Front ab. Zuweilen blieb er stehen und lauschte.

Suchte er den Panther, oder wollte er sich vergewissern, ob sich noch mehr Dakoiten im Gestrüpp verborgen hielten? Wahrscheinlich waren es die letzteren, die ihn beschäftigten, und seine Unruhe war nicht unbegründet.

Wenn Indien das Vaterland der reißenden Tiere und Schlangen ist, so ist es auch das Vaterland der blutdürstigen Sekten, die kein anderes Interesse haben, als das Menschengeschlecht zu vernichten.

Die Thugs oder Würger bilden eine der berüchtigsten; jene der Dakoiten steht der ersten an Ruchlosigkeit nicht nach und schon ihr Name verbreitet unter den Einwohnern der gewaltigen hindostanischen Halbinsel überall Schrecken.

Diese Dakoiten leben zuweilen in großen, zuweilen in kleinen Banden und wetteifern untereinander, soviel Menschen, wie nur irgend möglich, umzubringen. Während die Thugs sich aber eines Lasso oder eines seidenen Tuches bedienen, wenden jene Gifte oder Betäubungsmittel an.

Der Bundelkand oder die Hochebene von Pannah bilden ihren bevorzugten Aufenthalt. In den Wäldern versteckt, erwarten sie ihre Opfer und verfehlen selten ihre Absicht.

Zuweilen schließen sie sich Karawanen an und lauern auf den günstigsten Augenblick, um Gift in die Brunnen zu schütten, wo die Reisenden gezwungen sind, Wasser zu schöpfen, oder auch in die Lebensmittel.

Oft schicken sie Spione voran, meistens alte Männer oder Knaben, die beauftragt sind, als Pilger in die Dörfer zu wandern, um auszukundschaften, wer eine Reise zu unternehmen beabsichtigt und zu erfahren, welchen Weg sie einschlagen wollen.

Sie morden mit gleicher, ungezügelter Begierde, wie die Thugs, aber während diese nur aus religiösem Fanatismus würgen, töten die Dakoiten, um ihre Opfer zu berauben.

Listig und kühn, lassen sie sich fast nie erwischen. Völlig nackt, der Körper immer mit Kokusnußöl eingerieben, um dem Ringen ihrer Opfer zu entgehen und geschmeidig wie die Schlangen treten sie überall auf, ohne daß man Verdacht hegt.

Nicht einmal die »Bengalow«, jene festen, eleganten Häuser der Reichen und Engländer, sind vor ihren Angriffen sicher. Ein Fenster, ein beliebiges Loch genügt jenen Verbrechern, um in die Zimmer zu gelangen und die Menschen im Schlafe zu ermorden.


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